„Gott nahe zu sein ist mein Glück!“
Liebe Gemeinde!
„Glück“ ist wirklich das entscheidende Stichwort zum Jahresanfang! Denn zum Beginn des Neuen Jahres beschäftigt die Menschen ganz intensiv, ob das Neue Jahr nun Glück bringen wird – oder schlimmer Weise etwa nicht. Aber wie sollte dazu nun die neue Jahreslosung passen „Gott nahe zu sein ist mein Glück“? Denn auf den ersten Blick scheint das wieder einmal nur ein sehr spezielles Wort für einen kleinen Kreis hoch engagierter Christenmenschen zu sein. Aber unter uns normalen Menschen da ist man doch viel zu sehr mit den ganz irdisch erkennbaren Anzeichen oder Zeichen für das Glück im Neuen Jahr beschäftigt. Davon zeugen nur zu deutlich die ganzen Schornsteinfeger und Glücksschweinchen in den Geschäften. Und entsprechend schenkt man sich auch gern vierblättrige Kleeblätter als Symbole für das Glück, das man sich und anderen nun einmal zum Jahresanfang und für das ganze Jahr wünschen möchte. Und bitte, wer wollte sich denn davon ausschließen, anderen derart Glück zu wünschen! Nein, das ist doch ganz selbstverständlich!
Aber einen Moment! Nüchtern gesehen müsste das doch eigentlich überraschen, dass man einander so zum Jahresanfang Glück wünscht. Denn irgendwie kann das gar nicht in unser modernes Zeitalter gehören. Denn was predigen etwa Euch jungen Leuten die internationalen PISA-Experten? Ihr müsst gefälligst in der Schule tüchtig sein, damit alles gut wird. Und gibt es dabei auch nur einen, der da von irgendeinem Glück spricht, das man haben sollte oder könnte? Nein, ganz offenkundig wird unterstellt, dass man alle großen Ziele dieser Welt durch tüchtiges Lesen und Rechnen usw. erreichen könnte. Denn wozu würde man sich sonst die große Mühe machen, diese ganzen sorgfältigen Maßstäbe für Lese- und Rechenfähigkeit zu entwickeln? Und so mühen sich um Euch über alle Maßen, damit Ihr tüchtig lernt nicht nur Eure Lehrer, sondern Eure Eltern, eben weil ihnen das Glück von Euch Kindern wirklich am Herzen liegt. Aber trotzdem wünscht man sich zum Jahresanfang „Viel Glück!“
Und natürlich wünscht man einander auch in den Betrieben und Verwaltungen zum Jahresanfang Glück! Allerdings, warum denn nur? Denn das Marketingkonzept und der Produktionsplan für 2014 stehen doch schon lange fest. Auch sind die Haushalte der Städte und Kommunen in der Regel schon längst beschlossen. Und das heißt doch, dass man sich damit verbindlich festgelegt hat, was man in 2014 alles machen will. Und jeder weiß auch, dass das auch so sein muss, dass man sich so festlegt, denn sonst kommt das Chaos. Also noch einmal, wozu dann am Jahresanfang das aufmunternde „Viel Glück!“?
Und wozu wünscht man sich auch in der Familie Glück zum Neuen Jahr? Denn auch dort steht doch alles fest: Die Berufstätigkeit von Mutter und Vater, die schulische Laufbahn der Kinder und dass Oma immer älter wird, das ist doch ganz normal? Wozu also zum Jahresanfang der Wunsch „Viel Glück!“?
So richtig hat mir das bisher noch keiner sagen können. Oder - muss man das wohl auch gar nicht sagen, weil dabei irgendwie und in aller Selbstverständlichkeit ein Wissen mitschwingt, das man nicht gewohnt ist, laut auszusprechen und das meist lieber für sich behält? Was das sein sollte? Nein, bestimmt nichts Originelles. Aber ganz gewiss etwas, was die Menschheit seit Anbeginn schon immer wusste. Nämlich, dass wir unser Geschick eigentlich nicht in unserer eigenen Hand haben. Nämlich, dass wir als menschliche Wesen genauso wie die Tiere und Pflanzen und alle Kreatur letztlich von Mächten und Kräften abhängig sind, die nicht unsere eigenen sind. Gewiss, wir wollen und müssen viel in unserem Leben und in dem Leben unserer Umwelt auf den Weg bringen und gestalten, aber ob das alles wirklich so wird, wie wir uns das einmal ausgedacht haben, so glücklich und so gut, wie wir uns das einmal vorgestellt haben das ist offensichtlich nicht in unserer Hand.
