„Die Füchse haben Gruben…lass die Toten ihre Toten“ - Predigt zu Lukas 9,57-62 von Rudolf Rengstorf
Liebe Leserin, lieber Leser!
Es gibt wohl keine andere Stelle im Neuen Testament, in der Jesus uns so fremd und anstößig begegnet wie im Evangelium dieses Sonntages, das wir eben gehört haben. Das „Lob sei dir o Christus“ kann einem schon vergehen bei so viel Schroffheit, mit der Jesus hier ausgerechnet die Menschen abfertigt, die sich im doch anschließen wollen. Und nirgendwo sonst wird so deutlich, wie krass der Unterschied zwischen Jesus und uns ist. Er lebte ohne festen Wohnsitz, war ständig unterwegs und der Hitze des Tages, der Kälte der Nacht und den Nachstellungen der Menschen schutzlos ausgeliefert. Da ist niemand unter uns, der auch nur annähernd so lebt oder zu leben gedenkt. Die Beerdigung von Angehörigen – er kümmerte sich nicht drum. Ihm ging des um das Leben, was scherten ihn da die Toten? Wir dagegen kennen kein Leben, das nicht mitgeprägt wäre von der Erinnerung an gestorbene Bezugspersonen und der Wahrung ihres Gedächtnisses. Er schaute nicht zurück. Was kümmerte ihn die Vergangenheit - die Zukunft war sein Land. Für uns aber ist es lebenswichtig, aus der Rückschau auf die Vergangenheit zu lernen und sehr wohl auf das zu achten, was uns mit anderen Menschen verbindet.
Obdach- und bedürfnislos, pietät- und rücksichtslos – diesen Weg gehen wir nicht mit. Und mag er f noch so sehr in den Himmel führen. Wir müssen hier auf Erden zurechtkommen.
Freilich wusste Jesus sehr genau, dass Nachfolge in diesem radikalen Sinne nur sehr wenigen Menschen vorbehalten ist. Klein war die Schar von Männern und wohl auch von Frauen, die alles stehen und liegen ließen und mit ihm durchs Land zogen. Und dann waren da die vielen anderen, die etwas von ihm wollten. Sie brachten ihm ihre Kinder, kamen mit ihren Kranken und Behinderten, wollten ihm zuhören. Gingen dann aber wieder nachhause und in ihren Alltag zurück. Und wurden dafür nicht von ihm gescholten. Und der kleine Tross von Jüngern lebte ja davon, dass die sesshaft bleibenden Sympathisanten sie einluden und mit dem versorgten, was sie zum Leben brauchten.
Und so ist es geblieben. Kirche lebt davon, dass Ausnahmepersönlichkeiten aus dem gewohnten Leben aussteigen, um ganz für Gott und Jesus da sein zu können. Und sie lebt ebenso davon, dass die anderen - sozusagen die Gewohnheitschristen – auf diese Nachfolgerinnen und Nachfolger achten und deren Impulse in ihren Alltag aufnehmen.
Ohne die Nachfolger im eigentlichen Sinne hörte Kirche auf, Kirche zu sein. Sie ginge auf in dem, was alle anderen auch tun und sagen. Und ohne die große Menge der Sympathisanten im Volk wäre Kirche eine winzige Schar von in der Luft hängenden Exoten – ohne Nachhall und Auswirkung auf der Erde.
Das lässt sich gut demonstrieren an der Geschichte der Hildesheimer Blindenmission.
Sie nahm ihren Anfang mit einer ganz außergewöhnlichen Frau. Luise Cooper wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Pastorentochter geboren. Im Alten Land wuchs sie auf. Das war eine Zeit, in der die Anfänge von Demokratie und Frauenemanzipation von 1848 zunichtegemacht wurden, weil überall die Restauration sich durchgesetzt hatte. Und das Alte Land gehörte nicht gerade zu den Landstrichen, in denen Warmherzigkeit und die Sorge um den fernen Nächsten gediehen. Also denkbar ungünstige Voraussetzungen für die Entwicklung einer wegweisenden Christin. Hinzu kommt, dass Luise von äußerst schwacher Konstitution war. Ein Schulbesuch war dem zarten Geschöpf nicht zuzumuten, es wurde von seinem Vater zuhause unterrichtet. Dabei aber lernte sie den Herrn Jesus so intensiv kennen und lieben, dass es ihr dringendster Wunsch war, sein Evangelium auch dorthin zu bringen, wo man es noch nicht kannte. An den Beruf einer Missionarin war damals aber überhaupt nicht zu denken. Das gab es in Hermannsburg, dem Missionswerk ihrer Heimatkirche natürlich nur für Männer. Und der Vater achtete schon sehr darauf, dass seine Tochter sich körperlich nicht übernahm. Doch da sie darauf drang, ihr Leben dem Herrn Jesus zu widmen, wurde sie im Henriettenstift in Hannover zur Diakonisse ausgebildet. Nach dem Tod des Vaters streckte sie ihre Fühler aus, ob nicht doch eine Aussendung nach Übersee möglich war. Und tatsächlich, in der Berliner Mission ging das. Die hatten bei ihren missionarischen Bemühungen in China nämlich erlebt, dass männliche Missionare von den Männern überhaupt nicht in die Häuser gelassen wurden. Deshalb hatte man dort mit der Ausbildung und Aussendung von Missionarinnen begonnen. Im Jahr 1884 wurde Luise Cooper im Alter von 35 Jahren von Berlin aus als Missionsschwester nach Hongkong gesandt. Sie begann dort in einem Waisenhaus zu arbeiten. Eine sichere Basis, von der aus sie, Land und Leute und die schwierige Sprache kennenlernen sollte. Nach knapp zwei Jahren aber war sie gesundheitlich am Ende. Als für das tropische Klima auf Dauer untauglich wurde sie nach Deutschland zurückgeschickt.
