Predigt zu Lukas 15, 1-7 von Thomas Ammermann
15,1
Liebe Gemeinde!
Wann haben Sie eigentlich zuletzt eine richtige Schafherde gesehen? Oder gar mit einem Hirten gesprochen? – Es dürfte, wenn überhaupt je, eine ganze Weile her sein. Denn der Berufsstand des Schafhirten ist selten geworden im hochtechnisierten Deutschland unserer Tage.
Wissen Sie überhaupt noch, was ein echter Hirte ist, bzw. was jenen, von den verschiedenen Autoren der Bibel so deutlich favorisierten, archaischen  „Führungsposten“ ausmacht? ... Ich möchte den heutigen Predigttext unter dieser, bei genauer Betrachtung übrigens sehr aktuellen Fragestellung verlesen. Hören Sie also zum heutigen 3. Sonntag nach Trinitatis einen Abschnitt aus dem Lukasevangelium, Kapitel 15:
1 Es nahten sich ihm (Jesus) aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören.
  2 Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen:Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.
  3 Er aber sagte zu ihnen dies Gleichnis und sprach:
  4Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er's findet?
  5 Und wenn er's gefunden hat, so legt er sich's auf die Schultern voller Freude.
  6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.
  7 Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.
Liebe Gemeinde,
nun wissen wir die Antwort auf die Frage, was denn ein Hirte ist, nämlich: ein ökonomisch gefährlich unbedarfter Kleinunternehmer mit geringer Globalisierungsanpassung! Denn mal kritisch zurück gefragt – unter Aufnahme der biblischen Formulierung: „Welcher Mensch sollte wohl unter uns sein, derallen Ernstes 99 Schafe in der Wüste zurück lassen würde, nur weil ein einziges sich verlaufen hat?“ – Volkswirtschaftlich gesehen wäre das ja wohl ein ziemlich „belämmerter“ Einfall!? Bis der stolze Tierfreund von seiner „Schafexpedition“ heimgekehrt wäre, wären womöglich nämlich 10 andere aus der bis dahin unbetreuten Herde vom Wolf geholt worden! Welchen Sinn, so fragen wir, hätte also der Alleingang dieses Gutmenschen? (...Kein Wunder, dass das Hirtenhandwerk aus der bundesdeutschen Wirtschaftslandschaft beinahe ganz verschwunden ist.)
So ähnlich sahen das wohl auch die Israeliten um Jesus. Zumindest diejenigen, die in sozialer und ökonomischer Hinsicht das Sagen hatten: „...die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen:Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen“, heißt es in unserem Text.
Nicht zu überhören ist da die moralische Entrüstung der geistlichen Oberklasse gegen den offensichtlichen Standesverrat eines der ihren – denn Jesus war ja selbst ein rabbinischer Lehrer – und nur zu spürbar die Verachtung, das Naserümpfen, mit dem diese Erfolgsmenschen dem anscheinend kaum lohnenswerten Streetworker-Elan begegnen, mit welchem Jesus sich um die ohnehin schwerlich zu rettenden und also weitgehend wertlosen „Randsubjekte“ der Gesellschaft bemüht... „Was kümmerst du dich um die, die ohnehin keiner leiden kann, die zurecht Ausgestoßenen, die Kriminellen und Sozialschmarotzer?“, empören sie sich. „Die sind doch selber schuld an ihrer Lage! Aber wir sind das Volk, wir braven Bürger und guten Steuerzahler! Was tust du für uns?!“
„... Er aber sagte zu ihnen dies Gleichnis...“
Liebe Gemeinde,
die „Pharisäer und Schriftgelehrten“ sind uns „guten Christen und Steuerzahlern“ unsympathisch, keine Frage. Schließlich stehen sie bei Lukas karrikaturhaft für die Selbstgefälligkeit und Arroganz der Mächtigen und aller, die Jesus ablehnen. Aber – so behaupte ich – die geistige Logik hinter ihren Einwänden ist uns humanistisch kultivierten Sozialstaatlern dennoch vertrauter, als wir uns das vielleicht eingestehen mögen.
