Predigt über Matthäus 9,35-38 in einfacher Sprache von Christiane Neukirch
9,35
* Predigt in einfacher Sprache für einen Gottesdienst in Gebärdensprache *
Die Gnade von unserm Herrn Jesus Christus und die Liebe von Gott und die Gemeinschaft im Heiligen Geist soll euch alle erfüllen. Amen.
Liebe Gemeinde!
Es ist Sonntag mittag. Ich fahre los zum Gottesdienst nach Hildesheim. Der beginnt um 14.30 Uhr. Um 14.00 Uhr muss ich da sein, alles vorbereiten. Vor mir fährt ein Laster. Warum hält der jetzt? Ich bin ungeduldig. Ich will weiter. Gott sei dank hört keiner, wie ich schimpfe: nun fahr doch, du..
Unterwegs sein – das kennen wir. Da ist der Termin beim Arzt, auf dem Amt oder bei der Arbeit. Auf dem Weg denken wir schon daran: Ich bin gleich da - , wen werde ich sprechen, was werde ich sagen und und und. Manchmal läuft ein alter Bekannter an mir vorbei und ich habe ihn gar nicht bemerkt – so bin ich in meinen Gedanken.
Unterwegs mit Jesus sein – das ist ganz anders. Matthäus erzählt davon in unserem Predigttext. Jesus und seine Jünger gehen durch Städte und Dörfer – zu Fuß – und dabei haben sie keinen Zeitdruck. Da ist kein Termin, da schlägt keine Uhr, da sind keine Umwege. Auf dem Weg begegnen sie vielen Menschen – Jesus spricht mit Kranken und heilt sie, Jesus geht in Synagogen und predigt: Gott ist nah! Mit offenen Augen sieht er den Menschen, der gerade vor ihm steht. Und erkennt, was dieser Mensch jetzt gerade braucht.
Jesus hat die Zeit. Er weiß: alles ist in Gottes Hand. Er weiß: auch er selbst ist in Gottes Hand. Er muss nicht sorgen und schaffen für sein eigenes Leben. Er ist frei für andere Menschen. Er kann da sein für sie, schauen und helfen.
Mit Jesus unterwegs sein – so wie er offen und wach schauen: wer begegnet mir heute, und der Mensch da - was braucht der? Ich frage uns: Können wir das auch? Haben wir dafür Zeit?
Stellen wir uns mal vor – wir gehen so über unsere Lister Meile. Wen sehen wir da?
Da ist der alte Mann mit dem Rollator, der geht alleine da lang und er sieht gar nicht fröhlich aus dabei. Ich muss an die vielen denken, die ich kenne, die warten. Warten – dass mal einer kommt. Dass mal einer fragt: wie geht es Dir eigentlich? Was hast du erlebt? Dass mal einer sagt: erzählt mir deine Geschichte!
Da sind Jugendliche, die auf einem Spielplatz rumsitzen. Und ich denke dabei an mein Gespräch mit einem Mädchen. Ich frage sie: was willst du mal werden? Sie antwortet mir: KP – kein Plan. Sie hat keine Ahnung, was sie machen soll. Ich fühle: Sie hat gar kein Selbstvertrauen, hat nicht den Mut zu denken: ja, ich kann was Gutes machen?!
Und da sind eilige Menschen, die keine Zeit haben – so wie ich meistens - und ich denke daran, wie ich einer Frau von einem Tag im Kloster erzählt habe, vom Schweigen und Beten und Singen – und sie sagte: O, das ist nichts für mich! Ich muss immer was tun! Rumsitzen kann ich nicht. Wie schade! Sie weiß gar nicht, wie gut das tut, mal still zu sein bei Gott und nach innen zu schauen: wie geht es mir, meiner eigenen Seele? Was brauche ich? Mit Vertrauen: Gott sieht mich. Gott hilft mir.
„Jesus fühlt Mitleid mit den Menschen, denn sie waren müde und kaputt und zerstreut wie Schafe ohne Hirten“– so erzählt Matthäus. Für Jesus ist ganz klar: da müssen viel mehr Helfer sein, „Arbeiter“ – wie er sagt. Jesus hat ja Recht!
Aber: Was sollen wir denn tun? Ein Mensch alleine kann nicht alle besuchen. Auch ein Pastor, eine Pastorin schafft das nicht. Wir brauchen viel mehr Menschen, die mitmachen beim Besuchen.