Mutter und Schwestern hatten in der Zwischenzeit von betuchter Verwandtschaft wohl gut geerbt, waren nach Hildesheim gezogen und hatten hier eines der ansehnlichen Bürgerhäuser erworben. Dazu kam jetzt auch Luise, körperlich schwer angeschlagen mit einem gescheiterten Lebenstraum. Und dennoch versank sie nicht in Passivität und Selbstmitleid. Im Gegenteil, sie blieb, was sie immer sein wollte: Missionarin. Jetzt in ihrer neuen Umgebung galt für sie um Christi willen der Auftrag weiterzugeben, was sich ihr an menschlichem Leid in Hongkong auf die Seele gelegt hatte und wo unbedingt geholfen werden musste.
Das war vor allem die Not blinder Mädchen. Weil man mit ihnen nichts anzufangen wusste, sie als Strafe der Götter galten, wurden sie von den Eltern aus Scham entweder getötet oder auf der Straße ausgesetzt. Wo sie blieben und vor sich hinvegetierten, weil selbst christliche Waisenhäuser sie nicht aufnahmen, galten sie doch als unbeschulbar. Wer die Kindheit auf der Straße überlebt hatte oder erst später erblindete, wurde in die Sklaverei verkauft oder als Prostituierte gehandelt. Für Luise Cooper war sonnenklar: Das können Christen, für die Behinderte und Kranke nicht von Gott Gestrafte sind, sondern Brüder und Schwestern, denen es beizuspringen gilt – das können Christen doch nicht einfach hinnehmen! Da müssen sie aktiv werden. So startete sie eine publizistische Dauerkampagne: Sie hielt Vorträge, schrieb Artikel und sogar ein Buch, das sich gut verkaufte. Trotz körperlicher Schwäche schaffte sie es, mit unglaublicher Willensstärke und Überzeugungskraft, dass bald ein Netzwerk von hilfsbereiten Frauen in und um Hildesheim und darüber hinaus entstand. Ein Netzwerk, das mit dem Verkauf von Handarbeiten und dem Gewinnen von Sponsoren binnen weniger Jahre so viel Geld gesammelt hatte, dass die von Luise Cooper gegründete Hildesheimer Blindenmission genug Mittel hatte, eine tatkräftige und sowohl pädagogisch wie auch organisatorisch hochbegabte junge Diakonisse namens Martha Postler nach Hongkong auszusenden und sie so auszustatten, dass sie in der Lage war, ein Heim für blinde Mädchen zu errichten.
Dieses Heim hat sich im Laufe der Zeit zu der leistungsfähigsten Blindenschule in ganz Südostasien entwickelt. Von modernster Diagnostik und Therapie für Kleinkinder über Kindergarten und Blindenschule mit Internat, die die Kinder soweit fördert, dass sie in das öffentliche Schulystem übernommen werden können, bis hin zur Fördereinrichtung für mehrfach behinderte Kinder, die dauernd auf Betreuung angewiesen bleiben und doch vorankommen dabei, sich selbst und ihre Umwelt wahrzunehmen. Längst hat die Weltstadt Hongkong die Besoldung des Personals übernommen, und für modernste Ausstattung sorgt der renommierte Jockeyclub.
Von Hongkong strahlte das Werk aus – zunächst nach Taiwan, wo die Hildesheimer bei der Entstehung einer großen Schule mit Internat und Ausbildungsstätten für Kinder und Jugendliche halfen. Auch dort gibt es inzwischen so viel öffentliche und private Unterstützer, dass Hilfe aus Deutschland nicht mehr benötigt wird. Und so ging es der Vorgabe Luise Coopers entsprechend weiter zu den Ärmsten der Armen im südostasiatischen Raum – nach Medan und Surabaya in Indonesien, nach Davao auf die Philippinen, nach Meiktila in Myanmar, dem früheren Burma, und selbst in den ärmsten Provinzen der Volksrepublik China ist die Hildesheimer Bkindenmission in Blindenhilfsprojekten gemeinsam mit der evangelischen Kirche in China tätig.