Zwar haben wir nichts dagegen, dass man sich auch um die „schmuddeligen Ränder“ am großen „Tischtuch der Gesellschaft“ kümmert, dass Drogensüchtige von der Straße geholt, Resozialisierungsprogramme für Strafgefangene aufgelegt und sogar „Kinderschändern“ Therapien angeboten werden... Und gewiss wird keiner, der aus christlichen oder humanitären Motiven „auf die Straße“ geht, um Zuhälter und Kriminelle zurück an die Gemeinschaftstafel zu holen (vorausgesetzt, sie benehmen sich da gut), heutzutage dafür gescholten.
Aber was, wenn das Ganze viel Geld kostet, wenn, sagen wir, die Gehälter all der Sozialarbeiter, Drogenberater, Polizisten, Lehrer, Psychologen, Seelsorger usw. , die sich der „schwarzen Schafe“ unserer Gesellschaft annehmen wollen und sollen, die öffentlichen Kassen derart belasten, dass darüber dem braven „Kaffeebürger“ am großen Tisch die Rosinen im Hefezopf bitter werden?
Und noch schlimmer: Was, wenn das hehre Engagement für die teuren Sozialversager den sozialen Frieden gefährdet, weil es eben auch für die „saubere Mitte der Gesellschaft“ nicht ganz ohne Risiko bleibt, Drogensüchtige zu integrieren, Straftätern eine zweite Chance zu geben und „Kinderschänder“ als erfolgreich therapiert zu entlassen...?! Spätestens dann hören wir die alten „Pharisäer und Schriftgelehrten“ in und unter uns modernen Humanisten murren: „Was nimmt man sich der Sünder und Sozialparasiten an, die doch selber schuld sind an ihrer Misere, und verdirbt damit womöglich die ganze Gesellschaft...?!“
... „Er aber sagte zu ihnen dies Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig  in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er's findet?“
Tja, welcher Mensch...?! ...Welcher unter uns, der seine kostbaren Schäfchen endlich im Trockenen hat, ist im Ernst bereit, all das aufs Spiel zu setzen, um jenem einen Prozent aus der Patsche zu helfen, das seine Sache verbockt hat und im Abseits gelandet ist? ...Welcher Politiker – Inhaber eines „Führungspostens“ über Herden demokratischer „Wiederwahlkäuer“ – traut sich tatsächlich, eine derart kühne Kalkulation in sein Wahlprogramm aufzunehmen? Auch „Leithammel“ gehorchen schließlich bloß dem Herdeninstinkt. Sie wittern genau: Wo es den Vielen „an die Wolle geht“, geht es wohl auch mit ihrem Wohlwollen schnell bergab...!
Kein Wunder also, liebe Gemeinde, dass das Hirtenideal, zumindest wie Jesus es verstand, aus der bundesdeutschen Geisteslandschaft weitgehend verschwunden ist. Denn unter Maßgabe der sozialen und ökonomischen Vernunft unserer Zivilisation ist uns offenbar kaum noch nachvollziehbar – und erst recht kaum „nach-befolgbar“ -, worum es dabei geht und vor allem: was der „Hirte der Christenheit“, unter Verweis auf sein gutes altes Handwerk, derselben selbst an die Hand geben wollte...
Wir aber, liebe Gemeinde, wollen wir es nun wissen - jetzt erst recht! - und entsprechend einmal ausdrücklich danach fragen, was Jesus uns (und allen anderen) mit seinen Vorstellungen vorstellen und mit seinen Geschichten nahe bringen will... Warum also kommt er den Menschen, die zu ihm kommen, ausgerechnet mit einem „Hüte-Gleichnis“ – mehr noch: lebt es ihnen praktisch vor!-, dessen Logik, zumindest auf den zweiten Blick betrachtet, nicht erst den globalisierungsgeprüften Ökonomen unserer Tage aufstoßen muss, sondern schon damals den Protest, zumindest der rational denkenden Eliten (...Sie erinnern sich: „die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten...“) schwerlich entkräften konnte?
