Predigt zu 1. Petrus 1,3-9 von Esther Kuhn-Luz
1,3-9

Predigt zu 1. Petrus 1,3-9 von Esther Kuhn-Luz

Lied: 115, 1.5.6.
Jesus lebt, mit ihm auch ich, Tod, wo sind nun deine Schrecken?

Liebe Gemeinde!

Der Sonntag eine Woche nach Ostern trägt den schönen Namen
Quasimodogeniti – wie die Neugeborenen – und meint eben dies:
Dass es auch eine Wiedergeburt in der Hoffnung gibt, wenn die Kraft der Auferstehung
uns so berührt hat, dass wir sagen können: ich fühle mich wie neugeboren.

Inmitten einer Zeit, die voller Schwere und Probleme ist, sind Worte so wichtig, die uns eine Perspektive aufzeigen, die Hoffnung geben. Wir Christen und Christinnen leben jetzt an Ostern in einer Zeit der Hoffnung – trotz aller Gewalterfahrungen, die zur Zeit auch Christen erfahren. Dass gerade im Ostergottesdienst – als die christliche Gemeinde in Pakistan ihre Hoffnung auf die Auferstehung bekannt hat – Hoffnung auf auferstehendes Leben  - dass gerade in diesem Moment ein Terroranschlag auf sie verübt wurde und viele Menschen umkamen, das ist besonders zynisch.
Und doch – auch Petrus hat immer wieder Verfolgung erlebt und ist später als Märtyrer für seinen Glauben gestorben – aber er wollte sich von dem Terror seiner Zeit nicht die Hoffnungskraft seines Glaubens nehmen lassen. Und so werden seine Worte, erfüllt von der Kraft des Glaubens an die Auferstehung der Toten, zu Widerstandsworten. Auch wenn ihr mich bedroht und töten wollt – meinen Glauben, meine Hoffnung lasse ich mir nicht nehmen! Ich will den Terror und die lähmende Angst nicht stärker werden lassen als meine Hoffnung in Christus.

Im 1. Petrusbrief finden wir solche kraftvollen Worte einer lebendigen Hoffnung, die durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten in uns wieder geboren wird.
Der Verfasser des Briefes nennt sich Petrus – und nimmt für sich die Autorität in Anspruch, „Mitältester und Zeuge der Leiden Christi“ gewesen zu sein – also der Jünger und spätere Apostel Petrus.

Wir hören auf die Worte aus dem  1. Petr.1,3 -9.
„ Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeborenen hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,
zu einem unvergänglichen  und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch,
die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit,
die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.
Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen,
damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird,
zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.
Ihr habt ihn nicht gesehen und habt ihn doch lieb und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht.
Ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.“

Auch wenn man diese verschachtelten Sätze nicht alle gleich versteht – es wird spürbar, wie der Verfasser des Petrusbriefes, der Petrus genannt wird einfach so erfüllt ist von dieser ganz großen Kraft der Auferstehung. Petrus  war bis ins Tiefste angerührt von der Erfahrung, durch die Begegnung mit dem Auferstandenen Christus in sich die Wiedergeburt einer lebendigen Hoffnung zu erleben – und er will mit seinem Brief und mit seinen Worten möglichst alles aufeinmal beschreiben, welche Auswirkungen diese lebendige Hoffnung der Auferstehung hat - welche neue Lebensperspektive sich dadurch auftut.

Wie findet Petrus solche Worte?
Wie kann er so überschwänglich reden?
Woher nimmt er solche Hoffnungskraft?
Petrus, so beschreibt er das in seinem Brief, war nicht nur Zeuge des Leidens Christi, sondern auch seiner Auferstehung.  Er hat Jesus als Auferstandenen Christus erlebt.
Er hat in den Begegnungen mit ihm erfahren, was sich in ihm alles verändert.
Wir erinnern uns: Petrus war derjenige, der Jesus dreimal verraten hatte: Ich kenne ihn nicht – und dem sein Verrat bitterlich weh tat.
Für ihn war nicht nur der Tod Jesu, sondern genauso sein eigener Verrat gegenüber seinem Freund und Lehrer ein tiefer Bruch. Petrus weiß, was das bedeutet:  tiefste Verzweiflung zu erleben, enttäuscht sein über sich selber, mit sich selber ganz allein zu sein, sich mit Selbstvorwürfen zu quälen. Für ihn war alles zuende … Er hätte wohl nie gedacht, dass er noch einmal zu solcher Freude, zu solcher Hoffnung fähig sein könnte.
Petrus hat ja gesehen, dass der Grabstein weggewälzt war, er hat das leere Grab gesehen, ab er  war zu blind, zu sehr in sich gefangen, um die Stimme des Engels zu hören: Fürchte dich nicht. Der, den du suchst, lebt!
Nein, die Erfahrung des leeren Grabes, die hat Petrus noch nicht befreien können von seiner Schwermut – erst später die Begegnung mit dem Auferstandenen. 

