Bäume, die dem Tsunami trotzen – Predigt zu Epheser 4, 11- 16 von Ulrich Kappes
Vor dem Verlesen des Predigttextes möchte ich zwei Bemerkungen voraus schicken.
Einmal: So schwer verständlich der Text beim Hören auch sein mag, so intensiv sind zwei Bildworte in ihm, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollten: das Bild des Leibes für die Kirche und das Bild vom Wind, der Wogen hervorbringt, die alles vor sich her treiben. Vielleicht hören Sie beides beim Vorlesen schon heraus.
Zum anderen: Der Epheserbrief stammt nach Ansicht der meisten Bibelwissenschaftler nicht von dem Apostel Paulus. Er ist „nachpaulinisch“. 1Wenn wir also gleich hören werden, dass Christus in seiner Gemeinde Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer einsetzt, so spannt der Verfasser den Bogen von der Entstehung der Kirche bis in seine Gegenwart hinein. In seiner Gegenwart gab es nur noch „Evangelisten, Hirten, Lehrer“. Wie ist das zu begründen? In einem sehr späten Brief des Neuen Testamentes, im 2. Timotheusbrief (4,5), heißt es Timotheus gegenüber: „Verrichte das Werk des „Evangelisten“. Die Ehrentitel „Apostel“ und „Propheten“ waren nur den Augenzeugen Jesu und Paulus vorbehalten.2
Epheser 4, 11–16
Und er hat einige als Apostel gesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erneuert werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von einem jedem Wind der Lehre bewegen und umher treiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen. Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am anderen hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe.
Ein Schlüsselwort des Briefabschnittes ist das Wort, das gleich am Anfang steht. Luther hat es mit „zurüsten“ übersetzt: „Und er – Christus - hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern, dass die Heiligen zugerüstet würden …“ Greift man zum Wörterbuch, so gibt es hier für das griechische Wort mehrere Übersetzungen. An Stelle von„zurüsten“ ist als Übersetzung „würdig machen“, „einen Menschen zur Würde erziehen“, „ihn lehren, würdig sein Schicksal zu tragen“3 möglich. Die Apostel und Propheten der Urgemeinde sowie die Evangelisten, Hirten und Lehrer der damaligen Gegenwart sollten Christen mit Würde ausstatten. Es geht, so das Thema des zweiten Pfingsttages, um uns und die Kirche, die wir gemeinsam in dieser unserer Welt vertreten. An diesem Pfingsttag ist die Rede von dem einzelnen Christen als Teil des Ganzen, das die Kirche ist.
Als erstes trage ich einige Gedanken zu dem Thema „zurüsten“, einen Menschen anleiten, „würdig“ zu leben vor.
„Evangelisten, Hirten und Lehrer“. Die Benennungen haben sich in unserer Zeit gewandelt. Wir sprechen heute von den Pfarrerinnen und den Pfarrern, den Predigerinnen und den Predigern. Christus, so die feste Überzeugung des Epheserbriefautors, beruft immer von neuem Menschen zur Zurüstung seiner Gemeinde. Die Voraussetzung für eine Zurüstung der Gemeinde war nicht die Ordination im heutigen Sinn, sondern die einfache Handauflegung. Uns allen wurde zur Taufe und Konfirmation die segnende Hand aufgelegt. Darum kann eine jede und ein jeder von uns einen anderen „zurüsten“, ihm helfen und raten, wie er sein Leben in Würde trägt.
Der Epheserbrief betont, dass es in der Kirche kein anderes Haupt als Christus gibt. Versuche ich die Konsequenz aus diesen Worten zu ziehen, so gilt, dass Zurüstung unter einer Art Autoritätsvorbehalt steht. Christus ist das Haupt der Kirche, nicht ein Mensch. Das bedeutet, dass keiner den anderen „von oben herab“ zurüsten kann. Christus ist unsere Autorität, unter die wir uns beugen, nie aber ein Mensch.
Wenn wir zugerüstet werden und diese Zurüstung etwas bewirkt, so sollten wir gerade am Pfingstfest daran denken, dass sie „im Geist“ geschieht. Der Verfasser des 1. Timotheusbriefes beschreibt aus seiner Sicht, was dieser Geist an uns verrichtet. „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim 1,7) Die Tugend, die in uns zum Leben erweckt wird, ist die Besonnenheit. Gottes Geist und unsere Besonnenheit gehören zusammen. Gott will nicht, dass es bei einer Zurüstung nach dem Prinzip: „Friss Vogel oder stirb!“ geht. Der Gottesgeist leitet uns vielmehr zu einer prüfenden Besonnenheit an. Was der Besonnenheit und Vernunft zuwiderläuft geht, kann nicht mit dem Geist Gottes zusammengehen.
Der Epheserbriefverfasser warnt davor, dass wir uns „von jedem Wind einer Lehre bewegen und umtreiben lassen“. – Das ist der zweite Teil der Predigt.
Ich möchte das in einer kleinen Parabel erläutern.
Stellen wir uns einen Schwimmer vor. Das Schwimmen gehört zu seiner täglichen Arbeit. Der See, in dem er schwimmt, liegt an Berghängen, von denen her unberechnet Fallwinde herunter kommen. Sie treffen aus verschiedenen Richtungen auf den See, lassen hohe Wellen entstehen und werfen den Schwimmer aus der Bahn. Sie haben die Kraft eines lokalen Szunamis.
Der Schwimmer kennt das, deshalb hat er sich Baumstämme geholt, sie angespitzt und in den Treibsand des Sees gerammt. Das macht er Zeit seines Lebens. Warum macht er das? Kommt ein Wind auf und treibt ihn mit den Wasserwogen hin und her, dass er sich zu verlieren droht, so versucht er sich mit aller Macht an so einen Baumstamm heranzuarbeiten. Dort macht er sich fest und übersteht den Wind und seine gefährlichen Wellen. Ich verstehe die Parabel so: Der Mann arbeitet unablässig daran, sich Halt und Hilfe zu schaffen. Die Baumstämme und das Einbringen der Baumstämme stehen für die Zurüstung durch die Bibel. Die Schrift täglich lesen, sie hineinzutragen in unser Leben, bedeutet Halt zu finden oder einfach zu wissen, wo es Halt gibt. Es gibt den Halt nur hier und nur so. Das Zugerüstet-Werden ist wie das Erlernen einer Sprache. Wer die wichtigen Vokabeln nicht immer erneut wiederholt, wird die Sprache nicht erlernen.
Stelle ich mit diesen Worten ein Ideal vor unsere Augen, das wir nicht erfüllen können? Wo ist die Zeit dafür in dem umfangreichen Aufgabenbereich, der uns täglich in Anspruch nimmt, die Schrift und eine Auslegung der Schrift zu lesen und zu bedenken? Habe wir für eine Zeit der Bibellektüre und einer Auslegung dazu, da wir alle Anstrengung brauchen, um den Alltag zu bewältigen?
Die Parabel vom Schwimmen in einem unberechenbaren See und das Einbringen der Stämme in den See will sagen, dass wir es schlicht brauchen, immer und immer von neuem, uns zu dem durchzuarbeiten, was uns Halt bringt. Es ist keine Moralpredigt, sondern die Anleitung, wie wir im Glauben bleiben.
Schließlich drittens. Unser Predigttext wird von einem Bild beherrscht, das bisher in der Predigt nur angeklungen ist. Es prägt den ganzen Epheserbrief, es durchtränkt ihn sozusagen, es ist der Schlüssel zu ihm. Am Ende unseres Predigtabschnittes heißt es: „Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe … und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am anderen hängt.“
Die Kern der Botschaft lautet: „Christus hat den ganzen Leib zusammengefügt“.
Was heißt das? Ich sage zuerst, was des nicht heißt: Die Aussage des Epheserbrief-Autors ist nicht, dass wir „wie ein Leib sind“. Das hörten wir vorhin in der Epistel. Es ging darum, dass wir uns mit unseren unterschiedlichen Begabungen wie ein Leib verstehen sollen, bei dem jedes Organ gebraucht wird.
Der Epheserbriefautor und Schüler des Paulus schreibt aber vielmehr, dass die Kirche ein Leib ist. ‚Christus hat diesen Leib geschaffen und von Christus her wird der ganze Leib zusammengefügt’. Er greift damit auf, was er schon ganz am Anfang seines Briefes schrieb: Gott gab uns Christus, das Haupt der Kirche, die sein Leib ist. (1,23) Was ist die Kirche? Der Epheserbrief antwortet: Sie ist ein spiritueller und dabei wirklicher Leib, der sich über die ganze Erde erstreckt.
Nur eines will ich zu diesen Worten sagen, die in die Auslegungsgeschichte als das Mysterium des Leibes Christi eingegangen sind.4 Die erste und wichtigste Folgerung aus dem eben Gesagten ist: Weil Christus die Kirche geschaffen hat als seinen Leib und ihn als Kirche in unserer Welt erbaut (1,11), wird diese Kirche nie vergehen.
