Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
I. Habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut
Lauter Segen.
Früchte, Brot und Wein am Altar.
Und wir sitzen im Erntedankgottesdienst,
wieder einmal – wieder ein Jahr.
Es ist geschmückt, so, wie es auch nur einmal im Jahr ist:
Mit Blumen. Und mit Liebe.
Erntedank.
Schön, dass wir hier sind.
Erntedank in ……………….
»Liebe Seele … habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut«.
Ja, »liebe Seele, habe nun Ruhe«.
Das ist schön und das find’ ich gut.
Jedes Jahr ein großes Erntedankfest.
Ernte-Dank.
Dank sei allen, die für unsere Nahrung arbeiten.
Auf den Feldern, mit den großen Landmaschinen,
Menschen, die sich Gedanken und Mühe machen,
die arbeiten und ihr Bestes tun.
Und Dank sei Gott: Von dem kommt ja alles.
Unsere Arbeitskraft. Und Sonne und Regen –
zum Glück mal etwas mehr Regen in diesem Jahr.
Gott ist gut und schenkt uns lauter Segen
Rundherum.
Erntedank.
Da sitzen wir – vor uns die Erntegaben.
Und es ist schön so.
Aber dann geht weiter!
Wenn der Gottesdienst zu Ende ist,
dann bleibt nicht sitzen.
Schaut Euch nochmal alles an und freut Euch.
Und dann geht los!
Die Gaben am Altar sind wunderschön.
Aber du kannst nichts mitnehmen.
Darum geh weiter.
Denk nicht, das wars schon.
Häng dich nicht daran.
Es kommt noch etwas.
Es kommt noch mehr.
Viel mehr.
Noch viel mehr Leben.
Noch viel mehr Zukunft.
Und noch viel mehr Segen.
II. Dessen Feld hatte wohl getragen
»Es war ein reicher Mensch,
dessen Feld hatte wohl getragen.«
Lauter Segen. Rundherum.
Die Felder waren fruchtbar.
Gott hat die Saat gedeihen lassen.
Die Scheunen werden zu klein, so reich ist die Ernte
»Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun?
Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle.
Und sprach: Das will ich tun:
Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen,
und will darein sammeln all mein Korn und meine Güter
und will sagen zu meiner Seele:
Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre;
habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!«
Er ist gesegnet. So reich, wie noch nie.
Wo ist das Problem?
Es ist doch schön, wenn du gesegnet bist.
Dein Feld hat wohl getragen.
Du hast einen Betrieb oder einen Arbeitsplatz.
Oder eine Rente, von der du leben kannst.
Du hat ein Haus oder eine schöne Wohnung.
Du hast zu essen und im Winter drehst du die Heizung auf.
Und wenn deine Scheunen zu klein werden,
dann handelst du klug und baust größere.
Du bist gesegnet.
Du hast soviel, dass du sogar teilen kannst.
Und heute sitzt du im Festzelt und feierst Erntedank.
»Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr!
Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern;
und wes wird’s sein, das du bereitet hast?«
»Liebe Seele,
habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut.«
Ja. Tu das. Von Herzen gern.
Aber dann geh weiter.
Bleib nicht sitzen auf deinen vollen Scheunen.
Arbeit, Betrieb, Erfolg, schönes Haus, kleines Glück
Genieße es. Habe Ruhe, iss und trink.
Aber mach es nicht wie der reiche Kornbauer.
Da sitzt er auf seinen Gütern fest.
Und er denkt: Das ist alles. Das wars. Das reicht.
Ich habe genug für morgen und übermorgen.
Für viele Jahre und für immer.
Dabei konnte er auch nichts mitnehmen.
Nicht ein Weizenkorn. Nicht eine einzige Traube.
»Du Narr!
Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern;
und wes wird’s sein, das du bereitet hast?«
III. Geh los
Mach es anders.
Geh los, liebe Seele.
Und wenn du das tust,
dann siehst du, was da noch alles ist.
Es ist viel mehr da als deine vollen Scheunen.
Mehr als die Gaben am Altar.
Es gibt mehr als das, was du hast.
Geh los, liebe Seele
Dann siehst du auch die anderen.
Die vielleicht deine Hilfe brauchen.
Mit denen du teilen sollst.
Oder mit denen du dich freuen kannst.
Die dich brauchen. Und die du brauchst.
Dann siehst du, was zu tun ist.
Und was du sagen musst,
damit diese Welt menschlich bleibt.
Oder es wird.
Schau dich noch einmal um
Freu dich an dem, was da ist.
Aber bleib nicht sitzen auf deinem Segen.
Denk nicht, das war alles.
Schön ist es.
Aber mitnehmen kannst du es nicht.
Darum:
Geh los und sei gespannt, was noch kommt.
Genieße deine Felder und dein Leben,
deine Zeit und allen Segen, den Gott dir gibt.
Teile den Segen mit denen, die ihn auch brauchen.
Und danke Gott, dass ihr gemeinsam gesegnet seid.
Du wirst staunen:
Es gibt so viel mehr.
Segen rundherum.
Es gibt sogar mehr als deine gesegnete Zeit.
Denk nicht, die ist schon alles gewesen.
Du wirst nichts von deiner Zeit mitnehmen können.
Aber wenn du zurücklässt,
was du nicht mitnehmen kannst, wirst du viel mehr finden.
Größeres. Und das Schönste kommt ja überhaupt erst noch.
Am Ende kommt sogar das ewige Leben.
Vergiss das nicht.
Geh los. Bleib nicht sitzen. Mach dich auf.
So geht Ernte-Dank.
Amen.
Der Friede Gottes,
der höher ist, als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne
in Christus Jesus.
Amen.
»Bleib nicht sitzen« - Predigt zu Lk 12,15-21 von Michael Greßler
12,15-21
Perikope