Wer nicht den rechten Glauben hat, der muss zweifeln - Predigt zu Matthäus 10,32-39 von Thomas Thieme

Wer nicht den rechten Glauben hat, der muss zweifeln - Predigt zu Matthäus 10,32-39 von Thomas Thieme
10,34-39

Wer an einen Gott glaubt, der wird zweifeln; und wer an seinem Gott zweifelt wegen Christus, der wird glauben.

 

Sie war schon immer ein neugieriges Mädchen und der Stolz ihrer Mutter. Vater mochte die Söhne mehr – behauptete er und zog sie groß mit harter Hand und im rechten Glauben. Seine kleine Prinzessin hatte es da leichter – sie durfte mehr, schon immer. Und so fiel es nicht weiter auf, als sie das erste Mal nicht mit beim Freitagsgebet war. Als sich ihre Abwesenheit häufte, machten sich Vater und Mutter Sorgen. Sie baten zwei der Söhne, ein Auge auf sie zu haben.

„Wir dürfen sie nicht verlieren.“ Sagte Vater, nachdem er es wusste. „Meine Kleine, ach meine Kleine“ rief Mutter immer wieder aus und Tränen rannen ihr über das Gesicht.

„Dann ist es beschlossen,“ sprach der älteste Sohn, „wir werden ihr helfen.“ Am nächsten Tag stiegen der Älteste und der Mittlere in das Auto, passten ihre Schwester auf dem Weg von der Arbeit in das Christenhaus ab, zerrten sie ins Auto, fuhren mit ihr hinaus zur Psychiatrie und wiesen sie ein. Ihre Schwester musste geheilt werden mit allem, was der Medikamentenschrank hergab. Kein gesunder Mensch würde doch vom Glauben abfallen und erst recht nicht, einen anderen Glauben annehmen.

„Kaum auszudenken, wenn sie uns alle angesteckt hätte“ sprach der mittlere Sohn auf dem Heimweg. „Ja, fürchterlich,“ meinte der Ältere, „sie hätten uns aus dem Haus gezerrt, alles zerschlagen und uns mit Knüppeln aus dem Dorf gejagt.“ Die Brüder hatten Angst und ihre Angst war berechtigt.

 

Wer an einen Gott glaubt, der wird zweifeln; und wer an seinem Gott zweifelt wegen Christus, der wird glauben.

 

So, wie der Ungenannten erging es Maryam aus dem Iran und Rashad aus Jordanien, erging es Raymond Koh Keng Joo aus Malaysia und Su-Xing aus China, erging es Ruben aus Kolumbien. Wenige Namen für 200 Millionen Christen, die weltweit verfolgt werden. Rashad ist Priester, seine Kirche wurde zerstört, als er Muslime einlud. Ruben ist Missionar, er wurde entführt auf dem Weg zu den indigenen Bewohnern. Auch Raymond wurde von Nachbarn entführt.

Das Schwert, das Christus bringt, ist keine Waffe, die Christen führen. Es ist die Waffe, die wir spüren, wenn wir uns zu ihm bekennen. Bei uns mag das Spott sein oder Ignoranz. In China oder Malaysia ist es staatliche Drangsalierung ähnlich wie zu DDR-Zeiten – es sind keine scharfen Schwerter. Dennoch braucht es Mut, sich in solchen Situationen öffentlich zu Christus zu bekennen, zum Beispiel, indem man ein Kreuz trägt, das mehr ist als nur ein Schmuckstück – das ein Bekenntnis ist.

„Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.“

Ist das der Sinn dieser Sätze? Sind sie für Maryam gesagt und Rashad, für Raymond und Ruben? Ist das der Sinn dieser Sätze für Somalis oder Saudis, für Afghanen, Nord-Sudanesen oder Iraner – in allen diesen Ländern droht auf den „Abfall vom Islam“ die Todesstrafe und sie wird in der Regel mit einem Schwert vollzogen. Der Übertritt zum Christentum gilt als Geisteskrankheit. Was für eine unmenschliche Zumutung, in so einer Welt glauben zu wollen, glauben zu müssen.

„Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Was für eine Zumutung.

 

Wer an einen Gott glaubt, der wird zweifeln; und wer an seinem Gott zweifelt wegen Christus, der wird glauben.

 

Ein scharfes Schwert spüren auch diejenigen Christen, die von ihrer eigenen Familie entführt, eingewiesen oder „nur“ verstoßen werden. Der Glaube an Christus schneidet sie ab von allem, was ihnen vertraut war, was Sicherheit gab und Geborgenheit. Ihre eigenen Familien schneiden sie aus sich heraus wie ein faulendes Stück Fleisch. Zu diesen Christen spricht Christus:

„Ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.“

Wie schwer wiegt das Kreuz dieser Christen – die ein Leben mit Gott finden und dafür alles verlieren, was bisher ihr Leben war. Die ihr Leben verlieren und trotzdem weiter leben müssen. Wie schwer wiegt das Kreuz dieser Christen und wie schwer ist es für mich, mir das überhaupt vorzustellen in unserer friedlichen und heimeligen kleinen Welt, unserer Insel der Glücksseligkeit, wo wir uns alle lieb haben. „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.“ Das ist unsere Zumutung, wenn auch auf ganz andere Weise, als Verfolgung oder Entführung.

Würden sie sagen: sie lieben Gott? Klar würden sie – warum auch nicht. Aber ihn mehr lieben als die eigene Mutter, den eigenen Vater. Mehr als die eigenen Kinder – können wir das als Helikoptereltern, als allumfassend fürsorgliche Behüter unserer kleinen Prinzen und Prinzessinnen – wer könnte diesen Glaubenssatz für sich sagen? Andererseits – mit der Familie, das kann schon ein Kreuz sein. Streit und Ärger, Zorn und Groll – wir tragen sie nicht vor uns her, aber es gibt sie. Und Streit ist ja etwas sehr Menschliches. Selbst Ablehnung kann ich ertragen, wenn sie friedlich bleibt – ich muss weißgott nicht jeden lieben, der unter Gottes Sonne auf dieser Erde wandelt.

Aber die eigenen Kinder ablehnen, oder die Eltern – das macht betroffen, das soll doch so nicht sein und das steht doch auch ganz anders in unserer Bibel. Da steht doch, du sollst Vater und Mutter ehren – und ich will noch mehr, ich will sie lieben dürfen, will sie lieben können. Und was könnte ich mehr, als zu lieben, als mich an sie zu binden, so wie sie sind – ein Band zwischen uns zu knüpfen, dass fester ist als Macken und Marotten, als Gesinnung oder Lebenswandel.

Ich habe durch meine Eltern, durch meine Familie gelernt, was es heißt zu lieben und geliebt zu werden. Und ich habe gelernt und erfahren, auch Gott so zu lieben und von ihm so geliebt zu werden – ich kann nicht mehr als dieses Lieben. Und wem das nicht vergönnt ist, dem wünschen ich von Herzen, er möge doch den umgekehrten Weg finden. Er möge Gott erfahren als den, der Liebe möglich macht, zu den Eltern, zu den Kindern. „Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.“ Psalm 103. „Ich will euch trösten, wie einen seinen Mutter tröstet.“ Jesaja 66.

 

Wer an einen Gott glaubt, der wird zweifeln; und wer an seinem Gott zweifelt wegen Christus, der wird glauben.

 

Christus bringt das Schwert und entzweit die Familie. Entscheidet euch, wen ihr mehr liebt. In diesen Sätzen stecken Erfahrungen, die uns fremd sind und die eine Zumutung für meinen Glauben sind. Ich könnte sie historisch einordnen und einbetten in weiches Wissen und ihnen so ihre Schärfe nehmen – aber was hülfe das Maryam oder Ruben und all den ungenannten Verfolgten, was hülfe das Christian oder Marianne und all den Unbekannten, die schwer an ihrem Leben tragen.

Wie leicht wiegen doch meine Zweifel, wenn sie für diese Menschen ein Grund zu glauben sind und eine Möglichkeit, zu erfahren, was Welt und Menschen ihnen verwehren: den Frieden Gottes, jenen Frieden, der höher ist als all unsere Vernunft.

Um diesen Frieden bitte ich für sie und für uns, das er Eure und Ihre Herzen und Sinne bewahren möge in Christus Jesus.

Amen.

 

 

Perikope
05.11.2017
10,34-39

Jesus erhebt das Schwert - Predigt zu Matthäus 10, 34-39 von Prof. Dr. Reinhold Mokrosch

Jesus erhebt das Schwert - Predigt zu Matthäus 10, 34-39 von Prof. Dr. Reinhold Mokrosch
10,34-39
  1. Ein erschreckender Text

„Brutal! Schrecklich! Grässlich! Widerwärtig!“ reagierte mein atheistisch gesonnener Freund, als ich ihm diesen Text vorlas. „Da sieht man’s mal, dass auch Euer angeblich so friedlicher Jesus ein Spalter gewesen ist! Wie alle Religionsverkünder und Religionsgründer! Wiederhol noch mal: Was sagte er?“ Ich wiederholte: ‚Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert!‘

„Sieh mal an“, wütete er, „Sicher wirst Du gleich beschwichtigen: Damit ist ja kein reales Schwert gemeint, sondern das ‚Schwert der Zunge‘ oder gar noch das ‚Schwert der Wahrheit‘! Egal! Jesus spaltete die Familien, denn - wie heißt es dann noch weiter im Text?“  Ich zitierte: ,Ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter!‘  „Und dann ging’s doch noch weiter! Lies mal weiter!“  Ich rezitierte: ‚Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer Sohn und Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert! ‘  „Und noch weiter?“ Ich las den letzten Vers: ‚Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden! ‘

„Grauenhaft!“ wiederholte mein Freund; „Grässlich, brutal, widerwärtig!“ Er ließ nicht locker. „Weißt Du was, woran mich das erinnert? Ich will’s Dir vorlesen.  Er nestelte auf seinem Handy herum. Einige Minuten vergingen. Dann legte er los:

„Ihr alle seid Kinder Gottes, Children of God! Ihr seid hierher gekommen in unser Gemeinschaftszentrum, in Eure neue Welt, um Euer altes Leben abzulegen und ein neues Leben zu führen! Nehmt die Lehren Eures Heilands Moon an! Liebt ihn, sucht ihn. Wenn Ihr um seinetwillen Euer altes Leben aufgebt, dann werdet Ihr ein neues Leben finden.  -  Brecht alle Brücken zu Euren Familien ab. Wenn Ihr Euch mit Euren Eltern und Schwiegereltern um meinetwillen entzweit, dann seid stolz darauf. Ihr könnt nicht Vater und Mutter lieben und gleichzeitig mich, Euren neuen Heiland!“

Ich erstarrte. „Von welcher Sekte stammt denn das?“ fragte ich erschrocken. „Von der Moon-Sekte, den Children of God“ antwortete mein Freund brav und heimlich triumphierend.

  1. Abmilderungsversuche

Ich stehe, ehrlich gesagt, vor einem Scherbenhaufen. Ich will nichts und kann nichts beschönigen. War Jesus Christus nicht nur ein Friedensstifter, sondern auch ein brutaler Spalter? Oder war er gar ein Revolutionär? Wollte er bewusst Streit und Krieg in die jüdischen Familien bringen? Oder war das nur Matthäus, der diese Worte Jesus in den Mund legte? Wie können wir mit diesem Text fertig werden?

