Liebe Gemeinde,
warum ist ihnen der Gottesdienst wichtig?
Mögliche Antworten:
- Ich möchte konfirmiert werden.
- Ich freue mich darauf am Sonntagvormittag in der Kirche viele Leute zu treffen. Von den Gesprächen im Anschluss bei einer Tasse Kaffee zehre ich die ganze Woche.
- In Lima deutschsprachigen Gottesdienst zu feiern, vertraute Lieder zu singen und in der Muttersprache zu beten ist ein Stück Heimat in der Fremde.
- Die Orgelmusik schließt mir jeden Sonntag den Himmel auf.
- Die Zeit des Gottesdienstes ist Zeit zum Innehalten im Alltag der Woche und des Lebens.
- Gottesdienst ist exklusive Zeit für Gott. In dieser Stunde möchte ich ganz auf Gottes Wort hören. Ich bin jeden Sonntag auf die Auslegung in der Predigt gespannt und suche daraus Orientierung für mein Leben.
- Im Gottesdienst spüre ich: Leben ist mehr als der Alltag, mehr als ich sehen und anfassen kann. Gott schenkt meinem Leben eine andere, tiefere Dimension. Dafür bin ich sehr dankbar.
- Im Gottesdienst spüre ich die weltweite christliche Gemeinschaft. Toll!
- Ich suche Halt und Trost im Gottesdienst.
Welches ist ihre Antwort?
Eine andere Frage: Was gefällt ihnen am Gottesdienst? Was nicht?
Ein weites Feld …. Die Antworten würden wohl sehr vielschichtig ausfallen.
Aber, - eine ganz andere, vielleicht merkwürdige Frage: Gefällt Gott wohl unser Gottesdienst? Ich komme auf diese Frage durch den Predigttext für diesen Sonntag aus dem Buch des Propheten Amos.
So spricht der Herr: Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich keinen gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. (Amos 5, 21-24).
Gott gefällt euer Gottesdienst nicht. Er verachtet ihn. Mit dieser harten Botschaft konfrontiert Amos die religiösen Führer seiner Zeit vor fast 3000 Jahren. Wie kommt er dazu? Wer war er überhaupt?
Amos lebte im 8. Jahrhundert vor Christus. Israel war damals in zwei Reiche, das Nord- und das Südreich aufgeteilt. Amos stammte aus dem Südreich, trat aber im Norden als Prophet auf. Es gab zu dieser Zeit fest an einem Heiligtum angestellte Propheten. So einer war Amos aber nicht. Eigentlich war er Schafhirte und Maulbeerzüchter. Bis er direkt von Gott berufen wurde. Mit anderen Worten: Amos war unabhängig und sagte direkt das, was im Namen Gottes gesagt werden musste. Gott gefällt euer Gottesdienst nicht.
Warum? Amos lebte in einer Zeit, in der sich das Land erholte und die Wirtschaft wuchs. Die Menschen, genauer der eine Teil der Menschen, konnte gut, ja immer besser und ohne Sorge leben. Der andere Teil der Menschen jedoch wurde immer ärmer und ärmer, immer hilfloser. Zum Gottesdienst kamen nun regelmäßig die Reichen zusammen und vollzogen ihre rituellen Opfer. So wie Gott es wollte – dachten sie. Und dann kam Amos mit seiner Botschaft. Gott gefällt euer Gottesdienst nicht. Er verachtet ihn. Denn, der Gottesdienst ist zu einer Feier geworden, in der nicht Gott im Mittelpunkt steht, sondern in der die Menschen sich selbst in den Mittelpunkt stellen. Gottesdienst darf kein Selbstzweck sein. Gott, sein Wort, seine Liebe hören nicht mit dem Ende des Gottesdienstes auf, sondern wirken weiter. Gottes Wille ist, dass Gottesdienst und Leben zusammengehören und nicht kurz nach dem Gottesdienst die Armen wieder mit Füßen getreten werden. Gott will, dass das Recht wie Wasser ströme und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Amos redet von falschen Gottesdiensten, weil nicht Gottes Wort und das daraus resultierende Leben in Gerechtigkeit im Mittelpunkt stehen, sondern das leere und bedeutungslose Opfer. Amos geht es um Recht und Gerechtigkeit, das nicht vom wahren Gottesdienst zu trennen ist. Die Blickrichtung Gottes für Recht und Gerechtigkeit ist immer die in Richtung der Armen und Benachteiligten. Es ist immer die Blickrichtung des Aufrichtens und Stärkens. Mehr und mehr möge die Gerechtigkeit sein wie ein nie versiegender Bach ist.
