Er ist erstanden, Halleluja!
Mit Gesang, Trompeten und Zimbeln preisen wir die Auferstehung.
Es ist Ostern!!
Das Grab ist leer.
Das Leben ruft, alles auf Anfang, alles neu.
Raus in die Stadt.
Ich spüre den Sog, ich spüre den Sound – die Mauern fallen, die Stadt wird hell.
Wir prosten uns zu:
Ein hoch auf uns, auf dieses Leben!
Wir haben etwas zu feiern.
Und wir feiern überschwänglich,
mit Lammbraten und Wein,
Hasen, Eier und Kuchen in Mengen.
Ob in Hamburg, Berlin oder Köln –
es ist Ostern!
Jesus lebt.
„Des solln wir alle fröhlich sein.“
Also – wir sollten es sein und sind es doch viel zu selten.
Viel zu wenig mutig, viel zu wenig fröhlich.
Wenn wir uns klar machen:
Jeden Sonntag sagen wir: Auferstanden von Toten.
Und wirken doch so als hätte sich das noch nicht bis zu uns rumgesprochen.
Warum ist das so?
Was ist nötig, damit Ostern bei mir ankommt?
Hören Sie, was Johannes schreibt:
Lesung: Johannes 20, 11-18
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.
Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist.
Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen.
Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!
Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Schwestern und Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen.
Pfarrer Gregor Hohberg (Predigt):
Maria geht am Morgen des 1. Tages zum Grab. Sie ist traurig. Sie weint.
Sie weiß noch nicht, dass Ostern ist.
Wir dagegen wissen es und wir feiern es sogar.
Aber allzu oft wirken wir auch, als wüssten wir es nicht, als gäbe es Ostern nicht.
Und es gibt ja wirklich Gründe genug zu zweifeln, traurig zu sein.
Maria trauert um den Mann, den sie liebte.
Sie fragt sich: Wo ist er jetzt? Was soll ich bloß tun? Sie denkt an ihn. Sie weint.
Und auch mir geht so viel Trauriges durch den Kopf:
Mir ist himmelangst, wenn ich die furchtbaren Dinge höre, die sich auf der Erde ausbreiten.
Tief traurig macht es mich auch, wenn ich an das Ende der Flüchtlinge denke, die es nicht bis zu uns schaffen. Die auch in Frieden leben wollten und auskömmlich so wie wir.
Und ich denke an unsere Kirche. Unsere Erstarrung, unser Schielen auf unsere Besitzstände, unsere politische Korrektheit. Wir sind im Namen des Auferstandenen unterwegs. Da ist Mut gefragt. Sagen wir nicht viel zu schnell „Ja“ und „Amen“ und geben uns zufrieden mit der Welt wie sie ist?
Wie soll es da Ostern werden? Was ist nötig, dass es bei mir ankommt?
Und noch während Maria so denkt, dreht sie sich um und blickt auf.
Es steht jemand hinter ihr. Sie ist nicht allein. Der um den sie trauert ist lebendig.
Maria sieht ihn an und weiß nicht, dass es Jesus ist.
Das passiert oft. Wahrscheinlich sehe ich jeden Tag jemanden und erkenne nicht, dass es Jesus ist.
Maria vermutet, es ist der Gärtner. Aber es ist Jesus, der mitten im Leben steht, der wirkt als hätte er Spaß am Leben, als pflegte, hegte und feierte er das Leben.
Er, der Gärtner der neuen Schöpfung, steht da und lächelt und sagt (zu Maria):
Maria.
Das klingt so gut, so hell,
so wie am 1. Schöpfungstag als Gott sagte: Es werde Licht.
Es klingt, wie das Aussprechen unserer Namen bei unserer Taufe.
Dein Name, den Dir Deine Eltern bei Deiner Geburt gaben. Ganz am Anfang, als noch alles gut war.
Ja, so klingt es. Vertraut. „Maria“ Liebevoll.
Maria hört ihren Namen. Wirklich sie ist gemeint. Sie fühlt sich erkannt, fühlt sich besser, froher.
Sie ist wie neugeboren. Und jetzt erkennt sie ihn.
Und sagt zu ihm: Rabbuni.
Sie sagt es zärtlich und hingebungsvoll
Denn nun spürt sie wieder seine Liebe, spürt sie in sich lodern, ganz real und lebendig.
Sie fühlt, dass das Leben weiter geht – mit ihm.
Jesus hat sie herausgerufen, gerufen österlich zu leben.
Sie ist gemeint. Er hat ihren Namen gesagt.
Und wir sind gemeint. Gott kennt Dich. Dein Name wurde bei deiner Taufe ausgesprochen.
Nun bist auch du wiedergeboren (aus Wasser und Geist) und sollst leben.
Wir sind die Gemeinschaft der Heiligen. Gerufen das Leben zu leben, es zu heiligen.
Gerufen, alles zu geben, dass Ostern Wirklichkeit wird.
Von ganzer Seele und mit ganzem Herzen glauben, dass Jesus lebt.
Ich stelle mir vor, Jesus ist auferstanden – seine Geistesgaben, seine Liebe wirken weiter.
Sind nicht am Ende, sind mächtiger als der Tod.
Sein (Dienst am) Leben geht weiter – durch uns.
Durch Dich und Dich und mich.
Ohne uns geht es nicht.
Sage niemand: ich nicht. Ich bin zu klein oder zu alt oder zu krank.
