Predigt zu 2. Mose 19,1-6 von Jan Greso
19,1
Am ersten Tag des dritten Monats nach dem Auszug der Israeliten aus Ägyptenland, genau auf den Tag, kamen sie in die Wüste Sinai. Denn sie waren ausgezogen von Refidim und kamen in die Wüste Sinai und lagerten sich dort in der Wüste gegenüber dem Berge. Und Mose stieg hinauf zu Gott. Und der HERR rief ihm vom Berge zu und sprach: So sollst du sagen zu dem Hause Jakob und den Israeliten verkündigen: Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst.
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Im Mittelpunkt von allem, was in diesem Text gesagt ist, ist der HERR. Von ihm geht die klare Zielsetzung hervor. Er schaut weit in die Zukunft, so weit wie die Menschen nicht sehen können. Er beruft Mose, dass er an seinen, des HERRN, weitreichenden Zielen arbeitet. Er beruft ein Volk, gibt ihm lebenslange, alle Generationen umfassende Aufgaben. Er macht alle Vorkehrungen, um dem Mose und dem Volk die Erfüllung der auferlegten Aufgaben zu ermöglichen. Die Ziele Gottes betreffen alle Völker, da er nicht nur der Gott Israels ist, sondern der Gott aller Völker. Im Mittelpunkt aller Völker will er sein und wirken. Diese Sätze sind von diesem biblischen Text und von den benachbarten Texten abgeleitet.
In allen diesen Sätzen ist Gott im Mittelpunkt. Damit ist im Text zugleich ein wichtiger Grundsatz ausgedrückt: Er, der HERR, will und soll, jetzt und in aller Zukunft, im Mittelpunkt des beauftragten Volkes stehen. Dasselbe gilt von der christlichen Kirche, die auf dieselbe Weise beauftragt ist: Im ganzen Leben und Tun der Kirche will und soll der Herr im Mittelpunkt stehen und tätig sein. Dasselbe gilt von einem jeden Mitglied des Volkes Gottes. Auch bei dem Zuhören der Botschaft des Predigttextes will der HERR im Mittelpunkt unseres Denkens stehen und wirken.
Ihm gehört alle Zeit. Er selbst wählt eine gewisse Zeit, um mit Mose und durch ihn mit seinem Volk von seinen Absichten zu sprechen. „Am ersten Tag des dritten Monats nach dem Auszug der Israeliten aus Ägyptenland“ – gerade zu dieser Zeit geschah es. Er wählt eine angemessene Zeit, und das Volk, die Kirche, der Einzelne soll aufmerksam zuhören. Kein „Gerade jetzt habe ich keine Zeit“, kein „Vielleicht ein anderes Mal“, oder Ähnliches – kommt in Frage. Allein die Antwort Samuels ist angemessen: „Rede, denn dein Knecht hört.“
Dem Herrn gehört alle Welt, alle Plätze darin. Von allen seinen Plätzen wählt er einen Platz. „Sie waren ausgezogen von Refidim und kamen in die Wüste Sinai und lagerten sich dort in der Wüste gegenüber dem Berge.“ In der Bibel werden die verschiedensten Plätze erwähnt, auf denen der Herr seinem Volk und dem einzelnen Menschen begegnet. Jeder Platz und jede Situation, die er wählt, ist geeignet, um seine Stimme, Zuspruch, Auftrag, Kritik, Warnung zu hören.
Der HERR wählt die Weise, auf die er mit dem Menschen sprechen will. Hier durch die Vermittlung von Mose. Bei Jesaja durch das Erkennen der Nähe des HERRN. Bei Simon Petrus durch den großen Fischzug. Bei Saulus durch die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn. Dem HERRN steht eine unbegrenzte Menge der Methoden zur Verfügung. Er wählt immer die beste – auch wenn es um uns geht.
