Programmänderung im Kopfkino - Predigt zu Lk 11,5-13 von Olaf Waßmuth

Programmänderung im Kopfkino - Predigt zu Lk 11,5-13 von Olaf Waßmuth
11,5-13

Lukas 11,5-13

5 Und [Jesus] sprach zu ihnen: Wer unter euch hat einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.
9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 11 Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange? 12 Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

 

Liebe Gemeinde,

ich bin gut im Kopfkino: Wenn ich weiß, ich muss ein schwieriges Gespräch führen, spiele ich in Gedanken alles schon mal durch – die ganze Szene: Ich überlege, was ich sagen werde. Ich stelle mir vor, wie der andere reagieren könnte. Leider läuft in meinem Kopfkino oft der Worst-Case-Film, also: ich male mir aus, wie alles schlimmstenfalls ablaufen könnte. Das ist dann nicht immer hilfreich. Sondern manchmal auch ziemlich entmutigend.
Der Psychologe Paul Watzlawick hat pointiert beschrieben, wozu das Kopfkino führen kann. Vielleicht kennen Sie seine „Geschichte mit dem Hammer“: Ein Mann bräuchte einen Hammer, um einen Nagel in die Wand zu schlagen. Er überlegt, einen bei seinem Nachbarn auszuleihen. Aber dann fällt ihm ein, dass der Nachbar ihn im Treppenhaus immer nur flüchtig grüßt. Womöglich mag ihn der Nachbar nicht. Womöglich hält er sich für etwas Besseres. So ein arroganter Typ! Der würde ihm vermutlich kein Werkzeug borgen. Am Ende rennt der Mann ins Treppenhaus, klingelt beim Nachbarn und brüllt ihn an: „Behalten Sie doch Ihren verdammten Hammer!“
Der falsche Film im Kopfkino kann einen Menschen völlig ausbremsen, ja ihn von dem abhalten, was er eigentlich tun möchte und auch tun sollte. Der falsche Film im Kopfkino – der hält Menschen womöglich auch vom Beten ab.

Beten hat ja viel mit dem zu tun, was wir uns vorstellen. Wir sprechen zu einem unsichtbaren Gegenüber. Wir reden dabei oft über Dinge, die uns beschäftigen, obwohl sie erstmal nur in unseren Gedanken existieren. Über Wünsche, Befürchtungen und Phantasien. Welcher Film läuft da ab?

Jesus erzählt im Zusammenhang mit dem Beten drei kurze Beispiele, die davon handeln, wie jemand einen anderen um etwas bittet und damit böse auf die Nase fällt. Wir haben das eben gehört:
Ein Mensch bittet einen Freund spätabends um etwas Brot, um einen unerwarteten Gast zu bewirten. Aber der Freund liegt schon im Bett und hat keine Lust, die Tür nochmal aufzumachen. Ein hungriger Sohn bittet seinen Vater um einen Fisch – aber der gibt ihm eine Schlange. Oder er bittet ihn um ein Ei – und bekommt stattdessen einen Skorpion. Alles Worst case-Fälle, die Jesus als unmögliche Möglichkeit vor Augen malt.
Die drei Beispiele sollen so absurd sein, wie sie scheinen. Jeder erkennt gleich: Dieser Film ist falsch. Es gibt keinen Grund, sich vor einer solchen Situation zu fürchten. Und zwar deshalb nicht, weil die Menschen, die hier handeln, in einer Beziehung miteinander verbunden sind: Freund und Freund; Vater und Sohn. Wer in einer solchen Beziehung steht, kann sich beim Bitten etwas trauen. Der darf ehrlich sagen, was er braucht. Der kann mit Verständnis oder zumindest Loyalität rechnen. Das gilt schon im Zwischenmenschlichen, obwohl – wie am Ende mit einem kleinen Seitenhieb vermerkt wird – Menschen grausam und hart sein können. Um wie viel mehr aber gilt es dann bei Gott!

Gott um etwas bitten:
Vielen Menschen fallen tausend Dinge ein, warum man das gleich sein lassen kann. Beim Stichwort Gebet läuft der Film in ihrem Kopf ab:

  • Es hat noch nie geholfen.
  • Ich rede da bloß mit mir selbst.
  • Ich mache mich lächerlich.
  • Ich kenne die richtigen Worte nicht.
  • Warum gibt es soviel Leid, wenn Gott auf Gebete hören würde?
  • Oder: Warum soll ich beten, wenn Gott doch sowieso schon alles weiß?

