Predigt zu Epheser 1,20b-23 von Gerda Altpeter
1,20-23

20b Er hat Christus auferweckt von den Toten.

Er sitzt zur Rechten des Vaters im Himmel.
21 hoch über aller Macht, allen Gewalten, Kräften,
Herrschaften und alles, was genannt wird
in dieser Zeit und in der zukünftigen.
22 Alles hat er unter seine Füsse getan.
Er hat ihn zum Haupt über die ganze Gemeinde eingesetzt.
23 Er soll ihr Körper sein, die Fülle, die alles erfüllt.

Um 1930 hat Maxwell in Göttingen mit einem Team die Elektrizität untersucht. Da die Elektrizität eine Welle ist, ging es um die Erforschung der Wellen. Bei einem einfachen Versuch stellte er fest, dass die bisherige Auffassung von den Erscheinungen in der Naturwissenschaft nicht stimmt. Bisher hatte man geglaubt, dass es Naturgesetze gebe, die den Ablauf der Natur bestimmen. Es ginge alles nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung, kausaldeterminiert, wie man es nannte.

Bei dem Versuch ging es darum, ob immer ein Licht erscheine, wenn man an einem Schalter drehe. Das geschah aber nicht. Es geschah vielmehr, dass es plötzlich kein Licht gab. Man untersuchte die Ursache. Es konnte ein Glühfaden an der Glühbirne durchgebrannt sein, an der Sicherung liegen oder an einem Fehler im Kraftwerk. Es kam aber nicht auf den Fehler an, sondern auf die Störung, die ein solches Ausbleiben bewirkt. Es gibt also keine Naturgesetze.

Man nannte jetzt diese Erscheinung „Allaussage“. Eine Allaussage beschreibt einen Vorgang, den ich mit hoher Wahrscheinlichkeit erwarte. So geht es mit den meisten Erscheinungen in der Naturwissenschaft.

Dann erkannte man mit besseren Geräten, dass es einen neuen Stern gibt, der keine Ursache hat. Man nannte diese Erscheinung eine „Einzelaussage“. Eine Einzelaussage ist eine Erscheinung, die noch nie zuvor gesehen worden ist und keinen Grund hat, also wirklich etwas Neues ist. Als die Geräte immer besser wurden gab es einen weiteren Stern, der keine Ursache hatte. Also sagt man, eine Einzelaussage drängt auf Wiederholung.

Nun stellt sich die Frage, woher diese Störungen kommen. Sind es Zufälle oder ist es Gott? Eine endgültige Antwort gibt es nicht. Jeder muss für sich entscheiden, was er für Wahrheit halten will, aber seine Handlungen werden von dieser Entscheidung beeinflusst.

Sind es Zufälle, so ist auch er ein Zufall. Dann hat er das Recht, sich oder auch andere umzubringen, denn bei Zufällen hindert es niemand. Es gibt also Streit und Tot.

Ist es Gott, so muss ich seine Ordnungen berücksichtigen. Dann bin ich seine Schöpfung und darf weder mich noch andere töten, sondern muss in Liebe ihr Bestes suchen. Ich bin dann mitverantwortlich für Frieden und Gerechtigkeit.

Die Auferstehung Jesu ist eine Einzelaussage. Es ist noch nie vorher geschehen und hat auch keinen Grund. Es heisst aber auch, dass eine Einzelaussage auf Wiederholung dränge. Genau das wird hier gesagt. Paulus erklärt es im Korintherbrief. Er sagt: „Weil Jesus auferstanden ist dürfen auch wir auf die Auferstehung hoffen.“ Er ist nun das Haupt der Gemeinde. Er ist ihr Körper, die Fülle, die alles erfüllt. Er hat die Macht über alle Gewalten, Kräfte, Herrschaften in dieser Zeit und in der zukünftigen.

