Predigt zu 2. Korinther 3,3-9 von Sibylle Reh
3,3-9

Paulus und die Korinther

 

Wie würden wir unsere Kirchengemeinde anpreisen bei Menschen, die uns noch nicht kennen?

Mit einen Hochglanzflyer oder einfach, indem wir uns selbst vorstellen?

Der Hochglanzflyer würde zweifellos ein sehr viel besseres Bild unserer Gemeinde zeichnen als die Begegnung mit uns, aber: Was würde jemanden dazu bringen, sich uns anzuschließen, der Hochglanz-Flyer oder die Begegnung von Mensch zu Mensch?

Warum sind Sie hier, weil Sie eine Werbebroschüre über Kirchen gelesen haben, oder weil sie mal mit jemandem mitgegangen sind, der in die Kirche gegangen ist?

Ich denke, die allermeisten werden zuerst von irgendjemandem, und sei es die Mutter oder Oma, in die Kirche geführt worden sein.

 

Der Predigttext ist aus einem Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth.

Paulus und seine Gemeinde in Korinth, hatte er da nicht schon immer seine liebe Not? Es gab Parteiungen in der Gemeinde, die einen wollten zu Paulus halten, die andern zu anderen Missionaren, andere weder zu den einen noch zu den anderen. Im 2. Korintherbrief antwortet Paulus auf Vorwürfe gegen ihn selber.

Paulus hatte seinerzeit die Gemeinde in Korinth durch seine Predigt ins Leben gerufen. Er war lange dort gewesen, hatte gepredigt, auch einzelne getauft. Dann waren andere Missionare dort gewesen. Viele in der Gemeinde fanden diese überzeugender als Paulus, andere hielten zu Paulus. Es kam zu Konflikten. Diese spitzten sich zu, so dass Paulus bei einem späteren Besuch in der Gemeinde sogar beleidigt wurde. Er musste vorzeitig abreisen. Die Leute sagten von ihm: ¨Er schreibt zwar tolle Briefe, aber sein Auftreten hier ist eher schwach.¨ Wie sollte sich Paulus da verhalten? Wir wissen aus Erfahrung, dass es schwer ist, aus einer solchen Situation heraus zu kommen. Wenn sich genug Menschen darauf geeinigt haben, das Verhalten eines anderen als Schwäche auszulegen, dann kann dieser eigentlich tun, was er will, protestieren, schweigen, die Situation ignorieren, die Gegner angreifen, alles wird ihm als Schwäche ausgelegt. Eigentlich ist dann nur noch der totale Rückzug möglich. Viele würden genau diesen Weg nehmen. Paulus tut etwas anderes. Er hält aus. Er versucht auch nicht direkt für sich selbst zu werben.

Paulus dreht den Spieß einfach um. "Ich soll für mich werben? Es werden Empfehlungsschreiben von mir verlangt? Ihr seid doch mein Empfehlungsschreiben! Aber nicht das Empfehlungsschreiben für mich, sondern für das Evangelium von Jesus Christus!¨ Damit weist er von der Kritik an seiner Person weg auf den Glauben, der alle, Paulus, seine Gegner und den Rest der Gemeinde vereint.

Und er weist damit vorsichtig darauf hin, dass es um die Gemeinde geht, nicht um ihn. Er war der Schreiber, derjenige der ausführte. Der Brief war die Gemeinde an sich, Autor der Schreibens war Jesus Christus. Und da die Gemeinde nicht ablehnt, Teil der Botschaft Jesu Christi zu sein, da können sie auch Paulus seinen Teil an der Geschichte nicht streitig machen, dass er ihnen nämlich zuerst von Jesus Christus erzählt hat.

Der Streit um die Person des Paulus wirkt geradezu lächerlich gegenüber der Botschaft, die es zu verkünden gilt.

Paulus kommt von dort aus zu seinem Lieblingsthema, dem Besonderen des neuen Glaubens.

Paulus war, wie viele seiner Gemeindeglieder, Jude. Und das Größte und Höchste, was er kannte, bevor er Jesus begegnete, war das „Gesetz“ - die Thora, der damals wichtigste Teil der jüdischen Bibel.

Er war sein Leben lang in dem festen Glauben, das die Thora „Heilig, gerecht und gut“ sei.

Nur erkannte er, dass es einen Zugang zu dem Gesetz gab, den er vorher nicht gesehen hatte, und das ist der Geist, der auf Jesu Verheißung auf die Anhänger Jesu herabgekommen war. Das heißt: Jesus Christus ermöglicht Zugang zu dem Gesetz.

Das Gesetz, die 5 Bücher Mose, handelt von Leben und Tod, von Anfang an. Es fängt mit der Erschaffung der Welt an. Danach leben Adam und Eva im Paradies. Nach ihrer Vertreibung aus dem Paradies sind sie sterblich. Und schon im nächsten Kapitel gibt es den ersten Mord: Kain erschlägt seinen Bruder Abel. Seitdem sind Schuld und Tod endgültig auf der Welt.

Paulus findet im Tod und und in der Auferstehung Jesu Christi die Lösung von Schuld und Tod.

Liebe Gemeinde, wenn dieser Brief, der vor so vielen Jahren geschrieben wurde, noch für uns Bedeutung haben soll, dann müssen wir schauen: wo wir uns in dem Text wiederfinden können.

Bin ich ein Empfehlungsschreiben, eine Werbung für die Botschaft Jesu Christi? Was bedeutet das für mich? Das heißt, was Gemeinde ist, wird auch durch mich deutlich. Ich darf nicht auf einen anderen warten, der schöner, stärker oder redegewandter ist als ich, der im Rampenlicht steht und den ich dann mal machen lasse. Ob das Gemeindeleben gelingt, liegt auch an mir. Wenn ich darüber motze, dass die da oben in der Kirchenleitung meiner Meinung nach, alles falsch machen, nützt das gar nichts. Ich sollte lieber versuchen, hier unten möglichst viel richtig zu machen. Und darauf vertrauen, dass Gottes Geist da wirkt, wo Gemeinde ist.

(Kanzelgruss)

 

Sibylle Reh, 15344 Strausberg, sreh[at]gmx.de


 

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