Konfi-Impuls zu Jeremia 9,22-23 von Christina Hirt
HALLELUJA!
1. Loben und gelobt werden
Menschen loben und möchten gelobt werden. Mit dem Lob drücken wir Anerkennung und Wertschätzung aus. Auch Eigenlob stinkt nicht zwangsläufig. Es zeigt doch, dass jemand eine positive Einstellung zu seinen Fähigkeiten hat.
In der Gruppe erzählen lassen: „Das hast du gut gemacht!“ Wann hast du diesen Satz gehört – in welchem Zusammenhang? Worauf bist du stolz?
Warst du auch schon einmal auf einen anderen Menschen stolz? Was hat er / sie getan?
2. Rühmen und berühmt sein
Ruhm ist gesteigertes Lob. Berühmtheiten stechen aus der Masse heraus.
Im Gespräch sammeln:
Wer ist berühmt? Wofür? Warum ist es erstrebenswert, berühmt zu sein?
Kann man Ruhm und Berühmtheit auch wieder verlieren? Wodurch? Welche negativen Seiten von Berühmtheit kennt ihr?
Spiel im KU:
Ja-Nein-Spiel. Ein Freiwilliger verlässt kurz den Raum. Die anderen überlegen sich den Namen einer Berühmtheit. Dann wird der Freiwillige zurückgeholt und soll durch Fragen erraten, welche berühmte Person sich die anderen ausgedacht haben. Auf die Fragen kann nur mit ja oder nein geantwortet werden.
Aktion für den Gottesdienst:
Die Konfirmanden überlegen sich Beschreibungen zu drei oder vier berühmten Personen (ohne Namensnennung). Im Gottesdienst werden die Personen vorgestellt. Errät die Gemeinde, um wen es sich handelt?
Schön wäre, wenn die Konfis auch erzählen können, was sie an diesen Personen so beeindruckt.
3. Halleluja – Gott rühmen
Ideen zur kreativen Annäherung
Konfis entwerfen eine Erklärung zur Bedeutung des Wortes: „Halleluja“ und lesen sie sich gegenseitig vor. Daran schließt sich eine kurze Info zur Bedeutung von HALLAL in seinen verschiedenen Variationen an. Auf diesem Hintergrund wird Jeremia 9,22-23 gemeinsam gelesen.
Im anschließenden Gespräch klären: Warum ist es besser, dass sich einer für seine Gotteserkenntnis rühmt als für seine eigene Weisheit, Stärke und seinen Reichtum?
((Es kann deutlich werden:
a) Gotteserkenntnis ist in der Bibel niemals ein kühles, objektives Wissen über Gott und die Welt. Gott zu erkennen führt zu einer Lebensführung, die dem Wesen Gottes entspricht und in dem Liebe, Gerechtigkeit und Treue wichtig sind.
b) Gott rühmen bewahrt davor, selbstherrlich zu werden. Wer Gott lobt, weiß, wem er seine Fähigkeiten und Möglichkeiten verdankt.
c) Gott rühmen und anbeten ist ein Element im Gebet und im Gottesdienst, das hilft, ganz von sich wegzusehen, um ganz bei Gott zu sein = Auf Gott stolz sein.
Vertiefung im KU bzw. für den Gottesdienst
Wenn Zeit ist, kann im KU auch die Biographie eines Menschen in den Mittelpunkt gestellt werden, der mit seinem Leben Gott „berühmt“ gemacht hat, bzw. die sich in beeindruckender Weise für Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit eingesetzt hat.))
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Seht, es kommt die Zeit! - Predigt zu Jeremia 23,5-9
In der Woche vor dem ersten Advent krame ich – alle Jahre wieder – in der Weihnachtskiste. Irgendwo muss doch der Rohling für den Adventskranz sein. Irgendwo müssen auch die vier Kerzenhalter liegen. Und der Engel. In diesem Jahr habe ich es tatsächlich geschafft, rechtzeitig ein paar Zweige um den alten Rohling zu binden. Mein Adventskranz! Zugegeben: Er sieht nicht ganz so toll aus wie diejenigen, die es zu kaufen gibt. Aber er ist selbstgemacht. Das hat ja seinen eigenen Wert. Es hat Zeiten gegeben, da haben die Kinder mit gebunden, da sah er noch struppiger aus. Es hat auch Zeiten gegeben, in denen der Rohling einfach unauffindbar war. Da mussten ein paar Zweige auf einem Teller genügen. Oder ein schnell noch besorgtes Gesteck. Manchmal ist der erste Advent ganz und gar verstrichen ohne Tannengrün und Kerzenschein. Es war einfach noch nicht die Zeit.
In diesem Jahr bin ich ganz gut vorbereitet. Die erste Kerze kann brennen. Es liegt sogar schon ein Stern bereit. Nur den Engel habe ich noch nicht wiedergefunden.
Advent heißt, sich vorzubereiten auf das, was kommt.
In den Wohnungen und Häusern. In den Straßen und auf den Märkten.
Im Bewusstsein und im Herzen.
Dabei ist das, was kommt, keine Kleinigkeit.
„Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, kommt und ist für alle da, kommt, dass Friede werde, kommt, dass Friede werde.“ (eg 18)
Gott kommt auf die Erde. Frieden wird.
Das ist keine Kleinigkeit.
Das ist eine große Hoffnung. Und Erwartung.
Das feiern wir an Weihnachten. Alle Jahre wieder.
Darauf bereiten wir uns vor.
Gott kommt auf die Erde. Friede wird. Das wünsche ich mir. Ja!
Aber erwarte ich Frieden wirklich? Glaube ich, dass Frieden tatsächlich passiert? Real wird? Ich meine in diesem Jahr. 2016. Also jetzt.
Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht.
Ein Teil von mir will ganz und gar weihnachtlich sein und mit großen leuchtenden Augen glauben, dass das genau so möglich ist und sein wird: Christus wird geboren. Gott kommt zur Welt. Friede wird sein. Gott ist groß und mit Gottes Hilfe ist nichts unmöglich.
Ein anderer Teil von mir hockt matt vor dem Adventskranz, schaut auf die Kerze und seufzt: Ach, das wird doch wieder nichts mit dem Frieden. In Syrien nicht. Und in der Ukraine nicht. In Afghanistan nicht. Und in Mali nicht. Der Frieden ist eine schöne Hoffnung, aber es wird ihn nie auf Erden geben. Den derzeitigen politischen Machthabern (und wenigen Machthaberinnen) traue ich den Frieden nicht wirklich zu. Ich befürchte sogar, dass die Zeiten rauer werden. Dass gesellschaftliche Konflikte härter ausgetragen werden. Auch hier bei uns. Dass es immer schwieriger wird, miteinander gut und auskömmlich zu leben.
„STOPP“, höre ich da eine Stimme rufen.
„Mach so nicht weiter. Lass Dich unterbrechen.“
Wer spricht?
Der Engel aus der Weihnachtskiste, den ich bisher noch nicht wiedergefunden habe?
STOPP. Mach so nicht weiter. Lass Dich unterbrechen.
Das ist die Sprechweise der Propheten in der Bibel. Die Sprechweise derer, die sich besonders um Gottes WORT kümmern. Von alters her. Durch viele Generationen hindurch wird durch die Propheten das Gotteswort weitererzählt und laut in der Welt in ihrer jeweiligen Zeit ausgesprochen:
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. (Jer 23,5)
Seht, es geht auch anders. Es kann in der Zeit – in jeder Zeit, die kommt – etwas Gerechtes sprießen und heranwachsen.
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will.
Jeremia spricht hier. „Gott erhöht“ bedeutet sein Name.
