Die Gewissheit, das Schöne zu finden in allem, was lebt - Predigt zu 1.Timotheus 3,16 von Angelika Volkmann
Die Gewissheit, das Schöne zu finden in allem, was lebt
Liebe Gemeinde,
jetzt ist es endlich still geworden. Alle Unruhe der Vorbereitungen ist abgeklungen, und wir haben uns hier versammelt, um Gottesdienst zu feiern. Wir wollen uns öffnen für das Weihnachtsgeschehen. Der Zauber, der nicht nur für die Kinder auf diesem Tag liegt, die besondere Atmosphäre lässt unsere Seelen suchen nach Gott. Vielleicht spüren wir die heilige Gegenwart Gottes an diesem Tag so deutlich wie sonst nie im Jahr. Wo ist Gott? Gibt es ihn für mich? Kann ich ihm begegnen inmitten meiner gegenwärtigen Lebenssituation? Wie schön wäre es, wenn uns an diesem Abend etwas ergreifen könnte, etwas, das uns übersteigt, etwas Liebevolles und Tröstliches, das uns das Gefühl gibt, in dieser Welt nicht verloren zu sein. Das Geheimnis von Weihnachten – wir sehnen uns danach, damit in Berührung zu kommen und haben es nicht in der Hand. Doch wir können uns für das öffnen, was uns in den alten Liedern und Texten begegnet.
Von dem Geheimnis spricht auch der Predigttext für diese Stunde. Es ist ein einziger Vers - 1. Timotheus 3,16:
Groß ist das Geheimnis des Glaubens:
Er ist offenbart im Fleisch,
gerechtfertigt im Geist,
erschienen den Engeln,
gepredigt den Heiden,
geglaubt in der Welt
aufgenommen in die Herrlichkeit.
Groß ist das Geheimnis des Glaubens.
Dieser kurze Hymnus nimmt uns mit hinein in eine große Bewegung aus menschlichem Elend hoch hinauf zu Gottes Geist und sogar bis zu den Engeln, dann wieder hinunter zu den Völkern der Erde und all ihren Nöten und wieder hinauf in den Himmel in die Herrlichkeit Gottes. Mehrmals geht diese Bewegung von unten nach oben und zurück. Himmel und Erde werden in diesem Lied geradezu miteinander verwoben, sie durchdringen sich gegenseitig, sie berühren sich in dieser Nacht.
In einem Stall liegt ein Neugeborenes in einer Krippe. Gleichzeitig singt ein Engelchor über den Feldern von Bethlehem, preist Gott und verkündet Frieden auf Erden. Wer in dieser Nacht nur mit bloßem Auge schaut, wer ganz irdisch ist, sieht vermutlich nur die Menschen mit ihrem Neugeborenen im Stall.
Wenn wirklich Friede ist, müsste dann nicht das Neugeborene wenigstens in einem normalen Haus liegen? Müssten dann nicht alle Elendslager überflüssig sein? Müsste dann nicht jede Grausamkeit aufgehört haben? So denken wir, wenn wir unten sind auf der Erde.
Doch diese Nacht nimmt uns mit hinauf, bis zu den Engeln. Diese Nacht öffnet uns den Blick, zeigt es uns in Bildern: Gott ist in der Welt! Im Alltäglichen, im Unscheinbaren, „im Fleisch“. Und er verändert die Dinge. So wie eine Kerze die Dunkelheit hell macht. Die Worte der Propheten reden davon, die alten Lieder singen davon. Das Volk, das im Finsteren wandert, sieht ein großes Licht. Viele sehen es. Nicht alle. Es ist nicht offensichtlich, dass Gott da ist. Es ist ein Geheimnis. Und die, die es sehen, sind nicht mehr in der Dunkelheit verloren.
Maria, die Mutter des Kindes, freut sich. Sie hat den himmlischen Blick. Sie weiß, dieses Kind wird an der Seite der Armen und Schwachen stehen. Wird heilen, trösten, lieben. Ihnen zu ihrem Recht verhelfen. Dieses Kind wird Mächtige vom Thron stürzen.
Das ist ja auch immer wieder geschehen im Lauf der Geschichte. Aber warum müssen wir darauf oft so lange warten? Flüchtlingslager und Gewalttaten hat es immer gegeben.
