Predigt zu Lukas 7, 11-16 von Christiane Neukirch
7,11
Hinweis: Predigt in einfacher Sprache für einen Gottesdienst in Gebärdensprache
Jesus kommt mit seinen Freunden in die Stadt Nain. Viele Menschen folgen ihnen. Sie sind nah vor dem Stadttor, da kommt ihnen ein Trauerzug entgegen. Der einzige Sohn von einer Witwe ist tot. Viele Menschen aus der Stadt begleiten die Frau. Jesus sieht die Frau und ist voller Mitgefühl. Jesus tröstet sie und sagt: „Weine nicht!“ Er geht zu der Bahre und berührt die Bahre. Die Träger bleiben stehen. Jesus sagt zu dem Toten: „Junger Mann, ich sage dir: steh auf!“ Und da setzt sich der Tote auf und beginnt zu sprechen und Jesus gibt ihn seiner Mutter. Die Menschen erschrecken alle tief! Und sie loben Gott und sagen: Gott hat sein Volk besucht!
Liebe Gemeinde!
Vor kurzem muss ich zu einer Trauerfeier – die ist besonders traurig. Ein früherer Nachbar von uns ist mit 45 Jahren an Krebs gestorben. Die Kapelle ist ganz voll, ein großes Bild von ihm steht vor dem Sarg. Freunde von ihm lesen Texte vor und machen Musik – er hat alles noch selbst ausgesucht und mit vorbereitet. Er weiß vorher: er wird sterben und er will nicht, dass alle um ihn weinen. Er selbst ist sicher: der Tod ist nicht ein Ende für immer – für ihn ist der Tod ein Übergang in einen Raum „nebenan“. Vielleicht ist er dankbar und bereit, dieses Leben zu verlassen, weil die Krankheit zu schlimm geworden ist, und in diesen anderen Raum zu gehen, weil da alles ganz anders sein wird. Ganz neu, schmerzlos und leicht. Denn dieser andere Raum ist nicht hier auf dieser Welt.
Um unsern Nachbarn brauchen wir uns nun keine Sorgen mehr zu machen. Er hat es geschafft. Die Toten fühlen nichts mehr. Aber - komisch! - wir Lebenden können den Tod irgendwie fühlen und sind dann wie gelähmt, nur noch von Schmerz erfüllt.
Ganz vorn in der ersten Reihe sitzt natürlich die Mutter, alleinstehend, gestützt von Freunden. Am Ende mit den Kräften. Wie geht es nun für sie, die Mutter, weiter? Wie kann sie es schaffen? Ein Leben ohne diesen Sohn, der ihr so nah stand? Das Schlimmste, was passieren kann: das eigene Kind zu Grabe tragen zu müssen.
So wie die Frau in der Stadt Nain, von der das Lukas-Evangelium erzählt. Für sie ist der Tod des einzigen Sohnes noch viel schlimmer, denn sie kann nicht für ihr eigenes Leben sorgen. Frauen in Israel in der biblischen Zeit brauchen immer einen Mann, der für sie sorgt, denn sie selbst können keinen Beruf ausüben, kein eigenes Geld verdienen und haben nicht gelernt, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Hilflos, trostlos und kraftlos bleibt die Mutter zurück.
Da kommt Jesus. Gerade hat er den kranken Sohn eines römischen Hauptmanns geheilt. So erzählt die Bibel. Jetzt wird Jesus noch mehr tun. Er sieht die Mutter in ihrer Trauer und hat Mitleid mit ihr. Jesus hat aber nicht nur Mitleid, er steht nicht nur an der Seite der Traurigen und leidet und betet mit ihnen.
