Predigt zu 1. Petrus 4,7-11 von Christiane Borchers

Predigt zu 1. Petrus 4,7-11 von Christiane Borchers
4,7-11

Liebe Gemeinde!

Der erste Petrusbrief richtet sich an Christinnen und Christen in der Verfolgung in verschiedenen kleinen Gemeinden in Kleinasien im ersten Jahrhundert nach Christus. Sie befanden sich in der Minderheit in einem andersgläubigen Umfeld. Kleinasien, das Gebiet der heutigen Türkei, war eine Provinz des römischen Imperiums.

Christinnen und Christen lebten in der Minderheit. Unsere Verhältnisse sind völlig anders. Die Mehrheit gehört im Westen Deutschlands der Kirche oder einer christlichen Gemeinde an. Wir hier in Ostfriesland leben nicht in einer Minder-heitensituation, jedenfalls jetzt noch nicht. Das mag sich in künftigen Generationen ändern. Wir werden als Christinnen und Christen auch nicht verfolgt, jedenfalls nicht in diesem Land. Wir dürfen frei unseren Glauben leben, können in aller Ruhe unseren sonntäglichen Gottesdienst feiern, brauchen keine Angst zu haben, dass wir nachts von Soldaten aus den Betten geholt, verschleppt oder bedrängt werden. Wir haben auch keine Nachteile im  Beruf oder im Alltagsleben zu befürchten, wenn es zur Sprache kommt, dass wir zur Kirche gehören. Für uns gehört das Christsein zum Alltag dazu, ohne dass wir besonders darüber nachdenken. Gibt unser Predigttext für den heutigen Sonntag uns Richtlinien, wie sich christlicher Glaube äußert? Kann er, obwohl er in einer ganz anderen Situation als unserer heutigen geschrieben wurde, uns dennoch Aufschluss darüber geben, wie sich christlicher Glaube in der Gegenwart gestaltet und was den christlichen Glauben ausmacht?

Der 1. Petrusbrief ist verfasst für christliche Gemeinden in Kleinasien in der Verstreuung. Orte werden genannt: Pontus, Galatien, Kappadozien, die Provinz Asien und Bithynien. Der Verfasser geht davon aus, dass das Ende nahe ist und dass bald Gottes Gericht kommt, wo ein jeder sich für seine Werke verantworten muss. Die Leiden der Christinnen und Christen werden bald ein Ende haben. Den Bedrängten und Verfolgten in Christus wird Gerechtigkeit widerfahren. Mit der Vorstellung der Naherwartung des kommenden Gerichts steht der Verfasser des 1. Petrusbriefes in guter Tradition mit dem Evangelisten Matthäus. Er verknüpft den Einbruch der Herrschaft Gottes mit einem Aufruf zur Buße. Johannes der Täufer ist der große Bußprediger, der zur Umkehr aufruft: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen (Mt 3,2).

Wir leben nicht in der nahen Endzeiterwartung. Das Christentum gibt es seit über 2000 Jahren;  die Vorstellung der Wiederkunft Christi mit dem einhergehenden Endgericht rückt in große Ferne. Viele können darüber hinaus mit dem Gedanken der  Endzeiterwartung immer weniger anfangen. Für die frühen christlichen Gemeinden war er von großer Wichtigkeit. Würde sich doch am Ende allen Völkern Gottes Macht erweisen. Der Anbruch der Endzeit jedoch ließ auf sich warten, die Wiederkunft Christi verzögerte sich. Das war für die Christinnen und Christen der frühen christlichen Gemeinden ein Problem.

Sie waren enttäuscht, dass der Einbruch des Reiches Gottes auf sich warten ließ. Sie sehnten sich nach dem endgültigen Erweis der göttlichen Wahrheit. Für sie stellte die Wiederkunft Christi keine Bedrohung dar, die verbunden war mit der Sorge, nicht im Endgericht bestehen zu können. Als vom christlichen Glauben Überzeugte bemühten sie sich um ein Gott wohlgefälliges Leben. Für sie bedeutete das Endgericht das Offenbarwerden der Gerechtigkeit Gottes, das ihnen, den jetzt Verfolgten und Drangsalierten, Recht verschaffen würde. Ihnen würde  Gerechtigkeit widerfahren, was sie im Alltag so sehr vermissten. Der 1. Petrusbrief ist ein Trostbrief an Christen in der Verfolgung, der sie ermutigt, die Hoffnung zu behalten, standhaft zu bleiben und durchzuhalten. Er erinnert sie daran, besonnen und nüchtern zu bleiben und am Gebet festzuhalten. Wie sich ihre Lebensumstände auch gestalten mögen, - auch in Gefahren und Drangsal - sollen sie das Gebet nicht aufgeben. Im Gebet vergewissern sie sich der Gnade und Verheißung Gottes; im Gebet verbinden sie sich mit Jesus Christus, der leiden musste, bevor er in die Herrlichkeit Gottes einging. Im Gebet erfahren sie Trost und Kraft. Das Gebet ist eine zuverlässige Trost- und Kraftquelle.

Der 1. Petrusbrief will das Leiden nicht verherrlichen. Er thematisiert das Leiden, weil es der Realität vieler Christinnen und Christen in Kleinasien zu der damaligen Zeit entspricht.

Plinius, der Statthalter der Provinz Bithynien in Kleinasien, fragt in einem Brief beim Kaiser Trajan in Rom an, wie er mit Christinnen und Christen umgehen soll. Bei ihm würden immer mehr Anklagen gegen Christinnen und Christen eingehen. Er habe bisher Verhöre geführt und sie abschwören lassen. Manche erklärten, sie seien früher Christen gewesen, hätten sich aber nur unregelmäßig am Lobgesang beteiligt und verpflichtet, bestimmte Dinge wie z.B. Diebstahl, Raub und Ehebruch zu unterlassen. Wer abgeschworen hätte, den habe er römische Götter öffentlich anbeten lassen. Sie hätten dem Kaiserbild mit Weihrauch und Wein opfern und Christus lästern müssen. Danach habe er sie freigelassen. Damit sie dem Kaiser opfern konnten, habe er extra ein Standbild vom Kaiser aufstellen lassen.   

Der Statthalter Plinius in Kleinasien war gegenüber den  Christinnen und Christen nicht feindlich eingestellt. Für ihn waren sie Menschen, die einem Aberglauben verfallen waren, die man wieder auf den richtigen Weg bringen sollte. Man müsste ihnen eine Chance geben abzuschwören. Viele ließen sich bessern, wenn man ihnen nur die Gelegenheit zur Reue gäbe. Kaiser Trajan billigte die Verfahrensweise des Statthalters. Man sollte Christinnen und Christen nicht aktiv aufspüren. Anonyme Anzeigen sollten gar nicht weiter verfolgt werden. Konkreten Anklagen hingegen sollte Plinius nachgehen. Wer sich strikt weigerte, den römischen Göttern und dem Kaiser zu opfern, galt als Staatsfeind und war mit dem Tod zu bestrafen. Christinnen und Christen konnten ihr Leben retten, wenn sie ihren Glauben verrieten, was viele auch taten. Ihnen war gar nicht klar, dass sie  nicht gleichzeitig Christus und die römischen Götter bzw. den  Kaiser verehren konnten. Nicht umsonst weisen christliche Autoren auf  die Ausschließlichkeit der Christusverehrung hin. Dadurch, dass anonymen Anzeigen nicht weiter nachgegangen wurde und der Statthalter Plinius Christinnen und Christen für verirrte Schafe hielt, die man bekehren müsste, erhielten diese eine Chance, am Leben zu bleiben. Daher konnte sich das Christentum weiter ausbreiten. Wer sich allerdings zu stark hervorhob, dazu unliebsame Mitmenschen hatte, die einem Böses wollten, lebte in ständiger Gefahr, denunziert zu werden.

Der erste Petrusbrief ermahnt Christinnen und Christen am Gebet festzuhalten. Das Gebet verleiht ihnen Kraft und stärkt ihr Vertrauen. Ferner sind im Briefabschnitt Regeln aufgestellt, wie sich Gemeindeglieder innerhalb der Gemeinde verhalten sollen. Es wird betont, dass sie vor allen Dingen in der beständigen Liebe bleiben sollen. Wenn sie gefehlt haben, wird die Liebe die Verfehlung wettmachen. Die Liebe macht die Schwere der Last nicht ungeschehen, aber sie wiegt die Übertretungen auf. „Hass erregt Hader, aber Liebe deckt alle Übertretungen zu.“ Diese Worte spricht König Salomo, der bekannt ist für seine Weisheit (Spr 10,12). Jesus sagt über die Sünderin, die seine Füße salbt, sie mit ihren Tränen benetzt, sie küsst und mit ihren Haaren trocknet: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt“ (Lk 7,47a). „Die Liebe deckt der Sünden Menge zu“, so der Verfasser des 1. Petrusbriefes. Die Liebe ist ein Grundpeiler des christlichen Glaubens.  Liebe in der Gemeinde untereinander zu üben, könnte auch bedeuten, diejenigen, die dem Druck des Statthalters nicht standhalten konnten und dem Kaiser geopfert hatten, nicht aus der christlichen Gemeinschaft auszuschließen. „Die Liebe erfreut sich nicht über die Ungerechtigkeit …, sie erträgt alles, … sie hofft alles, sie duldet alles“  (1. Kor 13). Es ist als ein Akt der Liebe anzusehen, sie wieder aufzunehmen, auch wenn sie nicht die Kraft hatten, ihr Leben für ihren Glauben zu lassen. Liebe sollen sie untereinander und gegenseitig üben, nicht einmal oder gelegentlich, sondern beständig und beharrlich. Liebe zu üben, erfordert harte ausdauernde Arbeit.

