Was erwartet uns im Neuen Jahr? Der Trost unseres Gottes - Predigt zu Jesaja 66,13 von Peter Schuchardt
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Was erwartet uns im Neuen Jahr? Der Trost unseres Gottes - Predigt zu Jesaja 66,13 von Peter Schuchardt

Was erwartet uns im Neuen Jahr? Der Trost unseres Gottes

Liebe Schwestern und Brüder,

das neue Jahr 2016 hat begonnen, und wir machen uns auf die Reise durch die kommenden 12 Monate. Was wird es bringen? Wir haben ja im alten Jahr erleben dürfen und auch erleben müssen: Die Welt ändert sich. Unser Leben ändert sich. Und das Wenigste davon liegt in unserer eigenen Hand, in unserem Tun und Wollen. Neben diesen überraschenden Änderungen und Veränderungen wird es viel Alltag geben, viel Routine. Viele Pflichten und Aufgaben warten auf uns.

Was nehmt ihr mit auf diese Jahresreise? Viele haben gute Vorsätze eingepackt. Vorsätze, die mit „mehr“ und „weniger“  anfangen: Ich will mich weniger ärgern, will weniger jammern, weniger rauchen. Ich will mehr Sport treiben, mich mehr freuen, mehr Zeit mit der Familie verbringen. Und manch einer erinnert sich in 12 Monaten an seine guten Vorsätze und freut sich über das, was geklappt hat oder ärgert sich über das, was nicht geworden ist. Aber die guten Vorsätze sind wichtig und gehören ins Reisegepäck. Denn sie zeigen doch: Ich will etwas machen aus der Zeit, die Gott mir schenkt und die jetzt wie ein großes unberührtes Feld vor mir liegt. Ich will mich nicht von allem vereinnahmen lassen. Ich will gestalten, will etwas bewegen. Ich will auch mich selbst verändern und meine Haltung zum Leben.

Viele freuen sich auf das neue Jahr, auf neue Möglichkeiten und Erfahrungen. Aber ich weiß auch: Manch einen von euch hat das Leben bitter gemacht. So viele Rückschläge, so viel Trennung und Enttäuschung. So viel ist zerbrochen im Lauf der Jahre. Für euch ist mein Wunsch: Lasst euer Herz erweichen. Öffnet es für das Neue, das dieses Jahr mit sich bringt. Denn noch weiß niemand, wo wir am Ende des Jahres stehen werden. Da war das alte Jahr ein guter Lehrmeister für uns. Lasst neben der Bitterkeit, der Enttäuschung und dem Zerbrochenen Raum für das Licht Gottes. Es scheint von Weihnachten und Ostern, von der Krippe und vom Kreuz in unser Leben. Und sein Licht kann unser ganzes Leben in ein neues Licht tauchen, in das Licht seiner Gnade:

„Wechselnde Pfade,
Schatten und Licht,
alles ist Gnade,
fürchte dich nicht!“

Unsere Freude, unsere Verbitterung, unsere Sehnsüchte, unsere Traurigkeit  - alles ist in Gottes Gnade geborgen.

Was nehmt ihr mit auf eure Jahresreise? Liebe Menschen gehen mit euch, die Gott an eure Seite gestellt hat. Die Familie, die Kinder, die Freunde. Mit vielen seid ihr Jahre, sogar schon Jahrzehnte verbunden. Andere mögen dazu kommen, von denen ihr noch nichts wisst. Wir brauchen diese Menschen, weil Gott uns mit ihnen Gemeinschaft schenkt. Er öffnet unsere Augen und Herzen füreinander. Wenn wir so verbunden gemeinsam durch die Zeit gehen, können wir tun, was Paulus sagt: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“  Ich wünsche euch, dass ihr Hilfe erfahrt, wenn ihr in Not seid. Und ich wünsche euch, dass ihr anderen helfen könnt, ihre Last mitzutragen, ihnen gute Worte sagen könnt.

Was nehmt ihr mit auf eure Jahresreise? Proviant braucht ihr, Essen und Trinken für den Körper. Ihr braucht auch Nahrung für euer Herz, für eure Seele. Denn die Seele hat auch Hunger und Durst. Sie ernährt sich von dem, woran sie sich freut, sagt Augustinus. Darum sind Hobbys so wichtig und der Urlaub. Denn das ist Zeit für euch und für die lieben Menschen an eurer Seite.