Liebe Gemeinde: Gott verhindert das Leid nicht. Das gehört auch zum Geheimnis dieser Nacht. Gott leidet selber. Er ist denen, die leiden, nahe. Er zeigt uns in schweren Zeiten, wo wir Trost finden können. Er zeigt uns, wie wir Hass in Liebe verwandeln können. Er zeigt uns wie wir standhalten können, weil wir eine Hoffnung haben. Er zeigt uns mitten im Irdischen das Himmlische. Er ist da. Und dadurch ist alles in ein anderes Licht getaucht.
Wenn wir einen Gott haben wollen, der gleich alles in Ordnung bringt, werden wir in dieser Nacht enttäuscht. Gott ist anders. Gott ist Liebe. Er tritt zu uns in Beziehung und geht mit uns. Das ist unglaublich. Gottes Geist öffnet uns dafür Herz und Augen.
die gewissheit, das schöne zu finden in allem, was lebt,
nennen wir seit alters her gott*
schreibt Dorothee Sölle in einem Gedicht über die Allgegenwart Gottes.
Das Schöne finden in allem? Können wir das wirklich?
Wie ist das, wenn mich jemand verletzt?
Wie ist das, wenn ich selber Fehler gemacht habe?
Wie ist das bei den elenden Missverständnissen?
Bei all meinen Sorgen?
Wie ist das, wenn jemand stirbt, der für mich sehr wichtig war?
Wie ist das bei Krieg, Hunger, Gewalt?
Ist in alledem Gott?
Ja. In alledem ist Gott. In alledem gibt es Kostbares für uns zu entdecken. Groß ist das Geheimnis des Glaubens. Viele haben schon vor uns aus diesem Glauben gelebt. Ihre Geschichten sind ein Vermächtnis. Schön wäre es, könnten wir uns gegenseitig erzählen von Momenten, in denen Himmel und Erde sich berührt haben. Wo wir beschenkt wurden von der Berührung eines Kindes, von Bewahrung in Gefahr, von beglückenden Momenten mitten in schwerer Zeit.
Bei allem, was mir widerfährt, ist Christus neben mir. Was schlimm ist, hält er mit mir aus. Wenn ich missverstanden werde, versteht er mich. Wenn ich etwas versäumt habe, verzeiht er. Dann ist es schon leichter, mit den Mitmenschen zu sprechen. Wenn ich traurig bin, kann ich mich bei ihm ausweinen. Er schenkt mir einen anderen Blick auf schwierige Mitmenschen. Er fordert mich heraus mit der Frage, was ich von ihnen lernen kann. Er lehrt mich, mit den Augen der Liebe zu schauen und mit Liebe im Herzen zu reden. Er zeigt mir, dass es erfüllend sein kann, lange auf etwas zu warten. Er erweitert meine Grenzen. Bringt mir Humor bei und mit mir selber barmherzig zu sein. Lenkt meinen Blick auf das Viele, womit ich beschenkt bin. Lehrt mich, dass es in meinem Leben Dinge geben darf, die sich nicht erfüllen. Er fordert mich auf, nicht nur für mich zu leben. Mich einzusetzen für die, die Hilfe brauchen. Die Toten, um die ich trauere, weiß ich bei ihm gut aufgehoben. Er schenkt mir unvergängliche Freude. In allem ist der Himmel. Ganz besonders in Momenten innigen Verstehens mit anderen Menschen. Vielleicht sind sie selten. Vielleicht musste ich lange darauf warten. Doch wenn sich dieses Wunder ereignet, dann singe ich mit Freudentränen in den Augen: Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradies. Ja, Himmel und Erde können sich berühren mitten in der Nacht.
Sehen wir, wie die dunkle Nacht von himmlischer Klarheit durchleuchtet wird? Hören wir die Engelchöre? Lassen wir uns mit hinauf nehmen bis in Gottes Herrlichkeit? Vielleicht bekommen wir in dieser Nacht wieder eine Ahnung von alledem. Wir feiern diese Nacht gemeinsam. Auch davon geht Kraft aus.
Groß ist das Geheimnis des Glaubens.
Amen.
*Dorothee Sölle, verrückt nach licht. Gedichte, Berlin 1984, S. 168
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Predigt zu 1. Timotheus 3,16 von Gabriele Arnold
Liebe Gemeinde
Eben haben wir sie wieder gehört die alte wunderbare Geschichte. In der Schriftlesung hat sie jedermann und jede frau gehört, nicht nur bei uns, überall auf der Welt wird sie heute gelesen und gehört: die Weihnachtsgeschichte.
