Der Neuanfang, alles neu ? - Predigt zu 1. Mose 8,18-22 von Julia Neuschwander
Gott hatte sich alles so schön vorgestellt mit dieser Welt und den Menschen und die Ewige hat dann alles so schön geschaffen mit viel Liebe und viel Mühe und mit dem göttlichen Atem in allem. Doch es kam anders.
Das erste Buch Mose beginnt ganz am Anfang. Es geht los mit paradiesischen Zuständen, vom Menschen, ganz und gar eins ist mit der Natur um sich herum, im Einklang, Gleichklang, ja, Wohlklang mit Gott. Es erzählt und geht vom Menschen aus, der Mensch im unbewussten, kindlich-intuitiven Einklang mit sich selbst, ganz im Hier und Jetzt, im ganz und gar Einssein-Gleichsein mit der Natur, mit Gott, mit dem eigenen Körper, so beschreibt es das erste Buch der Bibel.
Das erste Buch der Bibel. Im Hebräischen ist es überschrieben mit dem Titel „Bereschit“, das heisst Anfang. Immer wieder um Anfänge, um Neuanfänge, um Wieder-Aufbrechen, Weiterziehen, neu Anfangen geht es in diesem ersten Buch der Bibel. Der erste Mensch, Adam, Erdling, von Adamah, der Erde genommen, dann aus dem ersten Menschen zwei erste Menschen, zwei verschiedene Menschen, ein Mann und eine Frau Eva, Urmutter der Menschheit. Und es beginnt wieder etwas Neues. Die ersten Menschen sind nicht nur Körper und Natur, sind nicht nur Fühlen und Sich-Nähren, Sein und Träumen, sondern sie denken auch in der Zukunft. Und sie beginnen, immer mehr selbständiger zu denken. Sie können planen, sie können selbständig handeln, sie sind nicht mehr bereit, sich Verboten weiter unhinterfragt zu beugen. Adam und Eva, die ersten Menschen, sind keine geborenen Untertanenmenschen, keine, die einfach nicken, die keine eigene Phantasie haben und auf Gott warten, sondern solche, die selbständig denken können, die Denken und Fühlen zugleich können, die mutige eigene Gedanken haben, die nicht nur Gottes Gedanken nachdenken. Es sind Menschen, die auf einmal auch über eine Vergangenheit nachdenken, über einen Ursprung, über eine Herkunft und über eine Zukunft.
Gott hatte sich alles so schön vorgestellt mit der Welt und den Menschen, die Ewige hatte alles schön geschaffen, liebevoll und mit viel Mühe, der göttliche Atem belebte die Erde.
Doch dann beginnt die Ent-Täuschung. Das Paradies ist vorbei. Die Einheit von Gott und Mensch im Einklang, im Gleichklang mit Natur und Welt ist Vergangenheit. Die Menschen denken und entscheiden selbst. Sie lernen und probieren Wege. Sie gehen Irrwege und kehren zum Ursprung zurück. Sie lernen dazu und probieren es wieder neu. „Anfänge“ so heisst das erste Buch der Bibel.
Wie enttäuscht war da eigentlich Gott, der mit dem Namen „Ich-bin-da“, die mit dem Namen „Schechina“, „der Lebendige“, „die Ewige“? Wie sehr schmerzte es? Vielleicht gar nicht so sehr, denke ich mir, vielleicht war Gott sogar stolz auf seine Menschen, die so selbständig und kreativ sind – in den schönen Dingen, aber leider auch ebenso umtriebig und konsequent in den gewaltsamen, schlimmen, dummen, ungerechten und selbst und andere schädigenden Dingen.
Die große Flut, die dann kam, ist seit Jahrtausenden sprichwörtlich in vielen Sprachen. Meistens ist es ein Götterstreit, der sie auslöst. Im uralten akkadischen Gilgamesch-Epos bei Utnapischtim oder in der griechischen Sage bei Deukalion und Pyrrha. Grund der großen Flut ist, dass die Menschen so laut sind – im Gilgamesch-Epos - oder weil sie so grausam sind, voller Gewalttätigkeit und nur Streit und Zank und die Kriege im Kopf haben – in der griechischen Sage. Oder – wie in der Bibel - weil des Menschen Herz Planen und Denken kann – weil und weil der Mensch seine Fähigkeit daraufhin von frühster Jugend an nutzt, um Böses im Sinn zu haben. Der biblische Gott ist dabei allerdings nicht in mehrere Gottheiten gespalten wie die akkadischen oder griechischen Götter, viel schlimmer: Gott trägt diesen Riss in sich selbst. Den Riss zwischen Vernichten-Wollen und Retten, zwischen dem Zorn über das Böse auf Erden und den Wunsch, die Menschen und die eigene Verbindung zu den Menschen zu bewahren, der Riss zwischen der Wut über diese irre gegangenen Menschen in ihrer Selbständigkeit, in ihrer Freiheit, dem Wunsch zu Zerstören, den Menschen auszutilgen vom Angesicht der Erde, der Adamah, von der er kommt – und nach der er heisst – und zwischen dem dringenden Wunsch, dem Bedürfnis, an ihm fest zu halten. Ihn unbedingt doch zu behalten, diesen Menschen, diese Männer, diese Frauen, diese Menschenkinder verschiedensten Alters und diese Menschenbabies.
Warum verschont Gott eigentlich in unserem Text die Menschheit? Warum löscht er sie eigentlich dann doch nicht von der Erde aus, wenn sie so laut sind, wenn sie so böse sind, wenn ihr Herz so wirklich böse ist von Jugend auf, wie der Ewige, der Gott mit dem Namen „Ich-Bin-Da“ längst resigniert erkennen musste? Warum liebt die Ewige die Menschenkinder, die kleinen Babies, die Menschenkinder, die sich schon als Kleinkinder mit Wonne die Schippe im Sandkasten über den weichen Schädel hauen würden wenn nicht irgendjemand ihnen sanft das Werkzeug aus der Hand nimmt? Ihnen liebevoll erklärt, dass das böse ist, den anderen kleinen Wicht verletzen und hauen?
Ja, warum liebt der Lebendige so sehr die Menschenkinder? Warum hält ER-SIE an ihnen fest? Warum gerade der Mensch? Warum soll der Mensch Bestand haben? Warum gerade er, der so gerne die Böden vergiftet, die ihn ernähren? Warum gerade sie, die achtlos das Wasser verschmutzt, das sie reinigt und erfreut? Warum reichen ihr, der göttlichen Schechina, eigentlich nicht die kleinen Igelkinder mit den blanken Äuglein und den weichen Stacheln? Die Kaninchenjungen, so weich und süß? Die winzig kleinen Fischkinder, einige von ihnen ebenfalls lebend geboren, die durchsichtig und vital im Meereswasser schwimmen? Warum nicht die lauthals piepsenden Vogeljungen im Nest, die bald schon ihre erste Flugversuche machen? Die, die ihre eigenen Instinkte leben und das tun, was Generationen von Igeln und Fischen und Kaninchen immer schon getan haben? Warum müssen es gerade weiterhin Menschenkinder sein?
So rührend für uns Menschen unsere eigenen Kinder, die neu Geborenen, jedes so klein und lebendig, so individuell, so besonders. Die Wimpern, die kleine Nase, die Füße, alles solche Wunder. So klug und lebendig die Vierjährigen, die Sechsjährigen, so lernbegierig, so offen, so experimentell beim Bauen von kleinen Flüssen und Strömen im Garten. So witzig und trocken die 14jährigen mit ihrer Ehrlichkeit, ihrem Witz, ihrem einfach nur Chillen-Können…. die 18jährigen, die 20jährigen, jede Zeit hat ihre Besonderheit und ihre Liebenswürdigkeit, jede, die 30, 40,50, 60, 70jährigen, die 80jährigen, die 90jährigen mit ihrer Echtheit, ihrer Würde, ihrem Verrücktsein, ihrem Ganz-Anders-Sein als die jetzige Zeit.
Hält Gott in seiner Menschenfreundlichkeit deshalb an uns Menschen fest? Die Erfahrung zeigt aber, dass es mit uns Menschen immer wieder so kommen wird: Gewalt, Krieg, Hass…
Die Bibel erzählt mehrfach davon, wie Gott die Geduld verliert, das Volk, das er geschaffen hat, ausmerzen will von der Erde, und sich dann doch wieder eines anderen besinnt. Wie es eine der Hauptversuchungen für Gott ist, das alte Volk aufzugeben und selbst ein Neues zu erwecken. Auch Jesus wird in der Wüste vom Teufel gefragt, ob er ihm nicht aus Steinen ein Volk erwecken will wie in der griechischen Sage. Gott hält an seinem Volk fest, Jesus bleibt standhaft. Weil die, die da sind, für Gott einzigartig, unersetzbar sind, so wie sie sind. Weil Gott sie liebt so wie sie sind. Das ist für uns Menschen selbst schwer zu verstehen. Das ist manchmal auch gar nicht zu verstehen: Ein Mensch, ein Strafgefangener im Ausgang lockt eine Justizbedienstete beim 50. Ausgang in eine Falle, missbraucht sie und begeht anschließend Selbstmord.