Er ist der alleinige Herr der Welt: „Die ganze Erde ist mein“ (V. 5). Er ist der alleinige Gott aller Völker. Als solcher will er von allen erkannt und anerkannt werden. Zu dieser Erkenntnis will er die Völker seiner Erde führen. Diese Absicht steht hinter allem, worüber unser Text spricht. Im Text ist auch seine Methode sichtbar, die zu diesem Ziel führen soll. Zuerst will er in einem Volk als der alleinige Gott erkannt und verehrt werden. Dazu hat er dieses Volk erwählt. Diese Erwählung ist die Berufung zu einer fest umrissenen Aufgabe. Er hat alles Nötige getan, um sie zu sich zu bringen (V. 4). Die wichtigsten Seiten dessen, was er zu diesem Zweck getan hat, sind kurz beschrieben: „Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht.“ In allem, was sie sind und was sie tun, für immer, sollen sie bei ihm bleiben.
Sie sollen ein heiliges Volk sein, ein Volk, das exklusiv, ausschließlich, dem HERRN gehört, und in der Erfüllung seiner Absichten und Pläne den Sinn seiner Existenz findet. Sie sollen sein Eigentum sein, ein lebendiges Eigentum, das bereit ist, seiner Stimme zu gehorchen und seinen Bund zu halten. Dieser freiwillige, verstehende, zustimmende Gehorsam ist eine wichtige Seite ihrer Erwählung.
All dies ist die Vorbereitung für die Hauptaufgabe, die dem erwählten Volk auferlegt ist, und die Vorbedingung ihrer Erfüllung. Was ist die Hauptaufgabe? „Ein Königreich von Priestern“ sollen sie sein. Das Wort „Priester“ ist hier betont. Das Wort „Königreich“ bedeutet soviel wie: Staat[1]. Ein Volk von Priestern sollen sie sein. Priester für die Völker der Erde, der Erde, die dem Herrn gehört.
Zu den ursprünglichen Funktionen des Priesters gehört unter anderem die Belehrung von Gott, von seinem Gesetz, von seinem Bund, seiner Liebe, seinen Forderungen.[2] Im „Königreich von Priestern“, im Volk von Priestern sollen natürlich alle Mitglieder Priester sein. Alle Völker der Erde sollen durch sie das erfahren, was dem Israel als dem ersten gegeben worden war zu erleben und zu erkennen. In diesem Sinn sind sie das erwählte Volk. Er hat sie seine Macht erleben lassen, damit sie allen Völkern seine Macht bezeugen können. Er hat sie seine Fürsorge erleben lassen, damit sie allen Völkern seine Güte und Liebe bezeugen können.
Dazu ist es nötig, dass sie selbst in dem leben, was sie den anderen bezeugen sollen. Darum ist hier so nachdrücklich gesagt, dass sie der Stimme des Herrn gehorchen und seinen Bund halten sollen. Wenn man der weiteren Geschichte des zu dieser Aufgabe erwählten Volkes folgt, muss man feststellen, dass dieses Volk von weitem nicht immer auf der Höhe dieser Aufgabe stand. Der Herr hat in den folgenden Jahrhunderten durch die Propheten und durch die geschichtlichen Ereignisse an ihnen hart gearbeitet. Er hat sie so geduldig und streng und ausharrend geführt, weil seine Absicht für immer bestehen bleibt, nämlich die Absicht, dass er im Leben von Israel und von allen anderen Völkern im Mittelpunkt stehen und wirken will.
Der HERR hat auch nach Jahrtausenden nicht aufgehört, an der Verwirklichung dieses Zieles weiter zu arbeiten. In der Sendung seines Sohnes Jesus Christus hat er einen entscheidenden Schritt vorwärts in dieser Richtung gemacht. Im Hebräerbrief ist Jesus Christus als der einzigartige Hohepriester vorgestellt. Er hat sich selbst als das endgültige Opfer in den Tod hingegeben. Durch sein ganzes Leben, durch seine Botschaft, seine Verkündigung des Reiches Gottes, durch seine Liebeswerke, seinen Tod und Auferstehung wirkte er als Priester, als Priester, der sich selbst geopfert hat, als Priester, der alle Völker der Erde (Mt 28, 19 f.) zu seinem himmlischen Vater bringen will.
