Predigt über Matthäus 9, 9-13 von Günter Goldbach
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Predigt über Matthäus 9, 9-13 von Günter Goldbach

I.
Liebe Christen, geht es heute um’s Geld? Scheinbar ja. Irgendwie schon. Das Geld spielt immer eine Rolle.
Schon in der alttestamentlichen Lesung für diesen Sonntag (Jeremia 9, 22-23) kritisiert der Prophet Jeremia ja doch Menschen, die sich wegen ihres Wissens, ihrer Macht und eben auch wegen ihres Reichtums „rühmen“. „Sich rühmen“, das hat in der Luther-Übersetzung allerdings einen etwas undeutlichen Klang. Gemeint ist nicht, dass diese Leute mit ihrem Geld „angeben“. Dass sie sich damit wichtig machen wollen. Vielmehr: Jeremia kritisiert, dass diese Leute das Geld als ihre Lebensgrundlage ansehen. Sie wissen einfach nicht, worauf sonst sie ihr Leben gründen sollen.
Und im Sonntagsevangelium, das wir gerade gehört haben (Matthäus 20, 1-16a) geht es um den Protest von Tagelöhnern, die sich total ungerecht behandelt fühlen. Obwohl sie genau das Geld bekommen, was vorher vereinbart war. Das kann aber doch ihrer Meinung nach unmöglich in Ordnung sein: Da bekommen andere, die nur eine einzige Stunde gearbeitet haben, den gleichen Lohn wie sie, die den ganzen Tag über geschuftet haben. Da wird doch wohl das einfachste Gerechtigkeitsprinzip – wie die Arbeit, so der Lohn – einfach mal so auf den Kopf gestellt. So denken und so empfinden sie jedenfalls. Und eben das ist für diese „Ganztagsarbeiter“, für ihre Ehre, für ihr Selbstwertgefühl, einfach unerträglich.
Genau dieses Empfinden, dieses „Gerechtigkeitsdenken“, ist übrigens weit verbreitet. Und keinesfalls aus der Mode. Gerade läuft so etwas wieder einmal vor unser aller Augen ab – in besonders krasser Form. Da bewirbt sich jemand für das wichtigste Amt in unserem Staat. Wohlgemerkt: Er kandidiert nur dafür. Also: Bevor er den Job überhaupt hat, sagt er schon: Der Lohn für einen so wichtigen und verantwortungsvollen Posten ist aber total ungerecht – verglichen mal mit irgendeinem Sparkassendirektor. Von Fußballspielern oder Pop-Musikern gar nicht zu reden. Also: Das Doppelte von dem jetzigen Gehalt müsste es eigentlich schon sein. Nicht 20.000 € im Monat, sondern 500.000 im Jahr oder so. – Wie ehrlich! Aber auch wie dumm und unvorsichtig – so etwas nicht nur zu denken, sondern auch noch laut öffentlich zu sagen. Welcher „Teufel“ mag ihn, diesen Kandidaten, da geritten haben – wie man bei uns sehr beziehungsreich so sagt.
II.
Aber nun zu unserem heutigen Predigttext. Einer Geschichte aus Galiläa zur Zeit Jesu. Da geht es um einen Menschen, dessen Job es ist, andere Leute abzukassieren. Und das tut er nun auch noch im Auftrag der römischen Besatzungsmacht. Er kollaboriert also mit den Feinden des jüdischen Volkes. Schon deshalb ist er in den Augen zumal der damaligen Frommen ein „Sünder“. Zöllner und Sünder – das ist für die ein- und dasselbe. – Und es kommt noch hinzu: Weil er die römischen Besatzungssoldaten in seinem Rücken weiß, verlangt er mehr an Zollgebühren als den eigentlichen Tarif.
