Wir können Wunder wirken - Predigt zu Johannes 9, 1-16 von Christine Hubka
9,1
Wir können Wunder wirken
Einleitung
Die Leseordnung der lutherischen Kirche sieht vor, dass nur die ersten sieben Sätze dieser Geschichte gelesen und ausgelegt werden sollen.
Johannes braucht aber 41 Verse, um seine Geschichte zu erzählen.
Eine Geschichte will aber ganz erzählt oder gelesen werden.
Vor allem diese, die so viele Facetten hat.
Wenn wir sie ganz hören und bedenken,
dann werden uns, wie dem blind geborenen Mann, dem Jesus begegnet,
die Augen geöffnet.
Nicht für irgendwelche Geschichten der Vergangenheit,
sondern für unser eigenes Leben.
Im Folgenden gehen wir gemeinsam durch die ersten sechzehn Verse.
Ich bitte euch, daheim die Geschichte dann ganz nachzulesen.
Sie steht im 9. Kapitel des Johannesevangeliums.
(Hinweis zur Präsentation: Als Altarlesung wurde die Geschichte bereits von 1-16 vorgelesen. Ist das nicht möglich, dann an dieser Stelle. Es empfiehlt sich, die fett gedruckten biblischen Abschnitte von einer anderen Stimme lesen zu lassen).
91Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war.
2Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?
Etwas passiert unter uns. Etwas, worauf wir gut hätten verzichten können.
Reflexartig ertönt die Frage: Wer ist schuld?
3Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.
Hier können wir zum ersten Mal aufatmen.
Jesus weist die Schuldfrage zurück.
Er nötigt uns, von der Vergangenheit weg in die Gegenwart zu schauen.
Die Frage, bei allem, was unter uns an Unerwünschtem geschieht ist also nicht:
Wer hat etwas falsch gemacht?
Die Frage ist: Was bedeutet diese Sache jetzt?
Was bedeutet sie in der Zukunft.
Auch das Jammern, wie nun alles grauslich, verpatzt und für immer verdorben ist,
nimmt uns Jesus aus dem Mund:
Die Werke Gottes sollen offenbar werden.
Nicht an den schönen Sonnenuntergängen einer lauen Sommernacht.
Nicht an den blühenden Blumen und ihrem Duft.
Nicht an der reichen Obst- und Gemüseernte.
Nein, die Werke Gottes sollen an etwas Traurigem, das sich keiner wünscht,
offenbar werden.
Die Werke Gottes sollen offenbar werden an der Tatsache,
dass es Kinder gibt, die mit einer Behinderung geboren werden.
Und jetzt könnt ihr alle Grauslichkeiten eures Lebens stattdessen einsetzen:
Daran sollen die Werke Gottes offenbar werden.
4Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.
5Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
Bis jetzt waren wir Zusehende in dem Drama.
Bis jetzt konnten wir – wie bei einem Autounfall – da stehen und Fragen stellen,
als Leute, die sich eine Meinung bilden.
Wir konnten mit diskutieren: Wer hat den Vorrang missachtet?
Wir konnten auch weg gehen und sagen: Das interessiert mich nicht.
Damit ist jetzt Schluss.
„Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat“, sagt Jesus.
Was immer er tun wird, wir sind dabei. Wir sind mitten drin.
Wohl eher als Handlanger und Helferinnen, die Anweisungen befolgen und nach dem Plan eines anderen die Dinge tun. Aber Zusehende sind wir nicht mehr.
Wegschauen geht jedenfalls nicht.
Weg gehen geht auch nicht.
Wir können uns nicht heraus halten.
Darum ist der Glaube, den wir in der Nachfolge Jesu leben, immer politisch.
Es geht dabei nicht um Vorlieben für eine Farbe: Schwarz, rot, grün, blau …
Es geht ums Tun.
Es geht ums Da bleiben. Hinsehen. Und handeln.
So haben die Christen nach Karfreitag und Ostern ihren Glauben verstanden.
