Wie sich Pfingsten aktuell ereignen kann - Predigt zu Apostelgeschichte 2,1-18 von Jens Junginger
2,1-18

Wie sich Pfingsten aktuell ereignen kann - Predigt zu Apostelgeschichte 2,1-18 von Jens Junginger

Wie sich Pfingsten aktuell ereignen kann
Erzählpredigt in einem Familiengottesdienst mit Taufen und Menschen aus anderen Kulturkreisen und Nationen ( Apostelgeschichte 2,1-18)

Hinführung: Kurzes Gespräch mit Kindern in welchen Städten sie schon mal waren,
wie ihnen Städte gefallen oder nicht gefallen?


Früher sahen Städte anders aus, als heute. Und wenn ich „Früher“ sage, dann meine ich, vor 2000 Jahren, in der Zeit als Jesus und seine Freunde gelebt haben.
Anstelle von Autos und Fahrrädern gab es da Eselskarren.
Die Straßen waren nicht gepflastert, geteert, sondern staubig und trocken.
Die Häuser waren kleiner und hatten flache Dächer.
Die Leute waren draußen unterwegs, in den Straßen, Gassen und auf den Plätzen.
Dort traf man sich. Dort wurde verhandelt und gehandelt.
Man erzählte sich das Neuste, aus dem eigenen Leben: Oder man sprach über besondere Ereignisse.

Eine solche Stadt, mit einem großen Marktplatz war die Stadt Jerusalem.
Und auf dem Marktplatz in Jerusalem, da feierten die Menschen ihre besonderen Feste.
Die hatten einen bestimmten Grund. Oft erinnerte man bei diesen Festen, an Ereignisse in der Vergangenheit. An den Auszug des Volkes aus der Sklaverei und an Gottes Hilfe und Begleitung auf diesem Weg.
Da gab es das ganz wichtige Passahfest.
Es erinnert an das letzte stärkende gemeinsame Essen des Volkes vor dem Auszug. Da musste es schnell gehen. Es reichte nur noch ungesäuertes Brot herzustellen.

Jesus war anlässlich dieses Passahfestes zum letzten Mal mit seinen Jüngern zusammen. Es war, als Jesus gesagt hat, dass einer seiner Freunde ihn verraten würde. Ein Tag später dann wurde er gefangen genommen und gekreuzigt.

Fünfzig Tage nach dem Passahfest wurde das nächste Fest gefeiert. Es hatte den ungewöhnlichen Namen „Schawuot“. Wörtlich heißt das: „Siebenwochen“.
Denn, sieben Wochen mal sieben Tage sind 49 Tage. Also wurde am 50sten gefeiert.
Und bei diesem Fest wurde daran erinnert, dass das jüdische Volk bei seiner langen Wanderung aus der Sklaverei in Ägypten von Gott unterstützt wurde. Am Berg Sinai haben sie die Weisungen Gottes, die Thora erhalten, sozusagen einen Teil der Bibel. Weisungen wie sie miteinander leben und umgehen sollten.

Sie feierten, dass Gott ihnen ein Geschenk gemacht hat, dass Gott unmittelbar Kontakt mit ihnen aufgenommen hat.
All diese Feste wurden draußen auf dem Marktplatz in Jerusalem gefeiert.

Da waren die Bewohner der Stadt Jerusalem auf dem Markt. Und noch viele mehr. Menschen aus vielen anderen Ländern. Man hörte sie dort in ihren Muttersprachen reden.
 
Es hört sich märchenhaft an, wenn man die Namen der Länder nacheinander aufzählt, aus denen sie kamen:
… aus Persien, Medien und Elam.
… aus Mesopotamien,

Judäa, Kappadozien,
aus
Pontus und der Provinz Asien,
aus
Phrygien und Pamphylien.
Aus
Ägypten und der Gegend von Zyrene in Libyen,
ja sogar aus
Rom sind Besucher hier.
Auch Kreter und Araber sind dabei. (vgl. Apg 2,9-11)


Wenn man sich das auf der Landkarte anschaut, dann sehen wir:
Sie kamen aus [gesprochen von den Gottesdienstbesuchern aus ihren ursprünglichen Heimatregionen] aus
Afrika und Syrien, Irak, Iran, Afghanistan.
Aus Griechenland, der heutigen Türkei und und und.

Sie hatten den gleichen Glauben.
Sie waren gekommen um mitzufeiern.
Es ging also total bunt zu auf dem Marktplatz, vielsprachig, farbig, lebendig, freudig, quirrlig.
Und alle freuten sich daran, keiner ärgerte sich über die Vielfalt oder rümpfte die Nase.

Inmitten dieses aufgeregt fröhlichen Treibens war eine Sache etwas seltsam und auffällig:
Ein Haus war verschlossen: Tür und Fenster waren zu.
Warum nur?
Darüber wurde unter den Leuten natürlich getuschelt und geschwatzt.
Erst recht, weil man wusste, dass Leute drin waren.
                                                                      
Tatsächlich hatten sich in diesem Haus einige eingeschlossen.
Es waren die Freunde und Freundinnen Jesu.
Die waren noch immer durcheinander. Ein paar Wochen war es nun her gewesen, dass Jesus mit ihnen zuletzt zusammen gewesen war, dann gefangen genommen, gekreuzigt und begraben worden war.
Drei Tage danach war dann das Grab leer. Und sind ihm einige noch auf ungewöhnliche Weise begegnet.