Wie viele Beispiele bekommen wir da laufend frei Haus geliefert! Denn so mancher sagt etwa: Das war schon immer mein Traum, ein eigenes Haus zu bauen. Und jetzt habe ich das Glück, es endlich geschafft zu haben. Jedoch, was nützt mir das wirklich, wenn mir dabei die Ehe zerbricht und ich in dem schönen Haus allein sitze? Oder: Ich wollte schon immer Kinder haben. Das war mein Traum. Und jetzt habe ich das Glück, Kinder zu haben. Aber was passiert? Es gibt entsetzlicher Weise nur Zank und Streit. Oder: Ich wollte schon immer gut verdienen und in meinem Beruf ganz oben sein. Und nun habe ich das Glück, genau da zu sein und Geld spielt keine Rolle. Aber was muss ich mit einem Male merken? Doch, wie mir die Aufsichtsräte und die Steuerbehörden wie die Teufel im Nacken sitzen und wie die Mitarbeiter mich verfluchen.
Nein, so habe ich mir mein Glück bestimmt nicht vorgestellt. Nein, so sollte mein Glück bestimmt nicht sein! Aber wie soll es dann sein? Wie sollte denn mein Glück sein, damit ich mich wirklich glücklich fühle und mich auch wirklich auf das Neue Jahr freuen kann?
Nun wissen wir alle, was für eine Fülle von Angeboten es da in der heutigen Zeit gibt. Und wir wissen auch, wie uns hier die Werbung in Radio, Fernsehen, Internet mit großem Geschick bewusst oder unbewusst lockt und wie sie verspricht, uns wirklich, wirklich glücklich zu machen. Und wie das gehen soll? Dazu müssen wir doch nur eine Kleinigkeit tun, nämlich z.B. das richtige Auto, die richtige Zahnpasta, die richtige Pizza oder das richtige Urlaubsticket kaufen, ja dann, dann haben wir das wahre Glück gefunden, einfach das Paradies! So oder so ähnlich wird es uns tagtäglich in buntesten Farben und einschmeichelnden Tönen nahe gebracht.
Nun bestimmt nichts gegen Autos, Zahnpasta Pizza und Urlaub, das kann alles sehr schön sein, aber kann das das wahre Glück sein, aber kann das das wahre Paradies sein?
Trotz raffiniertester Werbung ist uns allen bewusst oder unbewusst klar, dass das nicht stimmt. Trotz raffiniertester Werbung ist uns allen klar, dass unser „wahres Leben“ anders ist. Viel zu groß sind unsere eigenen Dauerprobleme und das Elend der Welt!
Allerdings haben uns die Sätze der Werbung unbeabsichtigt auf eine Spur gebracht. Denn es sind wirklich gute Gründe, weshalb die Werbung die gerade benutzten Ausdrücke verwendet, um etwas am höchsten zu preisen. Sie benutzt ganz bewusst solche Ausdrücke, dass es etwa ein (Betten-, Back- oder Spielzeug-) „Paradies“ sei, oder dass etwas „himmlisch“ schmecke, oder etwas einfach „göttlich“ sei. Offensichtlich benutzt die Werbung hier ganz geschickt etwas, was im Gedächtnis der Menschheit schon immer so verstanden wurde, nämlich, dass das Beste und Schönste etwas ist, was letztlich - von Gott her kommt. Dass eben alles Glück im Himmel und auf Erden letztlich von Gott her kommt! Dass eben das, was unaussprechlich schön und unvorstellbar herrlich ist, letztlich von Gott her kommt!