Wen Gott erhöht hat, der kann weit gucken. Und Jeremia guckt weit. In die Zukunft.
In die Zeit, in der ein Spross zum Leben erwachen wird, der Gottes Gerechtigkeit ins Leben bringen kann. Dieser zukünftige Spross hat eine Wurzel in der Vergangenheit des Propheten. Denn ganz am Anfang, im ersten Kapitel des Buches, das seinen Namen trägt, sieht Jeremia einen Mandelzweig. Gott beruft ihn damit zum Wächter. Ruft ihn zu besonderer Wachsamkeit. Der Mandelbaum nämlich treibt frühe Blüten schon dann, wenn alle anderen Gewächse noch Winterruhe halten.
Jeremia, wecke die anderen auf, damit sie es nicht verschlafen, selbst Blüten zu treiben – so lässt sich der Auftrag Gottes an Jeremia verstehen.
Und Jeremia spricht, um die Sehnsucht nach Recht und Gerechtigkeit im Land wachzuhalten, damals wie heute:
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. (Jer 23,5f)
Die alte Friedenshoffnung Israels und Judas war ein König, der kommt wie einst König David, um das Volk groß zu machen. Allen wird geholfen. Alle können sicher wohnen. Die christliche Friedenshoffnung knüpft daran an. Sie sieht Christus als königliches Gotteskind, in dem Gerechtigkeit zur Welt kommt. Daraus sprießt Frieden. Allen wird geholfen. Alle können sicher wohnen.
So wird es sein.
Bemerkenswert finde ich, dass Jeremia zwar in einer alten Traditionen steht und daran anknüpft, sich aber berufen weiß, den Frieden zu erträumen als ein Friede, der von Gott auf mich zukommt. Ihn aus der kommenden Zeit heraus zu ersehnen. Es kann sein, dass er selbst ihn gar nicht erleben wird, dass er erst für kommende Generationen erfahrbar sein wird. Aber in seiner Erwartung ist dieser Friede, die Gerechtigkeit Gottes jetzt schon eine reale Größe.
Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HERR, dass man nicht mehr sagen wird: „So wahr der HERR lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!“, sondern: „So wahr der HERR lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel heraufgeführt und heimgebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte.“ Und sie sollen in ihrem Lande wohnen. (Jer 23,7-9)
Für Jeremia ist es ein Anliegen, sich getrost zu erinnern, sich aber nicht zurückzusehnen. Sondern auf das, was kommt, zu bauen. Im Kommenden Gott zu erwarten. Gott wird einsammeln, die verstreut sind. Die sichere Lebensorte verloren haben. Gott wird sie nicht verloren geben. Gott schafft Gerechtigkeit. Und findet Hüterinnen und Hüter, die helfen und dafür sorgen, dass Menschen sicher wohnen können.
Der Spross wird sich aufwecken lassen. Blüten und Blätter treiben. Mehr und mehr.
Seht, diese Zeit kommt!
Können wir, wollen wir uns in dieser großen adventlichen Erwartung von Gottes Frieden und Gerechtigkeit auf Erden einrichten? Finden wir darin ein Stück Boden, um zu bleiben? Finden wir darin Halt genug, um sie uns konkret in unserer Zeit vorzustellen? In diesem Jahr. 2016.
Was braucht es, um sicher wohnen zu können?
Um sicher wohnen zu können braucht es ein Dach über dem Kopf. Wohnraum, den sich Menschen leisten können. Friedliche Nachbarinnen und Nachbarn. Ausreichend Nahrung. Schutz vor Gefahren und den Unbillen der Natur. Ein rechtliches Umfeld mit Eigentumsregelungen.
Ist das alles gegeben in meinem Umfeld? Wenn ich mich aufmerksam umschaue?
Was fehlt noch? Was sollte anders werden? Wozu brauche ich Hilfe? Wo kann ich helfen?
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen.
Dieses Prophetenwort von Jeremia will gehört werden. Als Anbruch einer neuen Zeit. Aus der Gott auf uns zukommt. Es will die Zeit, in der Frieden unmöglich ist, unterbrechen. Und eine neue Zeit beginnen lassen. In der Gottes Gerechtigkeit wirklich ist. Und Frieden kommt.
Mein diesjähriger Adventskranz ist nur ein ganz gewöhnlicher. Mit Kerzen und Stern. Und bisher ohne Engel. Vielleicht aber fehlt der Engel gar nicht wirklich. Sondern lässt Platz. Platz für das, was noch aussteht und kommen will. Vielleicht sollte ich gar nicht weiter nach ihm suchen, sondern lieber aufmerksam sein für das, was ich erwarte. Worauf ich hoffe. Und diese Erwartung putzen, diese Hoffnung pflegen. Ab heute soll jede Kerze auf meinem Adventskranz dafür leuchten, dass Recht und Gerechtigkeit aufblühen wollen. Und selbst wenn ich nur matt darauf schaue, will ich nicht aufhören zu erwarten, dass die Zukunft ein sicheres Zuhause bereithält. Und Menschen, die helfen. Und Recht, dass Leben schützt. Von Gott her ist das möglich.
Das erste Wort im Buch des Propheten Jeremia heißt „Worte“. Das letzte Wort heißt „Leben“. Zusammengenommen also Worte zum Leben. Lebensworte wollen es sein, die er spricht. Lebensworte können sie sein auch für mich. Heute. 2016.
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird – der HERR ist unsere Gerechtigkeit. Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HERR, dass man nicht mehr sagen wird: „So wahr der HERR lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!“, sondern: „So wahr der HERR lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel heraufgeführt und heimgebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte.“ Und sie sollen in ihrem Lande wohnen. (Jer 23,5-9)
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Sicher wohnen in chaotischen Zeiten - Predigt zu Jeremia 23,5-9 von Traugott Jähnichen
Liebe Universitätsgemeinde,
irgendwann hielt er die Ungewissheit nicht aus, die Angst, ob sie ihn auch holen und verhaften, wie einige seiner Freunde. Ob sie ihn vermutlich foltern oder sogar töten würden? Dabei hatte er, Talal, eigentlich nicht viel gemacht. Er hatte sich an drei oder vier Demonstrationen beteiligt und ein Flugblatt mit verfasst, damals vor ungefähr dreieinhalb Jahren in Aleppo, als er studiert hat. Später hat er ganz in der Nähe in einer Baumschule eines Freundes gearbeitet, es scheint ihm nun alles eine Ewigkeit her zu sein. Zudem konnte man an Hand seines Passes seine christliche Identität erkennen. Weniger auf Grund des Namens, aber sein Geburtsort, ein Dorf, in dem fast nur Christen wohnen, machte dies deutlich. Da in der Nähe islamistische Milizen operierten, drohte ihm auch hier Gefahr. Er wollte weder den Sicherheitsbehörden von Assad noch diesen Milizen in die Hände fallen. So entschloss er sich zur Flucht. Schweren Herzens ließ er seine Mutter und die Familie seiner Schwester im Dorf zurück. Vielleicht wird er ihnen in Zukunft helfen können, aber in Syrien zu bleiben, das war ihm nicht mehr möglich. Er konnte kaum noch schlafen, jedes ungewohnte Geräusch in der Nacht schreckte ihn auf, die Angst legte sich auf ihn wie eine schwere Last.