Wenn man lang genug in diesen Schleifen denkt, möchte man schreien: Gott, behalt doch deinen Hammer! Oder genauer: Man sagt und bittet nichts. Und natürlich passiert dann auch nichts.
Das Schwerste beim Beten ist – meiner Erfahrung nach – damit anzufangen! Es zu wagen. Das war vermutlich schon zur Zeit Jesu so, aber heute erst recht. Beten ist vielen fremd geworden, unselbstverständlich, mit abschreckenden Bildern und Urteilen behaftet. Wo kommen andere Bilder her?
Ich selbst habe viel gelernt bei den großen alten Lehrerinnen und Lehrern der christlichen Tradition. Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, hat geistliche Übungen entworfen, die auch eine Schule des Gebets sind. Dabei schlägt er vor, sich Jesus möglichst bildlich und konkret als Gegenüber vorzustellen; als den Menschen voller Freundlichkeit und Wohlwollen, dem man rückhaltlos vertrauen kann. Das ist nicht einfach ein Trick. Auch in unserem heutigen Predigttext, der Gebetsermutigung Jesu an seine Jünger, liegt das ganze Gewicht ja auf der Beziehung zu Gott. Gott meint es uneingeschränkt gut mit mir. Besser als jeder Freund. Mindestens so gut wie Vater und Mutter. Wer betet, vertraut sich dieser Beziehung an. Wer betet, ergreift die ausgestreckte Hand Gottes.

Und was passiert dann?
Bei genauerem Hinsehen benutzt Jesus in seinen Beispielgeschichten Bilder und Vergleiche, die uns auch etwas darüber verraten, was das Gebet eigentlich ist. Was es für die, die sich darauf einlassen, bewirkt.

Ein neues Bild fürs Gebet ist das Brot, das ich empfange: Ich weiß nicht, was genau mein Gebet bringt, aber erwarten darf ich: Stärkung.
Ein neues Bild fürs Gebet ist die geöffnete Tür: Ich weiß nicht im Voraus, was mir dahinter begegnet, aber sicher sein kann ich: Es geht weiter.
Ein neues Bild fürs Gebet ist der Geist, der mich erfüllt: Es verändern sich nicht unbedingt die Verhältnisse um mich herum, aber ich gehe neu und anders mit ihnen um.

In solchen Bildern sagt Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern zu: Das Beten lohnt sich.
Weil Gott Gebete erhört. Nicht auf die einfache, scheinbar unmittelbare Weise: in der Erfüllung unserer Wünsche, in der Lösung unserer Probleme. Dass es so einfach nicht ein kann, ist nicht erst eine Erkenntnis unserer Zeit. Das wusste man schon immer. Das weiß auch Jesus.
Gott reagiert auf unser menschliches Beten, wie es der notorischen Liebe eines guten Vaters oder einer guten Mutter für die eigenen Kinder entspricht: In Weisheit, Solidarität und Fürsorge ist er für uns da. Und nicht zuletzt in Geduld. Bei ihm kann man auch mitten in der Nacht noch ankommen und klingeln. Er öffnet die Tür, wenn alle anderen Türen verschlossen sind. Von ihm bekomme ich, was ich zum Leben wirklich brauche.

Jesus will die Programmänderung im Kopfkino:

Das Gebet – es ist kein schwieriges oder riskantes Gespräch. Man kann es wagen. Es ist ganz leicht.
Es braucht keine ausgefeilte Theologie.
Keine angelernten Worte.
Keine aufgeladenen Erwartungen.
Es reicht ein einfaches, spontanes Du.
Und schon läuft ein anderer Film.

Amen.

Vier Fragen zur Predigtvorbereitung an Pfarrer Dr. Olaf Waßmuth

1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Eine volkskirchlich-kleinstädtische Gemeinde, in der viele Gottesdienstbesucherinnen und -besucher sich auch aktiv einbringen. Über die persönliche Glaubenspraxis, insbesondere über das eigene Beten, wird dabei aber selten gesprochen.