Ich breche hier ab. Luise Cooper ist ein Beispiel dafür, was außerordentliche Menschen, die konsequent dem Ruf Jesu folgen, in Gang setzen können, wenn da Sympathisanten sind, die sich zwar nicht aus ihrem gewohnten Leben lösen, aber sich bewegen lassen von dem, was die Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu als Aufgabe entdecken.
Noch eine Beobachtung zum Schluss: Bei der konsequenten Nachfolge vollzieht sich heute ein Wandel. Die Entscheidung für einen lebenslangen Ausstieg aus gewohnten Bindungen ist seltener geworden als früher. So gibt es kaum noch Diakonissen, und der Priestermangel ist dramatisch. Stattdessen aber gibt es viele Menschen, die einen Ausstieg auf Zeit auf sich nehmen. So profitiert die Hildesheimer Blindenmission davon, dass sie inzwischen junge Freiwillige an die von ihr geförderten Schulen schicken können, die bereit sind, auf alle Annehmlichkeiten hier zu verzichten und ein Jahr ihres Lebens dafür zu geben, mit blinden Kindern unter einfachsten Verhältnissen zu leben und zu lernen. Was sie hier weitergeben, beflügelt alle in dem, was sie hier an ehrenamtlicher Arbeit oder als Spender und Paten leisten.
Den Weg Jesu gehen wir so, wie er das von sich und seiner Jüngerschar verlangt, selber nicht mit. Aber wir sind nicht außen vor, sondern bleiben durch sie in unserem Alltag als Christen in Bewegung und erkennbar. Gott sei Dank! Amen.
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Glauben und Verstehen - Predigt zu Lukas 18, 31-34 von Matthias Wolfes
„Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden; und er wird verspottet und geschmähet und verspeiet werden, und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er wieder auferstehen. Sie aber verstanden der [Worte] keines, und die Rede war ihnen verborgen, und wußten nicht, was das Gesagte war.“ (Jubiläumsbibel 1912)
Liebe Gemeinde,
wir befinden uns unmittelbar vor dem Beginn der Passionszeit. Die Geschichte von Leiden und Sterben Jesu werden uns in den kommenden Wochen beschäftigen. Darauf stellen wir uns heute ein, und wir tun das, indem wir uns, unserem Text aus dem Lukas-Evangelium folgend, den sogenannten „Leidensankündigungen“ Jesu zuwenden.
Nun ist es eine der Rätselfragen der Passionszeit, weshalb in den Schilderungen der Evangelien dem Leiden Jesu diese Ankündigungen vorangestellt werden. Welche Bedeutung haben sie? Sie müssen doch etwas bestimmtes aussagen wollen. Manche Ausleger meinen, dass es zum Leiden Jesu hinzugehört, wenn ihm die Vorhersage vorangeht – und vielleicht ist ja an dieser Auffassung auch wirklich etwas dran. Oder aber es ließe sich an einen Heilsplan denken, der dem allen irgendwie zugrunde liegt, dem alles anschließende Geschehen folgt und auf den mit den Ankündigungen verwiesen werden soll. Das Geschehen, also Leiden und Tod Jesu, wären dann ihrerseits eine Art Erfüllung von etwas, was bereits von Beginn an vorgesehen worden wäre.
Man kann versuchen, jene „Rätselfrage“ auf diese oder eine ähnliche Weise anzugehen und aufzulösen. Es ist ja auch in der langen Geschichte des christlichen Glaubens und des Nachdenkens über ihn immer wieder so gemacht worden. Und dennoch: Ich kann mich mit Auslegungen dieser Art nicht zufrieden geben. Mein Einwand lautet: Wenn es so wäre, wenn alles so kommen musste, weil es von vornherein schon – von Gott – so geordnet worden ist, dann kommt es auf Jesu Ankündigung selbst an. Anschließend wird er dann tatsächlich verspottet, geschmäht, gegeißelt – aber das hat nur noch die Funktion, zu bestätigen, wovon er zuvor bereits gesprochen hat. Die Ereignisse, die ihnen als ihre Erfüllung folgen, wären nur noch dazu da, das Angekündigte zu bestätigen.