Im Folgenden werden Beispiele genannt, was Liebe zu üben beinhaltet. Sie sollen gastfrei untereinander ohne Murren sein. Gastfreundschaft zu gewähren, wurde in der Antike grundsätzlich hoch bewertet. Für die Gemeinde Jesu Christi wird die Gastfreundschaft zu einem Markenzeichen. Für durchreisende Christinnen und Christen war es unerlässlich, dass sie Herberge und Schutz in der Fremde fanden. Im Ersten Testament wird berichtet, dass Gott Abraham und Sara in Gestalt von drei Engeln besucht. Abraham bewirtet die fremden Gäste und erkennt im Nachhinein, dass Gott in Gestalt dieser drei Männer bei ihm zugegen war. Im Zweiten Testament wird im Zusammenhang mit dem Weltgericht erzählt, dass Jesus uns im Fremden begegnet. „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35). „Was ihr einer meiner geringsten Schwestern und einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40b). Sprichwörtlich ist ein Wort aus dem Hebräerbrief geworden: „Bleibt in der Liebe, vergesst nicht, gastfrei zu sein, denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt“  (Hebr 13,1). Die Liebe muss konkret werden, sonst bleibt sie leer und unverbindlich.

Zur Ausübung von Liebe gehört unweigerlich das Dienen. „Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der Gnade Gottes“ (V 10). Weltliche Maßstäbe werden auf den Kopf gestellt. Bei Jesus hat das Streben nach persönlicher Ehre und Macht keinen Wert. „Wer unter euch groß sein will, der diene“, sagt Jesus zu zwei Jüngern, als diese einen Ehrenplatz im kommenden Reich Gottes haben möchten. Weltliche Hierarchien sind bei Jesus bedeutungslos. Er hat seinen Jüngern die Füße gewaschen. Jesus war sich nicht zu schade, sich klein zu machen und zu dienen. Jeder ist aufgefordert, es ihm gleichzutun. Wir sollen mit der Gabe dienen, die wir empfangen haben. Jeder hat Gaben mitbekommen. Keiner kann alles und keiner kann nichts. Jeder kann etwas. Diese uns geschenkte Gabe dürfen wir nutzen zum Wohl des Nächsten, zum Wohl der Gemeinschaft. Ein solidarischer Einsatz wird sich als eigenes Wohl entpuppen. Wenn wir Gutes tun, stellt sich Zufriedenheit auch bei uns selber ein. Die größte Zufriedenheit ist bezeichnender Weise bei Personen nachgewiesen, die bei der Feuerwehr ihren Dienst ausüben. Menschen möchten im Grunde ihres Herzens helfen. Es wird nur dann schwierig, wenn von uns erwartet wird, über unser Vermögen hinaus Hilfe zu leisten. Ein Christ hat eine Sozialpflichtigkeit, aber er hat nicht die Pflicht, sich selbst zu überfordern. „Ein jeder diene mit der Gabe, die er empfangen hat.“ Das heißt doch: Ich kann die Gabe, die ich empfangen habe, einsetzen. Niemand kann von einem Menschen alles erwarten. Niemand kann Gaben einsetzen, die ihm nicht zur Verfügung stehen. Ein Christ braucht sich nicht ausnutzen zu lassen.

Durch die Gabe, die wir bekommen haben und einsetzen, wird Gott gepriesen. Aus der Vielfalt der geschenkten Gaben werden zwei Beispiele genannt: die Verkündigung des Wortes Gottes und der Dienst am Menschen. Damit sind die Verkündigung und die karitativen Tätigkeiten als Pfeiler der christlichen Gemeinde in den Blick genommen. Es geht an dieser Stelle nicht um die Vielfalt der Gaben, sondern um die Rückbindung an Gott. Denn  Verkündigung und Dienst gehören untrennbar zusammen.   Reden und Tun sind eine Einheit. Im Reden und Tun wird Gott gepriesen. Die Gaben, die wir empfangen haben, dienen nicht der Selbstdarstellung, sondern der Verherrlichung Gottes. In allen Dingen soll Gott durch Jesus Christus gepriesen werden, sein sind Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Dass das so sein soll, bekräftigt der Verfasser des Briefes mit einem feierlichen  „Amen“.

Was der Verfasser in der konkreten Situation zu den in der Bedrängnis lebenden Christinnen und Christen in Kleinasien geschrieben hat, hat Gültigkeit für eine christliche Gemeinde über Ort und Zeit hinaus. In einer christlichen Gemeinde hat das Gebet eine grundlegende Bedeutung, unabhängig davon, ob  Christinnen und Christen in Gefahr leben. Dass Christinnen und Christen verfolgt werden, gibt es bis heute. Die christliche Minderheit der im Irak lebenden Menschen wird bedrängt und bedroht. Sie werden aufgefordert, entweder zum Islam überzutreten oder hohe Schutzsteuern zu zahlen. Die Situation für Christinnen und Christen im Irak spitzt sich zu. Die meisten von ihnen fühlen sich dort nicht mehr sicher, haben Angst und sind aufgrund der gefährlichen Situation inzwischen geflüchtet. Weltweit gibt es zahlreiche andere Beispiele, in denen Menschen ihren Glauben nicht ungehindert leben können.

Grundsätzlich gilt neben dem Festhalten am Gebet für eine christliche Gemeinde, Liebe zu üben und gastfrei zu sein. Das schließt ein, Fremde, sprich Flüchtlinge aufzunehmen, ihnen Obdach und Nahrung zu geben.  Auch hier gilt: Nicht jeder muss und kann alles. Aber jeder kann etwas dazu beitragen, dass Not gelindert wird. Wir sollen die von Gott geschenkten Gaben als gute Haushalter nutzen. Eine Liebe, die nicht spürbar wird, ist nutzlos. In allem und jedem, was wir mit unseren Gaben anfangen, werden nicht wir, sondern Gott und Jesus Christus geehrt. Gott und Jesus Christus gebühren Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm (EG, Psalm 68,6). Wir verkünden den barmherzigen Gott und leben in der Nachfolge Jesu Christi, bis dass er wiederkommt und das Reich Gottes in Gerechtigkeit aufrichtet. Amen.

EG-Nr. 675:         Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit gehen, dein Reich komme, Herr, dein Reich komme….   (EG Ausgabe Rheinland, Westfalen, Lippe, Ev.-ref. Kirche)

Perikope
17.08.2014
4,7-11

Predigt zu 1. Petrus 4,7-11 von Rudolf Rengstorf

Predigt zu 1. Petrus 4,7-11 von Rudolf Rengstorf
4,7-11

Es ist nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet .Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn »die Liebe deckt auch der Sünden Menge« (Sprüche 10,12). Seid gastfrei untereinander ohne Murren. Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: Wenn jemand predigt, dass er's rede als Gottes Wort; wenn jemand dient, dass er's tue aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Sein ist die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Liebe Leserin, lieber Leser!
"Es ist nahe gekommen das Ende aller Dinge."
Gemeint ist hier ursprünglich das Weltende, das man in der ersten Christenheit als unmittelbar bevorstehend erwartet hatte. Diese Erwartung hat getrogen. Gott allein weiß und bestimmt, wann es ein Ende hat mit allem und die Welt anbricht, in der er allein das Sagen hat.
Doch das Gefühl, nicht endlos Zeit zu haben und die Befürchtung, wesentliches in der  immer knapper werdenden Zeit zu verpassen, das ist uns nur allzu gut bekannt. Was können wir tun, damit wir am Ende nicht feststellen müssen: Du hast deine Zeit vertan. Du hättest vieles ganz anders anfangen müssen, um am Ende nicht  alles verloren zu haben?
Was können wir tun, um dem begegnen zu können, der am ende allein das letzte Wort über unser Leben hat? Gewiss, seine Barmherzigkeit wird dabei die entscheidende Rolle spielen.  Aber wie lebt man, wenn man das erhofft? Welche Konsequenzen hat meine Hoffnung für  meinen Alltag? Denn  wie soll meine Hoffnung tragen, wenn sie  sich nicht auf mein Leben auswirkt?  Dazu gibt der heutige Predigttext  klare und konkrete Handlungsanweisungen. Sehen wir uns die der Reihe nach an:

1. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet!
Wörtlich müsste man übersetzen: Nehmt eure Sinne zusammen und seid so nüchtern, dass ihr betet! Landläufig besteht ja die Meinung: Das Gebet beginne erst, wenn man mit dem Verstand am Ende ist und es setze sich weltfremd über die Wirklichkeit hinweg. Das hängt wohl damit zusammen, dass Beter bisweilen dazu neigen, vor Gott infantil zu werden und so zu reden, als könnten wir nichts und deshalb müsse Gott alles tun. Stattdessen heißt es hier: Betet mit Sinn und Verstand als Leute, die mit der Realität vertraut sind. Ihr wisst doch, dass Gott seine Welt den Menschen anvertraut und in ihre Hand gelegt hat, was geschieht. Ihr wisst aber auch, dass nach Gottes Willen nichts so bleiben wird, wie es ist: Krankheit und Leiden, Krieg und Hunger werden Menschen nicht ewig im Griff behalten, weil wir am Ende nur noch den lebendigen Gott vor uns haben.
Davon lasst euer Gebet ausgehen, um dann vor Gottes Angesicht nüchtern zu bedenken, wie sein heilsamer Wille unter den gegebenen Umständen umgesetzt werden kann. Wo man euch beten hört, soll keiner mitleidig lächeln können über Wünsche, die an der Wirklichkeit vorbeigehen. Wer euch beten hört, soll der Wirklichkeit voll begegnen und gleichzeitig staunen über den Geist, der sich nicht abfindet mit dem, was Menschen klein macht und sie leiden lässt. Wer euch beten hört, soll staunen, wie ihr euch öffnet, euch leiten und ansprechen lasst  von  einer  Macht, die dem Menschen unantastbare Würde zuspricht.
Das muss eine Welt mitbekommen, die von Menschenwürde redet, aber nicht sagen kann, woher sie kommt.

2. Haltet daran fest, einander Liebe zu erweisen. Denn die Liebe vermag Sünden zuzudecken,  so viele es ihrer auch sind.
Die Mahnung, an der Liebe festzuhalten, klingt zunächst sehr allgemein. Doch dann kommt sogleich  der konkrete und  auch aufschlussreiche Hinweis darauf, was Liebe tut. Sie tut etwas für andere, was keiner für sich selbst tun kann: Sie deckt zu, womit Menschen sich unmöglich gemacht haben.
Das heißt nun sicher nicht: Seht zu, dass alle Fehler und Gemeinheiten unter der Decke bleiben. Zudecken kann man ja nur, was vorher aufgedeckt war. Am Aufdecken von Schuld und Versagen führt kein Weg vorbei, damit Änderungen möglich werden. Doch sorgt dafür,  dass dieses Aufdecken nicht gnadenlos geschieht, dass die notwendige Enthüllung den Schuldiggewordenen nicht bloßgestellt da stehen lässt.. Um das Zudecken kümmert euch. Um das: Schluss jetzt!  Um den Schutz und die Wärme, die  jeder Mensch braucht, um wieder in den Spiegel blicken  und neu beginnen zu können.
Was für eine Aufgabe in einer Öffentlichkeit, die gelenkt durch die Medien nur darauf zu warten scheint, , dass ein Guttenberg oder ein Wulf, eine  Schwarzer oder eine Hadertauer  wegen eines Fehlers an den Pranger gestellt werden und sie davon nie wieder los kommen.
 
3. Gewährt einander Gastfreundschaft, ohne zu murren.
Dass man mit Leuten, die man kennt und mag, gastfreundlich umgeht, ist eine Selbstverständlichkeit und keiner denkt daran, darüber zu murren. Es sei denn, Schwiegermutter benimmt sich nicht als Gast, sondern als Hausherrin. Nein, hier geht es um Menschen, die wir nicht kennen, die fremd sind in unserem Ort, weil sie hier als Ausländer hergekommen oder aufgewachsen sind. Ihnen Raum zu geben und Chancen, hier heimisch zu werden, ist mühsam, erfordert viel Phantasie und Einfühlungsvermögen. Hinzu kommt:  Das alles gibt es nicht zum Nulltarif. Die Beschaffung von Wohnungen für größere Familien, Sprachunterricht, zusätzliches Training an Arbeitsplätzen, Integration in Kindergärten und Schulen.  Das kostet Steuergelder. Da kommt man schnell ins Murren und Protestieren mit dem Tenor:: Das Boot ist voll! Grenzen bei uns und in den Nachbarländern dicht machen!
Nein, wir unterstützen in unseren Gemeinden alle Bemühungen, den Fremden ein neues Zuhause  und Bürgerrechte zu geben. Wir tun das, weil die Fremden in der Bibel durchgehend Achtung genießen bis dahin, dass Jesus unseren Umgang mit Fremden zum Maßstab dafür gemacht hat, wie wir mit ihm umgehen.

4. Und schließlich: Dient einander ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat als die Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes.
Zugegeben, bisher haben die Handlungsanweisungen etwas anstrengend geklungen: Achtet auf Euer Beten, dass es mit Sinn und Verstand und Nüchternheit geschieht. Sorgt dafür, dass die Schuldiggewordenen in Würde weiterleben können. Seid gastfrei gegenüber Fremden. In der Tat, was uns hier als Gemeinde abverlangt wird, kostet Mühe. Auch Streit und Konflikte sind für  eine christliche Gemeinde unumgänglich.
Ausgesprochen charmant aber wird es, wenn es nun am Ende darum geht, was jeder einzelne in seinem Umfeld tun kann, wie er mit seinen Pfunden wuchern, seine Talente zeigen kann. Hört sich zwar zunächst auch eher trocken und gar beschwerlich an: "Dient einander - hm - ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat." Doch anstelle des blassen Wortes "Gabe" wäre das Wort Charme viel treffender. Denn im griechischen Urtext steht da Charisma auf französisch Charme. Leicht und fröhlich klingt das, auch nach Schmunzeln und  Augenzwinkern, denn in dem Wort charisma steckt das griechische Wort für Freude ganz unmittelbar mit drin. Und wenn man das weiß, und das tun Sie jetzt, dann wird deutlich und deshalb habe ich Ihnen das zugemutet: dann wird deutlich, was genau gemeint ist mit der Gabe, die jedem mitgegeben ist: Meine und Ihre Gabe ist das, was Sie und mich erfreulich macht für andere. Gott hat Ihnen und mir etwas mitgegeben, das Ihren und meinen Mitmenschen  Freude macht. Und es wäre doch ein Jammer, wenn wir davon keinen Gebrauch machten! Darum also geht es, mit unserem Christentum charmant zu werden, unseren Mitmenschen liebenswürdig und erfreulich zu begegnen. Damit erkennbar  wird, was in einer vergehenden Welt Zukunft hat: die Freundlichkeit und Güte Gottes. Amen.
 

Perikope
17.08.2014
4,7-11

Predigt zu 1. Petrus 4,7-11 von Christine Hubka

Predigt zu 1. Petrus 4,7-11 von Christine Hubka
4,7-11

Die Welt ist voller Ermahnungen:
Als Kind habe ich gehört: Lauf nicht so schnell, sonst fällst du hin.
Gib schön die Hand und mach einen Knicks.
Pass auf, wenn du über die Straße gehst.

Selbst wenn Menschen, die einander mögen und schätzen, sich voneinander verabschieden höre ich Ermahnungen:
Machs gut. Pass auf dich auf. Melde dich bald.

Ich mag keine Ermahnungen.
Schließlich bin ich erwachsen und passe auch auf mich auf, wenn mir das niemand nachruft.
Ich bin erwachsen genug, um das, was ich mache, so gut zu machen, wie ich eben kann.
Ich bin erwachsen genug, um selber zu wissen, wann und wie und bei wem ich mich melde.

Ich, glaube auch, dass die meisten Ermahnungen an Kinder völlig sinnlos sind.
Denn Kinder können so laufen, dass sie in der Regel nicht hinfallen.

Wozu dann Ermahnungen?
Ich vermute, wer ermahnt, nützt am ehesten sich selber.
Denn wenn etwas passiert, kann er oder sie sich zurücklehnen, und sagen:
Ich habe gemahnt, gewarnt. Aber man hat ja nicht auf mich gehört.
Ich bin nicht schuld daran, dass sich das Kind das Knie aufgeschlagen hat.
Ich bin nicht schuld daran, dass die Beziehung irgendwie eingeschlafen ist.

Man kann aus Ermahnung aber auch viel über die aktuellen Verhältnisse erfahren:
Dort, wo jemand meint, ermahnen zu müssen, zu sollen und zu wollen,
passiert in der Regel genau das Gegenteil von dem, was die Ermahnung fordert.

Der heutige Predigtabschnitt strotzt vor Ermahnungen:
Ich lese aus dem 1. Brief des Petrus im 4. Kapitel: (Verse 7-11)

Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge.
So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet.
Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge.
Seid gastfei untereinander ohne Murren.
Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.
Wenn jemand predigt, dass er’s rede als Gottes Wort;
wenn jemand dient, dass er’s tue aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus.
Sein ist die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!. Amen.


Wie schaut es also bei den Leuten, bei den Christen, in der Gemeinde aus,
an die sich die Ermahungen richten?