Und es heißt zweitens, dass wir, die wir von ihm zusammen gefügt werden, immer wieder zusammengebracht werden
Ist das bloße Utopie, der übliche christologische Schluss nahezu jeder Predigt: Es wird stereotyp alles bei Christus abgeladen, ‚der es schon ohne uns schon richten wird’? Verkünde ich jetzt „das Evangelium“, was für uns immer wieder ein gemächliches Zurücklehnen bedeutet? Wo ist denn, bitteschön, eine konkrete Erneuerung in den Kirchen unserer Erde?
Am vergangenen Sonntag ging der Katholikentag zu Ende. Die Gläubigen forderten mit großem Nachdruck, dass in einer konfessionsverschiedenen Ehe auch der Nicht-Katholik das Abendmahl empfangen dürfe. Ein großer Teil der deutschen Bischöfe befürwortet das, was vor zehn Jahren noch undenkbar war. Der österreichische Priester Gotthold Hasenhüttl wurde aus der katholischen Kirche exkommuniziert, weil er während des ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin auch Protestanten das Abendmahl reichte. Einen Kommunionsausschluss gab es bei dem Kirchentag in Münster zum Abschlussgottesdienst am 13. Mai jedenfalls nicht mehr.
Nachdem sich vor wohl drei bis vier Wochen abgezeichnet hatte, dass es nunmehr eine Mehrheit innerhalb der Bischöfe für eine Änderung der bisherigen Praxis gebe, schrieben einige Bischöfe um den Kölner Kardinal Woelki, der Papst möchte ein Machtwort sprechen. Der Papst antwortete aber, dass er das nicht tun werde, sondern die deutsche Bischofskonferenz zu entscheiden und das Machtwort zu sprechen habe.
Ist es Christi Geist, der vor unseren Augen auch heute am Werk ist und langsam und behutsam die Kirche, in diesem Fall die katholische Kirche, verändert?
Wie es der Abendmahlsstreit in der katholischen Kirche auch ausgeht, so stehen unübersehbar die die Zeichen auf Veränderung. Der Christusgeist ist da und erneuert uns, jede und jeden. Das ist kein billiger Schluss, sondern die Hoffnung, an die wir glauben wollen. Erkennbare Zeichen hinterlässt, so meine ich, Gottes Geist auch in unseren Tagen.
AMEN
ANMERKUNGEN
1 I „Da der Kol nicht von Paulus stammt, gilt das erst recht für den Eph“ – Günter Baumbach in: Die Bibel mit Erklärungen, Berlin und Altenburg 1989, S. 378.
2 I „Für den realen Verfasser des Eph ist zumindestens das Amt des Apostels eine vergangene Größe.“ Gerhard Sellin: Der Brief an die Epheser, Göttingen 2008, S. 339.
3 I Nach Gerhard Delling, in: Artikel „artios“, ThWb, 1. Band, Stuttgart 1933S. 474 ff.
4 I Eine Darstellung der theologischen Komplexität der Leib-Christi-Thematik gibt Karl Martin Fischer: Tendenz und Absicht des Epheserbriefes, Berlin1973, S. 48–78.
Link zur Online-Bibel
„Heute ist hier der Teufel los!" - Predigt zu Epheser 6,10-17 von Johannes Block
„Heute ist hier der Teufel los!" Dem verdienstvollen Küster platzte der Kragen. Nach einem langen Festgottesdienst mit Kirchenmusik und Abendmahl warteten im Kirchenportal zwei Tauffamilien auf den Taufgottesdienst, der im Anschluss stattfinden sollte. Irgendwie war der Taufgottesdienst zwischen den vielen Terminen der Woche untergegangen. Nun musste schnell das Taufbecken geschmückt, die Taufkanne und die Taufkerzen bereitgestellt werden. Während die vielen Besucher des Festgottesdienstes zum Ausgang drängten, suchten die beiden Tauffamilien mit Kinderwagen und großem Anhang ihre Plätze. Im Gewühl des Kirchenschiffes schoss es aus dem Küster heraus: „Heute ist hier der Teufel los!"
Alle Umstehenden mussten herzlich schmunzeln! Mitten in einer Kirche, zwischen Fest- und Taufgottesdienst, lag ein besonderer Witz in der dahingeworfenen Floskel, die den Teufel wie an die Wand malte. Natürlich meinte der gehetzte Küster den unerwarteten Betrieb und Trubel in der sonntäglichen Kirche.
Doch zugleich hat der Ausruf des Küsters den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Glaube mitten in der Kirche hat es mit einem Kampf zu tun - mit einem Kampf auf Leben und Tod wegen der „listigen Anschläge des Teufels" (Eph 6,11). Wer es mit dem christlichen Glauben zu tun bekommt, der steht mitten auf einem Kampfplatz.
„Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels" (Eph 6,11), heißt es im Wort der Bibel für die Predigt am heutigen Sonntag. Darin hören wir, sagt Martin Luther, „dass wir Christen sollen Krieger sein, und dass unser Stand kein müßiger ist, bei dem sich ruhig schlafen ließe". Der christliche Glaube ist keine behagliche Aue. Er ist ein Kampfplatz zwischen den Gewalten, zwischen der teuflischen und der göttlichen Macht.
Gleichwohl suchen viele Menschen gerade in der Kirche so etwas wie Frieden und Harmonie und eine möglichst konfliktfreie Atmosphäre. Man sehnt sich nach einer Ruhezone vom Alltag ohne teuflische Herausforderungen und Konflikte.
Es ist eine große innere Gefahr für die Kirche, wenn der christliche Glaube zu einer Verlängerung der behaglich gewärmten und ordentlich aufgeräumten Wohnstube wird, in der nichts die Ruhe am Sonntag stören darf. Denn nicht die behagliche Aue, sondern der Kampfplatz ist die wahre Situation des Christenmenschen. Ein Christenmensch lebt zwischen den Fronten und Gewalten. „Der Mensch ist ein Reittier", sagt Martin Luther, „entweder wird er von Gott oder vom Teufel geritten."
1. Die teuflische Macht (Eph 6,10-13)
Das Wort aus dem Brief an die Epheser, das wir in der Predigt miteinander bedenken, spricht völlig unverkrampft von den „listigen Anschlägen des Teufels" (V 11) und den „bösen Geistern unter dem Himmel" (V 12). Es schwingt eine mythische Redeweise und Bildersprache mit, die wir heute nicht einfach nachsprechen und nachvollziehen können. Zwischen der Abfassung des Briefes an die Epheser und unserer Zeit liegen immerhin zwei Jahrtausende.
Doch die Sprachbilder der alten Zeit sind nicht einfach naiv. Sie stellen nicht etwas in den Raum, was es nicht gibt. Das wäre Illusion wie in einer Bühnenshow. Vielmehr machen die alten Sprachbilder sichtbar, was unsichtbar ist. Das ist die Kunst des Sprache und ihrer Bilder. Nach dem Brief an die Epheser ist der Teufel kein „Gegner aus Fleisch und Blut" (V 12), sondern eine unsichtbare Macht, die die menschlichen Kräfte weit übersteigt.
Es gibt einige Kunstwerke in dieser Kirche, die die unsichtbaren teuflischen Mächte zu versinnbildlichen und sichtbar zu machen versuchen. So sitzen im Unterbau des Taufbeckens aus dem 15. Jahrhundert kleine Bestien und Dämonen, die hinaufkriechen und den Täufling bedrohen. Bereits mit der Taufe wird deutlich: Der christliche Glaube ist kein Müßiggang.
Des Weiteren finden sich Fratzen und Drachen als Kapitelle und Schlusssteine im Mauerwerk dieser Kirche. Fratzen und Drachen versinnbildlichen, welche Gewalten und Mächte Menschen bedrohen und beherrschen können.
Man könnte all die Dämonen und Fratzen als alte Kunst und naiven Volksglauben abtun. Und als aufgeklärte Menschen tun wir das in der Regel ja auch. Wir haben uns nicht zuletzt dank der Reformation von vielen altertümlichen Legenden und Bildern befreit. Erstaunlich ist allerdings, dass beispielsweise in vielen Fantasy- oder Science-Fiction-Filmen skurrile Gestalten auftauchen: Gnome, Geister, Elfen, Zauberer und andere mehr. So alt die Rede von teuflischen Mächten im Brief an die Epheser auch sein mag – in modernen Filmproduktionen tauchen sie wieder auf der Leinwand auf: dämonische Figuren, teuflische Gegner, fratzenhafte Gestalten. Der Filmregisseur Steven Spielberg hätte die kleinen Dämonen, die unter dem Taufbecken hocken, nicht besser erfinden können!
