Predigt zur Konfirmation über Matthäus 7,24-27 von Georg Freuling
7,24-27

Predigt zur Konfirmation über Matthäus 7,24-27 von Georg Freuling

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Eltern und Paten, liebe Festgemeinde!

Fast ein Jahr Konfirmandenunterricht liegt jetzt hinter uns. Und in den letzten Wochen vor den Osterferien haben wir über den Tag heute, über Eure Konfirmation gesprochen. Was bedeutet die Konfirmation?
Konfirmation – das kommt von einem lateinischen Wort: confirmare – das bedeutet „fest machen, bekräftigen.“ Und darum geht es in diesem Gottesdienst: Ihr bestätigt Eure Taufe, Ihr bestätigt, dass Ihr zu Gott gehören, dass Ihr Euch an ihm „fest“ machen wollt.
Ihr entscheidet, welche Bedeutung Gott in Eurem Leben haben soll. Es ist wie bei vielen anderen Fragen. Ihr werden langsam erwachsen, nehmt Eurer Leben selbst in die Hand. Der Glaube ist dabei eine wichtige Hilfe.
Dazu passt eine Geschichte, ein Gleichnis, das Jesus erzählt hat. Da geht es um den Bau eines Hauses. Und ich gebe Euch diese Geschichte heute mit, damit beim Bau Eures „Lebenshauses“ alles gut geht. Ich lese Mt 7,24-27:

24) "Wer meine Worte hört und sie befolgt, ist wie ein kluger Mann, als er sein Haus baute: Er errichtete es auf felsigem Boden.
25) Dann kam ein Wolkenbruch. Die Flüsse traten über die Ufer, die Stürme tobten und rüttelten an dem Haus. Doch es stürzte nicht ein – denn es war auf Fels gebaut.

26) Wer diese meine Worte hört und sie nicht befolgt, ist wie ein dummer Mann, als er sein Haus baute: Er errichtete es auf sandigem Boden. 27) Dann kam ein Wolkenbruch. Die Flüsse traten über die Ufer, die Stürme tobten und prallten gegen das Haus. Da stürzte es ein – es fiel völlig in sich zusammen."


Wenn ich morgens aufstehe, wenn ich die Füße vor das Bett setze, gehe ich davon aus, dass ich festen Boden unter den Füßen habe. Jede und jeder von uns macht das so. Die Erde trägt uns. Das ist eine Selbstverständlichkeit, da denkt keiner drüber nach.
Aber im Leben insgesamt sieht das anders aus: Wenn etwas Schlimmes passiert, dann sagen wir schon mal: „Das zieht mir den Boden unter den Füßen weg.“ Dass unser Leben auf sicherem Boden steht, ist nicht selbstverständlich. Manchmal denken wir gar nicht darüber nach. Aber manchmal wird uns das bewusst. Das verunsichert uns. Wir fragen dann: „Was gibt mir Halt und Sicherheit? Worauf kann ich in meinem Leben setzen?“

Ihr, liebe Konfirmanden, kennt das auch. Die Erwachsenen machen Euch das klar, dass Ihr jetzt schon an Eurem Lebenshaus baut. „Mach was draus! Übernimm Verantwortung! Du wirst jetzt erwachsen.“ Auch ich habe das im Unterricht eingefordert: Verlässlichkeit und Verbindlichkeit. Manchmal haben wir darum gerungen.
Das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Aber – das kann einen auch verunsichern:
Bin ich auf dem richtigen Weg? Wie kann ich mir sicher sein? Keiner will sein Leben in den Sand setzen! Keiner von uns will es machen wie der zweite Mensch in dieser Geschichte: Sein Haus stürzt ein, weil er es auf Sand gebaut hat.
Keiner von uns wünscht Euch Konfis das! Eure Eltern nicht – ich auch nicht! Deshalb schauen wir besser auf den Menschen, bei dem es gut geht! Denn da finde ich das, was ich Euch heute mitgeben will:
Einen Bauplan für ein Lebenshaus, das sicher und fest steht!

Es ist ein Bauplan mit drei Regeln,  die ich Euch in dieser Predigt mitgeben möchte:

Regel Nr. 1: Es kommt auf das Fundament an.

Das erste Haus stürzt nicht ein, weil es auf festem Boden steht, auf Felsen. Deshalb ist der Mensch, der es gebaut hat, klug: „Er errichtete sein Haus auf felsigem Boden.“

Auf das Fundament kommt es an. Was ist das für ein Fundament? Mir fällt auf:  Diese Felsen sind schon da, bevor der Hausbau beginnt. Der kluge Bauherr hat nach einem guten Platz gesucht. Und er hat diesen Felsen gefunden.

Genau so ist das, wenn Ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, an Eurem Lebenshaus baut. Das ist wichtig, dass Ihr das nicht vergesst: Den Grund unseres Lebens legt keiner von uns selbst. Der ist schon da.

Warum?