2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
Schwierigkeiten mit dem Gebet sind in meiner Erfahrung kein unbedingt aktuelles, aber „zeitloses“ Thema. Die bekannte Watzlawick-Geschichte brachte mich auf die Idee, dass wir uns auch beim Beten oft selbst im Weg stehen. Beflügelt hat mich der Gedanke, dass unsere Beziehung zu Gott unter ähnlichen Kommunikationsstörungen leiden könnte wie manche zwischenmenschliche Beziehung.

3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Entdeckt habe ich, dass Jesus nicht nur Karikaturen enttäuschten Bittens erzählt, um die Befürchtungen seiner Zuhörer*innen zu entkräften. Neben den negativen Zuspitzungen enthält die Perikope auch positive Bilder für das, was ein Gebet sein kann: Brot, das sättigt, eine Tür, die sich öffnet, Geisteskraft, die einen Menschen erfüllt. Diese Bilder führen viel weiter als die Frage der Gebetserhörung, die ich primär mit dem Text verbunden hatte.

4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Ich habe versucht, die oben beschriebene Entdeckung noch nachvollziehbarer zu machen, wohl wissend, dass sie gegenüber meiner ursprünglichen Predigtidee, negative Vorurteile gegenüber dem Gebet als falsche Blockaden zu erkennen, im Grunde einen zweiten Strang darstellt.

Perikope
22.05.2022
11,5-13

Von der Ferne in die Nähe - Predigt zu Lk 23,32-49 von Ralph Hochschild

Von der Ferne in die Nähe - Predigt zu Lk 23,32-49 von Ralph Hochschild
23,32-49

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Der Predigttext für den Karfreitag steht im Evangelium nach Lukas im 23. Kapitel, die Verse 32-49.

32 Es wurden aber auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, dass sie mit ihm hingerichtet würden. 33 Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. 34 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. 35 Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. 36 Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig 37 und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! 38 Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König. 39 Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! 40 Da antwortete der andere, wies ihn zurecht und sprach: Fürchtest du nicht einmal Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? 41 Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. 44 Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, 45 und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. 46 Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. 47 Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser Mensch ist ein Gerechter gewesen! 48 Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um. 49 Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles.

 

Liebe Gemeinde,

“von ferne” müssen seine Freunde, die Frauen und Bekannten, das alles mit ansehen. Hilflos, sprachlos, mit Tränen in den Augen, abseits des wirklichen Geschehens. Wir kennen ihren Schmerz. Wir erinnern uns an den Anfang der Pandemie. Wie Menschen ihren schwer erkrankten Lieben nicht mehr nahekommen durften. Wie sie beim Abschied nur ihr Bild auf einem Tablet vor sich hatten. Hilflos, um Worte ringend, von ferne. Wie gern hätten sie ihre Lieben noch einmal berührt, gehalten, geherzt, gestärkt. Keiner in jenen Tagen, der nicht gefürchtet hätte, dasselbe zu erleiden.
Liebste Menschen zurücklassen und fliehen zu müssen, von ferne hilflos zuschauen müssen, wirft einen untröstlich zu Boden. Von ferne Bangen und Hoffen, wenn jemand hilf- und wehrlos unterworfen ist, einer militärischen Maschinerie, der Brutalität des Krieges, dem Kalkül der Mächtigen, es bricht das Herz.

Nur von Weitem lässt Lukas in seiner Erzählung vom Sterben Jesu die Jünger dabei sein. Die Frauen und Männer, die ihm gefolgt waren, die ihr Leben mit ihm geteilt hatten, die ihre Hoffnungen auf ihn gesetzt hatten. Bei ihm stehen, nicht gehen, im Erblassen, sein Haupt fassen (EG 85,6) - es bleibt ihnen versagt. Erstarrt, verstummt, in schmerzvollem Schweigen, so stelle ich mir sie vor.
Von Weitem nähern wir uns nach fast 2000 Jahren seiner Geschichte und doch ist es, als stünden wir an der Seite der Jünger, ja es kommt mir vor, als seien wir ihnen in den letzten Wochen mit unserer Fassungslosigkeit, unserem Entsetzen, mit unserem Ringen um die richtigen Worte ganz nahe gerückt. Was trägt uns jetzt? Wer gibt unsrem Leben Kraft? Wo finde ich einen festen Grund?

