„Mit Gott an deiner Seite kann dir nichts passieren“ - Predigt über Jesaja 43, 1-7 von Anke Fasse
43,1
„Mit Gott an deiner Seite kann dir nichts passieren“
Liebe Gemeinde,
sie ist traurig. Sie ist oft traurig. Sie kann es meist gar nicht genau benennen, warum. Natürlich gibt es da im Alltag Dinge, an denen sie sich reibt. Es gibt auch Konflikte, aber eigentlich alles kein Grund sooo traurig zu sein. Vieles hat sie schon an großen und kleinen Sachen in ihrem Leben versucht zu verändern, um diese Stimmung abzulegen. Wenn sie die doch endlich einfach abschütteln könnte! Es ist eine Schwere, die alles lähmt und umfängt. Die alles dunkel und kalt macht und manchmal allen Sinn und alle Freude einfach verschluckt. Diese Traurigkeit ist,  als ob ihr das Wasser bis zum Hals steht und sie darin zu ertrinken droht. „Wenn ich keinen Glauben hätte, dann hätte ich keine Kraft für dieses Leben immer wieder zu kämpfen“, sagte sie nicht nur einmal. Aber mit Gott an meiner Seite, finde ich doch immer wieder neue Kraft. Gott, der dich geschaffen hat, spricht: Fürchte dich nicht! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen. Fürchte dich nicht!
Er hat sich selbständig gemacht. Die eigene Firma war sein großer Traum. Alles, was er hatte, hat er dort hinein investiert. Alles Geld, alle Zeit, alles Engagement, alle Liebe. Er hat sogar mehr gegeben, als er hatte. Er war ganz gefangen in seiner Firmenidee und merkte gar nicht, was um ihn herum geschah. Frau und Kinder entfernten sich von ihm. Zeit für Freunde und Bekannte blieb ja sowieso fast nie. Und die Anzeichen, dass es auch wirtschaftlich immer schwieriger wurde, konnte und wollte er einfach nicht sehen. Und jetzt: Jetzt hat seine Frau die Scheidung gefordert. Er ist völlig verschuldet und spürt, dass auch die Gesundheit angekratzt ist. Es ist als ob von überall lodernde Flammen ihn versuchen zu erfassen – und er bald in ihnen aufgehen könnte. War es ein Zufall, dass ihm gestern beim Packen seiner Sachen auch seine Konfirmationsurkunde in die Hände fiel? Und damit verbunden kamen die Erinnerungen an Gottesdienste und Erfahrungen in einer Kirchengemeinde, die Wertschätzung gaben. Einfach so, ohne Bedingung. Erfahrungen, die Halt ausstrahlten, gerade dann, wenn von außen der Halt sonst fehlt. Er las auf der Urkunde: So spricht Gott, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht! Wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott. Fürchte dich nicht!
Das Paar bekommt ein Kind. Sie freuen sich auf ihr Kind. Erwarten es. Auch wenn das so alles nicht geplant war. Wenn alles unendlich kompliziert ist mit den jeweiligen Familien, den Beziehungen, der neuen Familie. Aber sie spüren, dass neue Leen ist mehr als ein Zufall. Es ist gewollt, nicht nur von ihnen – es ist Gottgewollt. Und selbstverständlich soll ihr Kind getauft werden. Gott wird es unter seinen Segen stellen, es beim Namen nennen. Das gibt den jungen Eltern Mut.  Das gibt dem Kind eine feste Grundlage.So spricht der Herr, der Dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht! Ich habe dich bei Deinem Namen gerufen, du bist mein!