„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.“ Sagt der Philosoph Hobbes als Naturrechtler. „Der Mensch ist gut von Geburt an.“ Sagt ein anderer Aufklärer, Rousseau. Vielleicht ist es das Schwierigste zu erkennen, dass der Mensch genau Beides ist, alle Möglichkeiten hat. Es hängt von so vielen Faktoren ab, wie er oder sie sich entscheidet zu leben und zu handeln. Ob jemand schon den kleinen Menschenkindern die Schippe aus der Hand nimmt, wenn sie sie als Waffe benutzen wollen. Welche Kultur sich ausbreiten kann und darf….
Was ist der Mensch? Wir haben hier keine bleibende Stadt. Ursprünglich waren wir wandernde Steppenvölker auf anderen Kontinenten, die von Wasserstelle zu Wasserstelle wanderten. Wir wohnten in Berghöhlen und hatten nachts den Weitblick über die ganze Fläche, die Geräusch der Tiere und die Stille irgendwann. Wir Menschen in Europa können immer noch lange ohne Essen auskommen, wenn es sein muss. Wir können schnell wieder lernen, lange zu laufen, wenn wir nur zu trinken haben. Und wenn wir dann etwas finden, dann kann unser Magen fast alles verdauen. Wenige Tage im Freien und die alten Instinkte kommen zurück. Die Instinkte, der Orientierungssinn, der Sinn für die Sterne, der Mutterinstinkt, die Fluchtreflexe, der Herdentrieb, die gegenseitige Fellpflege. Teile der Natur, der Verbundenheit mit der Erde.
Das erste Buch der Bibel heisst „Bereschit“, Neuanfänge und Aufbruch.
Ein enttäuschter, ein desillusionierter Gott ist in diesem ersten Buch der Bibel verblüffenderweise kein Gott der Zerstörung mehr. Dieser Gott hat sich verändert. Dieser Gott trägt ernüchtert den Riss in sich selbst und sieht den Tatsachen ins Auge. So also der Mensch! So also die Welt! Keine neue Flut mehr, sondern Beständigkeit im Wandel im ersten Buch Mose. Hell und Dunkel, Tag und Nacht, immer wieder neu. Amen.
Gebet:
Den Riss in Dir, Gott, aushalten.
Die Welt, wie sie wirklich ist.
Gott, wie er/sie (wer denn eigentlich?) wirklich ist.
Den Menschen, wie er/wie sie wirklich ist.
Mich, wie ich wirklich bin.
Dich, wie Du wirklich bist.
Den Riss in Dir, Gott, aushalten,
den Riss zwischen Freiheit und Willkür,
zwischen Liebe und Zerstörung, den Riss zwischen dem Wunsch nach Strafe, dem „Ein-für-Alle-Mal-Austilgen-Wollen“, und dem Erdulden, dem Ertragen, dem „Leben-lassen“ und „Am-Leben-Lassen“.
Den Riss zwischen Lassen und Stoppen,
zwischen Für-Immer-Wegschließen und Resozialisieren,
zwischen Hoffnung und Aufgabe.
Zwischen Tag und Nacht,
Dunkel und Licht.
Den Riss in uns aushalten, Gott.
Die Welt, wie sie wirklich ist.
Mich, wie ich wirklich bin.
Dich, wie Du wirklich bist.
Den Riss aushalten, Gott.
Amen.
Lieder: EG 432 und EG 395
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Herzensgespräche an der Schwelle – Predigt zu 1. Mose 8,18-22 von Katja Albrecht
Angekommen. Wir verlassen das Flugzeug. Mehrere tausend Flugkilometer liegen hinter uns. Eine 14tägige Reise zu unserer Partnerdiözese in Tansania haben wir gemacht, in der auch unsere Partnerschule liegt. Müde sind wir nach diesem Nachtflug – aber auch ganz erfüllt von allen Erlebnissen. In der Ankunftshalle des Flughafens halten wir kurz inne. Wir singen noch einmal unser Lied, das wir an vielen Orten gesungen haben. Bwana awabariki – Gottes Segen sei mit dir! Und jetzt singen wir das auch uns selbst zu. Jetzt wo unsere Zeit als Reisegemeinschaft auf Zeit endet. Jetzt, wo wir all die vielen Eindrücke verarbeiten müssen – und alles in Einklang bringen mit unserem ganz alltäglichen Leben hier, da singen wir uns gegenseitig den Wunsch nach Gottes Segen zu. Ein stiller Moment, ein Moment, in dem wir dankbar sind. Für all die Menschen, denen wir begegnet sind. Für alle, die unsere Reise liebevoll und mit Gebeten aus der Ferne begleitet haben. Und wir sind dankbar, dass alle die Reise gesund und fröhlich überstanden haben. Es ist ein Moment, in dem wir spüren, wie gut wir es haben. Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf – das haben wir alle. Und noch viel mehr. Das Glück, in einem so reichen Land geboren zu sein, mit so guter medizinischer Versorgung, mit so großen Chancen im Leben. Gedankenfetzen an der Schwelle zum Alltag. Es ist gut, dass wir einen Moment innehalten und Gott um seinen Segen bitten. Um sein Mitgehen auf unserem Weg. Um seinen liebevollen Blick auf unser Bemühen, die Erfahrungen der Reise fruchtbar zu machen.
Angekommen. Noah verlässt die Arche. Und mit ihm seine Familie. Seine Frau, seine Söhne, deren Frauen. Die Alten und die Jungen. Die Vergangenheit und die Zukunft. Und hinter ihnen folgen die Tiere. Die, die damals paarweise in die Arche kamen – und von denen sich manche über die lange Zeit auf dem Wasser vermehrt haben. Da steht diese besondere Reisegemeinschaft auf Zeit auf trockenem Land, an der frischen Luft. Ein besonderer Moment. Auf der Schwelle zum Leben danach. Nach der großen Flut. Nach der Enge in der Arche.
Noah findet den Anschluss an die Zeit davor. Er baut einen Altar und er bringt Opfer, so wie das seine Vorfahren auch gemacht haben. Er dankt Gott. Für das Leben. Zuerst der Gottesdienst - und dann alles andere. Zuerst sich festmachen an Ritualen, die er gelernt hat. Rituale, die Sicherheit geben. Oder die doch zumindest helfen, die ersten Schritte nach dem Verlassen der Arche zu gehen. Noah. Dieser eine, der gerettet wurde, der erweist sich als ein Hoffnungsträger. Denn er weiß um die Aufgabe des Menschen, des Geschöpfs Gottes. Gott die Ehre geben, Gott danken für die Chancen eines Neuanfangs. Ein Selbstgespräch Noahs oder ein Gespräch mit seiner Familie ist uns nicht hinterlassen in der biblischen Erzählung. Wie gehen sie um mit der Erfahrung, dass so viele Menschen gestorben sind und sie überlebt haben? Wie hat die Zeit in der Arche in ihnen gearbeitet? Sind sie froh in den Alltag zurückzukehren oder haben sie Angst vor den ersten Schritten? Das können wir nicht wissen. Wir sehen Noah vor uns, der das tut, was er kennt und was er kann.
Der treue Noah. Der fromme Noah. Erst züngelt das Feuer und dann brennt es. Und vom Altar steigt Rauch auf und ein Geruch auf. Ein lieblicher, ja ein beruhigender Geruch. So steht es in der Bibel.
Dieser Geruch steigt Gott in die Nase. Auch das steht in der Bibel. Kitzelt ihn vielleicht in der Nase. Und ist Anlass für ein Selbstgespräch Gottes, ein Herzensgespräch:
Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (1. Mose 8, 21b-22)
Gott kommt zur Ruhe. Und Gott fasst sich ein Herz. Durch das Handeln der Menschen wird er sich zu so einer Katastrophe nicht noch einmal hinreißen lassen. So beschließt er es vor sich selbst. Den Menschen, sein Geschöpf, wird er nicht ändern. Sie sind, wie sie sind, die Menschen. Um Längen besser darin, sich gegenseitig zu schaden, als einander gut zu tun. Ein Leben lang Anfänger in Sachen Liebe, vor allem in Sachen Eigenliebe. Und richtig gut darin, darauf zu achten, wo es jemand auch nur ein kleines bisschen besser hat. Gott steht zu seinen Geschöpfen, mit all ihren Fehlern. Das klingt durch in diesem Herzensgespräch.
Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (1. Mose 8, 22)
Mein Herzensgespräch geht in verschiedene Richtungen. Ich merke: Dieser verlässliche Lauf der äußeren Dinge, der gibt meinem Leben Halt. Ich kann mehr spüren als begründen, dass dies eine Zusage für mich ist. Und ich habe es in meiner Arbeit oft erfahren, dass es auch anderen Menschen so geht. Besonders auf dem Land, wo Frühling, Sommer, Herbst und Winter ihren eigenen Geruch haben und ihre eigenen Arbeitsabläufe. Wo jetzt im Herbst die Felder bestellt werden im Vertrauen darauf, dass der nächste Frühling das Wachstum bringt und der nächste Sommer die Ernte. In diesem Vertrauen wissen wir, was zu tun ist und können unseren Beitrag leisten, dass es Nahrung gibt und Blumen. Das Nötige und das Schöne im Leben.
