Brücken bauen!
14, 16-23

Brücken bauen!

Eine Predigt von Pastor Peter Sorie Mansaray und Pastorin Elisabeth Kühn.

Pastorin Elisabeth Kühn:

Toll! Wir haben ein volles Haus! Die Kirche ist gut gefüllt. Es tut einfach gut, mit vielen anderen in der Kirche zu sein. Wir können diese Predigt mit einem Dank beginnen. Danke, dass ihr gekommen seid! Danke, dass Sie der Einladung gefolgt sind!

Es ist nicht selbstverständlich, dass Einladungen angenommen werden. Wir haben es eben gehört. Da wird von einer anderen Erfahrung erzählt. Jemand bereitet ein großes Fest vor. Ich kann mir gut vorstellen, wie da geplant wird: Wer soll eingeladen werden? Wichtig sind die richtig guten Freunde. Dann werden Pläne gemacht. Was soll es zu essen geben? Sind genug Sitzgelegenheiten und Tische vorhanden? Soll es Musik geben und wollen wir tanzen?

So ein Fest macht viel Arbeit! Die Einladungen gehen raus. Kommt, denn es ist alles bereit! Lasst uns feiern! Und dann passiert das: Einer nach dem anderen sagt ab. -Es sind gute Gründe vorhanden. Einen besseren Grund als eine Hochzeit zum Beispiel kann ich mir gar nicht vorstellen. Stell dir vor, ich sage meinem Mann oder meiner Frau am Hochzeitstag: Danke, Schatz, dass du mich geheiratet hast, aber ich bin jetzt eingeladen. Ich bin dann mal weg. Das kann ja wohl nicht sein. Auf der anderen Seite: Als Gastgeber interessiert mich das herzlich wenig. Schöner Mist: Was soll ich denn jetzt mit dem ganzen Essen machen? Den Discjockey muss ich auch wieder nach Hause schicken. Doch am meisten schmerzt das Gefühl, dass meine Einladung missachtet wird. Und damit ich selbst als Person.

Pastor Peter Sorie Mansaray:

Der Gastgeber ist enttäuscht, wütend. Die Gäste haben ihn im Stich gelassen. Anderes ist immer wichtiger: Die Arbeit oder Materielles oder oder oder. Dabei ist diese Einladung größer als alles, was vorher war. Das ist nicht irgendeine Party. Diese Party ist besonders. Da werden Freunde eingeladen! Allernächste, beste Freunde! Da zählen doch die Angelegenheiten des täglichen Lebens nicht!

Sie dürfen das Leben nicht beherrschen. „Freuen dürfen sich alle, die mit zu Tisch sitzen werden in Gottes neuer Welt“, heißt es. In diese neue Welt sind wir von Gott eingeladen! Wenn wir uns dafür keine Zeit nehmen, wofür denn dann?

Aber so ist es! Gottes Einladung hat es schwer. Hier in Hamburg und wohl überhaupt in unserer Zeit. Da liegt viel anderes obenauf. Jeder hat zu tun. Jeder muss sehen wo er bleibt. Jeder muss sein eigenes Leben bewältigen. Da bleibt keine Zeit für Gott oder den Mitmenschen. Für sie gibt es keinen Platz im Terminkalender. Was man nicht fassen kann, wird vergessen. Und Gott ist unfassbar.

Pastorin Elisabeth Kühn:

Jetzt kommt mir ein ziemlich provokanter Gedanke. Unsere Kirche hier war leer. Die Gäste sind ausgeblieben. Dann kamt ihr. Seid ihr jetzt so etwas wie die „zweite Wahl“? Ersatzgäste, damit die Party nicht ins Wasser fällt?

Pastor Peter Sorie Mansaray:

Es ist doch gut, dass Gott sich nach der Absage seiner Gäste nicht beleidigt zurückzieht. Im Gegenteil: er geht in die Offensive! Jetzt macht er die Türen und Tore ganz weit! Richtig trotzig klingt das: Jetzt erst recht! Jetzt kommen die dran, an die zuerst gar nicht gedacht war. Unserer Gemeinde hier in Hamburg ist das zum Segen geworden.

Pastorin Elisabeth Kühn:

So kann man es natürlich auch sehen. Auf unsere Kirche bezogen, können wir sagen: weil immer weniger Menschen gekommen sind, musste etwas passieren. Und es IST ja auch etwas passiert. Wir sind aufeinander zugegangen. Wir haben es gewagt, zusammen zu feiern, nicht jeder für sich. Und wenn wir uns umschauen, stellen wir fest, dass durchaus einige von den Gästen wieder da sind, die zuerst nicht kommen wollten. Ihr seid schon lange keine Ersatzgäste mehr. Und wir sind nicht mehr die Platzhirsche, die ihre Kirche für sich haben wollen.