Sie hatte ihr Leben gelebt. Mit guten und mit schweren Zeiten. Lange war sie nun schon krank. Die Familie versuchte, so gut es ging, sie zu pflegen und für sie da zu sein. Nicht leicht war es mit anzusehen, wie sie litt und immer schwächer wurde. Und schließlich, es zeichnete sich ab, verstarb sie. Sie ist heimgegangen, sagte die Tochter. Auch wenn sie kein besonders religiöser Mensch war. Dieses Grundvertrauen in den Gott, der alles Leben schenkt und der es wieder zu sich zurückholt. Der die Toten bei sich aufnimmt. Dieses Grundvertrauen, das war immer in ihr gewesen. Woher sonst, hätten wir in dieser Zeit, die Kraft nehmen sollen?, fragte der Sohn. Gott hat sie erlöst. Am Grab sprach die Pfarrerin: So spricht der Herr, der dich erschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!
Liebe Gemeinde, Menschen in schwierigen Zeiten auf dem Weg. Menschen, die gerade in Grenzsituationen des Lebens, in Bedrängnis, spüren: Gott ist an meiner Seite. Ich bin ihm wichtig. Er gibt mir Halt. Und dieses Gottvertrauen, diese Zusage, gibt Sicherheit in aller Unsicherheit; gibt ausreichend Kraft für einen nächsten Schritt. Das erfahren Menschen heute. Diese Erfahrung machten Menschen zu biblischen Zeiten. Es ist eine Erfahrung, die vor allem dem Volk Israel nicht fremd ist.
Es war im 6. Jahrhundert vor Christus. Exilszeit für das Volk Israel. Ihre Heimat war aus den Fugen geraten. Jerusalem war von den Babyloniern erobert worden. Folge war insbesondere für die  geistige und wirtschaftliche Elite des Volkes Israel die Verschleppung ins babylonische Exil. Eine Zeit fern der Heimat. Eine Zeit, ohne Tempel. Eine Zeit, der harten Arbeit für die ungeliebten Herrscher. Eine Zeit, in der die eigene Identität drohte verloren zu gehen. Verzweiflung griff um sich. Hatte Gott denn sein Volk nun wirklich vergessen? Und dann, in dieser schwierigen Zeit, erhob sich einer, durch den Gott zu seinem Volk sprach. Er sprach mit Kraft und Autorität. Vor allem sprach durch ihn Gott, als unendlich Liebender.
Seine Botschaft für das Volk gipfelte in den Worten:
So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner Statt und Völker für dein Leben. So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Osten her deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln. Ich will sagen zum Norden: Gib her! Und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde, alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe. (Jes 43, 1-7)
Liebe Gemeinde, Gott verspricht hier seinem Volk kein unbeschwertes, sorgenfreies Leben ohne Mühen und Gefahren. Aber er verspricht seinen Beistand und seine Nähe inmitten von Mühe und Gefahr. Denn Gott ist ein Liebender. Er ist der Schöpfer seiner geliebten Menschen und die lässt er nicht allein. Und so gilt seine Zusage: „Fürchte dich nicht! Du bist nicht allein, ich bin bei dir!“
Und diese Zusage gibt eine feste Grundlage, die in allen Schwierigkeiten des Lebens Halt geben kann. Diese Zusage gibt Heimat und Geborgenheit inmitten aller Unklarheiten und Schwierigkeiten. Diese Zusage gibt Kraft für einen nächsten Schritt.
So war es damals für die Menschen im babylonischen Exil. Für Gottes auserwähltes Volk.  So ist es heute für uns, als mit in diesen Bund hineingenommene. Wir sind auf dem Weg durch Höhen und durch Tiefen. Als Gemeinde und als Einzelne. Aber über allem steht Gott als Liebender mit seiner Zusage: Fürchte dich nicht! Fürchte dich nicht in deinen Traurigkeiten. Fürchte dich nicht in deiner scheinbaren Ausweglosigkeit. Fürchte dich nicht am Anfang des Lebens. Fürchte dich nicht am Ende des Lebens. Fürchte dich nicht in der Fremde. Denn du bist nicht allein. Gott ist an deiner Seite. So spricht Gott, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein! Amen
 
Perikope
07.07.2013
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