All die Erlebnisse und Ereignisse hatten sie noch nicht verarbeitet.
Und vor wenigen Tagen dann dieses allerletzte Erlebnis:
Als Jesus sie wissen ließ:
Ich werde den Geist zu euch senden,

Bleibt hier in der Stadt,
bis ihr diese Kraft von oben empfangen habt.«
Dann hatte er mit ihnen die Stadt verlassen
die Hände gehoben und sie gesegnet.
51Und während er sie
segnete,
entfernte er sich von ihnen
und wurde zum
Himmel emporgehoben. (Lukas 25,49ff)

Und nun sollten sie sich auf den Weg machen und von Jesus erzählen „in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“ (vgl Apg1,8)

Sie sollten andere zu Jüngern machen, taufen
und die Menschen lehren alles, was Jesus gesagt hatte (vgl Mt 28).


Das war schon ziemlich heftig.
Was für ein gewaltiger Auftrag. So viel Verantwortung!
Wie konnten sie dem gerecht werden?
Wie sollten sie es angehen?
Sie waren verunsichert und ängstlich.

Was würde passieren, wenn sie jetzt einfach das Haus verlassen und hinausgehen würden, mitten auf den Marktplatz?
Wie würden die Menschen draußen reagieren?
Wie würden sie schauen?
Würden sie mit den Fingern auf sie zeigen?
Was würden sie mit ihnen machen?
Doch was war das?                                                 [Windrauschen/ Orgelimprovisation] 
 
Plötzlich kam vom Himmel her ein Rauschen
wie von einem starken Wind.
Das Rauschen erfüllte das ganze
Haus,
in dem sie sich aufhielten.
3Dann erschien ihnen etwas wie züngelnde Flammen.
Die verteilten sich
und ließen sich auf jedem Einzelnen von ihnen nieder.
Ein Brausen und Rauschen, ein kräftiger Wind.“(
Apg2,2f)

Irritiert schauten sie sich an.
Was war hier los?
Neugierig, gespannt, interessiert rannten aus ihrem Haus auf den Marktplatz.
Mitten in die bunte Menge hinein liefen sie.
 
Ihr Ängstlichkeit, ihre Sorge, ihr Zweifel -  alles war wie weggeblasen.
Mit einem Mal.
Und nun waren sie mitten drin.
Sie strahlten, sie waren begeistert, fasziniert und – oh Wunder -  voller Kraft und Energie.
Die Freunde Jesus hatte mit einem Mal eine feurige, ja, eine heilige Begeisterung erfasst, die man mit dem Verstand allein nicht zu erfassen oder zu erklären war.

Für einen von ihnen, Petrus, war das wie ein gewaltiger Energieschub. Er ergriff das Wort und sagte.

Ihr Männer von Judäa!
Bewohner von
Jerusalem!
Lasst euch erklären,
was hier vorgeht,
und hört mir gut zu!
15Diese Leute sind nicht betrunken,
wie ihr meint.
Es ist ja erst die dritte Stunde des Tages.
16Nein, was hier geschieht,
hat der
Prophet Joel vorhergesagt:
17›Gott spricht:
Das wird in den
letzten Tagen geschehen:
Ich werde meinen
Geist über alle Menschen ausgießen.
Eure Söhne und eure Töchter werden als
Propheten reden.
Eure jungen Männer werden Visionen schauen
und eure Alten von Gott gesandte Träume träumen. (Apg 2,14-18)


Was für eine Aussage!
Dieser Geist Gottes beflügelt, lässt uns Visionen schauen und Träume träumen,
davon, dass Sprache, Dialekte, kulturelle Prägung
kein Hinderungsgrund mehr sind, für Verständigung,
kein Hinderungsgrund mehr sind,
für ein Aufstehen und Aufeinander zugehen - hier bei uns, in unserer Stadt, in Europa.

Wir müssen deshalb nicht gleich alles verstehen, tolerieren, akzeptieren, was mein Gegenüber denkt und sagt. Nein, das müssen wir nicht. Aber!
Verständigung beginnt, indem wir die inneren Blockaden, Aversionen, die Ablehnung und Abschottung überwinden – indem sich die Herzen füreinander öffnen.
Und, indem wir anderen sagen, was uns wichtig ist.

Dieser Geist Gottes wurde ausgegossen über zwei kleinen Mädchen.
Sie sprechen unterschiedliche Sprachen. Sie gehen zusammen in den Kindergarten.
Die vierjährige Lissy erzählt ihrer Mama zuhause nahezu täglich wie toll sie mit ihrer Freundin spielen kann.
Auf die Frage der Mama:
„Aber wie sprecht ihr denn miteinander? Ihr sprecht doch nicht die gleiche Sprache, sagt Lissy. Das ist ganz einfach.
Ich spreche halt wie ich spreche und sie spricht wie sie spricht.
Wir verstehen uns, aber vielleicht kannst du das nicht verstehen.?


Da ist er spürbar, zwischen diesen beiden Mädchen. Dieser sanfte Windhauch. Der Geist Gottes. Der Heilige Geist.
Da sieht man die Hoffnungs- und Friedenbotin durch die Lüfte segeln, die Taube, mit der wir die Kraft des Heiligen Geistes symbolisch darstellen.

Und so feiern wir als Christen das Pfingstfest Kraft des Heiligen Geistes zusammen mit Menschen aus anderen Kulturkreisen als Fest der Grenzen-, Sprachen- und kulturübergreifenden Verständigung und des Friedens.

[Mitchristen aus anderen Ländern melden sich in ihrer Muttersprache]

Ich heiße … und komme aus….
Ich bin Christ/in
Ich freue mich, dass wir Christen das Pfingstfest haben.
Es ist das christliche Fest, bei dem Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen zusammenkommen und zusammen feiern.
Es ist ein internationales Fest.
Es ist schön, dass wir zusammen sind.

Wir wollen dieses Fest in Zeiten wie diesen wieder ausgiebiger und bewusster feiern, es mit Leben füllen und Zeichen setzen
Amen