Das Echo davon haben wir hier in dieser Geschichte,
die ja erst nach dem ersten Ostern aufgeschrieben wurde.
So bleiben wir auch nicht dort stecken,
wo man bei sogenannten Wundergeschichten so leicht stecken bleiben kann.
Bei der Frage: Wie geht das. Wie ist das möglich?
Oder auch bei der sehr zutreffenden Erkenntnis:
Was nützt es heute, dass Jesus damals einen Blinden geheilt hat?
Falls er es tatsächlich gemacht hat,
Es nutzt in der Tat nichts, wenn wir in der Rolle der Zuschauer verharren.
Aber Jesus sagt eben nicht: Schaut her, was ich mache.
Und dann bitte großen Applaus.
Er sagt: Wir müssen tun, wozu Gott uns gesendet hat.
Mich, dich, uns … hast Gott gesendet. Nicht nur damals. Auch heute.
6Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden.
7Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah – das heißt übersetzt: gesandt – und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.
Nun also eine Heilung, die uns heute ganz und gar unwahrscheinlich erscheint.
Anders als bei anderen ähnlichen Geschichten,
erzählt uns Johannes den Vorgang im Detail.
Das löst dennoch nicht die Frage: „Wie ist das möglich gewesen?“.
Diese Frage kann niemand beantworten.
Alle diesbezüglichen Versuche sind rührend hilflos.
Auch die Frage: Ist das wirklich passiert führt uns nicht weiter.
Denn sie bringt uns wieder in die Rolle der Zusehenden, der Analysierenden.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Bibel selber diese Fragen nicht stellt,
und deshalb keine Antworten für uns bereithält.
Hilfreich ist hier für mich, dass es das Wort „Wunder“ in der Bibel gar nicht gibt.
Das, was Jesus hier tut, ist ein Zeichen setzen.
So müssten wir das griechische Wort übersetzen.
Und damit sind wir wieder in vertrauten Gefilden:
Wenn die Diakonie im Dachgeschoß eines Gymnasiums ein Pflegeheim einrichtet,
ist das ein Zeichen.
Ach ja, ein Wunder ist es auch, dass die finanziellen Mittel und Personalressourcen aufgebracht werden konnten.
Wenn Daniel Barenboim in seinem Orchester mit dem Namen west- östlicher Diwan palästinensische und jüdische Musikerinnen vereinigt, ist das ein Zeichen.
Ein Wunder ist es auch, dass dieses Orchester so viel internationale Aufmerksamkeit erhält.
Das Zeichen ist hier immer bedeutender als das Wunder.
Das Zeichen weist darauf hin, dass es auch ganz andere Wege und Möglichkeiten gibt,
mit Situationen umzugehen.
Mit Alten und Jungen. Mit Palästinensern und Juden. Mit Blindgeborenen und Sehenden.
Das Wunder ist dann jeweils nur die praktische Durchführung:
Das Geld, die öffentliche Aufmerksamkeit.
Mir scheint, dass in dem Moment, wo ein Zeichen gesetzt wird,
sich auch das Wunder einstellt,
dass praktischen Mittel und Möglichkeiten gefunden werden.
So ein Wunder habe ich selber auch schon erlebt:
Als in Traiskirchen die Asylwerberinnen auf der Straße lagen,
ohne Essen, ohne warme Kleidung durften sie vor dem schlechten Wetter in unsere Kirche flüchten. Das war ein starkes Zeichen für die Politik, die entsprechend grantig reagiert hat.
Wochenlang sind die Heimatlosen und Obdachlosen geblieben.
Auf einmal waren da helfende Hände, die Decken und Essen und Windeln für die Babys brachten. Niemand ist hungrig geblieben damals. Das war das tägliche Wunder.
8Die Nachbarn nun und die, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sprachen: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?
9Einige sprachen: Er ist's; andere: Nein, aber er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Ich bin's.
10Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen aufgetan worden?
11Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und strich ihn auf meine Augen und sprach: Geh zum Teich Siloah und wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und wurde sehend.
12Da fragten sie ihn: Wo ist er? Er antwortete: Ich weiß es nicht.
13Da führten sie ihn, der vorher blind gewesen war, zu den Pharisäern.
14Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Brei machte und seine Augen öffnete.
15Da fragten ihn auch die Pharisäer, wie er sehend geworden wäre. Er aber sprach zu ihnen: Einen Brei legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend.
16Da sprachen einige der Pharisäer: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es entstand Zwietracht unter ihnen.
Jetzt also fangen die Debatten an von denen, die draußen bleiben,
sich nicht von Jesus herein holen lassen.
Diese Leute haben ganz und gar nichts kapiert.
Sie gleichen denen, die aufgrund irgendwelcher Nachrichten über Dinge diskutieren,
ohne sich wirklich auf die Sache einzulassen.
Immer wieder höre ich Kommentare zu Unfällen auf dem Berg von Leuten, die keine Ahnung vom Bergsteigen haben. Sie lesen die Nachricht, und wissen gleich,
wie man das Unglück hätte verhindern können.
Wieso haben die nicht dies oder das gemacht?, fragen sie.
Wieso hatten sie nicht jenes Gerät dabei und diese Technik verwendet?,
sagen sie und können nicht einmal einen sicheren Knoten in ein Kletterseil knüpfen.
Johannes berichtet vom Ergebnis dieser Debatten:
Und es entstand Zwietracht unter ihnen.
Nun ist also alles, wie es immer gewesen ist.
Keiner macht sich mehr Gedanken darüber,
wie zeichenhaft Gottes Wille in dieser Welt gelebt werden kann.
Der für mich bedeutendste Satz in der ganzen Geschichte ist längst vergessen:
Aber Jesus sagt: „Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat“.
Und er zeigt, dass es zeichenhaft möglich ist.
Damals. Heute. Und in Zukunft.
Und dafür sei Gott Lob und Preis in Ewigkeit.
Einleitung
Die Leseordnung der lutherischen Kirche sieht vor, dass nur die ersten sieben Sätze dieser Geschichte gelesen und ausgelegt werden sollen.
Johannes braucht aber 41 Verse, um seine Geschichte zu erzählen.
Eine Geschichte will aber ganz erzählt oder gelesen werden.
Vor allem diese, die so viele Facetten hat.
Wenn wir sie ganz hören und bedenken,
dann werden uns, wie dem blind geborenen Mann, dem Jesus begegnet,
die Augen geöffnet.
Nicht für irgendwelche Geschichten der Vergangenheit,
sondern für unser eigenes Leben.
Im Folgenden gehen wir gemeinsam durch die ersten sechzehn Verse.
Ich bitte euch, daheim die Geschichte dann ganz nachzulesen.
Sie steht im 9. Kapitel des Johannesevangeliums.
(Hinweis zur Präsentation: Als Altarlesung wurde die Geschichte bereits von 1-16 vorgelesen. Ist das nicht möglich, dann an dieser Stelle. Es empfiehlt sich, die fett gedruckten biblischen Abschnitte von einer anderen Stimme lesen zu lassen).
91Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war.
2Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?
Etwas passiert unter uns. Etwas, worauf wir gut hätten verzichten können.
Reflexartig ertönt die Frage: Wer ist schuld?
3Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.
Hier können wir zum ersten Mal aufatmen.
Jesus weist die Schuldfrage zurück.
Er nötigt uns, von der Vergangenheit weg in die Gegenwart zu schauen.
Die Frage, bei allem, was unter uns an Unerwünschtem geschieht ist also nicht:
Wer hat etwas falsch gemacht?
Die Frage ist: Was bedeutet diese Sache jetzt?
Was bedeutet sie in der Zukunft.
Auch das Jammern, wie nun alles grauslich, verpatzt und für immer verdorben ist,
nimmt uns Jesus aus dem Mund:
Die Werke Gottes sollen offenbar werden.