Pastor Peter Sorie Mansaray:

Trotzdem war es nicht einfach. Jeder möchte wirklich gewollt sein. Niemand will eine Alibifunktion erfüllen. Weil die einen nicht kommen, dürfen wir jetzt…

Bin ich etwa weniger wert? Bin ich nicht wichtig genug, um von Anfang an auf der Gästeliste zu stehen? Das greift den eigenen Stolz an. Da fühlt man sich minderwertig.

Andererseits: Vielleicht ist das alles kein Zufall. Vielleicht gibt es für Gott – anders als für uns – gar keine erste und zweite Wahl!

Gott richtet seine Einladung an alle. Er erweitert seine Gästeliste. Er lädt neu ein. Er lässt nicht locker.

Gott überschreitet Grenzen und hilft Menschen, das Gleiche zu tun. Lass die Hindernisse hinter dir! Überwinde deine Angst. Komm dazu. Lerne andere kennen.
Sieh, was uns verbindet. So ist Gottes Welt gedacht: dass Menschen miteinander leben, Brücken zueinander bauen und sie beschreiten. Menschen gehen aufeinander zu. Sie begegnen sich und gehen miteinander weiter. Das ist ein Segen.

Pastorin Elisabeth Kühn:

Wir kennen die Tendenz, uns gemütlich einzurichten. Übrigens auch in der Kirche. Manchmal machen wir die Türen lieber zu als auf. Schmoren lieber im eigenen Saft. Es ist bequemer, wenn man weiß, was einen erwartet – oder wer. Wenn man sich kennt, braucht man nicht mit Überraschungen zu rechnen. Da kann alles so bleiben wie es ist. Niemand muss seine Komfortzone verlassen. Alles so schön kuschelig hier…

Aber man verpasst Chancen. Man verpasst Leben. Es ist ein Segen, zu erleben, dass wir über kulturelle Grenzen hinweg zusammen Gottesdienst feiern können. Zu spüren, dass der Glaube eine Brücke ist , die uns verbindet und uns sogar spontan in der Kirche tanzen lässt einfach aus Freude.

Pastor Peter Sorie Mansaray:

Wir haben alle Neues erfahren und lernen ständig. Von beiden Seiten müssen wir innere Grenzen überwinden. Auf beiden Seiten müssen wir uns von Vertrautem lösen – ohne uns selbst zu verlieren.

Für viele Deutsche ist die Musik im afrikanischen Gottesdienst viel zu laut.

Und für viele Afrikaner ist die Atmosphäre in einem protestantischen deutschen Gottesdienst viel zu nüchtern. Das sind im Grunde nur Kleinigkeiten. Es gibt auch Missverständnisse und Schwierigkeiten. Und doch spüren wir, dass Gott unser Miteinander im Glauben und im Leben reich macht.

Pastorin Elisabeth Kühn:

Anders wollen wir es nicht mehr haben. Gottes Volk kennt keine Grenzen von Sprache, Hautfarbe oder Kultur. Es gibt bei ihm keine Menschen zweiter Wahl. Er lädt alle ein in den Festsaal des Lebens. Üppiger, reicher, lebendiger, als man sich vorstellen kann. Und es heißt: Du brauchst keine Voraussetzungen zu erfüllen. Es spielt keine Rolle, welche Kleidung du trägst oder ob deine Haare richtig sitzen. Es ist unwichtig, ob du Hartz 4 beziehst oder Studienrätin bist. Es ist egal, wo du herkommst; wie heil oder kaputt sich dein Leben anfühlt. Wie bedürftig du bist. Du bist angenommen. Du bist eingeladen!

Pastor Peter Sorie Mansaray:

Und es ist noch immer Raum da! Der Platz ist noch lange nicht ausgeschöpft! Das Fest des Lebens geht gerade erst los!

Wir dürfen noch weiter denken. Wir überwinden Grenzen und laden weiter ein, das Fest des Lebens mit Gott zu feiern.

Du musst nur vor die Tür gehen. Die Welt ist schon da. Das Leben spielt sich bei dir ab! Für unser Miteinander, für unsere eine Welt brauchen wir Gottes Gnade, seine Barmherzigkeit und seine Liebe.

Damit das Fest gelingt, brauchen wir Gottes Einladung nur anzunehmen. Mehr nicht. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Chrístus Jesus. Amen. (oder englisch).