Predigt zu Lukas 11, 14-23 von Rainer Kopisch
11,14

Predigt zu Lukas 11, 14-23 von Rainer Kopisch

14 Und er trieb einen bösen Geist aus, der war stumm. Und es geschah, als der Geist ausfuhr, da redete der Stumme. Und die Menge verwunderte sich.
15 Einige aber unter ihnen sprachen: Er treibt die bösen Geister aus durch Beelzebul, ihren Obersten.
16 Andere aber versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel.
17 Er aber erkannte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet und ein Haus fällt über das andre.
18 Ist aber der Satan auch mit sich selbst uneins, wie kann sein Reich bestehen? Denn ihr sagt, ich treibe die bösen Geister aus durch Beelzebul.
19 Wenn aber ich die bösen Geister durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.
  20 Wenn ich aber durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen.
  21 Wenn ein Starker gewappnet seinen Palast bewacht, so bleibt, was er hat, in Frieden. 22 Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seine Rüstung, auf die er sich verließ, und verteilt die Beute.
23 Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.
 
Liebe Gemeinde,
Lukas hat eine Wunderheilung dokumentiert:
 Jesus treibt einen stummen Dämon aus, der einen Menschen besetzt und ihn zum Verstummen gebracht hat. Ein bis dahin stummer Mensch kann wieder reden.
Das ist keine Geschichten aus dem sogenannten finsteren Mittelalter sondern eine Geschichte die zur Zeit Jesu genau so aktuell war wie heute.
  Der deutsche Text des Vaterunsers wurde vor nicht langer Zeit aus dem Grunde dieser Aktualität geändert: statt „sondern erlöse uns von dem Übel „heißt es seit der Änderung „sondern erlöse uns von dem Bösen„. Es ist wichtig, dass Menschen heute auch um die Erlösung vom Bösen beten, wenn sie das Vaterunser beten. Damit bleiben wir nicht ganz stumm angesichts des Bösen in der Welt und des Bösen auch in uns.
  Sie werden noch in Erinnerung haben, wie Georg Busch jn. nach dem Terror-Angriff auf die Zwillingstürme des World-Trade-Centers in New York und auf das Pentagon von der Achse des Bösen in der Welt sprach. Sein Feldzug gegen das Böse hat durch Kriege unzählig vielen Menschen Leid und Tod gebracht. Er hat sich dabei der Vernichtungsmittel bedient, die in dieser auch bösen Welt bereitgehalten werden. Der Herrscher dieser Welt lacht sich ins Fäustchen, seine Strategien, Zwietracht und Zerwürfnisse unter die Menschen zu bringen bewähren sich immer wieder neu. Eine seiner besten Strategien ist die Verbreitung der Ideen von den Sachzwängen.
 Die Sachzwänge gebieten, dass bestimmte alternativlose Beschlüsse gefasst werden müssen.
  Wir leben in einer freiheitlichen Demokratie. Es ist erstaunlich, welche Unfreiheit uns politische Entscheidungen und Beschlüsse der Vergangenheit gebracht haben. Wie viele vernünftige Menschen sind stumm geworden, wie viele Menschen haben es aufgegeben, ihre Stimme gegen den Missbrauch von Macht zu erheben.
Die Saat der Gier nach Macht, nach Geld, nach Ansehen und Bedeutung ist vielfältig aufgegangen. Die Kluft zwischen den Reichen und den Armen wird überall in der Welt größer. Hier entsteht das nächste Saatfeld des Bösen. Unter den Samen „Wunsch nach gerechtem und gutem Leben für alle“, mischt er schon heimlich die Samen „Wut“ „Verzweiflung“ und Blinder Hass“.  Die stummen Dämonen sind unterwegs, um das Schweigen über das neue Saatfeld zu verbreiten, begleitet werden sie von wenigen blinden Dämonen, die die mit Blindheit schlagen, die die teuflische Qualität der Saat erkennen könnten.
Die entscheidend wichtige Frage an uns heute ist, ob wir selbst ganz oder teilweise ein Opfer der stummen Dämonen geworden sind. Wenn wir in diese Welt geboren werden, bekommen wir als Geschenk Gottes auch die Aufgabe beides erkennen  zu lernen, das Reich Gottes und das Reich des Satans.
Bei anderen Menschen können wir es leichter erkennen als bei uns selbst. Es gehört mit zu den Verführungskünsten des Bösen, uns selbst zu den guten Menschen zu rechnen. Als ein Diener dieser Fehleinschätzung oder besser gesagt Verblendung, gibt es ähnlich wie „den kleinen  Mann im Ohr„ einen kleinen stummen Dämon, der unser inneres Erkenntnisvermögen zeitweise besetzt hält. Er arbeitet hervorragend effektiv mit einem anderen Dämonen zusammen, der uns in den für ihn günstig erscheinenden Momenten davon überzeugt, wie recht wir haben und wie recht wir tun, wenn wir gegen das Böse böse werden und zu Felde ziehen.