Noch ein zweites möchte ich bemerken: Es würde, wollte ich dieser Sichtweise folgen, auf eine vollständige Umkehrung all meiner Vorstellungen von der Verwirklichung des göttlichen Heilsplanes in der Welt hinauslaufen. Soll ich im Leiden und Tod Jesu eine Art „Heil“ oder „Heilstatsache“ erkennen? Vielmehr ist doch das Geschehen der Passion ein schreckliches Unheil und nichts anderes. Überhaupt dürfen wir uns doch wohl fragen: Was soll das ganze Thema „Die Leiden Jesu“ eigentlich? Man kann doch auch ganz gut klarkommen, wenn man schlicht und einfach alles Vertrauen auf Gott setzt; damit hat man ja schon genug zu tun. Das Nachdenken über die Bedeutung der Passion und mehr noch über diese Ankündigungen der Passion überlässt man dann ruhigen Herzens anderen.
So könnten wir es uns denn heute recht einfach machen. Aber das Einfach-Machen hat auch seine Kehrseite. Es gibt eben nun einmal Vorhandenes aus der Geschichte unseres Glaubens oder dann auch Sachverhalte, die in den biblischen Texten eine wichtige Rolle spielen. Sie sind dort offenkundig von erheblicher Bedeutung; das lässt sich nicht einfach ausblenden, und deshalb kann man sie auch nicht einfach übergehen. Und man kann es auch nicht für unerheblich erklären, dass diese Dinge oftmals zu angestrengtem Nachdenken und engagierten Erläuterungen geführt haben. Besonders letzteres sehen wir am Beispiel dieser Leidensankündigungen sehr deutlich.
Der Reformator Johannes Calvin etwa hat sich ihnen mit großer Sorgfalt gewidmet. Er war der Ansicht: In ihnen komme die besondere und einzigartige messianische Würde Jesu auf besondere und einzigartige zum Ausdruck. Jesus sei mit der unbesiegbaren Kraft des Heiligen Geistes ausgestattet gewesen, um sich im Wissen um sein gewaltvolles Schicksal nach Jerusalem zu begeben. Er tat dies, gerade „damit er von ihnen angespuckt, gelästert, beschimpft, ausgepeitscht und schließlich vor die Folter des Kreuzes gezogen wird“. Weil nun aber seine Jünger erschraken, hat Jesus, Calvin zufolge, die Ankündigung des Leidens mit Recht mehrmals wiederholt. Damit ermutigte er sie, und zwar auf zweierlei Weise: Zum einen gab er ihnen mit seinem Vorauswissen ein Zeichen seiner Göttlichkeit; zum anderen bot er ihnen Kraft und Sicherheit, indem er erklärte, „am dritten Tage wird er wieder auferstehen“. Dass Jesus nun aber seine Mitteilungen auf den Kreis der zwölf Jünger begrenzte, hat laut Calvin nicht die Bedeutung, sie vor allen anderen herauszuheben, sondern es geschieht, um sie als zukünftige Zeugen einzusetzen.1
Wie dem nun auch sei. Ich führe diesen Reformator an, weil seine Überlegungen zeigen, wie man auch jenseits aller Ideen von „Heilsplan“ und „Erfüllung“ den Leidensankündigungen einen Sinn abgewinnen kann. Ich selber allerdings muss einen anderen Weg gehen. Meiner Ansicht nach haben bei Calvin die Schlussworte unseres Abschnittes nicht das erforderliche Gewicht. Dort heißt es ja nun einmal in aller Unmissverständlichkeit: „Sie aber verstanden der Worte keines, und die Rede war ihnen verborgen, und wußten nicht, was das Gesagte war.“
Diese Verständnislosigkeit der Jünger macht unsere Frage um so dringlicher: Weshalb gibt es diese Leidensankündigungen? So schwer es nun scheint, darauf eine klare und einleuchtende Antwort zu geben, so entschieden möchte ich doch betonen, dass es diese Aussagen nun einmal gibt. Sie stehen der Passionsschilderung voran, und das sogar in dreifacher Ausführung. Sie bilden offensichtlich einen zugehörigen Bestandteil der Passionsgeschichte.
Worum es meiner Ansicht nach nicht geht, das ist ein Vorauswissen Jesu, das man dann als Jünger oder Glaubender einfach so hinnehmen müsste. Vielmehr verhält es sich so: Indem Jesus das ihm bevorstehende Leiden ankündigt, gibt er zu erkennen, dass er entschlossen ist, es auf sich zu nehmen. Er nimmt auf sich, was ihm bevorsteht, und er tut es aus freiem Willen. Dieser Wille ist, wenn man denn schon so sprechen möchte, der eigentliche heilvolle Sachverhalt, die „Heilstatsache“. Im Willen Jesu verwirklicht sich Gottes gütiges Wollen (Eph 1,11; Hbr 6,17). Mehr möchte ich zu dieser Sache heute nicht sagen.