Es hat viele Versuche gegeben, ihn abzumildern, wie mein atheistischer Freund bereits erahnt hat:

  1. Der erste Versuch sagt aus, dass nicht die Jünger und wir Christen das Schwert ziehen und gebrauchen sollen, sondern dass das Schwert gegen uns gerichtet ist. Christen mit ihrer Ethik der Feindesliebe und ihrem Glauben an Gottes Nahes Reich werden verfolgt. Sie müssen leiden, - oft sogar das Schwert erleiden.
  2. Der zweite Versuch, Jesu Rede abzumildern, redet vom Geistlichen Schwert, das unseren inneren Kampf zwischen Fleisch und Geist führen soll. Wir müssten, so erwartet es Jesus Christus von uns, uns immer wieder nötigen, den Feind zu lieben, nicht zu verurteilen und auf Gottes Nahes Reich zu vertrauen. Und dazu bräuchten wir ein Geistliches Schwert, um unseren inneren Widerspruch zu überwinden.
  3. Ein dritter Versuch interpretiert „Mutter und Schwiegermutter“ symbolisch, nämlich als jüdische Synagoge. Jesus wollte sagen: Vom jüdischen Glauben und von der jüdischen Synagoge müsse man sich trennen. Mit den Feinden des Christentums kann es keinen Frieden geben.
  4. Schließlich meinten – viertens – einige, dass Jesus mit dem Satz „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen“ zum Ausdruck bringen wollte: „Ich bin nicht der erwartete Friedensfürst“. Ich bin nicht die Erfüllung der jüdischen Erwartungen.

Wir können es nicht ausschließen, dass einige dieser vier Abmilderungsversuche tatsächlich zutreffen: Jesus sagt Verfolgungen durch das Schwert voraus. Oder: Jesus ruft zum inneren Kampf mit einem Geistlichen Schwert auf. Oder: Mutter, Schwiegermutter usw. sind symbolisch zu verstehen. Oder: Jesus lehnt die Rolle eines Friedensfürsten ab. Es mag sein, dass einige dieser vier Interpretationen zutreffen.

  1. Matthäus sieht Jesus in der Endzeit

Aber ich verstehe es anders: Matthäus sieht, so meine ich, seine eigene Gemeinde nämlich in der Endzeit. Der endzeitliche Kampf zwischen Gott und Teufel hat begonnen. Und: Der Messias steht vor der Tür. Dazu kam, dass die jüdische Tradition besagte, dass es z.Zt. der Ankunft des Messias Spaltungen und Konflikte in den Familien und in der Gesellschaft geben werde.  

Genau diese Erfahrungen machte die Gemeinde von Matthäus reichlich: Ihre Glieder wurden von jüdischen Behörden verfolgt; und die Familien zerstritten sich, weil sich einige ihrer Mitglieder der neuen christlichen Sekte angeschlossen und von der Synagoge Abstand genommen hatten.  Das war im Orient besonders bitter, da dort die Familienbande viel enger waren als bei uns heute. Wenn da eine Familie zerbrach, dann war das eine apokalyptische Katastrophe.

Jesus hatte sich ja selbst von seiner Familie getrennt. Als seine Mutter und seine Geschwister vor der Synagoge standen, während er drinnen lehrte, da machten ihn einige darauf aufmerksam, dass seine Familie draußen wartet: „Deine Mutter und Deine Geschwister warten draußen auf Dich“.  Aber Jesus antwortete nur abweisend: „Wer sind meine Mutter und meine Geschwister? Ihr seid meine Mutter und meine Geschwister!“ (Mk 3,31-35) 

Und als Zwölfjähriger entschwand er seinen Eltern, die tagelang nicht wussten, wo er abgeblieben war. Sie suchten ihn drei Tage, bis sie ihn im Tempel fanden. Und auf die Frage der erschrockenen und erschöpften Mutter, warum er so lange weggeblieben sei, antwortete er nur: „Wisst Ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ Er hatte sich schon früh von seiner Familie getrennt. (Lk 2, 41-52) Jesus selbst hatte eine Spaltung seiner Familie in Kauf genommen.

Warum? Weil die Endzeit angebrochen war. Und da ging es um das Bekenntnis zur Wahrheit, welches immer Streit und Konflikte hervorruft, zumal in der Endzeit.

  1. Auch Martin Luther fühlte sich in der Endzeit und provozierte familiäre u.a. Konflikte

Vor wenigen Tagen haben wir den 500. Reformationstag begangen. Ich fragte mich den ganzen Tag: Hätte auch Martin Luther diese Sätze sprechen können „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert! Der Vater wird sich vom Sohn, die Mutter von der Tochter trennen. Familien werden zerreißen!“ Er hatte sich ja selbst von seinem Vater getrennt, als er gegen dessen Willen Mönch wurde. Und er nahm es in Kauf, dass auch andere Familien aufgrund seiner neuen Lehre zerbrachen. Er fühlte sich – wie Matthäus – in der Endzeit. Außerdem: gegen die Bauern, gegen die sog. Wiedertäufer und gegen die Juden hatte er staatliche, obrigkeitliche Gewalt befürwortet. Der Fürst dürfe und solle gegen Bauern, Täufer und Juden Gewalt anwenden, diese aber nicht gegen die Fürsten, - so lautete sein mittelalterliches Obrigkeits-Credo.

Trotzdem vermute ich: Er hätte diese Sätze nicht im realen Verständnis des Schwertes gesprochen. Die Wahrheit, - z.B. dass jeder durch Gottvertrauen, nicht aber durch Bußübungen gerecht und gut werde -, solle man, so Luther, allein mit dem Wort und nicht mit dem Schwert bezeugen. Insofern hätte er wohl von einem „inneren, geistlichen“ Schwert des Wortes reden können, das Christen gegen sich selbst, aber auch gegen werkgerechte Falschgläubige führen sollten; nicht aber von einem realen Schwert.

Aber man hätte diese Sätze im Realsinn Luther in den Mund legen können. Denn Kriege hat die Reformation hervorgebracht.  Kriege – die allerdings nicht um der Wahrheit, sondern um der Macht willen geführt wurden. Und das widersprach Luthers Reform des Glaubens und der Kirche vollkommen.

Nein,  Luther ging es um die Wahrheit des Evangeliums, nämlich, dass Gott uns gut und gerecht macht und dass nicht wir selbst uns gut und gerecht machen. Luther hätte, trotz Endzeit und Apokalypse, diese Sätze nur im Sinne eines „Geistlichen, inneren“ Schwertes sprechen können.

  1. Für die Wahrheit muss gekämpft und gestritten werden

Mit Blick auf Luther kann ich diese erschreckenden Sätze Jesus Christi im Matthäus-Evangelium deshalb auch nur als Bekenntnis verstehen, dass wir für das Evangelium kämpfen und streiten sollen. Es gibt Streit, wenn wir meinen, dass der Feind geliebt und nicht bekämpft werden soll. Es gibt Streit, wenn wir uns für Gewaltlosigkeit einsetzen. Es gibt Streit, wenn wir uns nicht nur für Nächsten- sondern auch Fernstenliebe einsetzen. Es gibt Streit, wenn wir uns gegen Obergrenzen und für eine friedliche Integration friedlicher (!) Flüchtlinge einsetzen. Es gibt Streit, wenn wir uns für die Gottebenbildlichkeit auch des Verbrechers einsetzen. Und es gibt Streit, wenn wir uns für kritische (!) Toleranz auch gegenüber uns fremden Religionen einsetzen.

Ich sehe keine andere Möglichkeit, als Jesu Worte in diesem Sinn eines Kampfes und Streites um des Evangeliums willen einsetzen. Dafür gibt Gott uns den Geist Jesu Christi, der bis zum Tod für das Reich Gottes gekämpft und gestritten hat.

Der Friede Gottes – ohne jegliches weltliche Schwert -, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.  Amen

Perikope
05.11.2017
10,34-39

Predigt beim Festgottesdienst zum Reformationsjubiläum am 31. Oktober 2017 in der Schlosskirche in Wittenberg

Predigt beim Festgottesdienst zum Reformationsjubiläum am 31. Oktober 2017 in der Schlosskirche in Wittenberg
10,26-33

Liebe Gemeinde,

der Evangelist Matthäus berichtet davon, dass Jesus Jünger aussendet ihn die Welt. Sie sollen vom Glauben erzählen und er gibt ihnen geradezu praktische Tipps, wie sie sich verhalten sollen. Aber er macht auch deutlich, dass sie Schwierigkeiten erleben werden. Dabei ermutigt er sie, keine Angst zu haben, sondern sich zu Gott zu bekennen. Hören wir den Predigttext für den heutigen Reformationstag, der ein so besonderer ist. Er steht im Matthäusevangelium, im 10. Kapitel, die Verse 26b bis 33:

Lesung

Drei Themen möchte ich mit Blick auf den Text aufgreifen.

Zuerst: Das Ringen um Wahrheit.

Manchmal könnten wir derzeit ja verzweifeln an all dem Hype um so genannte „Fake news“. Stimmt nun, was Donald Trump getwittert hat oder stimmt, was eine Kongressabgeordnete sagt? Ist es wahr, dass vom Dieselskandal die VW Manager schon lange wussten, oder waren sie so überrascht wie die überrumpelten Autokäufer? Immer öfter höre ich: Denen da oben glaub ich gar nichts mehr! Oder: Die Zeitungen schreiben doch nur, was sie wollen.

Da klingt es ja geradezu beruhigend, wenn Jesus in diesen Bibelversen erklärt: Nichts ist verborgen, was nicht offenbar wird und nichts ist geheim, was man nicht wissen wird! Ja, sicher, er meint damit den Glauben. Die Jünger sollen ermutigt werden, dass sich am Ende der Tage zeigen wird: Der Glaube an Jesus ist der rechte Weg zu Gott, Jesus lässt uns die Wahrheit über Gott erkennen. Jesus ermutigt diejenigen, die ihm nachfolgen wollen, dazu zu stehen, sich zu diesem Glauben zu bekennen, auch wenn es schwierig wird im Leben.

Um solche Wahrheit in Glaubensfragen ging es auch dem Reformator Martin Luther vor 500 Jahren. Als er für seine Vorlesungen intensiv die Bibel gelesen hat, wurde ihm immer mehr klar: Es stimmte schlicht nicht, was seine Kirche behauptete. Die Kirche kann nicht die Strafe für Sünden im Fegefeuer gegen die Zahlung von Geld verkürzen. Davon fand er nichts in der Bibel. Darüber wollte Luther diskutieren. Und deshalb hat er 95 Thesen verfasst und an die Tür der Kirche angeschlagen, die damals hier, an dieser Stelle stand. Vielleicht hat er die Thesen auch nur verschickt, das mag sein. Wir haben weder Beweisfotos noch ein Youtubevideo von der Situation. Aber ob angeschlagen oder nicht, die Thesen schlugen ein wie der Blitz. Wie konnte ein kleiner Professor aus Wittenberg wagen, die Lehre der Kirche anzuzweifeln?