Was soll ich tun, hier vom Bett aus? Was soll ich tun ohne Geld, ohne Zeit?
Solches reden zählt nicht.
Geht nicht, gibt’s nicht!
Jedenfalls sollten wir es doch wieder versuchen!
Hintern hoch! Nur Mut!
Wenn Gott einen von den Toten auferwecken kann. Dann sollte uns doch viel mehr möglich sein, als wir denken! Mehr Leben, mehr Mut, mehr Freude.
Jede aufmerksame Minute, jeder gütige Blick, jedes Gebet, jede Hand, die streichelt oder zupackt, die zählen. Das bleibt. Es ist nicht umsonst. Es ist Fortsetzung der Auferstehungsgeschichte.
Wir sind gefordert. Jede und jeder wird gebraucht.
Wir sind heute die Gärtner des Lebens.
Wir sind Gottes Christusse. Wir sind Herz, Hand und Mund des Auferstandenen.
So geht das Leben weiter –
Nicht fraglos, nicht ohne Zweifel, nicht einmal ohne den Tod, aber trotz des Todes.
Trotz Allem macht es unendlich viel Sinn dem Leben mehr zu trauen.
Mit Herzen, Mund und Händen lasst uns wenden – alles, was das Leben bedroht.
Es wäre Verrat am Auferstehungsglauben, es nicht immer wieder zu versuchen.
Es wäre Unglauben.
Aber wir wollen Ostern wagen.
Trotz jener, die Religion als Vorwand für Krieg und Gewalt nutzen, trotz alledem halten wir fest:
Der Andere ist ein Mensch, wie DU, auch wenn er anders aussieht oder anderes glaubt.
Gott liebt ihn, so wie dich. Er will, dass auch er lebt.
Darauf vertrauen wir und bauen mitten in Berlin das House of one. Ein nie dagewesenes Sakralgebäude. Unter einem Dach werden sich eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee befinden.
Unvermischt kann hier jeder in seinem Raum Kraft aus seiner eigenen Tradition schöpfen, seinen Glauben leben und dann in einem (gemeinsamen) zentralen Raum der Begegnung, (zwischen den Gebetsräumen,) sich dem Anderen respektvoll zuwenden, ihn kennen und schätzen lernen, mit ihm zusammen am Stadtfrieden bauen.
Wir wollen Ostern wagen.
Trotz der Menschen, die meinen, dass das Boot voll ist und die neue Todeszäune rund um Europa bauen.
Ostern sagt: Jeder Tote ist einer zu viel. Auch diese Mauer muss weg.
Denn es ist genug Platz bei uns – kommt, denn es ist alles bereit.
Und so haben 10 junge Menschen zum 25.Jahrestag des Mauerfalls hier in Berlin eine bemerkenswerte Aktion gestartet. Sie haben gezeigt, wie unehrlich es ist, wenn wir hier den Mauerfall feiern und an den EU-Grenzen neue Mauern errichten. Und so haben sie Kreuze für die Mauertoten hier in Berlin abgebaut.
Sie brachten sie an die Außengrenzen der Europäischen Union.
Sie wollen uns daran erinnern, dass täglich Menschen an dieser Grenze sterben,
dass wir etwas tun müssen, um das zu verhindern.
Unsere Kirchen versuchen sich zu behaupten und ihre Zukunft finanziell abzusichern.
Ostern sagt: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit! Fürchtet euch nicht.
Steckt euer Geld nicht in Pensionsfonds. Gebt euch nicht zufrieden mit dem gemütlichen Gemeindekreis. Traut euch zu zeigen, dass ihr Christen seid – auf den Straßen, auf den Plätzen. Die Welt braucht gute Nachrichten.
Spart euren Wein nicht auf für Morgen. Wir haben etwas zu feiern.
Wir werden anecken und uns blaue Flecken holen –
So ist das Leben. Anders haben wir es nicht hier auf Erden.
Aber wir haben ja die Osterbotschaft.
Wir haben ja gehört, wie Jesus Maria anspricht.
Lass dich auch ansprechen,
lass dich berühren –
von anderen Menschen, von deinem Nächsten, von Gott.
Sei es in der Taufe, im Gebet, auf der Straße, in der Kirche, in der Liebe –
Wo auch immer.
Lass es zu und du spürst:
wie dir Lebenskraft und Trost zuwachsen.
Und eine Aufgabe.
Jetzt da wir wissen, dass Jesus auferstanden ist, ist Marias Aufgabe, ist unsere Aufgabe:
Geht hin zu den Geschwistern, erzählt ihnen von Gott,
seid aufmerksam, seid zugewandt, seid ihnen Jesus. Jesus lebt.
Unser Leben ist seine Auferstehung.
Und dieses Leben ist ein großes wildes Meer.
Im Glauben sind die starken Kräfte, hier ist die unerschöpfte Macht –
mitten unter uns, überall,
weil das Leben Jesu mit unserem Leben verwoben ist.
Es ist Ostern.
Die Stadt wird hell, das Leben schön.
Im Osterlicht gibt es keine hoffnungslosen Fälle mehr.
Im Osterlicht zählt jeder Schritt, jede Geste
Wir tragen das Osterlicht weiter.
Auf, auf mein Herz mit Freuden!
Wir sind Auferstandene.
Ich bin Auferstandener. Du bist Auferstandene.
Glaube nur, so wird Dir das Leben zuteil.
Amen.