Nun die Frage: Welcher Gottesdienst gefällt Gott, damals zur Zeit des Amos und heute?
Gott, sein Wort und seine Liebe sind Mittelpunkt des Gottesdienstes und nicht wir selbst. Gottes Wort und seine Liebe in unterschiedlicher Weise hörbar und fühlbar zu machen, dass ist unsere Aufgabe, wenn wir Gottesdienste vorbereiten. Oft wird das Stückwerk bleiben. Oft werden wir Menschen dabei unterschiedlich erreichen und ansprechen. Aber seien wir gewiss ER wird sich seinen Weg - mit unserer Hilfe - suchen um Menschen zu erreichen.
Gott steht im Mittelpunkt des Gottesdienstes und damit verbunden die Vergewisserung, dass wir von ihm her unser Leben empfangen und somit auch die Orientierung für unser Tun und Handeln. Gott will unser Leben und Handeln beeinflussen, dass spüren wir in jedem Gottesdienst.
Wie gehe ich mit dem Bettler um? Was regt sich in mir, wenn ich durch die armen, schmutzigen Vororte Limas fahre? Was sage ich der trauernden Mutter? Liebe Gemeinde, auch nach dem Gottesdienst gibt es auf die vielen sozialen Probleme und Sorgen unserer großen und kleinen Welt keine einfachen Antworten. Aber eine Antwort haben wir doch: Es darf uns nicht kalt lassen, denn Gottes Wille ist, dass Recht wie Wasser ströme und die Gerechtigkeit ein nie versiegender Bach sei. An der Erfüllung dieses Gotteswillen zu arbeiten, dass ist unsere Aufgabe, der wir uns im Gottesdienst immer wieder vergewissern. Eine Aufgabe, die uns jeden Tag erfüllt und ausfüllt. Die Frage des „wie“ wiegt dabei sicher oft schwer, darf aber eben nicht zu einer Ausrede werden.
Gottesdienst zu feiern hat somit immer eine Außenwirkung, strahlt aus. Anders gesagt: Gottesdienst ist keine Privatveranstaltung, die ausschließlich der inneren Erbauung dient. Gottesdienst zu feiern, heißt die Ermutigung zum Leben in einer weltweiten Gemeinschaft und darin soziale Verantwortung zu übernehmen.
Gottesdienst, Gottes Dienst an uns Menschen vergewissert uns der Liebe Gottes und seinem Auftrag an uns, der daraus erwächst. Jeder Gottesdienst, der all das in uns wach hält und stärkt, damit wir die Mitte des Lebens mit und vor Gott nicht verlieren, ist ein Gottesdienst, da bin ich mir sicher, der Gott gefällt. Gottesdienst und Realität gehören zusammen. Gottesdienst und „normales“ Leben, Gottesdienst und Realität gehören zusammen.
Liebe Gemeinde, warum ist ihnen der Gottesdienst wichtig? Einige Antworten habe ich zu Anfang der Predigt vorgelesen. Vielleicht haben sie ihre Antwort noch konkretisieren können. Eine Antwort möchte ich noch ergänzen: Ich möchte daran Anteil nehmen, dass Recht wie Wasser ströme und die Gerechtigkeit ein nie versiegender Bach sei. Amen
warum ist ihnen der Gottesdienst wichtig?
