Predigt zu Matthäus 3,13–17 von Gerda Altpeter
3,13-17

Predigt zu Matthäus 3,13–17 von Gerda Altpeter

13. Dann kam Jesus aus Galiläa zum Jordan

wegen Johannes, damit er ihn taufe.
14. Dieser widersprach und sagte:
Ich müsste von dir getauft werden.
Und du kommst zu mir?“
15. Jesus antwortete und sagte zu ihm:
„Jetzt muss es geschehen,
denn so ist es angemessen
alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“
Dann gab Johannes nach.
16. Er taufte Jesus sofort
und ging hinauf vom Wasser..
Und siehe, der Geist Gottes stieg hinab
wie eine Taube.
17. Sie kam zu ihm.
Und siehe, eine Stimme vom Himmel sagte:
„Dieser ist mein geliebter Sohn.
An ihm habe ich Gefallen.“

Epiphanias heisst Licht. Es soll hell werden in uns und um uns. Wir sollen erkennen, worauf es ankommt. Wir sollen erkennen, was in der heiligen Nacht geschehen ist. Da ist ein Licht aufgegangen, ein leuchtendes Licht. Der Erlöser ist geboren. Von jetzt an brauchen wir nicht mehr im Dunklen zu tappen.

Da fällt mir ein, wie es im September 1944 war. Mein Vater war abtransportiert worden. Dann sollte ich auch abtransportiert werden. Der Personalchef der Firma Th. Goldschmidt AG., in der ich als Hilfsarbeiterin im Labor tätig war, liess mich rufen und erklärte, dass ich sofort zu meinem Hausarzt gehen solle. Ich dürfe nicht mehr in das Labor zurückkehren um meine Sachen zu holen.

Der Hausarzt erklärte mir, dass ich weg müsse. Er stellte mir einen Krankenschein aus und eine Genehmigung, einen Zug zu benutzen nach Bad Salzuflen, da ich eine Hormonstörung hätte. Ich reiste sofort ab mit meiner Mutter. Der ältere Bruder meiner Mutter nahm uns in Hiddesen auf. Dort erhielten wir einen Brief meines Vaters, dass er in Vorwohle sei in einer Scheune mit 100 Anderen. Wir wollten ihn besuchen. Morgens um 5 Uhr liefen wir durch den dunklen Wald von Hiddesen nach Detmold zum Bahnhof. Wir tappten den Weg entlang. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel. Es war schaurig dunkel.

Endlich erreichten wir den Bahnhof. Wir kamen nach Vorwohle. Wir wussten nicht wohin. Wir liefen zum Bahnhofsrestaurant um eine Tasse Kaffee zu trinken.

Da sass mein Vater mit einem jungen Ehepaar. Sie hatten die Erlaubnis bekommen, aus Stadtoldendorf Medikamente zu holen für Prof. Dr. Strauss, den international bekannten Erfinder von V2A, der in der Scheune Lungenentzündung bekommen hatte.

Wir waren froh. Wir holten in der Stadt Medikamente, assen in einem guten Hotel und trennten uns. Prof. Dr. Strauss ist dann gestorben. Er mochte nicht mehr leben in einem Staat, der so mit ihm umging.

Die Familie kam durch. Als die Amerikaner das Ruhrgebiet besetzten kamen langsam alle wieder zusammen. Weihnachten 1945 gingen wir zum Gottesdienst. Die Marktkirche war zerstört. Die Gemeinde traf sich im Keller des Weiglehauses. Wir standen dicht an dicht. Dankbar erklang der Gesang:

Welt ging verloren.
Christ ist geboren.
Freue dich, o, Christenheit!

Der Heiland hat uns das Licht der Freiheit gebracht. Wir sind nicht mehr von Gott entfernt. Wir sind seine Kinder, Schwestern und Brüder Jesu. Wir sind erlöst. Dankbar dürfen wir es bekennen.

Wie sieht es heute aus? Die Kirchen sind leer. Die Leute sind gestresst. Sie gehen lieber in die freie Natur. Dort können sie zu sich kommen. Dort erholen sie sich.

Mein Vater schrieb 1942:

Die Kirchen sind jetzt überfüllt;
denn Krieg und Notzeit drücken sehr.
Wenn uns der Überfluss umhüllt,
dann sind die Kirchen wieder leer.

So ist das. Wer denkt noch heute an den Krieg vor 60 Jahren? Das haben wir vergessen. Heute haben wir Frieden. Heute geht es uns gut. Wir haben reichlich Arbeit und Verdienst. Es ist fast zu viel. Wir kommen kaum nach. Für den Gottesdienst ist weder Zeit noch Kraft da. Dort hören wir sein Wort. Dort begehen wir Epiphanias. Dort lesen wir von der Taufe Jesu durch Johannes am Jordan. Dort geschah es, dass der Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel kam. Dort erklärte Gott, dass Jesus sein geliebter Sohn sei. Dort erfahren wir von der grossen Liebe unseres Schöpfers. Sie erfüllt unser Herz. Wir dürfen sie weitergeben. Wir sorgen für Frieden, Frieden mit uns selbst und Frieden mit unseren Mitmenschen.

Wie schön leuchtet der Morgenstern
voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn,
die süsse Wurzel Jesse.
Du Sohn Davids aus Jakobs Stamm,
mein König und mein Bräutigam,
hast mir mein Herz besessen.
Nimm mich freundlich
in die Arme und erbarme
dich in Gnaden;
auf dein Wort komm ich geladen.