Nur von Weitem und vor allem stumm lässt Lukas Jesu Jünger zu Zeugen seines Sterbens werden. Ausgerechnet Lukas lässt sie alle in der Ferne stehen, dem so viel an den Augen- und Ohrenzeugen der Geschichte Jesu, dem so viel an ihrer Nähe zu Jesus, dem so viel an der Zuverlässigkeit ihrer Überlieferungen liegt. Er hält sie auf Distanz.
Mit der Distanz der Augenzeugen schafft Lukas einen Raum für sich. Zum Nachdenken, zum Deuten, zum eigenen Erzählen. Aus unserer Erfahrung wissen wir: Von ferne zusehen müssen - das ist quälend. Wir wissen aber auch: Distanz tut manchmal gut und ist erhellend. Der Blick vom Mond hat unser Bild der Erde verändert. Wenn sie im Weltall so herrlich in blauen, grünen und weißen Farben leuchtet, spüren wir: Die Menschen haben keinen anderen Ort in diesem Universum, um friedvoll miteinander zu leben. Wenn ich dieses Dorf mit seiner kleinen Kirche, oben vom Südhang des Belchen so unendlich schön und friedlich in diesem Tale liegen sehe, dann ahne ich, was für ein besserer Ort unsere Welt doch sein könnte und eigentlich sein müsste. Und ich höre nicht auf zu glauben, dass sie das auch werden kann.

Mit der Distanz der Augenzeugen eröffnet Lukas einen Horizont für sich, um Sinn in diesem grausamen Geschehen zu finden. Und jetzt kann er seine Geschichte vom Sterben Jesu erzählen, seine Deutung der Geschichte kann er nun weitergeben, uns und alle, die von ferne stehen, will er auf festen Grund stellen, zu festen Schritten ermutigen, wo doch die Augenzeugen schweigen.

Einen Moment ist es noch still auf Golgatha. Das Sirren der Seile, mit denen die Verurteilten aufs Kreuz gezogen wurden, es ist verklungen. Die Hammerschläge, die die Querbalken am Kreuzesstamm verankerten, sie sind verhallt. Drei Übeltäter, drei Kreuze, das Publikum schaut schweigend zu. Was ist es, das Lukas uns jetzt hören lässt?

Wir hören erste Stimmen. Die Stimmen der Mächtigen. Grell gellen sie in unseren Ohren. Stimmen, die keine Rettung suchen. Stimmen, die sich rechtfertigen müssen vor ihrem Volk. Für den Rechtsbruch und das rücksichtslose Durchpeitschen ihrer Interessen. Und wir haben sie so satt: “Rettet er sich nicht selbst, dann wird er niemand helfen können.” Es ist die billige Logik des “Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott”, mit der sie sich aus ihrer Verantwortung schleichen.
Wir hören die Stimmen der Soldaten, spottend wie sorglose Kinder. Sie verstehen nicht, wie ihre Worte verletzen und verwunden: “Bist du der König der Juden, so rette dich selbst!”
Wir hören eine verbitterte, verzweifelte Stimme. Ein verpfuschtes Leben, das nichts mehr zu erwarten hat und nichts mehr hoffen mag. Ein verlöschendes Leben, das sich nur noch zynisch die Witze der eigenen Peiniger zu eigen machen kann. “Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns!”

“Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.” Sie wissen es nicht. Sie verstehen Jesus nicht.

Eine andere Stimme drängt sich uns ans Ohr. Eine beeindruckende Stimme spricht mit Ernst und Würde. Ich spüre ihre Kraft, wie sie den unschuldigen Gerechten jetzt verteidigt: “Dieser hat nichts Unrechtes getan.” Ich höre die große innere Stärke dieser Stimme. Ihre ehrliche Bilanz eines verpfuschten Lebens. Ich höre eine Stimme, die genau weiß, auf wen sie ihre Hoffnung richten wird. “Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!”. Und ich höre die Stimme, die entlastet: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Eigentlich ein Wunder. Der sein Leben fern von Gott gelebt hat, kommt ganz in seine Nähe. Der sich so unfromm durch sein Leben geschlagen und geprügelt hat, er lernt die Sprache des Gebets. Der als Ausgestoßener gelebt hat, stellt sich zu den Vielen, denen Jesus schon geholfen hat. Sein kaputtes Leben, am Ende wird es doch noch heil.

Sie laden uns ein, diese beiden letzten Stimmen, die Lukas zu uns sprechen lässt. Zu den Unschuldigen zu stehen, zu uns zu stehen, auch mit unserem Scheitern, zuletzt: unsere Hoffnung ganz auf Gott zu setzen und auf sein Wort zu vertrauen.