Wahrheit wurde so zur Machtfrage. Denn trotz aller Widerstände legte Luther nach: Was ist mit dem Zölibat? Auch davon ist in der Bibel nichts zu finden! Oder: Wenn Christus unter uns präsent ist, warum brauchen wir dann einen Papst als seinen Stellvertreter? Warum soll Leben im Kloster ein besseres Leben vor Gott sein, als Leben mitten in der Welt, in der Familie, als Handwerker? Wo steht denn das geschrieben? Mit solchen Fragen hat Luther eine Auseinandersetzung angetreten, die die Kirche, aber auch ganz Europa, ja die Welt verändern sollte.

Dabei lag ihm daran, dass alle sich an diesem Streit um die Wahrheit auch beteiligen können. Darum hat er die Bibel in die deutsche Sprache übersetzt und Schulen für alle gefordert. Wahrheit ist nie ein Besitz, den ich habe, sondern wir alle je einzeln und auch eine Gemeinschaft hat, um Wahrheit zu ringen. Unsere evangelische Kirche ist deshalb eine, in der nicht ein Bischof, eine Pfarrerin oder eine Glaubenskongregation entscheidet, was richtig oder falsch ist. Nein, wir diskutieren darüber, alle miteinander. Evangelische Synoden beispielsweise sind zusammengesetzt aus Männern und Frauen, Jungen und Alten, Ordinierten und Laien. Jeder und jede hat da das gleiche Stimmrecht. Und da kann es vorkommen, dass jemand aufsteht und sagt: Ich sehe das anders. Das ist gut, das ist wichtig. Die Gemeinde ist bei uns keine schweigende, sondern sie kann, darf, ja soll sich beteiligen.

Das ist gar nicht immer so leicht auszuhalten. Manchmal schreiben mir Menschen, jetzt sollte aber jemand mal ein Machtwort sprechen. So viele Meinungen, da muss einmal ein echtes Basta! her. Wahrheit aber klärt sich, indem ich mein Gewissen je neu an der Bibel orientiere. Das war Luthers Grundsatz. Und so steht die Bibel im Mittelpunkt unseres Glaubens, wir bringen sie je neu in einen Dialog mit unserem Kontext und versuchen, Wegweisung für uns zu finden.

Der zweite Aspekt: Glaube fordert Bekenntnis

In der Geschichte der letzten hundert Jahre haben in Deutschland Menschen immer wieder ihr Bekenntnis zum christlichen Glauben. Ich denke beispielsweise an einen Mann im christlichen Widerstand gegen das Hitlerregime: Friedrich Weißler. Er war Bürochef der Bekennenden Kirche. 1936 gibt er einen kritischen Text, der den Antisemitismus, die Unterdrückung der Kirche und die Konzentrationslager benennt, an Freunde aus der internationalen Ökumene weiter. Der Text wird in der New Yorker Herald Tribune abgedruckt. Dem Nazi-Regime passt das gar nicht, will es doch in diesem Jahr mit den Olympischen Spielen in Berlin international glänzen. Weißler wird verhaftet, er erhält wenig Unterstützung seiner Kirche, seine Frau und seine Kinder bleiben ungeschützt, ohne Hilfe zurück. Ganz anders wird es wenig später bei Martin Niemöller sein, der große Solidarität erfährt. Lag es daran, dass seine Familie jüdischer Herkunft war? Spielte das auch in der Bekennenden Kirche eine Rolle? 1937, vor 80 Jahren also, wird Weißler ins Konzentrationslager Sachsenhausen überführt und als „Jude“ von SS-Männern innerhalb weniger Tage zu auf brutalste Weise zu Tode geprügelt. Die Täter erklärten, sie meinten, einen „Juden“ erschlagen zu dürfen. Weißlers Vater war zum Christentum übergetreten…

Wir können aber auch manches Schicksal in der DDR-Zeit in Erinnerung rufen. Konfirmation oder Jugendweihe? Das konnte darüber entscheiden, ob jemand studieren durfte, einen Arbeitsplatz erhielt. Eine schwere Frage, die viele Familien zerrissen hat. Im Westen ließ es sich da wesentlich leichter leben mit dem christlichen Glauben.

Heute gibt es in ganz Deutschland rein rechtlich Freiheit in Sachen Glauben. Aber manchen fällt es trotzdem schwer, sich als Christ bzw. Christin zu outen, weil das fast peinlich erscheint. Hast du das nötig? Wir leben doch in einem Zeitalter, in dem die Naturwissenschaft alles erklären kann. Ein bisschen Spiritualität ja, Gott an sich, okay, vielleicht. Aber konkreter Glauben an Jesus Christus, vielleicht gar Mitglied in der Kirche? Also ich weiß nicht, das ist mir ein bisschen eng, heißt es dann.

Ich bin in diesem Jahr oft gefragt worden: Was würde Martin Luther dazu sagen? Das kann ich oft nicht beantworten! Von Fracking, homosexuellen Lebenspartnerschaften oder Embryonenforschung hatte er keine Ahnung. Aber er wäre schockiert, wie wenig vom Glauben die Rede ist in unserem Land. Wettern würde er wahrscheinlich von dieser Kanzel: „Macht‘s Maul auf! Tretet fest auf!“. Er könnte nicht verstehen, dass wir manchmal so stumm sind, weil für ihn die Lebensfragen doch immer mit dem Glauben zusammenhingen. Luther hat am Ende die Kirchen und die Welt verändert, aber zuallererst ging es ihm um den Glauben. Darum sollten die Menschen doch ringen!

Das gilt umso mehr, als wir in einem Land leben, in dem jeder Mensch in Fragen des Glaubens frei ist. Ja, ich weiß, der um sich greifende neue Antisemitismus stellt diese Glaubensfreiheit manches Mal in Zweifel. Und ja, der Islam ist zum innenpolitischen Kampfthema avanciert, Muslime werden beschimpft. Und es stimmt auch, dass die Frage, wo Christen politisch stehen sollten in der Flüchtlingsfrage, strittig ist. Aber unser Recht und Gesetz garantieren die Freiheit zu glauben, anders zu glauben, nicht zu glauben. Deshalb müssen wir auch für diese Freiheit kämpfen. Und wenn wir an Jesus Christus glauben, dürfen wir das doch nicht verstecken! Christen in Ägypten riskieren ihr Leben, wenn sie einen Gottesdienst besuchen. Hindus in Indien versuchen, Konversion zu einem anderen Glauben unter Strafe zu stellen. In Saudi-Arabien oder dem Iran sind Christen für ihren Glauben mit dem Tode bedroht.

Kurzum: In unserem Land ist ein Bekenntnis zum christlichen Glauben heute keine Heldentat. Umso mehr sollten wir uns ermutigt fühlen, damit nicht hinter dem Berg zu halten, so sehr andere uns auch belächeln oder gar beleidigen mögen dafür. Das gilt gerade auch, wenn beispielsweise Herr Hampel, Bundesvorstandsmitglied der AfD unter dem Gejohle seiner Parteimitglieder zum Austritt aus der Kirche aufruft. Im Grunde macht ein solcher Vorgang klar, dass die Christen heute in Deutschland wissen, wo sie zu stehen haben. Das Volk Gottes hängt für uns eben nicht an Herkunft oder nationaler Identität, sondern es existiert als Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern über nationale Grenzen hinweg. Da ist ein „frei Bekenntnis“ heute gefragt.

Das Reformationsjubiläum hier in Wittenberg war gerade auch deshalb ein Fest, weil wir das erlebt haben in diesem Sommer. Christinnen und Christen aus Tansania und Brasilien, Korea und den Philippinen, aus Mexiko und den USA und aus ganz Europa haben mit uns gefeiert. Sie alle waren begeistert von der Gastfreundschaft der Wittenberger, niemand wurde ausgegrenzt. Damit hat das Jubiläum 2017 einen ganz anderen Akzent gesetzt als die deutsch-national geprägten Jubiläen 1817 oder 1917. Und das ist in einer Zeit, in der rückwärtsgewandte Nationalisten neue Grenzen setzen wollen, ein ganz besonderes, ein sehr klares Signal. Es knüpft an das Erbe der evangelischen Kirchen in der DDR an, die sich für Offenheit, Meinungsfreiheit und Gewaltfreiheit stark gemacht haben.

Und drittens: Die Reformation geht weiter, auch fünfhundert Jahre nach Luthers 95 Thesen.

Ich bin in diesem Jahr auch oft gefragt worden, wo denn die Reformation weitergeht. Was sind denn die Themen heute?

Das eine ist sicher die Weitergabe des Glaubens. Gerade in Ostdeutschland, aber längst auch an vielen Orten in Westdeutschland sind Christen in der Minderheit. Ich finde, wir haben hier im Sommer dafür gute Modelle erprobt. Denken wir an die Abendandacht auf dem Marktplatz. Erst waren es immer nur vier oder fünf, mal zehn Menschen, die teilgenommen haben. Am Ende waren es 250 bis 300. Ein Mann sagte mir, ohne das Lied „Jeder Mensch braucht einen Engel“ mochte er den Tag nicht mehr beschließen. Vielleicht ist das der Weg in die Zukunft: Kleine öffentliche Formen der Spiritualität.

Oder ich denke an die Begegnungsstätten. In der Denk-Bar, bei Maultaschen bei den Württembergern, im Gasthaus Ökumene kamen Menschen bei Essen und Trinken zusammen und haben über Gott und die Welt geredet – das ist niedrigschwellig, vielleicht die Form, in unserer Zeit und Gesellschaft im besten Sinne missionarisch zu sein. Weil, so habe ich gelernt, missionarisch sein bedeutet, so zu leben, dass andere dich fragen, warum du so lebst. Luther kannte ja solche Tischgemeinschaft als Ort des guten Gesprächs. Zu seiner Zeit hat er die Tischreden wohl meist selbst gehalten. Aber es entspricht seiner Theologie, dass alle sich beteiligen können.

Gelernt haben wir bei all den Gesprächen auch: Es geht in einer säkularen und zunehmend multireligiösen Gesellschaft darum, die eigene Wahrheit zu bekennen, ohne anderen abzuerkennen, dass sie ihre Wahrheit gefunden haben. Wir können nur verhindern, dass Kriege geführt werden um religiöse Fragen, wenn wir sagen: Ich habe meine Wahrheit im Glauben gefunden. Jesus ist für mich der Weg zu Gott. Aber ich respektiere, dass andere Menschen eine andere Wahrheit über Gott für sich erkennen oder eben auch ohne Gott leben. Auch das haben wir in Wittenberg erlebt in diesem Sommer. Es gab eine große Bereitschaft zum Respekt voreinander. Ich denke an den Freitag, als wir im nachgebauten House of One morgens eine christliche Andacht, mittags ein muslimisches Freitagsgebet und abends das erste Shabbat Shalom seit 75 Jahren in dieser Stadt gefeiert haben. Das war bewegend. Und ich dachte: Ja, wir können als religiöse Menschen in Frieden miteinander leben. Wittenberg im Reformationssommer 2017, das war ein ökumenisches, internationales Fest der Beteiligung, des interessierten Gesprächs und des respektvollen Umgangs miteinander. Das wird den Menschen im Gedächtnis bleiben, die dabei waren.