Antwort: Weil es Jesus darum geht, die „Ökonomie des Himmels“ zu erläutern, den Leuten, denen er nahe kommt, nahe gehen zu lassen, wie – ganz anders als unsere führenden (Schafs-) Köpfe - Gott sein Hirtenamt versteht. Denn nur das kann uns Menschen, den guten genauso wie den weniger guten Exemplaren dieser Gattung, echte und bleibende Erfahrungen von Sicherheit und Geborgenheit geben, uns gegebenenfalls auch veranlassen, das eigene Handeln und Wandeln kritisch zu überdenken und zu korrigieren. In der Sprache Jesu heißt das: umzukehren und Buße zu tun...
„So wird (...) Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut...“, sagt Jesus. Und er schaut dabei nicht nur die Zöllner und ihresgleichen an...
Vergegenwärtigen wir uns dazu noch einmal, zu wem Jesus in unserer Predigt eigentlich spricht, wem er also das Gleichnis von der „himmlischen Freude wider alle Vernunft“ ans Herz legt:
Da sind zunächst „allerlei Zöllner und Sünder“, die bekanntlich gekommen waren,„um ihn zu hören“. Aber auch von „Pharisäern und Schriftgelehrten“ in Jesu Publikum wissen wir. Die waren vermutlich weniger aus dem Grund anwesend, um zu hören, was er ihnen Gutes sagen, als vielmehr zu sehen, wie sie ihn besser mundtot machen könnten. Und gewiss waren da auch eine ganze Reihe „normaler“ Leute ohne feste Meinung oder Absichten, - die üblichen Zaungäste der Talkschow-Debatte...
Ihnen allen erzählte Jesus, provoziert vom Gegrummel der Pharisäer, das Gleichnis von einem in die Irre gegangenen Schaf, welches seinem Besitzer dennoch so viel bedeutet, dass er die übrigen 99 vorübergehend sich selbst überlässt, um dies eine zu retten. Ich könnte mir vorstellen, dass bei diesen Worten besonders dem ein oder anderen der anwesenden „zweifelhaften Subjekte“ Ohren und Herz aufgegangen und ernsthafte wie hoffnungsfrohe Zweifel an seinem bisherigen Lebenswandel gekommen waren: „...Sollte Gott mich so sehr lieben, dass er mich trotz meiner Verfehlungen freudig in Seiner Nähe willkommen heißt?...“ – Genau das!
Und auch dem ein oder anderen der bärbeißigen „Pharisäer und Schriftgelehrten“ mag ich zugestehen, dass ihm angesichts der Geschichte über jene „göttliche Heiterkeit“, die buchstäblich „himmel-höher“ ist, als alle „ökonomische Vernunft“ klar wurde, wie Gott rechnet. Vielmehr: dass Gott nicht rechnet, wo es um Menschen geht! Er rechnet nicht auf und nicht an, was wir „Schafsköpfe“ in all unserer Dummklugheit so zuwege bringen – oder auch nicht. Und vor allem rechnet Gott nicht nach unseren eigenen moralischen Kriterien mit uns ab! Denn Gott ist nicht berechnend – wie wir so oft! Deshalb kann Er sich wirklich freuen über einen, der gefunden wird, der sich von Ihm finden und „voller Freude auf die Schultern legen“ lässt. Koste es, was es wolle!