Aber da sind auch anderen Stimmen in meinem Herzen. Die Menschen in Tansania haben es so viel schwerer, dem Boden das Lebensnotwendige abzutrotzen. Auf den Feldern des Kinderheims in Iringa reift der Mais nach der späten und zu kurzen Regenzeit nicht mehr aus. Er kann für die Kinder und Erwachsenen dort nicht als Nahrungsmittel dienen, sondern nur als Futter für die Tiere. Neues Saatgut für die nächste Aussaat entsteht nicht. Folgen des Klimawandels. Menschengemacht – zumindest in großen Teilen.
Und da ist die Sorge um Menschen hier wie dort, deren Leben nicht von Ruhe und Gleichmaß geprägt ist, sondern von Ängsten und Sorgen, von Krankheit und Leiden. Menschen hier wie dort, die das Nötigste zum Leben nicht haben, oder gerade so ihr Auskommen. Aber nur, wenn die Kraft zum Arbeiten erhalten bleibt. Nur wenn die Arbeitsstunden nicht wieder gekürzt werden oder ein neuer Arbeitsvertrag mit noch niedrigerer Bezahlung droht. Nur, wenn die tansanische Großfamilie auch weiter zusammenhält, obwohl ein weiterer Esser dazugekommen ist.
So wird mein Herzensgespräch zum Gebet. Ich nehme Gott ins Gebet, bei seinem Entschluss zu bleiben:
Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (1. Mose 8, 21b-22)
In der biblischen Geschichte bleibt Gott bei seinem Versprechen – und er bekräftigt es wenige Verse später:
Und Gott sagte zu Noah und seinen Söhnen mit ihm: Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen und mit allem Lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erden bei euch, von allem, was aus der Arche gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken, der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. (1. Mose 9,8-10.12-13)
Der Regenbogen scheint über dem Altar, den Noah gebaut hat. Im bunten Farbspektrum erscheint der abgelegte Kriegsbogen. Im Farbspektrum, das sich nur zeigt, wenn Sonnenlicht und Wasser zusammenkommen. Diese Buntheit leuchtet über allem menschlichen und tierischen Leben. Ein Bund, von Gottes Seite geschlossen. Ein Bund, der die Geschöpfe frei macht von der Angst vor einem rächenden, zerstörenden Gott. Gottes Bund, der alles Leben auf der Erde mit einschließt. Der Bund, der den Blick richtet auf das Miteinander aller Geschöpfe auf der Erde.
Angekommen. Noah und die Seinen. Im Leben nach der Sintflut. Gezeichnet mit dem bunten Regenbogen als farbiger Brücke in die Zukunft. Und gesendet von diesem Gott zu berichten. Der von seiner Seite den Menschen die Freiheit zur Gestaltung ihres Lebens schenkt.
Angekommen. Unsere Reisegruppe. Beschenkt mit der Erfahrung der Gastfreundschaft unserer Geschwister in Tansania. Und gestärkt, von der Verbindung durch unseren Glauben zu berichten. Ein Glaube, der die Fürsorge füreinander einschließt – und immer schon den Blick auf alles menschliche und tierische Leben auf der Erde. Ein Glaube, der um die Beschränkungen und die unendlichen Möglichkeiten von uns Menschen weiß. Und der diesen einen Gott feiert, der uns das Leben schenkt. Gott, der uns in das Leben schickt als seine Geschöpfe.
Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (1. Mose 8, 22)
Unter dem Leuchten des Regenbogens findet sich nicht das Paradies, nicht der Goldschatz, nicht die Antwort auf alle Fragen. Unter dem Leuchten des Regenbogens findet unser ganzes Leben statt. Gescheitertes und Gelungenes, Fragwürdiges und Überzeugtes, Engstirniges und Weitherziges. Unter dem Leuchten des Regenbogens arbeiten wir am Miteinander von Gottes Geschöpfen und am Erhalt von Gottes Schöpfung. Die Grundlage hat Gott geschaffen. Und uns mit den Gaben zur Gestaltung ausgestattet. Das glauben wir und das leben wir. In den besonderen Zeiten wie im Alltag. In jedem Gottesdienst. Amen.
Liedvorschläge:
EG 320 Nun lasst uns Gott, dem Herren
freiTöne 191 Vorbei sind die Tränen, freiTöne 198 Bwana awabariki
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Gott hält was er verspricht – Predigt zu 1. Mose 8, 15ff von Frank-Nico Jaeger
„Traut euch!“
Nach dem Krieg war alles wüst und leer, sagte meine Großmutter immer, wenn sie über diese Zeit sprach. Und als ich später die Geschichte über die Sintflut gehört habe, musste ich immer an diese Beschreibung denken. Nach dem Krieg war alles öde, das Land und die Menschen. Nach der Sintflut war alles vertilgt. Aber Gott sagt zu Noah, komm‘ raus. Nach dem Krieg hat meine Oma sich die alten Zöpfe abgeschnitten und ist raus aus ihrer schon längst nicht mehr vorhandenen Komfortzone. Traf meinen Großvater, der gerade aus der Kriegsgefangenschaft kommt, schwach, kraftlos und desillusioniert. Nimmt ihn an die Hand, führt ihn ein Jahr nach Kriegsende zum Altar und lehrt ihn wieder zu vertrauen.Und beide machen sich dran ihr Stück vom öden Land wieder aufzubauen. Haus, Garten, Tauben und ein Kind. Kommt ruhig, sagt Gott und die beiden sind ihm gefolgt.
„Komm ruhig!“
Die Erzieherin lächelt freundlich, hat beide Hände ausgestreckt und hält den Kopf schief. Hinter den Beinen meiner erwartungsvoll blickenden Mutter schaue ich unsicher hervor, nicht ganz sicher, ob ich der Situation trauen kann. Erst die Autofahrt über neue, noch ungewohnte Wege bis zum Kindergarten, dann das neue Gebäude und überall andere Kinder. Viele größer, manche kleiner. In mir ein Gefühl des Misstrauens. Gepaart mit viel Vorsicht. Es ist laut und ich befürchte, dass meine Mutter wirklich vorhat, ohne mich heimzufahren.Schließlich schiebt mich meine Mutter ein bisschen, während die Erzieherin immer noch freundlich lächelt und ich gehe missmutig einen ersten Schritt in einen unbekannten Raum, in eine neue Welt. Ängstlich, neugierig, misstrauisch. Schließlich gehe ich auf die Erzieherin zu. Etwas Neues kann beginnen.
„Mach ruhig!“
Es ist Sommer. Den ganzen Tag regnet es jetzt schon. Die Kinder sind quengelig und auch wir sind nicht mehr ganz so froh gestimmt. Die grauen Wolken drücken, auch auf die Laune. Dann die Lösung: Wir gehen ins Hallenbad. Stolz verkündet der Große, dass er heute vom 3m Brett springen wird. Egal was kommt. Im Hallenbad angekommen, erklimmt er schnell die Stufen zum Sprungturm. Als er dann oben steht, zögert er einen Augenblick zu lange. Das ist dieser eine Augenblick zu lang, in dem sich die Zweifel, die Sorgen und Ängste schlagartig zurückmelden, die man gerade noch so tapfer unterdrückt hat. Jetzt steht er da, mit den Fußspitzen am Ende des Sprungbrettes und traut sich nicht mehr. Ruhig rufe ich ihm zu: „Spring. Mit den Füßen zuerst!“ „Ich trau mich nicht“, jault mein Kind. Ich ermutige ihn weiter. Hinter ihm wächst die Schlange der Erprobten oder Noch-Mutigen. So genau ist das nicht zu unterscheiden. Ich ermutige, mein Junge zögert. Ich fordere ihn auf, mein Junge zögert. Irgendwann tippt ein Mädchen meinem Sohn von hinten an den Rücken und möchte an ihm vorbei. Sie ist kleiner als er, streicht die nassen Haare zurück, nimmt ein bisschen Anlauf und springt. Nach dem lauten „Platsch“, das Wasser spritzt fast bis hoch zum Sprungbrett, ist auch mein großer, kleiner Sohn soweit.Er nimmt Anlauf, federt sogar einmal und springt!
„Komm heraus!“
Noah steht auf dem Deck seiner Arche. Seiner „Truhe“, wie er dieses Monster von Schiff liebevoll nennt. Viel Zeit ist vergangen seit er, seine Lieben und viele, viele Tiere an Bord des Schiffes gegangen sind. Unzählige Tage und Nächte auf hoher See, rauer Wind, nur Sturm und Regen und immer wieder diese Fragen: Kann man diesem Gott noch trauen? Ob es wirklich wieder aufhören wird zu regnen? Ob sie jemals wieder festen Boden unter den Füßen spüren werden? Alles was Noah weiß ist, dass dieser Gott ernst gemacht hat: Die Erde ist wieder wüst und leer. Das Land ist öde. Er und alle, die sich in diesem Moment im Bauch seines Schiffes, im Inneren seiner Truhe befinden, sind die letzten. Und sie alle verbindet, dass dieses Schiff jetzt schon solange ihre Heimat war. Ihr schaukelnder Zufluchtsort vor rauen Winden und stürmischer See. Ihr Schutzraum vor einer unwirtlichen Welt. Also: Warum sollten sie, sollte Noah, diesen Ort verlassen?