Wir können auch nicht für die Jugendlichen entscheiden, was sie machen wollen. Sie müssen selbst suchen und finden: was können sie, was wollen sie tun? Dazu brauchen sie viele gute Vorbilder und klare Bindungen. Menschen, die ihnen immer wieder sagen: Hey, Schön, dass du da bist! Du bist gut! Du kannst was!
Und wir können nicht Menschen zur Ruhe bringen, wenn sie selber das nicht möchten. Wir können andere nicht zum Glauben an Gott zwingen.
Aber was Jesus sagt, das können wir tun und das hilft: Jesus sagt zu den Jüngern und damit auch zu uns: Bittet den Herrn, er soll Arbeiter schicken.
Bittet Gott, sagt Jesus. Jesus selbst beginnt seinen Weg mit Gott. Immer wieder betet er selber. Zieht sich zurück, will mit Gott allein sein. Immer wieder bekommt er so Kraft von Gott. Und so soll und kann es auch bei uns sein.
Mir hilft es oft schon, mich einfach ganz nah bei Gott zu wissen. Wie ein schönes Gebet sagt:
Ich sitze vor dir, Gott aufrecht und entspannt. In diesem Augenblick lasse ich all meine Pläne, Sorgen und Ängste los. Ich lege sie in deine Hände. Öffne mich für dich, dann kann ich immer tiefer erfahren, wer du bist und was du von mir willst.
Und dann geschieht es, dass ich Mut bekomme,
- mich auszuruhen ohne schlechtes Gewissen. Das hat Jesus auch gemacht!
Und dann, mit neuer Kraft, eben das zu tun, was ich kann:
- nicht alle, aber wenigstens eine zu besuchen;
- mich zu interessieren, was Jugendliche heute beschäftigt, was ihnen Sorgen macht, was sie brauchen; vielleicht kenne ich ja einen oder eine?
- dann kann ich auch besser annehmen, dass Menschen meinen Glauben nicht verstehen und nicht teilen können. Und dass Gott sie trotzdem liebt.
Gott geht mit jedem Menschen seinen Weg. Er soll uns bitte schenken, dass wir sehen: Wo können wir helfen. Dass wir dafür auch die Kraft und den Mut haben.
Amen.
Die Gnade von unserm Herrn Jesus Christus und die Liebe von Gott und die Gemeinschaft im Heiligen Geist soll euch alle erfüllen. Amen.
Liebe Gemeinde!
Es ist Sonntag mittag. Ich fahre los zum Gottesdienst nach Hildesheim. Der beginnt um 14.30 Uhr. Um 14.00 Uhr muss ich da sein, alles vorbereiten. Vor mir fährt ein Laster. Warum hält der jetzt? Ich bin ungeduldig. Ich will weiter. Gott sei dank hört keiner, wie ich schimpfe: nun fahr doch, du..
Unterwegs sein – das kennen wir. Da ist der Termin beim Arzt, auf dem Amt oder bei der Arbeit. Auf dem Weg denken wir schon daran: Ich bin gleich da - , wen werde ich sprechen, was werde ich sagen und und und. Manchmal läuft ein alter Bekannter an mir vorbei und ich habe ihn gar nicht bemerkt – so bin ich in meinen Gedanken.
Unterwegs mit Jesus sein – das ist ganz anders. Matthäus erzählt davon in unserem Predigttext. Jesus und seine Jünger gehen durch Städte und Dörfer – zu Fuß – und dabei haben sie keinen Zeitdruck. Da ist kein Termin, da schlägt keine Uhr, da sind keine Umwege. Auf dem Weg begegnen sie vielen Menschen – Jesus spricht mit Kranken und heilt sie, Jesus geht in Synagogen und predigt: Gott ist nah! Mit offenen Augen sieht er den Menschen, der gerade vor ihm steht. Und erkennt, was dieser Mensch jetzt gerade braucht.
Jesus hat die Zeit. Er weiß: alles ist in Gottes Hand. Er weiß: auch er selbst ist in Gottes Hand. Er muss nicht sorgen und schaffen für sein eigenes Leben. Er ist frei für andere Menschen. Er kann da sein für sie, schauen und helfen.
Mit Jesus unterwegs sein – so wie er offen und wach schauen: wer begegnet mir heute, und der Mensch da - was braucht der? Ich frage uns: Können wir das auch? Haben wir dafür Zeit?