Der Streit um die Wahrheit, das Ringen um das rechte Bekenntnis, sie sind auch in unserer Zeit aktuell, das ist sehr klar geworden. Aber das ist ja nicht belastend, sondern für die Kirchen der Reformation Teil des Christseins. Es gibt keine vorgefertigten unhinterfragbaren Antworten der Kirche oder anderer Obrigkeiten, das hat uns Martin Luther gelehrt. Jeder und jede (!) darf nachlesen in der Bibel, mitdenken, sich beteiligen, das ist reformatorisch. Und genau so werden sich unsere Gemeinden auch erneuern, indem sie nicht neue Regeln und Formen von oben erwarten, sondern vor Ort erproben, wie das Wort Gottes lebendig werden kann bei ihnen.

Zuletzt:

Martin Luther hat gesagt „Glaube ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade. Und solche Zuversicht macht fröhlich, mutig und voll Lust zu Gott und allen Geschöpfen.“ Das ist eine großartige Zusammenfassung der Lebenshaltung eines Christenmenschen bis heute, finde ich: Fröhlich, mutig und voll Lust zu Gott und allen Geschöpfen. Wenn wir unsere Kirche und unser Glaubensleben heute reformieren, dann wohl auch dahin, dass das sichtbar wird. Also lasst uns diesen Reformationstag feiern und diese Haltung zeigen. Das wird dann auch andere anstecken: Fröhlich, mutig und voll Lust zu Gott!

Amen.

Perikope
31.10.2017
10,26-33

Reformationstag 2017 - Predigt zu Matthäus 10, 26b-33 Dr. Friedrich Seven

Reformationstag 2017 - Predigt zu Matthäus 10, 26b-33 Dr. Friedrich Seven
10,26b-33

 

Nur sonntags wurden wir von hier vertrieben. Da war Gottesdienst und nur, wer sich als Bettler hinkniete, konnte hoffen,  am Kircheneingang geduldet zu werden. Heute aber war Montag und wir hatten uns morgens wieder hier getroffen, weil wir da, wo wir nachts schliefen, tagsüber nicht bleiben konnten. Die Kirche lag am Broadway, in der Mitte von Manhattan, nahe einer Metrostation. Ihr Eingang war ein guter Platz für uns, um morgens unsere Dosen zu leeren, zu reden, zu rauchen, und den endlos vorbeiziehenden Autos zuzuschauen. Hier, auf den Stufen zum Portal, war es für uns bis weit in den Herbst hinein erträglich und wir konnten uns vor den Gangs einigermaßen sicher fühlen, die oft genug plötzlich ihre alten Autos anhielten, heraussprangen, auf uns einprügelten und es auf unsere Smartphones abgesehen hatten. Die Cops ließen uns hier in Ruhe, sie kannten uns wohl inzwischen auch.

Wenn es dunkel wurde und auf den Stufen zu kalt, verzogen wir uns wieder, zumeist dahin, von wo wir morgens aufgebrochen waren. Heute, an diesem Montag, begann es bald zu regnen, und wir wollten schon in den Metroschacht flüchten, als plötzlich die große Tür hinter uns aufging und der Mann aus der Kirche trat, der uns vor einiger Zeit beigebracht hatte, dass wir hier sonntags nichts zu suchen hätten. Wir hatten ihn darum den Sonntagsschreck getauft

Wir guckten ihn verschreckt an, er kümmerte sich aber nicht weiter um uns, sondern spannte einen großen Regenschirm auf und eilte Uptown. „Heute ist doch kein Sonntag, was will der denn heute hier?“ Kate blickte dem Schreck noch hinterher; dann schaute sie uns fragend an. „Vielleicht wohnt er hier.“Tom machte eigentlich immer Witze. Kate ging die Stufen hinunter und schaute sich im Schaukasten am Bürgersteig ein Plakat an.

„Hier ist heute doch etwas los, hier steht was von  Reformationsfest am 31. Oktober. „Na, dann können wir ja gleich in der Metro bleiben, die lassen es ja nicht bei einem Gottesdienst,  lasst uns endlich loslaufen,  bevor der Regen noch stärker wird“, wollte ich uns noch antreiben, aber Tom befahl: „Los, wir gehen jetzt da einfach rein und warten drinnen den Regen ab. Bis wir die Metro erreicht haben, sind wir völlig nass.“

Ich war kleiner und schwächer als Tom und wusste, dass es nun an mir war, die Kirchentür vorsichtig zu öffnen. Wir spähten in die Kirche und sahen die noch völlig leeren Bankreihen. „So ein großer Saal“, rief Kate aus, und ging, Tom und mir voran, in die Kirche hinein.

„Scheint keiner hier zu sein,“ sagte ich. „Jetzt sind wir hier“, gab Kate zurück und ging bis zur Mitte, um sich gleich  in eine Bankreihe zu setzen. „Kommt!“ rief sie uns zu. Es dauerte eine Weile, bis wir uns neben sie setzten.

Wir blickten lange nach vorne, auf einen geschmückten Tisch vor der Wand, zu dem zwei Stufen hinaufführten und  auf dem schon  Kerzen brannten. Links davor stand ein Lesepult, wie ich es noch aus der Schule kannte, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag.

Z i s c h- Tom reichte uns eine Dose, nachdem er einen großen Schluck daraus genommen hatte. Wir hatten schon lange mit dem Reden aufgehört. Als endlich die Sonne wieder durch die hohen bunten Fenster schien, wollte keiner vor uns wieder hinaus. Kate aber stand auf und ging nach vorne. Wir blieben sitzen und schauten ihr zu, wie sie geradewegs an das Pult ging, sich dahinter stellte und in das aufgeschlagene Buch schaute. Sie schien sich wohl dafür zu interessieren, Jedenfalls sah es so aus, als würde sie lesen. Tom hielt es schließlich nicht mehr aus: „Miss Kate, eine Rede!“ Kate blickte auf und lächelte, las dann aber weiter. „Eine Rede, eine Rede!“  rief ich auch und klatschte dabei in die Hände. „Nun gut, weil ihr sowieso nicht lesen könnt, lese ich euch mal vor, was hier steht.“ Wir klatschten nun beide, wurden aber sogleich still, als Kate begann, laut aus dem Buch vorzulesen: Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht, und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern.

„Dass nichts geheim bleiben wird, alles mal an den Tag kommt, all der Betrug, davon redet  mein Vater auch immer, wenn er mir ,mal wieder nicht erklären kann, warum es uns so schlecht geht,.“  unterbrach Tom lauthals die Lesung.

„So was habe ich auch schon von meinem alten Herrn gehört,“ gab ich dazu. „Kunststück, schließlich haben unsere Väter in der gleichen Pleitefirma gearbeitet, und unsere Familien haben mal in derselben Bruchbude gewohnt. In die Ohren ist uns auch viel geschrien worden, aber wir haben es nicht von den  Dächern gepredigt,“ gab Tom zurück. „Im Augenblick tu ich's ja!“ Kate las weiter: Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. „Was soll nun das: Wir sollen uns nicht fürchten vor denen, die den Leib töten? Mir wird jetzt noch ganz anders, wenn ich an die Gang denke.“ Tom war aufgebracht. „Da hätte nicht viel gefehlt und die hätten mich totgeschlagen. Was hätte ich da noch von meiner Seele?“ „Na, Gott sei Dank, hast Du beides noch, Leib und Seele,“ versuchte ich ihn zu beruhigen. „Ja, aber dafür danke ich nur den Taxifahrern und ihrem  Hupen!“ „Das kannst Du auch, das Hupen hat die Gang dann doch verscheucht,“ stimmte Kate ihm zu.

Tom redete sich in Rage: „Hör bloß auf, weiterzulesen. Das mit der Hölle hat mir gereicht. Solche frommen Läden in denen sie dir die Angst vor dem Sterben nehmen wollen und dir dann mit der, Hölle drohen, kenne ich von früher. Um die Hölle zu erleben, brauche ich in Midtown nicht in die Kirche zu gehen. Eine Höllenangst habe ich schon, wenn alte Caddys in meiner Nähe plötzlich halten.“

 Er redete noch einige Zeit weiter, Kate unterbrach ihn nicht: Dann sagte sie ganz ruhig: „Lass mich noch weiterlesen, was jetzt kommt, klingt ganz anders, gar nicht zum Fürchten.“ „ Nur, weil Du's bist“, maulte Tom. Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. Nun aber sind eure Haare auf dem Kopf alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge. Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.

Kate stütze sich auf das Buch und  sah uns so an, als könnten wir noch Fragen haben. Es dauerte, bis ich mitspielte: „Wer ist das denn eigentlich, der da von seinem himmlischen Vater spricht?“ „Das ist wahrscheinlich der, an dem die in diesen Kirchen hier glauben, Jesus“  erklärte mir Tom. „Du scheinst dich hier ja noch richtig auszukennen,“  sagte Kate. „Ist das der, dessen Geburtstag sie immer zu Weihnachten feiern?, fragte ich. „Ja, die in die Kirchen gehen, feiern an Weihnachten immer die Geburt von Jesus in einem Stall “, erklärte Tom weiter, „darum gibt es auch zu Weihnachten immer diese Bilder und Figuren von einem Kind in einer Krippe.“

„Und warum gibt es hier kein Bild von diesem Kind in der Krippe?“ Ich begann Tom zu nerven: „Na, weil heute noch kein Weihnachten ist, heute ist eben“- er blickte hilfesuchend zu Kate- „heute ist wohl ein Reformationsfest oder so“ half die ihm weiter. „Also kein Bild von diesem Jesus?“ Ich wurde trotzig. „ Doch, schau mal  ganz nach vorne, siehst du über dem großen Tisch den Mann, der da am Kreuz hängt?“  Ich schaute mir nun das Bild, das mir schon vorher aufgefallen war, genauer an. „ Ja, den sehe ich.“ Das ist dieser Jesus als Erwachsener, der ist von römischen Soldaten geschlagen, gequält und dann am Kreuz hingerichtet worden“ „Erst in einer Krippe und dann am Kreuz, und den feiern die?  Mein Staunen war echt.

Kate stand auf und sah uns an: „Seine Worte sind eben wichtig, das was er uns von seinem Vater gesagt  hat, wie wichtig wir dem sind. Wahrscheinlich hat er sich genauso nach seinen Vater gesehnt, wie  wir es manchmal noch tun, Er hat sich gewünscht, nach Hause kommen zu können, statt in den Tod zu gehen.“ „Ja, aber was hat das mit den schönen Worten zu tun, die du zuletzt gelesen hast.“ trotzte  auch Tom.

