1 Er sagte ihnen ein Gleichnis, dass sie immer wieder beten sollten und nicht aufhören damit:
2 „Es war ein Richter in einer Stadt, der Gott nicht fürchtete und sich vor keinem Menschen scheute.
3 Es war eine Witwe in jener Stadt, die kam zu ihm und sprach:“ Verteidige mich gegen meinen Gegner!“
4 Und er wollte es nicht zunächst. Danach aber sagte er sich:“ Wenn ich auch Gott nicht fürchte
und mich vor keinem Menschen scheue,
5 so macht mich doch diese Witwe ganz kaputt. Ich werde sie verteidigen, damit sie nicht schliesslich komme, mich ins Gesicht zu schlagen.“
6 Da sprach der Herr:“ Hört, was der ungerechte Richter sagt!“
7 Aber Gott sollte nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die Tag und Nacht rufen, und langmütig sein ihnen gegenüber?
8 Ich sage euch: „Er wird ihnen schnell Recht schaffen. Wenn der Menschensohn kommen wird auf die Erde, wird er Glauben finden?“
Richten
Es ist ein schweres Amt über andere zu richten. Dazu gehört ein klares Gesetz, nach dem sich alle richten. Es gehört aber auch ein guter Kopf dazu, der genau urteilen kann, um die Situation richtig ein zu schätzen. Dann erst kann der Richter einwandfrei sagen, ob der Angeklagte Unrecht hat und verurteilt werden muss. Er kann der Klägerin nun zu ihrem Recht verhelfen.
Dem Richter in diesem Gleichnis geht es nicht um gerechtes Richten. Er braucht Geld, viel Geld. Wer ihm Geld gibt bekommt Recht. So einfach ist das. Auf andere hört und sieht er nicht. Da kommt eine Witwe zu ihm und bittet ihn um Hilfe. Erst hört er nicht hin. Er beachtet sie nicht. Sie kommt immer wieder. Da wird er ihm zu viel. Er tut, worum sie bittet.
Das Gleichnis Jesu geht um das Bitten und Beten.
Bitten - Beten
Mit diesem Gleichnis fordert Jesus seine Zuhörer auf, immer wieder Gott um etwas zu bitten im Gebet.
Bitten – Beten
Wie sieht es bei uns aus? Halten wir uns an Jesu Wort? Bitten und Beten wir jeden Tag, immer wieder neu? Natürlich soll auch der Dank, das Lob und die Verehrung kommen. Das Gebet umfasst alle Arten von Beten. Wir sollen nicht nachlassen. Wir sollen dran bleiben. Tun wir das?
Bitten – Beten
Jeden Abend bete ich. Zuerst danke ich für gute Gesellschaft, schmackhaftes Essen, angenehmes Trinken und alles, was sonst noch Gutes geschehen ist. Dann bete ich um Gottes Segen und Frieden für die Nacht. Ich schliesse alle mit ein, die ich kenne, Kinder, Enkel, Urenkel, Verwandte, Freundinnen, Freunde, Bekannte … Es ist eine lange Reihe. Dann schlafe ich ruhig ein. So geht es jeden Abend.
Auch morgens bedanke ich mich für eine ruhige Nacht und bitte darum, dass ihm all mein Tun und Lassen gefällt. Zu jeder Mahlzeit danke ich für seine Gnade, dass ich genug habe. Schliesslich habe ich im letzten Krieg in Deutschland gehungert. Es gab nur das Gemüse und das Obst aus dem Garten, nach gelesene Kartoffeln und Korn, kaum Fett, kaum Fleisch, kaum Brot. Es war eine schlimme Hungersnot.
Es ging allen Deutschen so, aber bei uns war es so schlimm, weil mein Vater noch als Jude geboren war und erst später mit seiner Mutter und allen Geschwistern getauft wurde. Unter dem Naziregime wurde er verfolgt, alle anderen Familienmitglieder ebenso. Es war eine schlimme Zeit.
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Vielen anderen ging es genau so. Ich kann diese Zeit nicht vergessen, darum bin ich täglich so froh, dass ich nun Schweizerin bin, in Frieden leben kann, genug zu essen und zu trinken habe, und eine schöne Wohnung im Wallis mit viel Sonne und warmem Wasser für die Gesundheit.
Nun möchte ich noch eine andere Geschichte erzählen, eine die ich mit erlebt habe. Ich ändere nur den Namen.
Hanna, eine junge, verheiratete Lehrerin, bekommt Schwierigkeiten. Als sie ihr erstes Gehalt bekommt wird ihr Mann eifersüchtig. Als kleiner Angestellter des Staates bekommt er wesentlich weniger. Er braucht Anerkennung. Die findet er im Sport.
Er trainiert für Judo Kämpfe. Jeden Sonntag findet ein Kampf statt, da fährt er mit seiner Frau hin. Er gewinnt fast immer. Seine Frau bewundert ihn, aber er hat nun keine Zeit mehr mit ihr zu reden über den Unterricht und die Schwierigkeiten, die sie mit den 14-15 jährigen Jungen hat.
Sie ist erschöpft vom Unterricht während der Woche. Dann kommen die Fahrten zu den Judokämpfen. Sie kommt nicht mehr zu sich selbst.
Dann bricht sie zusammen. Sie kommt ins Krankenhaus. Die Ärzte handeln atheistisch. Sie trennen sie von allen Bindungen, besonders die von ihrem Mann. Dann trennen sie sie von Gott. Da begeht sie Selbstmord. Eine Freundin findet sie rechtzeitig und bringt sie ins Krankenhaus. Ihre Mutter bindet sie wieder an Gott an. Da kann sie wieder leben.
Aber die Geschichte geht weiter. Da sie offene Wunden hatte, sind dort Keime hinein gekommen. Es ist Hospitalitis. Sie wird nicht mehr arbeitsfähig. Der Mann lässt sich von ihr scheiden und heiratet eine andere. Sie kehrt ins Elternhaus zurück und geht dann in ein Alters- und Pflegeheim. Dort freundet sie sich mit einer Nonne an, die in der Ergotherapie arbeitet. Sie schreibt eine Autobiographie. Sie schreibt zum Schluss:
„Ich habe regelmässig Kontakt mit meinen Geschwistern und Freunden und schreibe gern meine Gedanken auf. In der Natur und in den Menschen finde ich Gottes Gegenwart. Ich weiss, dass ich von ihm beschützt bin und geleitet werde. Meine Zukunft liegt in seiner Hand. Das Tischgebet, das gleichzeitig mein Trauspruch war, steht immer über meinem Tun:
„Danket dem Herrn,
denn er ist freundlich
und seine Güte währet ewiglich.“