Predigt zu 1. Könige 8, 22-24.26-28, Friedrich Seven
8,22
Predigt zu 1. Könige 8, 22-24.26-28, Friedrich Seven
Liebe Gemeinde,
Warum feiern wir am Himmelfahrtstag eigentlich in der Kirche und nicht unter freiem Himmel?
Wenn sich schon der König Salomo fragt, ob der Tempel, den er gerade erst hat bauen lassen, für Gottes Weite und Größe wirklich geeignet ist, dann sollten wir wenigstens am Himmelfahrtstag uns draußen direkt unter Gottes Thron versammeln dürfen.
Ist nicht der Himmel sowieso die bessere Kirche. Ein Blick nach oben kann das Herz wieder öffnen, läßt uns aufatmen und uns an der Freiheit Gottes für diesen glücklichen Augenblick teilhaben.
An diese Art von Gottesdienst unter dem Himmelszelt kann man sich gewöhnen, und viele Menschen haben sich so daran gewöhnt, daß sie nur noch selten den Weg in eine Kirche finden. Vor der unermesslichen Höhe des Himmels werden unsere Sorgen so klein und wir können unsere Klagen, aber auch unseren Dank über die Schönheit von Gottes freier Natur aufsteigen lassen.
Doch die Bedenken des Königs Salomo haben ihn nicht davon abgehalten, den Tempel zu weihen, und seine Frage, ob Gott in einem Haus auf Erden überhaupt Platz finden kann, ist eher ein Verneigen vor der Größe Gottes als ein Zeichen des Mißtrauens ins eigene Bauwerk.
Der König wußte schon, als der den Tempel plante und dann ins Werk setzen ließ, daß Gott sich auch gar nicht auf diesen Raum beschränken will, vielmehr soll sein Name dort anwesend sein.
So hatte Gott gesprochen:
„Von dem Tage an, da ich mein Volk Israel aus Ägypten führte, habe ich keine Stadt erwählt unter irgendeinem Stamm Israels, daß mit ein Haus gebaut würde, damit mein Name da wäre. Jerusalem habe ich erwählt, daß mein Name da wäre[...]“(V16).
Salomo hat den Tempel also im Vertrauen auf Gott und seine Zusage gebaut, um dort Gottes Namen anrufen zu können, und wie er das tut, wie er betet, das kann auch für uns eine vorbildliche Haltung sein:
Er streckt seine Hände aus gen Himmel und blickt zum Altar. Die ganze Spannung zwischen dem unermesslichen Gott im Himmel und dem winzigen Menschen auf der Erde hält ihn in Atem. Er öffnet sich für die Weite des Himmels und bleibt doch der Erde verbunden. Mehr Himmel als von seinen Händen erwartet und mehr Erde, als von seinen Augen geschaut wird, bedarf er nicht, um Gott im Gebet nahe sein zu können.
Nur in seinem Gebet kann der Ort geheiligt sein, an dem er gerade betet.
So kommt es auch am Himmelfahrtstag auch für uns nicht wirklich auf den Ort an, an dem wir feiern, und kein Kirchenhimmel braucht uns die Seele zu verfinstern. Der rechte Ort für das Gebet ist da, wo gebetet wird.
Aber wenn wir uns zum Gebet treffen, ist es schon ein schönes Zeichen für unsere Geschichte mit Gott, wenn wir dies an einem Ort tun, an dem sich schon Generationen vor uns versammelt haben und den unsere Vorfahren schon gehegt und gepflegt haben, damit auch wir hier heute uns auf den Gottesdienst und das Gebet konzentrieren können.
Mit unserer Kirche wollen schon seit Jahrhunderten Menschen Gott die Ehre geben, und wir sollten Gottes Einladung hierhin folgen.
Gewiß ist die Tatsache, daß die Kirche zu unserem Dorf gehört und über Generationen die Menschen ihre Lebensgeschichten mit ihr verknüpfen, noch keine Garantie dafür, daß wir hier Gott besonders nahe sein zu können.
