Predigt zur Konfirmation über Sprüche 3,1-8 von Angelika Überrück
3,1-8

Predigt zur Konfirmation über Sprüche 3,1-8 von Angelika Überrück

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde,

so viele gute Tipps und Regeln. Das erschlägt einen ja fast. Tu dies, tu das. Das klingt wie die Regeln und Tipps, die Ihr zu hören bekommen habt, als Ihr noch klein ward: „Benimm Dich. Zieh nicht die Nase hoch. Mach Dich nicht dreckig.“ Und auch jetzt bekommt Ihr vermutlich von Euren Eltern solche Benimmregeln immer mal wieder gesagt: „Komm nicht so spät nach Hause. Sitz nicht so lange am Computer. Tu mal was für die Schule. Räum Dein Zimmer auf, dann findest Du auch was.“

Die vielen Tipps des Predigttextes wirken so ähnlich. Dabei hatten wir Euch doch gesagt, dass Ihr mit dem heutigen Tag erwachsene und mündige Christen seid, die selbst entscheiden können. Und wenn man Euch heute so ansieht, dann seht Ihr ja auch sehr erwachsen aus. Ihr habt Euch so richtig in Schale geworfen, Euch so angezogen, dass ganz deutlich wird: Wir sind keine Kleinkinder mehr. Und nicht nur die Kleidung für den heutigen Tag habt Ihr selbst ausgesucht, sondern Euch auch gestylt, so dass man bei dem einen oder der anderen von Euch schon ein zweites Mal hinsehen muss, so erwachsen wirkt Ihr plötzlich. Und zum ersten Mal in Eurem Leben ist die Gemeinde für Euch aufgestanden, als wir in die Kirche eingezogen sind.

Viele der Eltern werden sich dabei gefragt haben: Wo sind die letzten vierzehn Jahre hin? Es ist doch noch gar nicht so lange her, dass mein Kind getauft wurde, in den Kindergarten ging, eingeschult wurde.

Natürlich bleiben die Konfirmandinnen und Konfirmanden noch eine Weile bei Ihnen und natürlich sind sie noch nicht völlig erwachsen und werden auch weiterhin hoffentlich Ihren Rat und Ihre Unterstützung in Anspruch nehmen. Aber aus den Kinderschuhen sind sie entwachsen. Sie werden nun mehr und mehr eigene Entscheidungen treffen.

Und trotzdem diese vielen Tipps und Regeln im Predigttext. Es könnten fast die Abschiedsworte eines Pastors oder einer Pastorin sein. Ich weiß natürlich auch, dass Ihr spätestens nach drei guten Tipps aufgebt mit dem Zuhören. Und deshalb habt Ihr vermutlich auch beim Hören des Predigttextes zwischendrin abgeschaltet.

Deshalb will ich jetzt mal nur drei Tipps aus dem Predigttext herausnehmen und versuchen sie Euch näher zu bringen. „Vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe.“ ist der erste Tipp und daraus folgt als zweiter Tipp: „Dadurch sicherst Du Dir ein langes, erfülltes Leben.“ Und der dritte Tipp: „Setze dein Vertrauen auf Gott.“ Diese drei Tipps sollen jetzt so etwas wie ein letzter Proviant von mir für Euren Lebensweg als erwachsene Christen sein.

1. „Vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe.“ Ein Jahr Konfirmandenunterricht liegt hinter Euch. Ein Jahr, in dem wir, also die Teamer, und ich, Euch vieles versucht haben beizubringen. Viele verschiedene Themen sind dabei angesprochen worden: Gemeinschaft, zehn Gebote, Bibel, Schöpfung, Jesus Christus, Gott, Gesangbuch, Taufe, Schuld und Vergebung, Abendmahl, Tod und Auferstehung. Bei manchen Themen hatte ich das Gefühl: ja, das fasziniert Euch. Da habt Ihr dann manchmal sogar Euren Eltern etwas erzählt. Andere Themen habt Ihr abgehakt. Die fandet Ihr öde und langweilig. Das haben wir sehr wohl gemerkt, aber zum christlichen Glauben, zum Erwachsen-Werden im christlichen Glauben gehört eben auch einiges an Wissen. Und wir haben längst nicht alles ansprechen können, was uns wichtig gewesen wäre. Dazu fehlt dann einfach die Zeit. Die Prüfung habt Ihr auch alle geschafft und kennt nun das Vater unser, das Glaubensbekenntnis und den Psalm 23 auswendig. Ihr wisst hoffentlich auch immer noch, wie die Bibel aufgebaut ist, der Gottesdienst abläuft und was die zehn Gebote sind. Das alles, so empfiehlt es unser Predigttext, sollt Ihr im Gedächtnis behalten, damit ihr gut durchs Leben kommt.