Mögliche Antworten:
- Ich möchte konfirmiert werden.
- Ich freue mich darauf am Sonntagvormittag in der Kirche viele Leute zu treffen. Von den Gesprächen im Anschluss bei einer Tasse Kaffee zehre ich die ganze Woche.
- In Lima deutschsprachigen Gottesdienst zu feiern, vertraute Lieder zu singen und in der Muttersprache zu beten ist ein Stück Heimat in der Fremde.
- Die Orgelmusik schließt mir jeden Sonntag den Himmel auf.
- Die Zeit des Gottesdienstes ist Zeit zum Innehalten im Alltag der Woche und des Lebens.
- Gottesdienst ist exklusive Zeit für Gott. In dieser Stunde möchte ich ganz auf Gottes Wort hören. Ich bin jeden Sonntag auf die Auslegung in der Predigt gespannt und suche daraus Orientierung für mein Leben.
- Im Gottesdienst spüre ich: Leben ist mehr als der Alltag, mehr als ich sehen und anfassen kann. Gott schenkt meinem Leben eine andere, tiefere Dimension. Dafür bin ich sehr dankbar.
- Im Gottesdienst spüre ich die weltweite christliche Gemeinschaft. Toll!
- Ich suche Halt und Trost im Gottesdienst.
Welches ist ihre Antwort?
Eine andere Frage: Was gefällt ihnen am Gottesdienst? Was nicht?
Ein weites Feld …. Die Antworten würden wohl sehr vielschichtig ausfallen.
Aber, - eine ganz andere, vielleicht merkwürdige Frage: Gefällt Gott wohl unser Gottesdienst? Ich komme auf diese Frage durch den Predigttext für diesen Sonntag aus dem Buch des Propheten Amos.
So spricht der Herr: Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich keinen gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. (Amos 5, 21-24).
Gott gefällt euer Gottesdienst nicht. Er verachtet ihn. Mit dieser harten Botschaft konfrontiert Amos die religiösen Führer seiner Zeit vor fast 3000 Jahren. Wie kommt er dazu? Wer war er überhaupt?
Amos lebte im 8. Jahrhundert vor Christus. Israel war damals in zwei Reiche, das Nord- und das Südreich aufgeteilt. Amos stammte aus dem Südreich, trat aber im Norden als Prophet auf. Es gab zu dieser Zeit fest an einem Heiligtum angestellte Propheten. So einer war Amos aber nicht. Eigentlich war er Schafhirte und Maulbeerzüchter. Bis er direkt von Gott berufen wurde. Mit anderen Worten: Amos war unabhängig und sagte direkt das, was im Namen Gottes gesagt werden musste. Gott gefällt euer Gottesdienst nicht.
Warum? Amos lebte in einer Zeit, in der sich das Land erholte und die Wirtschaft wuchs. Die Menschen, genauer der eine Teil der Menschen, konnte gut, ja immer besser und ohne Sorge leben. Der andere Teil der Menschen jedoch wurde immer ärmer und ärmer, immer hilfloser. Zum Gottesdienst kamen nun regelmäßig die Reichen zusammen und vollzogen ihre rituellen Opfer. So wie Gott es wollte – dachten sie. Und dann kam Amos mit seiner Botschaft. Gott gefällt euer Gottesdienst nicht. Er verachtet ihn. Denn, der Gottesdienst ist zu einer Feier geworden, in der nicht Gott im Mittelpunkt steht, sondern in der die Menschen sich selbst in den Mittelpunkt stellen. Gottesdienst darf kein Selbstzweck sein. Gott, sein Wort, seine Liebe hören nicht mit dem Ende des Gottesdienstes auf, sondern wirken weiter. Gottes Wille ist, dass Gottesdienst und Leben zusammengehören und nicht kurz nach dem Gottesdienst die Armen wieder mit Füßen getreten werden. Gott will, dass das Recht wie Wasser ströme und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Amos redet von falschen Gottesdiensten, weil nicht Gottes Wort und das daraus resultierende Leben in Gerechtigkeit im Mittelpunkt stehen, sondern das leere und bedeutungslose Opfer. Amos geht es um Recht und Gerechtigkeit, das nicht vom wahren Gottesdienst zu trennen ist. Die Blickrichtung Gottes für Recht und Gerechtigkeit ist immer die in Richtung der Armen und Benachteiligten. Es ist immer die Blickrichtung des Aufrichtens und Stärkens. Mehr und mehr möge die Gerechtigkeit sein wie ein nie versiegender Bach ist.