Für Maria von Magdala war das anders. Für sie wird das leere Grab zur Herausforderung, wenigstens den Leichnam Jesu zu suchen und so beginnt sie, mit den Menschen zu reden, die ihr begegnen. Weil sie sucht, weil sie nicht nachlässt, Jesus finden zu wollen, begegnet sie ihm auch – mitten im Garten. Als er sie mit ihrem Namen anspricht – Maria – da erkennt sie ihn – und ihre Trauer verwandelt sich in so große Freude – am liebsten hätte sie ihn umarmt, aber Jesus hält sie davon ab. Er will ihr klarmachen, dass es um mehr geht, als nur um die Wiedersehensfreude: dass er lebendig vor ihr steht ist ein Zeichen dafür, dass sich das Leben gegen den Tod durchgesetzt hat: dass Gott den Tod überwunden hat und nun der Tod Eingang in das Leben ist, nicht mehr Endstation. Aus dem Ende ist ein neuer Anfang geworden – und zwar für alle Menschen.
Petrus aber ist zu traurig, zu hoffnungslos zum Suchen. Er geht wie die anderen Jünger wieder heim. Sie verschließen die Türe… Auf ihren Herzen lastet noch der Grabstein, sie können sich nur in sich selber zurückziehen. Sie starren resigniert auf all das, was zu Ende gegangen ist – und sind wie gelähmt.
Aber der Auferstandene findet auch zu ihnen Zugang.
Im Johannesevangelium wird das so schön erzählt:
„Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, - also am Sonntag- als die Jünger versammelt und die Türen vor Furcht verschlossen waren, kam Jesus – er hat sich von der verschlossenen Tür nicht abhalten lassen – und spricht zu ihnen:
„Friede sei mit euch!“
Und dann zeigt er ihnen seine Wundmale: er ist noch vom Tod, von Leiden gezeichnet, aber Gottes Liebeskraft hat ihn durch den Tod hindurch ins Leben geholt.
„Friede sei mit euch!“, sagt er dann noch einmal – und ich kann mir vorstellen, wie die erst ganz und gar sprachlosen Jüngern ganz leise ahnen, dass sich da eine ganz große Verwandlung vollzieht, eben auch in ihnen selber. Eine unwahrscheinlich große Freude: dass es keine verschlossenen Türen, auch keine verschlossenen Herzenstüren mehr gibt für den Auferstandenen, dass er von sich aus in ganz ausweglose Situationen kommt und sich plötzlich auf ungeahnte Weise Türen auftun – und aus der Hoffnungslosigkeit wieder neue Hoffnung wird.
Diese Begegnung, diese Erfahrung hat Petrus tief geprägt.
Und er hat sie weitergegeben, eben auch in seinem Brief an Christen, die verteilt in ganz Antiochien lebten.
„Gott, der Vater Jesu Christi, der hat uns zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren durch die Auferstehung Jesu Christi.“
Ja, in solche Worte konnte er diese Erfahrung für sich kleiden: Gott selbst hat an ihm gehandelt und hat in ihm etwas ganz Neues entstehen lassen:  lebendige Hoffnung.
Und er schreibt, dass nun nicht nur biografisch, er redet nicht nur von sich, sondern er sagt: uns hat Gott wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung.
Gott bringt in uns die Hoffnung zur Welt…
Das muss man sich tief in sich wirken lassen: Gott bringt in uns die Hoffnung zur Welt – es ist wie bei einer Geburt. Gott hat in uns die Hoffnung wieder lebendig gemacht – und wir sind nun diejenigen, die die Hoffnung auf die Welt, zur Welt bringen, sie für andere konkret und spürbar werden lassen. Welche Lebensmöglichkeiten tun sich da auf, aber auch welche Verantwortung!
