Familienfotos – Predigt zu Apg 2,42-47 von Bert Hitzegrad
Liebe Gemeinde!
Sie gehören zu unserem Leben dazu. Sie halten wichtige Momente fest, sind greifbare, sichtbare Erinnerungen. Eine Wand im Wohnzimmer ist dafür vorgesehen oder ein Regal im Bücherschrank: Familienfotos. Bilder der Kinder und Enkel, Fotos von Hochzeiten und Ehejubiläen, der Urlaub in Dänemark oder ein Gruppenbild vom Cousinentreffen. Stolz werden sie gezeigt, wenn Besuch kommt. Regelmäßig werden sie betrachtet, um die Erinnerungen wach zu halten. Aber auch immer wieder fällt der Staub darauf, der Staub der Zeit. Dann hilft ein Tuch, um sie wieder ansehnlich zu machen – die Bilder, die von den besonderen Augenblicken im Leben berichten, die Fotos, die ganze Geschichten erzählen. Geschichten von längst vergangenen Zeiten. Lebensgeschichten von Menschen, die verstorben sind. Bilder, die deshalb auch wehmütig machen.
Andere haben einen goldenen Rahmen bekommen. Das alte Schwarz-weiß-Bild aus dem letzten Jahrhundert. Der Name des Fotografen ist eingraviert, dazu die Jahreszahl 1916. In der Mitte sitzen die Urgroßeltern; für das Foto haben sie sich fein angezogen. Dazu die große Kinderschar wie Orgelpfeifen aufgestellt. Die beiden großen sind noch im Ersten Weltkrieg gefallen. Vorne rechts – der kleine Blonde, das ist der Großvater der Familie, der dann auch aus dem Osten flüchten musste und seine Frau in der neuen Heimat fand.
Ein Bild vor langer Zeit. Ein Bild von den Ursprüngen der Familie. Ein Bild im Goldenen Rahmen.
Solch ein Bild zeichnet uns heute auch der Predigttext. Und er wirkt wie mit Gold eingerahmt unter den Bildern der kirchlichen Familiengeschichte. Es ist das Bild einer einladenden, wachsenden und herzlich verbundenen Gemeinschaft in der Geburtsstunde der Christenheit. Vier Szenen stellt uns der heutige Predigttext vor Augen.
Da steht jemand zwischen den vielen Menschen, erhebt seine Hände zum Himmel und scheint das Wort an die Zuhörer zu richten. „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel.”(V. 42) Petrus und die weiteren Apostel berichten von dem, was sie in der Gegenwart Jesu Christi erfahren haben. Sie haben seine Worte noch im Ohr und geben sie an ihre Zuhörer weiter. Die Einladung Christi, sein Reich schon hier auf dieser Erde wahr werden zu lassen: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.”(Mt 5,9) Die Zuhörer lechzen nach den Mut machenden Worten. Sie können es nicht oft genug hören: „Kommt her alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.” (Mt 11,28) Und – es ist ihnen an den Gesichtern abzulesen – die Erquickung ist da, während sie den Aposteln zuhören. Sie spüren: es sind nicht nur Worte, es sind keine leeren Lehren, es sind tiefe, befreiende Erfahrungen, die sie machen – sie und die ganze Gemeinde.
Das ist in der nächsten Szene zu spüren, in der Menschen einander helfen, das geben, was sie brauchen. Niemand hält fest an dem, was er hat, niemand klammert an seinem Reichtum und Wohlstand, sondern achtet auf den, der nichts oder nur wenig hat. Das Wort, die Lehre, die Erinnerung an Jesu Wirken werden lebendig in der Liebe zum Nächsten. Die Blicke der Menschen sind dem anderen, der anderen zugewandt, offen, herzlich, fragend: „Wie kann ich Dir helfen, mein Bruder, meine Schwester?”
Diese Offenheit für die Bedürfnisse der anderen, die Frage nach dem, was notwendig ist, ist eng verbunden mit der tiefen und festen Gemeinschaft im Abendmahl. Sie reichen einander das Brot und trinken aus einem Kelch – ein Bild eines echten und tiefen Friedens. Die Gemeinschaft mit Gott durch seine Gaben wird hier sichtbar in der Herzlichkeit des Miteinanders. Sie reichen einander die Hände, weil alle zu dieser Gemeinschaft gehören und niemand herausfallen soll. Und während sie die Hände reichen, erleben sie ein Stück Himmel auf Erden. Und die Apostel bekräftigen es: „Ja, so war es, als er mitten unter uns war!”
Und auch die letzte kleine Szene auf diesem urkirchlichen Bild weist hin auf ihn, den Auferstanden, wie er bei ihnen ist: still, verborgen und doch gegenwärtig. Da sitzen sie und beten, danken und loben ihren Herrn und Meister. Er lebt nicht nur in ihren Erinnerungen, sondern sie begegnen ihm täglich, danken von Herzen und suchen Orientierung für ihr Leben. Sie stellen sich in den Machtbereich Gottes und erfahren von ihm Kraft und Stärke. Sie leben von der Verheißung: „Wo zwei drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.” (Mt 18,20)
Welch ein schönes, welch ein ideales Bild von der Kirche am Anfang! Was waren das für Zeiten! Der goldene Rahmen ist berechtigt. Aber vielleicht sitzt er auch schief. So wie bei dem Familienbild von 1916, das nicht nur die Idylle zeigt, sondern auch schmerzlich daran erinnert, dass der Erste Weltkrieg Familien zerstört hat. Und wenn die Oma von den guten alten Zeiten spricht, dann vergisst sie oft, wie mühsam und anstrengend es war, morgens in aller Herrgottsfrühe und in der Kälte des noch frischen Tages aufzustehen und das Feuer im Ofen anzufachen, damit es in der Küche langsam wieder warm wird. Heute dreht sie die Heizung auf und genießt den kleinen Luxus des Alltags.
Was waren das für Zeiten? So mag man auch ungläubig fragen im Rückblick auf das, was nicht gelungen ist, was aus dem goldenen Rahmen fiel. Die Apostelgeschichte ist zum Glück so ehrlich und rückt auch das eigne Bild zurecht. So einfach war es schon damals nicht mit der Hilfe für die anderen und der Selbstlosigkeit bei Reichtum und Besitz. Hananias und Saphira, wohl ein betuchtes Ehepaar, verkauften einen Acker, gaben aber nicht den vollen Erlös ab. Sie wurden ertappt und fielen tot um vor Scham. „Sie hatten alle Dinge gemeinsam.” (V42b) Diese Aussage aufrecht zu halten, war schon damals schwer. Und auch die konkrete Verteilung zeigte Probleme. Die einen beschwerten sich, dass die anderen mehr bekamen. Allzu menschlich ging es auch damals zu.
Was waren das für Zeiten? Mit Sicherheit nicht nur die goldenen Zeiten des Aufbruchs und des Neubeginns. Und es ist wohl auch nicht das Ideal und das Programm für die Kirche Gottes durch die Jahrhunderte hindurch.
Es reicht nicht aus, die alten Bilder mit einem goldenen Rahmen zu verzieren und in den Erinnerungen stecken zu bleiben.
Aber welche aktuellen Bilder hängen wir neben dieses Bild vom Anfang? Bilder von wunderschönen Kirchen, Kathedralen und Domen, die gen Himmel ragen. Doch wenn wir hineinschauen, sehen wir leere Kirchenbänke. Wo ist die Begeisterung der ersten Stunden, wo ist die Gemeinschaft derer, die füreinander einstehen, die Not lindern, das Brot brechen und miteinander und füreinander beten?
Die Kirche Jesu Christi zeigt sich heute sicherlich anders als damals. Und das ist auch gut und wichtig so. Sie muss sich immer wieder aus ihren alten Strukturen befreien, den goldenen Rahmen der Idylle und der Unveränderbarkeit ablegen und darüber nachdenken und diskutieren, welches Bild sie in einer veränderten Zeit von sich abgeben möchte. Die alten Kirchengebäude sind da sicherlich wichtige „Seh-Zeichen” am Horizont: Orte der Identifikation, Orte, wo Gemeinschaft erlebt wird, Seelsorge mit Händen zu greifen ist.
Doch wo Gemeinde lebt, wo Kirche als Ort der Gottesnähe erfahrbar wird, wo Jesus Christus mitten unter ist – da habe ich Bilder von Menschen und Begegnungen vor Augen. Es sind ähnliche Szenen wie damals in der Urgemeinde, die das Bild von Kirche ergeben. Konfirmanden zum Beispiel, die die Lehre der Apostel neu entdecken, weil sie eine Fotostory zum Glaubensbekenntnis erstellen. Ein Bild aus der Kleiderkammer für die Flüchtlinge oder vom herzlichen Miteinander beim Internationalen Café schenkt der Gemeinschaft und der Frage, wie wir die Not lindern können, eine ganz neue Strahlkraft. Und seitdem Kinder zum Abendmahl zugelassen sind und sie mit den Erwachsenen das Brot brechen, hat eine ganz neue Freude und Fröhlichkeit Einzug gehalten in unsere Gottesdienste. Das würde ich gern fotografieren – oder zumindest ein Bild in meinem Herzen mitnehmen. Und ebenso von dem Besuch im Trauerhaus, als der Sohn der Familie viel zu früh gestorben ist. Die Frage nach dem „Warum” stand im Raum, jedes Wort war zu viel. Aber nicht dieses eine Gebet, das schon zu „goldenen Zeiten” gebetet wurde, aber gerade auf dunklen Wegstrecken dem Leben neue Perspektiven gibt: „Vater unser im Himmel.”
Nein, wir müssen die Kirchenbilder von heute nicht hinter den Bildern von damals verstecken. Die alten Bilder haben uns eine Richtung gegeben. Und ich staune, dass wir weiterhin auf demselben Weg sind.
Aber wohin wird sie gehen, die Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen? Welche Bilder der Zukunft, welche Visionen begleiten uns?
Mein Bild von Kirche hat eine weit geöffnet Tür, die einlädt, nicht ausgrenzt. Eine Kirche, die Heimat und Geborgenheit schenkt, aber auch immer den Blick hinaus offen lässt. Eine Kirche, die sich nicht von den Sorgen um die eigene Zukunft gefangen nimmt, sondern die sich um die Menschen sorgt, die Schutz und Hilfe suchen.
Ich glaube, ich werde die Kinder im Kindergarten fragen, ob sie mir solch eine Kirche malen, damit ich mir das Bild dann aufhängen kann. Das wird sicherlich eine sehr bunte Kirche sein und ich ahne, dass die Kinder die Sonne und einen Regenbogen über das Kirchendach zeichnen, weil diese Kirche Gottes Nähe ausstrahlt und unter seinem Segen lebt.
Amen.
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Die ideale Gemeinde – Predigt zu Apg 2,42-47 von Esther Kuhn-Luz
„Die erste Gemeinde“ ist dieser biblische Text aus der Apostelgeschichte überschrieben.