Schauen wir uns das an:
So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet, lautet die erste Ermahnung.
Wir dürfen also aus dieser Ermahnung schließen:
Diese Leute benehmen sich nicht besonnen, sondern verrückt. Vor lauter Geschäftigkeiten vergessen sie, dass der Mensch auch Zeiten der Ruhe und der Besinnung braucht. Dass es mir selber und meinen Anliegen gut tut, Pause zu machen.aufzuhören, loszulassen, abzugeben. Sie sind voller Aktionismus, tun dieses und jenes und agieren dabei kopflos und aufgeregt. Drehen sich selber immer schneller in einen Strudel hinein.

Die nächste Ermahnung wird mit einer besonderen Dringlichkeit eingeleitet. Es scheint sich hier also um ein besonders akutes Problem zu handeln, wenn die Ermahnung mit den Worten eingeleitet wird: Vor allen Dingen!
Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge.

Vor allen Dingen. Hier scheint der Briefschreiber den Finger auf eine ganz besonders wunde Stelle zu legen. Was ist das Gegenteil von beständiger Liebe untereinander und dem Zudecken von einer Menge Sünden?
Für mich ist es das beständige Aufkochen alter Geschichten. Damals hast du mir dieses und jenes angetan. … Wenn du damals nicht darauf bestanden hättest, wäre das alles nicht passiert … Ich weiß noch genau, dass ihr das so und so wolltet. Schaut, wohin uns das geführt hat… Hättest du vor sieben Jahren nicht  . Ich kann mich ganz genau erinnern … Jetzt merkst du, wie sich das anfühlt …
Gegen dieses Aufrechnen und Vorhalten alter Geschichten scheint die nächste Ermahnung nur eine Kleinigkeit anzusprechen:

Seid gastfei untereinander ohne Murren.

Das Gegenteil davon, was zur Ermahnung veranlasst, wäre demnach:

Sie bleiben viel lieber unter sich, haben es kuschelweich miteinander. Jeder Fremde, jede Neue stört die vertraute Gemeinsamkeit. Denn wir haben uns aneinander gewöhnt, jeder hat ja so seine Eigenheiten. Es war schwer genug, sich zusammen zu raufen. Jeder Neue, jede Neue bringt wieder neue Eigenheiten mit. Da fängt die ganze Arbeit wieder von vorne an. Und manche Leute passen einfach nicht zu uns.
Da schauen sie aus dem Fenster und sehen Herrn X oder Frau Y kommen und verdrehen die Augen: O je, der schon wieder. Um Gottes Willen, die schon wieder. Diese Ungewaschene Gestalt. Dieser nervige Typ. Der kommt doch nur, um hier Kaffee und Kuchen zu essen.

Die nächste Ermahnung wendet sich an die, die engagiert mitarbeiten:

Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.

Es gibt dort wohl Leute, die eine Aufgabe in der Gemeinde übernehmen und die auch wunderbar erledigen. Und dann, eines Tages, übernehmen sie eine zweite Aufgabe, und eine dritte. Weil gerade keiner da ist, der das kann oder machen will. Und auf einmal machen solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viel zu viel, und auch Dinge, die gar nicht ihres sind, die sie überfordern. Die Gemeinde übersieht, welche Gaben die anderen, die noch keine Aufgabe haben, einbringen und mitbringen. Mitarbeit wird zum Besitzstand, zum Herrschaftsbereich, den es zu vertreidigen gilt. Was ich nicht selber mache, wird nicht ordentlich gemacht, ist der Leitsatz. Einige wenige schupfen den ganzen Laden.

Auch die Prediger und Predigerinnen scheinen dort damals aus dem Gleis zu laufen. O ja, es gab schon in biblischen Zeiten auch Frauen, die das Evangelium verkündet haben. Diesen Leuten scheint es aber nicht immer nur ums Evangelium gegangen zu sein:

Wenn jemand predigt, dass er’s rede als Gottes Wort.

Was ist denn hier das Gegenteil? Die größte Gefahr für uns Prediger und Predigerinnen, ist es, uns zu schmücken mit klugen Reden, mit hochkarätigen Zitaten aus der Literatur. Mit geistreichen Wortspielen. Mit einfallsreichen Witzchen und einer Botschaft, die gefällig herüber kommt und niemanden kratzt und beißt.
Die größte Gefahr beim Predigen ist, aus Gottes Wort, das sich immer auch mit unserem eigenen Leben reibt, eine unverbindlich freundliche Angelegenheit zu machen. Eine Angelegenheit, die darauf reduziert wird, warme Gedanken und liebliche Gefühle zu erzeugen, statt uns zum Handeln herauszufordern im Hier und Jetzt.

Die letzte Ermahnung gilt allen, die sich in der Gemeinde engagieren, ganz gleich, ob sie Orgel spielen, Kaffee kochen, den Altar schmücken, Kindergottesdienst machen, Jugendarbeit oder sich um die Finanzen kümmern. Ehrenamtlich oder hauptamtlich.

Wenn jemand dient, dass er’s tue aus der Kraft, die Gott gewährt

Das Gegenteil ist hier für mich, die dauernde Müdigkeit, die Erschöpfung. Erschöpfte Mitarbeiter, fix und fertige Leute, die das, was sie tun nur noch aus Pflichtgefühl machen. Leute die sich aufreiben und aufopfern, aber aus ihrem Engagement keine Freude, keine Kraft mehr schöpfen. Leute, die sich selber und gegenseitig ständig überfordern, weil das, was sie von sich und anderen fordern, über ihre Kräfte geht.

So viele Ermahnungen an Menschen in längst vergangenen Zeit.
So viele Ermahnungen, an eine Gemeinde, eine Kirche vor Jahrhunderten.

Bei uns ist natürlich alles ganz anders.
Wir können über die dort und damals nur den Kopf schütteln.

Der Grund dieser Ermahnungen, die Einleitung, die das alles so dringlich macht, gilt aber auch uns:
Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge.

Auch wenn wir nicht das baldige Ende der Welt erwarten, wann unsere Lebenszeit zu Ende ist, weiß keiner von uns.
Darum lohnt es sich, gelassen zu leben. Alte Geschichten nicht wieder neu aufzukochen. Kontakte zu pflegen und den Menschen entgegen zu kommen. Nicht mehr zu tun, als mir gut tut. Und was ich tue so zu machen, dass ich auch Freude daran habe.

Dass das alles  nicht nur erlaubt, sondern auch geboten ist,
dafür sei Gott Lob und Preis in Ewigkeit.

 

Perikope
17.08.2014
4,7-11

PrayForMH 17 - Predigt zu 1. Petrus 2,2-10 von Henning Kiene

PrayForMH 17 - Predigt zu 1. Petrus 2,2-10 von Henning Kiene
2,2-10

PrayForMH 17

1. „I love Amsterdam“

Gleich neben dem Lonely Planet Reiseführer, wird eine Armbanduhr gezeigt, sie liegt im Staub, irgendwo im trockenen Sommergras. Ein niederländischer Reporter berichtet aus der Ukraine: Er fährt durch den Sommer, Vögel singen, die Ernte bewegt sich leicht im Sommerwind und plötzlich sieht er die Leichen am Wegesrand, Flugzeugteile, einige Koffer, erstaunlich unversehrt auf einem Feld verstreut, als würde gleich eine Reisegruppe vorbeikommen und die Koffer holen. Reste von Menschen, von Kindern, Frauen, Männern sind zu sehen. Sie saßen alle in dem Flieger, viele von ihnen auf dem Weg in den Urlaub, einige Forscher auf der Hinreise zu einem Fachkongress. Sie wollten beraten, um AIDS weiter zu bekämpfen. Nur wenige Sekunden trennte deren Leben von dem plötzlichen Tod. Daran können sich viele Angehörige trösten: Es war kein langes Sterben, es war ein schneller Tod. Doch solcher Trost trägt nicht weit.

Die Boeing 777 der Malaysia Airlines war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur, als sie am 17. Juli über dem von prorussischen Einheiten kontrollierten Teil der Ukraine abstürzte. Auf Twitter und in den Nachrichtensendungen habe ich viele Bilder gesehen: Ein „I love Amsterdam“ T-Shirt im Staub neben einem leicht geöffneten Koffer. Blütenweiß ist das Shirt, ein rotes Herz strahlt auf der Brust, gleich neben dem „I love“. Tot sind sie vom Himmel gefallen, das Herz schlägt nicht mehr.

Es wirkt so, als sollte unser heutiger Predigttext von dem, was wir in den Medien verfolgen können, in sein Gegenteil verkehrt werden. Mit einen Schlag vom Himmel geholt: Menschenleben, aufgeladen mit unverwechselbaren Hoffnungen, die diesem wunderbaren Geschöpf innewohnen. Die Familie und die Freunde, die sie erwarten, ihre wunderbaren Freundschaften: Ein jähes Ende. Lebendige Menschen abzuschießen, ein abscheuliches Attentat, auch ein Anschlag auf Gottes Wort. Grauenhafte Bilder, die alles untermalen, werden getwittert und gepostet. Sie bringen mir nah, was eigentlich weit weg ist.