Wir werden die Bilder von dämonischen Figuren, teuflischen Gegnern und fratzenhaften Gestalten nicht los, weil wir uns selbst nicht loswerden! Das Teuflische, das Böse ist immer auch eine dunkle Potenz im Menschen, tief verborgen. Mit einem Mal kann das Böse ohne Vorwarnung ausbrechen und die scheinbar so festen zivilisatorischen Maßstäbe und Gepflogenheiten sprengen: ein Volk folgt wie hypnotisiert einem Potentaten oder einer Partei. Ein Amokläufer erschießt ohne Vorwarnung Mitschüler und Lehrer. Ein Copilot fliegt trotz aller Sicherheitsvorkehrungen ein Flugzeug gegen Felsen. Fanatiker aus bürgerlichen Familien zünden Bomben an Flughäfen und in Innenstädten. Journalisten stellen im Brustton der Aufklärung Sündenböcke an den medialen Pranger. Ein Vater reißt mit dem Sprung von einer Brücke zwei Söhne mit in den Tod. Eruptiv und explosiv bricht sich das Böse Bahn.
Das Teuflische am Teufel ist, dass er sich in unseren Sehnsüchten und Wünschen verbirgt. Aus dem Gutgemeinten wird auf einmal das Gegenteil. Der Weg zur Hölle ist häufig mit guten Vorsätzen gepflastert. Der Teufel steckt nicht nur im Detail, er steckt auch in unseren Träumen und Fantasien.
Als Jesus ganz am Anfang seines Weges vom Teufel in der Wüste versucht wird, stellt der Teufel Fragen, die in jedem menschlichen Herzen aufblühen und Blüte treiben: Wie wäre es, denkt sich ein gutmeinender Entwicklungshelfer, die Macht zu haben, „Steine in Brot zu verwandeln" (Mt 4,3)? Wie wäre es, denkt sich eine gutmeinende Sozialpolitikerin, „alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit zu besitzen"? (Mt 4,8) Der Weg zur Hölle, wie gesagt, ist häufig mit guten Vorsätzen gepflastert.
Das Böse fällt nicht einfach vom Himmel. Es ist die eigene dunkle Möglichkeit in jedem Menschen selbst. In einer Tagebuchnotiz heißt es: „Man unterscheidet zwei Arten von Teufeln: degradierte Engel und beförderte Menschen." Je mehr Macht Menschen anhäufen - von Beförderung zu Beförderung -, um so teuflischer kann es zugehen: in Vorstandsetagen, in Ministerien, in Parteizentralen, in Fußballverbänden, in Kirchenämtern. Die teuflische Macht findet Verbündete in uns, ohne dass wir es merken.
In Goethes "Faust" heißt es: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte." Auf einmal überkommen den Menschen Gewalten, die seine Kräfte übersteigen. Dann brechen die zivilisatorischen Dämme, die man mit vielen Gesetzen und Konventionen meint gesichert zu haben. Dann wird das Edle und Gute im Menschen überrannt, auf das man so viele gute Stücke gehalten hat. Nichts hält, nichts dichtet, nichts hilft, wenn „der böse Tag" kommt (Eph 6,13):
Man möchte Gott die Ehre geben – „Ich bin der Herr, dein Gott" (Ex 20,2) - und vergöttert das Geld und die Karriere.
Man möchte seinen Ehepartner lieben – „Du sollst nicht ehebrechen" (Ex 20,14) - und macht einem anderen schöne Augen.
Man möchte aufrecht sein – „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden" (Ex 20,16) - und redet über andere hinter vorgehaltener Hand.
Man möchte rechtschaffen sein – „Du sollst nicht stehlen"(Ex 20,15) - und unterschlägt Kapitaleinkünfte bei der Steuererklärung und „hübscht“ die eine oder andere Rechnung auf.
Es gibt teuflische Kräfte, die wir nicht beherrschen. Es gibt teuflische Kräfte, die alles durcheinander bringen: das Gute und das Böse, das Hohe und das Tiefe, das Göttliche und das Menschliche. Am Ende weiß man nicht mehr, wo oben und unten ist, was des Menschen Aufgabe und was Gottes Gnade ist. Diabolos heißt der Teufel im griechischen Urtext im Brief an die Epheser. Diabolos heißt wörtlich übersetzt: der Durcheinanderbringer. Am „bösen Tag" (Eph 6,13), der da kommen wird, kommen die diabolischen Kräfte und stiften ein Durcheinander. Dann hält man den Krieg für Frieden, die Lüge für Wahrheit und den Menschen für einen Gott, der Steine in Brot zu verwandeln vermag. Hier wird jeder von „Mächtigen und Gewaltigen" (Eph 6,12) überrannt als kämen die teuflischen Heerscharen hernieder. Hier gibt es kein Halten aus eigener Kraft. Deshalb erinnert und mahnt der Apostel Paulus seine Freunde in Ephesus:
„Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels."
2. Die göttliche Macht (Eph 6,14-17)
Hätten wir doch so etwas wie eine geistliche Waffenrüstung im Kleiderschrank hängen! Wenn der „böse Tag" graut, der früher oder später kommen wird, wäre sie Gold wert. Der Brief an die Epheser hat die Ausrüstung eines römischen Fußsoldaten vor Augen und beschreibt detailliert die einzelnen Ausstattungsteile der „Waffenrüstung Gottes" (V 11): den Waffengürtel der Wahrheit, den „Panzer der Gerechtigkeit", die Stiefel des Friedens, das „Schild des Glaubens", den „Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes" (V 14). Es fällt auf, dass nahezu alle Ausrüstungsteile dem eigenen Schutz und der Verteidigung dienen. Allein „das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes", kann aktiv und kämpferisch eingesetzt werden. Die Angriffswaffe eines Christenmenschen ist das Wort. Das Wort Gottes, um sich gegen teuflische Attacken zur Wehr zu setzen. Jesu Waffe in der Wüste, als er versucht wurde, war das Wort und nichts als das Wort:
„Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (Dtn 6,13): 'Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.' Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm." (Mt 4,10f)
Das Wort kann entwaffnen, selbst teuflische Mächte. Sehr eindrücklich sind mir die Erzählungen in Erinnerung geblieben von Christian Führer, Pfarrer an der Nikolaikirche in Leipzig. Ich besuchte Pfarrer Christian Führer mit einer Studentengruppe, um über die Wendezeit in Leipzig und in der Nikolaikirche zu hören. Immer wieder schwor Christian Führer seine Mitstreiter darauf ein, vorbereitet zu sein, wenn der böse Tag kommt. Der Tag der Verhaftung, der Tag des Verhörs, der Tag der Anklage. Dann müsse man ein Wort bei sich tragen. Din Wort, an das man sich halten könne, um im Kampf zu bestehen oder zumindest zu wissen, für welchen Kampf man eingesperrt werde. Das rechte Wort kann entwaffnen – die Unwahrheit, die Indoktrination, die Anwerbung und Verführung. Auf einmal verschwanden in der Wendezeit die bösen Geister wie der Teufel in der Wüste verschwand, als Jesus das rechte Wort fand und sprach.
Flüchten wir uns ins Wort wie ein Hase in die Steinritze flieht! So etwas wie eine riesenhafte Steinritze ist die gemauerte Stadtkirche Wittenberg. Sie ist ein besonderer Ort des Wortes.[1] Hier lässt sich ins Wort flüchten: in das gelesene, in das gesungene, in das gepredigte, in das gemalte Wort. Hier werden wir in vielen Gottesdiensten und Konzerten zugerüstet mit dem „Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes". Deshalb kriechen und krabbeln am Taufbecken nicht nur Bestien und Dämonen empor. Es steht auch ein Schwertträger abwehrbereit parat - der Apostel Paulus. Paulus spricht in seinem Brief an die Epheser Worte zu, die mit der „Waffenrüstung Gottes" einkleiden. Denn die geistliche Waffenrüstung hat niemand einfach im Kleiderschrank hängen! Niemand besitzt sie. Sie lässt sich nur ausleihen, weil allein Gottes Schränke und Schubladen angefüllt sind mit Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden.
„Heute ist hier der Teufel los!" So platzte es aus dem Küster heraus mitten im Trubel im Kirchenschiff. Mitten in der Kirche und mitten im Leben kommt auf einmal der böse Tag, wenn der Teufel los ist – teuflische Mächte, die die menschlichen Kräfte weit übersteigen. Für den bösen Tag, der da kommen wird, sollte man Worte kennen, die zurüsten und schützen. Man sollte diese Worte am besten auswendig lernen. Dann kann man sie tragen wie eine unsichtbare Rüstung, wie ein unsichtbares Gewand. Man könnte beispielsweise damit anfangen, Jesu Worte auswendig zu lernen, der er in der Wüste sprach, als der Versucher vor ihn trat:
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht." (Mt 4,4)
„Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen." (Mt 4,10)
Wessen Herz und Seele eine Rüstung aus Worten trägt, der wird „nüchtern" sein an dem bösen Tag, wenn der „Widersacher, der Teufel, wie ein brüllender Löwe umhergeht" (eg 786,1). Wenn es mitten in deinem Leben heißt: „Heute ist hier der Teufel los!"
[1] Der Ort des Wortes. Die Stadtkirche Wittenberg als Ort des gepredigten, des gemalten und des gesungenen Wortes, in: Luther 87 (2016), 154-166.