Meine Güte, welche Idealzustände! Menschen, die alle zu einer Gemeinde dazu gehören und füreinander sorgen, miteinander teilen, die fürsorglich miteinander umgehen und einen Blick haben für soziale Gerechtigkeit. Sie verkauften Güter und Habe, verkauften ihre Immobilien und was sie sonst hatten. Jeder bekommt das, was er und sie nötig haben. Niemand geht leer aus, niemand hat zu viel. Einmütig waren sie – verstanden sich in ihrem gemeinsamen Glauben an den auferstandenen Christus als eine Gemeinschaft. Sie trafen sich regelmäßig, um miteinander Gottes Wort zu hören – im Tempel in Jerusalem. Denn das blieb „Haus Gottes“ – auch für diejenigen, die sich zu Christus bekannten. Denn Jesus selbst hatte doch auch hier gelehrt und war mit vielen Menschen im Gespräch gewesen. Aber sie trafen sich auch in den Häusern, reihum. Sie aßen miteinander – nicht nur die Freunde, sondern alle wurden irgendwo eingeladen. Sie teilten das Brot und erinnerten sich dabei immer an denjenigen, der ihnen das beigebracht hat: Wenn wir Brot teilen, dann werden wir satt. Dann denken wir immer auch an den, der für uns Brot des Lebens geworden ist.
Sie beteten miteinander, waren voller Dankbarkeit, lobten Gott und beteten auch füreinander.
So muss Gemeinde sein!
Ist so Gemeinde? Ja, vielleicht in kleinen Gemeinschaften, auch in Klöstern.
Wir kennen das anders – hier in Rottweil, und überall in der Landeskirche. Ja, wir, die wir hier sitzen, verstehen uns als Gemeinde. Wir zahlen Kirchensteuern, um die Arbeit der Kirche zu unterstützen: die Seelsorge, die Diakonie, die Bildungsarbeit, die Kirchenmusik. Wir unterstützen mit dem Geld auch die kirchlichen Häuser, in denen Menschen in der Gemeinde und in Akademien zusammen kommen. Die Kirchensteuer – eine kleine Erinnerung daran, dass „sie untereinander teilten, je nachdem, wie es einer nötig hatte“ (V. 45b).
Aber dass wir hier mit über 7000 evangelischen Gemeindegliedern in der Rottweiler Kirchengemeinde so füreinander sorgen, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben wird, das kennen wir nicht. Dazu sind wir zu viele. Wir haben aber Strukturen aufgebaut, die dafür da sind, dass anderen Menschen geholfen wird.
Ideal sind wir nicht als Gemeinde, aber auch wir – und damit meine ich alle Gemeinden der Christen und Christinnen in der weltweiten Ökumene – wir „bleiben beständig in der Lehre der Apostel“ (V. 42a). Das Angebot ist jeden Sonntag da: sich von Gottes Wort Orientierung und Stärkung geben zu lassen. Den Gottesdienst als einen Ort der „seelischen und prophetischen Stärkung“ zu verstehen, wie wir das von Fulbert Steffensky letzte Woche gehört haben.
Wir beten füreinander und miteinander und feiern auch regelmäßig miteinander Abendmahl, wir teilen das Brot.
Das alles sind „Erinnerungen“ an die erste Gemeinde der Christusnachfolgenden in Jerusalem. Diese vier Kennzeichen einer christlichen Gemeinde, die Lukas aufzählt: in der Lehre des biblischen Wortes bleiben (griechisch: didache) und in der Gemeinschaft (griechisch: koinonia), im Brotteilen (griechisch: klasis tou artou) und im Gebet (griechisch: Proseuchai) Gemeinschaft zu erfahren. Gemeinschaft untereinander und mit Gott. Das sind die „notae ecclesiae“ geworden. Die Kennzeichen einer Kirche. Wo das stattfindet, findet Kirche statt.
Spannend, dass das nicht an einen Ort gebunden ist, sondern viel mehr ein Handeln beschrieben wird: Kirche ist dort, wo auf Gottes Wort gehört wird, Gemeinschaft erlebt wird, Brot geteilt wird, Menschen im Gebet verbunden sind.
„Brotbrechen“ (V. 42b) heißt es in der Apostelgeschichte immer wieder anstatt „Brotteilen“. Das erinnert an die Eröffnung einer jüdischen Feier mit Gebet und Segen. Und gleichzeitig ist es ein Symbol dafür geworden, dass Jesus als Brot gebrochen wurde, damit viele satt werden. „Er brach das Brot“. Daran haben ihn auch seine Jünger wieder erkannt.
Also – ideal fing die Geschichte der christlichen Gemeinde an. Sozial gerecht und einmütig.
Stimmt das denn?
Wir kennen aus den Briefen des Apostel Paulus so viele Konflikte der Gemeinden.
Da hat jemand den anderen finanziell übervorteilt, also betrogen. In einer anderen Gemeinde trafen sich nur noch diejenigen, die begütert waren – und wollten mit den armen Menschen nichts mehr zu tun haben. Dann gab es jede Menge Konkurrenz und Machtkämpfe – wer ist der „Bestimmer“? Wer hat den bessern Glauben? Wer hat die Macht?
Menschliche Geltungsbedürfnisse waren in den christlichen Gemeinden genauso da wie in der nichtchristlichen Welt.
Und trotzdem.
Der Schreiber der Apostelgeschichte beschreibt den Anfang der christlichen Gemeinde als eine ideale Gemeinde. Und vielleicht ist damit gar nicht so sehr eine historische Realität beschrieben, sondern vielmehr eine Idee, wie sich Menschen zueinander verhalten sollten. Sie alle glauben an den auferstandenen Christus, der in seinem Leben – ganz unabhängig von dem Ansehen der Person – in vielen Begegnungen und Gesprächen die Menschenliebe Gottes spürbar werden ließ.
Der Bericht in der Apostelgeschichte über das Leben der ersten Christen ist ein in die Vergangenheit verlegter Zukunftstraum.
Und eine gute Zukunft kann man nur gestalten, wenn es einen guten Anfang gibt.
Wir erzählen uns unsere Geschichten so, dass es einen guten Anfang gibt. Das tun wir in unserer Biografie. Unsere Lebensgeschichte soll einen guten Anfang haben – und manche verändern im Nachhinein auch manches, um sich selbst Mut zu machen. Wenigstens der Anfang war gut.
Nachher werden wir hier im Gottesdienst sechs Kinder taufen – das ist auch eine Erinnerung an einen guten Anfang: Dass das Leben in Gott beginnt und deshalb einen guten Anfang hat.
Das gilt auch für die Geschichten, die von großen Aufbrüchen erzählen, die Menschen in die Freiheit geführt haben: vom Exodus über die Arbeiterbewegung, von der Theologie der Befreiung – auch der feministischen Theologie – bis hin zur großen Friedensvision Europas in der EU.
Auch wenn die Anfänge nie ganz ideal waren – die Geschichten darüber wurden als ideale Anfänge erzählt. Denn die Anfänge unserer Geschichten geben uns Orientierung und Kraft und Verheißung, wohin unsere Wege gehen können.
So ist das ja auch in den Anfangsgeschichten der Bibel.
Die Schöpfungsgeschichte erzählt von den guten Anfängen. Bei jedem Schöpfungswerk Gottes heißt es: „Und Gott sah, dass es gut war.“
Im Johannesevangelium lesen wir eine andere Geschichte eines guten Anfangs:
„Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.“
Es gibt keine Welt ohne Gottes Wort, meint Johannes. Und in Gottes Wort gibt es immer wieder Anfänge, weil es am Anfang war.
Auch die Weihnachtsgeschichten sind solche guten Anfangsgeschichten. Mitten in der Armut, mitten in der Nacht, mitten in der Dunkelheit, mitten in der Hoffnungslosigkeit fängt Neues an. In einem zarten Kind. Der Anfang aller Anfänge.
Auch dieser Bericht von der ersten Gemeinde der Christusnachfolgenden – eine christliche Gemeinde und Kirche hat sich ja erst später gegründet – auch dieser Bericht über ein ideales Zusammenleben der ersten Christen und Christinnen ist so eine Schöpfungsgeschichte, ein guter Anfang! Damit wir eine Orientierung haben, wie es sein sollte.
Die Erinnerung sagt: „Es war einmal“. Weil es einmal so sein soll. Der geglückte Anfang verspricht das glückende Ende. Als Utopie. Einen Ort, den es noch nicht gibt, den wir aber ersehnen.
Weder damals noch heute gibt es die „ideale Gemeinde“. Aber mit dieser Beschreibung aus der Apostelgeschichte haben wir eine Idee, wie Gemeinde sein könnte.
Deswegen regt sich ja zum Glück auch so viel Protest, wenn gerade in Kirchengemeinden zu viel Geld für Luxus ausgegeben wird und zu wenig für soziale Projekte. Weil das so im Gegensatz steht zu dieser Beschreibung: Sie teilten alles, je nachdem wie es einer nötig hatte.
Deswegen sind ja in einer Kirchengemeinde zwar nicht Konflikte, aber zerstörerische Machtauseinandersetzungen so verheerend, weil sie gar nichts mehr davon zeigen, wie eine Gemeinde in Christus einmütig ist. Obwohl es doch der eine Christus ist, nach dem sich alle Christen und Christinnen nennen.
„Diese Geschichte der ersten Gemeinde ist wie die Unruh einer Uhr. Sie treibt unsere Lebensuhr weiter und sagt uns, dass die Zeit des Gelingens noch aussteht und wir noch nicht in dem Land sind, in dem alle in Frieden wohnen können.“(Fulbert Steffensky, Der Schatz im Acker, S. 80f)
Aber die Sehnsucht teilen wir. Das treibt uns voran. Und das gibt uns immer wieder Motivation, uns für eine Gemeinde zu engagieren, in der etwas davon zu spüren ist, dass Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Berufen und Biografien und Prägungen, mit verschiedensten Begabungen und Verletzungen im „Gasthaus Kirche“ genährt werden können.
Mich beschäftigt aber noch etwas.
Wie kam es eigentlich dazu, dass sich Menschen veränderten, dass sie bereit waren, sich zu einer Gemeinde, einer Gemeinschaft zusammen zu schließen und füreinander zu sorgen, füreinander Verantwortung zu übernehmen?
Da müssen wir noch einmal – biblisch gesehen – einige Wochen zurückgehen. Vor acht Wochen haben wir Pfingsten gefeiert. Dieses Geschenk der Geisteskraft Gottes, die uns bewegt. Die uns hilft, mit der Unsichtbarkeit Gottes zurechtzukommen, weil wir Gottes Kraft spüren, in uns, in Begegnungen, in Worten, in Gesten.
Diese Erzählung steht direkt vor unserem Text über die erste christliche Gemeinde – übrigens noch jenseits aller Konfessionen! Auch das ist eine Erinnerung, die ein Ziel vorgibt für kirchliches Handeln in der Zukunft!