Seine Geschichte erzählte mir Talal Ende des letzten Semesters, Anfang Juli, in meiner Sprechstunde. Man hat ihn zu mir als einem Vertrauensdozenten der Hans-Böckler-Stiftung geschickt, um ein Gutachten über seine Studierfähigkeit zu erstellen. Obwohl er schon ein knappes Jahr in Deutschland war und auch gut deutsch spricht, wollte er keinen Asylantrag stellen. Ein Asylantrag – vermutlich wäre er anerkannt worden – hätte es ihm jedoch unmöglich gemacht, in absehbarer Zeit zu einem Besuch nach Syrien zurückzukehren. Er hätte seine Mutter und die Familie der Schwester kaum wiedersehen können. Mit einem Studentenvisum in Deutschland zu studieren, das war nun sein Traum. Optimal wäre es, eines der begehrten Stipendien für geflüchtete Studenten zu erhalten. Er könnte sich dann ganz auf sein Studium konzentrieren, etwas Geld zurücklegen, um seine Familie zu unterstützen – und sie idealerweise im nächsten Jahr besuchen. Auf meine erstaunte Nachfrage erklärte er mir, dass es möglich sei, als Besucher nach Syrien zurückzukehren. Als Student mit einem syrischen Pass und einem Visum als Student in Deutschland könnte er die Kontrollen wohl ganz gut passieren, ein gewisses Risiko sei natürlich dabei, aber er wolle es versuchen.
Sicher zu wohnen, das ist für die meisten Menschen in Syrien kaum vorstellbar, für viele völlig unmöglich, wie es die dramatischen Bilder und Nachrichten aus Aleppo gerade in den letzten Tagen und Wochen uns eindrücklich zeigen. Sicher zu wohnen, das ist für die Menschen dort wie ein Traum, eine Utopie.
Zur Zeit des Propheten Jeremia war es im Königreich Juda in vielerlei Hinsicht ähnlich. Immer wieder zogen die Truppen der Babylonier heran, nahmen Städte und Dörfer ein und zerstörten sie. Jerusalem wurde zunächst nicht erobert, das dauerte noch einige Zeit. Zwischenzeitlich waren auch die Ägypter mit ihm Spiel. Sollte und konnte man sich auf sie als Schutzmacht verlassen? So dachten und hofften viele in Jerusalem. Zudem war Jerusalem der Berg Zion, er stand unter dem Schutz Gottes, war uneinnehmbar und sicher. Nur Jeremia, der Störenfried, und ein paar andere, die ihre Hand schützend über ihn hielten, sie sagten immer wieder den Untergang Jerusalems an.
Sicher zu wohnen, das war in jenen Zeiten in Jerusalem nicht denkbar. Was blieb?
Als Baruch, der Schreiber der Prophetenworte des Jeremia, um ein Trostwort von Gott bat, erhielt er nur die Zusage, dass er mit dem nackten Leben davonkommen würde, nicht mehr und nicht weniger.
Sicher zu wohnen, das klang für die Menschen zur Zeit des Jeremia wie eine Utopie, wie eine Hoffnung für eine ferne Zukunft, wenn alles noch einmal ganz anders werden würde. Durch einen neuen König in der Tradition Davids, ein „Spross Davids“, wie es in der Übersetzung Luthers heißt.
Sicher zu wohnen – wenn ich an Talal und die Menschen in Aleppo und in weiten Teilen Syriens denke oder an die Zeitgenossen des Jeremia, dann können wir nur dankbar sein dafür, dass und wie sicher wie wohnen. Aber auch bei uns gibt es Menschen, deren Denken und Fühlen von Unsicherheit bestimmt ist, die Angst haben und meinen, nicht sicher wohnen zu können. Wir können das leicht als ein Luxusproblem ansehen, verglichen mit dem, was andere Menschen durchmachen müssen. Verglichen mit der Situation zur Zeit des Propheten Jeremia oder dem, was in Syrien, im Irak oder in einigen Gebieten in Afrika tagtäglich an Gewalt und Unrecht geschieht.
Ich wohne in einem Stadtteil, in dem relativ viele ältere Menschen wohnen, die meisten sind wohl Rentner. Immer wieder, wenn ich mit unseren Hunden spazieren gehe, sprechen mich einige an und erklären, dass sie froh sind, dass wir die Hunde haben, dass man die sieht und manchmal auch hört. Die Hunde sollten ruhig etwas öfter bellen, weil dies wahrscheinlich am besten Einbrecher abschrecken könnte. Einbrüche sind in unserer Straße noch nicht vorgekommen, aber ein paar Straßen weiter, da ist es schon passiert, und die Angst, dass es auch in unserer Straße vorkommen kann, ist für viele sehr real.
Sicher zu wohnen – bei uns ein Luxusproblem? Ja, sicherlich, aber immerhin doch auch ein Problem. Auch hier in Bochum, wie der Kollege Thomas Feltes, ein Jurist und Kriminologe, in einer Langzeitstudie gerade wieder empirisch festgestellt hat. Noch nie hatten in Bochum so viele Menschen die Angst, Opfer einer Straftat zu werden, einer Körperverletzung oder eines Einbruchs, wie gegenwärtig. Und noch nie haben sich die Menschen hier in Bochum so sehr davor zu schützen versucht, noch nie gab es so viele Türen- und Fenstersicherungen, noch nie so viele Versuche, sich selbst zu schützen. Rund ein Viertel der Befragten sagte, dass sie sich mit Elektroschockern oder Pfeffersprays zur Verteidigung gewappnet haben.
Sicher zu wohnen, das ist offensichtlich ein Grundbedürfnis von uns Menschen, ein Bedürfnis in einem ganz elementaren, wortwörtlichen Sinn. Sicherheit als Schutz vor Bedrohungen. Aber natürlich gibt es darüber hinaus viele weitere Sicherheitsbedürfnisse: Die Hoffnung auf einen guten, vor allem einen sicheren Arbeitsplatz, verlässliche Verbindungen zu anderen Menschen, in der Familie und im Freundeskreis, in der Beziehung. Weil wir wissen, wie verletzlich wir sind, ist Sicherheit ein hohes Gut. Von der eigenen Wohnung über den Arbeitsplatz und die soziale Sicherheit bis hin zu den persönlichen Beziehungen. Sicherheit ist zu einem Grundwert geworden, und es ist nicht gut, wenn wir in der Kirche dieses Bedürfnis nicht ernst nehmen. Es oberflächlich zu relativeren versuchen, weil es ja eine letzte Sicherheit nicht geben kann, weil Sicherheit – wie es etwas Dietrich Bonhoeffer gesagt – kein Weg zum Frieden, kein Weg zu einem guten Leben sein könnte. Der Prophet Jeremia hat das anders gesehen. Das Ziel, sicher zu wohnen, ist ihm wichtig, ist Ausdruck der Hoffnung auf eine künftige, bessere Zeit.
Doch wie kann es dazu kommen, dass wir sicher wohnen? Ist das nur eine Utopie oder theologisch gesprochen: eine Hoffnung für das Reich Gottes? Was muss geschehen, damit wir sicher wohnen können?
Da muss einer kommen – der Ordnung schafft? Das ist die Parole, die wir immer lauter und immer häufiger hören, bei uns und anderswo. Ordnung schaffen in dieser komplizierten Welt, in der es schwer fällt, sich zu Recht zu finden. Der Ruf nach Ordnung, er findet immer mehr Gehör. Und das Versprechen, endlich Ordnung zu schaffen, wird geradezu sehnsüchtig erwartet und aufgenommen, viel mehr, als wir – Studierende und Lehrende an einer Universität – es uns vorstellen können und wollen. Wir sind irritiert, wenn in der Welt „dort draußen“ so viele diesem Ruf folgen und sich mit dieser Parole Mehrheiten gewinnen lassen.
