Predigt zur Konfirmation über Sprüche 3,1-8 von Angelika Überrück

Predigt zur Konfirmation über Sprüche 3,1-8 von Angelika Überrück
3,1-8

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde,

so viele gute Tipps und Regeln. Das erschlägt einen ja fast. Tu dies, tu das. Das klingt wie die Regeln und Tipps, die Ihr zu hören bekommen habt, als Ihr noch klein ward: „Benimm Dich. Zieh nicht die Nase hoch. Mach Dich nicht dreckig.“ Und auch jetzt bekommt Ihr vermutlich von Euren Eltern solche Benimmregeln immer mal wieder gesagt: „Komm nicht so spät nach Hause. Sitz nicht so lange am Computer. Tu mal was für die Schule. Räum Dein Zimmer auf, dann findest Du auch was.“

Die vielen Tipps des Predigttextes wirken so ähnlich. Dabei hatten wir Euch doch gesagt, dass Ihr mit dem heutigen Tag erwachsene und mündige Christen seid, die selbst entscheiden können. Und wenn man Euch heute so ansieht, dann seht Ihr ja auch sehr erwachsen aus. Ihr habt Euch so richtig in Schale geworfen, Euch so angezogen, dass ganz deutlich wird: Wir sind keine Kleinkinder mehr. Und nicht nur die Kleidung für den heutigen Tag habt Ihr selbst ausgesucht, sondern Euch auch gestylt, so dass man bei dem einen oder der anderen von Euch schon ein zweites Mal hinsehen muss, so erwachsen wirkt Ihr plötzlich. Und zum ersten Mal in Eurem Leben ist die Gemeinde für Euch aufgestanden, als wir in die Kirche eingezogen sind.

Viele der Eltern werden sich dabei gefragt haben: Wo sind die letzten vierzehn Jahre hin? Es ist doch noch gar nicht so lange her, dass mein Kind getauft wurde, in den Kindergarten ging, eingeschult wurde.

Natürlich bleiben die Konfirmandinnen und Konfirmanden noch eine Weile bei Ihnen und natürlich sind sie noch nicht völlig erwachsen und werden auch weiterhin hoffentlich Ihren Rat und Ihre Unterstützung in Anspruch nehmen. Aber aus den Kinderschuhen sind sie entwachsen. Sie werden nun mehr und mehr eigene Entscheidungen treffen.

Und trotzdem diese vielen Tipps und Regeln im Predigttext. Es könnten fast die Abschiedsworte eines Pastors oder einer Pastorin sein. Ich weiß natürlich auch, dass Ihr spätestens nach drei guten Tipps aufgebt mit dem Zuhören. Und deshalb habt Ihr vermutlich auch beim Hören des Predigttextes zwischendrin abgeschaltet.

Deshalb will ich jetzt mal nur drei Tipps aus dem Predigttext herausnehmen und versuchen sie Euch näher zu bringen. „Vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe.“ ist der erste Tipp und daraus folgt als zweiter Tipp: „Dadurch sicherst Du Dir ein langes, erfülltes Leben.“ Und der dritte Tipp: „Setze dein Vertrauen auf Gott.“ Diese drei Tipps sollen jetzt so etwas wie ein letzter Proviant von mir für Euren Lebensweg als erwachsene Christen sein.

1. „Vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe.“ Ein Jahr Konfirmandenunterricht liegt hinter Euch. Ein Jahr, in dem wir, also die Teamer, und ich, Euch vieles versucht haben beizubringen. Viele verschiedene Themen sind dabei angesprochen worden: Gemeinschaft, zehn Gebote, Bibel, Schöpfung, Jesus Christus, Gott, Gesangbuch, Taufe, Schuld und Vergebung, Abendmahl, Tod und Auferstehung. Bei manchen Themen hatte ich das Gefühl: ja, das fasziniert Euch. Da habt Ihr dann manchmal sogar Euren Eltern etwas erzählt. Andere Themen habt Ihr abgehakt. Die fandet Ihr öde und langweilig. Das haben wir sehr wohl gemerkt, aber zum christlichen Glauben, zum Erwachsen-Werden im christlichen Glauben gehört eben auch einiges an Wissen. Und wir haben längst nicht alles ansprechen können, was uns wichtig gewesen wäre. Dazu fehlt dann einfach die Zeit. Die Prüfung habt Ihr auch alle geschafft und kennt nun das Vater unser, das Glaubensbekenntnis und den Psalm 23 auswendig. Ihr wisst hoffentlich auch immer noch, wie die Bibel aufgebaut ist, der Gottesdienst abläuft und was die zehn Gebote sind. Das alles, so empfiehlt es unser Predigttext, sollt Ihr im Gedächtnis behalten, damit ihr gut durchs Leben kommt.

