Predigt zu 1. Korinther 11, 17-34 von Elke Markmann
11,17-34

Predigt zu 1. Korinther 11, 17-34 von Elke Markmann

Liebe Gemeinde,

beim letzten Abendmahl Jesu führte Jesus das Abendmahl als Erinnerungsmahl ein – so haben wir vorhin in der Lesung (Das Passamahl – ein letztes gemeinsames Abendmahl (Gütersloher Erzählbibel nach Lk 22, 7-34)) gehört. Aber schon sehr schnell kam es in manchen jungen christlichen Gemeinden zum Streit darüber, was Abendmahlsgemeinschaft heißt. Der Predigttext für den heutigen Gottesdienst erzählt anschaulich über die Streitigkeiten:

Ich lese aus dem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth aus der Gütersloher Erzählbibel:

Paulus schreibt: Beim gemeinsamen Essen sollt ihr euch daran erinnern, wie Jesus mit seinen Schülerinnen und Schülern Essen und Trinken geteilt und das letzte Passamahl gefeiert hat. Offenbar ist euch das nicht möglich: Jeder und jede isst und trinkt für sich, wer viel hat, überfrisst und betrinkt sich, wer wenig hat, steht hungrig von Tisch auf. Wenn die Armen unter euch endlich von der Arbeit kommen, sind die Reichen schon satt. Können denn diejenigen, die im Überfluss leben, nicht zu Hause essen oder wollt ihr die, die nur wenig haben, demütigen? Erwartet dafür keinen Beifall von mir! Ich erinnere euch noch einmal an das, was ich euch über das Erinnerungsmahl gesagt habe, so wie ich selbst es gelernt habe: In der Nacht, in der Jesus verraten wurde, feierte er mit seinen Schülerinnen und Schülern das Passamahl. Dabei nahm er das Brot, dankte dafür und sagte: Dieses Brot ist wie mein Leben. Immer, wenn ihr miteinander das Brot teilt, erinnert euch an mich und unser letztes gemeinsames Essen. Nach dem Essen nahm Jesus den Becher und sagte: Dieser Becher steht für den erneuerten Bund in meinem Blut. Wann immer ihr miteinander den Wein teilt, erinnert euch an mich und unsere Gemeinschaft. Denkt daran, wenn ihr bei euren Versammlungen zusammen esst!

Was war da eigentlich passiert?

In den frühen christlichen Gemeinden kamen Reiche und Arme zusammen, Hausbesitzer und Sklaven. Alle zusammen bildeten die neuen Gemeinden. Alle zusammen hörten auf das, was von Jesus erzählt wurde.

Aber es waren nicht immer alle zusammen. Da gab es immer noch soziale Unterschiede. Wer hart im Hafen arbeitete, konnte erst später zur Gemeinde kommen. Wer weniger zu tun hatte oder andere für sich arbeiten ließ, konnte schon früh zum Versammlungsort kommen. Wenn die einen schon da waren, fingen sie an zu essen und zu trinken. Sie feierten ihre Gemeinschaft. An sich ja nicht schlecht. Wenn aber dann für die schwer arbeitenden Armen nichts mehr da ist, wenn sie dazu kommen, ist das keine Gemeinschaft mehr, wie Jesus sie sich vorstellte oder lebte.

„Erinnert euch an unsere Gemeinschaft!“

Paulus ermahnt die Menschen in Korinth.

Gemeinschaft leben – dazu gehört auch das gemeinsame Essen. Das letzte Abendmahl war kein sparsames Essen von etwas Brot und einem Becher Saft für alle. Das letzte Abendmahl war ein Passamahl. Dabei gab es wie bei jedem Festessen gutes Essen. Neben einem guten Essen gehören bis heute bestimmte symbolische Speisen dazu.

Mit denen werden bestimmte Erinnerungen verbunden. Zu den einzelnen symbolischen Speisen  werden bis heute Geschichten beim Passamahl erzählt.

