"Wer ist Jesus?" - Predigt über Johannes 8, 25-29 von Peter Huschke
8,25
Wer ist Jesus?
  
  Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn, Jesus Christus!
  
  Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm 5, 8)
  Mit diesem Wochenspruch gehen wir in die dritte Woche der Passionszeit. Das gibt unseren Gedanken an Jesu Leiden und Sterben in der Passionszeit ihre Ausrichtung.
  Dieser Wochenspruch, liebe Gemeinde, passt ebenso als Überschrift des Predigttextes für den heutigen Sonntag.
  Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
  Wer Jesus ist, wird er selber im heutigen Predigttext gefragt. Die Jesus fragenden Menschen wollen wissen, wer er sei. Es sind sehr schwierige und tiefschürfende Worte, die Jesus auf die schlichte Frage „Wer bist du denn?“ antwortet: Aber hören Sie die Verse 26 bis 29 aus dem achten Kapitel des Johannesevangeliums selber, liebe Gemeinde:
  (Textverlesung)
  
  Wer ist Jesus?
  Gleich im ersten Satz wird deutlich: Jesus ist der, der unermüdlich und voller Liebe immer wieder von Gott redet und erzählt.
  Seine erste eigene Antwort im heutigen Predigttext lautet: Ich bin „zuerst das, was ich euch auch sage“. Oder näher am griechischen Original: „Was ich zu Anfang sagte, sage ich auch jetzt zu euch,“ nämlich wer ich bin. Oder deutlicher: „Davon spreche ich schon die ganze Zeit,“ wer ich bin. (Klaus Berger)
  Jesus ist also zu allererst derjenige, der unermüdlich zu den Menschen redet. Liebevoll erzählt er alles drei, vier oder fünf Mal von Gott für uns und unterstreicht das Gesagte durch sein Handeln.
  Deswegen ist es gut, liebe Gemeinde, dass wir jeden Sonntag neu auf sein Evangelium hören. Nicht selten entdecken wir ja in Texten, die wir schon ganz oft gehört haben, doch etwas Neues für uns. Wir erfahren Neues von Gott für uns selber, für unser Leben.
  Dafür ist Jesus da. Deswegen sagt er uns immer wieder neu etwas.
  Deswegen ist es gut, dass wir alle Jahre wieder, seine Passion bedenken.
  Unser Leben ist wieder ein Jahr reicher. Vielleicht entdecken wir in Jesu Passion etwas Neues für uns oder für einen anderen Menschen. Vielleicht haben wir etwas erleben müssen, was uns jetzt erst deutlich macht: Deswegen hat Jesus das erleiden müssen, damit ich, damit dieser mir lieb gewordene Mensch sicher ist, dass er nicht allein ist. Ich selber oder dieser Mensch kann fest darauf vertrauen, dass wir trotz dieses fürchterlichen Schicksalsschlages oder dieser schlimmen Krankheit von Gott nicht allein gelassen sind. Gott lässt ihn, sie oder mich so wenig im Stich, wie er Jesus im Leiden allein gelassen hat.
  Plötzlich verstehen wir die Antwort Jesu auf die Frage, wer er sei: Ich bin „zuerst das, was ich euch auch sage“. „Was ich zu Anfang sagte, sage ich auch jetzt zu euch,“ nämlich wer ich bin. „Davon spreche ich schon die ganze Zeit,“ wer ich bin.
  Jesus ist der, der unermüdlich und voller Liebe immer wieder von Gott redet und uns Gottes Liebe vorlebt.
  Wer ist Jesus?
  Jesus vertieft seine erste Antwort. Ich habe viel von euch zu reden und zu richten. Jesus redet ganz anschaulich von Gott. Er richtet unser Leben manchmal auch hart und deutlich auf ihn aus.
  Am deutlichsten und anschaulichsten wird das für mich in seinen Wundern und Gleichnissen. Da lässt Jesus Menschen hören und erleben, wie Gott für uns da ist.
  Im Johannesevangelium, in dessen Denkweisen diese Worte Jesu überliefert sind, wird Jesu Reden besonders in Jesu Ich bin – Worten anschaulich. In diesem Reden Jesu wird für mich in aller Vielfaltdeutlich, wer Jesus für uns ist, liebe Gemeinde.
  Hören wir diese Worte, die Jesus für uns - und wie er hier betont für die gesamte Welt  - im Auftrag Gottes zu sagen hat:
  Ich bin das Brot des Lebens (6, 35)
  Ich bin das Licht der Welt (8, 12).
  Ich bin die Tür (10, 9).
  Ich bin der gute Hirte (10, 11).
  Ich bin die Auferstehung und das Leben (11, 25).
  Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (14, 6).
  Ich bin der Weinstock (15,5).
  In dieser Vielfalt gibt sich Jesus uns zu erkennen und sagt uns, wer er ist. Je nach Zeit in unserem Leben macht er für uns deutlich, wer er für uns ist.
  Wenn wir so richtig erfolgreich sind, lässt er sich als Licht der Welt von uns erfahren.
  Wenn wir Angst vor Tod und Sterben haben, will er sich als die Auferstehung und das Leben finden lassen.
  Wenn uns die Kraft ausgeht, will er unser Weinstock für uns sein.
  