Manchen ist sie so vertraut wie ein Lied aus Kindertagen, andere hören sie erstaunt und erinnern sich an längst vergessene Träume – da war doch was. Einige hören sie vielleicht zum ersten Mal. Aber kaum einer kann sich dem Charme dieser Geschichte entziehen. Vielleicht weil es eine so einfache Geschichte ist. Eine Frau, ein Mann, ein Kind, Schafe und Hirten, Engel und Licht. Eine menschliche Geschichte, denn sie erzählt doch von uns: Frau und Mann, ein Kind, Mensch und Tier, Himmel und Erde. Eine Urgeschichte unserer Sehnsucht: ein neugeborenes Kind-welches Glück. Und zugleich eine, ja, die Gottesgeschichte. Gott wird Mensch und der Himmel öffnet sich.
Man kann diese Geschichte nicht zum Verstummen bringen. Weder die Verkitschung von Weihnachten durch Jingle Bells in allen Kaufhäusern noch die aggressive Werbung vom Weihnachtssparen kann die Weihnachtsgeschichte töten. Nicht einmal die grausame Wirklichkeit unserer Welt kann diese Geschichte aus unseren Herzen vertreiben. Ja, je schlimmer es um uns und um unsre Welt bestellt ist, umso mehr entfacht diese Geschichte unsere Sehnsucht nach Heil und Frieden, unsere Sehnsucht, dass es doch einen Gott gibt , geben könnte, dem wir vertrauen und der diese Welt wieder ins Lot bringt.
Unzählige Male ist die Weihnachtsgeschichte vertont worden von der Stillen Nacht bis zu den großen Oratorien, wo Pauken und Trompeten uns zum Jauchzen einladen. Ungezählte Bilder und Nacherzählungen gibt es. In aller Welt stehen Krippen: Maria und Josef und das Kind in der Krippe, in allen Kulturen sind sie zu Hause. Nur in der Bibel selber, in dem Buch, in dem diese Geschichte aufgeschrieben ist, bleibt sie merkwürdig folgenlos. Nie wird auf sie Bezug genommen. Nie mehr wird sie weitererzählt. Das Wunder der Weihnacht es taucht ein, taucht unter in Sätze, in Theologie, in Glaubenslehren. Und so ein Satz ist der Predigttext für den heutigen Heiligen Abend.
Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.1.Tim.3,16
Ein Satz. Nur ein Satz. Ein Satz, der in einer großen, atemberaubenden Bewegung die ganze Geschichte erzählt. Die Geschichte vom Kindlein in der Krippe, die Geschichte vom großen Gott, der das Kleine nicht scheut, von den Menschen aus allen Völkern, die diesem Kinde, diesem Gott mit dem Gesicht eines Menschen glauben. Menschen, die sich geborgen wissen bei Gott. Und in diesem Satz steckt auch wie es weitergeht mit diesem Kindlein. Als erwachsener Mann wird er vor Schmerzen schreien und sterben und mit ihm schreit Gott und stirbt mit ihm. Seit damals weiß Gott, wie sich das anfühlt Mensch zu sein, wie schön es sein kann und wie erbärmlich. All unser Schmerzen kennt er, er schreit mit uns und weint und stöhnt. Deswegen glauben ihm auch die Menschen weil Gott herabgestiegen ist und sich nicht zu schade war für uns.
Wer will schon einen erhaben, fernen Gott? „Den aller Weltkreis nie beschloss, der liegt in Marien Schoß, er ist ein Kindlein worden klein der alle Ding erhält allein.“ So heißt es in einem alten Weihnachtslied. Ja, Gott liegt in Mariens Schoß. Der große Gott ist ganz klein, ist ganz menschlich und ist wie wir. Das und nichts anderes heißt geoffenbart im Fleisch. Der große Gott ein Menschenkind aus Fleisch und Blut in die Welt gekommen, hineingeboren so wie wir und so wie wir wird er aus der Welt hinaussterben. Schutzlos und hilflos. Ausgesetzt Wind und Wetter als Baby und später den bösen Mächten.
Und wie wir ist dieser Gott angewiesen auf Menschen, die ihn lieben und aufnehmen, ihn wärmen und trösten. Und zugleich ist er es, der Menschen aufnimmt und wärmt und tröstet und wunderbar berührt und verwandelt. Das ist das Geheimnis des Glaubens. Gott kommt zu uns, braucht unser Herz und macht es dann warm und hell in unseren Herzen. So will er geglaubt sein Als der nahe Gott, als der der uns anrührt.
