Luther:
20 Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, Joh 10,11; 1. Petr 2,25
21 der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Gute Nachricht Bibel:
20 Gott ist es, der Frieden bringt. Er hat den großen Hirten der Schafe aus dem Reich der Toten heraufgeführt, Jesus, unseren Herrn, durch dessen Blut er den ewigen Bund in Kraft gesetzt hat. (Hirt) Jes 63,11; Joh 10,11S; (Bund) Hebr 9,12S; 8,6S
21 Er mache euch fähig, all das Gute zu tun, das er haben will; er schaffe in uns durch Jesus Christus, was ihm gefällt. Ihm gehört die Herrlichkeit für alle Ewigkeit! Amen.
Liebe Gemeinde!
„Die Erde ist voll der Güte des HERRN.“ So sagt es der Name des Sonntags Misericordias Domini, der aus Psalm 33, 5 genommen ist. Diese Güte des Herrn ist offenbar geworden im Sterben und Auferstehen von Jesus Christus für die Welt, für uns. ER ist der gute Hirte, der sein Leben für die Seinen gegeben hat. So wird der heutige Sonntag auch der Sonntag vom Guten Hirten genannt.
Lobpreis und Bekenntnis, Fürbitte und Segenswunsch, das macht unsere beiden Verse am heutigen Sonntag vom guten Hirten aus. Noch einmal werden wir also daran erinnert und damit darin befestigt, dass Jesus Christus auferstanden ist. Gott, er wird der Gott des Friedens genannt, hat „den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt“. Jesu Auferstehung ist Gottes Tat. Gerade in der Auferweckung des Gekreuzigten und damit von den Menschen Verworfenen, erweist sich Gott als der Lebendige, dessen Gedanken und Wege nicht unsere sind. „Soviel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jesaja 55, 9)
Das ist mir ganz wichtig, dass wir gegen alle Skepsis, gegen alle Verflachung unseres Glaubens und Denkens im Säkularismus bekennen: „Gott hat den großen Hirten der Schafe aus dem Reich der Toten heraufgeführt!“ Wir feiern an Ostern nicht das Frühlingserwachen, sondern eine unvergleichliche, alles Irdische überschreitende Tat Gottes!
Im Hinschauen auf den auferstandenen Jesus, im Bekenntnis zu ihm, sollen unsere Herzen weit werden, soll ein Glanz des ewigen Lebens uns jetzt in dieser Zeit schon erfüllen. Was haben wir denn sonst als Christen? Auf was sonst gründet unsere Hoffnung auf Gott?
Eine Geschichte erzählt:
Es war in Moskau im Gefängnis der Geheimpolizei. Eine der Gefangenen - Frau von Arsenjeff - erzählt von einem Erlebnis, das sie an diesem Ort des Schreckens hatte:
"Eines Abends flüsterte mir meine junge Mitgefangene in der Zelle zu: ,Wissen Sie, was morgen für ein Tag ist? Morgen ist Ostern!'
War das Osterfest tatsächlich schon so nahe? Ostern ist Freude für die ganze Menschheit. Nur wir waren von dieser Freude ausgeschlossen. Trostlos ging ich den Korridor entlang.
Plötzlich durchbrach ein Schrei die bedrückende Stille: ,Christus ist auferstanden!' Wer hatte es gewagt, unseren Ostergruß zu rufen? Ich sah meine Gefährtin an. Die großen Augen leuchteten in dem blassen Gesicht. Da erklang schon die Antwort. Aus jeder Zelle ertönten die freudigen Stimmen: ,Er ist wahrhaft auferstanden!'
Die Wächter waren sprachlos, vor Staunen versteinert. Solch eine Frechheit, wie sie meinten, war ihnen noch nicht vorgekommen. Sie stürzten sich auf das junge Mädchen und schleppten es mit sich.