„Na, vielleicht möchte dieser Jesus, dass auch wir uns nach dem Vater sehnen, der sicher alles sieht, aber der vor allem mich sieht,“ „und dich  dann doch am Straßenrand verrecken lässt,“ konterte Tom. „Nun lass es mal gut sein. Denk doch daran, wie oft wir dir schon geholfen haben. „ Na, und ich euch“ -Tom beruhigte sich. „Vielleicht will uns dieser Jesus hier sagen, dass das andere, das gute Ende möglich ist, dass es immer auch was zu hoffen gibt.“

„Am besten bleibst du gleich bei diesem Verein“, dass klang ganz nach Toms Art nachzugeben. Es krachte hinter uns. Die Kirchentür war jetzt offen, und neben dem Sonntagsschreck stand eine junge Frau, die ein weißes Kleid über den linken Arm gelegt hatte und in der Hand ein Buch hielt. Sie lächelte uns zu, auch noch als der Schreck mit dem zugeklappten Schirm zu fuchteln begann und schimpfte. „Hoffentlich habt ihr hier nichts angerichtet, an Feiertagen habt ihr hier nichts zu suchen und schon gar nicht im Altarraum. Hoffentlich hast du die Bibel nicht schmutzig gemacht“.

„Entschuldigung, wir wussten nicht, dass heute Reformation ist“  Der Sontagsschreck musste spüren, dass Kate keine Angst vor ihm hatte. „Ich habe nichts weiter getan als meinen Freunden vorgelesen:“ „Und wir, wir haben zugehört“ . Toms Tonfall schien der jungen Frau zu gefallen. „Friede“, sprach sie, als sie auf uns zukam, „Sie können gerne zum Gottesdienst bleiben.

„Mitgefangen mitgehangen“, Tom konnte es einfach nicht lassen, aber er lehnte sich doch in die Bank zurück.

Perikope
31.10.2017
10,26b-33

Entzweiungen auf einem Grund – Predigt zu Matthäus 10, 34-39 von Dr. Dörte Gebhard

Entzweiungen auf einem Grund – Predigt zu Matthäus 10, 34-39 von Dr. Dörte Gebhard
10,34-39

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen.

Liebe Gemeinde,

Niemand kann einen anderen Grund legen als den, der schon gelegt ist. Und das ist Jesus Christus  (1. Kor 3, 11).

Auf den einen, vor uns gelegten Grund sind Kirchen gebaut. Fest gegründet, aber entzweit. Nicht erst seit 500 Jahren, seit der Reformation, gibt es mehr als eine Kirche. Sie gründen auf Jesus Christus, haben sich aber in unterschiedliche Richtungen entwickelt und gewandelt, restauriert und reorganisiert, reformiert. Die Gemeinschaft aller Christinnen und Christen ist daher entzweit.

Wir hören den Predigttext aus dem Matthäusevangelium im 10. Kapitel:

Jesus spricht: Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.

Liebe Gemeinde

Es sind nicht nur entscheidende, sondern einschneidende Worte. Soll man so an einem runden Reformationsfest predigen?

Dass Jesus ein scharfes, entscheidendes Schwert bringt? Ein Schwert, an dem sich die Geister schieden und scheiden? Man muss nicht nach diesem Wortschwert suchen, es steckt genau in diesen Worten. Jesu Wortschwert versteckt sich nicht! Verstecken wir uns also vor seinem Schwertwort nicht!

Reformation bedeutet beides: Rückbesinnung auf den einen festen Grund, den wir nicht legen können und nicht gelegt haben, Jesus Christus und die Einsicht, dass zu dieser Umbruchszeit auch Spaltungen und Schmerz, Leid und Not, kurz, das Kriegsschwert gehören. Fangen wir mit Letzterem an.

Ich nenne nur ein einziges, berühmt-berüchtigtes Beispiel: In der zweiten, entscheidenden Schlacht von Kappel am 11. Oktober 1531 wurde viel Blut vergossen. Anna Zwingli verlor an diesem einen Tag fünf Angehörige: ihren Mann Ulrich Zwingli, ihren ältesten Sohn, einen Schwiegersohn, einen Bruder und einen Schwager. Sie blieb als alleinerziehende Witwe mit zwei kleinen Kindern zurück. Am Morgen hatte sie ihren Mann noch gewarnt, nicht in diese Schlacht zu ziehen ...

Wollen wir der Reformation gedenken, kommen wir an den Kriegsschwertern nicht vorbei. Nun schauen wir zurück auf den Anfang, auf bei Jesus Christus. Er kommt mit seinem Wortschwert zur Welt und schneidet den faulen Frieden, den er vorfindet, entzwei. Nein, dem Frieden in der Welt traut er nicht: Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht (Joh 14, 27), sagt er seinen Jüngern.

Jesus kommt beileibe nicht mit Waffengewalt, sondern mit wortgewaltiger Entschiedenheit – und muss deshalb selbst Gewalt erleiden. Er hat nicht zu Mord und Totschlag aufgerufen, sondern klargemacht, dass es keine harmlose, naive, christliche Sicht auf den Lauf der Welt gibt. Die christlichen Perspektiven sind entscheidend – und damit auch entzweiend.

I

Jesus musste den Realitäten ins Auge sehen. Das Neue Testament gibt immer wieder Hinweise auf die frühen Entzweiungen in seiner Familie.

Seit er 12 Jahre alt war, verstanden ihn seine Eltern nicht mehr, fanden ihn seine Eltern nicht mehr. Sie suchen ihn überall, nur nicht im Tempel, wo er mit den Schriftgelehrten klug disputiert. Seine Eltern wollen ihn erziehen, aber er zieht los, entzieht sich seiner Sippe, entzieht auch seine Jünger ihren Familien. Zur Entzweiung kommt es unter den Allernächsten. Matthäus nennt in seinem Evangelium die brutalen Fakten, die seit Menschengedenken gelten.

Wir müssen den Realitäten ins Auge sehen. Gerade nicht vor Fremden, vor Flüchtlingen sollten wir uns fürchten. Das versuchen nur Populisten uns immer wieder weiszumachen. Die häusliche Gewalt hat ganz andere Ausmasse. Neun von zehn misshandelten Kindern werden von den eigenen Familienangehörigen missbraucht und oft im Verborgenen gequält.

Und die allererste Gewalttat, die die Bibel überhaupt überliefert, ist nicht ein Kampf zwischen Unbekannten, die sich nicht kennen und nichts gönnen, sondern Mord unter Brüdern, die beide ihre Arbeit und ihr Auskommen hatten. 1

II

Liebe Gemeinde

Auch Matthäus musste den Realitäten ins Auge sehen. Schon zwischen den Generationen in seiner noch so jungen Gemeinde lag die Entscheidung für oder gegen Jesus Christus; der Sohn dabei, der Vater nicht, die Schwiegermutter wohl, aber die Tochter dagegen. Die engsten Familienbande entzweien sich. Lapidar heisst es bei Matthäus: Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.

III

Auch Die Reformatoren mussten den Realitäten ins Auge sehen. Vor 500 Jahren kamen zwischen den allernächsten Nächsten die ärgsten, späteren Feinde hervor. In den Gemeinden und an den Universitäten, in Kirchen und Klöstern, Staaten und Städten gab es aufgrund der Reformen nicht nur Aufbruch und Begeisterung, sondern auch Streit und Unfrieden, bald auch Mord und Totschlag. Es wurde um ein neues, besseres Verständnis der Bibel gerungen – und es wurden Bürgerkriege zwischen den Konfessionen angezettelt und durchlitten.2 Dass Jesus friedlich, nur mit seinem Wortschwert, zur Welt kam, geriet und gerät immer wieder in Vergessenheit, sogar zu den Zeiten, in denen man sich an die Reform der Missstände macht(e). Wir müssen den Realitäten ins Auge sehen. Die Gewalt ist noch nicht aus der Welt – und wir sind immer noch daran zu lernen, unsere Auseinandersetzungen nur mit Worten statt mit Waffen zu führen.

Das gilt seit biblischer Zeit besonders unter Brüdern, Verwandten und Bekannten, laut Matthäus auch in Kirchgemeinden, unter den Allernächsten. 2001, das entsetzlich berühmte Jahr wegen der Terroranschläge am 11. September hat in Amerika knapp 3000 Terroropfer gefordert. Im selben Jahr aber sind in Amerika ca. 30'000 Menschen durch Schusswaffen umgekommen, Unfälle daheim und Suizide mitgerechnet.3

Geht uns das hierzulande etwas an? Im „Tagesanzeiger“ stand kürzlich zu lesen: „Allerdings gehört auch die Schweiz punkto Waffendichte zur weltweiten Spitze, die neue Waffengesetzgebung wurde gerade entschärft, und die Waffenkäufe nehmen zu.“ „In praktisch allen Kantonen haben vor allem im letzten Jahr die Gesuche für Waffenerwerbsscheine rekordmässig zugenommen. Einen solchen muss jeder Käufer bei seiner Wohngemeinde beantragen, wenn er eine Schusswaffe (Pistole, Revolver oder halbautomatisches Gewehr) erwerben will. Der Schein berechtigt dazu, sie zu Hause aufzubewahren. Der Bund rechnet damit, dass in Schweizer Haushalten zwei Millionen Waffen lagern.“4

Man führt solches Tun auf verstärkte Terrorangst zurück. Aber ist das nicht eine verheerende Furcht?

IV

Viel entscheidender aber ist: Woher kommt verheissungsvolle Hoffnung? Für Matthäus, für die Reformatoren, für uns? Auch die Hoffnung ist in scharfe Worte gefasst: Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden. Nicht nur, wer Streit hat wie die Eltern und Kinder in Matthäus’ Gemeinde, sogar, wer sein Leben verliert (wie Zwingli und die Seinen), wird das Leben in Christus finden. So gross ist Gottes Verheissung und Gnade, dass sie nur in so dramatische und entscheidende Worte passt.

Wir feiern 500 Jahre Reformation und haben unzählige, sehr gute Gründe zur Hoffnung, weil sich die Zeiten rasant geändert haben: Wir können nach Kappel fahren und die Augen in Ruhe über das ehemalige Schlachtfeld schweifen lassen, müssen dabei keinen Angriff von Katholiken aus dem Luzernischen mehr fürchten, sondern können viel mehr angeregte Gespräche mit ihnen im Haus der Stille führen. Nach Jahrhunderten der Entzweiung ist es möglich, die Reformationen der Kirchen gemeinsam und in ökumenischem Frieden zu feiern. Welch eine Reformation!

Aber wo können wir, 2017, die Grösse von Gottes Gnade am besten spüren? Wo kommt uns die Reformation persönlich nahe? Wahrscheinlich nicht auf dem Acker vor dem Kloster Kappel! Eine aufrechte Protestantin in unserer Gemeinde hatte schon vor einiger Zeit die entscheidende Idee: dort, wo wir jeden Tag hineinschauen, was wir regelmässig zur Hand nehmen ... im Portemonnaie! Der Geldbeutel ist ein sehr sensibler Ort, dort fühlen und spüren wir alles sehr genau. Da schauen wir genau hin. Auf die Geldbörse achten wir.  

Zum Reformationsfest ist in Deutschland ein besonderer Geldschein5 herausgekommen, den auch wir ab heute immer im Portemonnaie haben sollten. Er ist sehr speziell: Er kann nur verschenkt werden, aber kaufen kann man nichts damit. So wie Gottes Gnade, die er uns schenkt, die wir aber nicht kaufen, geschweige denn erarbeiten können. Weil Luther diese frohe Botschaft wiederentdeckt hat, ist er auf dieser Banknote abgebildet.

