Predigt zu Jesaja 50, 4-9 von Joachim Hempel
50,4
Als er auf dem Esel saß, - um ihn herum die Menge freudig ja emphatisch rufender und jubelnder Menschen, seine Jünger, die Mühe hatten, in seiner Nähe zu bleiben, -
als er auf dem Esel saß, und das Gleichgewicht halten mußte bei dem Trippelschritt des gutwilligen, gar nicht störrischen Tiers, - als er auf dem Esel reitend in Jerusalem einzog und in Gedanken schon seiner Zeit voraus war, - was ging da eigentlich vor in Jesus? Brannte ihm das Herz? Wohin schweiften seine Gedanken? Ahnte er, was Schriftgelehrte und Hohepriester, was der römische Statthalter mit ihm vorhatten?
Ja, es werden ihm viele Gedanken durch den Kopf gegangen sein, vielleicht auch nur Gedankenfetzen - zu emotional aufgeladen war die Situation; “Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet, und ich habe mich nicht gesträubt, bin nicht zurückgewichen. Meinen Rücken habe ich denen hingehalten, die mich schlugen; und meine Wangen denen, die mir den Bart rauften; mein Angesicht habe ich vor Beschimpfungen und Speichelwurf nicht verhüllt. Doch Gott der Herr hilft mir!”
Das alte Lied des Knechtes Gottes aus den Textrollen des Jesaja war ihm vertraut; er wußte, dass manche um ihn diese alten Texte auf ihn deuteten. Bei all dem, was ihm widerfuhr “fühlte er sich auch nicht entehrt”. Gottes Nähe war ihm Kraftquelle; er sprach ihn gerecht, wer sollte da mit ihm rechten? - “Seht her, wird er sagen, seht her, Gott der Herr hilft mir: wer will mich für schuldig erklären?”
Und doch ahnt er, dass dem triumphalen Einzug schon wenig später ganz andere Straßenszenen folgen werden, vom Handelnden wird er zum Behandelten, - doch er wird mit Gottvertrauen bis zum bitteren Ende am Kreuz vor den Toren der Stadt seinen Weg gehen.
Später wird einer derer, die ihm nachfolgten mit Namen Saulus/Paulus sagen und singen und den Christen in Philippi schreiben: ‘Christus ist das Maß aller Dinge. Er glich Gott in seines Wesens Gestalt und hielt doch nicht fest an dem, was er war, sondern vergaß sich selbst, nahm an die Gestalt eines Knechtes und wurde ein Mensch gleich uns, uns nah in allen Gebärden. Ja niedrig machte er sich selbst und gering und wurde gehorsam seinem Ruf bis zum Kreuz. Darum hat Gott ihn nun erhöht, und sein Name übertrifft alle Namen.”
Ja, es ist wahr, Jesus hat sich nicht gesträubt; doch es bleibt ihm klar in Sinn und Verstand, dass alle Kraft in den Schwachheiten des Lebens von Gott kommt, der gerade da seine Stärke zeigt.
Das Lied vom Gottesknecht, der um der Anderen willen seinen Weg geht, um “die Müden durch Zuspruch aufzurichten”, ist für Christen zum Jesus-Lied geworden. Und sie lesen und singen es seit alters ihm zur Ehre und zum Lob. Jesus Christus ist der Herr nicht durch Macht und Gewalt, er ist der Herr der Herzen und Gedanken, des Gewissens und der Verantwortung, der Menschen bewegt, dem Leben auf der Spur zu bleiben, das ganzen Einsatz lohnt.
Von Palmsonntag führt der Weg mitten hinein in Abschied und Trennung, in Not und Schmach, in Liebe und Verrat. Ja, es werden Tränen und Blut fließen und die Mächte des Todes brüsten sich als Sieger: Stein aufs Grab - tot ist tot da kann man doch nichts machen.
Doch der im Himmel und in allen Himmels Himmeln sagt: Tot ist tot, da muß man doch was machen und führt den Ostermorgen herauf. “Seht, Gott der Herr hilft mir”, er hat mein Schreien nicht verworfen, nicht überhört, ist nicht zur Tagesordnung der Welt übergegangen, hat mich nicht bei den Toten gelassen. “Er weckt mich alle Morgen” - das gilt seit Jesus vor allem auch für den Ostermorgen der Auferstehung. Darauf gründet unsere Hoffnung, das ist unser Glaube.
Am Beginn der Karwoche stimmen wir nicht einen Trauermarsch an, denn wir haben verstanden, dass der Karfreitag ein “Good Friday” für uns ist, denn was geschieht, geschieht für uns und nicht gegen uns. Endlich mal einer, der für uns ist. Hosianna!