Es muss einer kommen – das ist auch die Botschaft des Jeremia. „Es soll einer kommen, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Dann wird Juda geholfen werden und dann wird Israel sicher wohnen.“ (Jer 23,5f)
Recht und Gerechtigkeit sind der Weg, um einen Zustand herbeizuführen, dass man sicher wohnen kann. Nur dort, wo das Recht geachtet wird, wo alle Menschen zu ihrem Recht kommen können – nur dort kann ein sicheres Leben für alle entstehen. Verlässliches Recht für alle: für Arme wie für Reiche, für Einheimische wie für Fremde – das ist die Perspektive, die Jeremia seinen Zeitgenossen als Zukunftshoffnung aufgezeigt hat. Die Regeln des Rechts einzuhalten, das Recht durchzusetzen – das sind die grundsätzlichen Standards, die Jeremia „wohl regieren“ nennt. Wir sprechen heute von „good governance“, das ist die Bedingung für Frieden und Entwicklung, für eine gute Wohlfahrt, die allen nützt.
Über die Geltung des Rechts hinaus geht die Suche nach Gerechtigkeit: die Versuche, das Recht immer wieder zu verbessern, es weiter zu entwickeln, um dort Verlässlichkeit zu schaffen, wo das Recht nicht mehr oder noch nicht richtig greift.
Bundesfinanzminister Schäuble hat auf der diesjährigen EKD-Synode vor vierzehn Tagen in Magdeburg das Grußwort für die Bundesregierung gesprochen. Dabei sagte er sinngemäß: der Staat sei für Recht und Gerechtigkeit zuständig und die Kirche für die Barmherzigkeit. Diese Aussage rief unmittelbare Reaktionen, Räuspern und leise gesprochene Worte des Unwillens hervor. Beides schiedlich-friedlich trennen, das Recht beim Staat, die Barmherzigkeit bei der Kirche?
Auch das Recht und die Gerechtigkeit können und sollen sich immer wieder an der Barmherzigkeit orientieren und dadurch zu einer besseren Gerechtigkeit, zu einem besseren Recht werden. So hat es Jesus immer wieder eingeschärft, wenn er seine Jünger zur besseren Gerechtigkeit aufgerufen hat: „Es sei denn eure Gerechtigkeit besser als die der Schriftgelehrten und Pharisäer“, heißt es in der Bergpredigt (Mt 5,20).
„Besser“, nicht ganz anders. Die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer ist keineswegs schlecht, aber sie kann besser gemacht werden. Der Komparativ ist hier das Entscheidende. Einen Schritt weiter gehen zu mehr Recht und Gerechtigkeit, wie es dem Willen Gottes entspricht.
Wenn wir als christliche Kirche den Text des Jeremia im Advent aufnehmen und damit auf Christus beziehen, dann ist er derjenige, der kommen soll, der gekommen ist, der wohl regiert und der Recht und Gerechtigkeit übt. Der uns überhaupt erst zeigt, was Recht und Gerechtigkeit bedeuten können.
Recht und Gerechtigkeit im Sinn Jesu üben, das kann heißen: Barmherzigkeit über das Recht zu stellen. Nicht den ersten Stein zur Verurteilung zu werfen.
Das kann heißen: sich durch die Not eines Menschen in seinen Routinen unterbrechen zu lassen, auf den in Not Geratenen zuzugehen, ihm wieder aufzuhelfen, wie es der barmherzige Samariter getan hat.
Recht und Gerechtigkeit müssen geübt, eingeübt werden, immer wieder neu. Und sie können und sollen sich durch die Barmherzigkeit anregen lassen. Insofern ist eine einfache Gegenüberstellung von Recht und Gerechtigkeit einerseits und Barmherzigkeit andererseits zu einfach. Es ist nicht statisch nebeneinander zu stellen. Die Praxis und die Lehre Jesu zeigen hier eine andere, eine bessere Perspektive auf. Und weil er derjenige ist, auf den Jeremia letztlich hingewiesen hat, der kommen soll, um Recht und Gerechtigkeit zu üben, ist er derjenige, der uns zeigt, wie es möglich ist, dass Menschen sicher wohnen.
Sicher zu wohnen, für allzu viele Menschen ist dies ein Traum, eine ferne Sehnsucht.
Sicher zu wohnen, das ist unter den Bedingungen dieser Welt mit der menschlichen Fehlbarkeit und Schuldverstrickung etwas, das wir nicht vollumfänglich verwirklichen können. Es bleibt eine Hoffnungsperspektive, letztlich die Hoffnung auf das Reich Gottes. Und doch kann bruchstückhaft und zeichenhaft immer wieder ein Licht dieser großen Hoffnungsperspektive auf unsere Wirklichkeit fallen.
Als im letzten Jahr Deutschland angesichts einer dramatischen Notsituation sehr viele Flüchtlinge aufgenommen hat, ohne in allen Details dies mit den EU-Nachbarn abzusprechen und ohne alles genau überprüfen zu können, da ist es gelungen, eine von der Barmherzigkeit inspirierte Vorstellung von Recht und Gerechtigkeit aufzuzeigen und zu verwirklichen. Dass dies kein Dauerzustand sein kann, war und ist den meisten klar. Aber es war richtig und gut, in dieser Notsituation so zu handeln, wie es die Bundesregierung – und damit auch Wolfgang Schäuble – getan hat. Auf diese Weise ist in unserem Land – unterstützt durch enorm viel spontane Hilfsbereitschaft überall – etwas von dem verwirklicht worden, was Jeremia „wohl regieren“ genannt hat. Ein solches Handeln ist das, was dazu verhilft, damit Menschen sicher wohnen können. Und dies muss für alle gelten, denn nur wenn sich Menschen in ihren Sicherheitsbedürfnissen ernst genommen fühlen und in ihrem Gemeinwesen erleben, dass sie wohl regiert werden, können sie sich anderen zuwenden und ihnen helfen, sicher zu wohnen.
Übrigens, Talal hat ein Stipendium erhalten. Seit diesem Wintersemester studiert er an einer Universität in Norddeutschland. Ich hoffe, dass es ihm dort gut gehen wird und dass er sein Studium erfolgreich durchführen kann. Und vor allem, dass er auch seine Mutter und die Familie seiner Schwester unterstützen kann. Und vielleicht sogar im nächsten Jahr, wenn es nicht zu riskant ist, sie dort besuchen wird.
Sicher zu wohnen – das ist für Talal Realität geworden, dank des guten und großzügigen Rechts, das er hier bisher erfahren hat. Natürlich, es bleibt für ihn bedrängend, dass seine Angehörigen nicht sicher wohnen, dass er sich um sie sorgen muss. Und auch wir, in unserer relativ großen Sicherheit, sind beunruhigt und fühlen den Schmerz anderer, wenn wir von ihrer Not hören. Oft können wir nur hilflos an sie denken, für sie beten, und immer wieder Versuche starten, damit es auch für sie besser werden kann, um sicherer zu wohnen.
Sicher zu wohnen – das ist ein Grundbedürfnis von uns allen. Im Hören auf den Propheten Jeremia wissen wir, wies es gehen kann: Durch das Üben von Recht und Gerechtigkeit, immer wieder inspiriert von der Barmherzigkeit. Jesus hat dies gelebt und gelehrt, er ist der Garant der Hoffnung, sicher zu wohnen. „Seine Name ist: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.“(Jer 23,6) Amen.