Gott hat uns wiedergeboren! Welche wunderschöne Beschreibung Gottes: Gott, die in uns neues Leben, neue Hoffnung und eine unbeschreibliche Freude ans Licht der Welt bringt.
Und dann ja auch dieses:
Wir werden noch einmal geboren , d.h. zu unserer jetzigen Existenz und biografischen Prägung kommt noch eine andere dazu.
Wir sind alle von unserer Mutter geboren worden, haben alle unsere jeweiligen Prägungen mit bekommen – natürlich auch durch die Väter. Uns ist Leben geschenkt worden – und gleichzeitig sind wir durch unsere Geburt auch festgelegt worden:
Wir sind in eine bestimmte Familienkonstellation, in eine bestimmte Kultur, in eine Sprache und Gesellschaftsform, ja auch in eine bestimmte Religion hineingeboren. Ob wir hier in Deutschland geboren wurden oder in Tansania oder in Kasachstan oder on Sibieren oder in  der Mongolei oder in Kolumbien, ob unsere Eltern materiell gut abgesichert sind oder ob sie viele Sorgen hatten, für das Tägliche zu sorgen, ob ich in meiner Familie für meinen Weg Unterstützung und Verständnis oder Ablehnung erfahre, all das und noch viel mehr prägt uns …und macht uns zu unterschiedlichsten Menschen, die mehr oder weniger gut mit Krisen, mit Enttäuschungen oder mit Erfolgen umgehen können.
Aber, sagt Petrus nun, diese Prägung ist nur die eine. Egal, wo und wie ihr geboren seid, ihr müsst euch alle damit auseinandersetzen, dass alles irgendwann zu Ende geht. Leben bedeutet Abschied nehmen. Wir erleben in unserem Leben vieles, das zu Ende geht: erst die Kindheit, dann die Jugend, dann irgendwann müssen wir uns von bestimmten Idealen verabschieden, dann von körperlicher Energie – und irgendwann auch von Menschen, die uns lieb und sehr vertraut sind.
Und manche machen  diese Erfahrungen resigniert, bitter, hoffnungslos…
Aber Petrus redet nun gegen diese Resignation an:  wir müssen nicht nur loslassen, wir bekommen auch sehr sehr viel. Und das größte Geschenk ist eben diese lebendige Hoffnung. Wenn Gott uns so zusagen noch einmal neu auf die Welt bringt, dann verschieben sich die Grenzen: dann öffnen sich verschlossene Türen, dann findet Gott nach jedem Ende einen neuen Anfang -  und Petrus weiß: ja, sogar nach dem Tod gibt es von Gott her einen neuen Anfang. Dann werdet ihr euch freuen, auch wenn ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen… Die Kraft der christlichen Hoffnung : als eine Kraft, die in jedem Ende einen neuen Anfang sieht.
Die Frage nach dem Anfang ist eine Frage, die sich gegen einen Pessimismus wehrt, der immer nur voller Angst auf das Ende starrt. Nicht das Ende, sondern der neue Anfang ist für den christlichen Glauben das Letzte.
Die Frage nach dem Anfang, nach einer Möglichkeit verschiedener Neuanfänge treibt die Menschen aller Zeiten um, weil es die Frage nach dem Sinn, nach den Wurzeln und von daher auch eine Frage nach der Hoffnung ist.
Und das ist nun das Thema, mit dem sich der international sehr bekannte Theologieprofessor Jürgen Moltmann seit Jahrzehnten beschäftigt. Er wird in dieser Woche 90 Jahre alt werden.

