Reine Provokation (?) - Predigt zu Dtn 8,7-18 von Felix Stütz
Ukrainisches Getreide und leere Mägen
Seit Ende Juli können sie wieder ausfahren. Aus drei Hafenanlagen in Odessa, Tschornomorsk und Juschnyj am Schwarzen Meer. Es sind Schiffe mit Getreide, Mais und anderen Produkten an Bord. Ihre Fracht sind Grundnahrungsmittel und Basisprodukte, die mittlerweile zu Schätzen geworden sind. Ob und wann die großen Tanker losfahren können, war lange unklar und bleibt weiterhin eine unsichere Angelegenheit.
Und ja, ich habe mich sehr gefreut, als ich davon in den Nachrichten gehört habe. Ich bin erleichtert, dass die Ernte des letzten Jahres endlich ausgefahren wird und Platz für die Ernte dieses Jahres geschaffen wird. Aber besonders an einem Tag wie diesem bedrückt es mich, all die Meldungen vom Hunger in dieser Welt zu hören. Es ist so frustrierend, dass noch immer Menschen hungern müssen. Und angesichts der teils katastrophalen Zustände wirken die rund 20 Millionen Tonnen Getreide in den ukrainischen Häfen letztlich doch nur wie ein paar Körnchen in einer Welt voller leerer Mägen. Und dass gerade der Hunger durch all die Jahrhunderte Bestand hat, ist mehr als eine politische Tragödie.
Reine Provokation?
Und dann diese Worte: „Denn der HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Quellen sind und Wasser in der Tiefe, die aus den Bergen und in den Auen fließen, ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt, ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo du Kupfererz aus den Bergen haust. Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.“
Das wirkt doch wie eine Provokation. Die Umstände für Israel waren ja durchaus alles andere als paradiesisch. Mit schwitzenden Händen haben sie in brühender Hitze ihre Dörfer gebaut. Sie haben Brunnen gegraben, die ihre Feinde wieder zugeschüttet haben. Sie haben in mühevoller Arbeit die Felder bestellt, die nicht selten einfach vertrocknet sind. Von einem Leben im Überfluss kann da keinesfalls die Rede sein.
Ihre Welt war nicht dieses Land.
Die Doppelseitigkeit des biblischen Textes
Und dennoch haben die Menschen an diesem Text und seiner Verheißung festgehalten.
Das hatte seinen guten Grund, wie uns der Text verrät: „So hüte dich nun davor, den Herrn, deinen Gott, zu vergessen.“ (11) Die biblische Geschichte von den vierzig Jahren in der Wüste erzählt von einer Zeit, die für das Volk Israel durchaus beschwerlich war. Nicht nur einmal haben sie überlegt, umzudrehen und nach Ägypten zurückzukehren. Immer wieder mussten die Zelte auf- und abgebaut werden, die Hitze am Mittag war drückend und der Boden war trocken und karg. Es gab wenig zu essen und jeder Tag brachte eigene Herausforderungen mit sich. Aber das ist nur die eine Seite der biblischen Geschichte.
Die andere Seite erzählt Folgendes: Eine große weißgraue Wolkensäule begleitete Israel am Tag und in der Nacht war da eine Feuersaule, die so kräftig loderte, dass man sie von weit her sehen konnte. Als Israel zu Gott schrie, versorgte Gott sie. Es regnete Manna – Brot vom Himmel. Und dazu Wachteln. Sie konnten ihren eigenen Augen kaum glauben, aber jeden Tag war da wieder genügend zu essen. Auch wenn die vierzig Jahre in der Wüste mühevoll und schwierig waren, so war es keine gott-lose Zeit. Vielmehr wird davon berichtet, dass es vierzig Jahre voller Gottes Begleitung und Versorgung waren. Und wegen des gemeinsamen Weges, der eben nicht gott-los war, erfolgt das Gebot an Israel, Gott nicht zu vergessen. Gott ist auch weiterhin dabei und daran soll Israel denken und Gott loben und singen.
Ein Weg mit einem Ziel
Unsere Welt ist nicht dieses Land. Das Land, in dem sprichwörtlich Milch und Honig fließt, ist das Ziel eines Weges. Unsere Welt macht eher den Anschein der Wüstenwanderung. Und dabei fühlt es sich nicht so an, als ob nach vierzig Jahren alles besser wird. Mitten in dieser Wüstenzeit ist kein Ende in Sicht. Da ist nur Einöde, Hitze, Trockenheit und Staub. Und trotzdem Erntedank. Für mich wirkt Erntedank da wie ein Zwischenstopp. Über die Wüstenzeit lässt sich nicht wegwischen. Schwamm drüber, das wird schon wieder. Keineswegs! Vierzig Jahre Wüstenzeit, das ist eine verdammt lange Zeit. Es gibt persönliche Schicksalsschläge, da hilft kein ‚Wird schon wieder‘. Es gibt Kriege, die nicht mit einem einfachen ‚Entschuldigung‘ wieder befriedet werden. Es gibt Dürre und Hitzewellen, die nicht einfach mit einer Gießkanne oder einer Klimaanlage gemildert werden. Es gibt soziale Ungleichheit, die nicht einfach mit ein paar Nachhilfestunden eingeholt wird. Es gibt Unheil. Und da ist der Dank das Letzte, nach dem mir ist. Da erscheint Erntedank als eine Provokation, eingebaut ins Kirchenjahr. Es ist provokant, sich angesichts der so harten Seite des Lebens Gottes Mit-Sein bewusst zu bleiben. Und vielleicht brauchen wir diese Provokation, dieses Aufrütteln. Denn trotz aller Widrigkeiten: Dieser Weg hat ein Ziel.