  Liebe Gemeinde, ich bin sicher, dass Sie sich jetzt einreihen könnten und mit Ihren Worten sagen könnten, wer Jesus für Sie in welcher Phase Ihres Lebens war und wer er gerade jetzt für Sie ist.
  Die Worte, die Jesus für uns gesprochen hat, könnten dann zu unserem Bekenntnis zu Jesus werden.
  Was Jesus von Gott und von sich gesagt hat, würde dann zu unserem Bekenntnis zu Gott und zu Jesus werden.
  Wir könnten dann einstimmen in das, was Jesus am Ende seiner Antwort auf die Frage, wer er sei, sagt:
  V. 28 und 29
  
  Mit solchen schwer zu verstehenden und sehr tief schürfenden Worten redet Jesus davon, wer er ist.
  Manchmal bin ich froh, liebe Gemeinde, dass Jesu Worte im Johannesevangelium so schwer und so tiefschürfend sind. Mein Nachdenken über Gott, über die Welt und über Jesus braucht diesen Tiefgang.
  Manchmal bin ich aber auch sehr dankbar, dass mitten in diesen schwierigen Gedanken der schlichte Satz steht:
  Sie verstanden aber nicht.
  Manchmal geht es mir nämlich genau so: Ich verstehe Gott nicht. Ich verstehe mich nicht. Ich verstehe die Welt nicht. Ich verstehe dann auch nicht, wer Jesus für mich ist.
  Mir geht es wie den Menschen, die damals mit Jesus redeten.
  Und dann bin ich einfach nur dankbar, dass Jesus das Gespräch mit den Menschen nicht abgebrochen hat, die ihn nicht verstanden haben.
  Dann brauche ich seine Zusage wie die Menschen damals für die Zeit nach Ostern und für seine Zukunft und unsere Zukunft:
  Ihr werdet erkennen, dass ich es bin, und nichts von mir selber tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, so rede ich.
  
  Wer ist Jesus?
  Ich darf Jesus auch ganz einfach nur als Sohn und Sprachrohr Gottes verstehen, zu dem ich schlicht „Papa“ oder „Vater“ sagen darf.
  Es genügt, wenn wir – wie Jesus es sagt – erkennen, dass er es ist, der wie der Vater gelehrt hat, redet.
  Gott hat von sich selber ja auch so schlicht gesagt: „Ich bin, der ich bin.“ Oder: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Oder: „Ich bin als der ich mich zeigen werde.“
  Jesus ist der, der in seinem Namen für uns redet, lebt und handelt.
  Jesus ist der, der zu Gott „Vater“ sagt, und kann von mir ganz einfach als sein Sohn betrachtet werden. „Sohn“ drückt eben für uns Menschen die größte Nähe zum Vater aus – nicht mehr und nicht weniger.
  
  Thomas wird das am Ende des Johannesevangeliums nach allem Zweifeln so schlicht tun, wenn er Jesus anspricht: „Mein Herr und mein Gott“ – einfach so und ohne tiefschürfende Überlegungen: „Mein Herr und mein Gott“
  So schlicht, aber zu anderen Zeiten auch so tiefschürfend und kompliziert lässt Jesus sich von uns ansprechen und will mit uns im Gespräch bleiben. Wir können ganz einfach zu ihm beten und ganz kompliziert über ihn und mit ihm über Gott, seinen Vater, nachdenken.
  
  Das galt für die Juden, die uns im heutigen Predigttext als Jesu Gesprächspartner im Johannesevangelium vorgestellt wurden.
  Und das gilt für uns, liebe Gemeinde in der kommenden Passionswoche.
  Denn für uns und für alle Menschen in der Welt gilt im Blick darauf, wer Jesus sei: Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
  Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
  Amen
Perikope
24.02.2013
8,25