Worum es mir geht, das sind nun eben die Worte am Ende unseres Textes, jene stark betonte Mitteilung des Evangelisten, dass die Jünger nichts verstanden haben, buchstäblich kein Wort, dass ihnen der Sinn der Rede „verborgen“ war und sie nicht „wußten, was das Gesagte war“. Die Jünger konnten nicht auffassen, was Jesus ihnen sagte; der Sinn seiner Rede blieb ihnen verschlossen; und es blieb ihnen verborgen, was er ihnen mitteilen wollte, weil seine Rede sie nicht erreichte. Sie werden vom Klang her gehört haben, was er sagte, doch war es ihnen unmöglich zu erfassen, welche Bedeutung seine Worte hatten.
Es geht hier offensichtlich um ein ganz grundsätzliches Nichtbegreifen. Die Jünger haben keinen Zugang zu den Worten Jesu, und zwar deshalb nicht, weil sie sie „von außen“ hören. Dieser Zugang „von außen“ ist derjenige des Verstehens. Sie können nicht verstehen, und werden es auch in Zukunft nicht können, weil es auf diese Weise, auf die Weise des verständigen Begreifens, keinen Zugang gibt. Verurteilen werden wir sie deshalb nicht, wissen wir doch, dass es schließlich erst die Auferstehung Jesu und die Gabe des Heiligen Geistes waren, die die Herzen der Jünger aufgeschlossen und verändert haben (Luk 24, 32). Es ist eine elementare Blindheit, mit der diejenigen geschlagen sind, die Jesu Worte von dem bevorstehenden Leiden „verstehen“ wollen.
Die Jünger verstehen angesichts der Leidensankündigungen auch nicht irgend etwas anderes. Sie missverstehen Jesus also nicht etwa, sondern sie fassen überhaupt gar nicht auf, was er sagt. Und so ist es auch heute, wie überhaupt zu allen Zeiten. Das Tun Jesu, das sich hier anbahnt und im Wort schon vorweggenommen wird, entzieht sich dem Ordnungsmuster, mit dem wir die Dinge der Welt wahrnehmen und uns zuhanden machen. Dieses Nichtverstehen wird erst am Ende der Zeit aufgehoben werden; es gehört vielmehr in die Ordnung der Welt hinein, bildet ihr Gefüge ab und lässt sich aus ihr selbst heraus nicht überwinden.
Der Glaube spricht eine andere Sprache. Zu seinem Glauben gekommen ist man, wenn man von ihm sprechen kann. Das setzt voraus, dass man sich in ihm einwohnt. Sich „einzuwohnen“ ist ein Vorgang, der dauern kann. Man bildet sich selbst hinein in die Dinge des Glaubens, seine Formen, sein Vokabular und seine Inhalte. Dies bedeutet aber, dass man sie sich zueignet. Gefühle und Ahnungen, Vorstellungen, Geschichten und Bilder sind hier am wichtigsten. Wir könnten geradezu sagen: Man bildet sich seinen Glauben ein, in dem Sinne, dass man das, was man vorfindet – was an einen „überliefert“ wird –, sich zueignet. Einwohnung heißt, der Glaube wird zu einem heimischen, guten Ort, und anders kann es gar nicht sein, wenn der Glaube wirklich aus dem Innersten meiner selbst erwächst. In diesen Bildern und Geschichten lebt der Glaube. In ihnen lebe ich mit meinem Glauben.
Zu solchen Inhalten des Glaubens gehört auch der ganze Komplex des Leidens und Sterbens Jesu. Hier gilt nun ganz besonders, was für alle Glaubensvorstellungen und Glaubensformen gilt: Was sich herstellen muss, ist die Kraft, aus eigener Überzeugung heraus zu sprechen. Und das ist nur möglich, wenn man nicht mehr unselbständig ist. Wenn einer weiß, weshalb er das Zeugnis gibt, und es in diesem Bewusstsein auch geben will, dann erst ist es sein Glaube.
Mit anderen Worten: Die Passionszeit, vor der wir nun wieder stehen, handelt von Dingen, die den Kern unseres Glaubens betreffen. Inwiefern diese Dinge uns umtreiben und welche Einstellung wir zu ihnen einnehmen, welche Gefühle und Vorstellungen sie bei uns auslösen, all das gibt Auskunft über die Gestalt unseres Glaubens. Inwiefern sie das tun, wie wir selbst sie für uns auffassen und uns also zum Heil werden lassen, das eben ist genau das, worum es im Glauben geht. Und zwar im Glauben schlechthin und in jeder seiner Bestimmungen.