Aber zum christlichen Glauben gehört nicht nur das Wissen, das habt Ihr hoffentlich auch gemerkt. Auch das wollten wir Euch nämlich beibringen. Wir haben viel gemeinsam erlebt, wir haben gemeinsam gesungen und gebetet. Wir haben gemeinsam gespielt und Ihr habt Euch in einer Gruppe mal ausprobiert, auch bei unseren vielen Rollenspielen. Das war sicherlich für manchen von Euch eine ganz neue Erfahrung. Da waren die Besuche in Gruppen und Kreisen unserer Kirchengemeinde, bei denen Ihr gespürt habt, dass alle Altersgruppen Freude daran haben, sich zu treffen, dass es Ihnen gut tut, mit anderen zusammen ihr Leben zu gestalten. Und die Besuche von manchen in „Himmelsthür“ und in den Altenheimen haben Euch vielleicht auch deutlich gemacht, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund und jung zu sein.

Bei einigen habe ich gemerkt, dass Euch diese Besuche und Begegnungen viel Freude gemacht haben. Und Ihr habt gemerkt, dass man viel Spaß miteinander haben kann, auch mit sehr unterschiedlichen Menschen. Dass jede und jeder seine Stärken hat und so o.k. ist, wie er oder sie ist. Vielleicht denkt Ihr daran, wenn jemand als zu alt, zu jung, zu dick, zu dünn betitelt wird. Bei Gott sind alle o.k., so wie sie sind, und das zeigt sich u.a. auch in den verschiedenen Gruppen einer Kirchengemeinde.

Noch ein wichtiges Erlebnis mit Euch möchte ich nennen, das Ihr hoffentlich in Erinnerung behaltet. Das gemeinsame Essen auf Eurer Konfirmandenfreizeit. Am ersten Abend unserer Konfirmandenfreizeit abends beim Abendessen hattet Ihr große Schwierigkeiten, Euch auf einen gemeinsamen Beginn und ein gemeinsames Ende des Essens einzulassen. Immer wieder sprang jemand auf, wollte schon abräumen. Die Lautstärke, die bei über 60 Personen in einem Raum sowieso schon groß ist, war unerträglich. Und dann zum Ende der Woche dauerten die Mahlzeiten immer länger, weil Ihr es so toll fandet, mit anderen zusammen am Tisch zu sitzen, gemeinsam zu essen, zu klönen, spontane kleine Spielchen zu spielen und das Miteinander zu genießen. Viele von Euch haben solche gemeinsamen Mahlzeiten sonst nie, so habt Ihr gesagt. Und einige sagten nach der Freizeit auch: es war wie ein Loch, in das wir hinterher gefallen sind.

Das ist z.B. etwas, was Ihr anders machen könnt. Ihr könnt Eure Familien bitten, ab und an mal zusammen zu essen, oder wenn Ihr später mal eine eigene Familie habt, gemeinsame Mahlzeiten pflegen.

2. Aus diesem Tipp - nicht zu vergessen, was wir Euch beigebracht haben - folgt nun als zweiter Tipp unseres Predigttextes: „Dadurch sicherst Du Dir ein langes, erfülltes Leben.“ Mit dem heutigen Tag seid Ihr erwachsene Christen. Da könnt Ihr entscheiden, wie ein erfülltes Leben für Euch aussehen soll und mit welchen Werten und Maßstäben Ihr Euer Leben gestalten wollt.

Ihr könnt z.B. Teamer werden und Euch weiterhin in der evangelischen Jugend engagieren. Oder in der Band mitmachen, im Kindergottesdienst oder später mal Kirchenvorsteher werden. Ihr könnt aber auch sagen, ich bleibe erst mal eine Weile weg von dem, was Kirche ist. Andere, ich hoffe, es sind sehr wenige, werden vielleicht auch irgendwann ganz der Kirche den Rücken kehren.