Nein, Jesus hat Machtworte zu sprechen. „Steh auf!“ sagt er zu dem jungen Mann. Und diese Worte sind stark. Diese Worte haben dieselbe Kraft wie Gottes Schöpfungsworte am Anfang der Welt. Wir erinnern uns: da steht: Gott sprach: es werde Licht – und es ward Licht! So lesen wir im ersten Buch Mose von der Schöpfung des ersten Tages. Was Gott sagt, geschieht. Genauso hier in dieser Geschichte. Gottes Kraft ist in den Worten von Jesus da. Jesus ist mehr als ein normaler Prophet. Mit Jesus besucht Gott sein Volk! Jesus ist Gottes Sohn! „Steh auf!“ sagt Jesus zu dem jungen Mann. Der Tote setzt sich auf und beginnt zu reden. Alle staunen, haben Gänsehaut.
So war das vor der Stadt Nain im Lukas-Evangelium, als Jesus den jungen Mann von Nain aufweckt aus dem Tod.
Unser Nachbar ist nicht mehr bei uns. Seine Urne wird bald beigesetzt. Er ist in einen „anderen Raum“ gegangen – wie er selbst gesagt hat. Tagtäglich erleben so viele Menschen auf der Welt Tod, Trauer und Schmerz. In Syrien, in Ägypten, Gott weiß, wo noch überall. Täglich gehen sie auch in diesen anderen Raum.
Aber dieser „andere Raum“ – wie unser Nachbar sagt, wird kein leerer Raum sein! Da kommt uns Jesus direkt entgegen. Denn er, der im Jahr 30 einen Toten auferweckt hat, ist selbst vom Tod auferstanden. Ich bin sicher, dass Jesus da auch zu unserm Nachbarn sagt: „Steh auf!“
Gottes Macht in diesen Worten werden wir selber dann erleben, wenn Gott es will. Sie ist da. Gottes Lebensschöpfermacht ist da. Gibt neue Kraft, neues Leben, heilt alte Wunden. Wir können schauen und fühlen: wo ist diese Kraft von Gott in unserem Leben? Wir werden sie finden! Das wünsche ich uns. Besonders allen Müttern, die um ihre Kinder weinen – in Ägypten und Syrien, im Irak und in Afghanistan und überall auf der Welt.
Amen.
Jesus kommt mit seinen Freunden in die Stadt Nain. Viele Menschen folgen ihnen. Sie sind nah vor dem Stadttor, da kommt ihnen ein Trauerzug entgegen. Der einzige Sohn von einer Witwe ist tot. Viele Menschen aus der Stadt begleiten die Frau. Jesus sieht die Frau und ist voller Mitgefühl. Jesus tröstet sie und sagt: „Weine nicht!“ Er geht zu der Bahre und berührt die Bahre. Die Träger bleiben stehen. Jesus sagt zu dem Toten: „Junger Mann, ich sage dir: steh auf!“ Und da setzt sich der Tote auf und beginnt zu sprechen und Jesus gibt ihn seiner Mutter. Die Menschen erschrecken alle tief! Und sie loben Gott und sagen: Gott hat sein Volk besucht!
Liebe Gemeinde!
Vor kurzem muss ich zu einer Trauerfeier – die ist besonders traurig. Ein früherer Nachbar von uns ist mit 45 Jahren an Krebs gestorben. Die Kapelle ist ganz voll, ein großes Bild von ihm steht vor dem Sarg. Freunde von ihm lesen Texte vor und machen Musik – er hat alles noch selbst ausgesucht und mit vorbereitet. Er weiß vorher: er wird sterben und er will nicht, dass alle um ihn weinen. Er selbst ist sicher: der Tod ist nicht ein Ende für immer – für ihn ist der Tod ein Übergang in einen Raum „nebenan“. Vielleicht ist er dankbar und bereit, dieses Leben zu verlassen, weil die Krankheit zu schlimm geworden ist, und in diesen anderen Raum zu gehen, weil da alles ganz anders sein wird. Ganz neu, schmerzlos und leicht. Denn dieser andere Raum ist nicht hier auf dieser Welt.