Die Todesstunde naht. Finsternis zieht auf und der Vorhang des Tempels reißt. Zwei dramatische Zeichen. Was an diesem Ort geschieht, es wird für alle Welt bedeutsam werden: Noch einmal bäumt sich der Leib des Sterbenden und ruft: “Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!”

Unwillkürlich denke ich an jenes “Es ist vollbracht” aus dem Evangelium nach Johannes. Ja, jetzt hat Jesus sein Werk vollbracht. Er hat dem Spott und dem Leiden widerstanden. Er hat für die, die ihm unrecht tun, gebetet. Er hat dem Hilfesuchenden am Kreuz geholfen. Jetzt kann er loslassen. Jetzt kann er gehen. Mit einem Wort aus dem 31. Psalm auf den Lippen birgt er sich in Gottes Hände und weiß: “Du hast mich erlöst, du treuer Gott”. “Meine Zeit steht in deinen Händen.” (Ps 31, 6.16)

Jeder spürt die Kraft in diesen Worten. Wer Jesus ist, es wird hier für alle Menschen offenbar. “Fürwahr, dieser Mensch ist ein Gerechter gewesen!”. Das sagt keiner, der ihm menschlich nahesteht. “Fürwahr, dieser Mensch ist ein Gerechter gewesen!” - das erkennt der römische Zenturio, der Chef des Hinrichtungskommandos, der Vorgesetzte der spottenden Soldaten. Selbst er spürt: “Fürwahr, dieser Mensch ist ein Gerechter gewesen!” - Gottes Kraft bleibt und wirkt in Jesus. Weil er für die bittet, die ihm Unrecht tun. Weil er duldend und wartend dem hilft, der ihn um seine Hilfe bittet. Weil er sich nicht auf seine Kraft verlässt, sondern alles seinem Vater anvertraut.

Keinen lässt dies unberührt. „Als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten um.“ Der Schlag an die Brust. Er gibt dem Hauptmann recht: “Fürwahr, dieser Mensch ist ein Gerechter gewesen!”. Die Menschen brechen auf mit dieser Geste und Lukas' Geschichte geht mit ihnen auf den Weg. Aus der Nähe des Kreuzes zu denen, die von ferne stehen und weiter bis zu uns. Dass sich auch jetzt Menschen Jesus anvertrauen können. Gottes Kraft in ihm jetzt spüren können. Und von ihr gestärkt durchs Leben gehen und vertrauen: Er macht es gut. Amen.

Vier Fragen zur Predigtvorbereitung an Dr. Ralph Hochschild

1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Ich denke zunächst an die Menschen einer kleinen Gemeinde im südlichen Schwarzwald, wo ich am Karfreitag predigen werde. Wer die Landschaft, in der das Dorf und seine Kirche liegen, sowohl „aus der Nähe“ [im Tal] und „aus der Ferne“ [von den Höhen] auf sich wirken lässt, wird Unterschiedliches wahrnehmen. Die Gottesdienstbesucher, die ich mir vorstelle, teilen in diesen Tagen mit vielen meiner Schülerinnen und Schülern Entsetzen, Trauer und Ratlosigkeit über den Krieg in der Ukraine, der „in der Ferne“ stattfindet, ihnen aber doch so nahekommt und -geht.

2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
Wie wir heute stehen „alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren“. Mich hat beschäftigt: Welche Chancen bietet die Distanz, um das Geschehen zu deuten? Und: Wie kommt das, was in der Distanz ist, seien es um die 2000 Meter oder ca. 2000 Jahre, Menschen nahe?

3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Beim ersten (Wieder-)Lesen der Geschichte bin ich an dem kleinen Epilog der Kreuzigungserzählung hängengeblieben. Bei Lukas sehen „alle seine Bekannten“ (und nicht nur die Frauen) „von ferne“ zu. Das fand ich bemerkenswert, weil Lukas eigentlich viel an den Augenzeugen, ihrer Nähe zu Jesus und an ihrer Überlieferung liegt. Wie kommt das, was man „von ferne“ wahrnimmt, einem „nahe“?