Nicht an den schönen Sonnenuntergängen einer lauen Sommernacht.
Nicht an den blühenden Blumen und ihrem Duft.
Nicht an der reichen Obst- und Gemüseernte.
Nein, die Werke Gottes sollen an etwas Traurigem, das sich keiner wünscht,
offenbar werden.
Die Werke Gottes sollen offenbar werden an der Tatsache,
dass es Kinder gibt, die mit einer Behinderung geboren werden.
Und jetzt könnt ihr alle Grauslichkeiten eures Lebens stattdessen einsetzen:
Daran sollen die Werke Gottes offenbar werden.
4Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.
5Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
Bis jetzt waren wir Zusehende in dem Drama.
Bis jetzt konnten wir – wie bei einem Autounfall – da stehen und Fragen stellen,
als Leute, die sich eine Meinung bilden.
Wir konnten mit diskutieren: Wer hat den Vorrang missachtet?
Wir konnten auch weg gehen und sagen: Das interessiert mich nicht.
Damit ist jetzt Schluss.
„Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat“, sagt Jesus.
Was immer er tun wird, wir sind dabei. Wir sind mitten drin.
Wohl eher als Handlanger und Helferinnen, die Anweisungen befolgen und nach dem Plan eines anderen die Dinge tun. Aber Zusehende sind wir nicht mehr.
Wegschauen geht jedenfalls nicht.
Weg gehen geht auch nicht.
Wir können uns nicht heraus halten.
Darum ist der Glaube, den wir in der Nachfolge Jesu leben, immer politisch.
Es geht dabei nicht um Vorlieben für eine Farbe: Schwarz, rot, grün, blau …
Es geht ums Tun.
Es geht ums Da bleiben. Hinsehen. Und handeln.
So haben die Christen nach Karfreitag und Ostern ihren Glauben verstanden.
Das Echo davon haben wir hier in dieser Geschichte,
die ja erst nach dem ersten Ostern aufgeschrieben wurde.
So bleiben wir auch nicht dort stecken,
wo man bei sogenannten Wundergeschichten so leicht stecken bleiben kann.
Bei der Frage: Wie geht das. Wie ist das möglich?
Oder auch bei der sehr zutreffenden Erkenntnis:
Was nützt es heute, dass Jesus damals einen Blinden geheilt hat?
Falls er es tatsächlich gemacht hat,
Es nutzt in der Tat nichts, wenn wir in der Rolle der Zuschauer verharren.
Aber Jesus sagt eben nicht: Schaut her, was ich mache.
Und dann bitte großen Applaus.
Er sagt: Wir müssen tun, wozu Gott uns gesendet hat.
Mich, dich, uns … hast Gott gesendet. Nicht nur damals. Auch heute.
6Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden.
7Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah – das heißt übersetzt: gesandt – und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.
Nun also eine Heilung, die uns heute ganz und gar unwahrscheinlich erscheint.
Anders als bei anderen ähnlichen Geschichten,
erzählt uns Johannes den Vorgang im Detail.
Das löst dennoch nicht die Frage: „Wie ist das möglich gewesen?“.
Diese Frage kann niemand beantworten.
Alle diesbezüglichen Versuche sind rührend hilflos.
Auch die Frage: Ist das wirklich passiert führt uns nicht weiter.
Denn sie bringt uns wieder in die Rolle der Zusehenden, der Analysierenden.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Bibel selber diese Fragen nicht stellt,
und deshalb keine Antworten für uns bereithält.
Hilfreich ist hier für mich, dass es das Wort „Wunder“ in der Bibel gar nicht gibt.
Das, was Jesus hier tut, ist ein Zeichen setzen.
So müssten wir das griechische Wort übersetzen.
Und damit sind wir wieder in vertrauten Gefilden:
Wenn die Diakonie im Dachgeschoß eines Gymnasiums ein Pflegeheim einrichtet,
ist das ein Zeichen.