Der Blick in meine Welt
Unsere Welt ist nicht dieses Land. Und dennoch stehen hier vorne gesammelte Gaben [Nennung der gemeindetypischen Dinge] und wir feiern Erntedank. Wir legen nicht nur einen Teil der diesjährigen Ernte hier vor den Altar, sondern erinnern uns auch des vergangenen Weges. Und da wirkt Erntedank vielleicht auch etwas trotzig, aber es gibt eben nicht nur die eine Seite des Lebens. Vielmehr lässt sich dem Leben auch etwas Gutes abtrotzen. Da hilft so ein Fest wie Erntedank, um den Blick auch auf das Gute zu richten. Ein Fest wie Erntedank, das zum Innehalten einlädt und uns trotz der harten und schwierigen Seite des Lebens zum Gedenken einlädt: Es gibt auch die andere Seite des Lebens.
Nicht nur meine Füße haben mich getragen, nicht nur meine Hände haben etwas erreicht, da waren vielmehr auch die Worte der anderen, die mich ermutigt haben. Da war das gemeinsame Lachen, das mir Leichtigkeit verschafft hat. Da waren Gebete, die mich getragen haben. Da waren Menschen, die für mich gekocht haben und da war der ein oder andere heitere Abend bei einem Getränk. Da sind Samen des Lebens, die andere Menschen mir für meinen Weg mitgegeben haben; beim Innehalten merke ich, dass diese zu Früchten geworden sind. Beim Blick auf den Weg meines Lebens erblicke ich in den dunklen Tälern, den Bergkämmen, die ich erklommen habe, und den trockenen Steppen, die ich durchqueren musste, dass mein Weg auch von Gutem begleitet ist. Es grünt und blüht immer wieder. Und das, was ich von anderen noch klein als Saat empfangen habe, das wächst und gedeiht. Es findet seinen Weg zur Sonne. Mein Weg, so wird mir deutlich, ist einer, aber er hat zwei Seiten. Und in all dem war Gott dabei. Ich erinnere mich und ich danke dir. Danke, Gott.
Noch Nicht (!)
Unsere Welt ist nicht dieses Land. Aber noch sind wir auch nicht am Ziel. Es mag sein, nein, es ist leider so, dass der Lauf der Geschichte alles andere als paradiesisch ist. Es ist leider so, dass es die beschwerliche Seite gibt und diese Welt teils grausam und brutal ist. Es ist leider so, dass Feigen- und Ölbäume mittlerweile eher in großer Zahl brennen als wachsen. Es ist leider so, dass viele noch immer nicht satt werden. Es ist leider so, dass Kriege noch immer zur Realität im 21. Jahrhundert gehören. Gott sei’s geklagt. Es ist aber auch so, dass dieser Weg kein gott-loser Weg ist. Es gibt ein verheißenes Land. Deshalb kann es auch anders sein, als es jetzt ist. Ein lapidares ‚Es ist halt so und war schon immer so‘ wird der Realität Gottes nicht gerecht.
In der Wolkensäule bei Tag und der Feuersäule bei Nacht – da war Gott. Gott war dabei, als sie ihre Dörfer und Städte gebaut haben. Gott war dabei, als die Kinder gemeinsam getobt und gespielt haben. Gott war dabei, als die Alten abends zusammensaßen. Gott war dabei, als Israel die Felder bestellte. Es gibt so zahlreiche Begleit-Erscheinungen Gottes, die Israel in seiner Erinnerung in Psalmen und Lieder gegossen hat. Gott war dabei, als die Feinde über sie herfielen und die Pest durch die Dörfer zog. Gott ist dabei, in guten und in schlechten Zeiten. Und um sich daran zu erinnern, haben sie Loblieder und Bittgebete, Jubel und Klagelieder verfasst.
Gott ist dabei. Deshalb können wir loben, bitten, rufen, klagen, schreien, beten, jubeln und danken. Erntedank provoziert uns dazu.
„Denn der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land...“
Unsere Welt ist nicht dieses Land. Doch was nicht ist, kann noch werden.
1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Im Hintergrund der Predigt ist die Vorstellung einer Gemeinde, die Erntedank als ein Fest feiert. Erntedank stellt hier ein gemeinschaftliches Erlebnis dar, in dem man nochmal gemeinsam des vergangenen Sommers gedenkt und womöglich nach dem Gottesdienst zusammenkommt.
2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
Beflügelt wäre das falsche Wort, aber es entstand eine produktive Spannung zu wissen, dass Erntedank auch letztes Jahr und vorletztes Jahr und all die Jahre zuvor gefeiert wurde. Der Blick in die Zeitung einerseits und in den biblischen Text andererseits war dann eine spannende Herausforderung, den Text wieder neu zu verstehen und im Wechselspiel der beiden Realitäten hoffnungsvolle Klänge zu hören.
3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Ich brauche die Provokation des biblischen Textes immer wieder neu, um einer Monotonie zu entgehen und neue Möglichkeitshorizonte zu entdecken.