Genau darum muss ich mir, wenn ich mir das Beste und Schönste wünschen will, oder wenn ich meinen Lieben das Beste und Schönste wünschen will mit allem Glück im Himmel und auf Erden, eben das wünschen, was von Gott her kommt! Und darum muss sie auch einfach richtig sein, diese Jahreslosung 2014 „Gott nahe zu sein ist mein Glück!“. Denn das wusste die Menschheit schon immer: Es gibt eben nichts Besseres nichts Schöneres und nichts Erfüllenderes als in der Nähe Gottes zu sein, von seiner Gegenwart umschlossen zu sein und in ihr zu versinken.
Aber wenn die Menschheit das schon immer wusste, wie kann ich das nun heutzutage erreichen? Was müsste ich denn konkret tun, damit ich so das Beste und Schönste und alles Glück im Himmel und auf Erden erreiche?
Ja, so fragen wir Menschen heutzutage. Denn jedermann ist es völlig selbstverständlich, dass man für dieses großartige Glück etwas tun muss, und das nicht zu wenig, oder zumindest muss man sehr sehr viel dafür bezahlen. So denken wir uns das eben.
Aber genau das ist viel zu kleinkariert gedacht. Denn Gott, von dem das Glück kommt und in dessen Nähe das Glück erfahren wird, der hat da ganz anderes für uns vorgesehen. Und vielleicht hat der eine oder andere davon schon etwas in den letzten Tagen spüren dürfen – nämlich zur Weihnachtszeit! Und genau die ist nämlich ein Zeichen dafür! Denn dafür, dass Gott uns als Kind in der Krippe nahe sein will, was hätten wir denn dafür tun können? Doch wirklich gar nichts! Wie hätten wir das kaufen können? Niemals! Nein, so ist alles ganz anders! Denn Gott will sich uns mit allen unseren verdrehten Erwartungen, trotz aller üblen Erfahrungen, trotz Leid, Schuld und Unvollkommenheit einfach zur Hl. Nacht schenken! Er will uns, so wie wir sind, als Menschen nahe sein und uns Heil und Lebenserfüllung schenken! Und das ist wirklich unglaublich!!
Denn was würde das nicht alles für uns bedeuten können, wenn wir auch im Neuen Jahr genau das von ihm erwarten dürften, nämlich dass der Gott, von dem das Glück kommt und in dessen Nähe das Glück erfahren wird, dieses Glück uns einfach nur schenken wollte, ja, dass er sogar Größeres, Schöneres, einfach Glücklicheres für uns vorgesehen hat, als wir uns mit unserem begrenzten menschlichen Verstand vorstellen können?
Auf jeden Fall wäre das eine unglaubliche Aussicht für das Neue Jahr! Auf jeden Fall wäre das eine Aussicht, die Mut machen, die einen anspornen und mitreißen könnte – und einen gleichzeitig dazu bringen könnte, auch anderen Mut zu machen, andere anzuspornen, zu trösten und anderen beizustehen!
Ja, was wäre das für eine Perspektive für das Neue Jahr: Eben nicht nur sich und anderen Glück wünschen, sondern aus dem Glück leben, das unser Gott uns um Christi willen schenken will, ob wir es nun verstehen oder nicht, ob wir noch eine gewisse Zeit Leiden und Fragen haben oder auch nicht! Aus dieser Perspektive eben nicht sorgenvoll verkrampft dem Glück nachjagen, und andere dabei zurückstoßen und benachteiligen, sondern tief dankbar darin leben, bei Gott das eigentliche Glück gefunden haben und deshalb das Glück anderen weitergeben und mit ihnen teilen! So soll es doch sein im Reich Gottes!
Ja, was wäre das für ein Neues Jahr, wenn davon auch nur ein Abglanz für uns erkennbar, fühlbar, schmeckbar wäre! Aber genau so steht es eben über dem Neuen Jahr als Verheißung für einen jeden von uns! „Gott nahe zu sein ist mein Glück!“ Und wer’s glaubt wird selig! Gott sei Dank! Amen.