Link zur Online-Bibel
Zieh an, was von Gott kommt - Predigt zu Epheser 6,10-17 von Kathrin Oxen
Manchmal kommen sie von allen Seiten. Morgens schon die Schlagzeilen in der BILD, auf die ich beim Brötchenholen einen Blick werfen kann. Sätze, die mich anschreien - und ich möchte zurück schreien: Das stimmt doch so nicht, das ist nicht so einfach, wie ihr das gerne hättet.
Beim Mittagessen die Nachrichten aus dem Radio, sachliche Informationen. Manchmal sind sie so sachlich formuliert, dass sich erst bei ein wenig Nachdenken überhaupt eine Reaktion einstellt.
Als wäre ich schon leicht örtlich betäubt, nehme ich wahr, was mir beispielsweise über die wirtschaftliche Situation in unserem Land mitgeteilt wird: Über das Armutsrisiko etwa, das hier bei uns deutlich höher ist als in anderen Bundesländern. Über die immer noch deutlich geringeren Einkommen im Osten Deutschlands, die hohe Zahl der Hartz IV-Empfänger in unserem Land und in meiner Stadt, das drohende Auseinanderfallen der Gesellschaft in Arm und Reich.
Und abends die Nachrichten, die mir noch einmal in Bildern vor Augen führen, was ich am Tag vielleicht schon gehört habe über Krankheit und Hunger und Krieg und Terror in der Welt. Beängstigende Perspektiven bei fast allen Themen, die für meine und die Zukunft meiner Kinder wichtig sind und noch wichtiger werden. Der Klimawandel ist dabei ja noch das Harmloseste, viel schlimmer die nicht abreißenden Nachrichten über die Flüchtlingskrise, den IS-Terror, den Krieg in Syrien…
Wenn ich dann umschalte, sehe ich auf allen Kanälen so eine Art Ablenkungsmanöver, auf unterschiedlichem Niveau: Herbstfest der Volksmusik, Bergdoktor und Landarzt, „Sturm der Liebe“ und „The Voice“. Umschalten oder abschalten, das ist eine Lösung für den Abend. Sich ein dickes Fell zulegen, sich ein bisschen ducken, so, dass man nicht immer so getroffen wird, eine Lösung für den Tag. Denn manchmal kommen sie von allen Seiten, die Pfeile.
Eine Lösung, auch für die Predigt am Sonntag. Es reicht, wir wissen es doch, wir kennen die Ungerechtigkeit und den Unfrieden in der Welt. Wir wissen, welches Unheil uns droht, welcher Ungeist sich breitmacht in unserer Welt, welche Unwahrheit laut verkündet wird und welcher Unglaube herrscht. Das alles muss nicht am Sonntagmorgen noch einmal auf uns abgeschossen werden. Die Predigerin abschalten, das geht ja nun leider nicht, aber sich ein dickes Fell zuzulegen, sich ein bisschen zu ducken, es an sich vorbei zu gehen lassen, das geht durchaus - auch im Gottesdienst. Nicht immer so getroffen werden von den Pfeilen.
Werdet stark im Herrn und in der Kraft, die von seiner Stärke ausgeht!
Zieht die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr dem Teufel und seinen Machenschaften entgegentreten könnt!
Denn wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte, die Gewalten, die Fürsten dieser Finsternis, gegen die Geister des Bösen in den Himmeln. Greift darum zur Waffenrüstung Gottes, damit ihr widerstehen könnt am bösen Tag und, nachdem ihr alles zu Ende gebracht habt, bestehen bleibt. Seid also standhaft: Gürtet eure Hüften mit Wahrheit, zieht an den Panzer der Gerechtigkeit, tragt an euren Füßen als Schuhwerk die Bereitschaft für das Evangelium des Friedens und, was auch kommen mag, ergreift den Schild des Glaubens mit dem ihr alle brennenden Pfeile des Bösen abwehren könnt.
Empfangt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, der Gottes Wort ist. (Eph 6,10-17, Zürcher Bibel)
Es gibt offenbar noch eine andere Möglichkeit, außer abzuschalten, wegzuducken oder sich ein dickes Fell zuzulegen. Eine Möglichkeit, die beim ersten Hören fremd klingt. Militärische Bilder werden da benutzt, ein Aufruf zur Aufrüstung: Schwerter statt Pflugscharen, Entscheidung und Kampf statt Ausgleich und Frieden, Widerstand statt Ergebung. Eine Ausrüstung für uns Christen soll das sein – aber passt sie uns, passt sie zu uns?
Zögernd stehen wir da und sehen uns an, was da vor uns steht und liegt: Panzer und Helm, Schwert und Schild. Nur unsere Kinder würden da vielleicht freudig zugreifen. Sie kennen das, sie sind klein und meistens die Schwächeren. Sie haben Freude an der Stärke, die eine Rüstung und ein Schwert ihnen verleiht, wenn es auch nur im Spiel ist.
Wir tun uns da schwerer. Aber wie bei den Kindern, geht es auch bei den Kindern Gottes um eine geliehene Stärke, ein Stärke, die von Gott kommt. Seine Kraft, seine Waffenrüstung steht uns zur Verfügung. Ein Gedanke, mit dem ich mich anfreunden kann.
Eine Rüstung, die ein Schutz ist - gerade für die ohne dickes Fell. Denen es noch weh tut, wenn sie wieder von allen Seiten kommen, die Pfeile der Ungerechtigkeit und des Unfriedens, des Ungeistes und des Unheils, der Unwahrheit und des Unglaubens. Eine Rüstung für die, die sich nicht immer nur wegducken, sondern aufrecht und wahrhaftig leben wollen. Ich kann sie nehmen und mich damit schützen und dann auch handeln, anstatt zu resignieren.
Denn die Pfeile kommen aus allen Richtungen. Es ist für uns schwer zu erkennen, wer sie abgeschossen hat. Sie kann man nicht sehen und anfassen, sie sind nicht aus Fleisch und Blut. Sie werden hier Mächte und Gewalten genannt, Fürsten der Finsternis, Geister des Bösen. Vielleicht keine Sprache, aber doch eine Erfahrung, die ich nachvollziehen kann. Wir leben in einer Welt, die so komplex ist, dass es sogar schwer bis unmöglich wird, Feindbilder zu entwickeln. Alles hängt mit allem zusammen. Die Bank, deren Zusammenbruch eine Wirtschaftskrise auslöst, macht ihre Geschäfte über ein paar Ecken vielleicht sogar mit mir, die ich nur ein bisschen Geld für meine Altersvorsorge anlegen wollte. Der Krieg irgendwo in einer staubigen Wüste hängt auch damit zusammen, dass ich die Freiheit haben möchte, mit meinem Auto überall hinzufahren und dafür das Benzin brauche, das aus dem Öl aus der staubigen Wüste gemacht wird. Der Hunger in anderen Teilen der Welt ist auch eine Folge der dauerhaften Preissenkungen bei ALDI und Lidl, die ich erfreut zur Kenntnis nehme. Bedrohungen und Pfeile von allen Seiten, schmerzhaft und konkret und trotzdem nicht wirklich zu fassen, nicht aus Fleisch und Blut.
So wenig, wie ich in der Welt, in der ich lebe, klare Feindbilder entwickeln kann, so wenig weiß ich eigentlich, wann es Zeit ist zu handeln. Vom „bösen Tag“ ist die Rede, aber wann ist denn der böse Tag? Wann ist es genug, wann ist Schluss mit abschalten und wegducken?
Leicht zu sagen, „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Schwer zu sagen, wann es schon zu spät ist oder noch zu früh. Aus meinem eigenen Leben kenne ich diese Unsicherheit gut. Zwischen „Jetzt oder Nie“, zwischen zu früh oder zu spät, zwischen voreilig oder verpasst den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, ist eine Lebensaufgabe. Was in den großen Zusammenhängen dann später einmal ein „historischer Moment“ genannt wird, hat immer auch mit einzelnen Menschen zu tun, die sich für das „Jetzt“ entschieden haben. Die wachsam gewesen sind und Verantwortung übernommen haben, anstatt sich weg zu ducken und zu hoffen, dass die Pfeile sie schon irgendwie verfehlen werden.
Zieht an, was von Gott kommt. Es liegt vor euch. Wahrheit gegen die Unwahrheit, Gerechtigkeit gegen die Ungerechtigkeit, Frieden gegen den Unfrieden, Glauben gegen den Unglauben, Heil gegen das Unheil, Geist gegen den Ungeist. Eine Rüstung gegen all die Pfeile, die uns sonst zwingen, uns zu ducken.
Große Worte. Worte, die wenig konkret zu sein scheinen. Sie sind es auch nicht, denn sie sind von niemand anders als von uns selbst umzuwechseln in die kleine Münze des Engagements, vor Ort, in der Stadt, in dem Land, in dem ich lebe. Auf der Suche bleiben nach dem Besten der Stadt und des Landes. Nicht zu schnell zufrieden sein mit dem, was da ist. Es gibt den bösen Tag und es gibt die Stunde der Wahrheit. Es gibt die Mächte und Gewalten und es gibt den Widerstand von Christen gegen sie.