2. „RIP“ – Ruhe in Frieden

MH17 – die Nummer des Fluges – wird zum Synonym für das Entsetzen. Es ist immer auch eine gewisse Ironie, die solche Katastrophen begleitet. In der Erschütterung über die Katastrophe wird deutlich, dass der Wert eines jeden einzelnen Menschen unvergleichbar hoch ist. Man spürt deutlich, was man eigentlich schon immer weiß. Plötzlich lernt man Schicksale kennen und spürt, wie nah einem diese Menschen sind. Da ist ein junger Holländer. Der fotografiert das Flugzeug der Malaysia Airlines kurz vor dem Start: „Für den Fall, dass sie verschwindet, so sieht sie aus“ postet er auf Facebook. Natürlich, auf dem Hintergrund des vor Monaten verlorenen Flugzeugs der Airline, das noch immer nicht gefunden worden ist. Er macht natürlich einen schlechten Scherz, aber der Mann hat offenbar Humor. Wir lernen ihn besser kennen: Er ist der Besitzer eines kleinen Blumenladens in einer Seitenstraße von Amsterdam, er war mit seiner Freundin unterwegs. Und Joep Lange, ein Forscher, der sein Leben dem Kampf gegen AIDS gewidmet hatte, ist auch unter den Toten. Er trug, so hofften viele Betroffene, einen Baustein für den Sieg über diese Krankheit mit sich. Ein neues Konzept sollte er auf dem Kongress in Melbourne zur Diskussion stellen.

Es sind eben nicht nur 300 tote Menschen, die unbekannt bleiben werden, um die die engsten Angehörigen, die Kunden eines Blumenladens, die AIDS Kranken in aller Welt trauern. Der Tod schlägt nicht anonym zu. Auf den Socialmediaplattformen wird deutlich: Es sind Menschen wie du und ich, um die geht es hier. Das sind nicht Leichen, die in grauen Säcken beiseite geschafft werden, es war Leben. Und Leben gehört nicht uns selber, ist von Gott gegeben. Über die neuen Medien bekommen die Toten heute ein Gesicht und ihr Leben und ihre Geschichte wird öffentlich. Die Anteilnahme, die sich bis vor wenigen Jahren, nur auf die nahen Angehörigen der Opfer solcher Katastrophen beschränkte, wird um öffentliche Mittrauer ergänzt. Heute wissen alle viel mehr über einzelne Leben, manchmal erfahren wir auch viel zu viel über sie. „RIP“ – „Ruhe in Frieden“ ist das Zeichen der Anteilnahme, mit dem sich viele auch von dem Amsterdamer Blumenhändler verabschieden. RIP – das ist der letzte Wunsch, den die Lebenden den Toten mit auf den Weg geben. Auf vielen Facebook Konten der letzte Eintrag, danach wird das Konto gelöscht.

Wenn vieles, was wir sehen und selber erleben in eine ganz andere Richtung weist, als der Glaube, dann müssen wir innehalten. Denn die unglaubliche Irritation, die solche Katastrophen verursacht, kann nur dann erträglich werden, wenn wir die Richtung erblicken, in die die Bibel uns den Blick weist. Wir geben unsere Lebendigkeit, unsere Hoffnung unseren Glauben ja nicht einfach auf. Glaube bleibt lebendig und lässt sich nicht vom Himmel holen. Wir haben gesehen und geschmeckt, dass der Herr freundlich ist und unsere Ohren, Lippen und unsere Herzen saugen jedes Zeichen der Gegenwart des unzerstörbaren Lebens begierig in uns auf. Weil wir wissen, dass Gott das Tote zum Leben erwecken kann, lässt die Sehnsucht, die sich in uns festgemacht hat, nicht locker. Weil wir von dem Wärmestrom, der von Jesu Liebe ausgeht, selber durchflutet werden, sind wir in die Hoffnung verliebt. Darum lassen sich viele Nichtchristinnen auch vom christlichen Glauben irritieren, weil Christinnen und Christen auch in den ganz dunklen Zeiten lebendig bleiben und an der Hoffnung festhalten.

3. #PrayForMH17

In die Anteilnahme, sogar in die voyeuristische Neugier der Medien, mischt sich etwas anderes, überraschend Neues, ein. Es wird heute öffentlich gebetet für die Opfer, für deren Familien, für die, die Hilfe leisten und für die, die für die Medien Berichte verfassen. Auch bei Twitter treffen, mit dem Hashtag #PrayForMH17 versehen, Tweeds im Sekundentakt ein. Frauen, Männer und Kinder beten für die Opfer, für Aufklärung, bitten um Frieden. Der Papst hat sein Gebet zum Nachsprechen bereitgestellt. Ein Journalist, der von der Unglücksstelle berichtet, kniete auf dem Acker nieder und betete für die Opfer. Andere Christinnen und Christen machen mit. Auch Menschen aus vielen anderen Religionen beten für die MH17 Opfer und die Angehörigen. Manche fordern nur auf: „Betet! Betet! Betet!“ Andere nennen die Namen der Menschen, um die sie trauern. Man sieht Bilder und Fotos von denen, die ihre Gebete sprechen.

Dieses Beten überbrückt Gräben, sogar Abgründe lassen sich so schließen. Gebete sind so etwas wie die Muttersprache der Religion, eine Weltsprache, die alle verstehen. Es reichen wenige Worte und die Religionen sind wie siamesische Zwillinge verbunden. Das Beten ist die Lebensader, an der es Kraft zu schöpfen gilt. Alle sind sich einig: Keins der Gebet sucht nach Rache, es ist wie ein friedlicher Strom, der sich durch die Tage der letzten Woche zieht: Keine Aufforderungen zur Gewalt, kein Apell für Frieden. Aber eine Art Verzweiflung über die Menschheit, die lese ich mit: „Ich fragte: Wer tut das? … Meine Mutter antwortete: Menschen. Menschen töten Menschen.“ Und die Bitte zweier Muslima: „Gib mir Dank. Mache mich nicht undankbar.“

Das ist es: In diesen Gebeten deutet sich an, dass das Nüchterne „Menschen töten Menschen“ niemals die volle Wahrheit über das Leben wiedergibt. Es wird erkennbar, was die Bibel mit dem Wort Gnade meint. Wer an etwas anderes glaubt, als an sich selber, wer auf mehr vertraut, als auf die eigenen Kräfte, wird immer auch um ein „Mehr“ wissen, das über einen selbst hinausweist. Ein Menschenleben verdient nur dann wirklich Leben genannt zu werden, wenn es anderen Menschen ihr Leben genauso gönnt, wie es für sich selber in Anspruch nimmt. Ich lese in diesem widersprüchlichen Bild von den lebendigen Steinen, die zu einem geistlichen Haus erbaut sind, dass der Bauplan Gottes etwas anders ist, als der, den ich in diesen Tagen vor Augen habe. Wenn das Bild stimmt und der leblosen Materie, sogar einem Stein, Lebendigkeit zugetraut wird, dann steckt in diesen Situationen mehr Zukunft, als ich selber weiß. Ein Widerspruch steckt im christlichen Glauben: Einerseits sehen wir die Realität, andererseits bleibt dieser Reflex, den wir schon in die Wiege gelegt bekommen haben, dass uns mit dem Glauben keine Steine in den Weg gelegt sind, sondern der christliche Glaube zum Weitergehen auffordert. Denn, wenn wir die leblosen Steine sind, die zum Leben erweckt werden, dann sind wir auch die, die aufstehen und weitergehen werden.

Perikope
27.07.2014
2,2-10

KONFI-IMPULS zu 1. Petrus 2,2-10 von Judith Reinmuth-Frauer

KONFI-IMPULS zu 1. Petrus 2,2-10 von Judith Reinmuth-Frauer
2,2-10

Konfi-Impuls zu 1. Petrus 2, 1-10

1. Annäherung an den Text:

Wir lesen in der Konfi-Gruppe den Text reihum laut vor. Nach einer weiteren stillen Lektüre frage ich, wo sie spontan hängen bleiben. Genannt werden:
- Vers 5: „Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause …“
Das spricht manche an, weil hier alle zusammenwirken und gemeinsam ein Haus bilden. Die Zusammenarbeit und Gemeinschaft werden hier betont.
- Vers 1: „So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede.“
Das wird als wichtige Voraussetzung für Frieden und ein gutes Miteinander angesehen.
- Vers 6: „… einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden.“
Den Eckstein verbinden sie mit Jesus.
- Vers 9: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk …“
Manchen fällt auf: Hier wird besonders gesprochen vom Volk, es hat ein hohes Ansehen.
- Vers 9: „... dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat.“
Das bedeutet für sie: Alle sind wichtig zur Verkündigung.