4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Diese Predigt verdankt dem Gespräch mit der Predigtmentorin sehr viel. Durch das hilfreiche Feedback wurde die Predigt klarer und stringenter. Und vorallem verhalf mir die Rückmeldung zu Mut, mehr erzählende Textpassagen aufzunehmen.
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13.08.23 - 10. So. n. Trinitatis
Wort und Pinienkern – Vom Geschmack Gottes - Predigt zu 5. Mose 30, 11-14 von Nico Szameitat
Da stehe ich als Kind an der Grenze zu einem wahren Wunderland. In Leuchtbuchstaben steht es groß über der Straße: „Kramermarkt“. Das erste Mal auf diesem Riesenfest in Oldenburg. Die Kirmesorgel gleich vornean begrüßt uns mit lautem Tschingderassabumm. Blinkende Glühbirnen in allen Farben an den Fahrgeschäften, der Duft von Bratwurst und gebrannten Mandeln. Und dann stehe ich kleiner Knirps auf einmal vor dem Riesenrad: So hoch, so groß! Boah! Und der Unterkiefer klappt runter.
„Mund zu. Herz wird kalt.“, sagt mein Vater. Das ist so einer seiner Sprüche. Und der erschloss sich mir als Kind sofort: Wenn durch den offenen Mund die kalte Luft durch den Hals in die Brust kommt, dann wird das Herz ja auch kalt. Und wer will schon ein kaltes Herz haben? Also schnell den Mund zu und weiterstaunen.
Da stehen sie an der Grenze zu einem wahren Wunderland. In den Wolken steht es über ihnen geschrieben: „Das gelobte Land“. Was für ein Moment! Die Herzen klopfen bis zum Hals. Vierzig Jahre lang waren die Israeliten in der Wüste unterwegs und sind nun fast da. Wie wird das neue Land sein? Wie wird es schmecken? Hoffentlich nicht nach Manna und Wachteln, das haben sie über.
Vor dem Volk steht Mose, schon sehr alt, der sie den ganzen Weg geführt hat. Und Mose weiß, dass er nicht mehr hineinkommt in das Land. Für ihn heißt es langsam Abschied nehmen. Und so hält er eine große Rede. Er schaut zurück auf den ganzen Weg, und er gibt dem Volk noch einmal die zehn Gebote mit. Und auch sonstige Gebote, Regeln, Vorschriften, Verordnungen. Er redet und redet und redet und das Volk vor ihm ertrinkt in Worten.
Wie um Gottes Willen soll man all diese Regeln im Kopf behalten? Und wer um Gottes Willen kann all diese Regeln und Gebote überhaupt erfüllen? So stehen sie da, an der Schwelle, fassungslos und mit offenem Mund.
Denn für die meisten ist das alles viel zu hoch. Und viel zu weit weg von ihrem Leben. Zu hoch und zu weit. Und die Zweifel kommen und nisten sich im Herzen ein. Und das Herz wird kalt.
Ich stelle mir vor, wie Mose auf einmal die offenen Münder sieht und erschrickt. Das wollte er doch nicht, sein Volk überfordern. Und darum tröstet er es nun:
„Dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern. Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer will für uns in den Himmel fahren, und es uns holen, dass wir’s hören und tun? Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun? Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“ (Deuteronomium 30,11-14)
Ich mag diesen Text. Mich berühren diese Bilder, vor allem der Himmel und das Meer. Die Sehnsucht nach unendlicher Weite. Hoch über mir der strahlendblaue Himmel, fern hinterm Meer noch unbekannte Urlaubsziele. Herrlich! Und dann fühl ich mich ertappt. Genau sollen Gottes Worte ja nicht sein. Hoch und fern.
Aber genauso erlebe ich sie immer wieder. Auch ich als Theologe. Manchmal scheinen mir Gott und sein Wort unendlich weit weg.
Viel zu hoch ist mir das, was ich manchmal bei Paulus lese, mit seinem Kopf da oben in den Wolken: Der macht es oft aber auch kompliziert!
Und viel zu weit weg, noch hinter dem Horizont, ist es, was ich an unzähligen Regeln und Vorschriften aus der Tora lese: So uralt und weit weg von meinem Leben heute.
So hoch und so fern, da habe ich selber schon keine Lust mehr mich auf den Weg zu machen. Da schicke ich doch lieber jemanden los, der mir den Paulus aus den Wolken und den Levitikus von jenseits des Meeres holt, und mir das erst einmal übersetzt und ins Heute überträgt. Gibt ja genug kluge Menschen, die genug kluge Bücher geschrieben haben. Das kann ich mir dann ja anhören, mit dann ein Urteil bilden und überlegen, was ich damit mache.
Aber da steht der alte Mose vor mir und schüttelt den Kopf.
Nein, sagt er leise. Du brauchst niemand losschicken. Du brauchst keinen Ballonfahrer und keinen Hochseekapitän, du brauchst keinen Wortholer und keine Übersetzerin, keine Theologin, keinen Uni-Professor, keinen Papst und keine Pastorin.
Denn es ist das Wort ganz nah bei dir. Wie nah? Ganz nah. Wie nah? Wie der Geschmack in deinem Mund. Also: Mund zu. Und schmecken.