Also direkt davor wird erzählt, was der Pfingstgeist bewirkt hat: Die Menschen haben die Worte, die sie gehört haben, verstanden! In ihrer Sprache. In ihrer Muttersprache, in ihrer Herzenssprache, in ihrem Dialekt. Sie haben verstanden, dass Gott in Christus gegenwärtig war und dass er es auch bleibt. Denn der Tod hat keine endgültige Macht mehr.
Sie haben die Psalmworte gehört und verstanden, dass das auch ihre Worte sein können. „Ich habe den Herrn allezeit vor Augen. Er steht mir zur Rechten. Darum ist mein Herz fröhlich. Mein Leib wird ruhen in Hoffnung. Du wirst mich nicht dem Tod überlassen. Du hast mir kundgetan den Weg des Lebens, du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht!“ (Psalm 16).
Sie haben so zugehört, dass diese Worte in der Pfingstpredigt des Petrus in ihnen etwas verändert haben. Und sie wurden mutig, auf zu hören und auf Gottes Wort wirklich zu hören.
Marianne Gronemeyer hat ihn ihrem Buch „Genug ist genug. Über die Kunst des Aufhörens“ diesen Zusammenhang so eindrucksvoll beschrieben, wie ein wirkliches Hören uns dazu bewegen kann, aufzuhören mit dem, was uns das Leben schwer macht – und etwas in Bewegung kommt.
„Reden ist Silber – Hören ist Gold“.
„Gewicht hat im herkömmlichen Dialog nur der Sprecher, während der Hörer fast übersehen wird. Er ist oft nur die Landebahn für die niedergehenden Worte und kann sich nur Geltung verschaffen, wenn er selber das Wort ergreift. Sein Schweigen findet keine Zuhörer.“(S. 127)
Diese Art zu reden kann belehren. Aber es verändert nichts, weil nichts in Bewegung kommt, weil dem Zuhören und den Zuhörenden zu wenig Beachtung, Bedeutung gegeben wird. In einem wirklichen Gespräch ist der Redende daran interessiert, wie und ob die Zuhörenden sich bewegen lassen – und wartet auf Reaktion.
Die Kunst, zu zuhören, verändert den Sprechenden. Erst das wirkliche Zuhören gibt dem Menschen, der spricht, Bedeutung, weil erst das Zuhören eine Veränderung bewirken kann, die die reinen Worte nicht erreichen können.
Die Bereitschaft, so zuzuhören, so auf etwas, auf jemanden zu hören, dass sich in mir und mit mir etwas verändert, das war wohl das eigentliche Pfingstwunder.
Die Predigt des Petrus war das eine. Aber die Kunst, so zuzuhören, dass Menschen berührt und bewegt wurden und den Mut bekommen haben, auf das zu hören, was ihnen in Christus Orientierung und Kraft und Hoffnung gibt, das war der Ursprung der ersten christlichen Gemeinde.
„Als sie das aber hörten, ging‘s ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: ‚Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?‘“ (V. 37)
So dem Wort Gottes zuzuhören, dass wir uns berühren und bewegen lassen und einmütig im Geist Gottes füreinander und miteinander Verantwortung übernehmen – das schenke uns die Geisteskraft Gottes.
Amen.
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14.08.2016 - 12. So. n. Trinitatis
10.07.2016 - 7. So. n. Trinitatis
Wunder geschehn - Predigt zu Apostelgeschichte 2,1-18 von Frank Fuchs
Wunder geschehn
1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. 2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen; 4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.
5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6 Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 7 Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? 8 Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? 9 Parther und Meder und Elamiter, und die wir wohnen in Mesopotamien und in Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, 10 Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Lybien und Einwanderer aus Rom, 11 Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden.
12 Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? 13 Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein. 14 Da trat Petrus auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr zu Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen. 15 Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; 16 sondern das ist's, was durch den Propheten Joel zuvor gesagt ist: 17 "Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; 18 und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen.
Liebe Gemeinde,
der Pfingstsonntag ist für mich ein besonderer Tag im Leben. Denn vor drei Jahren kam am Abend dieses Tages unser jüngstes Kind zur Welt. Das wäre jetzt noch nichts Besonderes. Unser 4. Kind wurde aber ausgerechnet genau an dem Datum geboren, an dem auch das 4. Kind meiner Großmutter das Licht der Welt erblickt hatte. Die Familie war jetzt wie die Familie meiner Großmutter komplett. Tragischerweise starb das jüngste Kind meiner Großmutter, also mein Onkel, bei einem Verkehrsunfall, als er ein junger Mann war. Dadurch mischt sich in die Freude an diesem Tag auch Trauer. Vielleicht fällt gerade deshalb das Zusammenfallen beider Geburtstage umso mehr auf. Jedenfalls ist dieser Zusammenhang so etwas wie ein Pfingstwunder für mich. Manchmal passieren Dinge, die wir uns kaum erklären können. Ist es reiner Zufall? Oder ist es Fügung und hat etwas von einem Wunder?
Mit Trauer und Freude hat auch Pfingsten zu tun. Denn an Himmelfahrt hatte Jesus endgültig die Jünger verlassen. Was sollte nun aus ihnen werden ohne ihren Herrn und Meister? War die Geschichte des Christentums zum Ende gekommen? Immerhin war es nach Hinrichtung und Tod Jesu nun ein gutes Ende. Aber dass Jesus nun die Jünger für immer verlassen hatte, hat sie das ganz sicher verunsichert. Sie trauerten der gemeinsamen Zeit mit Jesus nach. Sie fragten sich, was jetzt kommt, wenn es denn überhaupt noch weitergeht. Eine Möglichkeit schien für sie zu sein, dass die Zeit nun erfüllt ist und das von Jesus angekündigte Reich Gottes auf Erden verwirklicht wird. Das war auch die letzte Frage der Jünger an Jesus, bevor er sie verlassen hat. Soll das Reich Gottes nun kommen? (Vgl. Apg 1,6) Jesus antwortete darauf, dass niemand den Zeitpunkt des Kommens des Reiches Gottes wissen könne. Er verheißt ihnen aber: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und ihr werdet meine Zeugen sein. Apg 1,8 An seine Stelle tritt der Heilige Geist. Die Geschichte geht als weiter. In ihre Trauer kann sich Freude mischen. Der Auferstandene teilt den Jüngern mit, dass sie Jerusalem nicht verlassen sollen. Er sagt ihnen wie folgt Pfingsten voraus: Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. Apg 1,5 Dies zeigt, dass die Taufe im Christentum mit dem Geschehen an Pfingsten fest verbunden ist. Vorher gab es nur die Taufe mit Wasser. Jetzt aber gibt es die Taufe mit dem Heiligen Geist.
Wenn wir heute im Gottesdienst die Taufe eines Kindes erleben, dann vertrauen wir in der Nachfolge von Pfingsten darauf, dass der Heilige Geist in der Taufe wirkt. Pfingsten schärft unseren Blick dafür, dass Wunder gar nicht so weit weg von uns sind. Die Geburt eines Kindes wie die von Jonathan am 4. März ist schon wie ein Wunder. Vorher war das Kind vor allem durch das Strampeln oder auch durch den Schluckauf im Bauch zu spüren. Wie groß ist die Freude, wenn man es in den Händen hält. Die Dankbarkeit für dieses Glück ist wohl mit ein Grund dafür, dass Sie, liebe Eltern, Ihr Kind zur Taufe bringen. Für sein Leben erbitten wir Gottes Segen.
Wir sagen dann, dass etwas wie ein Wunder war. Dass es ein Wunder war, getrauen wir uns kaum zu sagen. Das hat natürlich auch mit unserem modernen Weltbild zu tun, nach dem alles wissenschaftlich erklärbar ist. Das Wunder an Pfingsten besteht darin, dass Menschen in fremden Sprachen sprechen und doch verstanden werden. Die Fremden, die nach Jerusalem zum Fest gepilgert sind, hören die Jünger in ihren eigenen Sprachen reden. So hören sie vertraute Worte und sind einander nicht mehr fremd. Damit war für sie in der Fremde überhaupt nicht zu rechnen. Entsprechend sind sie erstaunt und entsetzt, was da geschehen ist. Es ist nicht zu erklären, was da passiert. Deshalb meinen nun einige, dass sie zu sehr dem Alkohol zugeneigt waren und sich mit Wein verköstigt haben. Das ist eine naheliegende Erklärung für das Stimmengewirr, das zu hören ist. Erst Petrus kann ihnen die verwirrende Situation deuten, indem er erklärt, dass es ja erst 9 Uhr morgens nach unserer Zeit ist. Das ist wirklich zu früh für einen Umtrunk. Denn so früh morgens war auch am Himmelfahrtstag, der landläufig als Vater- oder Herrentag bezeichnet wird, noch niemand berauscht. Vielmehr verweist Petrus auf den Propheten Joel, der die Ausgießung des Heiligen Geistes vorausgesagt hat. Die Pfingstgeschichte ist die Gegenschichte zu Erzählung vom Turmbau zu Babel. Nachdem Gott die Menschen wegen ihres Hochmuts in viele Sprachen getrennt hat, sind sie nun im Geist Gottes vereint.
In Gottes Geist vereint zu sein, das ist ja der tiefere Sinn von Pfingsten. Es war für mich im letzten Jahr wie ein Wunder, dass wir zum ersten Mal mit den vier christlichen Gemeinden in unserer Stadt am Pfingstmontag nicht nur Gottesdienst gefeiert haben, sondern auch ein gemeinsames Gemeindefest. Mit Begeisterung haben viele mitgewirkt. Bei allen Diensten gab es am Ende mehr Helfer als nötig waren. Wenn sich Christen auch mit unterschiedlichen Bekenntnissen verstehen können, dann ist es, als würden sie in einem Geiste sprechen. Auch wenn freikirchliche, katholische oder evangelische Christinnen und Christen in manchen Standpunkten wie bei der Taufe getrennt sind, kommen sie an diesem Tag vereint zusammen. Morgen soll es wieder so sein.
Bei manchen Ereignissen sagen wir gern: „Das war für mich wie ein Wunder.“ Es bleibt dann der Vorbehalt, dass es eigentlich kein Wunder war. Wir können es auch anders erklären. Es war nur Zufall oder einfach etwas Besonderes. Mehr nicht. Pfingsten lädt uns aber dazu ein, die Wunder Gottes zu sehen. Manchmal ist es mehr als nur Zufall – oder eben etwas ganz Besonderes. Vertrauen wir auf Gottes Geist, dann können wir mit Wundern rechnen – auch heute.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Lied: Jauchz Erd, und Himmel, juble hell, 127,1-2
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Wie sich Pfingsten aktuell ereignen kann - Predigt zu Apostelgeschichte 2,1-18 von Jens Junginger
Wie sich Pfingsten aktuell ereignen kann
Erzählpredigt in einem Familiengottesdienst mit Taufen und Menschen aus anderen Kulturkreisen und Nationen ( Apostelgeschichte 2,1-18)
Hinführung: Kurzes Gespräch mit Kindern in welchen Städten sie schon mal waren,
wie ihnen Städte gefallen oder nicht gefallen?