Zu einer wirklichen Teilhabe an der Wirklichkeit des Glaubens kommt erst, wer damit beginnt, eigene Schritte zu tun. Wir lassen an uns heran und setzen uns dem aus, was hier als Geschehen berichtet wird. Vor allem geht es darum, eine eigene Haltung dazu einzunehmen. Das kann auf die verschiedenste Weise geschehen; jeder wird dabei seinen eigenen Weg finden, sei es mehr im Nachempfinden, im schlichten Hören, im Mitfühlen und Dabeisein oder auch im Nachdenken und Überlegen. Dieser Weg, wie immer er im einzelnen aussieht, ist der Weg des Glaubens, und ihn zu beschreiten bleiben wir, wie auch die Jünger in jener Situation, bis zum Ende unserer Tage aufgefordert.
Amen.
1 I Nach François Bovon: Das Evangelium nach Lukas. Dritter Teilband (Evangelisch-Katholischer Kommentar. Band III/3), Düsseldorf und Zürich / Neukirchen-Vluyn 2001, S. 252 (dort auch das Zitat).
1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Die Predigt ist in einen „normalen“ Sonntagsgottesdienst mit traditionellem liturgischem Ablauf und kirchenjahreszeitlicher Besonderung eingebettet, zu dem sechzig bis achtzig Teilnehmer (darunter auch Konfirmanden) erwartet werden.
2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
„Beflügelt“ (zu einem konsequent eigenen Gedankengang ermutigt) hat mich, dass mir von Anfang an klar war: Es geht nicht um einer Erklärung der „Heilsbedeutung“ von Leben und Sterben Jesu.
3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
In ihren Unzulänglichkeiten, ihren Sorgen, Nöten und Ausflüchten fühle ich mich den Jüngern nahe. Diese „Entdeckung“ ist zwar schon älter, aber jetzt noch mal bestätigt worden.
4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Die diversen Hinweise waren hilfreich und sind von mir nahezu sämtlich akzeptiert worden. Die Predigt wurde dadurch länger, aber im ganzen wohl auch zugänglicher.
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15.11.2020 - Vorletzter So. des Kj.
13.09.2020 - 14. So. nach Trinitatis
23.08.2020 - 11. So. nach Trinitatis
12.07.2020 - 5. So. nach Trinitatis
Weg- und weg-Geschichten – Jesus Christus mitten unter uns – Predigt zu Lukas 10,38-42 von Maximilian Heßlein
Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihnen zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll! Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden. Lk 10,38-42
Liebe Gemeinde,
weitergezogen und angekommen. Angekommen und weitergezogen. So erzählt es der Evangelist Lukas. So erzählen es alle Evangelien. Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs. Die ganze Zeit. Er begegnet Menschen, hinterlässt eine tiefe Wirkung. Dann ist er wieder weg. Auf dem Weg. Der Herr zieht weiter und kommt an anderer Stelle neu an. Sein Wort, seine Gegenwart und seine Nähe zu den Menschen aber bleiben. Gott mit uns. Jesus Christus.
Die Evangelien sind Weggeschichte von Jesus Christus und seinen Begleitern. Zugleich aber sind sie auch weg-Geschichten. Sie spiegeln das Leben und Gottes Präsenz darin. Sie spiegeln den Glauben und den Zweifel, die Verzweiflung und die Hoffnung.
Da nämlich gehört er hin, Jesus Christus, auch wenn wir Menschen ihn manchmal nicht spüren und erfahren. Auch wenn wir manchmal gottverlassen und ängstlich der Zukunft harren, ist Jesus Christus da. Genau diese Spannung aber halten die Geschichten, die uns die Evangelisten erzählen, aus und lassen sie neu klingen. Sie ordnen damit das Leben und richten uns auf.
„Als sie aber weiterzogen, kamen sie in ein Dorf.“, erzählt Lukas. Die Bewegungen, die der Herr in dieser Welt vollführt, bringen Nähe und Distanz zu uns Menschen zugleich. Er ist kein ruhender und stiller, kein steter Gott.
Der Glaube weiß das. Wir wissen das. Es ist die Realität der Gemeinschaft mit ihm. Sie ist nie anders gewesen und sie wird auch nie anders sein. Es gibt wie unter uns Menschen keine gleichbleibende Beziehung, sondern sie unterliegt Schwankungen und Wellenbewegungen wie auf einem heftig sich regenden Meer.
So ist es auch kein Wunder, dass die Evangelien zwar Geschichten von vor 2000 Jahren sind, sie zugleich aber mit einer ungeheuren Aktualität in unser Leben treten. Sie erzählen von heute her gesehen schon damals die Geschichte unserer Zeit. Sie haben es über die vergangenen Jahrtausende ebenso getan. Und nie sind sie aktueller als in dem Augenblick, in dem sie gelesen, gehört und gepredigt werden. Jetzt.
Die Geschichte von Maria und Marta ist dabei eine der besonderen Weg- und weg-Geschichten Jesu. Er kommt. Marta nimmt ihn auf. Aber statt sich wirklich um den Gast zu kümmern, nimmt sie die Beine in die Hand und räumt. Sie richtet die Wohnung her, bereitet Essen und Trinken. Sie dient den Gästen. Ruhe findet sie nicht. Es ist ihr eine Last. Aber sie lässt nicht los. Die Arbeit muss getan werden.