Zutaten:
100 g Korinthen
4 Stangen Staudensellerie
30 g Pinienkerne
40 g Kapern, plus 2 EL Lake aus dem Glas
40 g entsteinte große grüne Oliven
Und dann hör ich schon auf zu lesen. Lauter Zutaten, die ich nicht mag. - Wer hatte mir nochmal dieses komische Kochbuch von Ottolenghi empfohlen? - Ok, die Pinienkerne gehen ja noch. Aber der Rest? Grässlich! Viel zu viel, viel zu intensiv. Salzig, sauer, süß, herb. Wer soll das alles schmecken können? Die totale Überforderung im Kopf. Und doch fasziniert es mich, dieses Rezept einer Pinienkernsalsa zu gebratenem Lachs. Und ich kaufe mir diese ganzen komischen Zutaten und ich probiere es aus.
Und siehe: Was mein Kopf nicht zusammenbekommt, das schafft mein Mund. Der ganze Mund ist voll Geschmack, herrlich, unbeschreiblich, nicht in Worte zu fassen. Und mein Herz wird warm und ich lächle.
Ein jüdischer Theologe sagte einmal, dass Juden und Jüdinnen nicht zuerst nach dem Sinn der Gebote fragen, sondern nach dem ta’am, dem Geschmack, dem Aroma. (Deeg/Schüle: Die neuen alttestamentlichen Perikopentexte, Leipzig 2018, S. 419 mit Verweis auf Abraham Joshua Heschel)
Die Worte in der Bibel sind für uns Menschen oft viel zu viel, viel zu intensiv, die totale Überforderung im Kopf. Aber Gottes Wort muss man nicht so sehr denken, als vielmehr schmecken, es sich auf der Zunge zergehen lassen. In Psalm 1 heißt es: Wohl dem, der über Gottes Wort nachsinnt Tag und Nacht, wörtlich: der über seine Weisung murmelt tags und nachts. Der Gottes Wort immer wieder in seinem Mund bewegt, der es wiederkäut und schmeckt, wie Schwarzbrot, das nach langem Kauen süß wird.
Und aus dem Geschmack wächst die Tat: „Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“ Herz und Mund und Tat und Leben.
Liebe F.,
Fast zwei Jahre bist du mit vielen anderen durch die Konfirmandenzeit gewandert und stehst heute an einer Schwelle. „Erwachsenenleben“ steht in Leuchtbuchstaben über deinen zukünftigen Weg. Und die Orgel spielt heute dazu ein Tschingderassabumm.
Wir haben Euch in der Konfirmandenzeit gezeigt, wofür unser Herz schlägt. Und ihr habt einen kleinen Einblick in das Leben als Christen bekommen. Die Konfirmandenzeit war dabei nur eine Art Vorspeisenvariation, ein Appetitmacher. Das Leben als Christenmensch hält noch viel mehr bereit.
Für den heutigen Tag deiner Konfirmation hast Du Dir einen Satz, nur einen einzigen Satz aus diesem dicken Buch ausgesucht. Und das reicht als Anfang. Durchkaue diesen Satz, schmeck ihm nach. Und irgendwann wird er süß. Und er wird dein Herz wärmen. Und du willst ihn nicht mehr missen.
Das Leben, was vor dir liegt, ist nicht immer Kramermarkt. Aber es ist auch nicht immer Wüste.
Mit dem Segen, den ich dir heute zuspreche, verspricht dir Gott:
Ich bin bei dir, komme, was kommt.
Ich bin nicht droben im Himmel und nicht hinter dem Meer,
Ich bin ganz nah bei dir.
Wie nah?
So nah wie mein Wort.
So nah wie der Geschmack in deinem Mund.
Dass du lebst und schmeckst:
Alles, Wort und Pinienkern.
Dass du schmeckst und so lebst:
Gottes Kind in dieser Welt.
Aus vollem Herzen.
Amen.
1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Langsam kommt die vertraute Gemeinde wieder zurück in die Kirche und seit drei Wochen dürfen wir auch wieder singen. Die Gemeinde ist gar nicht so bildungsbürgerlich wie es scheint. Viele ha-ben Interesse an den biblischen Texten, aber vielen ist manches auch zu hoch und zu weit weg. In dem Gottesdienst wird F. konfirmiert. Sie hat sich als einzige für diesen Termin entschieden und freut sich auf diesen Tag.
2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
Der Text ist so schön (als Norddeutscher liebe ich Himmel und Meer), dass ich am liebsten ihn einfach so stehen gelassen hätte. Und dann kam das kulinarische: Wenn Gottes Wort in meinem Mund ist, wie schmeckt es dann?
3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Meine Einsicht ist wieder: Weniger ist mehr. Zwei Teile (u.a. zur Corona-Demonstration) sind während der Überarbeitung noch herausgeflogen. Und das Zitat meines Vaters ist durch die Erzählung zu Anfang noch konkreter geworden.
4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Ich bin der Predigtcoach dankbar für den Hinweis auf den zunächst indifferenten An-fang und dass ich am Ende konkreter werden könnte. Die Anrede an die Konfirmandin ist ein Versuch dessen.
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Erwählung, verändert. - Predigt zu 5. Mose 7, 6-12 von Peter Meyer
Predigttext Dtn 7,6-12 zuvor als Lesung
„Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind.“ Habt ihr das gehört? Ich habe die Ohren gespitzt, um das mitzubekommen. Wie über einen Zaun hinweg. So halb betroffen und doch ganz darauf aus, zu hören, was Mose sagt. Zu seinem Volk, zum Volk, das Gott erwählt hat. Zu Israel.