Da macht Gott den Anfang. „Komm heraus!“ sagt er. „Du, deine Frau, deine Söhne und die Frauen deiner Söhne!“ Kommt! Alle sollen raus. Sich anschauen, was die Welt wieder zu bieten hat. Sehen, was Gott ihnen zu bieten hat. Noah zögert. Den sicheren Hafen verlassen, allein auf das Wort eines Gottes hin, der gerade die ganze Welt vernichtet hat? Gegen den eigenen Verstand arbeiten? „Komm heraus!“ - Gott lässt nicht locker! Noah soll raus. Runter vom Schiff und rein in die Welt. Rein in eine Welt, die ganz anders ist als die, die er kannte. Nichts Vertrautes. Unbekanntes Neuland. Eine Welt von der er nicht weiß, wie sie ihm begegnen wird. Ob es gut wird oder schlecht. Wie viel in ihm jetzt auch in Bewegung, in Aufruhr sein mag, Noah ist die Ruhe selbst. Er geht, vertraut, springt, machts. Mit Mut fangen die schönsten Geschichten an. Und mit Vertrauen. Und darum geht Noah los. Darum machen sich Menschen auf den Weg ins Unbekannte. Haben Vertrauen in Gottes Wort. Vertrauen seinem Bund. Sind überzeugt von seiner Erfahrung, verlassen die schützende Truhe und setzen den Fuß auf neues Land.
Und ich bin froh, dass es diese Menschen gibt und denke: Gott sei Dank ist Noah keiner von denen, die sich einigeln und mit der Welt da draußen nichts mehr zu tun haben wollen. Gott sei Dank ist Noah keiner von denen, die ihre eigenen Interessen voran stellen. Gott sei Dank Noah ist keiner von denen, die sich ängstlich auf sich selbst zurückziehen, in ihrem Schneckenhaus sitzen bleiben und glauben, draußen stünde der Feind. Gott sei Dank gibt es Menschen wie Noah. Die den sicheren Stand verlassen, raus kommen aus ihrem Versteck, die auch in der ödesten Landschaft einen Neuanfang hinbekommen wollen. Gott sei Dank gibt es Menschen wie Noah, der weiß dass man eine Arche, sein Versteck, seine Komfortzone, bei Zeiten auch wieder verlassen muss um neues zu entdecken. Damit es weitergehen kann.Gott sei Dank gibt es Menschen wie Noah, die mutig sind, wenn ich es nicht sein kann. Die weiter blicken als ich es kann. Die auch dann noch vertrauen, wenn ich verzage.
„Ich halte zu dir!“
Und Gott? Der ist illusionslos. Kennt die Menschen, aber er möchte nicht ohne sie sein. Reicht ihnen wieder die Hand und will noch einmal von vorne anfangen. Aber diesmal ist er besser vorbereitet. Und der Mensch? Der kann gewiss auf diesen worthaltenden, lernenden Gott bauen. Sei es auf hoher See oder im Alltag, vor Entscheidungen oder Neuanfängen. Auf dem Sprungbrett oder im Kindergarten. Egal wann, denn Gott sagt seinen Menschen in jeder Situation: „Komm‘ heraus, ich halte zu dir.“
Amen.
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Gottesbegegnungen - Predigt zu 1. Mose 28, 10-17 von Dr. Margot Käßmann
Liebe Gemeinde,
das ist eine eindrückliche Gottesbegegnung, von der wir eben gehört haben. Jakob sieht im Traum eine Leiter zwischen Himmel und Erde. Und er hört die Zusage Gottes: „Ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst und will dich wieder herbringen in dies Land.“
Es ist eine Gottesbegegnung, die Jakob tief bewegt. Er ist auf der Flucht vor seinem Bruder Esau, den er um sein Erbe betrogen hat. Und er weiß nicht, wohin ihn der Lebensweg führen wird. Aber es ist klar: Er muss aufbrechen, weitergehen. Den Ort dieser Begegnung nennt er Beth-El, Haus Gottes. Aber klar ist: Gott ist nicht allein an diesem Ort zu finden, sondern Gott sagt zu, mitzugehen, wohin der Weg Jakob führen wird. So ist es ein Aufbruch in unbekanntes Land, aber ein Aufbruch mit Gott.
Vor 500 Jahren hat hier in Wittenberg Martin Luther Gott neu entdeckt. Er war voller Angst vor Gott, quälte sich, weil er fürchtete, für seine Sünden in Fegefeuer und Hölle bestraft zu werden. Als er begriff, dass Gott nicht ein strafender Gott ist, sondern dem Menschen in Liebe zugewandt ist, ihm Lebenssinn zusagt, konnte er aufbrechen aus mittelalterlicher Enge.
Luther hat die Praxis der Kirche seiner Zeit hinterfragt und damit auch die Welt, in der er lebte. Das führte zu einem Aufbruch aus der Angst, zu Auseinandersetzungen und Neuanfängen.
In diesem Reformationssommer 2017 hier in Wittenberg haben wir ähnliches erlebt. Es gab viele Begegnungen, große und kleine. Viele Veranstaltungen und Gespräche. Manchmal war das ganz dicht.
- Ich denke an den Segensroboter BlessU-2, der so umstritten war. Da gab es heftige Diskussionen: Was ist Segen denn überhaupt? Kann eine Maschine das übernehmen? Mir ist noch einmal klar geworden, dass es für mich ein lebendiger Mensch sein muss, der mir Gottes Segen zusagt. Aber die Gespräche, die diese Maschine angeregt hat, fand ich gut!
- Ich denke an eine Diskussion zwischen einer Theologieprofessorin und einem Imam. Erst schien so verschieden, was sie von ihrer Glaubenspraxis erzählten, aber als sie über das Beten sprachen und was es ihnen bedeutet, da entstand große Nähe – so unterschiedlich ist das ja gar nicht!
- Oder der Erlebnisraum Taufe: Dort war Stille angesagt. Menschen haben einen Raum finden können, an dem sie sich an ihre eigene Taufe als Säugling erinnern. Und am Ende konnten sie vor dem alten Taufbecken einen Segen empfangen. Ein Mann hat geweint, als ich dort war, weil ihn das so sehr berührt hat.
- Und auch als vor 10 Tagen Diana Patricia eine junge Mitarbeiterin aus Kolumbien bei einem Unfall hier in Wittenberg tödlich verunglückt ist, haben wir gespürt wie die Gemeinschaft auch Schreckliches miteinander tragen hilft. Wir haben miteinander für sie und ihre Familie, ihre Freundinnen und Freunde gebetet und werden sie nicht vergessen…
Das waren Begegnungen mit Menschen. Aber es waren auch Gottesbegegnungen. Die Tore der Freiheit in Wittenberg haben Räume eröffnet für Fragen, für neues Denken, für Spiritualität, Schweigen, Gottesdienst und Debatte. Wer das miterlebt hat, war begeistert. Und ja, wir hätten uns gewünscht, dass noch viel mehr Menschen das miterlebt hätten! Heute schließen die Tore der Weltausstellung.
Aber am Ende steht für mich ein Aufbruch. Diese Stadt Wittenberg hat sich so weltoffen und lebendig gezeigt. Wer hier war, konnte das erleben. Und wir haben Ansätze gesehen für eine Erneuerung unserer Kirche! Ich denke an einen Tag, an dem mehr als 4000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder in der Stadt waren.
Das bringt noch heute ein Lächeln mit sich: So jung, so interessiert, so engagiert können Christinnen und Christen sein. Oder der Tag, als Pfarrerinnen und Bischöfinnen aus aller Welt sich im Hof der Schlosskirche fotografieren ließen: Da war eine Heiterkeit, ein Lachen, das mich ermutigt hat: Wir können die Kirche verändern.
Wittenberg im Reformationssommer 2017 - das war ein Signal zum Aufbruch. Und dieser Aufbruch ist ein Aufbruch mit Gott. Da höre ich die Zusage an Jakob: Ich will mit dir mitgehen. Wir müssen keine Angst haben vor Veränderungen. Ja, die Kirche der Reformation wird sich verändern in Deutschland. Und sie hat sich ja auch schon verändert. 2017 haben wir nicht deutsch-national gefeiert, sondern international. Christinnen und Christen aus aller Welt waren hier. Schülerinnen aus Ruanda, Gemeinden aus den USA, Delegationen aus Korea und Indien, Referentinnen aus Brasilien und Prediger aus Neuseeland. Das ist eine historische Zäsur!
In einer Zeit, in der so manche in Europa, den USA und andernorts Nationalismus aus der Mottenkiste der Geschichte holen wollen, sagen wir: Nein! Wir sind eine Kirche über nationale Grenzen hinweg. Das kann in unserer Gesellschaft heute eine ganz besondere Zeitansage sein.
Und: Wir haben ökumenisch gefeiert. Was das heißt nach all den Auseinandersetzungen der Reformationszeit und ihren Folgen, kann gar nicht überschätzt werden. Kardinal Kasper hat auf der Weltausstellung einen Vortrag gehalten, bei dem er dargelegt hat, wie sich das ökumenische Gespräch zwischen Lutheranern und Katholiken seit 1999 und der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre verändert hat. Dieser Erklärung sind die reformierten Kirchen hier in Mitteldeutschland in diesem Sommer beigetreten.