Früher sahen Städte anders aus, als heute. Und wenn ich „Früher“ sage, dann meine ich, vor 2000 Jahren, in der Zeit als Jesus und seine Freunde gelebt haben.
Anstelle von Autos und Fahrrädern gab es da Eselskarren.
Die Straßen waren nicht gepflastert, geteert, sondern staubig und trocken.
Die Häuser waren kleiner und hatten flache Dächer.
Die Leute waren draußen unterwegs, in den Straßen, Gassen und auf den Plätzen.
Dort traf man sich. Dort wurde verhandelt und gehandelt.
Man erzählte sich das Neuste, aus dem eigenen Leben: Oder man sprach über besondere Ereignisse.
Eine solche Stadt, mit einem großen Marktplatz war die Stadt Jerusalem.
Und auf dem Marktplatz in Jerusalem, da feierten die Menschen ihre besonderen Feste.
Die hatten einen bestimmten Grund. Oft erinnerte man bei diesen Festen, an Ereignisse in der Vergangenheit. An den Auszug des Volkes aus der Sklaverei und an Gottes Hilfe und Begleitung auf diesem Weg.
Da gab es das ganz wichtige Passahfest.
Es erinnert an das letzte stärkende gemeinsame Essen des Volkes vor dem Auszug. Da musste es schnell gehen. Es reichte nur noch ungesäuertes Brot herzustellen.
Jesus war anlässlich dieses Passahfestes zum letzten Mal mit seinen Jüngern zusammen. Es war, als Jesus gesagt hat, dass einer seiner Freunde ihn verraten würde. Ein Tag später dann wurde er gefangen genommen und gekreuzigt.
Fünfzig Tage nach dem Passahfest wurde das nächste Fest gefeiert. Es hatte den ungewöhnlichen Namen „Schawuot“. Wörtlich heißt das: „Siebenwochen“.
Denn, sieben Wochen mal sieben Tage sind 49 Tage. Also wurde am 50sten gefeiert.
Und bei diesem Fest wurde daran erinnert, dass das jüdische Volk bei seiner langen Wanderung aus der Sklaverei in Ägypten von Gott unterstützt wurde. Am Berg Sinai haben sie die Weisungen Gottes, die Thora erhalten, sozusagen einen Teil der Bibel. Weisungen wie sie miteinander leben und umgehen sollten.
Sie feierten, dass Gott ihnen ein Geschenk gemacht hat, dass Gott unmittelbar Kontakt mit ihnen aufgenommen hat.
All diese Feste wurden draußen auf dem Marktplatz in Jerusalem gefeiert.
Da waren die Bewohner der Stadt Jerusalem auf dem Markt. Und noch viele mehr. Menschen aus vielen anderen Ländern. Man hörte sie dort in ihren Muttersprachen reden.
Es hört sich märchenhaft an, wenn man die Namen der Länder nacheinander aufzählt, aus denen sie kamen:
… aus Persien, Medien und Elam.
… aus Mesopotamien,
Judäa, Kappadozien,
aus Pontus und der Provinz Asien,
aus Phrygien und Pamphylien.
Aus Ägypten und der Gegend von Zyrene in Libyen,
ja sogar aus Rom sind Besucher hier.
Auch Kreter und Araber sind dabei. (vgl. Apg 2,9-11)
Wenn man sich das auf der Landkarte anschaut, dann sehen wir:
Sie kamen aus [gesprochen von den Gottesdienstbesuchern aus ihren ursprünglichen Heimatregionen] aus
Afrika und Syrien, Irak, Iran, Afghanistan.
Aus Griechenland, der heutigen Türkei und und und.
Sie hatten den gleichen Glauben.
Sie waren gekommen um mitzufeiern.
Es ging also total bunt zu auf dem Marktplatz, vielsprachig, farbig, lebendig, freudig, quirrlig.
Und alle freuten sich daran, keiner ärgerte sich über die Vielfalt oder rümpfte die Nase.
Inmitten dieses aufgeregt fröhlichen Treibens war eine Sache etwas seltsam und auffällig:
Ein Haus war verschlossen: Tür und Fenster waren zu.
Warum nur?
Darüber wurde unter den Leuten natürlich getuschelt und geschwatzt.
Erst recht, weil man wusste, dass Leute drin waren.
Tatsächlich hatten sich in diesem Haus einige eingeschlossen.
Es waren die Freunde und Freundinnen Jesu.
Die waren noch immer durcheinander. Ein paar Wochen war es nun her gewesen, dass Jesus mit ihnen zuletzt zusammen gewesen war, dann gefangen genommen, gekreuzigt und begraben worden war.
Drei Tage danach war dann das Grab leer. Und sind ihm einige noch auf ungewöhnliche Weise begegnet.
All die Erlebnisse und Ereignisse hatten sie noch nicht verarbeitet.
Und vor wenigen Tagen dann dieses allerletzte Erlebnis:
Als Jesus sie wissen ließ:
Ich werde den Geist zu euch senden,
…
Bleibt hier in der Stadt,
bis ihr diese Kraft von oben empfangen habt.«
Dann hatte er mit ihnen die Stadt verlassen
die Hände gehoben und sie gesegnet.
51Und während er sie segnete,
entfernte er sich von ihnen
und wurde zum Himmel emporgehoben. (Lukas 25,49ff)
Und nun sollten sie sich auf den Weg machen und von Jesus erzählen „in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“ (vgl Apg1,8)
Sie sollten andere zu Jüngern machen, taufen
und die Menschen lehren alles, was Jesus gesagt hatte (vgl Mt 28).
Das war schon ziemlich heftig.
Was für ein gewaltiger Auftrag. So viel Verantwortung!
Wie konnten sie dem gerecht werden?
Wie sollten sie es angehen?
Sie waren verunsichert und ängstlich.
Was würde passieren, wenn sie jetzt einfach das Haus verlassen und hinausgehen würden, mitten auf den Marktplatz?
Wie würden die Menschen draußen reagieren?
Wie würden sie schauen?
Würden sie mit den Fingern auf sie zeigen?
Was würden sie mit ihnen machen?
Doch was war das? [Windrauschen/ Orgelimprovisation]
Plötzlich kam vom Himmel her ein Rauschen
wie von einem starken Wind.
Das Rauschen erfüllte das ganze Haus,
in dem sie sich aufhielten.
3Dann erschien ihnen etwas wie züngelnde Flammen.
Die verteilten sich
und ließen sich auf jedem Einzelnen von ihnen nieder.
Ein Brausen und Rauschen, ein kräftiger Wind.“(Apg2,2f)
Irritiert schauten sie sich an.
Was war hier los?
Neugierig, gespannt, interessiert rannten aus ihrem Haus auf den Marktplatz.
Mitten in die bunte Menge hinein liefen sie.
Ihr Ängstlichkeit, ihre Sorge, ihr Zweifel - alles war wie weggeblasen.
Mit einem Mal.
Und nun waren sie mitten drin.
Sie strahlten, sie waren begeistert, fasziniert und – oh Wunder - voller Kraft und Energie.
Die Freunde Jesus hatte mit einem Mal eine feurige, ja, eine heilige Begeisterung erfasst, die man mit dem Verstand allein nicht zu erfassen oder zu erklären war.
Für einen von ihnen, Petrus, war das wie ein gewaltiger Energieschub. Er ergriff das Wort und sagte.
Ihr Männer von Judäa!
Bewohner von Jerusalem!
Lasst euch erklären,
was hier vorgeht,
und hört mir gut zu!
15Diese Leute sind nicht betrunken,
wie ihr meint.
Es ist ja erst die dritte Stunde des Tages.
16Nein, was hier geschieht,
hat der Prophet Joel vorhergesagt:
17›Gott spricht:
Das wird in den letzten Tagen geschehen:
Ich werde meinen Geist über alle Menschen ausgießen.
Eure Söhne und eure Töchter werden als Propheten reden.
Eure jungen Männer werden Visionen schauen
und eure Alten von Gott gesandte Träume träumen. (Apg 2,14-18)
Was für eine Aussage!
Dieser Geist Gottes beflügelt, lässt uns Visionen schauen und Träume träumen,
davon, dass Sprache, Dialekte, kulturelle Prägung
kein Hinderungsgrund mehr sind, für Verständigung,
kein Hinderungsgrund mehr sind,
für ein Aufstehen und Aufeinander zugehen - hier bei uns, in unserer Stadt, in Europa.
Wir müssen deshalb nicht gleich alles verstehen, tolerieren, akzeptieren, was mein Gegenüber denkt und sagt. Nein, das müssen wir nicht. Aber!
Verständigung beginnt, indem wir die inneren Blockaden, Aversionen, die Ablehnung und Abschottung überwinden – indem sich die Herzen füreinander öffnen.
Und, indem wir anderen sagen, was uns wichtig ist.
Dieser Geist Gottes wurde ausgegossen über zwei kleinen Mädchen.
Sie sprechen unterschiedliche Sprachen. Sie gehen zusammen in den Kindergarten.
Die vierjährige Lissy erzählt ihrer Mama zuhause nahezu täglich wie toll sie mit ihrer Freundin spielen kann.
Auf die Frage der Mama:
„Aber wie sprecht ihr denn miteinander? Ihr sprecht doch nicht die gleiche Sprache, sagt Lissy. Das ist ganz einfach.
Ich spreche halt wie ich spreche und sie spricht wie sie spricht.
Wir verstehen uns, aber vielleicht kannst du das nicht verstehen.?
Da ist er spürbar, zwischen diesen beiden Mädchen. Dieser sanfte Windhauch. Der Geist Gottes. Der Heilige Geist.
Da sieht man die Hoffnungs- und Friedenbotin durch die Lüfte segeln, die Taube, mit der wir die Kraft des Heiligen Geistes symbolisch darstellen.
Und so feiern wir als Christen das Pfingstfest Kraft des Heiligen Geistes zusammen mit Menschen aus anderen Kulturkreisen als Fest der Grenzen-, Sprachen- und kulturübergreifenden Verständigung und des Friedens.
[Mitchristen aus anderen Ländern melden sich in ihrer Muttersprache]
Ich heiße … und komme aus….
Ich bin Christ/in
Ich freue mich, dass wir Christen das Pfingstfest haben.
Es ist das christliche Fest, bei dem Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen zusammenkommen und zusammen feiern.
Es ist ein internationales Fest.
Es ist schön, dass wir zusammen sind.