Aber zum christlichen Glauben gehört nicht nur das Wissen, das habt Ihr hoffentlich auch gemerkt. Auch das wollten wir Euch nämlich beibringen. Wir haben viel gemeinsam erlebt, wir haben gemeinsam gesungen und gebetet. Wir haben gemeinsam gespielt und Ihr habt Euch in einer Gruppe mal ausprobiert, auch bei unseren vielen Rollenspielen. Das war sicherlich für manchen von Euch eine ganz neue Erfahrung. Da waren die Besuche in Gruppen und Kreisen unserer Kirchengemeinde, bei denen Ihr gespürt habt, dass alle Altersgruppen Freude daran haben, sich zu treffen, dass es Ihnen gut tut, mit anderen zusammen ihr Leben zu gestalten. Und die Besuche von manchen in „Himmelsthür“ und in den Altenheimen haben Euch vielleicht auch deutlich gemacht, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund und jung zu sein.

Bei einigen habe ich gemerkt, dass Euch diese Besuche und Begegnungen viel Freude gemacht haben. Und Ihr habt gemerkt, dass man viel Spaß miteinander haben kann, auch mit sehr unterschiedlichen Menschen. Dass jede und jeder seine Stärken hat und so o.k. ist, wie er oder sie ist. Vielleicht denkt Ihr daran, wenn jemand als zu alt, zu jung, zu dick, zu dünn betitelt wird. Bei Gott sind alle o.k., so wie sie sind, und das zeigt sich u.a. auch in den verschiedenen Gruppen einer Kirchengemeinde.

Noch ein wichtiges Erlebnis mit Euch möchte ich nennen, das Ihr hoffentlich in Erinnerung behaltet. Das gemeinsame Essen auf Eurer Konfirmandenfreizeit. Am ersten Abend unserer Konfirmandenfreizeit abends beim Abendessen hattet Ihr große Schwierigkeiten, Euch auf einen gemeinsamen Beginn und ein gemeinsames Ende des Essens einzulassen. Immer wieder sprang jemand auf, wollte schon abräumen. Die Lautstärke, die bei über 60 Personen in einem Raum sowieso schon groß ist, war unerträglich. Und dann zum Ende der Woche dauerten die Mahlzeiten immer länger, weil Ihr es so toll fandet, mit anderen zusammen am Tisch zu sitzen, gemeinsam zu essen, zu klönen, spontane kleine Spielchen zu spielen und das Miteinander zu genießen. Viele von Euch haben solche gemeinsamen Mahlzeiten sonst nie, so habt Ihr gesagt. Und einige sagten nach der Freizeit auch: es war wie ein Loch, in das wir hinterher gefallen sind.

Das ist z.B. etwas, was Ihr anders machen könnt. Ihr könnt Eure Familien bitten, ab und an mal zusammen zu essen, oder wenn Ihr später mal eine eigene Familie habt, gemeinsame Mahlzeiten pflegen.

2. Aus diesem Tipp - nicht zu vergessen, was wir Euch beigebracht haben - folgt nun als zweiter Tipp unseres Predigttextes: „Dadurch sicherst Du Dir ein langes, erfülltes Leben.“ Mit dem heutigen Tag seid Ihr erwachsene Christen. Da könnt Ihr entscheiden, wie ein erfülltes Leben für Euch aussehen soll und mit welchen Werten und Maßstäben Ihr Euer Leben gestalten wollt.

Ihr könnt z.B. Teamer werden und Euch weiterhin in der evangelischen Jugend engagieren. Oder in der Band mitmachen, im Kindergottesdienst oder später mal Kirchenvorsteher werden. Ihr könnt aber auch sagen, ich bleibe erst mal eine Weile weg von dem, was Kirche ist. Andere, ich hoffe, es sind sehr wenige, werden vielleicht auch irgendwann ganz der Kirche den Rücken kehren.