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Prophetisches Heimweh - Predigt zu Jeremia 23,5-9 von Matthias Storck
Prophetisches Heimweh
Der jüdische Dichter Franz Werfel (1890-1945) hat dem Propheten Jeremia ein bewegendes Denkmal gesetzt. Am Schluss des Romanfragments „Jeremias – Höret die Stimme“ lässt er den verzweifelten Propheten durch die verkohlten Trümmer des Jerusalemer Tempels irren. Jeremia stolpert über rauchgeschwärzte Steinquader, schwelende Holzbalken und meterhohen Schutt. Nur eine Ahnung lenkt ihn dorthin, wo das Allerheiligste gewesen sein könnte. Aus der Asche klaubt er eine Scherbe. Drei Wörter in hebräischen Buchstaben sind lesbar geblieben: „Damit du lebst.“ Mehr ist nicht zu erkennen, aber auch nicht weniger. So rettet der Dichter seinem Propheten und damit seinem verbannten und verbrannten Volk behutsam und treffsicher den Glauben.
„Damit du den Tod überwindest, habe ich solches an dir getan“, antwortet Gott dem verstummten Propheten. Und mit der ganzen Last der Geschichte bekommen diese Worte ein besonderes Gewicht: „Damit Israel das Gericht überwinde, habe ich es gehalten. Aus meiner Hand strömt nur Leben, wie könntest du, der meiner Hand entströmt ist, sterben und vergeblich gewesen sein!?[...] Damit du mein seist, damit ich dein sei, hast du gelitten[...] Du schöpfst die Verheißung nicht aus.“
Ungläubig glauben
Ich las das Buch als Lehrling. Diese Sätze am Ende sind mir im Herzen stecken geblieben. Ich weiß nicht, wie oft ich zu diesem Romanschluss zurückgekehrt bin. An diesen spärlichen Worten habe ich gelernt, wie sehr der Glaube, auch mein eigener, an Bruchstücken und Lebensscherben hängt. Starke Bilder und klare Worte kommen immer wieder, werden tausendfach wiederholt, aber sie erreichen die Seele nicht. Doch irgendwann, unvermutet, entfachen sie im Herzen ein helles Feuer.
Ich habe damals ungläubig und trotzig angefangen, mich hinein zu glauben in die dürftige Kraft des Wortes.
Die Sehnsucht der prophetischen Verheißungen öffnet behutsam die Tür zum Advent. Manche Worte beginnen zu leuchten und versehen das Dunkel im Gemüt mit dem freundlichen Licht, das „allen in die Kindheit scheint“ (Ernst Bloch).
In solchen Worten schlägt der Glaube die Augen auf, um den ewigen Himmel über der Menschengeschichte kindlich anzustaunen.
Viel später werden genau diese Worte den König Herodes blenden und den Kaiser Augustus in den Schatten stellen. Immer von neuem werden diese alten, stumm geglaubten Worte die lärmende Angst und die lähmende Kälte vertreiben, wenn Menschen bangen Herzens und wider allen Augenscheins auf ihren verheißenen Erlöser warten. Immer von neuem werden solche Worte Engel wecken und Leitern an den offenen Himmel lehnen. Die frühe Christenheit wusste, was ihr geschah, als sie das Ende der Angst und damit die größten Hoffnungen ihrer Geschichte einer kleinen Handwerkerbraut aus dem Herzen buchstabierte und in den großen Horizont weltweiter Erwartung stellte.
Rückwärts lesen
Lange zuvor war jedes dieser Worte schon teuer bezahlt. Der Prophet Jeremia hat sich, wie es verschiedentlich berichtet wird, keine Freunde gemacht, als er seine geschichtsverdrossenen und verzweifelten Landsleute an ihre alten Verheißungen erinnerte.
Manche Hoffnungsworte brennen schlimmer als offene Wunden. Unermüdlich sammelte der Prophet deshalb die Bruchstücke der alten Hoffnung aus den Trümmern der Geschichte und erinnerte seine Zuhörer mit ihren eigenen Worten an ihre Zukunft.
„Die Wiederholung sättigt die Erinnerung mit Segen“, sagt der dänische Philosoph Sören Kierkegaard (1813-1855).
Nicht weniger als die ganze Gerechtigkeit und den wahren Frieden buchstabierte sich der Prophet gegen das Wüten der ganzen Welt zusammen. Der frische „Spross“ am alten Stamm hat starke Wurzeln. Sie reichen zurück bis auf David und seinen Stammvater Isai. So lehrt Jeremia seine Landsleute, nicht nur ihre Verzweiflung, sondern auch ihre Verheißungen rückwärts zu lesen. Er erinnert sie daran, dass ihr größter König aus allerkleinsten Verhältnissen stammt.
Da sie allzu sehr mit Naheliegendem befasst sind, mangelte es den meisten Zuhörern offensichtlich an Vorstellungskraft. Zu schnell war die Blüte der bewegenden politischen und kulturellen Aufbrüche unter Davids Königshaus verwelkt. Wechselnde Mächte wie Ägypten, Assur oder Babylon hatten das Israel immer wieder in alle Welt zerstreut. Die Nachkommen wurden Fremdlinge im eigenen Land und Glauben. Zuerst verloren sie ihren Trotz, zuletzt ihren Gott. Wer konnte und wollte da auf alte Versprechen bauen?
Der Prophet verheißt neben Frieden und Recht auch noch Heil und Sicherheit. Aber bisher versanken die kühnsten Hoffnungen regelmäßig in den rauchenden Trümmern Jerusalems. Kostbarer Glaube verlor sich in den Höllen der Deportation oder verstummte angesichts der Menschenverachtung der Sieger. Erhaben, aber wirkungslos mussten die Worte des Propheten vor diesem Hintergrund erscheinen. Was gab es noch zu reden vom herrlichen Reich Davids? Es war zerfallen. Was half die Erinnerung an vergangene Weisheit und Pracht? Die vertraute Welt war vergangen. Der Tempel lag verwüstet, der Glaube war erschüttert. Der Schmerz machte alle Reste zu einem fremden Märchen. Der stolze Spross am Stamm Davids war Brennholz geworden. Selbst die Tatsachen reichten nicht mehr für Träume.
Angesichts unendlicher Verteilungskriege und Machtkämpfe mochte den Bewohnern der gesamten Provinz noch manches Mal Hören und Sehen vergangen sein, wenn das Rad der Geschichte Jahrhundert um Jahrhundert über sie und ihre Sehnsucht hinweg rollte. Die Verheißungen blieben mühsam. Die Wiederholung schmerzte, aber sie bewahrte vor dem Vergessen. So beginnt alle Hoffnung.
Die Weltgeschichte legt freilich keine Besinnungspausen ein. Sie kennt keine Schwelle und kein Maß. Umso erstaunlicher ist es, dass die Prophetenworte nichts von ihrer Kraft verloren haben. Im Wechsel der Mächte und Gewalten behaupteten sie sich gegen alle Deutungsversuche. Und als in der Welt, der sie entstammten, kaum ein Stein auf dem anderen blieb, wurden die Worte selbst zur Heimat. Für viele waren die alten Verheißungen jahrhundertlang ein „portatives Vaterland“, wie Heinrich Heine (1797-1856) es treffend nannte.
Unten anfangen
Kindliche Freudensprünge halten sich fest im Gemüt. Sie ermuntern, ganz klein anzufangen. Der Spross, von dem der Prophet spricht, könnte im Prozess der Weltgeschichte kaum unscheinbarer sein. Darum gehört viel Mut dazu, an winzige Anfänge zu glauben und sie einzuüben. In irdischer Niedrigkeit erblickt auch Gottes Gerechtigkeit das Licht der Welt. Der Hirtenjunge David und der Zimmermannssohn Jesus kommen nicht umsonst beide aus dem gleichen Stamm und beide von ganz unten.