4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Die Präzisierung des Verhältnisses von Nähe und Distanz. „Aus der Ferne“ zusehen zu müssen kann quälend sein, Distanz bietet aber auch die Chance, Dinge und Geschehnisse anders wahrzunehmen und zu deuten. M.E. geschieht dies in der lukanischen Erzählung, vor allem in den Wortwechseln der Kreuzigungserzählung.

Perikope
15.04.2022
23,32-49

Guter Hoffnung! - Predigt zu Lk 1,26-38 (39-56) von Anita Christians-Albrecht

Guter Hoffnung! - Predigt zu Lk 1,26-38 (39-56) von Anita Christians-Albrecht
1,26-38 (39-56)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott und von unserem Heiland und Bruder Jesus Christus. Amen.

Solche Geschichten gibt es immer noch, liebe Gemeinde. Eine Jugendliche hat mir gerade wieder eine erzählt: Die Geschichte von Vanessa Hudgen, dem großen Star von Highschool Musical. Sie hat geschafft, wovon viele träumen. Kommt aus ärmlichen Verhältnissen und ist nun Hollywood-Star. Vanessa Hudgen – Aschenputtel – Julia Roberts als Pretty Woman: In all diesen Geschichten passiert etwas Wunderbares: Das Leben eines Menschen verläuft auf einmal ganz anders, als man es erwartet.
Eine sehr alte Version dieses bekannten Themas steht in der Bibel. Ich meine die Geschichte von Maria. Maria – wer ist das eigentlich? Eine ganz normale junge Frau aus Nazareth, einer kleinen Stadt in Galiläa. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen. Und wie das damals so war, hat man sich etwas überlegt: Maria könnte doch gut den Josef heiraten. Der hat Zimmermann gelernt und ist keine schlechte Partie. Maria wird man nicht gefragt haben. Was sie als junge Frau denkt und fühlt und träumt, spielt keine Rolle. Aber dann passieren auf einmal seltsame Dinge: Maria sieht einen Engel. Heutzutage würde sie vielleicht in der Psychiatrie landen. Das bleibt ihr erspart. Aber es bleibt ihr nicht erspart, dass sie schwanger wird. Ohne dass sie verheiratet ist. Das Ansehen verspielt, die Achtung von vielen verloren. Ein Skandal! So war das damals. Und es kommt noch schlimmer: Was erzählt diese Maria da? Ein Kind von Gott, ganz ohne Mann? Wer’s glaubt, wird selig! Ja, Maria hat eine Begegnung mit einem Engel. Der spricht sie an, wie sie noch nie jemand angesprochen hat: Sei gegrüßt, Maria, der Herr ist mit dir; er hat dich zu Großem ausersehen! Was für eine Begrüßung!
Ich denke, so ein Gruß bedeutet eine ganze Menge. Wenn ich freundlich und herzlich begrüßt werde, wenn ich merke, dass sich jemand wirklich freut, mich zu sehen, dann hat das meistens eine sehr positive Wirkung auf mich. Und genauso kann es niederschmetternd und deprimierend sein, wenn man mich gar nicht grüßt oder mit einem unfreundlichen Tag! abspeist. Ein freundlicher Gruß kann sogar Leben retten. Davon erzählt die Literaturprofessorin Yaffa Eliah: von einem Danziger Rabbiner, der bei seinen täglichen Spaziergängen regelmäßig den deutschen Arbeiter Herrn Müller trifft und ihn immer mit Guten Morgen, Herr Müller! grüßt. Jahre später wird der Rabbiner nach Auschwitz deportiert und steht auf der Selektionsrampe. Er hört die Stimme, die einteilt, schon von weitem: Rechts, links, rechts, links, links … – Vorne angekommen, sieht er dem Mann mit den weißen Handschuhen ins Gesicht. Guten Morgen, Herr Müller! hört er sich sagen – und den anderen antworten: Guten Morgen, Herr Rabbiner! Was machen Sie denn hier? – Und die weißen Handschuhe zeigen nach rechts – zum Leben. Das war die Macht des Guten-Morgen-Grußes! hat der Rabbiner später immer wieder gesagt.