Das muss man allerdings verstehen: Er selber will und muss ja schließlich auch noch davon leben. Und der Oberzöllner, an den er die Gebühren weiterleiten muss, will auch davon leben. Und der Generalzollpächter für die ganze Provinz will auch noch davon reich werden. Und schließlich und doch nicht zuletzt: Die Römer verlangen für sich den Großteil der Zollgebühren. Also: Dieses System der Zolleinziehung bringt es einfach mit sich: Dass dieses Zöllner am Stadttor von Kapernaum überhöhte Zollgebühren für alle Waren verlangt, die in die Stadt hineinkommen und herausgebracht werden. Dass er deshalb von allen gehasst wird. Dass er deshalb von allen verachtet und sozial geächtet wird: Meidet jeden persönlichen Kontakt mit dem! Ladet ihn keinesfalls zu euch ein! Und lasst euch auch nicht zu ihm einladen! Redet am Besten überhaupt nicht mit dem! Verflucht sei er! Zur Hölle mit ihm!
Nun: Der Zöllner Levi scheint sich in seiner Rolle dabei gar nicht wohl gefühlt zu haben. Wahrscheinlich ist er tot unglücklich. „Levi“ ist übrigens sein Name – so berichten es jedenfalls Markus (Mk. 2, 14) und Lukas (Lk. 5, 27). Warum hier der Name „Matthäus“ auftaucht, ist nicht eindeutig zu beantworten. Wahrscheinlich ist hier später ganz bewusst der bekanntere Name eines der zwölf Jünger eingesetzt worden. Und nicht der eines dann weiter nicht mehr erwähnten Levi. Wir heute sollten das jedenfalls so verstehen: Die Berufung in die Nachfolge Jesu ist ja nicht an eine bestimmte Person, an einen bestimmten Namen gebunden. Sie gilt ja doch allen Menschen!
Denn das ist nun natürlich das Entscheidende an diesem Text. Darum wird die ganze Geschichte überhaupt nur erzählt: Jesus geht auf diesen Zöllner zu, mit dem kein Mensch freiwillig etwas zu tun haben will. Er redet ihn an: Komm mit mir! Dich will ich in meiner Nähe haben! Ich halte dich für einen wertvollen Menschen! – „Und er stand auf und folgte ihm nach“ (Mt. 9, 9) – heißt es da im Evangelium in einem einzigen lapidaren Satz.
Wir erfahren keine weiteren Einzelheiten: Hat dieser Levi nun einfach sein Zollhaus zugeschlossen, seinen Arbeitsplatz sozusagen einfach verlassen? Hat er Familie gehabt, von der er sich verabschieden musste? Und in welchem Haus hat das anschließende Gastmahl stattgefunden? Im Haus des Levi? Im Haus Jesu, der ja doch in Kapernaum lebte? Wo kamen die anderen Zöllner her – waren das Arbeitskollegen dieses Levi? – Das alles erfahren wir nicht.
Nur dies: Die ganze Geschichte bewirkt eine ungeheure Empörung! Das ist in den Augen der Anständigen, der Frommen, der Gesetzestreuen ein Skandal und eine ungeheuerliche Provokation, wie sich der Rabbi Jesus benimmt. Der das im Übrigen offenbar auch noch von seinen Jüngern verlangt. Das ist, wie man heutzutage auf Neu-hochdeutsch sagt, ein absolutes No-go: die Tischgemeinschaft mit religiös und gesellschaftlich diffamierten Leuten. Die einer amoralischen Tätigkeit nachgehen. Die einen unsittlichen Lebenswandel führen. Die das Gesetz des Mose nicht respektieren. So als wenn heute ein hoch angesehener Bürger mit Gangstern und Rockern ein Saufgelage veranstaltet und mit einer Frau zusammen ist, die im Rotlicht-Milieu arbeitet. Der hat sich ja dann aber doch so was von diskreditiert. – So ist es für die gesetzestreuen und frommen Pharisäer der damaligen Zeit eine unvorstellbare Schande, sich mit solchem Pöbel einzulassen und mit ihnen zu Tisch zu liegen.
III.