Um unsern Nachbarn brauchen wir uns nun keine Sorgen mehr zu machen. Er hat es geschafft. Die Toten fühlen nichts mehr. Aber - komisch! - wir Lebenden können den Tod irgendwie fühlen und sind dann wie gelähmt, nur noch von Schmerz erfüllt.
Ganz vorn in der ersten Reihe sitzt natürlich die Mutter, alleinstehend, gestützt von Freunden. Am Ende mit den Kräften. Wie geht es nun für sie, die Mutter, weiter? Wie kann sie es schaffen? Ein Leben ohne diesen Sohn, der ihr so nah stand? Das Schlimmste, was passieren kann: das eigene Kind zu Grabe tragen zu müssen.
So wie die Frau in der Stadt Nain, von der das Lukas-Evangelium erzählt. Für sie ist der Tod des einzigen Sohnes noch viel schlimmer, denn sie kann nicht für ihr eigenes Leben sorgen. Frauen in Israel in der biblischen Zeit brauchen immer einen Mann, der für sie sorgt, denn sie selbst können keinen Beruf ausüben, kein eigenes Geld verdienen und haben nicht gelernt, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Hilflos, trostlos und kraftlos bleibt die Mutter zurück.
Da kommt Jesus. Gerade hat er den kranken Sohn eines römischen Hauptmanns geheilt. So erzählt die Bibel. Jetzt wird Jesus noch mehr tun. Er sieht die Mutter in ihrer Trauer und hat Mitleid mit ihr. Jesus hat aber nicht nur Mitleid, er steht nicht nur an der Seite der Traurigen und leidet und betet mit ihnen.
Nein, Jesus hat Machtworte zu sprechen. „Steh auf!“ sagt er zu dem jungen Mann. Und diese Worte sind stark. Diese Worte haben dieselbe Kraft wie Gottes Schöpfungsworte am Anfang der Welt. Wir erinnern uns: da steht: Gott sprach: es werde Licht – und es ward Licht! So lesen wir im ersten Buch Mose von der Schöpfung des ersten Tages. Was Gott sagt, geschieht. Genauso hier in dieser Geschichte. Gottes Kraft ist in den Worten von Jesus da. Jesus ist mehr als ein normaler Prophet. Mit Jesus besucht Gott sein Volk! Jesus ist Gottes Sohn! „Steh auf!“ sagt Jesus zu dem jungen Mann. Der Tote setzt sich auf und beginnt zu reden. Alle staunen, haben Gänsehaut.
So war das vor der Stadt Nain im Lukas-Evangelium, als Jesus den jungen Mann von Nain aufweckt aus dem Tod.
Unser Nachbar ist nicht mehr bei uns. Seine Urne wird bald beigesetzt. Er ist in einen „anderen Raum“ gegangen – wie er selbst gesagt hat. Tagtäglich erleben so viele Menschen auf der Welt Tod, Trauer und Schmerz. In Syrien, in Ägypten, Gott weiß, wo noch überall. Täglich gehen sie auch in diesen anderen Raum.
Aber dieser „andere Raum“ – wie unser Nachbar sagt, wird kein leerer Raum sein! Da kommt uns Jesus direkt entgegen. Denn er, der im Jahr 30 einen Toten auferweckt hat, ist selbst vom Tod auferstanden. Ich bin sicher, dass Jesus da auch zu unserm Nachbarn sagt: „Steh auf!“
Gottes Macht in diesen Worten werden wir selber dann erleben, wenn Gott es will. Sie ist da. Gottes Lebensschöpfermacht ist da. Gibt neue Kraft, neues Leben, heilt alte Wunden. Wir können schauen und fühlen: wo ist diese Kraft von Gott in unserem Leben? Wir werden sie finden! Das wünsche ich uns. Besonders allen Müttern, die um ihre Kinder weinen – in Ägypten und Syrien, im Irak und in Afghanistan und überall auf der Welt.
Amen.
Perikope