Immer wieder in der Geschichte der Kirche hat es Christen gegeben, die sich nicht länger wegducken wollten. Die Unwahrheit, Ungerechtigkeit und Unfrieden erkannt und sich nicht abgefunden haben mit dem Unheil, dem Unglauben und dem Ungeist in der Welt. Die Verantwortung von Christen, die eine politische Verantwortung ist, weil sie sich einmischt in die Gesellschaft.
Wer könnte besser davon erzählen als die Menschen, die das in ihrem Leben und am eigenen Leib erfahren haben, vor nun schon fast dreißig Jahren, hier in Wittenberg, in den Kirchen und auf den Plätzen dieser Stadt und der Städte und Dörfer des ganzen Landes. Mittlerweile ein historischer Moment, damals ein ganz normaler Tag.
Und heute ist dies ein ganz normaler Tag und morgen ein historischer Moment.
Manchmal kommen sie von allen Seiten.
Dann zieh an, was von Gott kommt.
Link zur Online-Bibel
Wappnen gegen die Angst vor dem Durcheinander - Predigt zu Epheser 6,10-17 von Katrin Berger
Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels, (des Diabolus).
Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. (Eph 6,10f)
Wir haben zu kämpfen, wir haben uns zu wappnen, wir müssen stark sein.
Wir werden bedroht von dem Bösen, das wir überwinden sollen mit dem Guten. (Röm 12,21)
Wir haben zu kämpfen, wir haben uns zu wappnen.
Zieht über die Waffenrüstung Gottes, denn das Böse ist mitten unter uns.
Das Böse, das mal aussieht wie das Gute, mal aussieht wie das Bessere.
Das Böse, das verwirrt, verleumdet, verwirft, was sicher war.
Diabolisch wirkt, als Person Diabolus, der Durcheinanderwerfer, genannt wird.
Das Böse, das in Unordnung bringt, so dass nicht mehr klar ist: was ist böse, was ist gut.
Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns.
Von dem Durcheinander, das uns Angst macht.
So viel Angst, dass wir allen möglichen Versprechungen hinterherlaufen, fast wie fremdgesteuert.
Manche haben Angst, nicht zu leben. Also ein richtiges Leben zu haben, zu führen, zu bekommen. Ein Leben mit Bedeutung und Liebe.
Wenn wundert das schon, alles ist durcheinander, nichts ist mehr klar.
So viel hat an Bedeutung verloren, was früher Garant war für ein gutes Leben, was Garant war für unsere Identität.
Die großen Institutionen sind in Verdacht geraten: die Deutsche Bank, die Deutsche Bahn, die deutsche Demokratie, die Kirchen in Deutschland.
Bedeutungsverlust, Vertrauensverlust. Was undenkbar schien, passiert.
Auch in der Europäische Union, im Präsidentschaftswahlkampf in den USA, mit und in Russland.
Das macht einigen Angst.
Es macht manchen Angst, wie rasant sich unserer Kultur entwickelt. Rein rechtlich und oft auch faktisch macht es keinen Unterschied mehr, ob man männlich oder weiblich ist.
Einige Männer haben Angst, noch mehr an Bedeutung zu verlieren.
Ob man verheiratet ist oder verpartnert – einige haben Angst, dass die Ehe weiter an Bedeutung verliert.
Ob man Christ ist, oder Muslimin oder Atheist – einige haben Angst, dass „unsere“ Werte weiter an Bedeutung verlieren.
Ob man einen deutschen Pass hat oder einen Asylantrag stellt – einige haben Angst, dass es gar keine Bedeutung mehr spielt, wer in unsere Kassen was wann einzahlt.
Was bleibt denn da noch, wenn die „alten“ Werte an Bedeutung verlieren? Worauf soll man dann bauen und vertrauen?
UND: „Was hat das eigentlich alles mit meinem Leben zu tun?“, fragen sich manche mit Angst.
„Nichts ist mehr in Ordnung – wann kommt bei mir alles durcheinander?“
Ordnung muss Bedeutung behalten. Von Liebe und Toleranz allein kann doch keiner leben!
Aber ohne Liebe und Toleranz auch nicht.
Ohne Bedeutung für jemand anderes zu haben, ohne jemand anderem Bedeutung zu geben, oder einer Aufgabe, das ist kein Leben.
„Aber wie geht das dann?“, fragen sich manche. „Jetzt wo alles so durcheinander erscheint?“
Welche Ordnung gilt, was ist gut und was ist böse? Worauf kann ich vertrauen, wohin soll ich gehen?
Wie weit gehe ich für Liebe? Viele glauben an die große Liebe, aber oft hält sie nicht lange.
Wie weit gehe ich in der Freundschaft? Viele glauben an Freundschaft, aber beim Geld hört sie auf.
Wie weit geht für mich Solidarität? Viele glauben an Solidarität, aber für sich selbst erhoffen sie sich mehr.
Wie weit all das geht, entscheidet jeder für sich. Was bedeutend ist und was Bedeutung gibt, ist nicht mehr vorgegeben. Es gibt keine einfache Ordnung mehr, wir müssen durch das Durcheinander durch.
Das macht einigen Angst.
Manche Angst ist angemessen.
Freiheit ist immer auch Risiko und Vakuum.
Andere Angst ist böse. Wenn sie heillos verwirrt, offensichtlich verleumdet, ungeprüft verwirft, was sicher war. Wenn alles durcheinander geworfen wird, damit Menschen wie fremdgesteuert unhaltbaren Versprechungen hinterherlaufen.
Solche Angst ist ein Angriff auf das Leben, aber wir tragen eine Schutzkleidung, wenn wir durch das Durcheinander des Lebens gehen:
Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt. (Eph 6,11)
Zieht über das Kleid der Taufe, das weiße Hemd der Heilsarmee Gottes, der Union des ewigen Lebens.
So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit. (Eph 6,14a)
Setz dich und geh in dich, fühle nach, in der Lendengegend, da wo du wirklich verletzlich bist. Da wo du ganz sicher spürst, was du willst. Da ist deine Wahrheit. Wenn du sie gefunden hast, schützt sie dich.
Steh auf für das, was dir wirklich etwas bedeutet und was nicht.
So steht nun fest und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit. (Eph 6,14b)
Setz dich hin und dann denk mit dem Herzen an die anderen.
Denk nicht an dich, sondern zuerst an sie. Wenn du das nicht alleine kannst, geh zu ihnen und hör ihnen mit dem Herzen zu, bevor du mit deinem Herz an sie denkst.
Und dann denk an dich mit deinem Herz.
Und dann gib aus vollem Herzen, was du selber bekommen möchtest.
Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will. (Mt 5,42)
Das ist das Mindestmaß der Liebe. Das ist der Panzer der Gerechtigkeit, der dein Herz vor den Pfeilen der Angst schützt. Der Angst, dir könnte selbst Unrecht geschehen.
So steht nun fest an den Beinen gestiefelt, bereit einzutreten für das Evangelium des Friedens. (Eph 6,15)
Setz dich vorher hin und zieh dir gute Schuhe an. Schreib dir auf die Schnürbänder:
Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Mt 5,9[i])
Du hast einen weiten Weg vor dir. Deine Füße werden dich weit tragen müssen, durch Wüsten und auf hohe Berge, durch dunkle Täler und Schlamm und Dreck.
Aber Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. (Ps 91,11f[ii])
Und trotzdem musst du dich darauf vorbereiten.
Frieden ist nicht leicht und Frieden ist nicht hier, aber hier fängt es an. Also steh fest und sei bereit.
Das Evangelium des Friedens ist ein Ausdauersport.
So steht nun fest und ergreift vor allen Dingen den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen. (Eph 6,16)
Setz dich weg, schirm dich ab, lass manches erst gar nicht an dich ran.
Es hat nichts mit dir zu tun.
Gott hat dich geschaffen, er wollte dich so, wie du bist.
Gott hat dich erlöst, er wollte, dass du frei bist vom Bösen. Dass du frei bist vom Tod, frei wirst von dem, was alles schwer war.
Gott hat dich berufen, deinen Weg wahrhaftig und gerecht zu gehen. Daran kann die Welt, die Kultur, die Wirtschaft, die Politik nichts ändern.
Setz dich hin und schirm dich ab und dann steh wieder auf.
Steht nun fest und nehmt den Helm des Heils. (Eph 6,17ab)
Setz dich hin und schütze dein Gedächtnis, schütze deine Sinne und zähl eins und eins zusammen. Damit du in den kleinen Dingen wahrnimmst, was Großes bedeutet.
Hör genau hin: In der Nacht, in der … (1.Kor 11,23)
Und sieh genau hin und schmecke, wie freundlich unser Herr Jesus Christus ist. (Ps 34,9)
Der Kelch des Heils aus dem wir trinken, lässt uns unseren Kopf sicher behalten, das Haupt erheben zu dem, der unser Haupt und Heil ist.
Also steh auf und steh fest.