Jesus aber setzt sich souverän über alle pharisäischen Reinheitsvorschriften und über das jüdische Gesetzesverständnis hinweg. Dabei „schlägt“ er seine Kritiker mit deren eigenen Waffen. Er zitiert nach dem Bericht des Matthäus aus der Bibel. Er rechtfertigt sein Verhalten sozusagen unter Berufung auf Gott selbst. „Gott will Barmherzigkeit“, zitiert er aus dem Prophetenbuch Hosea (Hos. 6, 6). Und sie, lässt Jesus die Pharisäer wissen, gleichen doch in ihrer unbarmherzigen Rechthaberei und in ihrem arroganten Exklusivitätsdenken irgendwelchen Idioten, die einen Arzt hindern wollen, Kranken zu helfen. Und er gibt ihnen mit auf den Weg: Ihr, in eurer vermeintlich korrekten Frömmigkeit seid blind für den Willen Gottes!  Es geht eben nicht um Geld. Auch nicht um eure anderen Opfergaben. Es geht überhaupt nicht um Materielles. Aber auch nicht um eure ganzen Frömmigkeitspraktiken. Das alles „bringt“ vor Gott gar nichts. Von Bedeutung ist allein eure innere Einstellung. Eine bestimmte Gesinnung eures Herzens gegenüber anderen Menschen ist entscheidend.. Besonders denen gegenüber, die nicht so „stark“, nicht so „gerecht“ sind wie ihr. Die aber sehr wohl der Hilfe und der Zuwendung bedürftig sind. Begreift ihr es endlich, lernt ihr es endlich, was das heißt: „Gott will Barmherzigkeit!“ (Mt. 9, 13).
IV.
Liebe Christen, nun wissen wir es alle und glauben es hoffentlich auch: Die Geschichten der Bibel sind nicht nur stories aus einer weit zurück liegenden Vergangenheit. Sie wollen ja doch ein uns heute anredendes Wort Gottes sein. Aber wie soll das gehen?! Wenn Jesus den Zöllner Levi anredet: „Folge mir nach!“ – sollten wir uns wirklich gemeint wissen?! Wenn Jesus die unbarmherzigen Pharisäer zurechtweist: „Gott will Barmherzigkeit!“ – sollten wir uns betroffen fühlen?!
Zunächst: Wie den Zöllner Levi ruft Jesus auch jeden und jede von uns in seine Nachfolge. So war gesagt worden. Wirklich? Sie werden womöglich denken: Na gut, man kann Jesus natürlich nachfolgen, ohne mit ihm auf den Straßen Palästinas unterwegs zu sein. Aber ein wesentlicher Unterschied zwischen damals und heute besteht ganz gewiss. Und den möchten wir gerne festgehalten haben: Wir sind ehrbare Leute. Wir bemühen uns, anständig zu leben; auch die Gebote Gottes zu halten. Keinesfalls gehören wir zu jenen zweifelhaften Typen wie dieser Zöllner von damals. Uns braucht niemand zu hassen und zu verachten. Kein Superfrommer hat ein Recht, auf uns herabzusehen und mit uns nichts zu tun haben zu wollen. – Okay. Niemand von uns befindet sich wohl in einer Situation wie dieser Zöllner damals. Niemand von uns wird wohl auch in einem solchen Ruf stehen. Niemand wird wohl einer vergleichbar anrüchigen Tätigkeit nachgehen.
Aber so in unser Herz geschaut, vor Gottes Angesicht gestellt, könnte ich auch sagen: Ist da der Unterschied auch noch so groß?! Ist es da nicht doch mehr als wahrscheinlich: Alle Menschen, damals wie heute, sind vor Gott und auch untereinander im Unrecht?! Sind – in einem radikalen Sinne – nicht alle Menschen gleichermaßen unfähig zum Guten?! Brauchen sie nicht alle – uns eingeschlossen – Vergebung für alles Böse, das sie gewollt, gesagt und getan haben?! Eingestanden und zugegeben oder auch nicht?! Doktor Martinus hat es etwa so formuliert: Wir Menschen haben alle nur eine Kunst zu lernen: dass wir Sünder werden; d. h. dass wir das auch vor unserem eigenen Gewissen und in unseren eigenen Augen werden, was wir vor Gott sind.