„Und wenn er's (das Schaf) gefunden hat,“ erzählt Jesus,„so legt er (der Hirte) sich's auf die Schultern voller Freude...“
Liebe Gemeinde,
wir hatten eingangs gefragt, was ein „echter“ Hirte sei, was also jenen beherzten archaischen „Führungsposten im Umgang mit beseelten Geschöpfen“ unterscheidet vom Amt so eines kühl kalkulierenden „Sachverwalters in Sachen Herdenführung“ wie sie uns auf den Weidegründen moderner politischer und wirtschaftlicher Entscheidungsbildung so oft begegnen. 
Es ist die Freude! Diese unwahrscheinliche, aber gerade darin glaub-würdige, zutiefstirrationale, aber eben deshalb ansteckende, alles überwältigende, buchstäblich über-zeugende Fröhlichkeit jenes so „himmlisch Lebens-verbundenen“ „echten“ Hirten, der seine Schafe - jedes einzelne von ihnen – von Herzen liebhat: „...Freut euch mit mir“, ruft der im Gleichnis Jesu seinen Freunden und Nachbarn zu, „denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war!“
Hingegen, ein bloß ökonomisch ausgerichteter, allenfalls „Sach-kundiger“ Herdenführer, wie wir sie aus den Apparaten und Institutionen (auch den kirchlichen!) unserer Gesellschaft zur Genüge kennen, kann sich nicht freuen. Er kann bloß rechnen. Denn er kennt, er erkennt in allem nur das Kosten-Nutzen-Problem...
Ganz anders, wie gesagt, der in Jesu Sinne „ideal-klassische“ Hirte, oder vielmehr Gott als der „echte“ und einzig wahre Hirte der Menschheit: Er hat einen Blick fürs Detail, sieht auch den Einzelnen und sein Wohlergehen, statt nur auf Nutzen und Gewinn im Großen zu schielen. Dieser Hirte kann nämlich nicht nur rechnen, sondern sich freuen über jedes einzelne Schaf, das ihm erhalten bleibt und nicht verloren geht. Gegen alle Vernunft „wird ... Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen“, verspricht Jesus.
Und wissen Sie auch warum? – Weil Gott, der „gute Hirte“ aller Menschen, gar nicht anders kann. Nicht anders, als so ein „Kleinstunternehmer“ aus biblischer Zeit, dessen ganzes Leben und Wohlergehen mit dem seiner Tiere verbunden ist, kann Gott auf keines seiner Schafe – auch der schwarzen - verzichten. Er braucht sie alle,  jedes einzelne von ihnen, um jener Gott sein zu können, der Er sein und als der Er von allen gleichermaßen erkannt werden will.
Anders ausgedrückt, nämlich im Geist jenes Versprechens, das Gott uns in Person und Werk des „guten Hirten Jesus Christus“ gegeben hat: Ohne die Menschen zu suchen, ihnen nachzugehen, wie so ein antiker Hirte seinen Schäfchen und sie gegebenenfalls zurück zu gewinnen – koste es, was es wolle! – will und wird unser Gott nicht unser Gott sein!
Soviel zum Thema „Globalisierungsanpassung“ nach himmlischem Gusto – aller menschlich angstvollen Verdienst- und Verwerfungsmoral mitsamt ihrer gegenwartsökonomischen Varianten zum Trotz!
Ich glaube, die kleinen Leute zur Zeit Jesu: die Sünder auf der einen, die moralisch und religiös Peniblen auf der anderen und natürlich auch die ganz normalen Leute, haben das verstanden. Jedenfalls könnte ich mir vorstellen, dass sie im Herzen Verständnis aufgebracht haben für die zweifellos irrationale Aktion jenes Mannes im Gleichnis Jesu, der alles – buchstäblich seine gesamte Existenz - daran setzte, um - mit allem Risiko – ein verlorenes Schaf wieder zu finden. Und sicher haben sie dann auch die „wahrhaft himmlische“ Freude nachvollziehen können, welche diesen ergriff, als er endlich fand, wonach er sich so verzehrt hatte. Denn die kleinen Leute zur Zeit Jesu wussten was es bedeutet, auf keines jener wolligen Wesen verzichten zu können, von denen Existenz und Wohlergehen des ganzen Hauses abhingen. Schließlich waren sie je selbst großenteils Hirten oder Kleinherdenbesitzer.