Vor 40 Jahren hat das Buch „ Theologie der Hoffnung“ geschrieben, das in viele Sprachen übersetzt wurde und heute zum 13. Mal aufgelegt wird. Denn die Frage nach der Hoffnung bleibt eine aktuelle Frage – vor allem in unserer Zeit, die ja nun eher von Hoffnungslosigkeit geprägt ist.

 „Im Ende – der Anfang.“ Eine Art, die Hoffnung zur Sprache zu bringen.
So heißt ein andres  seiner Bücher – und er schreibt da im Vorwort:
„Ich möchte damit die Kraft der christlichen Hoffnung zum Ausdruck bringen, denn christliche Hoffnung ist die Kraft der Auferstehung aus den Versagungen und den Niederlagen des Lebens. Sie ist die Kraft der Wiedergeburt des Lebens aus den Schatten des Todes. Sie ist die Kraft zu einem neuen Anfang, wo durch Schuld Leben unmöglich gemacht wurde. In jedem Ende liegt ein neuer Anfang verborgen. Wir werden jedoch zu neuen Anfängen erst fähig, wenn wir bereit sind, los zu lassen, was uns quält und was uns fehlt.
Wenn wir den neuen Anfang suchen, wird er uns finden.
Der lebendige Gott ruft immer ins Leben, ob wir geboren werden oder ob wir sterben, ob wir anfangen können oder ob wir am Ende sind. Seine Nähe macht immer und überall lebendig“.

Die Christen, an die Petrus schreibt, hatten schwierige Lebensbedingungen: sie fühlten sich oft als Fremde in ihren eigenen Familien und Dörfer. Denn die anderen verstanden nicht, wie sie an einen Gott glauben konnten, der nicht sichtbar war, wie sie einen Menschen als Gottes Sohn verehrten, der gekreuzigt wurde, wie sie von der Auferstehung her so viel Lebenskraft und Lebensfreude beziehen konnten…Das war manchen unheimlich, manchen lästig und manche  machte es aggressiv. Denn diese Christen waren Menschen, denen man mit dem Tod nicht drohen konnten: sie behaupteten, der Tod sei ihnen Eingang in das Leben. Im ersten Jahrhundert, als Petrus diesen Brief schrieb, sind viele Christen von römischen Kaisern verfolgt und hingerichtet worden. Auch Petrus selber ist unter Kaiser Nero als Märtyrer gestorbenen.
Also, in diese von außen gesehen sehr schwierige und belastete Situation spricht nun Petrus von lebendiger Hoffnung – das heißt eigentlich: Perspektivenwechsel: das Leben eben nicht von dem her zu betrachten, was zu Ende, was verloren geht, sondern von der Perspektive her zu sehen, wie Gott neu Leben schenkt…Und Petrus weiß, dass es dazu nötig ist, sich in Gott zu verlieben, Gott selber als Quelle des Lebens zu sehen, und diese Quelle kann keiner und keine zum Versiegen bringen.
Petrus hat den Auferstanden noch gesehen, die Christen, an die er schreibt, haben Jesus nie gesehen. Vom Hörensagen her sind sie Christen geworden, oder anders: Die Erzählungen von Jesus haben sie so berührt, haben in ihrem Leben soviel bewegt, dass sie sagen können:
„Ich kannte dich nur vom Hören sagen, jetzt aber haben meine Augen dich gesehen – nämlich die inneren Augen des Herzens…“
Wir gehören ja auch zu diesen, die durchs Erzählen Christen geworden sind – und manche von uns haben irgendwann in ihrem Leben gemerkt, welche Befreiung, welcher Trost darin liegt, an den Gott zu glauben, der dem Tod und allen Todbringenden Kräfte seine Liebe zum Leben entgegenstellt.
„Ihr habt ihn nicht gesehen und habt ihn doch lieb und glaubt an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht.
Ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Vertrauens erlangt, der Seelen Seligkeit: die Befreiung von alldem, worauf jetzt noch der Grabstein liegt.“
O.k.,  Christen zeichnen sich oft nicht durch übermäßige Freude aus – oft ist die Konzentration auf die Schwere des Lebens größer als diese Freude, die Gott selbst in uns am Leben hält, weil er doch Grenzen verrückt und alles in ein neues Licht stellt.
Die Osterlieder erzählen von dieser Freude.
Auch in der Mystik wird die Freude in Gott betont: wir freuen uns nicht an etwas, sondern in Gott. Meister Eckhart konnte sogar sagen:
Gott selber werde erfreuet, ja durchfreuet,“ denn dann bleibt nichts in seinem Grunde, das nicht durchkützelt wird von Freude.“ ( Sölle Rhythmus s. 176).
Die Freude will uns bewohnen, nicht nur besuchen.
Wir sind dann fähig zu dieser tiefen Freude, wenn wir das Leben als Gabe Gottes verstehen und jeden Tag neu als ein Geschenk. Und all die Schönheiten in der Natur und in den Menschen mit offenen Augen sehen und empfinden.
Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies alles geschaffen? Er ruft sie alle mit Namen…