Man kann sich das an einer ganz einfachen Überlegung vor Augen führen. Stellen wir es uns einmal vor: Alle unsere Gedanken, auch die allergeheimsten, die wir denken, würden veröffentlicht; sie ständen jeden Tag in der Zeitung zu lesen oder man könnte sie im Internet anklicken. Alles, was wir tun und je getan haben, würde bekannt gemacht und jeder erführe davon. Wer von uns könnte sich dann überhaupt noch auf die Straße trauen?! Wer von uns müsste dann nicht vor Scham in den Boden versinken?! Wer von uns könnte dann überhaupt noch weiterleben?! – Das alles aber ist vor Gott nicht verborgen! Er kennt uns und weiß um uns.
Wenn wir uns das einmal klar machen und nicht nur auf die Äußerlichkeiten blicken: Besteht dann wirklich noch ein so himmelweiter Unterschied zwischen uns und diesem Zöllner von damals? Ja, können wir uns überhaupt noch von ihm unterscheiden wollen, wenn wir erkannt haben, was er erkannt haben muss: Dass alle Menschen verloren sind ohne die göttliche Gnade und Barmherzigkeit. Dass aber die göttliche Gnade und das göttliche Erbarmen jedem Menschen angeboten werden in Jesus aus Nazareth. Ich sage: Wohl uns, wir sind gerettet, wenn wir die Worte Jesu hören, wie einst dieser Zöllner: Dir kann verziehen werden. Auf dich habe ich gewartet. Dich will ich in meiner Nähe haben. Folge mir nach!
Liebe Christen, damit sind wir noch nicht ganz am Ende mit dem, was es heute zu begreifen gilt. Die Barmherzigkeit Gottes ist nämlich nicht so etwas wie ein herrlicher Garten, in dem man umherspazieren und die schönen Früchte genießen kann. Nein, wer diese Früchte bekommen hat, sich darüber gefreut und sie genossen hat – wenn ich mich noch einen Augenblick lang so bildhaft ausdrücken darf: der soll nicht nur, nein, der kann jetzt auch etwas davon weitergeben. Sozusagen – und nun im Klartext – als Reflex auf die empfangene Barmherzigkeit Gottes können wir barmherzig sein im Umgang mit anderen Menschen.
Nun mögen Sie vielleicht denken oder sich selber fragen: Wie soll denn das aussehen? Was kann ich denn schon machen? – Nun, es ist wohl nicht so, dass man jetzt als Gut-Mensch umherläuft, ständig ein Sonntagsgesicht aufsetzt oder sich an der Devise orientiert: Alles verstehen, heißt alle verzeihen – wie eine ziemlich merkwürdige Redewendung lautet. Nein. Zugegeben: Man muss schon überlegen; man muss sich schon etwas einfallen lassen; man muss schon ein wenig Fantasie entwickeln, die ja eine Tochter der Liebe sein soll. – Als Beispiele nenne ich einmal einige mir bekannte Mädchen und Jungen: Schülerinnen und Schüler, zum Teil auch schon in der Berufsausbildung: Sie gehen alle 14 Tage sonntags in ein Krankenhaus, um dort den Pflegerinnen und Pflegern bei der Arbeit zu helfen. – Oder kürzlich geriet ich mit einem Studenten ins Gespräch: Der ist in seinem gerade begonnenen Studium durch Vorlesungen, Seminare, Kolloquien, durch Klausuren und Praktika viel mehr gestresst, als er sich das vorher hat vorstellen können. In seiner knapp bemessenen Freizeit treibt er am liebsten Sport. Dennoch geht er an 3 Tagen in der Woche nachmittags einige Stunden in ein Pflegeheim, um sich dort nützlich zu machen. – Ältere, für die körperliche Arbeit nicht mehr so angesagt ist, könnten sich – wenn sie mental gut drauf und innerlich belastbar sind – z. B. zur Mitarbeit in einem Hospiz bereit finden. Oder… Oder…