Den Betrachtenden springen deshalb bei genauem Hinsehen mit dem austreibenden Spross gleich alle erregenden Themen der Menschheitsgeschichte ins Gesicht. Im Licht solcher Bilder sehen die eigenen Herrschaftsverhältnisse oder Machtgewichte ganz schnell ganz anders aus, als das Welttheater es so gern vorgibt.
Im zwanzigsten Jahrhundert ließen sich viele Juden, besonders in der osteuropäischen Diaspora, von dem großen Treiben nicht beirren. Sie klammerten sich an das, was ihnen von den Verheißungen geblieben war. Sie gaben die Hoffnung nicht auf, eines Tages den Berg Zion doch noch mit eigenen Füßen zu betreten. Sie lernten ihre Hoffnungslektionen klein und geduldig in der Muttersprache ihrer Väter. „Nächstes Jahr in Jerusalem!“, lautete ihr Gruß. Einer der wenigen, die es geschafft haben, den Höllen zu entkommen und in Jerusalem zu sterben, war Saul Tschernichowski (1875-1943). Für den tapferen Sprung aus dem Heimweh in die Hoffnung fand er große, kindliche Worte. In einem seiner Lieder heißt es:
„Wir wolln schaffen, lieben, leben,
Wirklich im Gelobten Land!
Häuser baun, nicht in den Wolken,
Aber in den Wüstensand.“
So zeigt die Erinnerung an lebendiges Grün, dass die ältesten Hoffnungen der Bibel oft jünger sind als mancher, der sie mühsam buchstabiert. Was wären Ordnungen wert, die nicht im Wirrwarr widerstreitender Vielfalt immer von neuem die Spur einer Gerechtigkeit verfolgten, die weder nach dem „Hörensagen“, noch nach dem „Ansehen der Person“ entscheidet? Die Feststellung, dass sich bis heute Frieden und Gerechtigkeit nur in der Bibel küssen, zeigt, dass es harter Arbeit bedarf, damit die alten Verheißungen den jungen Hoffnungen nicht davonlaufen.
„Wir müssen vor Hoffnung verrückt sein“
Es soll uns freuen, aber niemals genügen, wenn ein Mensch lernt, sich mit seinesgleichen zu vertragen. Und wenn es den Frieden, der aufs Ganze geht, erst ganz zuletzt gibt, soll uns das bei unserem Einsatz für eine friedliche Welt nicht aus der Fassung bringen. Wenn die Gerechtigkeit in unseren Breiten nur mit geeichter Waage und einer Binde vor den Augen zu haben ist, soll uns selbst das nicht beirren. Zu allen Zeiten lebten die Menschen schon zwischen den Zeilen.
Aber wir übersehen den Anfang nicht, einen schwachen Spross in einer mit Macht überfüllten Welt.
So eine Geschichte hört nicht auf, wenn ein paar Hungrigen der Tisch gedeckt ist. Sie ist nicht am Ziel, wenn einige Gefangene freigekommen sind oder ein Internierungslager aufgelöst wird.
Es ist nicht nichts, wenn die Folter verboten ist, aber es ist noch lange nicht alles.
Der Zweig wird wachsen. Aber auch das ist nicht selbstverständlich.
Im Jahr 1980 schrieb der Liedermacher Wolf Biermann seiner Tochter Marie ein Willkommenslied an die Wiege. „Wir müssen vor Hoffnung verrückt sein“, lautete die erste Zeile. Gemeint war eine Hoffnung, die nur schwer gedeihen konnte, weil in der Mitte Europas „Waffenwälder“ (anstelle der Engel) die Wiegen der Neugeborenen umstellten.
Niemand konnte damals wissen und kaum einer wagte noch zu hoffen, dass diese Waffen, die quer durch das geteilte Deutschland mit Atomsprengköpfen aufeinander zielten, eines Tages verschrottet würden. Man musste schon sehr „verrückt“ sein, um es zu glauben.
Als das dann geschah und der „Eiserne Vorhang“ zerriss, haben wir in Ost und West eine ebenso freudige wie hoffnungsvolle Lektion bekommen. Wir haben staunend gelernt, dass Gott seine Verheißungen mitten in unserer Welt und vor aller Augen erfüllen kann, solange wir nicht aufhören, ihn tatkräftig beim Wort zu nehmen.
Link zur Online-Bibel
Es kommt die Zeit... - Konfi-Impuls zu Jeremia 23,5-8 von Christina Hirt
Es kommt die Zeit…
Welche Zeit erwarten wir denn? Wer den Gottesdienst im Konfirmandenunterricht vorbereitet, kann mit den Jugendlichen einen Blick in die Zukunft wagen und ihre Antworten auf folgende Fragen vortragen lassen:
Wie stellst du dir deine persönliche Zukunft vor?
Was wird deiner Meinung nach eher eintreffen:
Die Umwelt wird weiter zerstört – die Umwelt wird besser geschützt.
Terror und Kriege nehmen zu – Die Menschen schaffen es, friedlicher miteinander zu leben.
Die Menschen werden häufiger krank sein – Die Menschen werden gesünder leben
Es wird mehr Hungersnöte geben – Es wird weniger Hunger in der Welt geben
Es kommt die Zeit…
Eine schöne Bilder-Zusammenstellung von Umfrageergebnissen unter Passanten in Mainz findet sich bei: http://360grad-mainz.de/erwartungen-zukunft
Es kommt die Zeit…
…in der das Wünschen wieder hilft. Die „Toten Hosen“ haben dieses Lied mit ironischem Unterton schon vor einigen Jahren veröffentlicht. Die Aussagen des Liedes lassen sich gut mit dem Predigttext verbinden, denn es geht darin nicht nur um die eigene Zukunftserwartung, sondern vor allem um die Frage, ob denn Gott seine Hand mit im Spiel hat und Dinge zum Guten wenden wird oder wenden kann.
Was bei den Toten Hosen wie das „Glaubensbekenntnis von Zweiflern“ klingt, hat bei Jeremia den Ton von Gewissheit und begründeter Hoffnung. Diese Hoffnung stark zu machen, ohne den Glauben zu einem Wunschkonzert von Träumern zu machen, ist wohl die schöne aber auch herausfordernde Aufgabe an diesem Adventssonntag.
Ich glaube, dass die Welt sich noch mal ändern wird
und dann Gut über Böse siegt,
dass irgendjemand uns auf unseren Wegen lenkt
und unser Schicksal in die Hände nimmt.
Ja, ich glaube an die Ewigkeit
und dass jeder jedem mal vergibt.
Alle werden wieder voreinander gleich,
jeder kriegt, was er verdient.
Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft…
(Die Toten Hosen, den kompletten Text findet man unter:
http://www.dietotenhosen.de/diskographie/musik/die-90er/1993/wuensch-dir-was)
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Es kommt die Zeit... - Konfi-Impuls zu Jeremia 23,5-8 von Christina Hirt
Es kommt die Zeit…
Welche Zeit erwarten wir denn? Wer den Gottesdienst im Konfirmandenunterricht vorbereitet, kann mit den Jugendlichen einen Blick in die Zukunft wagen und ihre Antworten auf folgende Fragen vortragen lassen:
Wie stellst du dir deine persönliche Zukunft vor?
Was wird deiner Meinung nach eher eintreffen:
Die Umwelt wird weiter zerstört – die Umwelt wird besser geschützt.
Terror und Kriege nehmen zu – Die Menschen schaffen es, friedlicher miteinander zu leben.