Ihr braucht einen Verbandskasten, Pflaster und Jod, wenn ihr stolpert und euch die Knie aufschrammt. Habt ihr auch an den Verbandskasten für euer Herz und eure Seele gedacht? Denn auch wenn alles scheinbar glatt läuft, wenn euer Leben nach außen hin super verläuft und ihr alles gut hinkriegt: Euer Herz leidet oft, ohne dass es jemand sieht. Und oft wollt ihr es ja auch niemandem zeigen. Es ist ja angesagt zurzeit, souverän zu sein, ruhig und überlegen allen Herausforderungen zu trotzen. Das geht natürlich nicht. Und oft leidet das Herz dabei, wird verwundet, wird ausgelaugt und braucht Hilfe. Doch kaum jemand traut sich, das zu sagen. Denn das wird zu oft als ein Zeichen von Schwäche abgetan. „Was, du kannst nicht mehr? Dann brauchen wir dich auch nicht mehr!“, so heißt es oft. Viele Menschen sind innerlich ausgebrannt sind, nicht im Körper. Burn-Out sagt man dann. Und es ist einfach nur traurig, wenn ein trauriges Herz nicht sagen darf und mag, dass es traurig ist und Hilfe braucht. Ich hoffe, ihr passt gut auf euer Herz auf eurer Jahresreise!

Was nehmt ihr mit auf diese Reise? Gottes Wort nehmt ihr mit. Das Wort und den Zuspruch dessen, der die Welt erschaffen hat und in den Händen hält. Das Wort dessen, der euch euer Leben gegeben hat. Ihr nehmt das Wort von dem mit, der im Stall von Bethlehem geboren wird und über den der Engel sagt: „Er ist der Heiland, der Retter, der Christus!“ Dieses Kind wird größer und wird, erfüllt von Gottes Liebe und Herrlichkeit, sagen: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ Von dieser Herrlichkeit und Liebe Gottes erzählen uns manche Worte der Bibel in besonderer Weise. Eines dieser Worte ist die Losung für das neue Jahr. In diesem Jahr ist die Losung ein Wort aus dem Propheten Jesaja: „Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jes 66,13). Das ist ein sehr schönes Wort, das wir auf jeden Fall einpacken sollten in unser Jahresreisegepäck. Es ist ein Wort, das uns von der Liebe und Zuwendung unseres Gottes erzählt. Und es erinnert uns an unsere eigene Kindheit. Wie oft seid ihr als Kinder zu eurer Mutter gegangen mit aufgeschlagenen Knien, mit einem traurigen Herzen! Wie oft hat euch eure Mutter auf den Schoß genommen, hat euch die Tränen abgewischt und tröstende Worte gesagt! Es sind Erinnerungen voller Zärtlichkeit und Wärme. Ich weiß: Mancher von euch hat nicht solche Erinnerungen. Mancher hat in seiner Kindheit nur Ablehnung von der eigenen Mutter fahren, Druck und Zurechtweisung. Eine Frau erzählte mir: „Nie war ich gut genug für sie!“ Und doch kennt auch ihr die Sehnsucht, so getröstet zu werden. Die Jahreslosung sagt uns: Gott will unsere Sehnsucht nach Trost stillen. Er will euch trösten. Und ihr dürft zu ihm kommen als seine geliebten Kinder. Bei ihm werdet ihr nicht Ablehnung, Druck oder Zurechtweisung finden. Bei Gott erwarten euch seine offenen Arme und sein offenes Herz, sein Herz voller Liebe. Bei ihm seid ihr gut genug, mit allen Wunden, allem, was kaputt gegangen ist in euch.

Es ist die große Kraft der biblischen Worte, dass sie mit ihren Bildern unser Herz berühren. Für mich gehört dieses Wort unbedingt in den Reisekoffer für das neue Jahr. Denn wir werden leider in vielen Momenten Druck, Ablehnung und Zurechtweisung erfahren. Aber wir haben Gottes Wort bei uns, das zu uns von seinem Trost redet. Gott will uns trösten. Wir dürfen zu ihm kommen mit allem, was wir auf dem Herzen haben. Wir dürfen schutzlos kommen, so wie wir sind. Wir dürfen ihm unser Herz ausschütten. Und er wird uns trösten. Das Wunderbare am Trost ist ja: Die Tränen versiegen. Unsere Wunden heilen. Wir öffnen die Augen und das Herz für den neuen Weg. Alle Bitterkeit, alle Traurigkeit, alles Zerbrochene ist dann nicht mehr entscheidend. Alles das können wir in seine guten Hände geben, und dann können wir an seiner Hand unseren Weg weitergehen, getröstet und gestärkt.

Was nehmen wir mit auf unsere Jahresreise? Die Gewissheit, Gott wird uns trösten. Das ist gut. Wir wissen, wohin wir gehen können, wann immer wir auf unserer Jahresreise stolpern, verzweifeln, keine Kraft mehr haben. Gott, der uns wie eine Mutter tröstet, er wartet auf uns an jedem Tag und vor allem in jeder Nacht des neuen Jahres, in der wir keinen Schlaf finden. Ich wünsche euch ein gesegnetes Jahr 2016. Der Trost unseres Gottes möge euch begleiten und stärken.

Amen