Der Schein ist echt! Es ist kein Spielgeld, Gottes Gnade ist ernst gemeint! Der Schein ist echt, nach allen Regeln der Geldscheinproduktionskunst hergestellt. Er hat ein Wasserzeichen und einen Kupferstreifen, ein Hologramm und einen Sicherheitshintergrund, sogar fluoreszierend unsichtbare Tinte, sichtbar unter UV-Licht. Diese Banknote ist sicher, Gottes Gnade ist gewiss!

Ausserdem hat jeder Schein eine individuelle Seriennummer, ist also einmalig und unverwechselbar – wie wir Menschen bei Gott. So bleibt mir nun nur noch übrig, dieses Geld sehr fröhlich zu verteilen. Gottes Gnade ist umsonst, gratis, aber niemals vergeblich.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der stärke unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.

 


1 I  Vgl. Carel van Schaik/Kai Michel, Tagebuch der Menschheit. Was die Bibel über unsere Evolution verrät, Hamburg 2016, S. 78ff.

2 I Ulrich Luz, Theologische Hermeneutik des Neuen Testaments, Neukirchen-Vluyn 2014, S. 8, zit. Odo Marquard, Frage nach der Frage, auf die die Hermeneutik die Antwort ist,  in: ders., Abschied vom Prinzipiellen,  Stuttgart 1981, S. 117-146, S. 129: Ulrich Luz, Berner Neutestamentler, zeigt,  „dass die Schrift nicht die Einheit der Kirche begründete, sondern ihre verschiedenen Interpretationen die Vielzahl der christlichen Konfessionen. Von Anfang an geriet die Bibel in den Strudel konfessioneller Debatten; von Anfang an wurde sie von allen Konfessionen zur Selbstlegitimation verwendet. Die Berufung auf das sola scriptura läutete das Zeitalter des Konfessionalismus ein, das – nach den bissigen Worten des Philosophen Odo Marquard – gekennzeichnet war durch einen ‚konfessionellen Bürgerkrieg ... um den absoluten Text’. Die Geschichte des Protestantismus ist eine Geschichte von Abweichungen, Spaltungen, andauernden Aufbrüchen neuer reformatorischer Bewegungen.“

3 I Vgl. Stefan Tomik, Waffengewalt in Amerika. Die ernüchternde Sprache der Zahlen, in: FAZ vom 4.10.2015; Quelle: CNN mit Daten des Centers for Disease Control and Prevention sowie des amerikanischen Aussenministeriums, abgerufen am 9.10.2017.

4 I Vgl. Werner Schüepp, Zürcher decken sich mit Waffen ein. Schusswaffen sind nicht nur in den USA ein Thema: In fast allen Schweizer Kantonen nehmen die Gesuche für Waffenscheine stark zu – insbesondere auch in Zürich, in: Tagesanzeiger vom 4.10.2017, abgerufen am 9.10.2017.

5 I 0-Euro-Schein, zu beziehen auf www.gott.net.

Perikope
05.11.2017
10,34-39

Umkehr ist möglich – Predigt Matthäus 21,28-32 von Norbert Stahl

Umkehr ist möglich – Predigt Matthäus 21,28-32 von Norbert Stahl
21,28-32

Bei unserer diesjährigen Urlaubsfahrt durch Frankreich fielen mir einmal mehr die vielen Kriegsdenkmäler auf. In beinahe jedem Dorf, manchmal sogar in kleinen Weilern, lässt sich ein solches finden. Viele von ihnen erinnern an die Gefallenen im ersten Weltkrieg. Allein aus der ohnehin nicht allzu sehr besiedelten Bretagne – unserem diesjährigen Urlaubsziel – fielen 250.000 Männer. Was für ein schrecklicher Blutzoll! Bei unserer Fahrt durch die Champagne stimmten mich die viele Hinweistafeln auf die Schlachtfelder von Verdun, auf Weltkriegsmuseen und Gedenkstätten sehr nachdenklich. Verdun - hier lieferten sich Franzosen und Deutsche 1916 einen unerbittlichen, brutalen und besonders verlustreichen Stellungskrieg. Alleine auf deutscher Seite wurden weit über eine Million Soldaten durch die „Hölle von Verdun“ geschickt; bei den Franzosen verhielt es sich ähnlich.

Mit Verdun verbinde ich aber auch noch ein anderes Bild. Ein ganz gegenteiliges: 22. September 1984. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Staatspräsident François Mitterrand treffen sich auf dem Gelände eines riesigen Soldatenfriedhofs nördlich von Verdun. Ein Meer von 16.000 weißen Kreuzen ist zu sehen. Außerdem ein riesiges Beinhaus. Hier lagern die sterblichen Überreste von 130.000 unbekannten Kriegstoten. Es ist ein trüber Septembertag. Nieselregen geht nieder. Kohl und Mitterrand stehen nebeneinander mit Blick auf das Beinhaus. Kränze wurden niedergelegt. Jetzt werden die Nationalhymnen gespielt. Die französische Militärkapelle spielt zuerst die deutsche, danach die deutsche Kapelle die Marseillaise. In dem Moment, in dem die ersten Töne der französischen Hymne erklingen, passiert das Unerwartete: Mitterand streckt spontan seine Hand seitlich in Richtung Helmut Kohl aus. Kohl erfasst sie und die beiden Staatsmänner verharren in dieser Haltung bis zum Ende der Marseillaise. Das Bild macht Geschichte. Nicht, dass damit die deutsch-französische Freundschaft begründet worden wäre. Das Verdienst der Umkehr aus jahrhundertelanger Feindschaft hin zu Freundschaft und Vertrauen kommt den deutsch-französischen Politikergenerationen vor Kohl und Mitterand zu. Mitte der 1980er Jahre, als Kohl und Mitterand in Verdun stehen, ist die deutsch-französische Freundschaft längst Teil der Staatsräson beider ehemals verfeindeter Staaten. Dennoch war und ist der Händedruck von Verdun bedeutsam. Er gab und gibt dem in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg neu gewachsenen Vertrauen einen starken, treffenden Ausdruck. Er ist auch Ausdruck dafür, dass Umkehr selbst aus schlimmsten Verstrickungen und Irrtümern heraus möglich ist. Dass auch aus dem Bösesten – wenn alle es wollen – Gutes entstehen kann. Dass es einen Weg gibt vom Tod zum Leben. Dieser Weg führt über Umkehr und Vergebung.

Umkehr – das ist auch das Thema im heutigen Predigttext. Jesus befindet sich in Jerusalem. Im Tempel kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, also den religiösen Führern. Jesus erscheint einigermaßen erbost. Schließlich fragt er:

Was meint ihr aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn und er ging hin. Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr!, und ging nicht hin. Wer von den beiden hat des Vaters Willen getan? Sie antworteten: Der erste. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr. Denn Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und obwohl ihr's saht, tatet ihr dennoch nicht Buße, sodass ihr ihm dann auch geglaubt hättet. (Mt 21,28-32)

Jesus übt hier eine harsche Kritik an den religiösen Führern seiner Zeit. Wie er, so hatten doch auch sie die deutlichen Predigten von Johannes dem Täufer gehört. Zur Lebensänderung, zu Schuldbekenntnis und persönlicher Umkehr hatte er aufgerufen. Viele hatte sein Bußruf angesprochen. Sie kamen zu ihm an den Jordan und ließen sich von ihm taufen. Er sprach ihnen Vergebung und Gottes Nähe zu. Unter denen, die die Botschaft von Johannes ganz ernst nahmen, waren auch Zöllner und Prostituierte gewesen. Sie stellt Jesus nun als besonders vorbildlich heraus. Die religiösen Führer seiner Zeit finden offenbar keine Gnade vor seinen Augen. Zu sicher scheinen sie ihm in ihrem religiösen System, das sie sich geschaffen haben. „Ja, ja!“, sagen sie und wähnen sich auf der richtigen Seite des Glaubens. Für Jesus aber sind da zu viele Gesetze, die peinlich genau befolgt werden sollen, jedoch fehlt Barmherzigkeit. Da sind so viele Reglungen – alle gut gemeint, sicher. Aber die Liebe bleibt zu oft auf der Strecke. Besonders zu den Armen, Kranken, Schwachen, zu den Witwen und Waisen. Umkehr wäre nötig. Hinwendung zu dem, was wesentlich ist. Hinwendung zum Nächsten. „Barmherzigkeit will ich und keine Opfer!“ – so predigten es schon die Propheten. So redet auch Jesus. Bei den religiösen Führern sieht er zu viel religiösen Betrieb und zu wenig echtes Fragen nach dem Willen Gottes. Das macht ihn wütend. Deshalb dieses harsche Wort. Umkehr wäre nötig. Weg auch vom religiösen Betrieb, hin zu mehr persönlichem Glauben, zu mehr Gebet. „Der Tempel soll ein Bethaus sein!“, hatte Jesus kurz zuvor den konsternierten Priestern und Leviten entgegenrufen.

Was könnte eine solche Umkehr befördern? Auch in meinem Leben? Was hilft mir, selbstkritisch und ehrlich werden zu können – vor mir selbst, vor anderen, vor Gott? Ich glaube, ich brauche dafür ein Klima ohne Angst. Offene Arme, die mich freundlich empfangen, helfen mir. Wohlwollen, das mir entgegengebracht wird. Es würde mir die Umkehr erleichtern, wenn ich wüsste, dass ich nicht kleingemacht werde mit hämischen oder besserwisserischen Worten, wie: „Siehst du, ich hab es dir ja gleich gesagt!“, oder so etwas Ähnlichem. So etwas turnt ab. Mich motiviert ein Wort wie dieses: „Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht der Herr, und nicht vielmehr, daran, dass er umkehre von seinem Weg und lebe?“ Das hat der Prophet Hesekiel einmal gesagt (Hes 18,23). An anderer Stelle sagt Jesus: „Im Himmel ist Freude über einen Sünder, der umkehrt, mehr als über 99 Gerechte.“(Lk 15,7.10) Und Jesus erzählt die Geschichte von dem Sohn, der sich von seiner Familie losgesagt hatte, unter die Räder kam und schließlich reumütig zurückkehrte. Dem hält der Vater keine Moralpredigt, als er zurückkommt. Vielmehr hatte der Vater tagtäglich vor der Haustür gesessen und sehnsuchtsvoll auf die Rückkehr des Sohnes gewartet. Nun, da er seinen Sohn am Horizont auftauchen sieht, springt er auf, läuft ihm entgegen und schließt ihn voller Freude in die Arme.(Lk 15) „So ist Gott!“, will Jesus sagen. Gnädig und barmherzig, geduldig und von großer Güte! (Ps 103) Umkehr ist möglich. Versöhnung kann dort gelingen, wo beide Seiten dazu bereit sind.