Steht nun fest und ergreift das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. (Eph 6,17c)
Setz dich hin und lies, was dir und allen gesagt ist:
Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen. (Mt 6,44)
Wehre ab die Gedanken der Revanche, des Hasses und des Neides.
Wehr ab die Gedanken in dir, dass du die Ordnung wieder herstellen musst,wenn alles Durcheinander geht.
Setz dich hin und lies.
Unser Vater im Himmel lässt lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. (Mt 6,45b)
Setz dich hin und bete, damit du das richtige Wort erwidern kannst, wenn es darauf ankommt das Leben der anderen zu erhöhen.
Wenn es darauf ankommt zu sagen: Es muss anders gehen, weiter gehen, höher und tiefer.
Gott ist anders, Gottes Reich ist anders, ganz anders. Weder fair oder nur gerecht.
Gottes Reich ist die Kraft und die Herrlichkeit, Gottes Reich ist die Liebe und die Vollkommenheit in Ewigkeit.
Lies und bete, um das Durcheinander mit dem Wort Gottes in böse und gut zu zerteilen.
Steh fest, neben den anderen, stellt euch auf, in der Waffenrüstung Gottes.
Stark und gewappnet. Und lebt ohne Angst.
Link zur Online-Bibel
16.10.2016 - 21. So. n. Trinitatis
Predigt zu Epheser 2,1-10 von Frank Hiddemann
Liebe Gemeinde,
Kinder des Zorns,
ein Herrscher der Luft, der Tod, Lust, das Fleisch
treten in unserem Bibeltext auf.
Und dann auch Gottes Gnade.
Der düster bewegte Himmel öffnet sich.
Und entlässt eine Pyramide aus Licht.
Ich blinzele.
…
Selbst die Sätze, die wir gehört haben,
scheinen vom mythologischen Sturm in Unordnung gebracht worden zu sein.
Einst wohl geordnet, ist der Wind durch sie gefegt und hat sie über einander geworfen.
Hat der „Beherrscher der Macht in der Luft“ so kräftig gepustet?
Oder hat der Verfasser unserer Zeilen mit wehendem Haar
seine Sätze gegen den Wind formuliert?
…
Eine kleine Kosmologie
– bei früher eintreffenden Sommerstürmen oder Herbstwetter zu Papier gebracht.
Und euch, die ihr tot wart durch eure Übertretungen und eure Sünden,
in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Äon dieser Welt,
gemäß dem Beherrscher der Macht in der Luft,
des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams,
hat Gott mit Christus lebendig gemacht.
Unter ihnen führten auch wir alle einst unsern Wandel in den Lüsten unseres Fleisches,
indem wir dem Fleisch und den Neigungen den Willen taten
und von Natur Kinder des Zornes waren wie auch die Übrigen.
(Epheser 2, 1-3)
…
Kinder des Zorns.
Bei diesem Ausdruck bleibe ich hängen.
Ich habe einen Zwölfjährigen gefragt, was das ist, „Kinder des Zorns“.
Jungen dieses Alters sind natürliche Experten auf diesem Gebiet.
In ihren Spielen, ihren Büchern, ihren Filmen tobt der Kampf zwischen Gut und Böse.
Was sind „Kinder des Zorns“?
Mein Sohn antwortet nach gemessener Überlegung:
Es sind „dunkle Krieger eines unterirdischen Herrschers“,
Ich wiederhole die Worte, „dunkle Krieger eines unterirdischen Herrschers“.
Und es muss so ratlos geklungen haben, dass mein Sohn hinzufügt:
„So wie die Orks.“
Bei den Orks kenne ich mich aus.
Es sind Figuren aus dem Fantasy-Epos des Katholiken J.R.R. Tolkien.
Die Verfilmung hat das Buch bekannter gemacht denn je.
Im „Herrn der Ringe“ gibt es Elben und Zwerge,
Halblinge und Menschen, Zauberer und Orks.
Die Orks sind die bösartigen Soldaten des Herrschers der Finsternis.
Sie gleichen Trollen oder Tieren, sind habgierig und gewalttätig.
Unter ihnen führten auch wir alle einst
unsern Wandel in den Lüsten unseres Fleisches,
indem wir dem Fleisch und den Neigungen den Willen taten.
Das passt.
„Wir waren Orks“, formuliere ich für mich.
„Sind Orks Menschen?“ kontert mein Sohn.
…
Schwierige Frage.
Im Herrn der Ringe sind sie Gegenfiguren zu den Elben.
Hier die Bösen, von denen keiner das Gute wählen kann.
Dort die Guten, von denen keiner das Böse wählen kann.
Und doch, grabe ich in meinem Gedächtnis,
waren die Orks einst Menschen.
Nur blieben sie bei ihrer bösen Wahl.
„Die Orks haben das Böse gewählt“, sage ich.
„Und konnten sie auch das Gute wählen?“ fragt mein Sohn.
…
„Schon“, antworte ich, „aber es wird immer schwerer.
Wenn du einmal das Böse gewählt hast,
ist es leichter noch einmal das Böse zu wählen.“
Der Junge guckt skeptisch.
„Stell dir vor“, versuche ich zu erklären,
„du hast ein Stück von dem Acker deines Nachbarn umgepflügt
und behauptest, es sei deins.
Dann musst du lügen, um dich zu verteidigen,
und es wird immer schwerer, die Wahrheit zu sagen.
Es ist leichter, noch ein Stück zu nehmen.
Es ist leichter zu behaupten,
es gehöre sowieso alles dir,
als alles aufzurollen und die Wahrheit zu sagen.
Mit der ersten bösen Tat kommst du in eine Art Gefälle.
Es wird jedes Mal schwerer,
ganz zurück zu gehen.
Es geht immer steiler bergab.
Und du müsstest ganz zurück gehen,
um dich wieder für das Gute zu entscheiden.“
…
Ich zweifele ein bisschen an meiner Erklärung,
an diesem bäuerlichen Beispiel,
das so gar nicht aus der Lebenswelt des Jungen stammt.
Aber er akzeptiert die Worte,
trollt sich zu einem anderen Gegenstand seines Interesses.
Vielleicht muss er nachdenken,
um einen neuen Einwand zu finden.
Vielleicht ist die Sache für ihn vorerst geklärt.
Ich kehre zurück zu meinem Text.
Es ist schwer, zum Guten zurück zu kehren,
wenn man einmal das Böse gewählt hat.
Erstaunlich, wie wir beim Dialog
über das Stichwort „Kinder des Zorns“
auf das Problem Gut und Böse
und ob und wie man die Seiten wählen kann
gekommen sind.
Und wie im „Herrn der Ringe“
taucht in unserem Text ein dunkler Engel auf.
Einer der dafür sorgt,
dass wir unsere bösen Entscheidungen nicht revidieren.
Und dann der helle Engel,
Jesus Christus.
…
Er ist nicht einfach der Gegenspieler des dunklen Engels.
Er ist nicht dazu da, uns zu guten Entscheidungen zu motivieren.
Er hat nicht die gleiche Funktion wie der dunkle Engel.
Er ist nicht die helle Version des Dunklen.
Er hat ein Leben auf der Erde gelebt.
Er hatte die Wahl zwischen Gut und Böse.
Er hat gegen das Gefälle gekämpft.
Er hat als Mensch versucht zu leben
mitten in den Schwierigkeiten seines Menschseins.
Sein Leben hat dem Blick Gottes stand gehalten.
Es endete am Kreuz und im Tod.
Aber Gott hat ihn auferweckt.
Er lebt.
Und wir leben nicht mehr im Gefälle der bösen Taten.
Sein Leben wird uns angerechnet.
Und das ist nicht logisch.
…
Warum soll sein Leben unseres verbessern,
uns gerecht machen,
es uns ersparen,
die Seite zu wählen?
Der dunkle Engel versucht, uns zu verführen.
Der helle Engel lebte unter den Bedingungen unseres Menschseins.
Es ist Gnade, wird unser Text nicht müde zu betonen.
Und diese Gnade ist wie eine neue Schöpfung.
Denn vermöge der Gnade seid ihr gerettet
durch Glauben, und das nicht durch euch – Gottes Gabe ist es –
nicht aus Werken, damit nicht jemand sich rühme.
Denn sein Gebilde sind wir,
geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken,
zu denen uns Gott zum Voraus bereitet hat,
damit wir in ihnen wandeln sollten.
Wie fühlt sich diese Gnade an?
Das erste ist schnell und klar zu sagen.
Für uns gilt die Mühe nicht mehr,
sich ständig richtig betragen zu müssen,
das Gute zu wählen und nicht das Böse.
Auch in unserem Leben gibt es Gut und Böse,
aber von dieser Entscheidung hängt unserer Leben nicht ab.
Ob es gelungen oder verfehlt ist,
ob sich die Entscheidungen zu einer positiven Summe zusammen zählen lassen.
Das alles muss nicht mehr unser Streben sein.
Uns wird die Gnade angerechnet,
die Christus Jesus erworben hat.
…
Diese Gnade ist ein Ereignis.