Nun die Frage: Welcher Gottesdienst gefällt Gott, damals zur Zeit des Amos und heute?
Gott, sein Wort und seine Liebe sind Mittelpunkt des Gottesdienstes und nicht wir selbst. Gottes Wort und seine Liebe in unterschiedlicher Weise hörbar und fühlbar zu machen, dass ist unsere Aufgabe, wenn wir Gottesdienste vorbereiten. Oft wird das Stückwerk bleiben. Oft werden wir Menschen dabei unterschiedlich erreichen und ansprechen. Aber seien wir gewiss ER wird sich seinen Weg - mit unserer Hilfe - suchen um Menschen zu erreichen.
Gott steht im Mittelpunkt des Gottesdienstes und damit verbunden die Vergewisserung, dass wir von ihm her unser Leben empfangen und somit auch die Orientierung für unser Tun und Handeln. Gott will unser Leben und Handeln beeinflussen, dass spüren wir in jedem Gottesdienst.
Wie gehe ich mit dem Bettler um? Was regt sich in mir, wenn ich durch die armen, schmutzigen Vororte Limas fahre? Was sage ich der trauernden Mutter? Liebe Gemeinde, auch nach dem Gottesdienst gibt es auf die vielen sozialen Probleme und Sorgen unserer großen und kleinen Welt keine einfachen Antworten. Aber eine Antwort haben wir doch: Es darf uns nicht kalt lassen, denn Gottes Wille ist, dass Recht wie Wasser ströme und die Gerechtigkeit ein nie versiegender Bach sei. An der Erfüllung dieses Gotteswillen zu arbeiten, dass ist unsere Aufgabe, der wir uns im Gottesdienst immer wieder vergewissern. Eine Aufgabe, die uns jeden Tag erfüllt und ausfüllt. Die Frage des „wie“ wiegt dabei sicher oft schwer, darf aber eben nicht zu einer Ausrede werden.
Gottesdienst zu feiern hat somit immer eine Außenwirkung, strahlt aus. Anders gesagt: Gottesdienst ist keine Privatveranstaltung, die ausschließlich der inneren Erbauung dient. Gottesdienst zu feiern, heißt die Ermutigung zum Leben in einer weltweiten Gemeinschaft und darin soziale Verantwortung zu übernehmen.
Gottesdienst, Gottes Dienst an uns Menschen vergewissert uns der Liebe Gottes und seinem Auftrag an uns, der daraus erwächst. Jeder Gottesdienst, der all das in uns wach hält und stärkt, damit wir die Mitte des Lebens mit und vor Gott nicht verlieren, ist ein Gottesdienst, da bin ich mir sicher, der Gott gefällt. Gottesdienst und Realität gehören zusammen. Gottesdienst und „normales“ Leben, Gottesdienst und Realität gehören zusammen.
Liebe Gemeinde, warum ist ihnen der Gottesdienst wichtig? Einige Antworten habe ich zu Anfang der Predigt vorgelesen. Vielleicht haben sie ihre Antwort noch konkretisieren können. Eine Antwort möchte ich noch ergänzen: Ich möchte daran Anteil nehmen, dass Recht wie Wasser ströme und die Gerechtigkeit ein nie versiegender Bach sei. Amen
Perikope