Ob wir das verstehen können? Die Aussagen sind so gewaltig. Haben wir nicht oft Angst, was geschehen wird? Fühlen wir uns nicht oft schwach? Wir Christen sind keine grosse Schar. Die meisten sind nur halbherzig Christen, gehören nur mehr oder weniger äusserlich zur Gemeinde. Viele melden sich ab als Gemeindeglieder um Kirchensteuern zu sparen. Sie wollen mehr Geld, mehr selber bestimmen, selbstständig sein, selber denken.

Wir sollen aber mithandeln, mitbestimmen, für Gott da sein. Wir sind seine Hände und seine Füsse. Wir sollen handeln für ihn, in seinem Sinne lieben, vertrauen, bezeugen und überzeugen. Wie können wir das? Was gibt uns Kraft? Wer sind wir?

So kommen Fragen über Fragen. Jesus erklärt dazu in  der Bergpredigt in Matthäus 5 Vers 48:

„Seid ihr vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“

Können wir das? Ist das nicht eine Überforderung? Wer kann so sein, dass er bis ans Ende alles richtig ausführt? Bis an das Ende, steht da, alles richtig wie es sich gehört. Gott kann es, aber wir? Da frage ich wieder, wer das kann. Es ist doch unmöglich!

Wenn sie die Bergpredigt lesen, so kommen immer wieder solche Forderungen von Jesus. Das ist der Grund, warum wir sündig sind. Wir handeln nicht so wie es richtig und gut ist. Wir verfallen immer wieder dem Unvollkommenen, dem Falschen. Wir können nicht anders. Wir sind unvollkommen. Wir sind zwar von Gott vollkommen geschaffen, aber da kommen immer wieder unsere Selbstsucht, unsere Angst und unsere Zurückhaltung, die uns bestimmen. Wir tun nicht, was wir tun wollen und sollen. Wir weichen immer wieder ab. Es ist eine Kette ohne Ende. Wir sind gefangen in uns selber. Wir brauchen eine Erlösung, die uns befreit. Wir brauchen einen Erlöser. Wir brauchen Jesus, der uns zu uns selber führt.

Wir können beten, dass es geschieht. Wir können Gott bitten, dass er uns hilft. Es geht um ihn und um sein Reich. Wir sind nicht allein. Wir sind eine Gemeinde, dessen Haupt unser Herr ist. Er wird uns führen. Er wird uns den Weg zeigen. Er weiss die Rettung, die uns und andere rettet. Wir sind in seiner Hand. Seine Kraft ersetzt unsere Kraft. Seine Vollmacht gibt uns Macht. Mögen wir mit ihm unser Leben leben. Mögen wir in seiner Kraft und Macht bleiben bis an das Ende.

Dazu zitiere ich aus meinen Tagebüchern, die ich im Krieg 1939-1945 geschrieben habe. Da geht es um meine Freundinnen, Zwillige, die mir immer nahe geblieben sind.

28.3.1941: „ Ich bin schuld, dass ihr euch vom Alten Testament entfernt habt -und – was schlimmer ist - von Gott.Ich habe euch einen zu kleinen Teil des Gottesreiches gezeigt“

21.10.1941: „Mein Verhalten gegen meine Freundinnen ist mehr mütterlich als schwesterlich. Älteren Mädchen werde ich zum Trost und bin doch noch selber ein werdendes, nach Klarheit verlangendes Wesen. Ich weiss, was Christus von mir fordert und tue es doch nicht. Warum kann ich mich nichts ganz in seinen Dienst geben? Immer wieder befällt mich Lauheit und Feigheit. Ich bin zu faul den Mund aufzutun und lasse doch meine Kameradinnen in ihr Unglück rennen, ohne sie zu warnen.“

28.5.1942: „Dass Jesus Christus viel besser ist, denn alles andere Wissen. Herr, lass mich doch dich halten fest in Liebe, Freude und Beständigkeit.“

So ist es mir ergangen. So geht es mir immer wieder. So geht es auch anderen, die die Aufgabe haben, Von Gott in Jesus Christus zu zeugen.

Perikope
29.05.2014
1,20-23