Manch einer wird ein erfülltes Leben darin sehen, einen tollen Beruf zu ergreifen und reich zu werden. Oder ein schnelles Auto zu kaufen und damit durch die Lande zu fahren. Vielleicht mal irgendwann eine Familie zu gründen. Urlaub zu machen überall in der Welt. Es gibt sicherlich bei jeder und jedem von Euch ganz viele Wünsche für Euer Leben.

All das kann man machen, all das könnt Ihr jetzt theoretisch auch machen. Erinnert Ihr Euch noch an das Konfirmandenwochenende mit den zehn Geboten? Da haben wir Euch gefragt, welchen Lebensweisheiten Ihr zustimmt oder welche Lebensweisheiten Ihr ablehnt. Eure Antworten sind mir beim Lesen unseres Predigttextes wieder eingefallen, denn sie sagen etwas darüber, mit welchen Einstellungen Euch ein erfülltes Leben gelingen kann.

Abgelehnt habt Ihr größtenteils Lebensweisheiten wie: „Zuneigung kann man kaufen. Das Wichtigste im Leben ist das Geld. Geld und Besitz sichern gegen Unglück. Froh wird, wer alles nur für sich selbst behält.“ Also: Auch wenn man zum Leben Geld braucht, habt Ihr gemerkt, dass Geld und Besitz allein nicht glücklich machen. Das ist schon eine ganze Menge, wenn Ihr das in Eurem Leben verwirklicht.

Zugestimmt habt Ihr dann fast alle folgenden Ansichten: „Glück kann man verdoppeln, indem man es teilt. Wer freudig schenkt gibt nicht nur, sondern wird auch selbst beschenkt. Wer ständig neidisch ist, ist niemals zufrieden.“

Wenn Ihr das auch bei allen Euren Lebensplanungen im Herzen behaltet, dann kann Euer Leben erfüllt werden. Denn dann werdet Ihr auch in Situationen, in denen es Euch schlecht geht, jemanden an Eurer Seite haben. Dann habt Ihr etwas begriffen vom christlichen Glauben.

3. Der dritte Tipp befasst sich mit dem, worauf alle Eure Entscheidungen bauen können und weshalb Ihr heute hier im Gottesdienst seid. „Setze dein Vertrauen auf Gott.“ Das ist sicher, auch wenn Ihr heute „ja“ zu Gott sagt, der schwierigste Tipp. Ich nehme noch mal Eure Antworten zu den Lebensweisheiten. Da waren auch zwei, die sich direkt mit dem Glauben an Gott befassten: An Gott zu glauben, gibt dem Leben einen festen Halt.“ war der eine Satz und der andere: „Wer Jesus vertraut, merkt, dass ihm die Menschen wichtiger sind als Besitz und Geld.“ Bei beiden Sätzen gab es zwar mehr Zustimmung als Ablehnung, aber nicht so eindeutig, wie bei den anderen Antworten. Denn, auch wenn Ihr heute „ja“ sagt zum christlichen Glauben, sind bei vielen von Euch auch Fragen und Zweifel. Das gehört aber zum Glauben dazu. Wer sich intensiv mit dem Glauben auseinander setzt, der wird auch immer wieder seine Zweifel haben. Sich mit dem Glauben zu beschäftigen, immer wieder neu zu fragen und Antworten zu suchen auf die Fragen des Lebens, das ist eine Lebensaufgabe. Die unterscheidet Euch nicht von allen Erwachsenen hier in der Kirche.

Aber es lohnt sich, sein Leben lang weiter zu fragen, denn Gott bleibt bei Euch. Egal, was Ihr tut, seine Zusage, dass er da ist, wo auch immer Ihr seid, die bleibt bestehen. Er hat Euch im Blick, er kennt jede und jeden von Euch und ist für Euch da, wenn Ihr ihn um seine Hilfe bittet. Auch dann, wenn Ihr vielleicht zwischendrin mal eine Pause einlegt und Euren Glauben vergesst. Gott vergisst Euch nicht.

Ja, das waren nun die letzten drei Tipps, die ich Euch, den noch Konfirmandinnen und Konfirmanden, sozusagen als Proviant mit auf Euren Lebensweg geben möchte. Nun seid Ihr selbst dran, es zu wagen, Euer Leben mit Eurem Glauben zu gestalten. Wir wünschen Euch, dass Ihr ein langes und erfülltes Leben führen könnt und weiterhin probiert Euer Vertrauen auf Gott zu setzen. Amen