Wie der Schöpfungsakt.
So wie Gott den Himmel von der Erde gesondert hat,
so wie er das Licht ins Sein rief.
So ruft er uns in ein Leben,
das nicht mehr unter dem Stress steht,
dass es richtig sein muss.
Denn sein Gebilde sind wir,
geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken,
zu denen uns Gott im Voraus bereitet hat,
damit wir in ihnen wandeln sollten.
Gott, so sagt es uns diese Stelle des Epheserbriefes,
hat uns neu geschaffen, in Christus.
Und dennoch hat uns Gott zu guten Werken geschaffen.
Ja, er hat sie im Voraus geschaffen.
Es ist nicht egal, wie wir leben.
Wir haben die Freiheit zu handeln.
Und dennoch wird von uns etwas erwartet.
…
Ob unser Leben gelungen ist,
das hängt nicht mehr von unseren guten Werken ab.
Aber ob wir in Christus neu geschaffen sind,
hängt das nicht von unseren guten Werken ab
zu denen wir neu geschaffen sind?
So vollmundig redet der Text von der Gnade,
die nicht unser Verdienst ist.
Wie fühlt sich diese Gnade an?
Das zweite ist schwerer zu sagen als das erste.
…
Unser Leben hängt nicht mehr davon ob,
ob wir alles richtig machen.
Und dennoch müssten wir gute Werke tun,
um in Christus zu sein.
…
Schnell beginnt der Kreislauf von vorn.
Wir versuchen nicht mehr panisch das Gute zu tun,
um unser Leben zu retten,
sondern wir versuchen das Gute zu tun,
um in Christus zu bleiben.
…
Die Geschichte der christlichen Kirchen zeigt,
dass die Sucht, sich durch Wohlverhalten überlegen zu machen,
durch die erfahrene Gnade nicht ausgerottet ist.
Wir waren Orks, aber wir sind keine Elben geworden.
Wir bleiben Menschen, die zwischen Gut und Böse zu wählen haben.
Was ist anders?
Das Gefälle hat seine Macht verloren.
Wir müssen nicht Großreinemachen.
Die Gnade ist ein Ereignis,
dass immer wieder über uns kommt,
uns immer wieder neu zu Bewusstsein gebracht wird.
Christen haben, wenn wir die Botschaft unseres Sonntags ernst nehmen, eine andere Chance, neu anzufangen.
Sie müssen nicht bis zum Anfang zurück.
Sie müssen nur bis zu Christus zurück.
Wo das, was uns an uns selbst ärgert,
plötzlich klein wird.
Sein Leben war richtig.
Sein Leben war von Gott anerkannt.
Und von dort können wir neu beginnen.
Als neu Geschaffene,
als die Privilegierten seines Verdienstes.
Der böse Engel hat keine Macht mehr,
weil wir nicht ins Nichts fallen
sondern in die Hände Gottes,
der uns neu erschafft,
wie er es verheißen hat.
…
Wir sind die Erstgeborenen der neuen Schöpfung,
immer dann, wenn wir uns aufgeben
und neu anfangen müssen.
…
Und die Gnade Christi sei mit euch allen.
…
Amen.
Link zur Online-Bibel
Bist du noch tot oder lebst du schon? – Predigt zu Epheser 2,4-10 von Martina Janßen
I.
„Manchmal bin ich kalt und schwer wie ein Sack mit Steinen. // Kann nicht lachen und auch nicht weinen. // Seh keine Sonne, seh keine Sterne, // und das Land, das wir suchen, liegt in weiter Ferne.“ – Es gibt Tage, die werfen mich aus der Bahn. Da verkrieche ich mich aufs Sofa, schalte das Smartphone aus und höre laut diese Zeilen eines alten Songs der Band „Ton, Steine, Scherben.“ Weil ich mich genauso fühle, wie es Rio Reiser in diesem Lied singt, kalt und schwer, kann nicht lachen, kann nicht weinen, kann nicht geben und kann nicht lieben. Es gibt Tage, da habe ich es schlicht satt – den Alltag, all das Abgelebte und die Lügen, meine Grenzen, das Kalte und Schwere um mich herum und in mir. Da frage ich mich: Lebst du eigentlich noch oder ist irgendetwas in dir schon tot? Immer wenn es mir so geht, sehne ich mich danach, dass etwas Neues beginnt. Echter soll es sich anfühlen, leicht soll es sein, sich selbst und andere anzunehmen, sonnendurchflutet die Tage, sternenklar die Nacht, neue Geburt irgendwo in einem fernen Land. Solche Nachmittage gehen vorbei, und das ist gut so. Aber die Sehnsucht bleibt.
II.
Manchmal sehne ich mich nach einem neuen Leben. Ich habe den Verdacht, das geht vielen Menschen auch so. Ein Blick in die Fernsehlandschaft zeigt: Die Sehnsucht nach einem neuen Leben ist ein Quotenhit. Was produziert die Unterhaltungsindustrie nicht alles für Sendungen, die ein neues Leben verheißen und den Weg dahin vor den Augen aller inszenieren! Wie viele Menschen schalten da ein! „Extrem schwer – Mein Weg in ein neues Leben!“ oder „Extrem schön – Endlich ein neues Leben!“ Endlich keine überflüssigen Kilos mehr auf den Hüften, endlich attraktiv sein, endlich das alte Leben hinter sich lassen und ganz neu durchstarten! Das Spiel mit der Sehnsucht nach neuem Leben treibt die Quoten nach oben. Das Konzept dieser Sendungen ist einfach: „Finde dein neues Leben, indem du unter fachkundiger Anleitung abnimmst und deinen Typ veränderst! Erarbeite dir dein Happy End beim Showdown im Scheinwerferlicht: Als Belohnung stehst du dann als neuer Mensch vor deinen Freunden und alle Welt sieht dabei zu.“ Am Ende sieht der Zuschauer wirklich einen Unterschied zwischen Vorher und Nachher, aber klar ist auch: Der Weg ins neue Leben kann extrem anstrengend sein, Leistung und Leiden gehören dazu. „Es liegt an dir! Pimp up your life! Trainiere die Kilos ab, leg dich unters Messer, style dich um, denk positiv! Gib du deinem Leben endlich die entscheidende Wende!“ Das Geschäft mit der Sehnsucht läuft. Man mag von solchen Shows halten, was man will, ein Körnchen Wahrheit ist ja dran. Wenn ich schlecht drauf bin und denke: „Jetzt muss sich was ändern!“, gehe ich zum Friseur oder kaufe mir neue Schuhe. Für einen Moment fühle ich mich dann wie neu geboren. Die Rechnung geht auf: neue Schuhe, neue Frisur, neues Leben! Lang hält das freilich nicht an, schon bald ist wieder alles beim Alten – bis zum nächsten Schuhkauf. Wie bei diesen Shows und ihrer Mischung aus Fakt, Fiktion und Fake, wo sich der Verdacht aufdrängt, dass so mancher allzu schnell wieder in den alten Trott zurückfällt, wenn die Show abgedreht ist. All das mag oberflächlich, voyeuristisch und vermutlich wenig nachhaltig sein. Doch die Sehnsucht nach neuem Leben verkauft sich auch anders.
Vor ein paar Wochen habe ich ein Buch bekommen. Da geht es nicht um Äußerlichkeiten, sondern darum, wie man innerlich ein neuer Mensch wird und zu einem neuen Leben findet. „Raus aus den alten Schuhen – so gibst du deinem Leben eine neue Richtung“. Es ist ein psychologischer Ratgeber mit Tipps für Schritte in ein neues Leben ohne Hemmschuhe. Klingt gut: Wer will das nicht manchmal auch? Die alten schweren Schuhe gegen leichte Pumps eintauschen, sich nicht mehr durch den Alltag schleppen, sondern leichten Fußes durch das Leben tanzen? Ich lese das Buch, entdecke viel Kluges und denke, ja damit könnte es besser gehen, aber ob es tatsächlich dann anders als vorher läuft, steht und fällt mit mir und mit dem, was ich will und kann. So ist das mit vielen Ratgebern für ein neues Leben mit bewusster Work-Life-Balance und einer perfektionierten Psychohygiene. Auch hier geht es letztlich immer nur um meine Leistung, meine Lernfähigkeit, mein Talent zum Lebensmanagement.
Egal ob Körper oder Seele – wenn ich es versuche mit dem neuen Leben, kreist schnell alles um die Frage. Bin ich noch im alten Leben oder schon im neuen? Ich prüfe die Strecke, die ich zurücklege. Wie viele Schritte sind es noch zum neuen Leben? Das kann extrem anstrengend sein: Täglich beim Blick in den Spiegel fragen: Bin ich noch das hässliche Entlein oder schon ein stolzer Schwan? Beim Blick durch die Wohnung das Home-Styling kritisch prüfen, ob es auch dem eigenen Typ und Sternzeichen entspricht: Wohnst du noch oder lebst du schon? Den eigenen Marktwert bei Facebook checken, Freunde und Likes zählen und ausrechnen, ob ich es geschafft habe: Scharre ich noch mit den Hühnern oder fliege ich schon mit den Adlern? Die eigene Work-Life-Balance überdenken und beim Blick in den Kalender Termine und Auszeiten abwägen, den Gefühlshaushalt kontrollieren: Funktionierst du noch oder lebst du schon? Der Weg ins neue Leben kann zum Tanz auf der Stelle werden. Ein Schritt vor und zwei zurück. Es kann aber noch schlimmer kommen: Wenn ich nicht mehr kann und nicht mehr will, endet der Weg in einer Sackgasse und nichts geht mehr. Meine Sehnsucht ist auf der Strecke geblieben und ich bin zurück im alten Leben, erschöpfter und frustrierter.