Und so wird er seit Weihnachten aller Welt verkündet. So können seither Menschen aller Nationen ihm glauben ihm vertrauen. Denn Gott ist nicht mehr fern sondern nah. Er lässt sich anschauen im Gesicht eines Babys, er reicht uns die Hand, er streckt sie uns entgegen. Gott wird so sehr Mensch, dass er in einer afrikanischen Krippe schwarz ist, in China gelb und bei uns ein Knabe mit lockigem Haar. Das mag man komisch finden, aber es zeigt doch, dass die Menschen Gottes Geheimnis verstanden haben. Er ist jetzt einer von uns. Und zugleich bleibt er doch verborgen in Herrlichkeit. Wir sehen ihn nicht, wir glauben ihn. Klein ist Gott und schwach und zugleich ist er ewig und heilig und kann Wunder geschehen lassen, die über unser Verstehen gehen. So wie das Weihnachtswunder, das unsere Herzen berührt. Und das uns gesagt werden muss. Gepredigt den Heiden.
Uns Heiden, denn von selber können wir das ja nicht wissen. Wir stellen uns alle möglichen Fragen über Gott und versuchen auf alle erdenklichen Arten zu ihm zu gelangen. Durch Meditation und Feng Shui. Durch Frömmigkeit und sittlichen Lebenswandel. Alles das ist nicht nötig. Alles das sind kleingläubige, heidnische Versuche sich Gott gewogen zu machen. Die Geschichte vom großen Gott der klein in die Welt kommt, die müssen wir hören. Müssen Hören, dass Gott ja längst schon da ist Diese Botschaft will, muss unser Herz erreichen.
Verstehen können wie das nicht. Aber wir können der Geschichte vertrauen, ihr glauben. Wir können glauben, dass wir niemals mehr allein sind. Wir können glauben, dass Gott mit uns ist. Und diese Botschaft brauchen wir mehr als alles andere im Leben. Warum? Damit uns die Hoffnung nicht verloren geht. Denn auch wenn wir heute feiern und uns freuen, so wissen wir doch, dass es auch anders geht und dass wir viel Hoffnung brauchen um unser Leben zu bestehen.
Das ist die ganz irdische Wahrheit, das gehört zu dem Fleisch wie unser Predigttext sagt und das können wir heute Abend nicht vergessen. Auch heute Abend gibt es Tränen in der Welt und der Tod geht um. Auch heute Abend werden Menschen schreien und sich bitterlich Unrecht tun, auch heute Abend werden Menschen hungern und frieren und auf der Flucht ihr Leben lassen. Um da nicht zu kapitulieren, um da nicht die Hoffnung zu verlieren brauchen wir Gott. Gott in uns. Da brauchen wir eine große Hoffnung. Und auch von dieser Hoffnung erzählt unser Satz, zu dieser Hoffnung schwingt er sich auf, darauf läuft alles andere zu.
Die Geschichte Gottes in diesem Kindlein mit uns und mit aller Welt sie ist ja noch lange nicht zu Ende. Da kommt noch was. Aufgenommen in Herrlichkeit. Das letzte Wort ist Herrlichkeit. Wenn Gott am Ende aller Zeiten und am Ende unseres Lebens endlich alles in allem ist, wenn Gott und Welt wieder zu einander gehören, wenn wir wieder ganz bei Gott sind, dann wird es eine wunderbare und schöne und große Herrlichkeit, ein Glanz und ein Leuchten sein. All unser Weihnachtsglanz ist nur ein müder Vorgeschmack dieser großen überirdischen Schönheit. Man kann das als Vertröstung verächtlich machen. Man kann diese riesige Hoffnung klein reden und lächerlich machen oder mit bissiger Ironie überziehen. Wir können dieser Hoffnung aber auch einfach trauen. So wie wir Gott trauen. Und dann ist nicht nur heute Weihnachten sondern auch an anderen Tagen, an dunklen und hellen. Wenn wir dieser Hoffnung trauen werden wir anders leben. Leichter, freier und mutiger. So wie wir es in der Adventszeit gesungen haben „Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und Schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gottes Huld. Beglänzt von seinem Lichte hält euch kein Dunkel mehr. Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“ Sind das nicht gute Aussichten? Damit lässt es sich leben und wenn’s sein muss sogar sterben. Amen
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Predigt zu 1. Timotheus 3,16 von Joachim Hempel
"Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens:
Er ist offenbart im Fleisch,
gerechtfertigt im Geist,
erschienen den Engeln,
gepredigt den Heiden,
geglaubt in der Welt,
aufgenommen in die Herrlichkeit. 1. Tim 3.16
Liebe Christvesperer,
"Gepredigt und geglaubt" -
na dann mal los, möchte man nach all den vielen Weihnachten doch sagen, rufen, singen:
na dann mal los, liebe Christvesperer, dann fangt mal an, das Himmelsbrot zu vespern.