Das war die Grundlage für ein gemeinsames Feiern der Reformation 2017.
Dieses Feiern war nicht immer nur locker, leicht, voller unbändiger Freude. Feiern kann ja auch ernste, nachdenkliche Züge haben. Christinnen und Christen sind heute in der Lutherstadt Wittenberg eine kleine Minderheit. Viele fragen sich, wie es mit unserer Kirche weitergehen wird. Die Geschichte von Jakob, der die Himmelsleiter träumt, passt auch deshalb gut. Jakob befand sich ja in einer schwierigen Situation. Er fragte sich, ob es richtig war, Esau zu betrügen. Wohin die Flucht ihn führen würde, das war noch nicht so klar. Und mit einem Stein als Kopfkissen war er auch nicht gerade sanft gebettet. Gerade in dieser Situation aber hat er Gottes Präsenz erfahren. Für mich ist das wie eine Zusage für uns heute: Wir gehen zurück in unsere Gemeinden. Oh ja, es gibt die Mühen der Ebene in einem säkularer werdenden Land, in einem multireligösen Kontext, in einer Minderheitensituation. Aber die Zusage, dass Gott mit uns auf dem Weg ist auch in den dürren Zeiten des Lebens und im Leben unserer Kirche, die ist eine bleibende Ermutigung.
Deshalb konnten wir feiern, ohne dabei zu leugnen, vor welche Herausforderungen wir gestellt sind. Seid fröhlich in Hoffnung – diese Aufforderung des Apostels Paulus kam mir im Reformationssommer immer wieder in den Sinn. Denn genau diese Haltung haben wir hier umgesetzt in Wittenberg 2017. Wir haben sie als Zusage erlebt. Ja, unsere Kirche wird sich verändern. Aber davor müssen wir keine Angst haben, das gehört zum Kirchesein! Hier in Wittenberg kamen vor 500 Jahren Martin Luther, Katharina von Bora, Philip Melanchthon, Katharina Melanchthon, Martin Bucer zusammen. Sie haben die Kirche und die Welt hinterfragt und verändert.
500 Jahre später kamen Frauen und Männer aus verschiedenen Kirchen und Religionen aus aller Welt nach Wittenberg und haben Kirche und Welt hinterfragt. Hier fanden Begegnungen statt, die Menschen und die Welt verändern können. Hier wurden Fragen gestellt, Thesen vertreten, Kreativität ermöglicht, die uns ermutigen zum Aufbruch. Ja, wir gehen weiter nach diesen Begegnungen und vertrauen darauf, dass Gott uns behüten wird, wo immer wir hinziehen. Fröhlich werden wir diese Wegstrecke gehen, voller Hoffnung auf eine Zukunft unserer Kirche unter veränderten Bedingungen. Und voller Hoffnung, dass wir beitragen können zu Gerechtigkeit, Frieden und dem Erhalt der Schöpfung.
Tore zum Himmel haben wir gesehen. Lasst uns also fröhlich und ohne Angst aufbrechen. Gott wird uns behüten und begleiten. Amen.
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Konfi-Impuls für den 20. Sonntag n. Trinitatis, 29.10.2017, 1. Mose 8,15-22 – von Dr. Thomas Ebinger
Die Geschichte von Noah und der Flut dürfte den meisten Konfis bekannt sein. Die Sintflut war eine gigantische Naturkatastrophe, von denen gibt es auch heute mehr als genug. Jugendliche sind sehr sensibel, was die Bewahrung der Schöpfung angeht. Sie haben schließlich noch deutlich mehr Jahre auf dieser Erde zu verbringen als die Erwachsenen. Der ziemlich sicher menschengemachte Klimawandel führt in vielen Gegenden gerade bei den Ärmsten zu Überschwemmungen biblischen Ausmaßes. Die Diesel-Debatte erinnert daran, dass saubere Luft keineswegs selbstverständlich ist und viel zu schnell den Interessen der Autoindustrie geopfert wird. Die auf der Arche geretteten Tiere legen es nahe, über Tierschutz nachzudenken, ein Thema, das vielen Konfis zu Herzen geht und sie vegetarisch, vegan oder flexitarisch leben lässt.
Gott steht treu zu seiner Erde und garantiert als Schöpfer und Erhalter den Kreislauf der Natur. Allerdings sind wir Menschen von Jugend auf böse und gefährden das gute Leben unserer Mitmenschen und der anderen Geschöpfe. V. 21b wurde immer wieder als Beleg für die Erbsündenlehre herangezogen. Es ist ein großer Unterschied, ob das Herz „nur böse“ oder „auch böse“ ist. Letzteres entspricht wohl mehr den Texten der Genesis. Ohne an sich und seinen Vorteil zu denken, kann kein Mensch existieren. Leben ist immer ein Stück weit Leben auf Kosten anderer. Aber Gott ist fehlertolerant und vergebungsbereit; das sollten auch wir sein. Und der Mensch kann die Schöpfung nicht nur ausbeuten und zerstören, sondern auch bebauen und bewahren, wenn er den Auftrag Gottes nur ernst nimmt.
Idee zur Gestaltung des Gottesdienstes
Die Konfis können sich überlegen, was die Erde und das Leben auf ihr gerade am meisten bedroht und wo Menschen dafür verantwortlich sind. Sie suchen zu jeder Bedrohung ein passendes Bild aus dem Internet heraus und präsentieren dieses im Gottesdienst. Für jede Bedrohung überlegen sie, wo wir im Kleinen etwas tun können. Die gleichen Bedrohungen können von den Konfis dann auch im Rahmen der Fürbitten eingebracht werden.
Passende Lieder
Du bist, der du bist (Mitch Schlüter, DL 157); Wiesen und Berge, die Wälder und Seen (Wowidilo); Danke für die Sonne (Andrea Adams-Frey, DL 23); Morgenlicht leuchtet (EG 455)
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Der Tag, an dem wir nur noch Brüder und Schwestern sind - Predigt zu Genesis 50,15-21 von Kathrin Oxen und Karl-Friedrich Ulrichs
Besonders groß ist das Haus nicht. Ein Ferienhaus, in unvergleichlicher Lage und mit herrlicher Aussicht. Der Schriftsteller Thomas Mann hat um 1930 auf der Kurischen Nehrung im alten Ostpreußen gebaut. Da, wo die Landschaft aus Dünen, Kieferwald, Wasser und unendlichem Himmel die Seele berührt, den Literaten inspiriert und mich als Urlauber birgt. Als ich das Haus erstmals besuchte, staunte ich über das vergleichsweise bescheidene Innere. Das liegt auch daran, dass hier für jedes der sechs Kinder der Familie Mann ein eigenes Zimmer vorgesehen war, selbst für die größeren, die wohl gar nicht mehr mit der ganzen Familie in Urlaub fahren wollten. Die sechs Kinderzimmer im Ferienhaus sprechen für sich. Sie sagen: Ihr seid alle gleich, ihr habt das gleiche Recht, niemand von euch muss sich zurückgesetzt oder benachteiligt fühlen. Bei den schwierigen Familienverhältnissen, bei dem belasteten Verhältnis der Kinder zum Vater kein Geringes.
Wer mehrere Kinder hat, weiß, wie wichtig diese Botschaft für Geschwister ist. Der Streit unter Brüdern, eine Geschichte, die auch Thomas Mann mitbrachte aus dem spannungsreichen Verhältnis zu seinem eigenen Bruder Heinrich. Das Gefühl, innerhalb der Familie weniger beachtet, weniger geliebt zu sein, ein Nährboden für Streit untereinander und mit den Eltern, ein Streit, der ein Leben lang weiter frisst und bitter wird, wenn die Eltern nicht mehr da sind.
Die Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war, und sprachen: Josef könnte uns gram sein und uns alle Bosheit vergelten, die wir an ihm getan haben. Darum ließen sie ihm sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach: So sollt ihr zu Josef sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters! (Gen 50,15-17a)
Die Brüder Josefs vor dem Thron, auf dem ihr Bruder sitzt. Jetzt ist er da, der Tag, an dem sie nur noch Brüder sind. Ihren Vater haben sie begraben und sie sind allein miteinander, sich selbst überlassen. Ein Tag, der einmal kommen musste und den sie gefürchtet haben. Jetzt, der Vater ist tot, ist niemand mehr da, der sie zusammenhält. Es ist niemand mehr da, der nachfragt, wo der Liebling, der Bruder, geblieben ist. Es gibt keine Mahnung mehr, kein Einspruch, keine Kritik an ihrem Tun und Lassen. Keiner, der einschreitet, ihren Streit schlichtet, sie schützt vor ihrem Zorn und ihrer Wut. Der Refrain der Kindheit, das immer und immer wiederholte „Nun streitet euch doch nicht!“ ist nur mehr ein Echo aus vergangenen Tagen.