Keiner von uns kann leben, ohne dass ihn jemand bejaht - ohne wenn und aber. Keiner von uns kann leben, ohne dass ihn jemand liebt. Das gibt uns Menschen Sicherheit, das gibt uns einen festen Boden unter die Füße.
Und Ihr habt das schon erlebt: Ihr feiert heute mit den Menschen, die Euch wichtig sind. Die sind Euch wichtig, weil Ihr das bei denen gespürt habt, weil die Euch Halt und Sicherheit gegeben haben.
Da sind Eure Eltern. Natürlich habt Ihr immer öfter andere Ansichten, natürlich kracht es immer wieder mal. Aber eigentlich meinen die es gut mit euch, die haben euch lieb. Selbst dann wenn sie sich über Euch aufregen, und wenn Euch das nervt - die täten das ganz bestimmt nicht, wenn Ihr ihnen gleichgültig wärt.
Verlässliche Beziehungen geben uns Sicherheit und Halt. So erlebt Ihr das auch bei guten Freunden. Auf die könnt Ihr zählen, auf die könnt Ihr Euch verlassen. Solche Freunde sind wichtig, auch wenn sie einem ungeschminkt die Wahrheit sagen.

Kein Mensch kann leben, ohne dass ihn jemand bejaht. Kein Mensch kann leben, ohne dass ihn jemand liebt.

Was wir durch andere Menschen erfahren, das ist genau so bei Gott: Er will für Euch da sein, weil Ihr ihm wichtig seid. Sein Ja gilt auch dann, wenn Ihr Fehler macht. Dieses Ja Gottes zu uns Menschen – das ist ein solides Fundament. Darauf könnt Ihr setzen. Das ist der Grund, auf dem Ihr Euer Lebenshaus bauen könnt!
Ihr habt schon ein Fundament, ohne dass Ihr selbst etwas dazu beigetragen habt. In der Taufe wurde Euch Gottes Ja zugesprochen, weil SEIN Ja allen unseren Entscheidungen vorausgeht. Dieses Ja Gottes – das ist wie ein solides Fundament, auf dem wir unser Lebenshaus bauen können. Wer darauf baut, der hat festen Boden unter den Füßen.

Regel Nr. 2: Auf diesem Fundament ist viel möglich.

Wie Euer Lebenshaus eines Tages im Einzelnen aussieht, das hängt von Euch ab. Hauptsache ist, dass das Fundament stimmt.

Wie viele Zimmer es da gibt, wie viele Stockwerke – das könnt Ihr entscheiden. Auch die Wahl der Inneneinrichtung ist Eure Sache. Ihr dürft Euch aussuchen, welche Tapeten an die Wände kommen, wie die Fliesen im Bad aussehen, welche Möbel Ihr aufstellt – Ikea oder Maßarbeit.
Lasst Euch dabei nicht von dem irritieren, was andere denken und sagen. Das braucht Ihr nicht – solange das Fundament stimmt.

Das gilt auch für Sie, liebe Eltern. Vielleicht verfolgen Sie ja den Bau mit Sorgen. Aber – auf das Fundament kommt es an. Wie das Haus dann schließlich aussieht, das werden Sie nach und nach Ihren Kindern überlassen. Jedes Detail werden Sie nicht bestimmen können. Versuchen Sie es besser erst gar nicht. Wahrscheinlich werden Ihnen die Klamotten ihrer Kinder nicht immer gefallen. Wahrscheinlich wird Ihnen die Musik manchmal zu laut sein. Aber: Das ist Geschmackssache. Das sind Kleinigkeiten, sie sagen nichts über die Stabilität des Hauses aus – da kommt es auf das Fundament an. 

Liebe Konfis, Ihr habt ein festes Fundament. Auf Gott könnt Ihr Euch verlassen. Und wie Ihr dann Euer Lebenshaus dann baut, das werdet Ihr immer mehr selbst entscheiden. Da seid Ihr frei!

Es gibt nur eine Bauvorschrift, die Ihr berücksichtigen müsst. Deshalb – dritte und letzte Regel:
Die einzige Bauvorschrift ist - die Liebe.


Es ist genauso einfach, wie ich es jetzt gesagt habe. Es ist auch kein Zufall: diese Bauvorschrift trägt denselben Namen wie das Fundament.

"Wer meine Worte hört und sie befolgt, ist wie ein kluger Mann, als er sein Haus baute: Er errichtete es auf felsigem Boden“ So beginnt diese Geschichte vom Hausbau. Sie steht am Ende der Bergpredigt. Und da geht es um nichts anderes.
Das ist die Botschaft Jesu: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Oder als gut zu merkende Faustregel mit den Worten Jesu: „Was ihr wollt, das Euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“

Es ist wichtig, dass wir unser Lebenshaus nicht auf Kosten anderer bauen. Deshalb: Vergesst nicht die Menschen um Euch herum! Es ist wichtig, dass Ihr denen die Verlässlichkeit bietet, die Ihr Euch selbst wünscht, die Ihr selbst zum Leben braucht!

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, wenn Ihr Euch das zu Herzen nehmt, dann wird der Bau Eures Lebenshauses gelingen. Mehr als das: Wenn Ihr Euch das zu Herzen nehmt, dann werdet Ihr auch Freude haben an diesem Haus. Und das wünsche ich Euch von ganzem Herzen. Amen.