Er hat uns, seine Kirche, jeden Einzelnen in ihr, berufen, damit wir als Priester im missionarischen Sinn dienen. Die Worte unseres Textes aus dem Zweiten Mosebuch sind im Ersten Brief des Petrus an die christliche Kirche angewendet: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1Pt 2, 9). Wir sind Leute, die in all dem, was uns Christus gebracht hat, leben sollen, und dadurch den anderen Menschen bezeugen, wie grundsätzlich sich der Mensch verändert, wenn Gott zum Mittelpunkt seines Lebens wird: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur.“ Wir sollen uns nicht als eigene Herren, sondern als sein Eigentum betrachten: „Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn.“ Wir sollen das heilige Volk sein, für Gott ausgesondert: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes.“ Mit unserem inneren Wesen, Worten und Werken können und sollen wir missionarische Priester für andere sein. Zu einem solchen Zeugnis hat uns Jesus berufen: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
In den zitierten Worten aus dem Ersten Petrusbrief sind die Christen aus anderen, nichtjüdischen Völkern angeredet (V. 10). Das heißt, dass etwas davon, was in unserem Text aus dem Exodus angedeutet ist, sich inzwischen verwirklicht hat. Nicht nur die am Anfang in der Wüste gegenüber dem Berge angeredeten, sondern auch das aus den Nichtjuden neu gewonnene auserwählte Geschlecht ist zum Volk von Priestern geworden.
Auch für uns hat er alles getan, um uns diesen Dienst zu ermöglichen. Hier kann man die Worte aus dem Mosebuch wiederholen, und auf einer viel höheren Ebene zeigen, was alles Gott der HERR in Jesus Christus getan hat, damit wir, seine Nachfolger aus verschiedenen Völkern, zu Priestern – im missionarischen Sinn – werden können. Durch den Tod Jesu und die Vergebung hat er uns von unserer Sünde gereinigt. In der Rechtfertigung hat er uns angenommen, akzeptiert. Er hat uns den Heiligen Geist gegeben. Er hat alles getan und will uns auch weiterhin helfen bei Erfüllung unserer Aufgabe. Er hat alles getan – jetzt sind wir dran.
Amen.
[1]Vgl. Martin Noth, Das zweite Buch Mose, ATD, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1960, S. 126. – Gute Nachricht Bibel: „ein Volk von Priestern“.
[2]Vgl. Schrenk, ThWzNT III, 260.
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Im Mittelpunkt von allem, was in diesem Text gesagt ist, ist der HERR. Von ihm geht die klare Zielsetzung hervor. Er schaut weit in die Zukunft, so weit wie die Menschen nicht sehen können. Er beruft Mose, dass er an seinen, des HERRN, weitreichenden Zielen arbeitet. Er beruft ein Volk, gibt ihm lebenslange, alle Generationen umfassende Aufgaben. Er macht alle Vorkehrungen, um dem Mose und dem Volk die Erfüllung der auferlegten Aufgaben zu ermöglichen. Die Ziele Gottes betreffen alle Völker, da er nicht nur der Gott Israels ist, sondern der Gott aller Völker. Im Mittelpunkt aller Völker will er sein und wirken. Diese Sätze sind von diesem biblischen Text und von den benachbarten Texten abgeleitet.
In allen diesen Sätzen ist Gott im Mittelpunkt. Damit ist im Text zugleich ein wichtiger Grundsatz ausgedrückt: Er, der HERR, will und soll, jetzt und in aller Zukunft, im Mittelpunkt des beauftragten Volkes stehen. Dasselbe gilt von der christlichen Kirche, die auf dieselbe Weise beauftragt ist: Im ganzen Leben und Tun der Kirche will und soll der Herr im Mittelpunkt stehen und tätig sein. Dasselbe gilt von einem jeden Mitglied des Volkes Gottes. Auch bei dem Zuhören der Botschaft des Predigttextes will der HERR im Mittelpunkt unseres Denkens stehen und wirken.
