KONFI-IMPULS zu 2. Mose 34,4-10 von Ulrich Erhardt
Um einen Neuanfang in der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk geht es. Nach der Krise durch das do-it-yourself-Gottesbild des goldenen Stiers steigt Mose nochmals auf den Berg Sinai. Damit ergeben sich für mich zwei Ansatzpunkte für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden mit diesem Text:
· Begegnung mit Gott auf dem Berg
· Bund mit Gott trotz Versagen.
Begegnung mit Gott auf dem Berg
Zunächst kann im Konfirmandenunterricht im Bibeltext gelesen werden, wie die Begegnung des Mose mit Gott geschildert wird. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden werden vermutlich entdecken, dass sich alles unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollzieht. Was könnte der Berg bedeuten? Überblick, Anstrengung, Einsamkeit, Freiheit …? Die Wolke, in der Gott herabkommt, könnte Erinnerungen an die Wolkensäule beim Auszug aus Ägypten oder die Wolke, die bei der Himmelfahrt Jesus aufnimmt, wecken (falls diese Geschichten noch aus dem Grundschulunterricht oder dem Kindergottesdienst im Gedächtnis geblieben sind). Die Wolke, die wahrzunehmen, aber nicht zu fassen ist, die sichtbar ist und manches unsichtbar macht, kann als Bild für die Begegnung mit Gott dienen. Die Wolke, die sichtbar ist und manches unsichtbar macht, als Bild für die Begegnung mit Gott Schließlich geht Gott vorüber. Was nehme ich wahr von jemand, der vorübergeht? Spuren, Geräusche, Schatten …?
Im zweiten Schritt gemeinsam überlegen: Wo können wir Gott begegnen? Gibt es solche Berge, Wolken, Spuren, Schatten in unserem Leben?
Im dritten Schritt das miteinander gestalten: Den Berg der Gottesbegegnung als Plakat, mit Pappmaschee, aus Schuhkartons oder Kirchentagshockern auftürmen und mit den eigenen Gedanken beschriften. Die stellen die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Gottesdienstgemeinde vor. Darauf kann in der Predigt Bezug genommen werden: die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Gottesbegegnung des Mose und unserer Begegnungen mit Gott.
Bund mit Gott trotz Versagen
Sensibler muss mit der zweiten Möglichkeit umgegangen werden. Gott schließt seinen Bund mit Israel trotz des Versagens. Schon vorher spricht Mose vom Erbarmen und der Gnade Gottes, zugleich aber von Gottes Strafe über die Generationen hinweg. Hier sind Erfahrungen Israels verdichtet bis hin zu denen der Exilszeit: Wir löffeln die Suppe aus, die andere uns eingebrockt haben! (Vgl. Otto Kaiser, Der Gott des Alten Testaments; Bd. II, S.60-65.) Diesen Vorwurf kann die Generation der Konfirmandinnen und Konfirmanden auch den Generationen vor ihnen machen: Von Umweltproblemen über ungelöste Fragen der Demographie, den Verbrauch von Ressourcen bis hin zu unbewussten psychischen Prägungen, die „Kriegskinder“ an „Kriegsenkel“ und damit an die zu konfirmierende Generation der Urenkel weitergeben (vgl. das für meine Generation der (noch) Konfi-Eltern aufschlussreiche Buch: Sabine Bode, Kriegsenkel). Manche dieser Problemlagen – besonders die ökologischen - sind Jugendlichen durchaus bewusst. Letztlich hilft es aber nicht, das den vorangehenden Generationen zum Vorwurf zu machen, sondern nur, damit selbst umzugehen lernen. Dazu muss es aber thematisiert werden. Doch es ist umschlossen von der Zusage: Gottes Bund trägt uns und die Generationen vor uns mit.
Mit Konfirmandinnen und Konfirmanden soll in einem ersten Schritt überlegt werden: Wo erleben wir Fehler früherer Generationen, die uns zu schaffen machen? Wie können wir damit umgehen? Wie können wir mit den Fehlern früherer Generationen umgehen?
In einem nächsten Schritt können die Jugendlichen Interviews mit Eltern und Großeltern führen (oder einen Workshop-Tag mit Großeltern machen). Vielleicht kommen da ihre Wünsche, Hoffnungen, Ideale und Versäumnisse zur Sprache. Was wünschen sie der nächsten Generation? Was trägt sie? Was trägt uns?
Die Ergebnisse werden für den Gottesdienst in einem dritten Schritt aufbereitet. Entweder indem Konfirmanden mit Eltern und/oder Großeltern den Gottesdienst gestalten oder durch Einspielen von Aufzeichnungen der Interviews. Wichtig ist, Verständnis füreinander zu wecken, nicht bei Vorwürfen stehen zu bleiben und deutlich zu machen, dass wir alle auch in Zukunft davon leben, dass Gott „barmherzig und gnädig und geduldig und von große Gnade und Treue“ ist (V 6).