Predigt über Johannes 12, 34-41 von Gerda Altpeter
12,34

Predigt über Johannes 12, 34-41 von Gerda Altpeter

34 Nun antwortete ihm die Menge: “Wir haben aus der Schrift vernommen, dass der Christus (der Gesalbte) in Ewigkeit bleibt. Wie kannst du behaupten, dass der Sohn des Menschen erhöht (ausgespannt) werden muss? Wer ist der, der Sohn des Menschen?“
35 Nun antwortete Jesus: „Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei (in) euch. Geht umher, weil ihr das Licht habt, damit die Finsternis euch nicht überfalle. Wer in der Finsternis umher läuft weiss nicht, wohin er gerät.
36 Weil ihr das Licht habt glaubt an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.“
  Das sagte Jesus und verbarg sich vor ihnen.
37 Obwohl er so viele Zeichen vor ihnen getan hatte glaubten sie nicht an ihn,
38 damit sich das Wort des Propheten Jesaja erfülle, der sagt: „Herr, wer glaubt dem, was er von uns hört? Und der Arm des Herrn, wem wird er offenbart?“
39 Durch das alles konnten sie nicht glauben,
40 denn wiederum sagt Jesaja: „Ihre Augen sind geblendet und ihre Herzen sind verhärtet, damit sie nicht sehen und ihre Herzen wahrnehmen, und sie umkehren und geheilt werden.“
41 Das sagt Jesaja weil er seine Herrlichkeit sah, und redet über ihn.
Werdet zu Kindern des Lichtes
Liebe Schwestern und Brüder,
Wenn wir, wie Jesus es wünscht, zu Kindern des Lichtes werden, so sind wir Schwestern und Brüder im Bemühen, den Wünschen Jesu zu folgen. So wage ich es, Euch in diesem Sinne an zureden, denn ich hoffe, dass ihr versteht, worum es hier geht.
Es wäre verhängnisvoll, wenn eure Augen geblendet wären, so dass ihr nicht mehr sehen könnt, worauf es ankommt. Es geschieht so leicht, dass wir nicht erkennen, in welcher Situation wir stecken. Mir ist es so gegangen, das kann ich erst jetzt, am Ende meines Lebens erkennen. Ich hätte sehen müssen, in welcher schwierigen Situation meine Kinder und nahe Menschen steckten, weil sie erwarteten, dass ich ihnen helfe, aber ich habe nichts gesehen. Ich war wie blind. Im Nachhinein erkenne ich meine Schuld.
Sonst habe ich gedacht, dass ich alles richtig anfasse. Ich war mir keiner Verfehlung bewusst. Ich habe wohl gebetet, dass Gott mir zeigen möge, wenn ich etwas falsch mache, um mir die rechte Handlungsweise mitzuteilen.
War mein Herz so hart, wie es der Prophet Jesaja sagt? Jetzt sind diese Menschen tot. Bis zu einem gewissen Grad bin ich daran schuld. Niemand kann etwas daran ändern.
Und nun lese ich diese Worte, dass ich geheilt werden soll, wenn ich umkehre. Ja, ich will umkehren. Möge das Licht von und mit Jesus mir dazu helfen.
Es ist eigenartig, dass die Übersetzung des 35. Verses lauten kann: „Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch, oder in euch. Ist beides richtig? Wenn Jesu Licht bei uns ist, ist es dann auch in uns?  Sehen wir dann, worauf es ankommt? Zeigt das Licht uns den richtigen Weg? Wird es hell in uns, so dass wir fröhlich sein können?
Möget ihr wie ich erkennen, worauf es ankommt. Möget ihr sehend werden, damit ihr erkennt, dass ihr Heilung braucht, denn nur wenn ihr das wisst, könnt ihr umkehren und euch heilen lassen.
Jesus bietet es an, er erzwingt es nicht. Er lässt uns die Freiheit, uns für oder gegen ihn zu entscheiden. Er erleuchtet unser Inneres, damit wir heil werden.
Manchmal sind wir wie die Menge, die mit Zweifeln bemerkten, dass doch die Schrift dieses oder jenes sagt, so dass es scheint, als ob da etwas nicht in Ordnung sei. Wir zweifeln ebenso leicht wie diese Menge. Der Zweifel lässt uns unsicher werden. So geraten wir in eine Finsternis, die uns den rechten Weg unsichtbar macht. Im Dunkeln kann man nicht erkennen, wohin es geht. Da taste ich vorsichtig über den Boden, weil ich nichts sehe. In einer Höhle oder im Keller kann es so sein. Wir kennen alle die Situation. Wenn das Licht wieder angeht erkennen wir, wo wir sind, und wie wir aus dem Keller oder der Höhle herauskommen können.
Hans von Campenhausen schreibt in seinem Buch „Theologenspiess und Spass“: „Georg Merz (1892-1959), damals Dozent in Erlangen, war mit Paul Althaus (1888-1966) im Landhaus des Verlegers Lempp zu Besuch. Althaus wollte im dunklen Treppenhaus Licht machen, erreichte aber statt des Lichtschalters die Klingel. Darauf Merz: „Ja, sehen Sie, so sind wir Theologen: Wir sollen Licht machen und machen – nur Lärm“.
Es geht nicht nur Theologen so. Es geht uns allen so. Wenn wir im Dunklen das Licht suchen, dann kommen wir leicht an einen falschen Schalter oder an einen falschen Weg. Der Ausgang ist nicht zu finden. Wir geraten in die Irre. Es ist so wichtig, dass wir im Licht bleiben, dass wir bei Jesus bleiben und uns durch nichts vertreiben lassen. Im Hellen ist es gut. Im Hellen können wir erkennen, wo es entlang geht. Im Hellen sind wir froh und sicher.
Alles kommt darauf an, dass wir bei Jesus bleiben im Licht. Nichts darf uns dort vertreiben, denn es ist schwer, den Weg zurückzufinden und zu gehen. Er hat uns geheilt.
Jesaja wusste von Gott her, was mit dem Volk Israel geschehen werde. Es war sein Volk, das von dem Herrn auserwählt worden war. Sie hörten nicht auf den Propheten. Sie erkannten die Zeichen nicht, die unter ihnen geschahen. Ihre Augen waren geblendet. Ihr Herz war hart. So verloren sie ihr Heil.
Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei uns und in uns. Nutzen wir das Licht für sichere Schritte.
Werdet zu Kindern des Lichtes
Im Lied können wir es singen (Evangelisches Gesangbuch Deutschland Nummero 440) in der zweiten Strophe:
O Gott, du schöner Morgenstern, gib uns, was wir von dir begehrn: Zünd deine Lichter in uns an, lass uns an Gnad kein Mangel han.
Treib aus, o Licht, all Finsternis, behüt uns, Herr, vor Ärgernis, vor Blindheit und vor aller Schand, und reich uns Tag und Nacht dein Hand,
zu wandeln als am lichten Tag, damit, was immer sich zutrag, wir stehn im Glauben bis ans End und bleiben von dir ungetrennt.