Ihm gehört alle Zeit. Er selbst wählt eine gewisse Zeit, um mit Mose und durch ihn mit seinem Volk von seinen Absichten zu sprechen. „Am ersten Tag des dritten Monats nach dem Auszug der Israeliten aus Ägyptenland“ – gerade zu dieser Zeit geschah es. Er wählt eine angemessene Zeit, und das Volk, die Kirche, der Einzelne soll aufmerksam zuhören. Kein „Gerade jetzt habe ich keine Zeit“, kein „Vielleicht ein anderes Mal“, oder Ähnliches – kommt in Frage. Allein die Antwort Samuels ist angemessen: „Rede, denn dein Knecht hört.“
Dem Herrn gehört alle Welt, alle Plätze darin. Von allen seinen Plätzen wählt er einen Platz. „Sie waren ausgezogen von Refidim und kamen in die Wüste Sinai und lagerten sich dort in der Wüste gegenüber dem Berge.“ In der Bibel werden die verschiedensten Plätze erwähnt, auf denen der Herr seinem Volk und dem einzelnen Menschen begegnet. Jeder Platz und jede Situation, die er wählt, ist geeignet, um seine Stimme, Zuspruch, Auftrag, Kritik, Warnung zu hören.
Der HERR wählt die Weise, auf die er mit dem Menschen sprechen will. Hier durch die Vermittlung von Mose. Bei Jesaja durch das Erkennen der Nähe des HERRN. Bei Simon Petrus durch den großen Fischzug. Bei Saulus durch die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn. Dem HERRN steht eine unbegrenzte Menge der Methoden zur Verfügung. Er wählt immer die beste – auch wenn es um uns geht.
Er ist der alleinige Herr der Welt: „Die ganze Erde ist mein“ (V. 5). Er ist der alleinige Gott aller Völker. Als solcher will er von allen erkannt und anerkannt werden. Zu dieser Erkenntnis will er die Völker seiner Erde führen. Diese Absicht steht hinter allem, worüber unser Text spricht. Im Text ist auch seine Methode sichtbar, die zu diesem Ziel führen soll. Zuerst will er in einem Volk als der alleinige Gott erkannt und verehrt werden. Dazu hat er dieses Volk erwählt. Diese Erwählung ist die Berufung zu einer fest umrissenen Aufgabe. Er hat alles Nötige getan, um sie zu sich zu bringen (V. 4). Die wichtigsten Seiten dessen, was er zu diesem Zweck getan hat, sind kurz beschrieben: „Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht.“ In allem, was sie sind und was sie tun, für immer, sollen sie bei ihm bleiben.
Sie sollen ein heiliges Volk sein, ein Volk, das exklusiv, ausschließlich, dem HERRN gehört, und in der Erfüllung seiner Absichten und Pläne den Sinn seiner Existenz findet. Sie sollen sein Eigentum sein, ein lebendiges Eigentum, das bereit ist, seiner Stimme zu gehorchen und seinen Bund zu halten. Dieser freiwillige, verstehende, zustimmende Gehorsam ist eine wichtige Seite ihrer Erwählung.
All dies ist die Vorbereitung für die Hauptaufgabe, die dem erwählten Volk auferlegt ist, und die Vorbedingung ihrer Erfüllung. Was ist die Hauptaufgabe? „Ein Königreich von Priestern“ sollen sie sein. Das Wort „Priester“ ist hier betont. Das Wort „Königreich“ bedeutet soviel wie: Staat[1]. Ein Volk von Priestern sollen sie sein. Priester für die Völker der Erde, der Erde, die dem Herrn gehört.
Zu den ursprünglichen Funktionen des Priesters gehört unter anderem die Belehrung von Gott, von seinem Gesetz, von seinem Bund, seiner Liebe, seinen Forderungen.[2] Im „Königreich von Priestern“, im Volk von Priestern sollen natürlich alle Mitglieder Priester sein. Alle Völker der Erde sollen durch sie das erfahren, was dem Israel als dem ersten gegeben worden war zu erleben und zu erkennen. In diesem Sinn sind sie das erwählte Volk. Er hat sie seine Macht erleben lassen, damit sie allen Völkern seine Macht bezeugen können. Er hat sie seine Fürsorge erleben lassen, damit sie allen Völkern seine Güte und Liebe bezeugen können.