2. Mögliche weitere Arbeit an dem Bibeltext:
a) Das Bild vom Haus und den lebendigen Steinen vertiefen:
Welche Steine bilden dieses geistliche Haus? Was für einen Funktion haben sie jeweils?
Hier können Menschen aus der Gemeinde genannt werden: ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende sowie andere Gemeindeglieder.
Welche Steine seid ihr? Welche Stein-Eigenschaften möchtet ihr zum Haus beitragen?
Mögliche Antworten: verlässlich sein, Ecken und Kanten zeigen, einzigartig sein, andere stützen. Eine kreative Idee wäre, Steine mit den Antworten zu beschriften.
Was macht ein Eckstein? Wofür wird er gebraucht? Inwiefern ist Jesus der Eckstein?
Hier kann deutlich werden, dass Jesus das Haus stützt, Stabilität gibt und das Zentrum ist.

b) Das Gemeindebild von der königlichen Priesterschaft näher betrachten:
Was heißt es, wenn wir alle „Priester“ sind?
Hier kann die Bedeutung und Aufgabe jedes einzelnen Gemeindegliedes deutlich werden:
Nicht nur einer ist der Priester, sondern alle sind gefragt.
Ein Bogen zur Reformation und zum Priestertum aller Gläubigen kann geschlagen werden.

 

 

Perikope
27.07.2014
2,2-10

Predigt zu 1. Petrus 2,2-10 von Eva Rincke

Predigt zu 1. Petrus 2,2-10 von Eva Rincke
2,2-10

Seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil, da ihr ja geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.

Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als die lebendigen Steine erbaut euch zum geistigen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.

Darum steht in der Schrift (Jesaja 28,16): „Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.“

Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die Ungläubigen aber ist „der Stein, den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist, ein Stein des Anstoßes und des Ärgernisses“ (Psalm 118,22; Jesaja 8,14); sie stoßen sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben, wozu sie auch bestimmt sind.

Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; die ihr einst „nicht ein Volk“ wart, nun aber „Gottes Volk“ seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid (Hosea 2,25).

Liebe Gemeinde!

Stellen Sie sich einen Bergsee vor. Von weiter oben sieht man seine Umrisse: Eine Küstenlinie ohne Anfang und Ende, aber kein geometrisches Rund, sondern ein lebendiges, mit einzelnen kleinen Buchten. In Ufernähe kann man auf den Grund blicken. Weiter zur Mitte hin wird der See dunkel; die Tiefe dort ist ein Geheimnis. Ruhig liegt er da, glänzend die Fläche des Wassers, Wolken spiegeln sich darin.

Die Worte, die wir gehört haben, vergleiche ich mit solch einem See: Gleichmäßig sind sie in ihrer Sprechart – voller poetischer Bilder und Zitate, die sich aneinanderreihen, ohne logische Schlussfolgerungen oder gar Argumentationen. Eine regelmäßige und geschlossene Form. Mancher kann mit den Bildern etwas anfangen, sie zuordnen und insofern auf den Grund blicken. Aber auch die bibelfesteste Person wird zugeben, dass sie nicht die Tiefe aller Worte erfassen kann. Das ändert nichts an der Schönheit dieser Worte. Sie glänzen, auch ohne dass ihre Bedeutung exakt erklärbar ist. Die Seele kann sich in ihnen spiegeln.

Ohne dass Sie darüber groß nachgedacht haben, haben Sie heute Morgen entschieden, wie Sie diesem Bergsee-Text begegnen: Ob Sie den See wie ein Wanderer von einem entfernten Punkt aus betrachten, ob Sie ihn umrunden oder ob Sie zum Baden hineinspringen.

Diese Entscheidung haben Sie getroffen aufgrund Ihrer Grundeinstellung, aufgrund dessen, was Sie aus der Bibel kennen und aufgrund Ihres Umgangs mit dem, was Sie nicht wissen können. Denn niemand kann genau „wissen“, was ein Autor, eine Autorin ausdrücken will. Der oder die hat ja selbst nicht bis in die letzte Einzelheit Zugang zur eigenen Kreativität.

Auf einige von Ihnen wirken diese Petrus-Brief-Worte wie eine Botschaft aus weiter Entfernung. Zu Ihrem Leben gehört es, kirchliche und gesellschaftliche Themen gleichermaßen zu durchwandern. Sie halten viel von einer christlichen Kirche, die den Schwachen beisteht und politisch Stellung nimmt. Sie warten im Gottesdienst auf Stärkung und guten Grund für das, was Sie im Alltag als Christinnen und Christen sagen, tun und lassen. Sie haben einen Sinn für poetische Worte, aber nach dem Psalm und zwischen den Liedern sollte es konkret werden. Das sind die Worte von der „lauteren Milch“ und dem Eckstein nicht; Sie können sie vorüberziehen lassen wie den Anblick eines Bergsees. Auf Ihrer Wanderung ist er eine schöne Aussicht, aber die hilft nicht dabei, den nächsten Anstieg zu bewältigen.

Andere von Ihnen umwandern diesen Bergsee aus Worten. Jeder wählt sein Tempo. Man schaut nach den Spuren der Vorgänger, man bleibt stehen, hört die Worte, die er flüstert: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden!“

Man erinnert sich an Ostergottesdienste, in denen diese Worte gelesen und gesungen wurden.

Man erinnert sich weiter, dass dies Psalmworte sind, die jahrhundertelang allein vom Volk Israel gebetet wurden. Dass sie Gegenstand der Hoffnung und des Glaubens waren, lange bevor Jesus geboren wurde.

Man hat auch im Kopf, dass große Gewalt sich darin begründete, dass Christen sagten, nun sei eindeutig und unwiderlegbar diese Prophezeiung in Jesus erfüllt und der Glaube des Volkes Israel insofern überholt und wertlos.

An einer Stelle rauscht das Wasser folgenden Satz: „Seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil, da ihr ja geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.“

Die Wandernden schauen durch diese Worte wie durch klares Wasser auf den Grund, und sie können erkennen: Die Milch steht für die Wahrheit. Auf vielen Bildern und Skulpturen haben sie dies schon so dargestellt gesehen. Die Wahrheit, das ist für den Christen der Glaube an Gott. Trinke den Glauben, dann kannst du leben! Trinke den Glauben, und du wirst wachsen!

Der Gang um den See bietet noch viele andere Stationen. Es stechen hervor: Die Erinnerung an die Priesterschaft Israels, die Idee der Erwählung und die Frage danach, ob es sein kann, dass Gott Menschen zum Unglauben bestimmt hat. Jedes dieser nur angedeuteten Themen lädt ein, lange zu bleiben, sich viel Geschichte und viele Geschichten erzählen zu lassen und noch mehr zu diskutieren. Von jeder dieser Stationen muss man sich am Ende losreißen, ohne eine Einigkeit erlangt zu haben. Denn es ist, aber das war von vornherein klar, nicht das kleine Einmaleins, von dem hier gesprochen wird.

An einem Punkt des Weges trifft der Teil der Gemeinde, der zu den Uferwanderern gehört, auf diejenigen von Ihnen, liebe Gemeinde, die sich zum Baden ins Wasser gestürzt haben. Intuitiv haben Sie diese Entscheidung getroffen. Dabei hatten Sie gar nicht den See als ganzes im Blick, sondern eine bestimmte Stelle, an der das Wasser so schön war.

Vielleicht war es der Ausdruck von Jesus als dem lebendigen, kostbaren Stein, der Sie beflügelt hat: Der Stein, kalt und unpersönlich, aber attraktiv durch die Festigkeit, die er bietet, bekommt in diesem Ausdruck Seele und Puls. Oder Sie gingen mit dem Gedanken vom Ruf aus der Finsternis ins Licht mit und konnten sie förmlich spüren, die große Möglichkeit – sich herausziehen zu lassen aus Traurigkeit und kleinem Mut, zu gehorchen und dabei das Leben, Gnade und Gemeinschaft zu gewinnen.

Es kann sein, dass ich Sie doch nicht so gut kenne, wie ich meine, und Sie sehen das alles ganz anders. Einige von Ihnen werden mir das nachher sagen. Es kann auch sein, dass wir es gemeinsam haben, wechselnd manchmal entfernter Betrachter, manchmal Erforscher, manchmal Schwimmerin zu sein. So, wie unsere Seelenlage es uns eingibt. So, wie es die politische Lage uns nahelegt. So, wie unsere Aufnahmefähigkeit es uns ermöglicht.

In Amerika hat mein Sohn „SparkNotes“ kennengelernt, in denen, wie er sich ausdrückte, „hohe Literatur für Dümmere zusammengefasst wird“. Für unsere Petrus-Brief-Worte könnte der Eintrag lauten: „Verlasst die Kirche nicht. Sie ist das gottgewollte Haus, in dem ihr mit Jesus zusammen seid.“

Dumm ist das nicht. Und man kann es sich merken.

Was fehlt, merken Sie selbst. Allerdings hat diese Kürzung auch Vorteile: In der Zusammenfassung fehlen dann auch zum Beispiel die Sätze, die das christlich-jüdische Gespräch belasten.

Und doch wissen alle: Der gute Ausgang eines Gesprächs entscheidet sich nicht an seinem Gegenstand, sondern an den Menschen, die dies Gespräch führen. Gut ist es, wenn diese Menschen geübt darin sind, die Perspektiven zu wechseln. Wenn sie die große Distanz eintauschen können gegen das Eintauchen, wenn sie genau überlegen und nachforschen können und gleichzeitig wissen, dass keine Genauigkeit die Macht der Gefühle wird bannen können, die Worte in uns auslösen.