In seinem Buch „Das Wesen des Judentums“ schreibt der 1956 verstorbene Rabbiner Leo Beck: „Der Mensch … kann umkehren. Er kann zum Gebot und zum Ursprung seines Lebens … zurückgelangen und damit zu Gott immer wiederkehren. Er kann, wenn er gesündigt hat, immer wieder anders werden… Er kann sich immer wieder entscheiden, immer wieder beginnen. Dem Leben des Menschen wird der Anfang immer neu gewährt, der Anfang bleibt ihm die stete … Möglichkeit. … (In der Umkehr) kann sich das Leben des Menschen immer erneuern.“(61960, S.178f)

Bis auf den heutigen Tag begehen Juden in aller Welt in den Monaten August und September ihren Monat Elul. Das bedeutet 40 Tage lang ein kritisches Nachdenken über das eigene Verhältnis zu sich selbst, zum Mitmenschen und zu Gott. Die christliche Fastenzeit vor Ostern hat hier ihr Vorbild. Der Monat Elul bedeutet eine Zeit der Buße. Diese soll sich auch in ganz konkreten Handlungen gegenüber den Mitmenschen zeigen. Das können ganz einfache Dinge sein. Z.B. der Besuch bei einem kranken Nachbarn. Die Unterstützung eines sozialen Projektes. Hilfe für einen bedürftigen Menschen. Die 40 Tage des Monats Elul stehen unter dem Motto: »Wachet auf, ihr Schlafenden, lasst euch erwecken aus eurem Schlummer, überprüfet eure Taten und kehret reuig zurück.«(Maimonides).

Umkehr ist möglich. Jeden Tag. Auch für mich: Umkehr zum Leben.

Und der Friede Gottes…

Amen.

 

 

Perikope
27.08.2017
21,28-32

Fragen bringt weiter – Predigt zu Matthäus 21,28-32 von Bogislav Burandt

Fragen bringt weiter – Predigt zu Matthäus 21,28-32 von Bogislav Burandt
21,28-32

Fragen, liebe Gemeinde, bringt weiter. Ohne Fragen gibt es keine Entwicklung und keinen Fortschritt. Ohne eine richtige und genaue Frage läuft die Antwort ins Leere. Unsere Schüler sind möglicherweise von den vielen Fragen der Lehrer nicht begeistert. Aber eine glasklare Frage - die schätzen sie.

 

Fragen führen weiter. Vielleicht sind es heutzutage gerade die Künstler, die besonders scharf und unbequem Fragen aufwerfen. Letzte Woche habe ich die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ in Wittenberg besucht. Die italienische Künstlerin Marzia Migliora gestaltete einen Raum zum Thema „Schuld“. Und was sah der Betrachter? Den Tresorraum einer Bank mit Schließfächern!

 

Fragen bringt weiter. Auch Jesus von Nazareth stellt Fragen. Ganz bewusst. Er weiß, dass seine Zuhörer alles zu wissen meinen. Und so kommt ganz schlicht seine Frage daher: Was meint ihr aber? Ansichtsfragen sind einfach. Jesus bezieht seine Frage auf die Geschichte, die er erzählt, und das fängt ganz harmlos an. Ein Vater hat zwei Kinder. So steht es wörtlich im griechischen Urtext. Auch wenn es sich, wie der Fortgang zeigt, bei den Kindern um Söhne handelt, ist durch die Wortwahl klar: Alle Mädchen und Frauen dürfen und sollen sich mit angesprochen fühlen!1

 

Der Vater äußert eines Tages gegenüber dem ersten Kind eine Bitte: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Die Anrede ist liebevoll. Mein Sohn, sagt der Vater. Er äußert also eine Bitte und keinen Befehl. Arbeite heute, sagt der Vater. Offensichtlich muß der Sohn nicht jeden Tag auf dem elterlichen Hof mitarbeiten. Aber just heute möge er es tun: im Weinberg arbeiten.

 

Spätestens hier, liebe Gemeinde, ist es mit der Harmlosigkeit der Geschichte vorbei. Die Zuhörerinnen und Zuhörer Jesu wissen jetzt, daß von Gott die Rede ist. Die Reihenfolge Vater, Sohn und Arbeit im Weinberg läßt keinen anderen Schluß zu. Wo aber von Gott die Rede ist, ist Harmlosigkeit fehl am Platz.

 

Die Antwort auf die Bitte des Vaters erfolgt prompt: Ich will nicht, spricht der Sohn. Wie schockierend! Geht man so mit einer freundlichen Bitte seines Vaters um? Die Antwort des Sohnes ist in ihrer Schroffheit kaum zu überbieten, ein unfreundliches „mach deinen Kram alleine“ können wir da durchaus mithören.

 

Aber immerhin. Der Sohn bleibt nicht bei seinem Nein. Etwas kommt ihm dazwischen. Vielleicht weiß er selbst gar nicht genau, was es eigentlich ist. Jedenfalls schlägt seine Stimmung um. Das Gesagte tut ihm leid. Es tut ihm leid, so mit seinem Vater umgesprungen zu sein. Er geht hin in den Weinberg und macht sich an die Arbeit. Aus dem verbiesterten, geradezu unversöhnlichen Nein wurde doch noch ein Ja. Zwar nicht in einer ausdrücklichen Entschuldigung gegenüber dem Vater, aber doch durch stillschweigendes Arbeiten im Weinberg. Das Tun im Stillen bringt das Ja gegenüber der Bitte des Vaters zum Ausdruck.

 

Derweil hatte der Vater auch seinen zweiten Sohn angesprochen und ihn ebenfalls gebeten in den Weinberg zu gehen: Ja, Herr!, antwortet der zweite Sohn. Das klingt geradezu unterwürfig, so wie ein Sklave zu seinem Herrn spricht. Aber als Antwort gegenüber dem Gott, dem wir unser Leben verdanken, ist das absolut angemessen. Ja, Herr! - An so einer Antwort hat jeder fromme Zuhörer von Jesus seine Freude dran.

 

Und wie geht es weiter? Dieser Satansbraten von Sohn geht einfach nicht hin! Seinem großartigen Ja folgt in der Tat ein Nein. Ohne großes Nachdenken. Zu beneiden ist dieser Vater wirklich nicht. Seine Söhne sind alles andere als Musterknaben. Zwielichtige und unzuverlässige Ja - und Neinsager.

 

Und wir? Hören wir zu, wenn Gott uns etwas bittet? Das ist ja die Voraussetzung. Gott will etwas von uns, er möchte mit uns im Gespräch bleiben, er möchte, daß wir handeln nach seinem Willen. Unter uns Christen dürfte klar sein: Gott hat alle Rechte, uns um etwas zu bitten. Hat er uns doch um Christi willen die Seligkeit geschenkt, wie wir in der Epistel gehört haben. Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen, soweit Paulus im Epheserbrief (Eph 2,10).

 

Natürlich, einfach ist es nicht, im eigenen Leben die Stimme Gottes zu vernehmen. Und trotzdem gibt es sie. Die je und je sich ereignende Bitte, die an jeden persönlich ergeht: Heute gehe du hin. Gott hat seinen Willen kundgetan: Es gibt die 10 Gebote und die Aufforderung Jesu, Gott und den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Das ist kinderleicht und altersgerecht zugleich: ein Anruf bei einem Bekannten, der ziemlich allein ist; eine Entschuldigung bei einer Freundin für eine schroffe Antwort; das Angebot, mit dem hilflosen Banknachbarn Hausaufgaben zusammen zu machen; ein Engagement in Kirche und Gemeinde, achtsame Rücksichtnahme auf Gebrechliche in der U-Bahn und und und.

 

Die Arbeit im Weinberg Gottes ist nicht für die Pastoren reserviert. Im Blick auf das Reformationsjubiläum und den Gedanken vom Priestertum aller Glaubenden können wir uns das erneut klarmachen. Vielleicht lässt uns Gott auch schlicht die Arbeit sehen. Ein Lehrer der Christenheit meint: „Wenn wir die einen krank, andere arm und ohne allen Besitz, wieder andere in einem Zerwürfnis und niedergeschlagen sehen – sei es an Leib oder Geist, dann sollen wir daran denken: Ja, er gehört zu unserem Leib. Und dann sollen wir gleich durch die Tat zeigen, dass wir barmherzig sind.“2

 

Und? Werden wir hingehen? Oder sind wir auch wankelmütige Gestalten, die Gott eine Absage erteilen, weil seine Bitte uns gerade nicht in den Kram paßt? Das sind Fragen, die uns unangenehm berühren. Denn sie sind unbequem und zwingen dazu, die eigene Lebenshaltung zu überprüfen. So ergeht es allen, die Jesus zuhören. Er fragt: Wer von den beiden hat des Vaters Willen erfüllt? Die Antwort kommt ohne Zögern: Der Erste.

 

Was meint ihr aber? Die Zuhörer Jesu werden gezwungen, Farbe zu bekennen. Sie müssen wohl oder übel dem den Vortritt geben, der sein ausdrückliches Nein durch die Tat verneint hat. Dem, der an seinem Nein nicht haften geblieben ist. Unbequem ist, dass die überzeugten Alleswisser unter den Zuhörern sich mit dem Sohn identifizieren, von dem Jesus gar nicht erzählt hat: von dem, der ganz selbstverständlich, in Wort und Tat, ohne Probleme die Bitte des Vaters erfüllt. Möglicherweise sind daher einige Zuhörer sauer. Will Jesus etwa sagen, dass sie, die sie laut Gott bejahen, durch ihre Taten dem Willen Gottes widersprechen?

 

Jesus spürt die Ablehnung und reagiert: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr! Denn Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und obwohl ihr’s saht, tatet ihr dennoch nicht Buße, so daß ihr ihm dann auch geglaubt hättet.

 

Die Alleswisser zur Zeit Jesu, die hatten Johannes den Täufer links liegengelassen. Warum auch auf jemandem hören, der Heuschrecken und wilden Honig zu sich nimmt. Die Steuerbetrüger und Prostituierten dagegen sagt Jesus, die haben durch Johannes den Willen Gottes vernommen und eine Kehrtwendung vollzogen. Die haben sich durch Johannes in einer gottwohlgefälligen Weise verunsichern lassen und ihr Leben verändert!

 

Der Ärger der allwissenden Zuhörer steigt. Ich vermute, liebe Gemeinde, daß sich die Gegner Jesu auch deshalb so stark ärgern, weil sie irgendwo spüren, daß Jesus Recht hat. Das würden sie nie zugeben. Aber das, was sie selber an und in sich unterdrücken, das macht sich im Ärger Luft. Es ist traurig aber folgerichtig, daß am Ende des Kapitels erzählt wird, wie einige dieser Leute Jesus ergreifen wollen. So, als ob mit dem unbequemen Fragesteller auch die unbequeme Anfrage Gottes zu erledigen wäre! Andersherum wird ein Schuh daraus. In der Nachfolge Jesu Christi können und dürfen wir uns befreien lassen; befreien von den vielen Neins, die wir Gott gegenüber aussprechen.

 

Ich erinnere mich an eine Begegnung vor vielen Jahren in Walsrode. Da hatte ich eine Zeitlang mit einem Mann mittleren Alters zu tun. Er war bald nach der Konfirmation aus der Kirche ausgetreten und hatte gemeint, Gott sei in einem vernünftigen Weltbild nicht nötig. Arbeit, Fernsehen, Kinder und Bier, das war seine Welt, bis die Ehe zerbrach und er sich allein vorfand. Seine eigenen vernünftigen Anstrengungen machten ihn mehr krank als gesund. Und so begann er, sein Nein gegenüber Gott zu überdenken. Er begann nach Gott zu fragen und klopfte auch bei mir an. Ich versuchte ihm zu vermitteln, daß es eine Hilfe fürs Leben ist, sich von Gott in den Weinberg geschickt zu wissen. Das ist keine Überforderung sondern geschenkter Lebenssinn. Und schließlich wurde bei dem Mann aus dem Nein ein Ja. Fragen bringt weiter!