Aber darin können wir uns sicher sein, daß auch in diese Dorfkirche die Menschen gegangen sind, um die Nähe Gottes zu suchen; und wenn sie über so viel hundert Jahre hin sich um den Bau und den Erhalt ihrer Kirche gekümmert haben, dann zeugt das doch davon, daß viele diese Nähe hier auch gefunden haben.
Gemeinsam haben sie diese Kirche gebaut, gemeinsam besucht und doch wohl auch gelegentlich die Erfahrung machen können, wie aus der dörflichen Gemeinsamkeit unversehens eine betende und feiernde Gemeinde geworden ist.
Die Menschen, die sich hier versammelt haben, hatten früher nicht nur diese Kirche, sondern überhaupt vieles gemeinsam im Dorf.
Das unterscheidet uns von ihnen. Unser gegenwärtiges Leben weist für jeden von uns weit über die Grenzen unserer Gemeinschaft hinaus auf größere Gemeinschaften, und wir schauen heute weiter als der Blick von unserem Kirchturm reicht.
Die jungen Leute, die unser Dorf verlassen haben, haben sich darauf eingestellt, daß sie unsere Kirchturmspitze nicht mehr an den Abenden wiedersehen können.
Feste sind darum eine willkommene Gelegenheit, wieder einmal zusammenzukommen und sich auf unsere Gemeinschaft zu besinnen. In der Kirche kann diese Besinnung zum Gebet werden.
So können unsere Gedanken hier in der Kirche zu denen gehen, für die die Chance, die Welt kennenzulernen beruflich auch bedeutet, von der Familie oft über Wochen getrennt zu sein.
Wieviel Mißmut und Verzweiflung wiederum gibt es bei denen, die der Arbeit nicht folgen können und bei Verlust des Arbeitsplatzes sich nun ganz auf das Dorf und die Arbeiten hier angewiesen fühlen.
Wir wissen auch von denen, die die Krisenherde in der Welt nicht nur aus dem Fernsehen kennen, sondern selber als Soldaten den Krieg erleben müssen. Wir denken an sie besonders, und wir spüren, wie uns überhaupt die Menschen in den gar nicht mehr so fernen Ländern nicht mehr gleichgültig bleiben können. Wir begreifen, daß wir mit ihnen die eine Erde und den einen Himmel teilen.
Wir verbinden mit diesem Himmel den Glauben daran, daß Jesus Christus dorthin zu seinem Vater aufgefahren ist.
Die Erbauer unserer Kirche haben den Altar, auf den wir blicken mit dem Kreuz geschmückt.
Mit dem Kreuz wollen sie uns an Jesus Christus erinnern, ja mehr, wir sollen unsere Gefühle und Gedanken auf ihn lenken. Der Sohn Gottes hat unter unserer Entfernung von Gott gelitten und er kennt unsere Leiden.
Er ist nicht in den Himmel aufgefahren, um uns auf unserer Erde uns selbst zu überlassen.
Mit seinem Geist will er bei uns sein und er will weiter an seinem Reich bauen.:
Aber er will für uns und mit uns daran bauen.
„Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker. Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende.“(Mt28,18-20).
So hat er zu seinen Jünger zum Abschied gesprochen.
Befohlen hat er uns, Gott zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst.
Das wird eine schwere unlösbare Aufgabe dann, wenn ich sie mir wie eine Last auferlege, die nun erst einmal getan werden muß, damit sich die Welt endlich in meinem Sinne dreht.
Leicht kann sie dann sein, wenn ich begreife, daß Christus im Himmel schon mit dem Beten für mich begonnen hat.
So können wir getrost unsere Hände gen Himmel ausbreiten, auf Christus den Gekreuzigten blicken und mit Salomo rufen, daß Gott unser Flehen und das Gebet erhören möge.