Die EKD hat in ihrer Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 beschlossen, das jetzige Jahr 2013 unter den Leit-Gedanken der Toleranz zu stellen. Deshalb erlauben Sie einem überzeugten Protestanten wie mir zum Schluss meiner Predigt zwei Beispiele unserer katholischen Mitchristen als vorbildhaft hinzustellen:
Auf einer meiner Italienreisen habe ich kürzlich in Florenz das Haus der Erzbruderschaft Misericordias (auf deutsch: Barmherzigkeit) besucht. Zu dieser Bruderschaft gehören Bürger der Stadt Florenz aus allen Altersklassen und Schichten der Bevölkerung: Automechaniker und Rechtsanwälte, Verkäufer und Leitende Angestellte großer Unternehmen, selbständige Kaufleute, Richter und Beamte. Sie alle haben sich verpflichtet, mindestens zwei oder auch mehr Stunden in der Woche, sei es tagsüber oder nachts, im Haus der Bruderschaft zum Einsatz bei Verkehrsunfällen in der Stadt oder deren Umgebung bereitzustehen. Passiert ein solcher Unfall, dann werden nicht nur Polizei und Rettungskräfte, sondern auch sie benachrichtigt. Und dann fahren sie in ihren schwarzen Kutten, die sie während ihres Einsatzes tragen, zu der Unfallstelle, beteiligen sich an der Ersten Hilfe, begleiten die Verunglückten ins Krankenhaus, benachrichtigen die Angehörigen usw. Kehren sie in das Haus der Bruderschaft zurück, betreten sie als erstes die Kapelle, um für den oder die zu beten, denen sie geholfen haben.
Mein zweites Beispiel: In der Stadt Rom selbst, Sie wissen es, gibt es wahrhaft viele Sehenswürdigkeiten zur Kenntnis zu nehmen: San Pietro, die Vatikanischen Gärten, unzählige Kulturgüter aus den verschiedensten Zeitepochen. Die schönste aller Kirchen: St. Paul vor den Mauern, in deren Fundamenten vor Kurzem das Grab des Paulus aufgefunden worden sein soll. – Für mich in ganz besonderer Weise beeindruckend, ich gebe es zu, war ein Text, den ich schon vor vielen Jahren, bei meinem ersten Besuch in der Ewigen Stadt, gefunden habe: die „Gebote der Krankenpflege“ im Hospital Santo Spirito, dem ältesten Krankenhaus Roms. Da heißt es:
„Es ist nicht genug, im Allgemeinen Gutes zu tun, noch genügen Güte und der Wille, das Gute zu vollbringen. Du musst die tausend verschiedenen Weisen verstehen, es wirklich zu üben. Was zu sagen, was zu tun ist bei den vielen kleinen Leiden so wie bei den großen, die vor Schrecken verstummen machen. Bei der Verzweiflung, die weint, und jener, die höhnisch lacht. Bei dem, der Gott anbetet, und dem, der ihn lästert. Neben dem Leben, das entschwindet, und dem, das wiederkehrt. Überwinde die Müdigkeit, den Überdruss, die Langeweile, die Ungeduld. Achte besonders darauf: Dass der, der dir anvertraut ist, sich auf deine umsichtige und hilfsbereite Liebe stützt. Dass er verstanden werde, ohne zu reden. Und Hilfe erlange, ohne darum zu bitten. Und neue Hoffnung fasse in dem Augenblick, wo er der Verzweiflung am nächsten ist. Dass er hochgehalten werde, wo er glaubt, sich aufgeben zu müssen. Dass er am Abgrund der Finsternis zu neuem Licht geführt werde“.
Das, so finde ich, sind beeindruckende, wunderbare Worte. Nur: sie „Gebote“ zu nennen, dürfte wohl kaum richtig sein. Ich würde sie gerne „geschenkte Begabungen“ nennen. Die demjenigen zugeeignet werden, der sie durch den Santo Spirito, den Heiligen Geist bekommen möchte und dazu befähigt werden will. Der sie dann anwenden kann – bei vielen Menschen ganz in seiner Nähe, ohne dass sie ihm bisher als „bedürftig“ aufgefallen sind. Weil er dann „gelernt“ hat, sie mit anderen Augen wahrzunehmen. Oder: Wie bei ihnen der barmherzige Wille Gottes in der unbarmherzigen Welt unserer Tage lebendig werden kann.
Amen.