Auf dem Tisch befinden sich verschiedene Speisen mit symbolischer Bedeutung:

  • Ungesäuertes Brot (Matze/Mezzot) als Symbol der Eile, in der die Juden aus Ägypten geflohen sind, so dass sie nicht einmal den Brotteig säuern konnten und dieser konnte so nicht aufgehen.
  • Salzwasser als Symbol des Weinens über die Zerstörung des Jerusalemer Tempels, wo das Passalamm geopfert wurde
  • Ein Sederteller (Ka’ara), auf dem sich die folgenden Speisen befinden. In der Anordnung der Speisen gibt es Varianten:
    • Maror – ein Bitterkraut, meist Meerrettich, als Zeichen der Bitterkeit der Knechtschaft in Ägypten.
    • Seroa – eine angebratene Lammkeule mit wenig Fleisch, die an die biblische Vorschrift der Opferung eines Passalamms im Jerusalemer Tempel erinnert.
    • Charosset – eine Mischung aus Apfel- bzw. auch Feigenstückchen und Datteln, Nüssen oder Mandeln, mit etwas Rotwein zusammengeknetet, mit Zimt oder Ingwer bestreut, als Symbol für den Lehm, aus dem die Israeliten in den Zeiten der Knechtschaft Ziegel herstellen mussten.
    • Chaseret – ein zweites Bitterkraut, es wird zusammen mit dem Charosset gegessen.
    • Karpas – Sellerie, Radieschen, Petersilie oder Kartoffeln als Frucht der Erde, symbolisiert die „zermürbende Arbeit“ in Ägypten. Diese Erdfrucht wird während des Mahls in das Salzwasser getaucht und gegessen.
    • Beitzah – ein gesottenes Ei, zum Zeichen der Gebrechlichkeit menschlicher Geschicke, aber auch der menschlichen Fruchtbarkeit und schließlich zum Zeichen der Trauer um den zerstörten Tempel in Jerusalem.
    • Ein Becher Wein, der für den Propheten Elija bestimmt ist.

Nachdem diese Zeremonie gefeiert wurde, wurde gemeinsam ein Festessen geteilt.

Dies war auch der Ablauf des letzten Abendmahles Jesu mit seinen Schülerinnen und Schülern. Bei dem Brot, das er brach und über dem er den Segen sprach, handelt es sich höchstwahrscheinlich um das ungesäuerte Brot, das symbolisch für die Eile stand, mit dem die Jüdinnen und Juden Ägypten verlassen haben. Der Aufbruch und die Rettung waren Themen bei diesem Teil des Passamahles. Und von diesem Brot spricht Jesus nun als einem neuen Symbol:

Dieses Brot ist wie mein Leben. Immer, wenn ihr miteinander das Brot teilt, erinnert euch an mich und unser letztes gemeinsames Essen.

Damit wird es zu einem doppelten Symbol. Jesus knüpft an die Rettungsgeschichte seines Volkes an. So wie Gott das Volk rettete, rettet auch die Gemeinschaft, die die Menschen mit Jesus erlebt haben: hier gelten keine Grenzen oder Schranken mehr. In Jesu Gemeinschaft gibt es keine Ausgeschlossenen. Das war auch ein politisches Versprechen. Hier ist nicht wichtig, ob Ihr reich seid oder arm, ob Ihr Hausbesitzer oder Sklaven seid, ob ihr jüdisch oder griechisch seid. Hier zählt nur, dass Ihr zusammen kommt. Hier ist wichtig, dass Ihr Gott liebt – und Eure Nächsten wie euch selbst.

Der Becher, den Jesus nach dem Mahl nimmt, ist der letzte Becher, der zur Zeremonie gehört.

Jesus nimmt den Kelch nach dem Mahl – dankt und spricht den Segen, wie es beim Passamahl üblich war. Dann deutet er auch diesen Becher oder Kelch um.

In unserem Predigttext heißt es dazu: Dieser Becher steht für den erneuerten Bund in meinem Blut. Wann immer ihr miteinander den Wein teilt, erinnert euch an mich und unsere Gemeinschaft.

Auch hier wird wieder viel Wert auf die Gemeinschaft gelegt.

 

Wenn wir jetzt und hier miteinander essen und trinken, leben wir Gemeinschaft.

Zur Gemeinschaft bei Passamahl gehört die Erinnerung an die Rettung aus der Sklaverei.

Zu unserer Gemeinschaft heute gehört die Erinnerung an die Gemeinschaft, die Jesus wichtig war.

Eine Gemeinschaft, in der es keine Grenzen und Ausgrenzungen gab.

Eine Gemeinschaft, in der alle gleich viel bekommen – und nicht die einen schon besoffen und die anderen hungrig sind.

 

Und so wollen wir nun Abendmahl feiern.

 

Gott, nur ein Stück Brot in meiner Hand,

und doch ist es mehr:

Du schenkst mir das Leben

und stärkst mich

und machst mir Mut.