Ach ja, ein Wunder ist es auch, dass die finanziellen Mittel und Personalressourcen aufgebracht werden konnten.
Wenn Daniel Barenboim in seinem Orchester mit dem Namen west- östlicher Diwan palästinensische und jüdische Musikerinnen vereinigt, ist das ein Zeichen.
Ein Wunder ist es auch, dass dieses Orchester so viel internationale Aufmerksamkeit erhält.
Das Zeichen ist hier immer bedeutender als das Wunder.
Das Zeichen weist darauf hin, dass es auch ganz andere Wege und Möglichkeiten gibt,
mit Situationen umzugehen.
Mit Alten und Jungen. Mit Palästinensern und Juden. Mit Blindgeborenen und Sehenden.
Das Wunder ist dann jeweils nur die praktische Durchführung:
Das Geld, die öffentliche Aufmerksamkeit.
Mir scheint, dass in dem Moment, wo ein Zeichen gesetzt wird,
sich auch das Wunder einstellt,
dass praktischen Mittel und Möglichkeiten gefunden werden.
So ein Wunder habe ich selber auch schon erlebt:
Als in Traiskirchen die Asylwerberinnen auf der Straße lagen,
ohne Essen, ohne warme Kleidung durften sie vor dem schlechten Wetter in unsere Kirche flüchten. Das war ein starkes Zeichen für die Politik, die entsprechend grantig reagiert hat.
Wochenlang sind die Heimatlosen und Obdachlosen geblieben.
Auf einmal waren da helfende Hände, die Decken und Essen und Windeln für die Babys brachten. Niemand ist hungrig geblieben damals. Das war das tägliche Wunder.
8Die Nachbarn nun und die, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sprachen: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?
9Einige sprachen: Er ist's; andere: Nein, aber er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Ich bin's.
10Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen aufgetan worden?
11Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und strich ihn auf meine Augen und sprach: Geh zum Teich Siloah und wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und wurde sehend.
12Da fragten sie ihn: Wo ist er? Er antwortete: Ich weiß es nicht.
13Da führten sie ihn, der vorher blind gewesen war, zu den Pharisäern.
14Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Brei machte und seine Augen öffnete.
15Da fragten ihn auch die Pharisäer, wie er sehend geworden wäre. Er aber sprach zu ihnen: Einen Brei legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend.
16Da sprachen einige der Pharisäer: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es entstand Zwietracht unter ihnen.
Jetzt also fangen die Debatten an von denen, die draußen bleiben,
sich nicht von Jesus herein holen lassen.
Diese Leute haben ganz und gar nichts kapiert.
Sie gleichen denen, die aufgrund irgendwelcher Nachrichten über Dinge diskutieren,
ohne sich wirklich auf die Sache einzulassen.
Immer wieder höre ich Kommentare zu Unfällen auf dem Berg von Leuten, die keine Ahnung vom Bergsteigen haben. Sie lesen die Nachricht, und wissen gleich,
wie man das Unglück hätte verhindern können.
Wieso haben die nicht dies oder das gemacht?, fragen sie.
Wieso hatten sie nicht jenes Gerät dabei und diese Technik verwendet?,
sagen sie und können nicht einmal einen sicheren Knoten in ein Kletterseil knüpfen.
Johannes berichtet vom Ergebnis dieser Debatten:
Und es entstand Zwietracht unter ihnen.
Nun ist also alles, wie es immer gewesen ist.
Keiner macht sich mehr Gedanken darüber,
wie zeichenhaft Gottes Wille in dieser Welt gelebt werden kann.
Der für mich bedeutendste Satz in der ganzen Geschichte ist längst vergessen:
Aber Jesus sagt: „Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat“.
Und er zeigt, dass es zeichenhaft möglich ist.
Damals. Heute. Und in Zukunft.
Und dafür sei Gott Lob und Preis in Ewigkeit.
Perikope