Wir wollen dieses Fest in Zeiten wie diesen wieder ausgiebiger und bewusster feiern, es mit Leben füllen und Zeichen setzen
Amen
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Globalisierung aus Galiläa - Predigt zu Apostelgeschichte 2,1-21(36) von Wolfgang Vögele
Globalisierung aus Galiläa
„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein. Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt. Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.« So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.“
Liebe Gemeinde,
zu Beginn der Pfingstferien zählt der Evangelist Lukas verlockende Reiseziele auf. Iran und Irak, die Lukas Mesopotamien nennt, sowie Libyen empfehlen sich vielleicht nicht wegen der Kriegsgefahr, aber Reisen nach Kappadozien, heute in Zentralanatolien, nach Ägypten, nach Pontus, einer Region am Schwarzen Meer und in die Provinz Asien, heute die westliche Türkei, kann jedes Reisebüro in unterschiedlichen Preisklassen buchen. In der touristisch gut erschlossenen Türkei und in Griechenland muß niemand die Landessprache beherrschen, um sich verständlich zu machen. Die Rezeptionistin im Hotel, die Verkäufer im Bazar und die Vermieter der Sonnenschirme am Strand werden in der Regel Englisch oder ein paar Brocken Deutsch beherrschen. Die Griechen verwenden nicht das lateinische Alphabet, aber mit ein wenig Raten kann man griechische Ortsnamen, in griechischer Schrift geschrieben, schnell erkennen.
Wer einen Flug über Europa hinaus bucht, kann sich in einem fremden Land mit anderen Schriftzeichen schnell hilflos und verlassen fühlen, angefangen in Rußland, weiter über Oman und Qatar bis nach China und Japan. Für Reisende, die kyrillische oder arabische Schrift nicht beherrschen und japanische Schriftzeichen nicht erkennen, werden Bahnhöfe und Flughäfen zum Labyrinth und Restaurantbesuche zu einer Lotterie der Mahlzeiten.
Erfahrene, weitgereiste Rucksacktouristen greifen in Ländern, deren Sprache und Schrift sie nicht beherrschen, auf ein „OhneWörterbuch“[1] zurück. Darin finden sie für die wichtigsten Alltagssituationen Bilder, auf die sie zur Verständigung zeigen können. Und wenn sie Glück haben, zeigen ihre Gesprächspartner dann auf ein anderes Bild derselben Seite, um dann das billige Hotel mit Doppelzimmer, die glutenfreie Mahlzeit und die Abfahrtszeit des nächsten Busses in die Provinzhauptstadt zu erfahren.
Sprache und Schrift sorgen im gelingenden Fall für Orientierung, Verständigung und für ein nicht zu unterschätzendes Gefühl von Geborgenheit. Wo das fehlt, entstehen schnell Gefühle von Verlassenheit und gelegentlich von Verzweiflung, so beim unerfahrenen deutschen Touristen in der U-Bahn von Tokio oder beim syrischen Flüchtling, der vor einem bayerischen Grenzpolizisten in Passau steht, oder beim afghanischen Asylbewerber, der in Clausnitz in der Nacht den Bus verlassen will.
Sprache (und Schrift) sorgen für Verständigung und Orientierung. Denn wer nicht weiter weiß, kann freundlich und höflich nachfragen. Verständigung verbindet sich mit Wissen, Heimatgefühl und Vertrautheit, mit Beziehungen, Familie und Freunden, mit gemeinsam geteilten Werten. Sobald dieses Gebäude der Verständigung in Unordnung gerät, entstehen Ängste, bei den Touristen genauso wie bei den Flüchtlingen.
Die Sprache und der Heilige Geist sind auf das engste miteinander verknüpft. Wie die Sprache sorgt auch der Heilige Geist für Verständigung und Orientierung, im Glauben sehr viel mehr als in der Lebenswelt. Aber die Verständigung des Glaubens schließt an die Verständigung innerhalb der Lebenswelt an.
Die Verständigung, die mit Hilfe des Heiligen Geistes geschieht, schafft etwas Neues, eine geistliche Gemeinschaft der Freiheit, des Vertrauens und der gegenseitigen Wertschätzung. Das geschieht, indem der Geist eine neue Sprache stiftet. Um diesen theologischen Gedanken zu erklären, nimmt Lukas eine Fülle anschaulicher Bilder zu Hilfe: Wie ein Sturm braust der Geist vom Himmel. Ein gewaltiger Wind weht alle trüben Gedanken aus den Köpfen der Jünger. Ein Feuer kommt über die Gruppe der Zwölf, und sie erwachen zu einem neuen Enthusiasmus. Über den Jüngern schweben Zungen, Zeichen dafür, daß sie plötzlich in Sprachen reden können, die sie niemals gelernt haben.
Liebe Gemeinde, man darf die Bilder, die Lukas für den Geist gefunden hat, nicht ganz wörtlich nehmen. Genau das haben die unbekannten Meister mittelalterlicher Bilder getan, aber mit dieser Anschaulichkeit haben sie die Betrachter ihrer Altarbilder und Deckenfresken auch in die Irre geführt. Die Bilder machen das Wunder anschaulich, das in Jerusalem geschah. Das eigentliche Wunder von Jerusalem aber besteht nicht in Zungen, Wind und Feuer, sondern in Verständigung, Orientierung und geistlicher Gemeinschaft. Mit Metaphysik und Magie hat es wenig zu tun.
Auch das kann man sehr gut an den Pfingstbildern mittelalterlicher Meister lernen. Oft sitzen oder stehen die Jünger im Halbkreis, manchmal zusammen mit Maria, der Mutter Jesu. Alle tragen sie lange, in Falten fallende Gewänder, unter denen die nackten Füße hervorschauen. Mit ihren Händen zeigen sie aufeinander, oder sie halten Bücher und Schriften, in denen sie gerade studiert haben. Über ihnen im blauen Himmel schwebt die golden strahlende Taube des Heiligen Geistes.
Entscheidend ist aber: Die Köpfe der Jünger befinden sich alle auf gleicher Höhe. Alle Jünger tragen den gleichen Heiligenschein. Von der Taube des Heiligen Geistes gehen zwölf Strahlen aus. Alle Jünger haben am Geist in derselben Weise Anteil. Der Heilige Geist macht die Jünger gleich, und deshalb begegnen sie sich in einem Halbkreis auf Augenhöhe. Das ist das Pfingstwunder: Der Heilige Geist verbindet die Jünger zu einer neuen Gemeinschaft mit dem Auferstandenen. Sie beruht auf der Gleichheit aller: Niemand wird bevorzugt, niemand wird benachteiligt. Es entsteht eine Gruppe, in der sich weder eine klerikale Hierarchie noch eine soziale Hühnerleiter spiegelt. Kein Jünger gibt sich den vergangenen Rivalen- und Rangordnungskämpfen hin, die die Leser der Evangelien noch in unguter Erinnerung haben. Kein konsistoriales Personalreferat teilt die Jünger nach Besoldungsgruppen, Tarifen und den liebevoll gepflegten privaten Vorlieben ein. Diese Gemeinschaft braucht auch keine Reformleuchttürme, denn sie leuchtet schon von selbst, nämlich durch die Kraft des Heiligen Geistes. Und sie leuchtet nicht nur nach innen, sondern auch nach außen.
Diese durch Verständigung gebildete geistliche Gemeinschaft strahlt auf andere aus. Sie findet ihren besonderen Zweck darin, daß diese geistliche Gemeinschaft sich teilt und ausbreitet. Die geistlichen Kräfte, die von Gott kommen, heben die Abstoßungskräfte auf, welche Menschen voneinander trennen. Der Enthusiasmus des Geistes wirkt gegen Angst, Einsamkeit und Verzweiflung.
Die Kraft des Geistes erzielt bei den Jüngern eine dreifache Wirkung.
Zum einen gewinnen sie ein neues Verhältnis zur eigenen Lebensgeschichte. Die Jünger haben sich nicht an Pfingsten kennengelernt. Sie haben sich, als Jesus noch lebte, gegenseitig beschimpft, sie haben versucht, sich zu übertreffen. Sie wollten vor Jesus unbedingt anerkannt sein und gewürdigt werden. Trotzdem haben sie Jesus verraten. In der Kraft des Heiligen Geistes ist das nicht vergessen, aber diese unschönen Geschichten wirken sich nicht mehr verhängnisvoll auf die gegenwärtige Gemeinschaft der Jünger aus. Sie können im Licht der Vergebung auf ihre Vergangenheit blicken.
Zum zweiten ebnen sich Unterschiede ein. Der dauernde Wettbewerb wird eingestellt. Die Jünger müssen sich nicht mehr gegenseitig übertrumpfen. Im Heiligen Geist gewinnen sie eine Gemeinschaft, die sie zu Brüdern (und Schwestern) im Geiste Christi zusammenfügt.
Und zum dritten überwinden die Jünger in der Kraft des Heiligen Geistes ihr Alleinsein. Sie müssen nicht mehr für sich selbst kämpfen. Sie können ihre Lebensziele neu ausrichten, weil sie nicht mehr an die Ziele Selbstbehauptung und Selbstbewährung und Selbstrechtfertigung gefesselt sind.
Der Evangelist erklärt die Wirkungen des Geistes mit Hilfe eines Zitats aus dem Alten Testament. Der Geist überrascht die Jünger. Sein Kommen setzt nach Kreuz und Auferstehung Jesu Christi die Geschichte fort, die Gott mit dem Volk Israel begonnen hat. Die Befreiung Israels aus Ägypten entspricht der Befreiung, die der Heilige Geist der ersten christlichen Gemeinde stiftet. Und damit hört es nicht auf.
Diese Kraft des Heiligen Geistes strahlt nicht nur auf die Jünger aus. Gott hat sie allen Menschen verheißen, die in der Nachfolge der Jünger in christlichen Gemeinden leben, in der gesamten Ökumene. Es kommt entscheidend darauf an, den Geist zu empfangen. Wer versucht, ihn durch Höchstleistungen und anstrengende Werke herbeizuarbeiten, der wird scheitern, weil er nur Hierarchien befestigt und Grenzmauern erhöht. Wer aber auf den Geist warten kann, dem ist eine Kraft Gottes verheißen, die kein Gemeindeaufbauprogramm und keine Kirchenreform zum Verstummen bringen kann. Wer auf den Geist wartet, der lebt aus dem Gebet, aus der Bitte an Gott, daß er wachsen lassen möge, was Menschen nicht zum Wachsen bringen können. Wer auf den Geist wartet, der lebt aus einer Haltung der Achtsamkeit und Geduld, aus dem Verzicht auf ein überstürztes und vorschnelles Handeln, das mehr zerstört als es aufbaut. Wer auf den Geist wartet, der lebt aus einer Haltung des Respekts vor der Würde seiner Schwestern und Brüder, aus dem tiefen Glauben, daß sie alle in gleicher Weise vom Auferstandenen angenommen sind.
Wer – gerade an Pfingsten – auf den Geist warten kann, der wird nicht enttäuscht. Wer den Geist spürt, der wird zum geduldigen Beter, der den Atem seiner Mitbrüder und -schwestern an seiner Seite spürt. Das ist die größte Hoffnung der Christen, die am besten und nachhaltigsten Gemeinde baut und erbaut. Und jeder kann das spüren, daß der Geist wirkt: Jemand kann plötzlich über seinen eigenen Schatten springen. Neue Bewegungen und Veränderungen ergeben sich. Streit verwandelt sich in Gespräch und Aufeinanderhören. Unverständnis und Unwissenheit verwandeln sich in Verständnis, Gnade und Liebe. Gemeinden verlassen sich nicht mehr auf sich selbst, sondern gehen im Vertrauen auf Gott Schritte, die sie sonst unterlassen hätten.