Amen.
als er auf dem Esel saß, und das Gleichgewicht halten mußte bei dem Trippelschritt des gutwilligen, gar nicht störrischen Tiers, - als er auf dem Esel reitend in Jerusalem einzog und in Gedanken schon seiner Zeit voraus war, - was ging da eigentlich vor in Jesus? Brannte ihm das Herz? Wohin schweiften seine Gedanken? Ahnte er, was Schriftgelehrte und Hohepriester, was der römische Statthalter mit ihm vorhatten?
Ja, es werden ihm viele Gedanken durch den Kopf gegangen sein, vielleicht auch nur Gedankenfetzen - zu emotional aufgeladen war die Situation; “Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet, und ich habe mich nicht gesträubt, bin nicht zurückgewichen. Meinen Rücken habe ich denen hingehalten, die mich schlugen; und meine Wangen denen, die mir den Bart rauften; mein Angesicht habe ich vor Beschimpfungen und Speichelwurf nicht verhüllt. Doch Gott der Herr hilft mir!”
Das alte Lied des Knechtes Gottes aus den Textrollen des Jesaja war ihm vertraut; er wußte, dass manche um ihn diese alten Texte auf ihn deuteten. Bei all dem, was ihm widerfuhr “fühlte er sich auch nicht entehrt”. Gottes Nähe war ihm Kraftquelle; er sprach ihn gerecht, wer sollte da mit ihm rechten? - “Seht her, wird er sagen, seht her, Gott der Herr hilft mir: wer will mich für schuldig erklären?”
Und doch ahnt er, dass dem triumphalen Einzug schon wenig später ganz andere Straßenszenen folgen werden, vom Handelnden wird er zum Behandelten, - doch er wird mit Gottvertrauen bis zum bitteren Ende am Kreuz vor den Toren der Stadt seinen Weg gehen.
Später wird einer derer, die ihm nachfolgten mit Namen Saulus/Paulus sagen und singen und den Christen in Philippi schreiben: ‘Christus ist das Maß aller Dinge. Er glich Gott in seines Wesens Gestalt und hielt doch nicht fest an dem, was er war, sondern vergaß sich selbst, nahm an die Gestalt eines Knechtes und wurde ein Mensch gleich uns, uns nah in allen Gebärden. Ja niedrig machte er sich selbst und gering und wurde gehorsam seinem Ruf bis zum Kreuz. Darum hat Gott ihn nun erhöht, und sein Name übertrifft alle Namen.”
Ja, es ist wahr, Jesus hat sich nicht gesträubt; doch es bleibt ihm klar in Sinn und Verstand, dass alle Kraft in den Schwachheiten des Lebens von Gott kommt, der gerade da seine Stärke zeigt.
Das Lied vom Gottesknecht, der um der Anderen willen seinen Weg geht, um “die Müden durch Zuspruch aufzurichten”, ist für Christen zum Jesus-Lied geworden. Und sie lesen und singen es seit alters ihm zur Ehre und zum Lob. Jesus Christus ist der Herr nicht durch Macht und Gewalt, er ist der Herr der Herzen und Gedanken, des Gewissens und der Verantwortung, der Menschen bewegt, dem Leben auf der Spur zu bleiben, das ganzen Einsatz lohnt.
Von Palmsonntag führt der Weg mitten hinein in Abschied und Trennung, in Not und Schmach, in Liebe und Verrat. Ja, es werden Tränen und Blut fließen und die Mächte des Todes brüsten sich als Sieger: Stein aufs Grab - tot ist tot da kann man doch nichts machen.
Doch der im Himmel und in allen Himmels Himmeln sagt: Tot ist tot, da muß man doch was machen und führt den Ostermorgen herauf. “Seht, Gott der Herr hilft mir”, er hat mein Schreien nicht verworfen, nicht überhört, ist nicht zur Tagesordnung der Welt übergegangen, hat mich nicht bei den Toten gelassen. “Er weckt mich alle Morgen” - das gilt seit Jesus vor allem auch für den Ostermorgen der Auferstehung. Darauf gründet unsere Hoffnung, das ist unser Glaube.
Am Beginn der Karwoche stimmen wir nicht einen Trauermarsch an, denn wir haben verstanden, dass der Karfreitag ein “Good Friday” für uns ist, denn was geschieht, geschieht für uns und nicht gegen uns. Endlich mal einer, der für uns ist. Hosianna!
Amen.
Perikope