Warum nur? Was treibt Marta an in diesem Moment? Ich vermute, es ist die Sorge, Jesus könne sie wieder verlassen, kaum dass er angekommen ist. Sie möchte ihn halten mit allen Mitteln. Marta weiß um seine Wege. Hier aber soll es ihm gut gehen. Doch die Sorge sitzt tief. Sie hat wohl die Tür geöffnet und staunend gesehen, wer da kommt. Jesus Christus ist eingetreten. Aber wie er eintritt, ist er schon wieder aus ihrem Leben heraus.
Ihre Schwester Maria geht einen ganz anderen Weg. Sie hat nichts dafür getan, dass er überhaupt gekommen ist. Nun aber setzt sie sich einfach dazu. Sie kümmert sich nicht um allen äußeren Schein. Vielmehr hängt sie Jesus an den Lippen, ist fasziniert von seinen Worten, seiner Erscheinung. Sie sucht seine Nähe. Die will sie spüren. Die will sie erfahren. Und – sie tut das. Denn Jesus Christus ist jetzt da. Es ist ein Geschenk, das sie sich nicht entgehen lässt. Sie nimmt und bleibt.
Jesus Christus trifft die Frauen beide in ihrem Leben an. Mittendrin. Beide ringen um die bleibende Gemeinschaft. Die arbeitende und dienende Marta, die zuhörende und annehmende Maria. Durch die Szene aber fährt ein Riss. Marta ist allein gelassen mit der Arbeit. Da tritt sie an Jesus heran. „Mahne Maria, Herr, dass sie mir helfe!“
Der Hilferuf Martas rührt Jesus an. Er erkennt, wie bedürftig sie ist. Der Herr erkennt ihre Sorge und ihre Angst. Er sieht, wie die Frau überfordert ist von dem hohen Gast und den eigenen Ansprüchen, das Leben hier und jetzt zu gestalten und es rinnt ihr aus den Fingern.
Wenn ich dieser Tage auf die kirchliche Landschaft in Deutschland schaue, höre ich in diesem Augenblick Jesu Worte, wie er sagt und spricht: „Du hast viel Sorge und Mühe!“ Wer wollte dem widersprechen.
Auch heute ist ein Schaffen, ein Tun und Machen in der Kirche. Da ist ungeheures Leben und Lust am Glauben. Dagegen stehen die immer sinkende Zahlen, Finanz- und Missbrauchsskandale. Wer hält uns am Leben? Noch mehr Aufgaben, noch mehr Dienst? Es nimmt schon jetzt kaum ein Ende. Aufgeregte Veränderungen, immer neue Ideen, damit die Kirche bleibt und nicht davon geht. Und Gott?
In unserem Tun und Machen befinden wir uns in den noch großen Kirche Deutschlands übrigens in trauter Zweisamkeit. Evangelische und Katholische Kirche gehen im Gleichschritt durch diese Zeit.
Neulich hat die Erzdiözese Freiburg ein neues Gemeindekonzept mit dem schönen Namen Pastoral 2030 veröffentlicht, das so manchem Priester, manchen der Referentinnen und Referenten die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. In Freiburg werden derzeit Zukunftspläne geschmiedet. Die Kirche wird neu. Aus bisher über 1000 Pfarreien in 224 Seelsorgeeinheiten werden bis ins Jahr 2030 nur noch 40 Pfarreien gemacht. Der Bischof begründet dieses Vorgehen damit, dass er die Kirche zukunftssicher machen wolle. Die Reaktionen schwanken zwischen Zustimmung, weil nur so das Leben der Kirche zu erhalten wäre, und der Sorge darum, sich von dem Leben der Menschen auf Dauer zu entfernen. Und Gott?
Die Strukturveränderungen sind einschneidend. Sie sind geschäftig. Sie sind sorgenvoll. Seit nunmehr 14 Jahren können auch die Gemeindeglieder in der Evangelischen Kirche Deutschlands ein Lied davon singen. Es ist ein Weg- und ein weg-Lied. Es sollte von Freiheit singen, von Aufbruch und von ruhiger Lust am Leben. Es singt aber so oft von Überlastung und Angst, von Sorge und Burnout, von Zweifel und Verzweiflung. Und Gott?
Die Kirche soll zukunftssicher werden. Gibt es das überhaupt? Kann ich, können wir Menschen die Kirche zukunftssicher machen? Können wir überhaupt etwas sicher machen und auf die Zukunft ausrichten? Noch einmal: Gibt es das?