Gott zwingt niemanden, solche Schritte zu tun. Aber er traut sie jedem zu, der getauft ist.
Darum bitten wir: Komm, Heiliger Geist! Amen.
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Feuer und Flamme für das Evangelium - Predigt zu Apostelgeschichte 2,1-18 von Michael Plathow
Feuer und Flamme für das Evangelium
1. Liebe Gemeinde des Pfingstfestes,
die Gegenwart des Geistes Gottes wird uns verheißen mit dieser Ursprungserzählung von Pfingsten: der heilige Geist, der Neuschöpfer, der Tröster, der Lehrer, der Paraklet, wie er genannt wird, will zu uns kommen, uns inspirieren, dass wir Feuer und Flamme werden durch und für das Evangelium. Mit Ostern wird Pfingsten als eines der ältesten Kirchenfeste wie früher so auch heute gefeiert in freudigem Dank und bittendem Gebet -- hier bei uns in Deutschland, besonders in Europa -- an zwei Festtagen.
Gegenwärtig finden die pfingst-charismatischen Bewegungen und Gruppierungen weltweit Zulauf. Dabei ist die Gewissheit der Wirklichkeit des heiligen Geistes und seines Wirkens heute das, was bei Differenzen und Kontroversen uns verbindet. Unterschiedliche Akzente zeigt die Zuordnung von Geisterlebnis und Geisterfahrung sowie das “Wie” des Geisterlebens.
Am jüdischen Wochenfest 50 Tage nach der Passahfeier, so wird erzählt, waren in Jerusalem viele Menschen zusammen gekommen. Plötzlich erleben sie die dynamische Bewegung stürmischer Winde und flammender Feuerzungen. Energetische Kraft erfüllt ihr Innerstes. Inspiriert vom Geist beginnen sie vom Geheimnis Gottes und von den “großen Taten Gottes” den Anwesenden aus 17 verschiedenen Nationen und Sprachen so zu reden, dass jeder sie in seiner Sprache versteht. Verwunderung und Bestürzung “Was will das werden?” ist einerseits die Reaktion, andererseits beißender Spott und skeptischer Erklärungsversuch. Nichtverstehen greift um sich; alles bleibt unklar und zweideutig.
Da tritt ”Petrus mit den Elf” auf, heißt es. Er predigt, d. h. er legt zunächst die Schrift aus in der jüdisch-prophetischen Verstehens- und Sprachtradition: Was der Prophet Joel als Verheißung vorausgesagt hat, das ist eingetroffen. Was ein jeder uneindeutig erlebt hat, ist die Gegenwart des Geheimnisses Gottes. Und wie Gott sich erlebbar gemacht hat, so hat er sich selbst offenbart und eindeutig gezeigt in Jesus; den habt ihr gekreuzigt, Gott hat ihn uns als “Herrn, Kyrios, und Christus” erkennbar und erfahrbar gemacht (2, 36). Und durch den heiligen Geist, dem Schöpfer neuen Lebens, der zu Christus führt, lässt er nun uns Feuer und Flamme sein für das Evangelium.
So ist es die Predigt, die die Glaubens- und Geistgemeinschaft mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus eröffnet.
Diese bewegte und bewegende Botschaft hören wir heute als gottesdienstliche, aber auch musik- und kulturgeschichtliche Ursprungserzählung von Pfingsten. Sie ist auch ein wichtiger Text der pfingstlich-charismatischen Frömmigkeit und Theologie. Diese Erzählung der Apostelgeschichte des Lukas erleben verschiedene Pfingstler unmittelbar als den mit Glossolalie verbundenen “Anfangserweis” der “Geisttaufe”. Indem sie den Text -- über den “garstigen Graben” hinweg -- zu sich sprechen lassen, erleben sie eine “Taufe mit dem heiligen Geist”; dessen Gegenwart läßt in den Wiedergeborenen Früchte des Geistes als verschiedene Gaben, Dienste und Wirkungen zur gegenseitigen Auferbauung und zum Dienst an der Welt erwachsen (BFP, 2003) (1. Kor 12, 4 - 12).
Nun ist ein unmittelbares Geisterlebnis für Andere zunächst kaum nachvollziehbar und Anderen auch kaum zu vermitteln. Erst im Deutungs- und Verstehenszusammenhang des biblisch bezeugten Glaubens kann ein Erlebnis Klärung finden und, in die eigene Lebens- und Glaubensgeschichte hineingenommen, vermittelbare Erfahrung werden. Das gepredigte Wort Gottes schafft den Glauben; dabei korrespondieren Verheißung des Wortes Gottes und unser Glaube.
So erfährt das Pfingsterleben in Apostelgeschichte 2 gerade mit der Predigt des Petrus und von der Predigt des Petrus her Klarheit und Eindeutigkeit.
2. Liebe Gemeinde,
in vielen Stimmen und Bildern verkündigen die biblischen Zeugnisse den heiligen Geist lebensfroh und Zukunft eröffnend als unverfügbaren schöpferischen “Atem des Lebens”, ohne dessen erhaltende Kraft und wundervolle Pracht nichts lebt was ist. Zugleich wird er als Neuschöpfer verheißen, der den Glauben an Christus wirkt, und als vorausgeschenkte Erstgabe die Zukunft Gottes eröffnet. Als “Kyrios, Herr” wird er bekannt, Geber und Gaben verbinden sich. Ganzheitlich “in Herz und allen Sinnen” bewahrheitet er sich mit seinen Gaben: die drei christlichen Kardinaltugenden Glaube, Liebe Hoffnung; die sieben Zeichen des Geistes, die wir mit der messianischen Verheißung von Jes 11, 2 in Luthers Choral “Komm, Gott, Schöpfer heiliger Geist, besuch das Herz der Menschen dein” (EG 126, 3) erbitten, die acht Seligkeiten nach Jesu Glücks- und Heilsrufen der Bergpredigt; die neun Früchte des Geistes (Gal 5, 22); die zwölf Charismen zur Auferbauung der Gemeinde (1. Kor 12, 28f).
Zukunftsträchtig in der Glaubens- und Kulturgeschichte wirken die Bilder und Symbole des Pfingstevangeliums als dynamische und energetische Kraft des Neuschaffens, Heilens und Heiligens: Wasser, Feuer, Erde, Wind, womit die Urelemente der griechischen Naturphilosophen (Empedokles) angedeutet sind.
Bekanntlich erhellen und erstellen Bilder Wirklichkeit; sie erweisen sich als Brücken, die über sich hinausweisen und Neues erschließen. Hier repräsentieren sie Kraft und werden spürbar als lebensnotwendig erfahren; zugleich deuten sie auf die Diskrepanz von Gottes Geist und Ungeist: einerseits das Wasser als Lebensquell, das Feuer als Wärmespender, die Erde als Nährboden, der Wind als Atem des Lebens - mit Goethe gesprochen: “Im Atemholen sind zweierlei Gaben
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen,
Jenes bedrängt, dieses erfrischt.
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich press,
Und danke ihm, wenn er dich wieder entlässt”.
Andererseits ist da die lebenszerstörende Sintflut, die vernichtende Feuerwalze, das zukunftverschließende Erdgrab, der leidbringende Tornado. Geist und Ungeist, Geist der Lebensfülle und Geist der Lebenszerstörung, Geistesgegenwart und Geistlosigkeit, befreiender Geist Gottes und Geist der Sünde und des Bösen erstellen diese Bilder.
In ihrer andeutenden und deutenden Funktion weisen sie über sich hinaus und im biblischen Zusammenhang werden sie als Bildkomplexe aufgebrochen durch ihren Fluchtpunkt Jesus Christus und durch die Grammatik der Liebe Gottes: die Kehre hin zur alles neu machenden Liebe Gottes, die sich in Jesus Christus offenbart uns durch den heiligen Geist. Denn der heilige Geist ist es, der “zu Christus bringt”, zum Glauben, der der Wirklichkeit des Geistes Gottes im Streit mit den Ungeistern der Menschen gewiss ist. Jesus Christus ist der “Ort”, wie Petrus in seiner Predigt verkündigt, der “Ort” der sich erkennbar- und erfahrbarmachenden schöpferischen und neuschaffenden Liebe Gottes; sie führt die Glaubenden geistesgegenwärtig in die Liebe zu Gott und zum nahen und fernen Nächsten und geistesmächtig ins kritische Unterscheiden der Geistes.
Diese Gewissheit bewahrheitet sich als Glaubens- und Geistgemeinschaft mit dem “eingeborenen Sohn Gottes unserm erstgeborenen Bruder”. Vom heiligen Geist berührt, bewegt, erfüllt - wie es in der Pfingstgeschichte heißt - wird das Herz, unser Personzentrum; denn nicht ich lebe aus mir selbst, sondern im Mich-ver-lassen lebt Christus im mir eigenen Selbst (Gal 2, 20): ein neues Menschen- und Wirklichkeitsverständnis in der Kraft des Geistes Gottes.
3. Liebe Gemeinde,
der heilige Geist ist es, der den Glauben schenkt und ins Leben zieht, gleich wie er -- gegen Individualisierungstrends -- Gemeinschaft und Gemeinde schafft und “bei Jesus Christus erhält im einige Glauben”. Mein Erleben und Erfahren erhält von ihm im Licht unseres auferstandenen Herrn Orientierung und Sinn.
Viele Jahre kam ich als Studienleiter in der Kapelle des Ökumenischen Instituts der Universität Heidelberg zu Gottesdienst und Andacht mit Studierenden aus verschiedenen Ländern und Kirchen zusammen. Unser Blick fiel auf das Glasfenster hinter dem kleinen Altar mit dem Kreuz: das Herabströmen des Geistes Gottes nach Apg. 2, verbunden mit der Belebung der Totengebeine nach Hes 37, von pfingstlichen Rotschattierungen inspiriert. Erkaltetes wird lebendig, Vertrocknetes saftig, Schwaches kräftig, Zerrissenes verbunden. Die Liebesflammen des heiliges Geistes streicheln und die Schwingen der Taube berühren. Und das im gegenüber zum antitypischen Glasfenster des Turmbaus zu Babel: Symbol der Hybris menschlichen Machens, Wollens und Erkennens in Gottes- und Geistvergessenheit mit Zerrissenheit, Hass und Tod in der Folge.