 

Herr Jesus Christus, hab Dank, daß du dich nicht abfindest mit einem Nein zum himmlischen Vater. Mache uns von neuem willig und bereit, auf sein Wort und seine Weisung zu hören. Gib uns Kraft zum Bekennen und Handeln. Lass uns erfahren, wie lebensförderlich ein Ja zum himmlischen Vater um deinetwillen ist.

AMEN

 

1 I Marlene Crüsemann, Die unterschiedlichen Kinder und die erfüllte Gerechtigkeit, GPM 71 Heft 3, (382-387) S.382.

2 I Matthias Freudenberg (Hg.), Calvin-Brevier, Neukirchen 2008, S.60; in den Predigten in unserer ev.-luth. Lukaskirche begegnet bis zum 31.10. jeweils ein Reformatorenzitat, das die Gottesdienstbesucherinnen- und Besucher beim Kirchenkaffee raten sollen, um dann einen kleinen Preis zu   erhalten.

Perikope
27.08.2017
21,28-32

Der Acker am Waldrand – Predigt zu Matthäus 21,28-32 von Gerlinde Feine

Der Acker am Waldrand – Predigt zu Matthäus 21,28-32 von Gerlinde Feine
21,28-32

Zuständigkeiten

Es ist Sommer. Alles blüht, die Felder reifen, die Bäume sind voller Obst. Am Ende des Tages machen der Bauer und der Pfarrer einen Spaziergang durchs Dorf, vorbei an den Brombeerhecken, hinaus aufs Feld.

Sie kommen an ein Weizenfeld, reif zur Ernte. Die Ähren wiegen sich im Abendwind. „Schau mal“, sagt der Pfarrer, „wie wunderbar Gott doch das Korn hat reifen lassen, damit wir Brot haben.“ Der Bauer sagt nichts.

Dann erreichen sie die Weinberge, die sich rund um den Ort an die Hänge schmiegen. „Sieh doch nur“, schwärmt der Pfarrer: „All die herrlichen Reben, die Gott hat werden lassen, damit wir Wein haben!“ Wieder schweigt der Bauer.

Schließlich kommen sie ganz ans Ende der Markung, nahe an den Waldrand. Dort, auf dem letzten Feld des Ortes, schaut es aus wie Kraut und Rüben. Disteln und Dornen, soweit das Auge reicht. Erschrocken fragt der Pfarrer: „Was hast du denn mit diesem schönen Acker gemacht?“ – „Moment!“ wehrt der Bauer ab. „Hier war ich gar nicht zuständig. Das hat der liebe Gott ganz allein gemacht!“

Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg.

Geh. Kümmere dich. Es ist dein Land. Dein Erbe. Schau, dass es ihm gut geht. Jäte das Unkraut und schneide die Dornen. Lichte die Sträucher, damit die Sonne die Blätter kitzeln kann.

Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht.

Ich habe gar keine Zeit mehr dafür. Und keine Ahnung. Was soll ich in deinem Weinberg? Ich bin nicht zuständig. Und ich kann auch nicht alles machen. Lass mich in Ruhe. „Ich kann mich nicht um alles kümmern.“ sagt der Bauer.

„Ich bin nicht zuständig.“ sage ich zu dem Mann an meiner Tür, der mir gerade eine traurige Geschichte erzählt hat und Geld von mir haben will. Ich gebe ihm einen Gutschein für den Tafelladen und schicke ihn weiter zur Beratungsstelle. Im Briefkasten war ein Flyer: Eine Bürgerinitiative will meine Unterstützung. Es geht um etwas Wichtiges – aber ich kann mich nicht um alles kümmern! Der Kollege bittet um Mithilfe bei der Notfallseelsorge. Nein. Ich will nicht. Ich kann nicht. Ich bin doch schon so eingespannt und kümmere mich um so viel! Schau auf die vielen Dinge, für die ich schon Sorge trage! Es geht nicht mehr.

Unkraut jäten

Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg.

Sorg dafür, dass die Ähren geradestehen und die Reben genügend Wasser bekommen. Halte die Füchse fern, die an den jungen Trieben knabbern wollen. Schütze die Saat vor Schädlingen. Und kümmere dich nicht nur um die Felder, an denen du oft vorbeikommst. Oder den Weinberg dort am Hang, der den Ort schmückt. Sorge auch für die Flächen am Waldrand.

Schau nach den Kindern, die nach der Schule herumtrödeln, weil zuhause niemand auf sie wartet. Setz dich zu der alten Frau im Pflegeheim, die dir ihre Geschichte erzählen will. Sprich mit dem Mann, der im Stehcafé auf die Politik schimpft. Schick das Brautpaar nicht weg, das nicht weiß, zu welcher Gemeinde es gehört und welche Formulare es braucht. Ich weiß, dass du für Strukturen gesorgt und viel Geld gegeben hast. Aber es reicht nicht. Kümmere dich um den Weinberg. Schau nach den Leuten.

Mein Kind, geh hin und arbeite heute im Weinberg.  Und der Sohn antwortete und sprach: Ja, Herr!, und ging nicht hin.

Der Pfarrer und der Bauer besehen sich den Acker am Waldrand näher. Anscheinend ist ihm übel mitgespielt worden. Die Spuren da hinten, die könnten von einer Rotte Schwarzwild stammen. Dort, unter den Dornen, das sieht nach Müllsäcken aus und Flaschen, die hier jemand entsorgt hat.

„Wie ist das eigentlich?“ fragt der Bauer. „Gott gibt Sonne und Wärme, Regen und Wind. Er lässt die Felder reifen und schickt im Herbst letzte Süße in den schweren Wein. Nichts können wir dazu tun. Nichts gelingt ohne ihn. Und doch braucht er uns. Zum Säen, Jäten und Ernten, da nimmt er uns in die Pflicht…“ – „Und nie hört die Arbeit auf“, seufzt der Pfarrer. „wo es keine Äcker gibt, da stehen heute Fabriken. Die geben auch Arbeit und Brot, aber es hängt auch an uns, ob sie gedeihen können. Ob die Menschen von dem leben können, was da erwirtschaftet wird. Ob sie gesund bleiben und noch Zeit haben für sich und ihre Lieben.“

Inzwischen hat der Bauer ein paar Steine weggeräumt. „Sieh nur,“ sagt er. „Das ist ein ganz seltenes Kraut. Es wächst nicht überall. Aber wo man es entdeckt, da ist der Boden kostbar! Man muss es freilich pflegen. Sonst geht es ein und verliert seine Heilkraft.“

Der Pfarrer bückt sich. „Vielleicht machen wir es uns zu leicht mit unseren Vereinbarungen und Regelungen, mit den Formularen und Zuständigkeiten. Wir brauchen sie, weil wir sonst gar nicht mehr wissen, wohin vor lauter Arbeit. Aber wer weiß, wie viele von diesen kostbaren Pflanzen wir übersehen, wenn wir nicht losgehen und nachschauen?“ 

Gemeinsam geht es leichter

Mein Kind, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Der Sohn antwortete und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn und er ging hin.

Er spürt die Verantwortung und nimmt sie an. Denn der Weinberg soll wachsen und Frucht bringen, Wein bringen für das Fest und Ertrag für die Familie. Er hat nicht „Ja“ gesagt zu dieser Arbeit. Aber er tut sie.

„Der andere Sohn antwortete und sprach: Ja, Herr! Aber er ging nicht hin.“

Er bleibt im Haus. Ganz in der Nähe des Vaters. Er weiß genau, was getan werden müsste. Aber er bekommt seinen Fuß nicht vor die Tür.

Der Bauer und der Pfarrer haben angefangen, den verlassenen Acker aufzuräumen. Zu zweit kommen sie gut voran.  

„Wie ist das eigentlich mit dir, Pfarrer?!?“ fragt der Bauer nach einer Weile. „Den ganzen Weg über hast du mir erklärt, wie ich das Land bewirtschaften soll. Dabei kannst du doch auch etwas dafür tun!“ – „Und du siehst bei vielen Dingen tiefer und genauer hin ich.“ lacht der Pfarrer. „Du kennst alle Kräuter und weißt viel besser als ich, was dieser Acker wert ist!“ – „Aber du kannst mir helfen, ihn wieder in Ordnung zu bringen. Vielleicht nicht mehr heute Abend. Aber im Lauf der Zeit?!?“

„Wer von den beiden hat des Vaters Willen getan?“ fragt Jesus.

Dass der eine sein „Nein“ zurückgenommen hat und aktiv geworden ist, war nicht einfach Gehorsam. Er tat es, weil es ihn reute. Weil er Mitleid hatte und Liebe zu diesem besonderen Weinberg und zu dem, der ihn dort haben wollte.

Darum dreht sich alles. Denn auch der zweite Sohn wollte dem Vater recht sein. Doch es reicht eben nicht, wenn einer „Ja“ sagt und nicht dabei bleibt. Wenn nur die Form gewahrt wird, aber die Folgen ausbleiben, weil Liebe fehlt. Und Mitleid. Und der achtsame Blick auf das, was unter den Dornen liegt.

Es muss ja nicht so bleiben, dass der eine Sohn „Nein“ sagt und „Ja“ tut – und der andere bleibt zuhause und tut nur so, als ob. Und es kann auch nicht sein, dass der eine vor lauter Arbeit nicht mehr weiß, wo anfangen und wann aufhören – und der andere delegiert und fordert am Ende den Ertrag. „Ja“ sagen – und es auch tun, gemeinsam und voller Dankbarkeit über Gottes Weinberg – das wäre wirklich im Sinne Jesu. Da käme das Reich Gottes zum Vorschein mitten unter uns, so wie die seltenen Kräuter auf dem Acker am Waldrand. Und dann ist es keinem zu viel und doch nicht zu wenig.

„Was meint ihr aber? Wer hat des Vaters Willen getan?“

Das Fest auf der Wiese

Es ist Sommer. Alles blüht, die Felder reifen, die Bäume sind voller Obst.

Und Gott geht durch seine Welt und sieht nach seinen Menschen.

In den Fabriken ist Feierabend. Die Geschäfte machen Ladenschluss. Die Tiere im Stall sind versorgt und die Felder bestellt. Die Kinder sind mit den Schularbeiten fertig und auch in der Kirche gibt es nichts mehr zu tun.

Draußen auf der Wiese haben sie ein Feuer gemacht. Gemüse, Käse und Wurst liegen auf dem Grill. Jemand hat ein paar Decken gebracht für das große Picknick. Frisches Brot geht von Hand zu Hand. Schwer lässt es sich reißen und duftet so wunderbar! Krüge mit Wein und Traubensaft machen die Runde. Schmeckt und seht, was uns geschenkt ist.

Amen.

 

Diese Predigt ist auch erschienen bei "Der Prediger und Katechet" http://www.schwabenverlag-online.de/der-prediger-und-katechet-p-481.html?cPath=33

Perikope
27.08.2017
21,28-32