Wie im Sportunterricht. Wie ich damals lauschte. Ich hier, auf der glatten Bank aus hellem Holz, nur so halb betroffen. Da drüben die beiden Mannschaftsführer, die vor dem Spiel ihre Auswahl treffen:
Tobias wird erwählt. Spielt im Verein und ist mit allen Wassern gewaschen.
Susanne wird erwählt. Eine Ballkünstlerin und das Hirn jeder Mannschaft.
Linda wird erwählt. Die Sprinterin.
Eine nach dem anderen. Ich nicht. Ich lausche, schaue nur zu. Ich werde ja nicht erwählt. Sondern am Schluss ‚genommen‘: „Ei ja, kommst du halt noch zu uns.“ Weil am Schluss alle irgendwo unterkommen müssen. Auch die, bei denen es, Hand aufs Herz, nicht darauf ankommt, in welcher Mannschaft sie landen. Weil sich an ihnen nichts entscheidet. Denen diese Erwählung vielleicht sogar predigt: Du bist uns eine Last!
An solche Erfahrungen gewöhnt das Leben: Du lauschst oder siehst, wie über den Zaun hinweg. Dahin, wo die Wahl auf andere fällt, mit Pomp und Gloria. Wo sich Auserwählte in ihrem Glück sonnen.
Jeder hier, jedem wird es schon einmal so gegangen sein, mehr oder weniger dramatisch. Dass es gar nicht anders geht, als die Ohren zu spitzen.
Wenn Kollegin Maria vom jährlichen Familientreffen schwärmt. Wie sie es gar nicht erwarten können, sich von allen Enden der Republik zu den Eltern aufzumachen. Sich im uralten, hübsch renovierten Vier-Seiten-Hof wiederzusehen, großes Hallo. Maria sprudeln die Details direkt aus dem Herzen. Am Ende weißt du nicht mehr, was mehr Wärme spendet: Der Kamin, den die Enkel mit ihrem Opa zusammen anheizen, Ruß an den Händen und große Augen. Oder die Harmonie, die wie eine Wolldecke über allem liegt.
Du hörst, wie über den Zaun. Freust dich mit. Und zuckst doch tief drinnen zusammen. Weil dir ausgerechnet jetzt euer Familienstreit von neulich in den Sinn kommt. Wie ein schneidender Luftzug.
Vor allen anderen erwählt!
Es gibt gut trainierte Gedanken. Sie helfen, die gemischten Gefühle beim Blick über den Zaun in Zaum zu halten: Das Gras auf der anderen Seite ist immer grüner. Wenn man das ganze Bild kennt, relativiert sich fast alles. Bin ich auch nicht erwählt: Am Ende komme ich schon unter.
Aber wer steht schon völlig drüber. Dass ihm mühelos zu gelingen scheint, wofür du wieder und wieder kämpfst. Erfolglos, wie gegen Windmühlen. Dass sie sonnengebräunt durchs Leben tänzelt. Aber du hockst da wie im Wartezimmer.
Wir hocken hier. Und Mose sagt dem Volk Israel, irgendwo östlich des Jordans:
„Du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott. Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind.“ Keine Belohnung für besondere Größe, nein: „Weil er euch geliebt hat.“ Gott, der „den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen.“
Es geht gar nicht anders, als die Ohren zu spitzen: „Vom Herrn, deinem Gott erwählt.“ Bis ins tausendste Glied.
Für Gott sind wir ja hier. Gott, von dem ich erwarte: Der ist immer drauf und dran, Grenzen zu sprengen.
Nun, in dieser Sache ist es anders. In dieser Sache bin ich nur halb betroffen und ihr vermutlich auch. Lauschen wir wie über einen Zaun hinweg. Mose redet zum Volk Israel. Redet von Gottes Beziehung zu seinem Volk. Wie von der Liebe, die du zweien ansiehst. In der flüchtigen Berührung ihrer Hände. Im vertraut vielsagenden Blick, den sie wechseln. Du siehst es genau und weißt davon doch nur: Das ist ganz zwischen denen.
So redet Mose.
Schnell flammt Neid auf. Schleicht sich Eifersucht ein. Anspruchsdenken. Flüstert: Warum die? Warum dieses Volk, östlich des Jordans?
Ich bin doch auch da! Es ist doch auch mein Recht, innig vertraut mit Gott zu sein. Jesus hat uns doch berufen. Hier, in diese glänzenden Mauern hinein. Also müsste doch…!
Hüte dich davor. Vor den Flüstererklärungen. Vor dem Neid. Sie nähren Hass. Im schlimmsten Fall so tief, wie bei unseren Glaubensvätern. So entsetzlich, wie sie ihn in die Mauer dieser Kirche hineingegraben haben. Draußen, knapp unter dem Dachgesims, in Form des Wittenberger „Judensau“-Reliefs. Als Bild des Hasses gegen das Volk Israel, gegen Jüdinnen und Juden.
Heute ein Sinnbild für alle, die es nicht aushielten, zuzuhören, wie über den Zaun hinweg. Die ihr vermeintlich eigenes Volk, „ihre Nation“ hochjubeln. Bis zum Mord.