Manch einer wird ein erfülltes Leben darin sehen, einen tollen Beruf zu ergreifen und reich zu werden. Oder ein schnelles Auto zu kaufen und damit durch die Lande zu fahren. Vielleicht mal irgendwann eine Familie zu gründen. Urlaub zu machen überall in der Welt. Es gibt sicherlich bei jeder und jedem von Euch ganz viele Wünsche für Euer Leben.

All das kann man machen, all das könnt Ihr jetzt theoretisch auch machen. Erinnert Ihr Euch noch an das Konfirmandenwochenende mit den zehn Geboten? Da haben wir Euch gefragt, welchen Lebensweisheiten Ihr zustimmt oder welche Lebensweisheiten Ihr ablehnt. Eure Antworten sind mir beim Lesen unseres Predigttextes wieder eingefallen, denn sie sagen etwas darüber, mit welchen Einstellungen Euch ein erfülltes Leben gelingen kann.

Abgelehnt habt Ihr größtenteils Lebensweisheiten wie: „Zuneigung kann man kaufen. Das Wichtigste im Leben ist das Geld. Geld und Besitz sichern gegen Unglück. Froh wird, wer alles nur für sich selbst behält.“ Also: Auch wenn man zum Leben Geld braucht, habt Ihr gemerkt, dass Geld und Besitz allein nicht glücklich machen. Das ist schon eine ganze Menge, wenn Ihr das in Eurem Leben verwirklicht.

Zugestimmt habt Ihr dann fast alle folgenden Ansichten: „Glück kann man verdoppeln, indem man es teilt. Wer freudig schenkt gibt nicht nur, sondern wird auch selbst beschenkt. Wer ständig neidisch ist, ist niemals zufrieden.“

Wenn Ihr das auch bei allen Euren Lebensplanungen im Herzen behaltet, dann kann Euer Leben erfüllt werden. Denn dann werdet Ihr auch in Situationen, in denen es Euch schlecht geht, jemanden an Eurer Seite haben. Dann habt Ihr etwas begriffen vom christlichen Glauben.

3. Der dritte Tipp befasst sich mit dem, worauf alle Eure Entscheidungen bauen können und weshalb Ihr heute hier im Gottesdienst seid. „Setze dein Vertrauen auf Gott.“ Das ist sicher, auch wenn Ihr heute „ja“ zu Gott sagt, der schwierigste Tipp. Ich nehme noch mal Eure Antworten zu den Lebensweisheiten. Da waren auch zwei, die sich direkt mit dem Glauben an Gott befassten: An Gott zu glauben, gibt dem Leben einen festen Halt.“ war der eine Satz und der andere: „Wer Jesus vertraut, merkt, dass ihm die Menschen wichtiger sind als Besitz und Geld.“ Bei beiden Sätzen gab es zwar mehr Zustimmung als Ablehnung, aber nicht so eindeutig, wie bei den anderen Antworten. Denn, auch wenn Ihr heute „ja“ sagt zum christlichen Glauben, sind bei vielen von Euch auch Fragen und Zweifel. Das gehört aber zum Glauben dazu. Wer sich intensiv mit dem Glauben auseinander setzt, der wird auch immer wieder seine Zweifel haben. Sich mit dem Glauben zu beschäftigen, immer wieder neu zu fragen und Antworten zu suchen auf die Fragen des Lebens, das ist eine Lebensaufgabe. Die unterscheidet Euch nicht von allen Erwachsenen hier in der Kirche.

Aber es lohnt sich, sein Leben lang weiter zu fragen, denn Gott bleibt bei Euch. Egal, was Ihr tut, seine Zusage, dass er da ist, wo auch immer Ihr seid, die bleibt bestehen. Er hat Euch im Blick, er kennt jede und jeden von Euch und ist für Euch da, wenn Ihr ihn um seine Hilfe bittet. Auch dann, wenn Ihr vielleicht zwischendrin mal eine Pause einlegt und Euren Glauben vergesst. Gott vergisst Euch nicht.

