Predigt zu Matthäus 28,1-10 von Rainer Kopisch
28,1-10

Liebe Gemeinde,

„Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“

Diese Bitte aus Psalm 90 Vers 12 gewinnt für uns Menschen seit Jesu Tod  am Kreuz eine neue Bedeutung. Die neue Bedeutung folgt aus dem Osterereignis.

Wir Menschen haben unser Leben lang mit der Tatsache zu tun, dass unser irdisches Leben begrenzt ist.
Wir sind in unserm tiefsten Inneren auf die Möglichkeit der Abwehr einer Todesbedrohung eingerichtet. Wir spüren sie auf verschiedene Weise, wenn uns Nachrichten über Tod oder Todesbedrohung in unserer Umgebung erreichen oder wir in akuter Bedrohung stehen.
In Panik können Menschen erstarren oder fliehen.
Der Evangelist MARKUS berichtet es von den Frauen, die am Morgen nach dem Sabbat den Leichnam Jesu salben wollen. Sie waren ganz auf die Umstände des Todes Jesu eingestellt, auf beruhigende Rituale zur Trauerbewältigung.
Die waren ihnen aber plötzlich nicht mehr möglich, weil der Leichnam nicht im Grab war.

Sie fliehen in Todesangst vor der unfassbaren Wahrheit, die ihnen ihre scheinbare Sicherheit nimmt.

Nicht so im Matthäus-Evangelium. MATTHÄUS berichtet uns die wichtigen Ereignisse in Ruhe.

Maria Magdalena und Maria waren bei der Grablegung des Leichnams Jesu dabei, als der Reiche Mann aus Arimatäa den Leichnam Jesu in seinem eigenen Felsengrab bestattete und den großen Stein vor den Eingang rollte.
Außerdem schreibt er, dass die die Hohenpriester und Pharisäer Wachen aufstellten, die Pilatus ihnen zur Verfügung stellte, damit die Jünger nicht den Leichnam stehlen und dann behaupten können, Jesus sei auferstanden. Als zusätzliche Sicherheit wird das Grab auch versiegelt.
Gerade durch diese Vorsichtsmaßnahmen werden die Hohenpriester und Pharisäer später in Erklärungsnöte kommen.

Unserer Predigttext schließt an:
„1Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.
2Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.
3Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee.
4Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.
5Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht.
6Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat;
7und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.
8Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen.
9Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder.
10Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.“

Die Wachen erschrecken sich aus Furcht und fallen in Schockstarre.

Den Frauen nimmt der Engel die Furcht und redet sie so an, dass die beiden Vertrauen gewinnen.

„Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat.“ Einer nüchtern klaren Erinnerung an Jesu Ankündigung seiner Auferstehung folgt die Einladung, einen Blick in das leere Grab zu tun. Dann die Ankündigung, dass der auferstandene Jesus nach Galiläa vorauf gehen wird, um seine Jünger zu treffen.

Als der Engel seine Rede beendet hat, machen sich die Frauen mit Furcht und Freude eilig auf den Weg, um den  Jüngern die Auferstehung zu verkündigen.

Sich begegnen Jesus, der sie grüßt. Sie fallen ihm zu Füßen. Er nimmt ihnen ihre Furcht und gibt ihnen den Auftrag mit, seinen Brüdern zu verkündigen, dass sie nach Galiläa gehen sollen, um ihn dort zu sehen.

Matthäus berichtet danach noch, wie die Hohenpriester und Pharisäer dank ihrer eigenen Sicherheitsmaßnahmen in Erklärungsnöte kommen. Sie müssen jetzt die glasklaren Beweise für die vorher angekündigte Auferstehung Jesus aus der Welt schaffen.
Sie bestechen die Soldaten mit viel Geld, damit die das Gerücht verbreiten, die Jünger wären nachts gekommen und hätten den Leichnam Jesus aus dem Grab gestohlen, während die Wachen schliefen. Falls Pilatus das Gerücht zu Ohren kommen sollte, wollten sie ihn beschwichtigen und dafür sorgen, dass sie sicher davon kommen.

Matthäus schreibt, dass sich das Gerücht unter den Juden bis zur Zeit der Niederschrift seines Evangeliums gehalten habe.

Um die Begegnung der Frauen mit dem Engel und mit Jesus nachfühlbar lebendig werden zu lassen, möchte ich aus einer kleinen Bibliodrama-Gruppe berichtet, die als Textvorlage unsern Predigttext gewählt hatte.
Das Bibliodrama ist eine besondere Art, sich Bibeltexten anzunähern, um sie schließlich in einer szenischen Darstellung zu spielen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer suchen sich die Rolle aus, die sie am meisten anspricht und in der sie Erfahrungen machen wollen.
In einer abschließenden Runde nach Ablegen der Rollen tauschen sie ihre Erfahrungen aus.
Ich möchte mich auf die Erfahrungen der Frauen und des Engels beschränken.
Die Erfahrung der Frau aus der Rolle des Engels war:
Der Engel kam mit großer Energie vom Himmel. Es war schwer, die himmlische Botschaft den Frauen zu verkündigen ohne sie zu erschrecken, dass sie sich auf menschlicher Ebene verstanden und angesprochen fühlen.
Die Frauen waren anfangs aufgeregt und gespannt, konnten aber die Botschaft von der Auferstehung annehmen, sie verspürten Erleichterung und Auferstehungs-Gewissheit und waren freudig bereit, die  Botschaft den Jüngern zu überbringen.
Maria hat sich schnell erinnert, dass Jesus seine Auferstehung vorhergesagt hatte wie der Engel es sagte.
Maria Magdalena hat die Botschaft zwar auch schnell aufgenommen, war aber weiterhin noch angespannt, da sie ein besonderes Verhältnis zum gestorbenen Jeus hatte.
Als sie Jesus begegnet sind, und er mit ihnen geredet hatte, fällt ihre Anspannung von ihr ab es kommt bei Maria Magdalena zu einem Ausbruch von Freude- und Glücksgefühlen.
Sie fällt der anderen Maria um den Hals und sie hüpfen gemeinsam umher.
Das war Osterfreude, wie ich sie ihnen allen wünsche.
Amen

Pfarrer i. R. Rainer Kopisch, Braunschweig - rainer.kopisch@gmx.de

Perikope
04.04.2015
28,1-10