Ein Sinnbild am Ende auch für mich, wenn ich über den Zaun hinweghöre. Und dabei nur höre, was doch mir zustehen soll, mir!
Wenn ich so lausche, habe ich ja keine Ahnung.
Keine Ahnung davon, wie das ist, mit der Liebe Gottes. Und: Mit den Narben, die sie auf den Rücken haben, zu denen Mose spricht. Narben von den Peitschen ägyptischer Aufseher, abenteuerlich entkommen. Sie nennt Mose: ein heiliges Volk.
Ich habe ja keine Ahnung davon, wie das ist, mit Gottes Bund. Den er mit denen schloss, deren Haut sonnengegerbt ist. Wie Leder über Knochen, von den Jahren, die sie durch die Wüste zogen, mit nichts als nacktem Leben. Denen ruft Mose das zu: „erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern.“ Denen gegenüber nennt Mose Gott so: treu. Fordert, Gesetz und Gebot zu halten. Denen gegenüber, die ihre Toten in der Wüste ließen.
Und sie hören, mit ganzem Herzen.
Besser also, ich hüte mich, vor kleiner Missgunst. Vor grässlichem Neid.
Besser, ich vergesse meine Illusionen. Wie ich mir das ausmale, diese Erwählung.
Wer weiß, vielleicht höre ich dann zum ersten Mal wirklich davon. Ein Echo. Ein Funke davon, wovon das handelt: erwählt sein.
Ich war in diesem Moment davon überzeugt, es schlecht getroffen zu haben. Mich leichtsinnig auf ein Auslandsstipendium beworben zu haben. Jetzt hatte ich den Salat: Ich stand verloren da. Im auf 17 Grad heruntergekühlten Gemeinschaftsraum der Universität, in Atlanta, im Süden der USA. Sie sind ja alle auf 17 Grad heruntergekühlt, solche öffentlichen Räume in den USA. Jemand drückte mir eine Cola in die Hand. In einem Styroporbecher. „Typisch!“, rumorte mein Missmut. Ich vermisste jetzt schon alles zu Hause. Zehnmal besser wäre es gewesen, da zu bleiben. Wo das Leben seinen vertrauten Gang geht, unter Freunden.
Mit meinem Englisch ließen sich zwar Bücher lesen, aber beim Small-Talk bestand es aus Lücken, Ecken und Kanten.
Deshalb brach mir, 17 Grad hin oder her, der Schweiß aus. Mit schwingendem Bass sprach mich einer von der Seite an. Ein Professor. Schlimmer noch, wie sich herausstellte, der Professor für Predigt, Tom Long. Nervös haspelte ich herunter: Ich komme aus Good old Germany. Bin der diesjährige Austauschstudent aus Deutschland.
Darauf er, sonorer Ton, strahlender Blick: „So they have chosen you! Good for you! Your faculty must love you!“
Sie haben dich also ausgewählt. Gut gemacht! Die Profs müssen dich lieben!“
Ich spüre jetzt noch, wonach sich das anfühlt: Alles ändert sich. Obwohl sich rein gar nichts verändert. Ein bestenfalls tausendfach verdünntes Echo von so einer, von der Erwählung, von der Mose spricht. Aber: Sie rüttelt auf. Geht ans Eingemachte.
Wo du bist: Das ist eine Gabe. Die fremden Gesichter um dich herum, besonders die. Die halten was parat für dich.
Deine Möglichkeiten sind eine Tat der Liebe an dir.
Sich nur mühsam ausdrücken zu können: Auch dafür bin ich jetzt da, im unterkühlten Gemeinschaftsraum, auf der anderen Seite der Welt.
Neid auf Erwählte verstellt den Blick. Rechnet vor, was alles auch noch sein könnte, sein müsste. Neid vermutet nur rosarote Gefühle jenseits des Zauns. Erhebt laut schreiend Ansprüche auf wärmliches Licht und ewiges Wachstum. Für mich, für mich!
Ein Echo göttlicher Erwählung, sei’s auch tausendfach gedämpft, befreit davon.
Du lauschst. Du siehst, was du hast. Empfingst. Spürst rohe Gefühle, die den Geschmack des Lebens auf die Zunge geben. Und wie von dir aus Licht in die Welt scheint.
Ein Echo genügt.
Deshalb beginnen wir, wann immer wir hier zusammen feiern, mit einem Echo:
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Ein Echo vom Gott, der Israel erwählte, lange vor uns und ewig treu.
Das Echo davon für uns:
[zum Taufstein gehen, dreimal Wasser durch die Hand rinnen lassen.]
Von dreimal Wasser, in der Taufe: im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Ein Echo der Liebe, mit der sich der Vater im Himmel zu seinem Sohn beugte. Unter uns beugt.
Ein Echo, das rein gar nichts verändert.
Und doch: Alles ändert sich.
1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Ich gast-predige in der Stadtkirche in Wittenberg, erwarte eine Feriengemeinde an his-torisch bedeutsamem Ort. Corona-bedingt wird eine Kurzversion der Predigt erklingen. Der Sonntag steht im Zeichen der Taufe. Der Predigttext redet von der Erwählung Isra-els. Jüngst ist der Streit um den Verbleib des Schmähreliefs einer „Judensau“ an der Mauer der Kirche neu entbrannt. In all dem: Spannung zum Zerreißen. Sie wird drum unausweichlich zentral für die Predigt.