Nach vier Tagen kehrte sie in meine Zelle zurück. Das Gesicht sah elend und abgemagert aus. Man hatte sie die Ostertage über in einer ungeheizten Strafzelle frieren und hungern lassen.
,Ich habe aber doch die Osterbotschaft im Gefängnis verkündet', sagte sie zu mir mit leuchtenden Augen, ,alles andere ist ja nicht wichtig!'" (Hoffsümmer, Kurzgeschichten II64)
Das ist doch nicht stures Festhalten an alten Traditionen, wenn wir bekennen: Gott hat Jesus auferweckt von den Toten. Das ist doch die Botschaft, die durchträgt, gerade in den schweren und angefochtenen Tagen. Der Auferstandene wird zum hellen Licht in unserem Leben, wenn wir uns zu ihm bekennen, wenn wir Gott loben über seiner großen Tat. Deshalb ist es so wichtig, dass wir in unseren Gottesdiensten alte und neue Loblieder singen, dass wir uns stärken und ermutigen im Singen, Beten und Hören. Und dieses Bekenntnis auch da wagen, wo unser Leben eingesperrt ist wie in einem Gefängnis.
Gefängnisse, die uns den Mund verschließen wollen für das lobende Bekenntnis ‚Gott hat Jesus von den Toten heraufgeführt‘, gibt es viele. Sei es der Wüstenwind des Säkularismus, also der Behauptung: nur die wissenschaftlich erkannte Welt ist wirklich, alles andere ist subjektive Vorstellung; und darauf gegründet die Ideologie eines Humanismus, der den Menschen an Gottes Stelle setzt. Nun weiß der Mensch nicht nur, was gut und böse ist, sondern er legt es selbst fest in seiner Freiheit von Gott. Maßgabe ist, was brauche ich für ein erfülltes Leben?
Oder das Gefängnis eines Lebens, in dem Gott die wichtigste Nebenrolle spielt, aber eben nur eine Nebenrolle. Was soll ich mit Gott anfangen, wenn ich ihn nicht brauche. Was soll ich mit der Botschaft anfangen, dass Gott Jesus auferweckt hat? Wann brauche ich diese Botschaft? Auf dem Friedhof? Wie wäre es, wenn wir das Bedürfnischristentum verabschiedeten und uns der Botschaft stellten: Gott hat Jesus von den Toten heraufgeführt. Wenn wir anfingen zu Fragen: Gott, wenn das wahr ist, was ist das dann für mich, für mein Leben? Wenn Jesus lebt, was willst Du, Jesus, dann aus meinem Leben machen?
Es gibt viele Gefängnisse, die uns den Mund verschließen wollen für das Bekenntnis: Gott hat Jesus auferweckt! Leid, Schuld, Krankheit können uns dieses Bekenntnis unmöglich machen. Die Botschaft hören und gegen Widerstände, gegen mein Gefühl, gegen erdrückende Skepsis sich trotzdem dazu zu bekennen, kostet etwas, aber macht zugleich auch frei. Frei in Gott, frei für Gott, befreit zur Gemeinschaft der Christen.
Wenn ich es recht sehe, so ist in unseren beiden Versen nicht nur insofern die Gemeinschaft der Christen angesprochen, als Segenswunsch und Bitte sich an eine solche richten, sondern gerade auch dadurch, als vom „Blut des ewigen Bundes“ die Rede ist. „Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes“, heißt es in Vers 20. „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut“, so in den Abendmahlsworten, überliefert vom Apostel Paulus in 1. Kor. 11. Um Versöhnung und Gemeinschaft geht es im Abendmahl, gegründet auf den Tod Jesu am Kreuz. Da ist die Schuld gesühnt, da hat Gott uns Frieden geschaffen mit ihm. Das verbindet zur Gemeinschaft mit Gott und in der Gemeinde des neuen Bundes. Welch eine Gnade! Gott hat sich unerschütterlich und fest mit uns verbunden durch Jesus, der sein Leben gegeben hat am Kreuz und es neu empfangen hat in der Auferstehung. Durch Jesus wird uns neues Leben geschenkt! In diesem Sinne verstehe ich den Hinweis auf das „Blut des ewigen Bundes“.