Amen!
Warum feiern wir am Himmelfahrtstag eigentlich in der Kirche und nicht unter freiem Himmel?
Wenn sich schon der König Salomo fragt, ob der Tempel, den er gerade erst hat bauen lassen, für Gottes Weite und Größe wirklich geeignet ist, dann sollten wir wenigstens am Himmelfahrtstag uns draußen direkt unter Gottes Thron versammeln dürfen.
Ist nicht der Himmel sowieso die bessere Kirche. Ein Blick nach oben kann das Herz wieder öffnen, läßt uns aufatmen und uns an der Freiheit Gottes für diesen glücklichen Augenblick teilhaben.
An diese Art von Gottesdienst unter dem Himmelszelt kann man sich gewöhnen, und viele Menschen haben sich so daran gewöhnt, daß sie nur noch selten den Weg in eine Kirche finden. Vor der unermesslichen Höhe des Himmels werden unsere Sorgen so klein und wir können unsere Klagen, aber auch unseren Dank über die Schönheit von Gottes freier Natur aufsteigen lassen.
Doch die Bedenken des Königs Salomo haben ihn nicht davon abgehalten, den Tempel zu weihen, und seine Frage, ob Gott in einem Haus auf Erden überhaupt Platz finden kann, ist eher ein Verneigen vor der Größe Gottes als ein Zeichen des Mißtrauens ins eigene Bauwerk.
Der König wußte schon, als der den Tempel plante und dann ins Werk setzen ließ, daß Gott sich auch gar nicht auf diesen Raum beschränken will, vielmehr soll sein Name dort anwesend sein.
So hatte Gott gesprochen:
„Von dem Tage an, da ich mein Volk Israel aus Ägypten führte, habe ich keine Stadt erwählt unter irgendeinem Stamm Israels, daß mit ein Haus gebaut würde, damit mein Name da wäre. Jerusalem habe ich erwählt, daß mein Name da wäre[...]“(V16).
Salomo hat den Tempel also im Vertrauen auf Gott und seine Zusage gebaut, um dort Gottes Namen anrufen zu können, und wie er das tut, wie er betet, das kann auch für uns eine vorbildliche Haltung sein:
Er streckt seine Hände aus gen Himmel und blickt zum Altar. Die ganze Spannung zwischen dem unermesslichen Gott im Himmel und dem winzigen Menschen auf der Erde hält ihn in Atem. Er öffnet sich für die Weite des Himmels und bleibt doch der Erde verbunden. Mehr Himmel als von seinen Händen erwartet und mehr Erde, als von seinen Augen geschaut wird, bedarf er nicht, um Gott im Gebet nahe sein zu können.
Nur in seinem Gebet kann der Ort geheiligt sein, an dem er gerade betet.
So kommt es auch am Himmelfahrtstag auch für uns nicht wirklich auf den Ort an, an dem wir feiern, und kein Kirchenhimmel braucht uns die Seele zu verfinstern. Der rechte Ort für das Gebet ist da, wo gebetet wird.
Aber wenn wir uns zum Gebet treffen, ist es schon ein schönes Zeichen für unsere Geschichte mit Gott, wenn wir dies an einem Ort tun, an dem sich schon Generationen vor uns versammelt haben und den unsere Vorfahren schon gehegt und gepflegt haben, damit auch wir hier heute uns auf den Gottesdienst und das Gebet konzentrieren können.
Mit unserer Kirche wollen schon seit Jahrhunderten Menschen Gott die Ehre geben, und wir sollten Gottes Einladung hierhin folgen.
Gewiß ist die Tatsache, daß die Kirche zu unserem Dorf gehört und über Generationen die Menschen ihre Lebensgeschichten mit ihr verknüpfen, noch keine Garantie dafür, daß wir hier Gott besonders nahe sein zu können.