2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
Der Weg zum Predigtschreiben war für mich frei, als Eindrücke von der ‚Erwählung anderer‘ (eine menschliche Grunderfahrung) mit der hermeneutischen Überzeugung von der vorgängigen, bleibenden Erwähnung Israels zu verschmelzen begannen. Da-von ausgehend sammelte ich zunächst: Wie ist das, anderen zuzusehen, auf die die Wahl fällt? Welche Varianten gibt es, damit umzugehen? Steckt in Haltungen dazu auch Evangelium? So entstanden Kerntexte der Predigt.
3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Ich denke, der Blick auf die Taufe wird mich begleiten. Obwohl die Predigt das nur zum Schluss, in Form der Umkehr aus einer denkerischen (und historischen) Sackgasse thematisiert. Taufgnade korrespondiert mit der Aufgabe von eigenen Ansprüchen. Das gilt auch für kirchliches Handeln und die schon sprachlich ambivalente Erwartung, dieses Sakrament ‚verwalten‘ zu können.
4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Das umsichtige Predigtcoaching erschloss mir eine zweite ‚Hörart‘ meiner Predigt. Auf diese Weise versetzte es mich in die Lage, Abstand von Lieblingsgedanken zu gewin-nen, meinen Text als Text wahrzunehmen. Die Folgen: Kürzungen. Lieber eine Idee konsequent ausgemalt als zwei flimmernde Anspielungen. Spracharbeit gegen das mögliche Missverständnis, Gott erwähle Israel um seines Leidens willen.
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11.10.2020 - 18. So. nach Trinitatis
19.07.2020 - 6. So. nach Trinitatis
Wenn dein Kind dich morgen fragt… - Predigt zu Deuteronium 6, 20-25 von Anne-Kathrin Kruse
Rundfunkgottesdienst
I. Jeden Abend dasselbe Einschlaf-Ritual.
„Mama, mir ist soo langweilig – ich kann nicht einschlafen! Erzähle mir ein bisschen.“ Wir kuscheln uns in die Kissen. Ich schalte die Nachttischlampe aus. Und dann geht es über Gott und die Welt. Warum wir sonntags in den Gottesdienst gehen. Warum wir genau dieses Tischgebet beten und kein anderes. Warum ich an Gott glaube. Ob er jetzt auch da ist. Und warum es trotzdem Unglück in der Welt gibt. Mit den Jahren werden die Fragen immer anspruchsvoller. Immer seltener habe ich eine fertige Antwort darauf. Wir suchen gemeinsam danach. Kinder fragen – zum Glück. Sie fordern ihre Eltern heraus. Was ist euch lebenswichtig? Warum lebt ihr so, wie ihr lebt? Regeln, die zum Leben helfen. Das, was mir lieb und teuer ist, weitergeben – an die, die mir am liebsten und am teuersten sind.
Wenn dich dein Kind morgen fragt: Was sind das für Gebote und Rechte, die euch der Herr, unser Gott, geboten hat? so sollst du deinem Kind sagen: Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten, und der Herr führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand. Und der Herr hat uns geboten, nach all diesen Rechten zu tun, …auf dass es uns wohl gehe allezeit und er uns am Leben erhalte, so wie es heute ist. Und das wird unsere Gerechtigkeit sein, dass wir alle diese Gebote tun und halten vor dem Herrn, unserm Gott, wie er uns geboten hat.
II. Das hier war eine Frage an jüdische Eltern.
Und ihre Antwort ist klar. Sie erzählen. Und sie erinnern an die Befreiung ihres Volkes aus der Sklaverei. Freiheit! Frei sein von den Knebeln der Mächtigen. Nicht mehr buckeln müssen. Keine Angst mehr vor den Schlägen der Bewacher. Ihrem ohrenbetäubenden Kommandoton. Nachts machten sie sich auf, auf in die Freiheit. Uralte Erinnerung und zugleich ganz jung und frisch. So frisch, als seien die Eltern gerade eben von Gott durchs Schilfmeer geführt worden. Als sei der Saum ihrer Kleider noch nass. Als hörten sie gerade noch das Geschrei der Krieger, das Hufgetrappel, das wilde Wiehern der Pferde, mit denen die Ägypter ihnen nachgejagt waren.
Wir waren Knechte… und der Herr führte uns aus Ägypten.
Jüdinnen und Juden haben diese Befreiung wie leibhaftig erlebt. Und geben die Erinnerung immer wieder an ihre Kinder und Enkel weiter. Auch an Jesus. Von frühester Kindheit an hat ihn diese Geschichte der Freiheit geprägt. Und damit auch die Regeln der Freiheit. Damit alle in Frieden und Gerechtigkeit leben können. Ihr Auskommen haben, genug für sich und die Kinder.
Uns Christen gehört diese Erinnerung an die Freiheit nicht.
Aber sie ist unsere Wurzel. Sie trägt uns. Die Erinnerung an Gott, der das Leben liebt. Und unsere Freiheit will.
III. 95 Thesen – Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen zu Ablass und Buße an die schwere Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Wahrscheinlich griff er nicht selbst zum Hammer.