Dafür sind diese Worte des Petrus-Briefs ein schönes Beispiel. Ein Bergsee. Kalt und blau, glitzernd, durchsichtig, von unbekannter Tiefe, ein Spiegel, sehr alt. Wie ein kostbarer Stein liegt er im Licht dieses Sonntags.

Amen.

 

Perikope
27.07.2014
2,2-10

Predigt zu 1. Petrus 2,2-10 von Antje Marklein

Predigt zu 1. Petrus 2,2-10 von Antje Marklein
2,2-10

Einstieg: Gespräch unter Jugendlichen über Taufe (kann erzählt oder besser mit verteilten Rollen gesprochen werden)

Pausengespräch in der Marie-Curie-Schule letzte Woche, 3 Jugendliche aus der siebten Klasse:

Anna: habt ihr am Wochenende Zeit? Gehen wir zum Schützenfest? Ich kann nicht, sagt Emina, Sonntag ist  der letzte Tag der Fastenzeit, Ramadan,  - sie rückt ihr Kopftuch zurecht - und dann ab Montag feiern wir Fastenbrechen. Da will ich zuhause sein.

Wie du das aushältst, wirft Leonie ein. Den ganzen Tag ohne Essen und vor allem ohne Trinken. – Naja ganz so schlimm ist es für mich ja nicht, sagt Emina, ich darf ja Ausnahmen machen, bin ja noch ein ‚Kind‘.  Und du, Leonie, fragt Anna: kommst du mit am Sonntag? Nein, ich kann auch nicht. Mein Cousin wird getauft, und ich will oder soll mit dabei sein, weil ich ja auch vor der Konfirmation noch getauft werde.

Emina: Ach, dann kannst du mir ja mal erklären was das soll mit der Taufe? Mit Wasser und Orgelmusik, habe ich mal im Fernsehen gesehen.  Ja, sagt Leonie, mit der Taufe wird man Christ, - ich dann wohl eher Christin - gehört zu Jesus oder so.

Emina: Wie oder so, was heißt denn das? Wie fühlt man sich dann? Anders als ohne Taufe?

Da fällt Anna ins Gespräch:  Also ich bin in der Osternacht getauft worden, das war feierlich, mit Kerzen und vielen netten Worten der Pastorin über mich. Dass ich einmalig bin und dass Gott mich lieb hat. Und das jetzt ein neues Leben beginnt.  Und dann gab es ein Fest in der Familie. Aber ich fühle mich nicht anders als vorher. Und man sieht es mir wohl auch nicht an. Bin jetzt  evangelisch. Du weißt doch: Luther und so.

‚Luther und so‘ - Woran erkennen wir evangelische Christen? Irgendwie haben es die Moslems leichter, zumindest die, die ein Kopftuch tragen. Die kann man ansprechen, weil sie ihre Religion sichtbar tragen.  Und oft auch leben, zum Beispiel gerade jetzt  im Fastenmonat Ramadan.

Woran also sind wir evangelische Christen zu erkennen?

Vielleicht erhalten wir eine Antwort auf diese Frage im Predigttext aus dem 1. Petrusbrief.

P. Text in Auszügen verlesen

Christus der lebendige Stein – und wir als lebendige Steine, die ein geistliches Haus bauen. Welch ein starkes Bild. So wird Christsein konkret, oder?  

Aber will ich ein Stein sein? Steine sind kalt, unbeweglich, man legt einander Steine in den Weg – so sagt man, Pflastersteine werden bei Demonstrationen als  Waffen  geworfen, Menschen wurden früher gesteinigt,  und ein Grabstein ist auch nicht lebendig.

Steine können  auch lebendig sein, erzählen ganze Lebensgeschichten, Steine waren in der –‚Steinzeit‘- wichtige Werkzeuge, halfen beim Feuermachen, Steine prägen eine Landschaft, Edelsteine  schmücken Menschen, und auf jüdischen Friedhöfen werden nicht Blumen sondern Steine auf die Gräber gelegt.

Ihr seid, so sagt es der Verfasser des Petrusbriefes, lebendige Steine, die ein  geistliches Haus bauen. Ja, wenn unsere Kirche ein Haus aus lebendigen Steinen ist – dann schauen wir uns die lebendigen Steine einmal an. Das sind dann wir, die Christen und Christinnen, aus denen dieses Haus gebaut ist. Vielleicht kann man uns daran erkennen?

Unsere Gemeinde, das Haus der lebendigen Steine. Die Menschen, die in unserer Kirche  bzw. unserer Gemeinde  ein- und ausgehen, sind die lebendigen Steine. Sie beleben  diese Gemeinde, sie erst machen die Kirchen zu Kirchen und die Gemeindehäuser zu Gemeindehäusern. Und auch all die,  die hier arbeiten, als Haupt- und Ehrenamtliche, sind solche lebendigen Steine.

So könnte also eine Antwort von Anna lauten:  Als Christen sind wir erkennbar weil wir miteinander  das Haus aus lebendigen Steinen bilden.

Und – was für ein Stein bin ich, sind Sie?

Bin ich ein Stein, der einen festen Platz hat – oder werde ich noch hin- und hergeschoben bis ich meinen Ort gefunden habe? - Wer steht neben mir und stützt mich? - Wem bin ich eine Stütze? - Wo habe ich meinen Platz in diesem geistlichen Gebäude, das wir Kirchengemeinde nennen? Und – möchte ich eigentlich lieber anderswo stehen?  Bin ich ein Stein des Anstoßes? Jeder Stein ist einmalig. Jeder Stein passt an einen Platz,  ohne dass er abgeschliffen oder gekürzt werden muss. Wie in einem Mauerwerk, wo Steine aufeinander aufgebaut stehen, so sind auch wir in unserer Gemeinde aufeinander angewiesen.  Ohne uns gäbe es die Gemeinde nicht. Und so einmalig, wie jeder/jede einzelne sich hier einbringt, so einmalig und bunt ist auch das was uns dann als Christen erkennbar macht: die eine engagiert sich diakonisch, ein anderer hat einen kulturellen Schwerpunkt, die dritte hat besonders Jugendliche im Blick, ein vierter setzt sich politisch im Stadtteil für Flüchtlinge ein und die fünfte macht gern Musik. Jemand kann gut reden, eine andere kann gut mit Zahlen umgehen… Und jeder einzelne lebendige Stein findet da seinen Platz, wo er hinpasst.

 Getragen werden wir alle, so verschieden wir sind, von einem Eckstein, einem Fundament, das uns Sicherheit gibt: Unser Glaube ist dieses Fundament, manchmal ganz klein, und  doch stark und unverrückbar.

Heute, am Taufsonntag, werden an vielen Orten Tauffeste stattfinden.  So werden  neue lebendige Steine in diesem Haus aufgenommen, sie werden mit der Zeit ihren eigenen Platz einnehmen. Durch die Taufe werden Kinder und Jugendliche ihren Platz bei uns finden, und mit ihnen und den vielen anderen werden wir weiter bauen an dem Haus der lebendigen Steine.  

Leider geschieht auch das andere: Menschen treten aus unserer Kirche aus, Kirchen werden entwidmet, Gebäude  werden  abgerissen oder umfunktioniert (Konkretion Region Hannover vergangene Woche, 1 evangelisches und ein katholisches Kirchengebäude).  Wie steht es beim Prediger Salomo: alles hat seine Zeit. Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit. Bauen hat seine Zeit, abbrechen hat seine Zeit. Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit.  Ja, ich denke tatsächlich dass unsere jetzige Zeit eine solche Krisenzeit ist, in der innerhalb (und außerhalb) der Kirche vieles im Wandel ist. Transformation  - mit diesem Begriff können wir vielleicht die Krise als Chance begreifen. Ich muss im Wandel keinen Verlust sehen, sondern kann ihn als Aufbruch zu Neuem begreifen. Eine Neuausrichtung ist angesagt, um die alte Botschaft, unser Fundament, tragfähig zu machen für die sich wandelnde Gesellschaft. Es kommen neue lebendige Steine hinzu, die ihren Platz suchen. Und das ist gut so. Umso wichtiger ist es dass wir sprachfähig sind bzw. werden, dass also Anna Emina erklären kann, was für sie evangelisch sein bedeutet…

Zur Zeit Martin Luthers, vor knapp 500 Jahren, gab es auch  einen großen gesellschaftlichen und kirchlichen Wandel. Luther war es wichtig, dass an diesem Wandel möglichst viele Menschen aktiv beteiligt waren. Priestertum aller Getauften, so nannte er das Fundament, auf dem er die evangelische Kirche gründete: Alle Getauften sind Priester, gestalten Kirche mit, leben ihren Glauben  aktiv und verantwortlich. Deshalb hat er die Bibel ins Deutsche übersetzt, damit alle sprachfähig werden über  ihre Glauben; deshalb hat er die Sonderrechte von Priestern abgeschafft, damit die Kirche für das Volk da ist. Luther war wichtig, dass in dieser Zeit der Reformation die Christen mitwirken, mitgestalten – so wie lebendige Steine im Gebäude.