  Das hört sich etwas versponnen und kompliziert an. Aber meinen Sie, der Teufel ließe sich so leicht auf die Schliche komme?  Meinen Sie wirklich, der Satan ließe es zu, dass Menschen den Streit begraben und vom Krieg Abstand nehmen, wenn Sie einmal bedenken, wie viele Menschen daran Geld verdienen, dass Menschen sich streiten oder Kriege führen. Der Mammon ist einer der wichtigen Dämonen, die im Dienste des satanischen Reiches stehen. Zwietracht und Zerwürfnisse zu erregen, ist das Hauptziel dieses Unternehmens. Dahinter steckt die Absicht, den Menschen die Möglichkeit zu rauben, Gottes Liebe in dieser Welt als Gestaltungsmöglichkeit zur erkennen und sie zu leben.
Nicht erst seit Goethes Dr. Faust kennen wir das Angebot, seine Seele für die Erfüllung aller Wünsche oder den Erfolg auf ganzer Linie zu verkaufen.  Sie brauchen heute kein Zauberbuch der magischen Künste mehr, wie es zu Fausts Zeiten war. Sie gehen in eine Buchhandlung und kaufen sich die Anleitung, erfolgreich Wünsche an das Universum richten.
Das Vaterunser und die Bitte: Gott, erhalte mir meinen gesunden Menschenverstand, helfen durchaus, um sich fürs erste zu orientieren. Dann ist es eine gute Sache,  Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu entwickeln. Sie helfen, Abstand zu finden und Ruhe zur Besinnung.
  Dann gibt es noch die Gabe des Humors, den Gott uns in seiner überfließenden Barmherzigkeit und Liebe geschenkt hat. Wenn wir ihn als Gottes Gabe gebrauchen, werden  andere Menschen die Liebe im Hintergrund spüren.
  Der Humor macht es auch möglich, in Freiheit, Selbstbestimmung und liebevoller Achtsamkeit die Augen, Ohren und Herzen für Leiden der Menschen und der Erde zu öffnen. Er macht es möglich, dass wir unseren Mund ohne Furcht öffnen können, wenn wir etwas  Wichtiges zu sagen haben. Der Humor kann die  Herzen anderer Menschen öffnen, denen wir begegnen.
  So bewegen wir uns in der Freiheit der Kinder Gottes und werden auch mit anderen Menschen Gutes  tun können und uns nicht in den stummen Bann des  Bösen ziehen lassen.
Aber vergessen wir nicht den „Herrn dieser Welt“. Als Christen haben wir die Pflicht, ihn in die Schranken zu weisen. Wie das geht, fragen Sie?
Jesus sagt zu den Umstehenden: „ Wenn ich mit dem Finger Gottes die bösen Geister austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen.“  Jesus erinnert die Zuhörer mit seinem Satz an die Geschichte aus dem 2. Buch Mose. Aaron ließ mit seinem Stab Stechmücken entstehen, indem er auf den Boden schlug. Den Zauberern des  Pharao gelang  das mit ihren Stäben nicht.
  Beim Pharao entschuldigten sie sich mit ihrer Vermutung, Aaron hätte den Finger Gottes für sein Wunder zur Verfügung.
Jesus gibt uns einen Hinweis, wie wir gegen das Reich des Satans bestehen können. Gleichnishaft spricht der von dem gewappneten Starken, der seinen Palast bewacht. Der hat solange Frieden in seinem Palast, wie niemand kommt, der stärker ist als er. Wenn aber der Stärkere über ihn kommt, so ist es aus mit seiner Herrschaft. Die Rüstung auf die er sich verließ, wird ihm genommen.
Wenn Sie sich an Martin Luthers Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ erinnern, werden Sie feststellen, dass Martin Luther in seinem Lied Gottes Macht über den Teufel besingt:
„Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit für uns der rechte Mann, den Gott selbst hat erkoren. Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein anderer Gott, das Feld muss er behalten. … Der Fürst dieser Welt, wie saur er sich stellt, tut er uns doch nicht; das macht, er ist gericht‘ : ein Wörtlein kann ihn fällen.“
Ja,  wir können mit Glaubensgewissheit davon ausgehen, dass wir auch im Reich des Bösen mit Gottes Hilfe nie verloren gehen können. Der Satan weiß, dass Jesus  ihn ein für alle Mal besiegt hat. Seien wir mit Jesus Christus.
  In beklemmenden Notsituationen führt allein das Aussprechen des Namens Jesus zu einer befreienden Wirkung. Gott anzurufen, hat nichts mit Magie zu tun, es ist unser Recht als Kinder Gottes.
Amen