Der Gemeinde vermittelt die Verbindung der beiden Glasfenster Vergewisserung, Hoffnung, Inspiration: der heilige Geist “beruft, sammelt, erleuchtet und erhält” die Gemeinde und die weltweite Kirche Christi. Glut unter der Asche lässt Feuerzungen aufflammen; Gegenwind erweist sich als Aufwind; Feuer und Flamme für das Evangelium bricht hervor. Der heilige Geist verleiblicht sich in der Gemeinschaft der vielstimmigen Gemeinden als Resonanzboden des Wortes Gottes; als sein Charisma erweist sich die christliche Freiheit, grenzüberschreitend gegen Kleinglauben und Kleingeist, abgrenzend und kritisch gegen Geistlosigkeit und Ungeist. An den Früchten und Gaben des Geistes -- auch am “lebendigen Geist” der Wissenschaften -- lässt er teilhaben wie an der faszinierenden Pluralität kultureller und sprachlicher Milieus: konkrete Vielheit und vielfarbige Buntheit der Geistesgegenwart in der weltweiten Kirche. Sie lebt, wie D. Bonhoeffer zeigt, in der stellvertretenden Fürbitte, im Dasein und helfenden Dienst für einander und für Andere, grundgelegt in dem, was der gekreuzigte und auferstandene Christus immer schon “für uns“ getan hat. So “verbindet uns mehr als was uns trennt”.
Liebe Gemeinde des Pfingstfestes,
uns hier und der pluralen Weltchristenheit ist heute die Gegenwart des Geistes Gottes verheißen, Feuer und Flamme durch und für das Evangelium und für Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung zu sein -- u. zw. konkret.. Und das wider Kleingeist, Trägheit und Gleichgültigkeit bei uns und wider die Ungeister der Hybris menschlichen Machens mit Ungerechtigkeit, Krieg und Leid um uns herum.
In kritischer Gemeinschaft mit den pfingstlich-charismatischen Christen in der Ökumene tun wir dies, indem wir den heiligen Geist preisen, “der Herr ist und lebendig macht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und zugleich verherrlicht wird”. Wir danken für seine Gaben bei uns und in den verschiedenen Kirchen. Wir beten sprechend und singend heute und immer neu: “Komm, Schöpfer, heiliger Geist” (EG 126, 1), “O heil´ger Geist, kehr bei uns ein” (EG 130, 1).
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne und euer Tun in der Gewissheit der Wirklichkeit und des Wirkens des heiligen Geistes in und bei uns. Amen.
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„Was steht ihr da und schaut zum Himmel?“ – Predigt zu Apostelgeschichte 1,1-11 von Martina Janßen
„Was steht ihr da und schaut zum Himmel?“
I. Ein Regentag wie ihn sich niemand Anfang Mai wünscht. Ich liege auf dem Sofa und lese ein Kinderbuch. „Alberta geht die Liebe suchen“ (Andrea Hebrock / Isabel Abedi). Ein kleines Mäusemädchen erwacht aus dem Winterschlaf. „‘Frühling ist, wenn alles erwacht‘ – sagt Mama Feldmaus. ‚Die Mäuse, die Igel, die Murmeltiere, die Bienen, die Bären, die Blumen ... und die Liebe.‘ – ‚Was ist Liebe?‘, fragt Alberta und reibt sich den Winterschaf aus den Augen. ‚Die Liebe‘, sagt Mama Feldmaus träumerisch, ‚ist etwas Besonderes. Die Liebe macht, dass es in dir flattert und kribbelt. Dass dein Herz Purzelbäume schlägt. Und dass du vor lauter Glück bis in die Wolken springen möchtest.‘ ‚Das klingt schön‘, sagt Alberta.“ Und geht die Liebe suchen. Ein Mäusejunge – Fred – begleitet sie. Sie suchen die Liebe auf den Bäumen, auf der Wiese, an einem See und finden sie nach und nach beieinander. Am Ende „fassen sich die beiden an den Pfoten. Und zusammen tanzen sie am Ufer entlang und hüpfen in die Luft. So hoch als wollten sie bis zum Himmel springen.“
II. Wir feiern Himmelfahrt. Ein Tag im Mai zwischen Frühlingsgefühlen und Vatertagsfreuden. Ein geschenkter Tag Auszeit. Zeit für sich und füreinander: Ausschlafen, ein Bummel in roten Schuhen, Schokoladeneis auf den Lippen. Sonnenstrahlen kitzeln die Nase und Blütenduft liegt in der Luft. Zeit, um eine neue Liebe zu spüren oder die alte ganz neu. Dieser Tag ist ein besonderer Tag, leicht und licht. Fast so als würden sich Himmel und Erde berühren. Hören wir, was es mit diesem Gefühl auf sich hat - und mit Himmelfahrt!
Lesung Apg 1,1-11
Es ist eine anrührende Szene gleich zu Beginn der Apostelgeschichte. Die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten. 40 Tage ist Jesus nach seiner Auferstehung bei seinen Jüngern gewesen. Gleich fährt er zum Himmel auf, um am Ende der Zeiten wiederzukommen, wenn alles heil sein wird. Doch jetzt ist da Unsicherheit. Schwebende Zeit. Mittendrin Jesus und seine Jünger. Noch einmal sind sie zusammen. Die Jünger spüren: Das ist kein normaler Tag. Etwas liegt in der Luft, irgendetwas zwischen Abschied, Verunsicherung und Hoffnung. „Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?“ Hinter dieser Frage stehen viele Fragen: Ist es jetzt soweit? Steht der Himmel nun offen? Beginnt sie endlich, die Ewigkeit? Wer so fragt, den bewegt die Sehnsucht, vielleicht auch die Angst. In diesen Worten liegt ein Drängen. Wann ist es so weit? Ich kann dieses Sehnen, dieses Drängen verstehen. Leben ist nicht immer einfach. Es gibt so vieles, das einen aus der Bahn werfen kann. Es gibt so viel Unsicherheit. Da wünscht man sich, dass alles gut ist, dass alles sicher und man selber glücklich ist. Wir sind so verletzlich, flüchtig ist das Glück, allzu brüchig erscheint, was sicher schien. Viele sagen mir das zurzeit: Was wird kommen? So viel verändert sich. Kriege, Flüchtlingsströme, ganz neue Töne in der Politik. Viele fragen mich auch: Was passiert gerade in meinem eigenen Leben? Werde ich wieder gesund? Wird alles wieder gut? Solche Worte sind mehr Wunsch als Frage. Ein Lied von Silbermond bringt das auf den Punkt.
„Sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist,
und alles Gute steht hier still.
Und dass das Wort, das du mir heute gibst,
morgen noch genauso gilt.
Gib mir 'n kleines bisschen Sicherheit,
in einer Welt, in der nichts sicher scheint.
(…) Gib mir was, irgendwas, das bleibt.“
III. Die Jünger Jesu fühlen nicht anders: „Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?“ Das ist mehr Sehnsucht als Informationsdefizit. „Sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist, und alles Gute steht hier still. Und dass das Wort, das du mir heute gibst, morgen noch genauso gilt.“ Die Jünger ahnen: Es verändert sich etwas. Es kommt die Zeit ohne Jesus. Es bleibt nicht so wie es ist. Schwebende Zeit. Unsicherheit. „Gib mir was, irgendwas, das bleibt.“
Eine einfache Antwort gibt Jesus nicht „Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen …“ Noch ist es noch nicht soweit. Noch ist sie nicht da, die Ewigkeit, die Zeit, in der alles sicher bleibt und in der das Gute still steht und nie vergeht. Den Himmel auf Erden bekommen die Jünger von Jesus nicht, doch sie bekommen etwas anderes. „Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“ Pfingsten blitzt auf. Gottes Geist liegt in der Luft. Ein bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint.
IV. „Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und von ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel?“ Was Lukas in der Apostelgeschichte über die Himmelfahrt schreibt, ist nichts anderes als ein Bekenntnis zur Erde. Zum hier und jetzt. Zu unserem Leben. „Was steht ihr da und schaut zum Himmel?“ In den Himmel starren und Wolkenschlösser bauen – so soll es nicht sein. Da gilt die Mahnung von Friedrich Nietzsche: „Ich beschwöre euch, meine Brüder, bleibt der Erde treu!“ (Also sprach Zarathustra, 1,3). Jesus gibt keine Versprechungen für die Ewigkeit, keine Vertröstungen auf’s Jenseits oder Durchhalteparolen: „Haltet durch, bald ist es soweit. Bis es gut ist, müsst ihr warten.“ Jesus verdammt uns nicht zum Warten auf die Ewigkeit und zum Hoffen auf bessere Zeiten, sondern setzt uns in Bewegung hier und jetzt. Er gibt uns seinen Geist. „Was steht ihr da und schaut zum Himmel?“ Der Blick geht nicht zu Jesus im Himmel, sondern zu uns hier auf der Erde. Es geht nicht darum, dass Jesus nun weg und im Himmel ist, sondern darum, dass er da war, hier bei uns auf der Erde. Das verändert alles - Himmel und Erde. Gott war hier unter uns. Ganz und gar. Mit Haut und Haar. Das macht den Himmel menschlicher und die Erde himmlischer. Das bleibt für alle Ewigkeit: Jesu Spuren und sein Geist. Das ist der Halt, das ist das, was bleibt in dieser Welt voll Unsicherheit. Ein Hauch von Ewigkeit in dieser Zeit.
„Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“ Jesus hat seinen Geist gegeben. Keine Vertröstung, sondern wahren Trost. Ein bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint. Das kann helfen gegen die Angst. Wo die Angst schwindet, bekommt die Sehnsucht Raum. Mit dieser Sehnsucht beginnt alles. So wie bei der kleinen Feldmaus Alberta und ihrer Sehnsucht nach der Liebe. Alberta hat nicht nur davon geträumt oder gewartet, dass die Liebe einfach so vom Himmel fällt, sondern hat sich auf den Weg gemacht und mit Fred die Liebe gefunden; ihre Sehnsucht hat sie in Bewegung gesetzt. Damit hat es angefangen. Mit dieser Sehnsucht fängt es immer an. Ein neues Leben hier und jetzt. „Was steht ihr da und schaut zum Himmel?“ Bleibt der Erde treu! Der Himmel ist nicht über den Wolken, sondern in unserem Leben. „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ – sagt Jesus. Zeit und Stunde sind jetzt. Es gibt Momente, da spüren wir den Himmel auf Erden. Wie Fred und Alberta wie sie zusammen am Ufer entlang tanzen und in die Luft hüpfen. So hoch als wollten sie bis zum Himmel springen. Es gibt sie, diese Momente „das Gehen ein Tanz, das Wort ein Gesang“ (Michel Houellebecq). Vergoldete Zeit, in der Himmel und Erde sich berühren wie die Pfötchen zweier verliebter Mäuse. Ich trage solche Momente in mir. Bilder, die immer wieder aufblitzen, auch in schwerer Zeit, die mir Sicherheit geben und mein Herz für die Sehnsucht weiten, mit der etwas Neues beginnen kann mitten im meinem Leben.