Sei gegrüßt, du Begnadete! Das bedeutet so viel wie: Gut, dass du da bist! Gut, dass es dich gibt! Ich stelle mir vor, dass Maria so etwas noch nicht erlebt hat: Solch einen Gruß, eine so herzliche Botschaft. Und dass sie auf einmal Zuversicht spürt und Energie, Vertrauen und Selbstvertrauen. Da sagte Maria: Ich gehöre dem Herrn, ich bin bereit. Es soll an mir geschehen, was du gesagt hast. Enorm, was der Zuspruch des Engels erreicht. Aber es geht noch weiter: Maria besucht ihre Cousine Elisabeth. Auch sie erwartet ein Kind. Auch sie hat schlimme Zeiten hinter sich. Sie wurde und wurde nicht schwanger. Das war eine Schande im damaligen Israel und wurde entsprechend kommentiert und betuschelt.
Auch von ihr wird Maria auf eine ganz besondere Art und Weise begrüßt: Gesegnet bist du von Gott, ruft Elisabeth ihr zu, auserwählt unter allen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Ave Maria! Auch hier Zuspruch und Ermutigung. Elisabeth freut sich mit Maria über ihr besonderes Kind. Sie verstärkt das, was der Engel gesagt hat. Und auf einmal kann Maria annehmen, was mit ihr passiert. Auf einmal weiß sie: Gott ist bei mir. Er gibt mir Kraft. Er macht aus mir, einer kleinen mutlosen Frau, auf die die Leute mit Fingern zeigen, einen starken und wichtigen Menschen, der eine Aufgabe hat: Zu sagen, wie Gott sich diese Welt vorstellt.
Die Worte, die Maria dann sagt, sind bekannt und berühmt. Ganz oft hat man sie vertont: Mein Herz preist den Herrn, alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter! Er stürzt die Mächtigen vom Thron und richtet die Unterdrückten auf. Den Hungernden gibt er reichlich zu essen und schickt die Reichen mit leeren Händen fort. Das Magnificat. Der Engel war wichtig. Keine Frage. Aber auch Elisabeth. Ihre Nähe, ihre Worte lösen Maria aus ihrer Starre. Ihre Anerkennung setzt in Maria Kräfte frei. Wenn ich Sie jetzt fragen würde, würden Sie es mir bestätigen? Dass es auch in Ihrem Leben solche Begegnungen gab. Begegnungen, die Sie und Ihr Leben verändert, Sie zu dem gemacht haben, was Sie heute sind. Begegnungen, die vielleicht auch dazu führten, dass Sie sich engagieren, gegen Unrecht und Gewalt Ihre Stimme erheben?

Maria und Elisabeth sind schwanger. Beide sind ‚guter Hoffnung‘! Ein wunderbarer Ausdruck für eine Schwangerschaft – für die Vorfreude, den Blick nach vorne, die Aussicht, dass sich etwas ändert. Das ist eigentlich Advent, oder? Guter Hoffnung sein. Schwanger gehen – auch die Männer – mit einer großen Erwartung. Mit der Erwartung, dass sich etwas ändert. Auch über unseren persönlichen Horizont hinaus. Ich denke, diese tiefe Sehnsucht nach Veränderung spüren viele in diesen Tagen. Sie führt dazu, dass wir uns mit Weihnachten so viel Mühe machen. Wenigstens an diesen wenigen Tagen soll es anders sein, friedlicher, harmonischer, Sinn-voller.
Maria ist überzeugt, dass es irgendwann anders sein wird. Sie spürt es schon in ihrem Bauch. Auch wenn es noch verborgen ist. Und sie erlebt, was viele erleben, die ‚guter Hoffnung‘ sind: Dass die Welt sich schon jetzt verändert, weil sie in Zukunft eine andere sein wird. Der Lobgesang der Maria enthält den Sprengstoff der Hoffnung. Deshalb klebten die Menschen übrigens Marienbilder an die großen Tore der Werft in Danzig. Damals, 1980, als die freie Gewerkschaft Solidarnosc im Widerstand gegen das kommunistische Regime gegründet wurde.

Und heute?

