Lust aufzubrechen, liebe Gemeinde, die kommt auf, wenn wir - Eure frischen Erfahrungen – mit Euch teilen. Wenn wir unter diesem offenen Himmel mit Euch ins Weite - ziehen.
Raus aus der „Comfortzone“ – wie unsere Band vorhin gesungen hat. Weg vom Trott.
Die Bibel scheint ja beim ersten Blick Anderes zu berichten: Abraham und Sarah müssen aufbrechen, in schwerer Zeit, in hohem Alter. Sie müssen loslassen und zurücklassen, was war. Da kann man schon ins Überlegen kommen, was mit muss.
Geht! Sagt Gott. (1. Mose 12,1) Seht zu, dass ihr Land gewinnt. Ihr müsst weiterziehen. Und ich gehe mit. Ich zeige Euch, wo es lang geht in ein offenes Land.
Weg aus deinem Vaterland! Sagt Gott. (1. Mose 12,1). Jung, mit offenem Blick nach vorn, denke ich: Kein Problem, andere Länder lern´ ich gerne kennen. Nur mit der Sprache wird es wohl nicht so einfach …
Weg aus deiner Verwandtschaft! Sagt Gott. (1. Mose 12,1). Na gut, ehrlich gesagt, die sind eh schon ziemlich weit weg. Und Streit gibt’s auch gerade in der Familie...
Weg aus deinem Elternhaus! Sagt Gott. (1. Mose 12,1). Also, eigentlich wollte ich sowieso endlich zuhause raus. Aber schwer fallen wird es mir schon ...
All das sind vertraute Gedanken beim Aufbruch. Nach der Schule war für mich der Zivildienst damals genau das Richtige. Beruflich wusste ich noch nicht so recht wohin.
Zeit gewinnen wollte ich und was Soziales austesten. Erstmal sehen, was Arbeitstag und Feierabend so bedeuten.
Da kam mir die Zeit im Pflegeheim gerade recht. Ja, ich hab manchmal geschimpft über die Mühe und die Zustände. Aber ich hab da wahrlich was fürs Leben gelernt. Und einige der Alten sind mir heute noch lieb und vor Augen.
Von der Lust aufzubrechen hat Hannes Wader ein Lied gesungen, das mir von damals noch im Ohr ist – und an das sich gewiss Manche erinnern:
Heute hier, morgen dort
Heute hier, morgen dort
Heute hier, morgen dort
Bin kaum da, muss ich fort
Hab' mich niemals deswegen beklagt
Hab' es selbst so gewählt
Nie die Jahre gezählt
Nie nach Gestern und Morgen gefragt
Manchmal träume ich schwer
Und dann denk' ich es wär'
Zeit zu bleiben und nun
Was ganz And'res zu tun
So vergeht Jahr um Jahr
Und es ist mir längst klar
Dass nichts bleibt,
Dass nichts bleibt, wie es war
(Bischof Jan Janssen, Fortsetzung Predigt)
Unterwegssein! Veränderungsideen! Ausprobieren, was geht. Selbst wenn vieles noch unklar ist – was für eine Chance!
Wir bereiten uns dafür gerne vor. Auch Ihr habt gut gepackt. Schuhwerk, Spielzeug, Erinnerungen. Das hilft auf dem Weg.
Aber oft sichern wir uns auch allzu sehr ab.
Im Rucksack sind Hab und Gut, Proviant und Reserve. Doch was wir uns aufladen, kann auch zur Last auf den Schultern werden.
Dazu berichtet die Bibel etwas Bewegendes:
Abraham und Sarah müssen aufbrechen
und bekommen von Gott etwas mit auf den Weg. Ein Zeichen der Zuversicht. Keine Sicherheitsgarantie, aber ein kraftvolles Signal. Gott sagt zu Abraham: Ich segne dich! (1. Mose 12,2). Das macht nicht die Last größer. Da macht sich Erleichterung breit. Diese Zusage gibt Gelassenheit – und macht Mut!
Dieser Zuspruch ist jedoch zugleich ein Anspruch: Und du sollst ein Segen sein! (1. Mose 12,2). Das sei dir mit auf den Weg gegeben, wenn du aufbrichst!
Du darfst – du sollst – du wirst segensreich wirken! Denn du hast Begabungen und besondere Talente. Und du bist nicht allein.
Setze deine Gaben ein für die Aufgaben, die kommen. Gib hinein, was deine Begabungen sind. Dann wird der Weg, dann wird das Miteinander gelingen. Das macht Lust, gemeinsam zu gehen. Menschen bringen sich und ihre Gaben aus freien Stücken ein.
Ihr seid hier, weil Ihr Euch für ein freiwilliges Jahr verabredet habt. Ihr macht euch nützlich, Ihr macht Euch dienstbar. Danke dafür, allen die je solch ein Jahr hergegeben haben.
In 60 Jahren sind es nun über eine halbe Million Menschen, die freiwillig Dienst taten für Andere, für ihre Mitgeschöpfe. In sozialen und kulturellen, in ökologischen Arbeitsfeldern, in Jugendarbeit und Diakonie, in Friedensdiensten, im Ausland.
Sie halfen und lernten, sie hörten zu und packten mit an. Viele wurden mit einem ganzen Rucksack voller Erfahrungen gesegnet. Kostbares Gut im Gepäck für den Lebensweg. Augenblicke einer Biographie, die im Gedächtnis bleiben, selbst wenn die Gesichter verschwimmen.
Fortsetzung „Heute hier, morgen dort“
Dass man mich kaum vermisst
Schon nach Tagen vergisst
Wenn ich längst wieder anderswo bin
Stört und kümmert mich nicht
Vielleicht bleibt mein Gesicht
Doch dem Ein' oder Ander'n im Sinn
Manchmal träume ich schwer
Und dann denk' ich es wär'
Zeit zu bleiben und nun
Was ganz And'res zu tun
So vergeht Jahr um Jahr
Und es ist mir längst klar
Dass nichts bleibt,
Dass nichts bleibt, wie es war