V. „Was steht ihr da und schaut zum Himmel?“ Schaut einander in die Augen und reicht euch die Hand! Bleibt der Erde treu! Folgt eurer Sehnsucht! Ihr habt die Kraft, denn Gottes Geist ist euch gegeben. Zeit und Stunde sind jetzt. Denn „wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken, und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, das Frieden werde unter uns.“ (Text: Thomas Laubach / Melodie: Christoph Lehmann).
Amen
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Predigt zu Apostelgeschichte 1,4-12 von Frank Hiddemann
Liebe Gemeinde,
zweimal ging der Himmel über ihm auf.
Das war das größte Gefühl, das er je hatte.
Einmal mitten im Leben.
Einmal Ende des Lebens,
denn er musste nicht noch einmal sterben.
...
Sein Leben war nicht einfach gewesen.
Sicher, viele Leute liefen ihm nach.
Aber auch die Dämonen kamen ihm ganz nahe.
„Sohn Gottes!“, nannten sie ihn.
Aber bis er ihnen befehlen konnte,
in die Schweine zu fahren,
souverän befehlen,
musste er mit ihnen kämpfen.
So stelle ich es mir vor.
Es war sein dreißigstes Jahr,
als Jesus anfing zu wirken.
Da gehorchtem ihm Wetter und Elemente.
Die Krankheiten und die Dämonen flohen vor ihm.
Die Menschen begannen ihm zu vertrauen,
und er machte sie satt.
Der Hunger der Seele legte sich,
wenn sie ihm vertrauten,
und die Angst.
Der Hunger und die Verletzungen des Körpers verschwanden,
wenn Jesus ihn berührte.
...
Aber bis dahin, bis er das konnte,
tobten die Elemente in ihm selbst,
versuchten die Dämonen,
ihn zu einem der ihren zu machen,
führte ihn der Teufel auf einen hohen Turm
und sagte ihm:
„Du bist unverletzlich!
Du kannst fliegen!
Engel werden dich tragen!“
Und Jesus hungerte an Leib und Seele
und wusste noch nicht,
wohin er sich wenden sollte.
Woher kam die Macht,
die er in sich erwachen spürte?
An wen sollte er sich wenden,
um diese Macht zu kontrollieren?
Die Versuchungsgeschichte aus der Bibel
zeigt uns den unerschütterlichen Jesus,
der immer korrekt antwortet:
„Gott allein sollst du dienen!“
Aber die Versuchungsgeschichte zeigt uns auch,
wie es vorher in ihm nagte,
welche Wege für sein Leben er noch erwog:
- Machthunger,
- das Gefühl stark und unverletzlich
und auf niemanden angewiesen zu sein,
- Unklarheit über das, was gut und böse ist.
Er hat es dem Teufel gezeigt.
Er hat ihm demonstriert,
dass er die richtigen Antworten wusste.
Aber er hatte noch keine Gewissheit.
...
Und dann am Anfang seines Wirkens
ging der Himmel über ihm auf.
„Gott allein“, hatte Jesus dem Teufel immer wieder gesagt.
Aber als Johannes ihn taufte,
antwortete Gott und nannte ihn so,
wie ihn die Dämonen auch immer genannt hatten: „Sohn Gottes!“
„Dies ist mein geliebter Sohn!“, sagte Gott.
Und Jesus wusste Bescheid.
Das war der Moment der großen Klarheit.
Zur Taufe geht der Himmel auf.
Das ist noch heute so.
Es ist der Moment der großen Klarheit.
Die Entscheidung für Gott
und - wie wir glauben - der Moment,
in dem heute noch Gott antwortet:
„Du bist mein geliebtes Kind!“
...
Ich nehme an,
die wenigsten von uns wissen noch genau,
wovon Jesus spricht,
wenn er am Himmelfahrtstag zwischen seine Jünger tritt.
Ich war auch überrascht.
...
Er spricht von der Taufe.
Vielleicht erinnert er sich an seine eigene Taufe in diesem Moment.
Johannes taufte ihn im Wasser des Jordans
Der Himmel ging auf über ihm.
Das war der Moment der großen Klarheit.
Den brauchen seine Jünger gerade.
Wir erinnern uns.
...
Elf Jünger haben sich eingeschlossen.
Ostern vorbei, aber die Feigheit war geblieben.
Als sie mit Jesus durch das Land zogen,
waren sie fast immer unter Menschen.
Oder es kam ein Gichtbrüchiger oder eine Blutflüssige auf ihn zu
und bat um Heilung.
Das Dorf lief zusammen.
Sie waren nie allein.
Vor allem war Jesus immer in ihrer Mitte.
Dem vertrauten sie sich an,
und er führte sie.
Selten durch Befehle,
mehr durch die Art wie er war.
...
Sie merkten erst, als er weg war, was ihnen fehlte.
Und dann saßen die elf Männer in einem Haus
mit geschlossenen Fenstern und erwogen,
die Gruppe aus taktischen Gründen aufzulösen.
Von der Auferstehung sprachen zuerst die Frauen.
Die Elf witzelten darüber.
Jesus habe schon gewusst,
wie man eine Nachricht am besten verbreitet.
...
Als er selbst erschien, war Thomas gerade einkaufen.
Er war der einzige, der sich traute.
Hinterher schafften die Zehn es nicht,
den elften Jünger davon zu überzeugen,
dass Jesus wieder da war.
...
Vielleicht hatten sie,
selbst als er wieder da war,
noch nicht richtig realisiert,
dass er wieder da war.
Männer sind nicht leicht aus ihrer Trauer zu lösen
und aus dem, woran sie sich gewöhnt haben.
Und so spricht Jesus von diesem Moment der Klarheit,
von dem Moment, als der Himmel aufgeht.
Er kündigt den Jüngern an,
dass sie getauft werden.
Ich lese uns die Szene aus der Apostelgeschichte:
Und als er mit ihnen zusammen war,
gebot er ihnen, von Jerusalem nicht zu weichen,
sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten,
die ihr [, sprach er,] von mir gehört habt.
Denn Johannes hat mit Wasser getauft,
ihr aber werdet mit heiligem Geist getauft werden
nicht lange nach diesen Tagen.
Als sie nun zusammengekommen waren,
fragten sie ihn:
Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?
Er sprach zu ihnen:
Euch gebührt es nicht, Zeit oder Stunde zu wissen,
die der Vater nach seiner eigenen Macht festgesetzt hat.
Aber ihr werdet Kraft empfangen,
wenn der Heilige Geist über euch kommt,
und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem
und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Welt.
Und als er dies gesprochen hatte,
wurde er vor ihren Augen emporgehoben,
und eine Wolke nahm ihn auf,
sodass er ihren Blicken entschwand.
Und als sie zum Himmel aufschauten,
während er dahinfuhr,
siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die sagten:
Ihr galiläischen Männer, was steht ihr da und blickt zum Himmel auf?
Dieser Jesus, der von euch weg
in den Himmel emporgehoben worden ist,
wird so kommen, wie ihr ihn habt in den Himmel fahren sehen.
Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berge,
welcher der Ölberg heißt,
der nahe bei Jerusalem ist, einen Sabbatweg weit.
[Apg 1, 4-12, Zürcher (1931)]
…
Ihr werdet getauft werden mit dem Heiligen Geist.
Und sofort nach diesem Satz stellen die Jünger unter Beweis,
dass der Heilige Geist noch nicht bei Ihnen angekommen ist.
Stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?
Sie schauen eben nicht zum Himmel,
der über der Erde aufgeh'n kann, sondern auf die Erde.
Das Reich Davids,
Israel in seiner größten geografischen Ausdehnung,
das Friedensreich mit einem neuen David.
Das trauen sie Jesus zu.
König werden, mehr nicht.
...
Und der spricht noch einmal von der Taufe.
Der Heilige Geist wird über euch kommen
und ihr werdet für mich auf der Erde sein.
Ihr werdet für meine Sache einstehen.
Ihr werdet sein wie ich war - mithilfe des Heiligen Geistes.
Und dann hebt er die Augen der Männer zum Himmel.
Er tut das, indem er selbst - vor ihren Augen - im Himmel verschwindet.
Seht, der Himmel öffnet sich!
...
Die elf starren nach oben.
Und jetzt kommt eine Slapstick-Szene.
Elf Männer aus Galiläa starren in den Himmel,
wo hinein Jesus gerade verschwunden ist,
und zwei Engel, die plötzlich da sind, fragen:
Ihr galiläischen Männer, was steht ihr da und blickt zum Himmel auf?
Ja, was blicken sie zum Himmel auf.
Sollten sie nicht in Jerusalem Jesu Zeugen sein?
Und so gehen sie nach Jerusalem.
Sie sehen zur Erde,
dann zum Himmel
und dann wieder auf die Erde.
So ist es richtig.
Hin- und hersehen.
Zu wissen: Der Himmel öffnet sich zuweilen.
Und mit diesem Wissen auf der Erde leben.
Auf der Erde, die nicht mehr ist wie bisher.
Denn der offene Himmel ist nun keine Metapher mehr.
Er öffnet sich, um Jesus aufzunehmen.
Er öffnet sich bei jeder Taufe.
Und die Jünger setzen sich in Bewegung.
Sie gehen zurück nach Jerusalem.
...
In der lateinamerikanischen Befreiungstheologie
gibt es den Begriff der „Praxis der Füße“.
Wohin geht Jesus?
Wo ist er unterwegs?
Aber auch:
Was tun die Leute in den Evangelien,
ehe sie wissen, was sie tun wollen.
Darauf ist die Antwort:
Jesus ist im ganzen Land unterwegs.
Er mischt sich unter das Volk.
Er geht zu den Armen.
Er geht auch in die Gebiete und die Häuser,
die ein anständiger Jude lieber meidet.
Und auf unsere elf Jünger bezogen heißt das:
Diesmal haben sie es begriffen.
Vielleicht wissen sie noch nicht, was sie tun werden.
Sie wissen noch nicht, wie sie handeln werden
in jener Geschichte, die Lukas geschrieben hat
und die „Die Apostelgeschichte“ heißt.
Aber ihre Füße bewegen sich bereits Richtung Jerusalem,
an den Ort, wo alles endete
und dann wieder alles begann,
an den Ort, wo Jesus sie haben will.
…
Taufe ist eine Mischung aus der Praxis der Füße: Zum Taufstein gehen.
Und einer Bewegung des Himmels: Er öffnet sich.
Und nach der Taufe gehen wir nach Jerusalem (oder wo immer uns Gott braucht).
Und wir wissen: Einmal hat sich der Himmel geöffnet.
…
Und wir leben unser Leben.
Und es ist nicht einfach.
Und manchmal kommen uns die Dämonen sehr nah.
Und öfter wissen wir nicht, was wir tun.
Aber die Füße gehen voran.
Und wir schauen zum Himmel,
wenn wir nicht weiter wissen und fragen uns:
Wann geht der Himmel auf?
Und wir wissen:
Es kann passieren.
Es wäre nicht das erste Mal!
Amen.
...
Und der Friede Gottes,
der weiter ist als unsere menschliche Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.