Marta versucht es. Aber sie scheitert. Jesus Christus wird aufbrechen. Hinaus in die Welt. Wir sind in unseren Kirchen wie sie. Wir tun und machen und schaffen, wir erfinden hier Neues und dort werden alte Zöpfe abgeschnitten. Werden wir Erfolg haben?
Und warum aber machen wir das? – Ich halte inne, schaue auf das Leben der Kirche und sehe: Wir tun das, weil wir wollen, dass das Wort Gottes bleibt und in dieser Welt hörbar wird. Wir tun das, weil wir davon überzeugt sind, dass es einen Zweck hat:
Ja, es ist gut, dass dieses Wort für alle Menschen hörbar und erfahrbar ist, weil wir Menschen damit nicht einfach nur in unserem eigenen Saft schmoren, sondern einen Dialogpartner haben. Gott spricht in unser Leben hinein.
Ja, es steht uns vor Augen, dass die Welt das richtende Wort Gottes braucht, weil sie ansonsten in ihrem Unheil untergeht, in ihrer Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit, krank und zerfressen von Neid und Habgier, in ihrer Gewalt gegenüber den Schwachen und ihrer Häme über die Verlierer.
In einem nüchternen Blick in unsere Gemeinden sehen wir: Ja, wir brauchen das heilende Wort Gottes, das vom Leben spricht und dieses Leben pflegt und streichelt und liebkost. Denn das Leben ist beständig mit dem Tod konfrontiert, der immer und immer spricht: Du, Menschenkind, du bist nicht! Du wirst nicht sein!
Deswegen bauen wir an der Kirche, weil wir wissen, hier erklingt das Wort Gottes für unser ganzes Leben. Hier hören wir es. Hier setzen wir uns nieder und lassen es in uns wirken. Hier loben wir Gott darüber, dass er mit diesem Wort wirklich unter uns ist und es uns nicht verlässt, wohin er auch weiter ziehen wird. Aber deswegen braucht es die Kirche. Nur deswegen. Es geht nicht um die Sicherung irgendwelcher Pfründe und Errungenschaften, sondern um die Wohltaten Gottes für seine Menschen.
Nur, noch einmal, warum tun wir das? – Ich sage, weil wir von dem Wort Gottes wissen. Von seinem Leben für uns. Lukas erzählt: Gottes Wort geht unserem Tun voraus. Es ist weitergezogen und angekommen.
Ich schaue auf Maria und Marta und erkenne: Marta ackert und tut. Sie will den Boden bereiten für Christus, für das wahre, heilende, pflegende und liebkosende Wort Gottes.
Marta aber übersieht, dass dieses Wort längst da ist. Alles Bauen und Schaffen nützt nichts, wenn es nicht gehört wird. In der ganzen Geschäftigkeit, in ihrer Sorge und Unruhe nimmt sie Jesus Christus überhaupt nicht wahr. Sie nimmt nichts von dem Lebenswort Gottes.
Alles, wofür sie sorgen möchte, ist längst geschehen. Aber das Wort geht an ihr vorbei. Nein, vielmehr geht sie an ihm vorbei. Es ist weg aus ihrem Leben. Erst als sie schon entkräftet und frustriert auf ihr Tagewerk schaut, wendet sie sich zu ihm und sucht Hilfe. Eigentlich eine traurige Geschichte.
Der Bischof der Erzdiözese Freiburg möchte die Kirche zukunftssicher machen. So viele möchten das. Lauter Martas sollen in der Kirche leben, die versuchen, Jesus Christus in diesem Haus zu halten. Aber wer hört das Wort Gottes vom Leben? Und wer traut ihm?
Unsere Geschichte erzählt: Die Kirche ist zukunftssicher, weil Jesus Christus mitten in ihr ist. Gegenwärtig, mit seinem Wort. Jesus Christus garantiert die Zukunft. Sonst niemand, auch wenn ich ihn nicht immer spüre. Durch sein Dasein nimmt er mir die Last, dass alles durch unsere Arbeit kommen muss. Wo Christus aber einkehrt, werden wir nicht bestimmen. Wir leben nur aus und mit ihm. Und vertrauen!
Ja, ich finde, Maria muss mit anpacken, wenn sie Christus gehört hat. Aber Marta muss hören und nicht durch die selbst auferlegte Arbeit den eigentlich wichtigen Punkt des Besuchs Jesu verpassen.
Nämlich: Gott ist da. Jetzt. „Ich gehöre zu dir, du lieber Mensch. Und du gehörst zu mir! Ich bin da.“, spricht er.
Die Geschäftigkeit, das Richten des Lebens und die Sorge um die richtige Gegenwart verstellen den Blick auf das, was sein soll, was immer schon ist und in Ewigkeit bleibt: Jesus Christus. „Eins ist not“, spricht der Herr. Es ist das Leben. Gottes und unseres. Amen.