Die Menschen werden häufiger krank sein – Die Menschen werden gesünder leben
Es wird mehr Hungersnöte geben – Es wird weniger Hunger in der Welt geben
Es kommt die Zeit…
Eine schöne Bilder-Zusammenstellung von Umfrageergebnissen unter Passanten in Mainz findet sich bei: http://360grad-mainz.de/erwartungen-zukunft
Es kommt die Zeit…
…in der das Wünschen wieder hilft. Die „Toten Hosen“ haben dieses Lied mit ironischem Unterton schon vor einigen Jahren veröffentlicht. Die Aussagen des Liedes lassen sich gut mit dem Predigttext verbinden, denn es geht darin nicht nur um die eigene Zukunftserwartung, sondern vor allem um die Frage, ob denn Gott seine Hand mit im Spiel hat und Dinge zum Guten wenden wird oder wenden kann.
Was bei den Toten Hosen wie das „Glaubensbekenntnis von Zweiflern“ klingt, hat bei Jeremia den Ton von Gewissheit und begründeter Hoffnung. Diese Hoffnung stark zu machen, ohne den Glauben zu einem Wunschkonzert von Träumern zu machen, ist wohl die schöne aber auch herausfordernde Aufgabe an diesem Adventssonntag.
Ich glaube, dass die Welt sich noch mal ändern wird
und dann Gut über Böse siegt,
dass irgendjemand uns auf unseren Wegen lenkt
und unser Schicksal in die Hände nimmt.
Ja, ich glaube an die Ewigkeit
und dass jeder jedem mal vergibt.
Alle werden wieder voreinander gleich,
jeder kriegt, was er verdient.
Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft…
(Die Toten Hosen, den kompletten Text findet man unter:
http://www.dietotenhosen.de/diskographie/musik/die-90er/1993/wuensch-dir-was)
Christina Hirt
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Gott ist verschwunden!?
Pfarrer Karsten Böhm:
Gott ist verschwunden! Tatsächlich?
Selbst bei Hermann van Veen ist er ja nicht wirklich verschwunden und weg, sondern aus der Kirche gerannt und sitzt nun auf der Bank in der Sonne.
Zum Glück haben aber einige Gemeinden längst durchgelüftet und ich kann mir vorstellen, dass sich Gott inzwischen in vielen Kirchen wieder ganz wohl fühlen würde.
Und doch hat es der Glaube heute eher schwer.
Es gibt beides gleichzeitig: eine große Gleichgültigkeit Gott gegenüber, aber auch eine große Sehnsucht nach Gott.
Wie kann man heute Gott erleben und finden? Warum sollte ich Gott überhaupt suchen?
Fragen über Fragen.
Wir in der Andreasgemeinde sind es gewohnt, Fragen zu stellen. Und als Prediger Fragen gestellt zu bekommen, auch direkt im Gottesdienst.
Wenn Sie also eine Frage zu meiner Predigt haben, schicken Sie mir diese an: fernsehgottesdienst@andreasgemeinde.de
Ich versuche dann Ihre Fragen nach der Predigt im “Nachgefragt“ zu beantworten.
Wie kann man Gott also finden, ihn erleben?
Das Wichtigste: Gott suchen, ihn erleben – das können nur Sie selbst – das kann Ihnen niemand abnehmen.
Man kann das dann so machen wie es der berühmte Mathematiker Blaise Pascal vorgeschlagen hat. Er hat die Suche nach Gott mit einer Art Wette verglichen. Und hat vorgeschlagen, einfach mal darauf zu setzen, dass es Gott gibt.
Ob es Gott gibt, kann man nämlich nur herausbekommen, wenn man sich einmal darauf einlässt. Und Pascal meinte: Wenn man das tut, kann man eigentlich nicht verlieren.
Denn selbst wenn man Gott letztlich nicht findet. Ja, dann hat zwar man nichts gewonnen, aber auch nichts verloren.
Wenn Sie aber Gott begegnen, dann haben Sie sehr sehr viel gewonnen. So wie es zwei Menschen aus unserer Gemeinde erlebt haben:
Statement 1
Video-Zuspieler
Ich bin Silja Calac. Ich bin 46 Jahre alt. Ich bin in der Schweiz geboren. Danach habe ich in Paris studiert, hab dort geheiratet und bin dann über Singapur und München hier in Eschborn gelandet. Vor drei, vier Jahren ist mein Mann dann gegangen. Dann war ich erstmal alleine, hab aber – obgleich ich das eigentlich nicht wollte – sehr schnell jemand kennen gelernt und der lebt eben in Eschborn. Bei mir gab es in der Erziehung keinen Gott. Ich wurde nicht getauft. Meine Eltern haben mir das nicht beigebracht. Ich bin als Kind nicht in die Kirche gegangen. Ich wusste, dass es etwas gab, was mir gefehlt hat.
Hab dann auch sehr viele unschöne Seiten der Kirche kennen gelernt. Das war so heuchlerische Kirche. ich als Nichtgetaufte war da immer ausgeschlossen. Und dann kam eben mein Partner und hat gesagt: „So jetzt gehen wir am Sonntag in den Gottesdienst.“ Ah, das war dann was ganz anderes. So kannte ich Christentum überhaupt nicht. Und das war toll. Das hat mich so mitgenommen. Die Menschen hier die leben das wirklich, was sie sagen. Das hat mich dann wirklich überzeugt. Und jetzt werde ich mich taufen lassen. Ich hab etwas ganz Wichtiges gefunden. Das macht mich extrem glücklich.
Pfarrer Karsten Böhm:
Silja, ich habe da noch eine Frage. Komm doch mal. Du redest davon, dass Gott dich glücklich macht. Ist im Glauben aber tatsächlich immer alles heile Segen, Sonnenschein und gut?
Silja Calac-Schneider:
Nein, natürlich nicht. Das Tolle am Glauben ist, dass mich Gott trägt, er mir beisteht, wenn im Leben gerade auch nicht alles rund läuft, eben kein Sonnenschein herrscht. Mit Gott muss ich nicht immer glücklich sein.
Pfarrer Karsten Böhm:
Vielen Dank.
Christian hat andere Erfahrungen gemacht.
Video – Zuspieler
Also mein Name ist Christian Badenhop. 48 Jahre werde ich im Juni. Ich komme aus dem Hotelfach, arbeite heute für ein touristisches Unternehmen, hab zwei Kinder, verheiratet, seit acht Jahren in Niederhöchstadt. Ich begeistere mich für Hard-Rock, Punk-Rock und Fußball. Aber meine Leidenschaft gilt eigentlich seit Jahren auch durch die Andreasgemeinde gesteuert dass ich Theater spiele wie in meiner Jugend. Komm aus Norddeutschland ursprünglich, wo man nicht unbedingt erzkonservativ jeden Sonntag in die Kirche geht. Sondern (ich bin) so großgeworden, dass das zwar irgendwo schon eine Rolle gespielt hat, aber man keine Entwicklungsschritte in Richtung Kirche gemacht hat. Dann bin ich, als ich Mitte 20 war, aus der Kirche ausgetreten. Bis vor sieben Jahren mein Vater nach ner langen Krebskrankheit gestorben ist und gerade sein Tod mir so das Gefühl gegeben hat: Ja, es ist eigentlich ganz schlimm, wenn man eigentlich keinen Halt hat. Und das hat sich dahingehend entwickelt, dass ich dann gesagt hab: „Okay, ich tret wieder ein.“ Vorher hab ich geglaubt, mich könnte gar nichts mehr in Richtung Kirche berühren.