Ja, das waren nun die letzten drei Tipps, die ich Euch, den noch Konfirmandinnen und Konfirmanden, sozusagen als Proviant mit auf Euren Lebensweg geben möchte. Nun seid Ihr selbst dran, es zu wagen, Euer Leben mit Eurem Glauben zu gestalten. Wir wünschen Euch, dass Ihr ein langes und erfülltes Leben führen könnt und weiterhin probiert Euer Vertrauen auf Gott zu setzen. Amen

Predigt zur Konfirmation über Sprüche 3,1-6 von Petra Savvidis

Predigt zur Konfirmation über Sprüche 3,1-6 von Petra Savvidis
3,1-6

…..schreibe meine Gebote auf die Tafel deines Herzens….. (Sprüche 3,3)
 

Sprüche 3, 1-6:
Mein Kind, vergiss meine Weisung nicht, und dein Herz behalte meine Gebote,
denn sie werden dir langes Leben bringen und gute Jahre und Frieden;
Gnade und Treue sollen dich nicht verlassen.
Hänge meine Gebote an deinen Hals und schreibe sie auf die Tafel deines Herzens,
so wirst du Freundlichkeit und Klugheit erlangen, die Gott und den Menschen gefallen.
Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand,
sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.

(Vorbemerkung: Das Leitbild der Predigt ist „die Tafel des Herzens“. Auf dem Liedblatt ist eine freihändig gezeichnete Tafel mit Schreiblinien und den handgeschriebenen Namen der  Jugendlichen abgebildet. Der Predigttext wird im Liedblatt vollständig abgedruckt. Eine Aktion ging voraus: Schiefertafeln (alte Platten vom Dach der Kirche) von ungefähr der Größe eines DinA4 Blattes wurden von den Konfirmandinnen und Konfirmanden in den Stunden vor der Konfirmation gesäubert und mit ihrem Konfirmationsspruch beschriftet. Für den Gottesdienst wurden diese Platten sichtbar für alle an der Wand angebracht. Als ein zusätzliches Mitgebsel zur Erinnerung an die Konfirmation bekamen die Jugendlichen eine kleine Schieferplatte (Deko-Handel) an einer Kordel, mit ihrem Namen und dem Thema des Gottesdienstes versehen.)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde!
Früher hatte jedes Schulkind eine kleine Schiefertafel mit Griffel und Schwämmchen. Eine Seite war mit Linien zum Schreiben versehen, die andere mit Karos zum Rechnen. Geschrieben wurde mit Kreide oder mit einem Griffel. Die Tafel ließ sich mit dem Schwämmchen immer wieder gut säubern und neu verwenden. Im Klassenzimmer hing an der Wand meist eine große Tafel, auf der festgehalten wurde, was wichtig war. Wenn gewischt wurde, staubte es kräftig.
Heute gibt es statt Wandtafeln meist Whiteboards. Und Schulkinder schreiben heute nicht mehr auf Tafeln, sondern in Hefte, später in College-Blöcke oder gleich auf Notebooks. Schiefertafeln sind  nostalgisch, erinnern an alte Zeiten. Wir kennen sie heute noch aus Restaurants z.B., wo die Speisekarte auf einer Tafel notiert wird, oder neuerdings als Dekoartikel für Haus und Garten.
Immer schon gab es Tafeln, auf denen festgehalten wurde, was wichtig war. Die zehn Gebote, so heißt es in der Bibel, wurden auf zwei Steintafeln geschrieben. Von einer besonderen Tafel ist heute die Rede. Ich lese aus dem Buch der Sprüche den Predigttext. (Verlesen des Textes)

Gottes Gebote sind gute Regeln für das Leben. Sie weisen einen guten Weg, der Zuverlässigkeit verspricht und Frieden. Sie halten fest, was wichtig ist im Zusammenleben zwischen Menschen und in der Beziehung zu Gott. Die Gebote wollen beherzigt werden und nicht nur befolgt.
Hänge sie an deinen Hals wie einen Schmuck und halte sie fest auf der Tafel deines Herzens. Dann bist du ein Mensch, dem vieles gelingt - mit Freundlichkeit und Klugheit und Gottvertrauen.
Die Gebote sind mehr als die Zehn Gebote, die ihr, liebe Konfirmanden, auswendig gelernt habt. Die Gebote, das sind Gottes gute Worte für unser Leben, Worte, die voranbringen, bei Entscheidungen helfen, aber auch Worte, die Grenzen setzen und Klarheit verschaffen.
Gebote sind immer Beziehungssache. Ohne Beziehung sind Gebote tot.