Auf dieser Basis sagt der Segenswunsch: „der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“
Warum krebsen aber viele Gemeinden und Christen unfroh und unfrei dahin? Warum sind sie nicht tüchtig zu allem Guten? Warum ist in der Kirche Jesu so viel Sand im Getriebe? Glauben wir zu wenig, beten wir zu wenig, tun wir zu wenig?
Was ist los mit uns Christen in Deutschland? Ob fromme oder weniger fromme Gemeinde, eines beobachte ich häufig: Christen streiten miteinander! Ich meine nicht sachliche Diskussionen. Nein, Grabenkriege werden geführt und das heißt: es gibt kein gegenseitiges Vertrauen, sondern Intrigen, argwöhnisches Beobachten, üble Nachrede. Keine Spur von Frieden und Einigkeit, sondern rangeln um die Macht. Wer darf was bestimmen, wer hat Recht, wer hat einen Fehler gemacht und kann dafür abgestraft werden. Die, die durch die Vergebung ihrer Schuld Frieden haben sollten, sind unfähig zum Frieden miteinander. Sie zählen die Sünden ihrer Nächsten, freuen sich am Scheitern des anderen, sind neidisch, wenn ihm etwas gelingt.
Was ist los mit uns Christen und Gemeinden?
Warum diese Lieblosigkeit? Warum sind wir nicht in der Lage, uns etwas gefallen zu lassen? Warum können wir uns gegenseitig nicht ertragen? Warum muss Gemeinde nach unserer Vorstellung funktionieren? Sind wir Herren der Gemeinde? Haben wir vielleicht deshalb die Regierung übernommen, weil Jesus tot ist, also nicht auferweckt von den Toten?
Ich übertreibe und karikiere, gewiss. Aber was wird sichtbar durch die Friedlosigkeit unter Christen? Doch dies: Wir sind nicht so nah dran an dem Gott, der durch Jesus Frieden gemacht hat für die Welt und der uns befähigen will zu tun, was ihm gefällt. Wir sind sehr bei uns selbst und nehmen uns sehr wichtig. Wir haben keine Geduld und vor allem kein Vertrauen, dass Jesus Christus seine Gemeinde regiert. Im Gegensatz dazu aber wollen uns Segenswunsch und Bitte unseres Bibelwortes aus Hebr. 13 ausrichten auf Gottes Ziel und Absicht für uns:
„Er mache euch fähig, all das Gute zu tun, das er haben will; er schaffe in uns durch Jesus Christus, was ihm gefällt. Ihm gehört die Herrlichkeit für alle Ewigkeit! Amen.“
Wie macht Gott uns fähig? Doch nur, indem wir vertrauen und im Vertrauen bitten! Vertrauen heißt, sich selbst und die Sache dem Herrn Jesus anvertrauen, überlassen. Geduldig auf sein Handeln warten. Im Blick auf sein Kreuz sich auch unrecht antun lassen, nicht wort- und wehrlos, aber doch in großer Zurückhaltung. Und akzeptieren, wenn man selbst als der Verlierer dasteht. Kommt es denn darauf an, vor Menschen sich zu behaupten? Reicht es nicht, dass der Herr Jesus schon sein Ziel erreichen wird? Und das wir bittend und vertrauend mit IHM darauf zugehen?!
Also: Gott ist es, der Frieden bringt. Er hat den großen Hirten der Schafe aus dem Reich der Toten heraufgeführt, Jesus, unseren Herrn, durch dessen Blut er den ewigen Bund in Kraft gesetzt hat. 21 Er mache euch fähig, all das Gute zu tun, das er haben will; er schaffe in uns durch Jesus Christus, was ihm gefällt. Ihm gehört die Herrlichkeit für alle Ewigkeit! Amen.