Stellen wir uns mal vor – wir gehen so über unsere Lister Meile. Wen sehen wir da?
Da ist der alte Mann mit dem Rollator, der geht alleine da lang und er sieht gar nicht fröhlich aus dabei. Ich muss an die vielen denken, die ich kenne, die warten. Warten – dass mal einer kommt. Dass mal einer fragt: wie geht es Dir eigentlich? Was hast du erlebt? Dass mal einer sagt: erzählt mir deine Geschichte!
Da sind Jugendliche, die auf einem Spielplatz rumsitzen. Und ich denke dabei an mein Gespräch mit einem Mädchen. Ich frage sie: was willst du mal werden? Sie antwortet mir: KP – kein Plan. Sie hat keine Ahnung, was sie machen soll. Ich fühle: Sie hat gar kein Selbstvertrauen, hat nicht den Mut zu denken: ja, ich kann was Gutes machen?!
Und da sind eilige Menschen, die keine Zeit haben – so wie ich meistens - und ich denke daran, wie ich einer Frau von einem Tag im Kloster erzählt habe, vom Schweigen und Beten und Singen – und sie sagte: O, das ist nichts für mich! Ich muss immer was tun! Rumsitzen kann ich nicht. Wie schade! Sie weiß gar nicht, wie gut das tut, mal still zu sein bei Gott und nach innen zu schauen: wie geht es mir, meiner eigenen Seele? Was brauche ich? Mit Vertrauen: Gott sieht mich. Gott hilft mir.
„Jesus fühlt Mitleid mit den Menschen, denn sie waren müde und kaputt und zerstreut wie Schafe ohne Hirten“– so erzählt Matthäus. Für Jesus ist ganz klar: da müssen viel mehr Helfer sein, „Arbeiter“ – wie er sagt. Jesus hat ja Recht!
Aber: Was sollen wir denn tun? Ein Mensch alleine kann nicht alle besuchen. Auch ein Pastor, eine Pastorin schafft das nicht. Wir brauchen viel mehr Menschen, die mitmachen beim Besuchen.
Wir können auch nicht für die Jugendlichen entscheiden, was sie machen wollen. Sie müssen selbst suchen und finden: was können sie, was wollen sie tun? Dazu brauchen sie viele gute Vorbilder und klare Bindungen. Menschen, die ihnen immer wieder sagen: Hey, Schön, dass du da bist! Du bist gut! Du kannst was!
Und wir können nicht Menschen zur Ruhe bringen, wenn sie selber das nicht möchten. Wir können andere nicht zum Glauben an Gott zwingen.
Aber was Jesus sagt, das können wir tun und das hilft: Jesus sagt zu den Jüngern und damit auch zu uns: Bittet den Herrn, er soll Arbeiter schicken.
Bittet Gott, sagt Jesus. Jesus selbst beginnt seinen Weg mit Gott. Immer wieder betet er selber. Zieht sich zurück, will mit Gott allein sein. Immer wieder bekommt er so Kraft von Gott. Und so soll und kann es auch bei uns sein.
Mir hilft es oft schon, mich einfach ganz nah bei Gott zu wissen. Wie ein schönes Gebet sagt:
Ich sitze vor dir, Gott aufrecht und entspannt. In diesem Augenblick lasse ich all meine Pläne, Sorgen und Ängste los. Ich lege sie in deine Hände. Öffne mich für dich, dann kann ich immer tiefer erfahren, wer du bist und was du von mir willst.
Und dann geschieht es, dass ich Mut bekomme,
- mich auszuruhen ohne schlechtes Gewissen. Das hat Jesus auch gemacht!
Und dann, mit neuer Kraft, eben das zu tun, was ich kann:
- nicht alle, aber wenigstens eine zu besuchen;
- mich zu interessieren, was Jugendliche heute beschäftigt, was ihnen Sorgen macht, was sie brauchen; vielleicht kenne ich ja einen oder eine?
- dann kann ich auch besser annehmen, dass Menschen meinen Glauben nicht verstehen und nicht teilen können. Und dass Gott sie trotzdem liebt.
Gott geht mit jedem Menschen seinen Weg. Er soll uns bitte schenken, dass wir sehen: Wo können wir helfen. Dass wir dafür auch die Kraft und den Mut haben.
Amen.
Perikope