So kann sich Anna gut auf Martin Luther berufen, wenn sie ihren evangelischen Glauben erklären will. Sichtbar sind wir evangelischen Christen in dem, was wir ausstrahlen und in dem was wir gemeinsam bauen und bewegen. Unser Engagement macht uns glaubwürdig und erzählt von unserem Glauben. Vielleicht kann Anna mit Emina  darüber ins Gespräch kommen können, was Glaube jeweils für sie bedeutet.  Vielleicht nimmt Anna ein paar Steine in die Hand, dann wird es anschaulich. Das Haus der lebendigen Steine.  Vielleicht lädt Emina Anna morgen zum Fastenbrechen ein. Und dann kommt Emina  einmal  mit ins Gemeindehaus. Und im Laufe ihres Erwachsenenlebens wird Anna dann ihr Evangelisch-Sein immer mehr mit Leben füllen können und mehr sagen können als: ‚ du weißt doch: ‚Luther und so‘!

Perikope
27.07.2014
2,2-10

Predigt zu 1. Petrus 2,1-10 von Jochen Riepe

Predigt zu 1. Petrus 2,1-10 von Jochen Riepe
2,1-10

                                                                            I

Umfrage *: ‚Und was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung am Sonntag?‘ ‚Ich gönne mir den Gottesdienst‘, antwortete die alte Dame, ‚und dann ein gutes Mittagessen‘. Die Konfirmanden sahen sie an  wie eine wundersame Fremde . Mittagessen, ja, aber Gottesdienst, Predigt, alte Lieder: ‚sich gönnen‘ oder gar ‚genießen‘?

                                                                           II

Der Mensch ist ein Säugetier, sagen die Zoologen, und ein kleines Menschenkind, das nicht saugen, ‚ansaugen‘, kann oder will, bereitet seinen Eltern große Sorgen. Zum Saugen an der Mutterbrust gehört wohl durchaus etwas Heftiges, Gieriges und Begieriges … ein anderer muß schließlich mir geben, was ich brauche, damit ich zufrieden und satt, eben gestillt bin. ‚Junge, schling doch nicht so‘, an diese Ermahnung muß ich heute noch denken, wenn ich hastig oder eben gierig esse. Peinlich, dabei beobachtet zu werden: Es nimmt mir doch keiner etwas weg. Es neidet mir doch keiner mein Essen.

                                                                             III

‚So seid  begierig  nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit  ihr durch dieselbe zunehmt zu eurem Heil.‘  Petrus, liebe Gemeinde, nimmt das Urerleben des Menschen, des Säugers, auf. Das von Gott ‚auserwählte Geschlecht‘, die ‚königliche Priesterschaft‘  darf ihr Verlangen, ihre Begierde zeigen. In einer Umwelt, damals und heute(?), da die Weisen vornehm  zu Maß, Kontrolle und  Ansichhalten raten, zum autarken Menschen, da gesteht er den Christen die Heftigkeit eines Säuglings zu: Saugen und Schmecken, ‚daß der Herr freundlich ist‘.  Sinnliches, Archaisches und Geistliches, Gehobenes kommen im Ruf des Apostels eigentümlich zusammen: Nehmt auf das Wort wie die Kinder die Muttermilch – ‚Wortmilch‘ hat man das genannt**.

                                                                              IV

Aber eben: Ist das nicht peinlich und beschämend,  dieser Wortmilch zu bedürfen und das auch noch zu zeigen und zu leben? Petrus nennt die Christen solche, die Fremde und Beisassen in der Welt sind, solche, die neben dem Haus wohnen. Gilt für die Hausbewohner das Ideal der Genügsamkeit und soz. Selbstversorgung, so zeigen sie ganz deutlich: Zu meinem Leben gehört Fremdes, Anderes, was mir von außen zukommt. Zu meinem Leben gehört  wenn man so will: die große Brust unseres Gottes, die er uns in Christus reicht. Ja, da mögen manche abgeschreckt sein – Gottesdienstbesucher haben bekanntlich kein gutes Image; ‚der hat’s wohl nötig‘, sagen die Selbstversorger -, aber diese unsere Verletzbarkeit oder dieses Schamgefühl – wir können sie bedeckt sein lassen in dem Haus, das mit Christus  als Eckstein für uns erbaut wurde

                                                                           V

‚Ich gönne mir den Gottesdienst und anschließend ein gutes Mittagessen‘, sagte die alte Dame den Konfirmanden und verband auf ihre Weise Sinnliches und Geistliches, ja, wie eine ‚wundersame Fremde‘.  Darf man  so  -auch über alte Damen - sprechen: Ihre sinnliche Begierde, ihr animalisches Verlangen nach Nährendem und Aufbauendem, eben: Stillendem wurde in dieser Weise nobilitiert, eine Stufe höher gehoben in eine gleichsam scham- und konfliktfreie Zone, eine Zone ‚guten Mutes‘***. Im Hause der Christen, diesem königlichen Beisassen-Haus, an dem wir alle tätig mit bauen dürfen, wird ein Wort gesprochen, gereicht und ausgeteilt, das den Hunger des Leibes und der Seele, das große schwarze Loch, diese bodenlose Unzufriedenheit, die uns manchmal überfällt, überschreitet und  uns aus Angst und  Selbstfixierung befreit: ‚Bekomme ich auch genug? – Hat der andere mehr bekommen? – Wie lange reicht die Quelle meiner Befriedigung noch?‘

                                                                               VI

Wortmilch‘ -,vernünftige und lautere Milch‘… Gewiß, liebe Gemeinde, und darum sind für Petrus  dieses etwas überraschenden Eigenschaften wohl wichtig: Milch, befriedigende und nahrhafte Milch  wird uns genug versprochen und empfohlen und mag es in der Weise von Schnaps und Tabletten sein. Es gibt auch Reden oder Schlag-Wörter, die Menschen gierig aufnehmen und die sie buchstäblich besoffen machen – auch uns in Dortmund ist nicht fremd, wie rechtsradikale Slogans Menschen auffüllen und dumm machen. Meine Sehnsucht und mein Verlangen, ja: der Sauger in mir, kann alles mögliche aufnehmen, verschlingen, die größten Dummheiten und die höchsten Kulturgüter – und doch bleibt der Mensch innerlich leer, unzufrieden, deprimiert oder aggressiv, wenn er nicht zuvor – ja, mit dem Zeichen des Christus versehen, mit diesem ‚Eckstein‘  fundiert wurde. Wenn dieser Eckstein fehlt, wird aus dem Hause der Christen, und mag es noch so schön und groß sein, mögen ihre Gottesdienste noch so feierlich  sein, eine unvernünftige, trübe Still- oder Bierstube, eine Bedürfnisbefriedigungsanstalt, in der man vielleicht voll, aber nicht satt wird: ‚Vernünftig und lauter‘ sind nur jene Milch und jenes Wort, die aus dem Christus fließen.****

                                                                             VII

Der Mensch ist ein Säugetier – das ist die Einteilung und Zuordnung der Zoologen und wir sollten lernen, mit diesem Animalischen in uns zu leben. Mit diesem bleibendem Lebenshunger. Der Mensch muß saugen, beißen, kauen, schlucken, Hunger und Durst stillen, aber in all dem soll er doch jenseits der nackten Begierde – Freiheit und Genuß erfahren, also es sich schmecken lassen dürfen, sich etwas gönnen dürfen. Auf der Website einer psychosomatischen Klinik lese ich: ‚Weil wir auf nichts mehr gierig sein dürfen, leiben wir uns auf verrückte Weise ein, wonach uns gar nicht gelüstet‘. Das ist bekannt und oft gesagt: Gier, Begierde, die verboten und unterdrückt wird, sucht sich ihre eigenen –verrückten –Wege. Sie nimmt das Nächstbeste oder Fernste, sucht verzweifelt, es sich einzuverleiben, um es dann wieder auszuspucken oder zu erbrechen. Gier, die benannt und gleichsam in der Christus-Vernunft gutgemacht und zugelassen ist, ein Säugetier, das auch Säugetier sein darf, hat  die Chance,in seinem Verlangen begrenzt und ausgerichtet zu werden und so im Hause der Beisassen, der bei oder neben dem Haus Wohnenden, befriedet zu werden. Die Sorge, nicht genug zu bekommen; der scheele Blick, daß der andere  das mir Zustehende nimmt, weicht der Freiheit der Zurückhaltung und des miteinander Teilens.  Wie gesagt: eine Chance – nicht umsonst nennt Petrus ja ‚Bosheit‘, ‚Heuchelei‘, ‚Neid‘  und ‚üble Nachrede‘ als die die Christen immer neu gefährdenden   Mächte.

                                                                         VIII

‚Seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein‘ … ‚Wortmilch‘.  Die alte Dame drückte eben dies wundersam fremd und wundersam konkret aus: Wir dürfen uns Gottes Freundlichkeit gönnen und auch ein gutes Mittagessen.

 

*anläßlich einer Unterrichtsreihe zum 3. Gebot

**s. R. Feldmeier, H. Spieckermann, Der Gott der Lebendigen Eine biblische Gotteslehre, 2011, S. 85

***vgl. Prediger 9,7

****vgl. Joh.7,37;19,34

Perikope
27.07.2014
2,1-10