Die Älteren und der Jüngste, der Liebling und die Zurückgesetzten, jetzt kommen sie zusammen und sie sind allein miteinander. Alles kann geschehen, wenn Brüder allein sind miteinander, so wie es damals geschehen ist zwischen den ersten beiden Brüdern auf dem ersten Feld, wie es immer noch geschieht auf den Feldern dieser Welt und am bittersten zwischen Brüdern.
Ein Tag, der immer schon da gewesen ist, weil er einmal kommen musste nach jenem Tag, als Josef vor ihnen stand im bunten Kleid und ihnen von seinen Träumen erzählte. Nach jenem Tag, an dem sie dann weggingen von dem Brunnen, in den sie ihn geworfen hatte. Als sie dann das Geld nahmen von den Händlern und auch, als sie das blutige Kleid und die Lüge dem Vater brachten. Sie taten an jenem Tag, was sie taten, und wussten dabei: Einmal wird der Tag kommen, an dem wir nur noch Brüder sind. Ein Wissen, das in die Nacht gehört, in den unruhigen Schlaf.
Noch einmal holen die Brüder jetzt den Vater zur Hilfe, auch das ein Muster unter Geschwistern, wenn es nicht anders gelingt, den Streit zu schlichten. „Vater hat aber gesagt, dass du…“, so hört sich das an, oder später vielleicht: „Es wäre doch im Sinne unserer Eltern, wenn…“. Wie Kinder verhalten sie sich, die Brüder, und sind doch längst erwachsene Männer. Nun knien sie vor Josefs Thron. Sein Traum von damals ist wahr geworden. Und ihr Alptraum auch. Würde und Macht, Wut und Ohnmacht. Hier treffen sie aufeinander, die Brüder, allein mit sich.
Aber Josef weinte, als sie solches zu ihm sagten. Und seine Brüder gingen hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte. (Gen 50,17b-18)
Josef weint. Die ganze Geschichte kommt noch einmal hoch. Sein Leben und das seiner Brüder. Ein Leben, in dem es viel mehr Trennung als Gemeinsamkeiten gegeben hat. Er hat sie nicht vergessen, die dunklen Tage im Brunnen, an dessen Rand seine Brüder standen, ohne Mitleid und ohne Liebe. Er erinnert sich aber auch an seinen Hochmut, seine bunten Träume, die sie nicht ertragen konnten. War das nun seine Schuld oder ihre?
„‘Aber Brüder, ihr alten Brüder!‘ antwortete er und beugte sich zu ihnen mit gebreiteten Armen. ‚Was sagt ihr da auf? Als ob ihr euch fürchtetet, ganz so redet ihr und wollt, dass ich euch vergebe! Bin ich denn wie Gott? Geht ihr mich um Vergebung an, so scheint’s, dass ihr die ganze Geschichte nicht recht verstanden habt, in der wir sind. Ich schelte euch nicht darum. Man kann sehr wohl in einer Geschichte sein, ohne sie zu verstehen. Vielleicht soll es so sein und es wäre sträflich, dass ich immer viel zu gut wusste, was da gespielt wurde…Unser Vater war auch im Spiel, dem Spiele Gottes. Unter seinem Schutz musste ich euch zum Bösen reizen in schreiender Unreife, und Gott hat’s freilich zum Guten gefügt, dass ich viel Volks ernährte und so noch etwas zur Reife kam.‘“ (Thomas Mann, Joseph und seine Brüder)
So lässt Thomas Mann, der Vater gewesen ist von sechs Kindern, halb so viel wie in Josefs Geschwisterkreis, seinen Josef am Ende der Geschichte sprechen. Der Streit unter Brüdern, für Thomas Mann Material genug für einen vierbändigen Roman. Und in diesem Roman gelingt, was im Leben nicht immer gelingt: Josef bewältigt am Ende seine Lebensaufgabe. Er kann das Ganze sehen, die ganze Geschichte, die wir als Menschen und besonders als Brüder und Schwestern miteinander haben. Er erinnert sich, aber er verharrt nicht dabei, er kann vergeben, damit es Frieden geben kann unter den Geschwistern. Das ist eine Lebensaufgabe: in einer Lebensgeschichte zu sein mit der Familie, mit den Geschwistern – und diese Geschichte doch von außen, von oben zu sehen und zu verstehen.
Josef aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes Statt? Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen. Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen. (Gen 50,18-21)
„Wenn es um Verzeihung geht unter uns Menschen, so bin ich’s, der euch darum bitten muss, denn ihr musstet die Bösen spielen, damit alles so käme. Und nun soll ich Pharaos Macht, nur weil sie mein ist, brauchen um mich zu rächen an euch für drei Tage Brunnenzucht, und wieder böse zu machen, was Gott gut gemacht! Dass ich nicht lache! Denn ein Mann, der Macht braucht, nur weil er sie hat, gegen Recht und Verstand, der ist zum Lachen.“
So könnten sie geklungen haben, die freundlichen Worte Josefs. Und dann steht Josef auf von seinem Thron und kommt zu ihnen herunter, zu seinen alt gewordenen Brüdern. Nicht mein Platz, dieser Thron. Hier sitzt Gott, hier hört er und spricht. Ich habe nicht zu urteilen und nicht zu vollstrecken. Und will es auch nicht, denn ich sehe nicht auf die Tage, die hinter uns liegen, ich sehe, was jetzt am Tage ist. Was wir getan haben, haben wir getan, ihr und ich. Wir tragen das in uns und los werden wir es wohl auch nicht mehr. Aber aus all unserem Bösen ist am Ende Gutes geworden. Gutes für euch und für mich. So hat sich Gott unser Leben gedacht und so ist es geworden. Und nun soll das Gute bleiben und nicht wieder böse gemacht werden und wir mit ihm böse.
„So sprach er zu ihnen und sie lachten und weinten zusammen, und alle reckten ihre Hände nach ihm, der unter ihnen stand und rührten ihn an, und er streichelte sie auch. Und so endigt die schöne Geschichte und Gotteserfindung von Joseph und seinen Brüdern.“
Ein Schlussbild aus Thomas Manns Joseph-Roman. Ich will es im Gedächtnis behalten, damit ich es nicht vergesse: Eines Tages, am Ende kommen wir wieder zusammen. Und das soll kein Tag sein, den wir fürchten müssen, weil plötzlich die Erinnerung lebendig wird an einen Brunnen, in dem unser Bruder saß, an dessen Rand wir ohne Mitleid standen und ohne Liebe. Das soll kein Tag sein, der uns noch einmal vor Augen führt, wozu wir fähig sind als Menschenbrüder. Und auch kein Tag, an dem wir auf einen Thron klettern, der nicht unser Thron ist. Sondern ein Tag, an dem ich Gott auf dem Thron sehe und seine Güte über mein auch böses Leben. Denn der Tag kommt, an dem wir nur noch Brüder sind und Schwestern. Amen.
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Familienangelegenheiten - Predigt zu Genesis 50,15-21 von Angelika Überrück
Liebe Gemeinde,
Ende gut, alles gut? Das ist heute die Frage! Unser Predigttext ist das Ende einer der längsten Geschichten des Alten Testamentes. Es ist das Ende der Geschichte von Josef und seinen Brüdern. Diese Familiengeschichte erzählt von Gottes Wirken im Leben. Sie erzählt aber auch vom Umgang mit Konflikten und Schuld in einer Familie.
Zunächst möchte ich Ihnen die Geschichte kurz erzählen, damit Sie sich in den Schluss besser hineinversetzen können.
Jakob, der Vater der Familie, hat zwölf Söhne.
Josef ist der zweitjüngste Sohn der Familie und der Liebling seines Vaters. Jakob ist stolz auf ihn. Eines Tages schenkt Jakob seinem Sohn Josef einen schönen bunten Rock. Die Brüder reagieren verständlicherweise mit Neid und Eifersucht, denn der Vater schenkt ihnen nichts. Und Josef tut auch noch alles, um diese Eifersucht weiter zu schüren. Er zeigt überall den neuen Rock und möchte bewundert werden. Dann träumt er, dass er der Mächtigste der Brüder sein wird und dass die Brüder vor ihm auf die Knie fallen. Und er erzählt es sogar noch seinen Brüdern, die daraufhin immer wütender auf Josef werden. Sie überlegen, wie sie ihn loswerden können, um endlich die Liebe ihres Vaters für sich zu haben. Sie unternehmen einiges, trauen sich aber nicht, Josef zu töten, weil er ja trotz allem ihr Bruder ist. Und so verkaufen sie ihn schließlich als Sklaven nach Ägypten, als gerade eine Karawane vorbeizieht. Den Bruder sind sie damit los.
Ihrem Vater Jakob erzählen sie, dass Josef von einem Tier gefressen wurde. Jakob ist tieftraurig. Die Liebe, die er Josef geschenkt hat, erhalten die Brüder trotzdem nicht. Vielmehr ist die Familie nun durch Trauer und Schuld stark belastet.
Josef kommt in Ägypten in das Haus des Pharao und erhält über Umwege immer mehr Ruhm und Ansehen. Schließlich wird er Verwalter von Ägypten, weil er die Träume des Pharao deuten konnte. Er träumt von Hungerskatastrophen, die kommen sollen, und baut Getreidesilos, um vorzusorgen.