Die zwei steinernen Tafeln mit den zehn Geboten, die Mose vom Gottesberg mit brachte, verhalfen dem Volk Israel zu der Einsicht, dass Gott mit geht und etwas zu sagen hat. Er schließt einen Bund mit seinem Volk. Ich bin der Herr, euer Gott. Ich gehe mit euch aus der Knechtschaft in Ägypten in die Freiheit und eine neue Zukunft. Damit das gelingt und wir gut miteinander auskommen, lasse ich euch wissen, was ich von euch will. Ich gebe euch meine Gebote als gute Worte für den Weg, als Leitplanke, als Wegweiser, als Licht und Leuchte für jeden Schritt, den ihr tut.
Wie denn Gottes Gebote zusammenzufassen seien, wurde Jesus einmal gefragt. Er antwortete mit dem Gebot der Nächstenliebe. Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. Darin sind alle Gebote enthalten. Jesus sagte das aber nicht nur, sondern er lebte so. Er war Gott genauso herzlich verbunden wie er den Menschen zugewandt war. Er lebte es vor, dass die Liebe zu Gott Konsequenzen hat und sich in der Liebe zum Nächsten zeigt. In seinem Leben, Sterben und Auferstehen erneuerte Gott seinen Bund mit den Menschen.
Gebote sind immer Beziehungssache, eingebettet in eine lebendige Beziehung. Sie helfen dazu, in Verbindung zu bleiben. Und sie helfen dazu, verbindlich zu leben, verlässlich und treu.

Gebote sind eher Herzenssache als Kopfsache.
Verlass dich nicht auf deinen Verstand. Heißt es.
Das stimmt natürlich nur begrenzt. Unseren Kopf müssen wir benutzen, wenn wir lernen wollen, wenn wir etwas begreifen und erforschen wollen. Aber auch, um etwas selbst entscheiden zu können, um das Für und Wider gut abzuwägen - dazu ist der Verstand schon wichtig. Kopf und Herz können keine Gegensätze sein. Auch da geht es wieder um Beziehung – Verstand und Herz müssen in Verbindung stehen. Sonst ist der Kopf zwar klug, aber auch kalt und berechnend, und so ein Mensch hat meist wenig Freunde und wenig Freude im Leben.
Wer die Gebote nur mit dem Kopf befolgt, macht vielleicht alles richtig, aber es tut es nicht von Herzen, sondern um gut da zu stehen, um Recht zu haben.
Schreibe die Gebote auf die Tafel deines Herzens. Hören wir.
Dann wirst du freundlich sein und klug. Dann wirst du den Anderen als Freund anschauen, als Mitmenschen achten, als Nächsten lieben, und nicht als Konkurrenten anfeinden oder als Gegner fürchten. Dann wirst du diese Art von Klugheit haben, die nichts mit List und Schlauheit zu tun hat, sondern mit Verständnis, mit Aufgeschlossenheit, mit Respekt und dem Wunsch, zu begreifen und verantwortliche Entscheidungen zu treffen.
Schreibe die Gebote auf die Tafel deines Herzens.
Nimm sie dir zu Herzen, präge sie dir so ein, dass sie zu dir gehören, dass du sie mit Leben erfüllst, dass sie nicht nur in Stein gemeißelt bleiben, sondern dir in Fleisch und Blut übergehen. Dass sie dir helfen, in Verbindung zu bleiben und verbindlich zu leben, als ein Mensch, auf den man sich verlassen kann.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!
Ihr habt euch selbst einen Konfirmationsspruch ausgesucht. Der soll auch so ein gutes Wort sein, das ihr beherzigt und dem ihr folgt, das euch Wege weist und weiterhilft. Euer Bibelvers wird euch gleich zugesprochen bei der Einsegnung.
Vorher aber habt ihr ihn schon geschrieben. Sichtbar für uns alle. Eure Konfirmationssprüche stehen auf den Schiefertafeln hier vorn. Und mit denen hat es eine besondere Bewandtnis.
Es sind einige der alten Dachplatten der St. Severin-Kirche. Vor ein paar Jahren musste das Dach neu gedeckt werden, da wurden sie entfernt und ausgetauscht. Sie haben das heil überstanden. Nur dreckig sind sie gewesen. Der Schmutz von rund 100 Jahren klebte darauf. Darum war die erste Aufgabe, nachdem ihr euch eure Platte ausgesucht hattet, das Saubermachen. Ihr musstet schon ordentlich schrubben, bis sie sauber waren. Jede dieser Platten ist anders, natürlich gewachsen, nicht genormt, jede hat ein eigenes Bruchmuster, eine glänzt mehr als die andere, einige sind durchbohrt, die Löcher zeigen, dass sie schon gebraucht wurden, da wurden Nägel durchgetrieben, um sie zu befestigen. „Sollen wir etwa ein Band durch das Loch machen und uns die Platte um den Hals hängen?“ Habt ihr gefragt und gelacht. Es war ein besonders munteres Arbeiten an diesem Nachmittag, als die Platten geschrubbt wurden. Und ich habe gedacht: Vielleicht sind diese Schiefertafeln ein bisschen wie die Tafel eures Herzens: sie wollen behutsam behandelt werden, denn sie sind zerbrechlich und können Schaden nehmen. Sie halten Wichtiges fest, sie bewahren Erinnerungen. Kostbare Erinnerungen finden genauso Platz im Herzen wie schmerzliche Erfahrungen. Und das können im Laufe eines Lebens so viele werden, dass das Herz ganz voll ist und drückt und schwer wird wie ein Stein in der Brust. Dann braucht es manchmal so einen Wisch mit dem Schwämmchen oder sogar eine mühsame Reinigung wie diese alten Platten. Damit das Herz wieder zum Glänzen kommt. Es kann gut tun, sein Herz zu erleichtern.