Ich stelle mir vor, dass Lisa von Maria hört. Ihr graut vor Weihnachten. Im September ist ihre Enkeltochter gestorben. An ihrem dritten Geburtstag. Plötzlicher Kindstod. Ohne Erklärung. Der Heilige Abend ohne die Kleine. Wie sollen sie das schaffen? Nein, sie wird wohl keinen Tannenbaum aufstellen.
Ich stelle mir vor, dass Amira von Maria hört. Ihr Sohn ist 2015 nach Deutschland gekommen. Aus Syrien, wo er nicht mehr sicher war. Sie freut sich. Er hat die Sprache gelernt, studiert inzwischen, ist glücklich mit seiner Freundin. Sie skypen und whatsappen – natürlich. Aber manchmal zerreißt die Sehnsucht nach ihrem Kind ihr fast das Herz. Sechs Jahre ist es her seit ihrer letzten Umarmung. 10 Jahre Krieg und Unterdrückung in Syrien. Wie lange soll das noch dauern?
Ich stelle mir vor, dass Lea von Maria hört: Wird sich wirklich etwas ändern? Seit drei Jahren engagiert sie sich für Fridays for Future. Es muss sich doch was ändern, wenn die Welt nicht untergehen soll! Warum begreifen die Menschen das nicht? Und nun Glasgow? Das ist doch alles weit entfernt von dem, was nötig ist.

Maria, der Engel und Elisabeth – was richten sie aus im Dezember 2021?

Auch unsere Wirklichkeit wird manchmal angerührt. Von einem Wunder, von einem Traum, von Ermutigung – durch Gott und andere Menschen. Das hat Maria erlebt. Ihre Begegnung mit der himmlischen Macht und der Zuspruch durch Elisabeth haben ihr Kraft gegeben, haben ihr Mut gemacht.
Lisa, ich weiß, wie dir zumute ist, würde sie deshalb vielleicht sagen. Aber du bist nicht allein. Gott schickt dir Menschen, die dir zuhören. Die mit dir gemeinsam weinen und irgendwann wieder lachen.
Und ihr, Amira und Lea: Ja, noch ist es nicht so. Noch lassen Gerechtigkeit und Frieden auf sich warten. Aber die neue Welt Gottes kommt! Gebt die Hoffnung nicht auf. Und während ihr wartet, könnt ihr schon helfen, dass sie spürbar wird.  
Gott kommt in unsere Welt. Für Maria ist das konkret. Sie ist schwanger. Gott wird Mensch. Die Liebe wird zur Welt kommen. Amen.

Vier Fragen zur Predigtvorbereitung an Pastorin Anita Christians-Albrecht

1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Vor Augen habe ich Menschen, die durch die gegenwärtige (Corona-)Situation sehr verunsichert sind und ihre Gefühlslage als ‚mütend‘ (eine Mischung aus Erschöpfung und Wut) empfinden. Die Botschaft von der Hoffnung zu vermitteln, erscheint mir in diesem Jahr nicht leicht. Marias Geschichte bietet sich deshalb nach meiner Einschätzung an, um mitzugehen, zu erleben und (vielleicht neu) zu hoffen. Dazu möchte ich einladen.

2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
‚Guter Hoffnung sein‘ – einmal mehr erlebe ich diesen Ausdruck als eine wunderbare Beschreibung für den Advent und die Veränderung von Menschen (und Welt) durch die Hoffnung auf eine andere Zukunft. Die Welt verändert sich schon jetzt, weil sie in Zukunft eine andere sein wird (und weil Gott und andere Menschen mir das zusagen) - das ist der homiletische Schlüsselsatz meiner Predigt.

3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
An dem Zusammenspiel von ‚himmlischer' und ‚irdischer' Ermutigung werde ich sicher noch weiterdenken. Lk. 1, 26ff. hat mir noch einmal deutlich gemacht, dass der Zuspruch und die Akzeptanz durch den Engel und die Anerkennung und Ermutigung durch Elisabeth einander ergänzen und befruchten. Beide Begegnungen zusammen schenken Maria Kraft für das, was kommt, so dass sie am Ende sogar das Magnificat singen kann.

4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Die sorgfältige und ausführliche Redaktion durch meinen Predigtcoach war mir eine große Hilfe. Zunächst war mir die Anregung wichtig, insgesamt noch ein wenig zu konzentrieren und zu kürzen. Und wieder einmal hat sich gezeigt: Konzentration tut einer Predigt immer gut. Sehr gewinnbringend fand ich die genaue Beschäftigung mit Begriffen: Was ist Hoffnung? Was ist Sehnsucht? Bei der Hoffnung liegt der Fokus auf der Erfüllung; bei der Sehnsucht auf der Diskrepanz zur Realität. Maria trägt die Hoffnung schon in sich; die Hoffnung hat Aussicht, zur Welt zu kommen.


 

Perikope
19.12.2021
1,26-38 (39-56)