Tatsächlich kommt eine Hungerkatastrophe. Den Ägyptern geht es weiterhin gut dank der Vorsorge von Josef. Aber in allen anderen Ländern ist große Not und so kommen alle nach Ägypten. Auch Josefs Brüder reisen nach Ägypten, um dort einzukaufen. Und so begegnen sich die Brüder wieder.
Die Brüder fallen vor ihm nieder, so wie Josef es einst geträumt hatte. Sie erkennen ihn nicht, aber er erkennt sie und nutzt die Lage aus, denn er ist immer noch traurig und verletzt über das, was ihm die Brüder angetan haben. Und so lässt er sich zunächst einmal einige Dinge einfallen, die den Brüdern das Leben schwer machen, bevor er sich dann doch zu erkennen gibt. Jakob kommt ebenfalls nach Ägypten und alles erscheint in bester Ordnung. Die Vergangenheit spielt keine Rolle mehr bis, ja bis Jakob stirbt.
Also: Ende gut, alles gut? Nicht so ganz.
Denn nun kommt unser Predigttext.
Mit Jakob ist nicht nur der Vater gestorben, der sicher auch nicht ganz unschuldig an dem Verlauf des Verhältnisses der Söhne zueinander war. Mit Jakob ist auch der gestorben, der die Familie zusammengehalten hat. Die Brüder bekommen Angst. Sie fürchten sich vor Vergeltung. Denn mit dem Vater ist auch der weg, der sozusagen ihr Schutz war. Josef hätte Jakob nie etwas angetan, aber ihnen, den Brüdern? Die Schuld über das, was sie Josef angetan hatten, was jahrelang vergraben worden war. Sie wird wieder lebendig.
Noch ist nicht alles gut, denn der alte Familienkonflikt ist ungelöst.
Aber unser Predigttext will uns nun zeigen, wie die Brüder einen Weg finden, doch mit ihrem Familienkonflikt und der Schuld umzugehen.
Und da hat diese Geschichte mit uns zu tun. Auch wir haben eine Familie. Wir leben in Familienbeziehungen. Die meisten haben zwar nicht so komplizierte Familienverhältnisse wie Josef und seine Familie. Aber von Schuld und Unrecht ist keine Familie frei. Wir tun uns als Menschen immer wieder weh, in der Ehe, als Geschwister, in der Beziehung, in der Familie, im Freundeskreis. Gerade wenn wir uns gut kennen, wenn wir wissen, wo die oder der andere verwundbar ist, passiert es schnell, dass wir uns verletzen. In einem harmlosen Streit, in einer nur so eben dahingesagten Bemerkung. Ich kenne genug Familien, in denen es wegen Erbschaftsangelegenheiten so viele Auseinandersetzungen gab, dass die Familien nicht mehr miteinander reden. Die Ausgangssituation von Jakobs Familie - Streit, Verletzung, Schuld - ist eine menschliche Situation, wie wir sie auch immer wieder erleben.
Und wie Josef und seine Brüder gehen wir uns dann aus dem Weg, weichen einander aus, trennen uns. Wir lassen den Konflikt ruhen und tun in unserem Alltag so, als ob er gar nicht existiert.
Die Ausgangssituation unseres Predigttextes ist eine, die wir aus unseren eigenen Familien und Beziehungen kennen. Aufgrund eines Todesfalles kommen alle wieder zusammen. Plötzlich treten die alten und unausgesprochenen Konflikte wieder hervor.
Wie sieht der Weg nun aus, den der Predigttext aufzeigt, um die Konflikte zu lösen?
Die Brüder versuchen einen neuen Anlauf: Sie weichen sich nicht mehr aus, sondern treten die Flucht nach vorne an. Sie machen eine Art Bestandsaufnahme und denken neu über ihre Situation, über ihre Familie nach. Dabei gestehen sie sich selbst ihre Schuld ein. Sie machen sich klar, dass vieles nicht richtig war, was sie getan haben. Sie spüren gleichzeitig auch, dass sie in Josefs Hand sind. Denn er hätte allen Grund, sauer auf sie zu sein. Schließlich ist er nur durch seine Brüder ein Leben lang von der Familie getrennt gewesen. Das alles wird ihnen bewusst. Aber dabei belassen sie es nicht. Sondern sie gehen einen zweiten Schritt und wenden sich an Josef. Allerdings gehen sie nicht direkt zu Josef, sondern schicken einen Boten. Zu groß ist die Angst, zu klein noch ihr Mut. Denn sie haben in dem Moment ja keine Ahnung, wie Josef selbst sein Leben beurteilt und wie er reagieren wird.
Verschiedene Möglichkeiten sind denkbar: Eine Möglichkeit wäre, dass Josef sauer ist, weil sie ihm sein Leben lang keinen Platz in der Familie gegeben haben, weil er immer das schwarze Schaf war, der, der ausgestoßen war. Die zweite Möglichkeit ist die, dass Josef nichts mehr mit seinen Brüdern zu tun haben will. Er kann so mit seinem Leben zufrieden sein. Und das, was war, ist Vergangenheit, mit der er nichts mehr zu tun haben will. Die Möglichkeit, auf die die Brüder hoffen: Josef kann freundlich reagieren und ihnen vergeben und es kann zu einer neuen Beziehung kommen. Das alles ist offen, als die Brüder den Boten zu Josef schicken.
Es erfordert Mut, sich seinen Fehlern und seiner Schuld zu stellen. Damals wie auch heute bei uns. Einem anderen zu sagen: „Du, ich habe etwas falsch gemacht!“, ist immer auch ein Risiko. Denn die Frage „Wie nimmt der andere das auf? Wird er die Gelegenheit ausnutzen?“, die ist immer ungeklärt.
Die Brüder schicken also den Boten zu Josef und, um ihn positiv zu stimmen, berufen sie sich auf ihren Vater. „Dein Vater hat uns vor seinem Tod die Anweisung gegeben: So sollt ihr zu Josef sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben.“
Dabei belassen sie es aber nicht. Es scheint ihnen nicht zu genügen, denn sie fügen eine persönliche Bitte hinzu: „Deshalb bitten wir dich: Verzeih uns unser Unrecht! Wir bitten dich bei dem Gott deines Vaters, dem auch wir dienen!“ Bei dieser persönlichen Bitte berufen sie sich auf Gott. Sie bitten um Vergebung im Angesicht Gottes. Sie hoffen, dass Josef dem Gott seines Vaters treu geblieben ist, der sie miteinander verbindet, auch wenn der Vater nicht mehr lebt.
Die Brüder haben erste Schritte getan. Nun ist Josef dran.
Josef weint. Was er sagt, erfahren wir nicht. Die Tränen reichen. Vielleicht sind es Tränen der Freude, weil ein neuer Weg, ein neues Miteinander möglich wird. Vielleicht sind es Tränen der Erleichterung, weil nun auch er alte Fehler und Schuld benennen kann. Vielleicht weint Josef auch über die verpassten Lebensmöglichkeiten, die er mit seinen Brüdern hätte haben können. Oder weil sie ausbrechen können aus dem Teufelskreis von Lüge und Schuld. Das bleibt offen.
Nun erfolgt der dritte Schritt der Brüder, nachdem das vorsichtige Herantasten geklappt hat. Als die Brüder hören, dass Josef weint, da gehen sie selber los. Da liefern sie sich ihm völlig aus. Denn sie fallen vor ihm auf die Knie und sagen auch noch: „Wir sind deine Knechte.“ Josefs Traum vom Anfang ist tatsächlich wahr geworden. Auf Seiten der Brüder ist da aber keine Eifersucht mehr. Sondern Anerkennung und die Bitte, ihnen freundlich zu begegnen.
Und Josef? Er macht deutlich, dass er nicht über seine Brüder richten oder herrschen will. Das sagt er ganz deutlich: „Stehe ich denn an Gottes statt?“
Josef und seine Brüder begreifen, dass nur Gott über ihr Verhalten urteilen kann und wird. Aber durch das Eingestehen ihrer Verletzungen und Fehler, haben sie die Chance, noch einmal neu zu beginnen. Das tun sie nicht mit großen Worten, sondern mit Taten.
Ende gut, alles gut? Ja, denn Josef hat viel gelernt in seinem Leben.
Er hat auch in den schwierigsten Situationen seines Lebens Gottes Hilfe erfahren und weiß nun, dass Gott es gut meint mit ihm und seinen Brüdern. In all dem Schlimmen, das er hat durchmachen müssen, hat er gespürt, dass Gott da ist. Auch wenn es nicht so schien, hatte Gott es doch gut gemeint.
Das finde ich toll an Josef, dass er im Nachhinein positiv auf sein Leben blicken kann.
Und so sagt Josef zu seinen Brüdern: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“ Und er verspricht ihnen, dass er nun für sie sorgen wird und alle am Leben erhalten. Damit ist ein Neuanfang gemacht.
Josef wird beschenkt, denn die Brüder bleiben ihm erhalten. Er hat endlich einen Platz in seiner Familie gefunden, ohne Angeberei, ohne Hilfe, einfach mit seiner Bereitschaft, das Leben aus Gottes Hand zu nehmen.