Wenn ein Mensch aus der lebendigen Hoffnung heraus und erfüllt von dieser Lebensfreude lebt, sich also dafür öffnet, was Gott in uns zum Leben bringt, dann kann daraus ein ganz anderes Lebensgefühl entstehen – ein ganz anderer Zugang zu Besitz und zu Hierarchie.
Ich will eine kleine Geschichte erzählen von Bruder Wacholder, einer der ersten Brüder von Franz von Asissi.
(Steffensky, Feier des Lebens, s. 21)
Bruder Wachholder sollte in der Osterzeit auf die Kirche aufpassen. Sie war festlich geschmückt – mit Blumen, Kerzen auf goldenen Kerzenständern…
Da kam eine arme Frau und bettelte um Almosen. Da Bruder Wacholder kein Geld hatte, räumte er den ganzen Altarschmuck ab und schenkte ihn der Frau.
Dem empörten Mesner antwortete er: „ Ärgere dich nicht über den verlorenen Tand. Ich habe den Schmuck einer armen Frau geschenkt, die ihn gut gebrauchen kann. Hier war es sowieso zu nichts nütze.“
Der Generalobere, (Bischof?), der diese Geschichte hörte, wurde zornig, hielt Bruder Wacholder eine Strafpredigt, schrie immer lauter und wurde schließlich heiser. Bruder Wacholder hörte den Worten in seinem Geschrei kaum zu. Erst als der Obere vor Heiserkeit nicht mehr weiterreden konnte, wurde er aufmerksam. Er ging einfach weg…und erbettelte sich im Dorf eine Mehlsuppe. Er brachte sie dem Oberen und sagte: „ Als ihr mich ausgeschimpft habt, Vater, wurde eure Stimme wegen eurer Anstrengung ganz heiser. Ich habe nun ein Mittel dagegen gefunden und euch die Suppe bereiten lassen. Wenn ihr sie esst, dann wird sie euch Brust und Kehle befreien.“
Der Obere ärgerte sich und merkte, dass er verspottet wurde und wollte die Suppe nicht essen. Darauf Bruder Wacholder. „ Vater, wenn du schon die Suppe nicht essen willst, dann halte mir doch bitte die Kerze. Ich will sie dann selber aufessen.“

Aus der lebendigen Hoffnung heraus zu leben befreit dazu, Ver-rücktes zu tun, die Erwartungen zu verrücken: einfach andere Kriterien zu haben. Nichts bleibt unberührbar oder unverfügbar, wenn einer in Not ist. Auch nicht die Ehre eines Generaloberen. Zärtlichkeit, Verbundenheit, auch Humor und ein Missachten der Grenzen, wenn die Grenzen lebensfeindlich sind, all das darf sein, wenn ich das Leben von der lebendigen Hoffnung her sehe, die Gott in mir zur Welt gebracht hat.
Und manche beschreiben dann ihre Erfahrung mit der lebendigen Hoffnung so:
„Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden…
Die in Gott vertrauen kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler,
dass sie laufen und nicht matt werden,
dass sie wandeln und nicht müde werden.“ ( Jesaja 40,29.31)

Gibt es eigentlich eine Bedingung, dass wir zu lebendiger Hoffnung von Gott wiedergeboren werden? Nein. Eine Bedingung von Gott aus gibt es nicht, aber wir selber tun uns manchmal schwer damit, weil wir uns hinter verschlossenen Türen unseres Denkens, unserer Vorstellungen und Einstellungen, unserer Meinungen und Urteile ganz gut eingerichtet haben.
Und gar nicht mit diesem befreienden und lebendigen Gott rechnen.
Vielleicht tut es dann gut, dieses kleine Gebet zu sprechen:
O unvertrauter Gott,
wir suchen dich an Orten,
die du schon verlassen hast, und sehen dich nicht,
selbst wenn du vor uns stehst.
Gib, dass wir dich in deiner Fremdheit erkennen
Und uns nicht an den vertrauten Schmerz klammern,
sondern frei sind,
uns von dir besuchen zu lassen, damit du in uns die lebendige Hoffnung und die überschäumende Lebensfreude zur Welt bringen kannst.
So wollen wir die Auferstehung  verkündigen
im Namen Christi.
Amen

Lied:  Nr. 117,1-3 Der schöne Ostertag