III.
Auch Paulus spricht von einem neuen Leben. „Gott hat auch uns, die wir tot waren, lebendig gemacht.“ Sein Konzept passt allerdings nicht in das Format der TV-Reality-Shows, Doku-Soaps, Ratgeber-Besteller, Life-Style-Seminare und Psycho-Coachings. Daraus macht man kein „Extrem tot – unser Weg ins Leben!“-TV-Event nach dem Motto: „Finde dein neues Leben, indem du unter göttlicher Anleitung ein neuer und besserer Mensch wirst. Es liegt an dir, gib du deinem Leben eine Wende! Wenn du es gut machst, stehst du am Ende auf dem Siegertreppchen vor Gott, begleitet von Engelchören, bekränzt mit einem Heiligenschein: Daumen hoch! Halleluja, du hast es geschafft!“ Was Paulus schreibt, ist von anderem Format. Es geht nicht um Leistung, sondern um Liebe. Gott ist kein Drill-Instruktor und du kein heiliger Athlet, der eine Schar von inneren Schweinehunden niedergerungen hat. Das neue Leben, von dem Paulus spricht, steht nicht am Ende einer Erfolgsgeschichte von persönlicher Disziplin, menschlicher Willenskraft und permanenter Selbstinszenierung. Es ist ein Geschenk. „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden, durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“ Die Sprache verrät es. Wenn man genau hinhört, merkt man es: Da ist kein Befehls-oder Aufforderungston zu hören. Kein: „Reiß dich zusammen!“ Kein: „Ändere dich jetzt!“ Kein: „Weiter so!“ Allein das macht deutlich: Nicht wir sind es, die sich Schritt für Schritt in ein neues Leben kämpfen. Es ist Gott, der an uns handelt. Was ihn leitet, sind Gnade, Güte, Barmherzigkeit, Liebe. „Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren, lebendig gemacht.“ Was für eine Wende zum Guten!
Die christliche Tradition kennt ein Wort dafür. Conversio. Umkehr, Bekehrung. Diese Wende hängt nicht von meiner Stilsicherheit, meiner Kondition oder meiner Cleverness ab. Sie ereignet sich nicht im Fitnessstudio, nicht beim Friseur, im Schuhgeschäft, in der Beauty-Lounge und auch nicht in einer Coaching-Sitzung. Diese Wende geschieht im Glauben. „Glauben ist das Finden eines Du, das mich trägt.“- so hat es der Theologe Joseph Ratzinger formuliert. Von Gott werden wir getragen in ein neues Leben, werden „eingesetzt in den Himmel“, jenes Land in weiter Ferne, das wie ein heller Glanz durch meine Seele geistert, sonnendurchflutet die Tage, sternenklar die Nacht, durchsichtig das Leben. Was für eine Gnade!
Dieses neue Leben kann mit einem Mal in das alte einbrechen, plötzlich einschlagen wie ein Blitz und alles von einem Moment zum anderen auf den Kopf stellen. Viele hatten so ein Bekehrungserlebnis. Paulus ging es so auf dem Weg nach Damaskus. Da ist etwas passiert. Auf einen Schlag war nichts mehr wie es war. Paulus war nicht mehr der, der er vorher war. Da waren ein neues Leben, ein neuer Mensch, ein Gott, der trägt. „Gott hat auch uns, die wir tot waren, lebendig gemacht.“ Doch das muss nicht wie ein Blitz einschlagen, es muss nicht sein wie in einer klassischen Bekehrung, bei der man von einem Moment zum anderen vom Saulus zum Paulus wird. Das haben die wenigsten von uns erlebt. Die meisten sind als Kind hineingetauft in diese Wende zum Leben. Im Glauben kann man es immer wieder spüren. Ganz leise kann es passieren. Ganz unscheinbar und unberechenbar kommt es, das neue Leben. Einfach so, wie ein Geschenk, das vom Himmel fällt. „Gottes Gabe ist es.“
IV.
Es gibt Tage, die werfen mich aus der Bahn. Da brennt mein Herz und meine Seele jubelt. Meine Angst wird klein und meine Grenzen weit. Ich kann wieder lachen und kann wieder weinen, kann wieder leben und kann wieder lieben. Ich seh die Sonne, ich seh die Sterne. Der Himmel ist zum Greifen nah. Wenn das passiert, frage ich nicht: Bin ich noch Saulus oder schon Paulus? Bin ich noch tot oder lebe ich schon? Ich lebe einfach, das „Gehen ein Tanz, das Wort ein Gesang“ (Michel Houellebecq).
Amen
Link zur Online-Bibel
Mit Christus zum neuen Leben – Predigt zu Epheser 2,4-10 von Mira Stare
Liebe Schwestern und Brüder,
die Schriftlesung für den heutigen Sonntag ist aus dem Epheserbrief genommen. Dieser Brief widmet sich der Kirche, die die Gemeinschaft der an Jesus Christus glaubenden und mit ihm verbundenen Menschen ist.
Wie eine Melodie mit verschiedenen Variationen kommt in der Schriftlesung der Gedanke der Rettung wiederholt vor. Es geht um die Rettung aus dem Zustand des Todes. Ein Leben in der Sünde, das heißt ein Leben getrennt von Gott, bedeutet Tod. Dieser tote Zustand des Menschen kann sich nur durch das Handeln Gottes zum neuen Leben verändern. Gott verlässt den von ihm getrennten toten Menschen nicht. Er wendet sich ihm mit seinem Erbarmen, seiner Gnade und Liebe zu. Durch seinen Sohn Jesus Christus verwirklicht Gott sein Handeln an ihm. Mit Jesus Christus können die Toten wieder lebendig gemacht, auferweckt und gerettet werden. Ihnen ist bereits ein Platz im Himmel gegeben. Nicht aus eigener Kraft, sondern durch das Geschenk Gottes in Jesus Christus kann die Wende vom Tod zum Leben geschehen.
Weiter wird auch der Gedanke vermittelt, dass die Menschen Geschöpfe sind, die in Jesus Christus geschaffen sind. Auch wenn die Menschen nicht aus den eigenen Werken und Leistungen gerettet werden können, bedeutet das nicht, dass sie keine guten Werke tun sollen. Umgekehrt, sie sind dazu geschaffen und bestimmt, in ihrem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für sie bereits im Voraus bereitet hat.
Die Gedanken aus dem Epheserbrief sind auch für die Kirche und uns, Christinnen und Christen von heute, aktuell. Auch wir kennen die Erfahrungen, wo wir uns mitten in dieser Welt als tot vorkommen. Wir sind oft im Alltag getrieben von mehrfachem Druck und verschiedenen Direktiven, die unser Leben im privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Bereich bestimmen und steuern. Der Leistungsdruck in unserer Zeit ist hoch. Dieser beginnt schon im Kindergarten und in der Schule und steigert sich ein Leben lang. In der Leistungsgesellschaft wird der Mensch dem Menschen Konkurrent, Rivale oder sogar Gegner und Feind. Er bleibt oft einsam, kommt in Krisen und fühlt sich trotz äußeren Erfolgen oft innerlich tot. Ebenso kann ein Mensch, der nicht mehr leistungsfähig ist, das Selbstwertgefühl und den Sinn des Lebens verlieren.
Der Epheserbrief kann uns aus diesem Leistungsdruck retten. Er zeigt uns, dass wir für unser Leben die Gemeinschaft mit Gott brauchen. Diese Verbundenheit ist ein reines Geschenk, das uns Gott in Jesus Christus gibt. Jeder und jede von uns ist von Gott in Jesus Christus geliebt. Gott rettet uns durch seine Liebe aus unserer Einsamkeit und Trennung von ihm und holt uns wieder in die Gemeinschaft mit ihm. So können wir mit Christus schon in unserem irdischen Leben auferweckt und lebendig gemacht werden.
Liebe Glaubende, wir sind eingeladen mit Christus, in ihm und durch ihn aufzuerstehen und neu zu leben. Er befreit uns vom falschen Leistungsdruck und von der Einsamkeit. In der Gemeinschaft mit ihm werden wir unser Leben neu ausrichten und entdecken, welche Aufgabe er uns in dieser Welt eigentlich anvertraut hat. Denn es gilt auch für uns: „Seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus dazu geschaffen, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im Voraus bereitet hat“ (Eph 2,10).