Dazu ist es nötig, dass sie selbst in dem leben, was sie den anderen bezeugen sollen. Darum ist hier so nachdrücklich gesagt, dass sie der Stimme des Herrn gehorchen und seinen Bund halten sollen. Wenn man der weiteren Geschichte des zu dieser Aufgabe erwählten Volkes folgt, muss man feststellen, dass dieses Volk von weitem nicht immer auf der Höhe dieser Aufgabe stand. Der Herr hat in den folgenden Jahrhunderten durch die Propheten und durch die geschichtlichen Ereignisse an ihnen hart gearbeitet. Er hat sie so geduldig und streng und ausharrend geführt, weil seine Absicht für immer bestehen bleibt, nämlich die Absicht, dass er im Leben von Israel und von allen anderen Völkern im Mittelpunkt stehen und wirken will.
Der HERR hat auch nach Jahrtausenden nicht aufgehört, an der Verwirklichung dieses Zieles weiter zu arbeiten. In der Sendung seines Sohnes Jesus Christus hat er einen entscheidenden Schritt vorwärts in dieser Richtung gemacht. Im Hebräerbrief ist Jesus Christus als der einzigartige Hohepriester vorgestellt. Er hat sich selbst als das endgültige Opfer in den Tod hingegeben. Durch sein ganzes Leben, durch seine Botschaft, seine Verkündigung des Reiches Gottes, durch seine Liebeswerke, seinen Tod und Auferstehung wirkte er als Priester, als Priester, der sich selbst geopfert hat, als Priester, der alle Völker der Erde (Mt 28, 19 f.) zu seinem himmlischen Vater bringen will.
Er hat uns, seine Kirche, jeden Einzelnen in ihr, berufen, damit wir als Priester im missionarischen Sinn dienen. Die Worte unseres Textes aus dem Zweiten Mosebuch sind im Ersten Brief des Petrus an die christliche Kirche angewendet: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1Pt 2, 9). Wir sind Leute, die in all dem, was uns Christus gebracht hat, leben sollen, und dadurch den anderen Menschen bezeugen, wie grundsätzlich sich der Mensch verändert, wenn Gott zum Mittelpunkt seines Lebens wird: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur.“ Wir sollen uns nicht als eigene Herren, sondern als sein Eigentum betrachten: „Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn.“ Wir sollen das heilige Volk sein, für Gott ausgesondert: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes.“ Mit unserem inneren Wesen, Worten und Werken können und sollen wir missionarische Priester für andere sein. Zu einem solchen Zeugnis hat uns Jesus berufen: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
In den zitierten Worten aus dem Ersten Petrusbrief sind die Christen aus anderen, nichtjüdischen Völkern angeredet (V. 10). Das heißt, dass etwas davon, was in unserem Text aus dem Exodus angedeutet ist, sich inzwischen verwirklicht hat. Nicht nur die am Anfang in der Wüste gegenüber dem Berge angeredeten, sondern auch das aus den Nichtjuden neu gewonnene auserwählte Geschlecht ist zum Volk von Priestern geworden.
Auch für uns hat er alles getan, um uns diesen Dienst zu ermöglichen. Hier kann man die Worte aus dem Mosebuch wiederholen, und auf einer viel höheren Ebene zeigen, was alles Gott der HERR in Jesus Christus getan hat, damit wir, seine Nachfolger aus verschiedenen Völkern, zu Priestern – im missionarischen Sinn – werden können. Durch den Tod Jesu und die Vergebung hat er uns von unserer Sünde gereinigt. In der Rechtfertigung hat er uns angenommen, akzeptiert. Er hat uns den Heiligen Geist gegeben. Er hat alles getan und will uns auch weiterhin helfen bei Erfüllung unserer Aufgabe. Er hat alles getan – jetzt sind wir dran.
Amen.
[1]Vgl. Martin Noth, Das zweite Buch Mose, ATD, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1960, S. 126. – Gute Nachricht Bibel: „ein Volk von Priestern“.
[2]Vgl. Schrenk, ThWzNT III, 260.
Perikope