"Schwarzbrot des Glaubens" – also: gehaltvoll und gesund, bekömmlich für Leib + Seele.
Und das ist ja schon was in diesen Zeiten, wo hinter manchem Etikett dann doch nicht
so verträgliche Stoffe in jenen Mitteln lauern, die gemeinhin 'Lebensmittel' heißen.
Das Geheimnis des Glaubens, von dem die Geschichte der Weihnacht berichtet, ist:
Gott tritt in Vorleistung und wirbt um unser Vertrauen, der Schöpfer des Lebens begegnet
dem Geschaffenen, dem Geschöpf mit nicht enden wollender Liebe, die mich - auf's Ganze
der Schöpfung betrachteten - Winzling wertschätzt, achtet und Großes mit mir vorhat.
"Weißt du wie viel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt?" - wir haben das Lied zu
einem Kinderlied gemacht, aber es ist genauso gut ein Lied für Große, Lange, Alte, für
gestandene Typen und coole 'Mir kann keiner' Menschen: Denn wir wissen es nicht, wie viele Sterne, trotz all unseres Wissens. Wir können das Leben nicht allein aus dem Vorfind-
lichen erklären, denn unser Leben ist doch mehr als die Summe unserer Taten und Erfolge,
und mehr als die Summe unserer Untaten, Fehler und Schuld.
Wir leben von Voraussetzungen, die wir nicht selbst geschaffen haben.
Darum brauchte es göttliche Offenbarung, damit uns deutlich und klar ist, wie das Ganze sich zusammenfügt zwischen ‚Geboren werden hat seine Zeit und Sterben hat seine Zeit’.
Und Gottes schönste, handfesteste, anrührendste Offenbarung liegt in der Krippe, hat Hand und Fuß. Und das, was dieses Kind später als junger, umher wandernder Mann sagt und tut, hat wahrlich ‚Hand und Fuß’: Selig die Frieden stiften, sie werden Gottes Kinder heißen!
Selig die Barmherzigen, sie werden Barmherzigkeit erlangen. Wie doch Lebenswirklichkeit sich präsentiert, wenn schon diese zwei, Frieden und Barmherzigkeit, den Ton angeben...
Mensch, Christvesperer, da fällt mir doch gleich ein ganzes Bilderalbum oder eine Bilderdatei ein, wo Szenen bewahrt sind, in denen mir Barmherzigkeit widerfuhr, in denen jemand mit mir nach allem Streit wieder seinen Frieden machte. Oder die zweite Seite der Lebensmedaille: Wo ich die Hand zur Versöhnung ausgestreckt habe nach all diesen Schmäh-sms und bösen Worten hintenrum oder direkt ins Gesicht, - wo mich eine Hand sanft streichelte als meine herbe Widerborstigkeit eigentlich für die kleinste Freundlichkeit keinen Raum mehr hatte.
Gottes weihnachtliche Offenbarung löst in Himmelshöhen den Jubel aller Engel und guten Mächte aus, von denen wir – wie Dietrich Bonhoeffer dichtet, wunderbar umgeben sind, - und die, die es wahrlich nicht erwartet hatten, erhalten auf Erden Anteil an der schöpferischen Freude, die Gottes Botschaft auslöst: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden – den Menschen, die guten Willens sind!“
Hirten und Herden haben’s geglaubt, in die Welt getragen, und ob du’s Christvesperer nun glaubst oder nicht, Gottes Wahrheit bleibt Gottes Wahrheit. Gut, dass die Botschaft der Nacht aus Bethlehem noch nicht verdunstet ist, sich kraftvoll und lebensfroh auch zur Heiligen Nacht 2013 zeigt, wieder gelesen, gepredigt und besungen wird, auf dass dem Gott, der ein Menschenfreund ist, vertraut und geglaubt wird.
„Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen“ (Ps 37.5) – auch mit dir; offenbart, erschienen, gepredigt, geglaubt – von Gottes Geist getragen in Gottes Herrlichkeit geborgen: Was für ein Fest und wir mittendrin. FROHE WEIHNACHT!
Choräle:
Je bekannter desto mitsingbarer
„Stille Nacht, heilige Nacht“ - aber bitte alle sechs Strophen