...Schade, dass der Berufsstand des Schafhirten im hochtechnisierten Deutschland unserer Tage keine Rolle mehr spielt...
In Griechenland habe ich übrigens kürzlich noch einen echten Hirten inmitten seiner Herde gesehen. Er sah nicht unglücklich aus...!
Natürlich musste ich sofort auch daran denken, dass Griechenland in der großen „sauberen“ Herde Europas gegenwärtig – zu Recht oder zu Unrecht - die Rolle jenes „schwarzen Schafes“ innehat, das in die Irre gegangen war und nun – tja – aufgegeben(?) oder doch mit allen Mitteln gerettet (?) werden soll...
Liebe Gemeinde,
wie Sie zur Griechenland-Frage eingestellt sind, will ich gar nicht wissen. Denn darauf kommt es nicht an – zumindest nicht direkt. Aber wie Sie zu jener Freude stehen, die, nach Jesu Worten, im Himmel herrscht angesichts jenes Einzelnen, der nach langer Odyssee – meinetwegen auch vor den Küsten Ioniens – doch noch von Gott gefunden wurde, um fürs Leben gewissermaßen „geistlich runderneuert“ zu werden, das ist entscheidend. Denn eine solche, alle kalkulierende Vernunft übersteigende Freude ist im wahrsten Sinne des Wortes „maßlos“. Wird sie doch – um noch einmal das Hirtengleichnis zu bemühen – in keiner Weise beschränkt durch das Maß jenes Aufwands, den der himmlische Hirte um des einen verirrten Schafes willen treiben musste. Im Gegenteil: Die „Freude des Himmels“ ist schlicht grenzenlos, wie auch die Geduld und Zähigkeit, mit der Gott einem jeden Einzelschicksal „nachgeht“, um Rettung zu bringen. So wird die „himmlische Freude“, von der hier die Rede ist,  also zu einer Art „Garantieerweis Gottes“ für die unzerstörbare Würde und den Wert allen menschlichen Lebens.
Wenn wir das begreifen, wenn wir uns, wie weiland die „kleinen Leute“ in der Zuhörerschaft Jesu, unsererseits freuen lernen angesichts jener maßlosen, von keinerlei Kalkül getrübten „Freude des Himmels“ über jeden, der sich schlicht mit Vergebung und neuem Leben beschenken lässt, dann werden wir wohl selbst darauf verzichten, uns so einfach für die Guten und im Leben Gescheiten, jene aber für die Gauner und am Leben Gescheiterten zu erklären... Gerade an den scheinbar Unwürdigen nämlich, an jenen, die selbst nichts mehr vorzuweisen haben, auf das sie selbstbewusst verweisen könnten, will Gott ja den unschätzbaren Wert allen Lebens und ewigen Bestand seiner Treue sichtbar machen.
„Ich sage euch“, spricht Jesus Christus: „ im Himmel wird mehr Freude sein über einen Sünder, der Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen...“!
Wenn das – nun auch für uns - kein Grund zur Freude ist...!? Und gegebenenfalls auch dazu, unsere Einstellung zu ändern, jene Maßgaben also, nach denen wir moral-technologisch hoch entwickelten Vernunft-Europäer (die wir ja fast schon vergessen hatten, was einen guten Hirten ausmacht) bisher über „richtiges“ und „falsches“ Wirtschaften in Sachen Menschlichkeit geurteilt hatten. Denn - wer weiß? - vor Gott sind womöglich wir die eigentlich verirrten Schafe...(?)!
Der Himmel jedenfalls – soviel ist sicher – gibt nicht auf, uns zu suchen. Jeden Einzelnen.
AMEN   
Perikope
10.07.2013
15,1