Die Brüder werden beschenkt. Die Last ihres Lebens ist ihnen genommen. Auch für sie hat Gott es gut gemacht, denn nun müssen sie nicht verhungern. Und sie können ihrem Bruder Josef versprechen, ihn am Ende seines Lebens im Land seiner Väter eines Tages zu beerdigen.
Bei Josef und seinen Brüdern ist am Ende alles gut. Und bei uns?
Vielleicht kann uns diese Familiengeschichte auch Mut machen zu einem Neuanfang. Vielleicht kann sie uns helfen, in unseren Familienkonflikten noch einmal neu nachdenken über das, was war. Und dann auch den ersten Schritt zu gehen.
Und ich wünsche mir, dass auch wir so wie Josef einmal auf unser Leben zurückblicken können und sagen können: Gott gedachte es gut zu machen. Dass auch wir über unser Leben sagen können: Ende gut, alles gut. Amen.
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09.07.2017 - 4. Sonntag nach Trinitatis
Hölle der Einheit, Himmel der Vielfalt – Predigt zu Genesis 11,1-9 von Katrin Berger
Eine Welt, eine Menschheit, eine Sprache.
EINE GEMEINSCHAFT, EINE EINHEIT, alle gleich und zusammen vereint.
Utopia, eine Ebene im Lande Schinar.
Zu schön, um wahr zu sein. So perfekt, dass es Angst macht. Besser kann es nicht mehr werden, nur noch schlechter.
Also:„Das muss alles so bleiben, Augenblick verweile doch, du bist so schön!“1
Also: Den Augenblick feuerfest einbrennen, verewigen in Stein, einmauern den Moment, die Einheit und Gleichheit festzementieren.
Ein Zeichen setzen, groß und hoch, ein Turm, einer für alle, alle für einen: „Dass wir uns nicht zerstreuen über die ganze Erdfläche!“ (Gen 11, 4)
Lieber wie Sklaven Lehmziegel fabrizieren als DAS zu riskieren: Eine Erde, eine Menschheit, eine Sprache.
Ein Ort, ein Name, ein Projekt.
EINE GEMEINSCHAFT, EINE EINHEIT, alle gleich und zusammen vereint in der Angst, DAS zu verlieren.
Also: „Verweile doch, du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“2
EINE GEMEINSCHAFT, EINE EINHEIT, alle gleich und zusammen vereint an einem Ort, in einem Projekt, um sich einen Namen zu machen.
Utopia, eine Ebene im Lande Schinar, Babylon.
Ein Augenblick, der Anfang der Menschheitsgeschichte wunderschön, paradiesisch, fühlt sich an wie himmlische Ewigkeit. Ein Augenblick. Nicht länger, denn dann kommt die Angst. Dazu hat Gott nicht seinen Segen gegeben: Gleichsein müssen, einem Namen Rechnung tragen, für ein Denkmal leben, sind die Fesseln der Hölle.
Ich möchte nicht einmal wirklich darüber nachdenken, wie es wäre, in so einer Stadt zu leben. In der die ganze Welt zusammen ist, aber alle gleich sind, uniform. In der die ganze Welt zusammen ist und Angst hat, ihre Einheit zu verlieren. Ich bekomme Beklemmungen, ich muss an die vielen Beispiele in Geschichte und Gegenwart denken. Erst Utopia, dann Katastrophia.
„Fesseln“, denke ich: Vielleicht sind sie ja nur gleich, WEIL sie Angst haben.
Angst vor anderen Welten und Kontinenten, Angst vor anderen Sprachen und Deutungen,
Angst vor einem anderen Leben – dem eigenen und dem der anderen.
Eingekesselt in der Ebene, umgeben von „Manweißesliebernicht“.
Ich würde soviel vermissen.
Mindestens den Grand Canyon und den Rhein, den Döner und Croissants mit Butter, meinen Hund Perla aus Polen und die englische Sprache.
Es gibt viele deutsche Ebenen, wo ich mein Leben verbringen könnte, wo jedem Anfang ein Zauber innewohnte3, aber wenn ich diesen Anfangszauber hätte festhalten müssen und niemals mehr woanders hingedurft hätte, er hielte mich gefangen: in Fesseln.
Denn am Grand Canyon wie am Rhein, mit dem Döner in der Hand und dem Croissant im Bauch, am anderen Ende von Perlas Hundeleine und Englisch sprechend bin ich ein anderer Mensch. Nicht gleich ich. Nicht wie die anderen Frauen, Deutschen, Menschen. Ich bin es nie gewesen, zumindest nie länger als einen Augenblick, Identität oder Authentizität, immer nur jetzt und gleich wieder anders.
Die Anfangszauber waren überall schön: mit Brigitte am Grand Canyon, mit Gerald am Rhein, mit Mama im Dönerladen und Papa am Atlantik. Mit Perla am Kanal und alleine in Amerika. Aber für immer?
„Fesseln“, denke ich: Was muss man sich beschränken, begrenzen, wenn alles dann so bleiben soll, wie es ist, auf „dass wir uns nicht zerstreuen über die ganze Erdfläche!“ (Gen 11,4)
EINE GEMEINSCHAFT, EINE EINHEIT, alle gleich und zusammen vereint an einem Ort, in einem Projekt, um sich einen Namen zu machen.
Eingekesselt in der Ebene, umgeben von „Manweißesliebernicht“.
Ich möchte nicht einmal wirklich darüber nachdenken, wie es wäre, in so einer Kirche glauben zu müssen. In der alle Christen zusammen sind, alle gleich sind, uniform. Alle verstehen sich, verstehen alles gleich: Gott und die Bibel, Taufe und Abendmahl. Gehen alle in einen Gottesdienst, singen am liebsten die gleichen Lieder (wahrscheinlich wären das die alten Choräle aus dem neueren Evangelischen Gesangbuch), beten alle um das Eine, spenden ihre Zeit und Geld für das Gleiche, in einem Gotteshaus.
Es gibt Menschen, die fänden das himmlisch, paradiesisch geradezu. Ich frage mich, wie lange sie das täten. Denn sie müssten dann wirklich ALLES dafür tun, dass es so bleibt.
Für mich wäre so eine Kirche die Hölle. Ich wäre in so einer Kirche eine Verräterin; ich würde verstoßen nach „Manweißesliebernicht“, dem Land, in das es mich zieht.
Ich würde dorthin letztlich gerne „gehen“ und ich habe es auch schon getan, damals in Krelingen, als mir andere junge Theologiestudenten sagten: „Du musst das so glauben, wie mein Vater, der ist Pfarrer, der glaubt es richtig.“
Ich würde letztlich immer wieder gerne ausziehen aus einer solchen Gemeinschaft: Aus Neugier, aus Langeweile, aus Liebe zur Welt und mir selbst, heraus aus den Fesseln der Angst, dem Sklavenhaus der Einheit.
Ich würde letztlich gerne gehen, denn ich wäre gesegnet, wenn ich mich zerstreuen dürfte über die Erde, getrieben vom Geist der Freiheit (1.Kor 3,17). Ich wäre gesegnet mit anderen, die mit mir die Erden füllen würden, ich wäre nicht allein und wir wären fruchtbar (Gen 1,28).
Ich wäre dankbar, wenn Gott endlich kommt und dem Einbrennen, dem Verewigen in Stein, dem Einmauern und Festzementieren des Anfangszaubers ein Ende machte und den Turm der Gleichmacherei zu einer Bauruine.
Ich wäre selig, wenn es weitergehen dürfte, die Kirche sich entwickeln dürfte, so bunt und reich wie die Völker und Länder dieser Erde.
Ich wäre hoffnungsvoll, wenn wir uns nicht mehr sofort einig sein müssten, wenn wir voreinander stehen, uns anbabbeln und in die Welt zerstreut würden.
Denn ich weiß: Nur wer vor sich hinbabbelt, in die Welt zerstreut wird, spricht irgendwann seine eigene Sprache.
Ich habe Gott erfahren mit denen, die anders waren als ich, die anders von Gott redeten und deren Bibelinterpretation ich zuerst gar nicht verstanden habe: Jesus als schwarzer Sklave? Deren Gottesdienste mich irritierten, meinen Glauben in Frage stellten: So laut, so politisch.
Wenn Abendmahl und Taufe mehrere Deutungen haben, wenn das Brot nach Honig schmeckt und die Taufbecken in der Kirche immer voller Wasser sind, dann ist das himmlisch für mich, für einen Augenblick, paradiesisch, dann sind wir uniert, zusammen, aber in Vielfalt, in Spannung, die trägt. Mit anderen Rhythmen, in anderen Sprachen, mit anderen Liedern, an anderen Orten. Dann muss ich mitsingen, ich muss zu den anderen hingehen, genauer hinhören. Dann kommen wir uns nah trotz aller Verschiedenheit, dann wird es Pfingsten, dann fährt Gott zu uns hernieder. Dann höre ich die anderen in meiner Sprache von den großen Taten Gottes reden (Apg 2,10), dann sind wir ein Leib mit vielen Gliedern (1.Kor 12,4-11), mit einer Mission für eine zerstreute Menschheit (Mt 28,19), in einer vielfältigen Welt.
1 I Faust. Eine Tragödie, Johann Wolfgang Goethe.
2 I Ebenda.
3 I Stufen, Herman Hesse.