 

Gott, nur ein Kelch in unseren Händen,

doch in ihm schenkst Du Dich selbst.

Du schenkst uns die Fülle,

mehr als wir fassen können:

Deine Gegenwart.

 

Gott, wenn wir miteinander Brot und Kelch teilen,

dann sei uns nahe,

lass uns teilen,

was wir empfangen,

weitergeben:

Deine Liebe und Vergebung,

Deine Barmherzigkeit und Deinen Frieden.

 

Darum stimmen wir ein in das Loblied deines Volkes in aller Welt und singen:

 

Heilig, heilig, heilig...

 

Wir nehmen Brot und Traubensaft, Gaben der Schöpfung, von Menschen zubereitet, durch Jesus zum Zeichen der Liebe gemacht.

 

Wir erinnern uns: Als Jesus mit seinen Schülerinnen und Schülern das letzte Mal das Passamahl feierte, verband er sich und die Erinnerung an die Gemeinschaft mit dem Brot und dem Wein. Er lud ein, sich immer wieder mit Brot und Wein zu treffen und sich zu erinnern.

 

Jesus nahm das Brot, dankte für alle Gaben und sprach den Segen, wie es Tradition war. Er nahm das Brot, brach es und teilte es aus.

Wie das Brot aus Gottes Schöpfung, Arbeit und Liebe entstanden ist und euch stärkt, so wird es euch stärken und ermutigen, aus meiner Lebenskraft und Liebe zu schöpfen. Sie strömen euch zu, wenn ihr euch an mich erinnert.

 

Am Ende der Mahlzeit nahm er den Trinkbecher und sagte:

Mein Blut wird nicht umsonst vergossen sein. Aus Leben und Sterben wird Gott eine neue Hoffnung wachsen lassen. In diesem Kelch findet ihr den Geschmack der neuen Gemeinschaft mit Gott. Wenn ihr das tut, erinnert euch an mich und spürt unsere Verbundenheit.

Amen.

 

Vater unser …

 

228 Er ist das Brot, er ist der Wein

 

Und nun wollen wir essen und trinken.

Wir geben uns gegenseitig Brot und Saft. Wenn wir das Brot geben, sagen wir: Das Brot des Lebens! Wenn wir den Saft geben, sagen wir: Der Kelch des Heils.

 

Austeilung

 

Dann gemeinsam essen mit Gesprächsimpulsen:

 

  1. „Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.“

Sie haben auf den Tischen kleine Töpfchen mit Weizenkeimlingen.

Aus diesen kleinen Pflanzen wird das Korn, aus dem dann Mehl für Brot mahlen. Es beginnt mit einem kleinen Wunder. Aus Gottes Schöpfungswunder und unserer Hände Arbeit entsteht das, was uns lebendig erhält. Dabei steht das Brot für stellvertretend viele andere Lebensmittel. Alle wachsen wunderbarer Weise und werden mit unserer Hände Arbeit zu dem, was uns am Leben erhält.

               

Haben Sie schon einmal Lebensmittel selbst angebaut? Kartoffeln oder Gemüse? Weizen oder anderes Getreide? Wie fühlt es sich an, eigenes anzubauen und zu ernten?

 

 

  1. Brot teilen und in Gemeinschaft essen.

Welche Brotgeschichten kennen Sie? Geschichten, in denen Brot eine Rolle spielt.

Hier sind auch eigene Beispielgeschichten möglich. Z.B. „Brot in deiner Hand“ (Aus: Heinrich A. Mertens, Brot in deiner Hand, Geschichten für Kinder von der Bedeutung des heiligen Mahles, J. Pfeiffer Verlag, München, 6. Auflage 1982, 5–8.)

 

  1. Gäste bewirten

Wenn wir Gäste bekommen, legen wir oft Wert auf gutes Essen, auf eine angenehme Atmosphäre. Was machen wir, wenn wir Gäste erwarten? Wie leben wir Gemeinschaft mit Freundinnen und Freunden, mit Verwandten und Bekannten?

 

Am Ende der Mahlzeit, nahm er den Kelch und sprach: Nehmt und trinkt alle daraus!

Wenn ihr das tut, erinnert euch an mich und spürt unsere Verbundenheit.

 

Und der Friede Gottes, der größer ist als all unser Denken und Tun, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

 

Lied: 336: Danket, danket dem Herrn