Und das Gegenteil ist der Fall. Hier hab ich die Gelegenheit, nicht zu müssen, um diese Erfahrung zu machen. Aber ich kann. Und ohne nach links und rechts gucken zu müssen, wer das viel besser oder anders macht: ich finde meinen Weg alleine. Wie weit der geht: keine Ahnung. Ich glaub, das ist viel wichtiger als links und rechts zu gucken.
Pfarrer Karsten Böhm:
Christian, komm doch bitte mal. Du sagst, dass du bei uns in der Andreasgemeinde nichts musstest, aber viel konntest und in dieser Freiheit Gott näher gekommen bist. Das klingt so, als ob du auch ganz andere Erfahrungen gemacht hast. Stimmt das?
Christian Badenhop:
Ja, für mich hatte Glaube lange etwas mit etwas aktiv machen zu müssen zu tun. Du musst dies, du darfst jenes nicht. Erst als es hieß: Komm wie du bist und mache dich mit deinen Fragen in deinem Tempo auf deinen Weg und sei Teil der Gemeinde bei all Deinen Bedenken, habe ich mich wieder dem Thema geöffnet. Was und wie man glaubt, bleibt doch letztendlich jedem selbst überlassen. Aber ja, man fühlt sich hier vor allem gut aufgenommen.
Predigt Teil 2
Pfarrer Karsten Böhm:
Christian, das freut mich sehr. Denn wir als Andreasgemeinde verstehen genau darin unsere Aufgabe:
Räume zu schaffen, in denen sich Menschen auf die Suche nach Gott machen können. Gelegenheiten zu ermöglichen, in denen Menschen Gott finden können.
Daher feiern wir auch seit über 20 Jahren monatlich unseren GoSpecial.
Also, vielen Dank, Christian.
(Herr Badenhop geht ab. Pfarrer Böhm geht zum Stehtisch).
Pfarrer Karsten Böhm:
Denn ich bin überzeugt:
Wenn Sie nach Gott suchen, dann sind Sie schon auf dem Weg zu ihm.
Wenn Sie nach Gott fragen, sind Sie schon mit ihm in Kontakt.
Wenn Sie nach Gott rufen, bauen Sie schon eine Beziehung zu ihm auf.
Wenn Sie sich auf die Suche begeben, dann tun Sie dies aber bitte mit großer Freiheit und Gelassenheit so wie Christian.
Sie müssen Gott nicht suchen, aber Sie dürfen. Niemand muss, aber jeder kann. Und wir erleben hier, dass diese Freiheit Menschen hilft, Gott zu finden, ihm zu begegnen!
Machen Sie es ähnlich wie Christian. Gehen Sie Ihren persönlichen Weg ohne ständig nach links und rechts zu schauen. Zu fragen, wer macht es anders, wer macht es besser oder weniger gut.
Dazu möchte ich Ihnen hier in Niederhöchstadt und an den Bildschirmen Mut machen.
Um Gott zu finden, ihm zu begegnen gibt es nämlich nicht den einen Weg, sondern die Wege zu Gott sind so unterschiedlich wie wir Menschen unterschiedlich sind.
Wenn wir, die Kirche, Ihnen helfen können, Gott zu begegnen, dann freut mich das.
Aber bitte befreien Sie sich von dem Druck, etwas zu müssen, etwas Spezielles tun zu müssen, um Gott zu finden. Machen Sie lieber Ihre eigenen authentischen Erfahrungen. Lassen Sie sich bei Ihrer Suche auch Ihre Fragen und Zweifel nicht ausreden oder wegargumentieren.
Und bleiben Sie bei Ihrer Suche gelassen, damit Sie sich überraschen lassen können wie Silja!
Gott wird sich von Ihnen finden lassen auf Ihrem Weg, auf die Art, wie Sie es brauchen, wie Sie ihm begegnen können.
Denn in der Bibel verspricht Gott:
„Wenn Ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von Euch finden lassen!“ (Jeremia 29,13)
Das ist kein frommer Wunsch, sondern Gottes festes Versprechen, seine Zusage.
„Wenn Ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von Euch finden lassen!“
Wer sucht, der findet.
Wer Gott sucht, der wird ihn finden, denn Gott ist nicht verschwunden.
Davon bin ich überzeugt, denn genau dies haben zahlreiche Menschen erlebt. Wer sucht, der findet.
Daher: Überzeugen Sie sich selbst, ob Gott verschwunden ist oder ob es ihn gibt. Probieren Sie es aus, ob Gott sich finden lässt. Wetten Sie wie Pascal gewettet hat, denn was haben Sie zu verlieren? Nichts. Und wenn Sie Gott finden, dann haben Sie so wie Silja und Christian unendlich viel für ihr Leben gewonnen!
Wie Sie Gott finden können?
Wie gesagt – da gibt es ganz unterschiedliche Wege. Da gibt es nicht den einen, richtigen Weg.
Aber es gibt gute Erfahrungen, die viele Menschen gemacht haben, Hinweise, wie andere Menschen Gott gefunden haben und vielleicht hilft es Ihnen, so Gott auch auf die Spur zu kommen.
Beten Sie beispielsweise doch einmal oder wiedermal zu Gott. Setzten Sie sich auf eine Bank und reden Sie mit ihm wie mit einem guten Freund. Erzählen Sie ihm, was Sie beschäftigt, was Sie ärgert, wo Sie vielleicht Hilfe brauchen. Gott hört Ihr Gebet und antwortet darauf. Manche sagen: Gott ist ganz nahe, er ist immer nur ein Gebet weit entfernt.
Oder lesen Sie einmal in der Bibel. Vielleicht bleiben Sie dann im Neuen Testament an einer Aussage Jesu hängen, die Sie beschäftigt, die Sie herausfordert. Vielleicht spricht eine biblische Geschichte genau von Ihnen und Ihrem Leben. Wir Christen erleben, dass Gott uns immer wieder in der Bibel begegnet.
Oder besuchen Sie doch wiedermal einen Gottesdienst mit der Erwartung, Gott dort zu begegnen. Ich vermute: Ein Lied wird Sie bewegen, ein Gebet berühren, ein Satz der Predigt Sie ansprechen. Denn in einem Gottesdienst möchte Gott Ihnen nahe kommen.
Noch eine gute Nachricht zum Schluss – vielleicht die schönste Nachricht überhaupt:
Wenn Sie aufgehört haben nach Gott zu suchen. Zu oft in Ihrem Leben von Gott und Kirche enttäuscht wurden. Oder warum auch immer keine Lust haben, sich auf die Suche nach Gott zu machen. Dann dürfen Sie wissen, dass Gott nie aufhören wird, nach Ihnen zu suchen! Gott hat so große Sehnsucht nach Ihnen, dass er den Himmel verlassen hat und in Jesus Christus Mensch wurde, um Ihnen nahe zu kommen. Gott ist auch auf der Suche nach Ihnen.
Mein Wunsch für Sie: Wetten Sie auf Gott und machen Sie sich auf die Suche, vielleicht zum ersten Mal, vielleicht wieder einmal.
Wer Gott sucht, kommt ihm schon nahe. Und beim Suchen sowie beim Finden braucht es keine Voraussetzungen. Man muss es wagen. Wer sucht, der findet - so wie Silja und Christian es erlebt haben.
Und wenn Sie zum Suchen nicht die Kraft haben, dann lassen Sie sich von Gott finden.
Ich wünsche mir für Sie persönlich, dass Sie sich dann auf eine Bank setzen können und Gott neben Ihnen Platz nimmt, den Arm um Sie legt, mit Ihnen gemeinsam in die Sonne blinzelt und Sie gemeinsam das Leben genießen – denn Gott möchte, dass Ihr Leben gelingt! Amen.