Aber darin können wir uns sicher sein, daß auch in diese Dorfkirche die Menschen gegangen sind, um die Nähe Gottes zu suchen; und wenn sie über so viel hundert Jahre hin sich um den Bau und den Erhalt ihrer Kirche gekümmert haben, dann zeugt das doch davon, daß viele diese Nähe hier auch gefunden haben.
Gemeinsam haben sie diese Kirche gebaut, gemeinsam besucht und doch wohl auch gelegentlich die Erfahrung machen können, wie aus der dörflichen Gemeinsamkeit unversehens eine betende und feiernde Gemeinde geworden ist.
Die Menschen, die sich hier versammelt haben, hatten früher nicht nur diese Kirche, sondern überhaupt vieles gemeinsam im Dorf.
Das unterscheidet uns von ihnen. Unser gegenwärtiges Leben weist für jeden von uns weit über die Grenzen unserer Gemeinschaft hinaus auf größere Gemeinschaften, und wir schauen heute weiter als der Blick von unserem Kirchturm reicht.
Die jungen Leute, die unser Dorf verlassen haben, haben sich darauf eingestellt, daß sie unsere Kirchturmspitze nicht mehr an den Abenden wiedersehen können.
Feste sind darum eine willkommene Gelegenheit, wieder einmal zusammenzukommen und sich auf unsere Gemeinschaft zu besinnen. In der Kirche kann diese Besinnung zum Gebet werden.
So können unsere Gedanken hier in der Kirche zu denen gehen, für die die Chance, die Welt kennenzulernen beruflich auch bedeutet, von der Familie oft über Wochen getrennt zu sein.
Wieviel Mißmut und Verzweiflung wiederum gibt es bei denen, die der Arbeit nicht folgen können und bei Verlust des Arbeitsplatzes sich nun ganz auf das Dorf und die Arbeiten hier angewiesen fühlen.
Wir wissen auch von denen, die die Krisenherde in der Welt nicht nur aus dem Fernsehen kennen, sondern selber als Soldaten den Krieg erleben müssen. Wir denken an sie besonders, und wir spüren, wie uns überhaupt die Menschen in den gar nicht mehr so fernen Ländern nicht mehr gleichgültig bleiben können. Wir begreifen, daß wir mit ihnen die eine Erde und den einen Himmel teilen.
Wir verbinden mit diesem Himmel den Glauben daran, daß Jesus Christus dorthin zu seinem Vater aufgefahren ist.
Die Erbauer unserer Kirche haben den Altar, auf den wir blicken mit dem Kreuz geschmückt.
Mit dem Kreuz wollen sie uns an Jesus Christus erinnern, ja mehr, wir sollen unsere Gefühle und Gedanken auf ihn lenken. Der Sohn Gottes hat unter unserer Entfernung von Gott gelitten und er kennt unsere Leiden.
Er ist nicht in den Himmel aufgefahren, um uns auf unserer Erde uns selbst zu überlassen.
Mit seinem Geist will er bei uns sein und er will weiter an seinem Reich bauen.:
Aber er will für uns und mit uns daran bauen.
„Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker. Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende.“(Mt28,18-20).
So hat er zu seinen Jünger zum Abschied gesprochen.
Befohlen hat er uns, Gott zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst.
Das wird eine schwere unlösbare Aufgabe dann, wenn ich sie mir wie eine Last auferlege, die nun erst einmal getan werden muß, damit sich die Welt endlich in meinem Sinne dreht.
Leicht kann sie dann sein, wenn ich begreife, daß Christus im Himmel schon mit dem Beten für mich begonnen hat.
So können wir getrost unsere Hände gen Himmel ausbreiten, auf Christus den Gekreuzigten blicken und mit Salomo rufen, daß Gott unser Flehen und das Gebet erhören möge.
Amen!
Perikope
Datum 02.06.2013
Reihe: 2010/2011 Reihe 3
Kapitel / Verse: 8,22
Wochenlied: 121
Wochenspruch: Joh 12,32