Als die Platten sauber waren, habt ihr geschrieben. In Schönschrift, sorgfältig, mit Muße. Einige haben noch etwas dazu gemalt oder besondere Worte hervorgehoben, fett oder groß geschrieben. Und so steht nun auf diesen Schieferplatten festgehalten, was euch heute wichtig ist: euer Konfirmationsspruch, der Bibelvers, von dem ihr euch begleiten lasst auf eurem Weg, in dem ihr Gottes Zusage für euch entdeckt. Eure Konfirmationssprüche reden von Schutz und Hilfe, von Frieden und Gerechtigkeit, davon, dass Gott uns liebevoll anschaut und treu behütet, davon, dass er sich finden lässt von uns, wenn wir ihn suchen.

Mit dieser Schiefertafel nehmt ihr gleich ein Stück Bibel mit, ein gutes Wort Gottes, ganz persönlich für jede und jeden von euch gesagt. Darin steckt Ermutigung für euer Leben, Klarheit für euer Tun, darin stecken Freiheit und heilsame Begrenzung zugleich drin. Denn Gott sagt euch zu, was er für euch tut, er sagt aber auch, was er von euch will. In dem, was Gott sagt und tut, geht es um Beziehung, um Verbindlichkeit und Verantwortung.
Ihr sagt gleich Ja zur Taufe und zum Leben als Christenmenschen. Ihr werdet beim Wort genommen. Verlasst euch drauf! Seid zuversichtlich unterwegs, verlasst euch auf Gott, nehmt aber auch die Herausforderung an, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein (Anm: Mt 5, 13-16 war Lesungstext).

Mit der Schiefertafel mit eurem Konfirmationsspruch nehmt ihr aber nicht nur ein Stück Bibel mit, sondern ihr nehmt zugleich ein Stück Kirche mit, ein Stück Geschichte. Unter dem Dach aus diesen Schieferplatten haben Menschen 100 Jahre lang Gottesdienste gefeiert, gesungen, gebetet. 100 Jahrgänge von Konfirmandinnen und Konfirmanden haben Gottes Segen empfangen. Die meisten von euch sind unter diesem Dach getauft worden. Lauter Menschen haben sich hier versammelt, die mit den Geboten Gottes gelebt haben, die sie sich zu Herzen genommen haben. Das alles zeigt: Ihr seid nicht allein! Wenn ihr gleich konfirmiert werdet und bekräftigt, dass ihr als Christen glauben und leben wollt, dann seid ihr nicht allein. Ihr seid Teil der großen Gemeinde Gottes, in der sich Menschen auf ihn verlassen und seinem Wort folgen. Das kann tragen und stützen. Ich wünsche euch, dass ihr die Gemeinschaft in der Kirche so erlebt: hilfreich, entlastend, bestärkend. Und ich freue mich, dass ihr dabei seid!

Was ihr auf die Schiefertafeln geschrieben habt, können wir alle sehen. Das Beste aber ist das, was wir nicht sehen können, was ihr allein für euch tut, was nur ihr seht und der, dem ihr einen Blick in euer Herz erlaubt.
Schreibe meine Gebote auf die Tafel deines Herzens.
Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen,
 gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.

Amen.

Und sein Friede ist höher als alles, was wir begreifen. Er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.