Der Hausmeister übernahm das. Aber nicht Hammerschläge – Worte waren es gegen „die Herrschaft des Geldes über die Menschen“. Gegen die Herrschaft über ihre Gewissensfreiheit. Mit der Macht des Wortes protestierte Luther „gegen die Vorstellung, man könne das Seelenheil mit Geld erkaufen.“
Mit der Not der Menschen auch noch Geschäfte machen. (H. Prantl, Der letzte Rest, in: W. Genazino (Hg.),
Freiheit und Verantwortung. 95 Thesen heute, Stuttgart 2016) Damit fing alles an.
500 Jahre ist das jetzt her. Ein Jahr lang haben wir gefeiert. In Gottesdiensten und Gemeindefesten,
mit Ausstellungen und Vorträgen, mit dem Luther-Oratorium, auf Kirchentagen in Berlin, Wittenberg und in den vielen Reformationsstädten Europas. Denn kaum ein Ereignis in der Geschichte hat unser Leben derart geprägt wie die Reformation. War’s das jetzt? „Außer Thesen nix gewesen?“ (M. Engelmann, L. Veit, Außer Thesen nix gewesen? In: J. Arnold, F. Baltruweit, K. Oxen (Hg.), Reformation erinnern, predigen und feiern. Hannover 2016)
IV. Doch – da war und ist etwas Besonderes in all den Feierlichkeiten:
Zum 1. Mal feiert die Evangelische Kirche nicht allein.
Wie wir hier heute. Gemeinsam mit … haben wir dieses Festjahr begangen. Und so feiern wir auch heute den Festgottesdienst – gemeinsam. Was hat sich verändert? Wir schlagen nicht mehr wie über Jahrhunderte aufeinander ein! Gemeinsam sind wir auf der Suche nach der Wahrheit. Die Unterschiede kehren wir dabei nicht unter den Teppich. Zusammen sind wir ein Leib, sagt Paulus. Wenn ein Körperteil leidet, leiden alle anderen mit; wenn ein Körperteil geehrt wird, freuen sich die anderen alle mit. Wenn sich die Evangelischen freuen, dass ihnen die gute Botschaft Gottes neu erschlossen wurde – mögen sich die Katholiken und die Freikirchen einfach mitfreuen! Umgekehrt: wenn die Katholiken an der Spaltung der Kirchen schmerzhaft leiden – mögen auch die Evangelischen und die Freikirchen diesen Schmerz teilen.
Nicht die Spaltung der Kirchen feiern wir. Vorbei sind hoffentlich endlich die Zeiten, in denen sich die Evangelischen so abgrenzen müssen, als hätten sie allein die Wahrheit für sich gepachtet. Wir feiern das Evangelium – und das gehört den Evangelischen nicht allein. Gott kennt meine Abgründe. Und dennoch geht seine Liebe „wie ein fahrender Platzregen“ (M. Luther) auf mich nieder. Diese gute Botschaft Gottes steht allen offen.
V. Den Schmerz der anderen teilen und sich dann auch mit den anderen freuen können.
Wir geben die alten Feindbilder auf. Und hören zu: wie sehen uns die anderen? Wie haben sie unter uns gelitten? Umkehren. Einen neuen Weg einschlagen. Frei werden und neu aufbrechen zum Anderen. Diesen Weg in die Freiheit sind wir hier gegangen. Was ich vor allem dabei gelernt habe: Wie besonders die kleinen Kirchen noch heute unter den beiden Großkirchen zu leiden haben. Unter Worten wie Schläge. Die 1. These der 95 Thesen Martin Luthers lautet: „Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht ‚Tut Buße‘, hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.“ Umkehren, sich wieder und wieder auf den Weg in die Freiheit machen. Das verbindet uns Kirchen in der ganzen bewohnten Erde, der „Ökumene“.
VI. „Außer Thesen nix gewesen?“ Doch – da ist noch viel zu reformieren.
Nicht nur meine Kinder suchen Orientierung. Ich selbst brauche sie, jeden Tag neu. Deshalb: Gemeinsam mit anderen zurück an die Quelle gehen – so wie Martin Luther vor 500 Jahren zurück an die Quelle der Bibel ging und sie neu für sich entdeckte. Die Geschichten von der Freiheit entdecken, und sie denen weitererzählen, die uns am liebsten und wichtigsten sind. Zurück an die Quelle der ganzen Bibel. Besonders das Alte Testament lege ich Ihnen ans Herz. Ihm ist nichts Menschliches fremd. Uralte Erfahrung mit Gott und dem Leben und zugleich jung und frisch. Als seien wir Christen zusammen mit dem jüdischen Volk aus der Sklaverei in die Freiheit ausgezogen – und der Saum unserer Kleidung sei noch nass. Zurück an die Quelle - nach Jerusalem. Da, wo alles Entscheidende für uns Christen geschah. Von dort kommt Gottes Weisung für ein Leben in Freiheit. Da hat es Gott gefallen, für uns Mensch zu werden aus Fleisch und Blut. Unser ganzes Leben mit all seinen Fragen und Konflikten findet dort seine Sprache, seinen Ort, seinen Trost. Wenn dein Kind dich morgen fragt, dann findest du dort eine Antwort.
Amen.
Eingangsgebet
Hab Dank, Gott,
für Dein befreiendes Wort!
Hab Dank, dass Du Deine Kirche
immer wieder durch Deinen Heiligen Geist erneuerst!
Ohne Dich wäre Deine gute Botschaft von der Freiheit
längst verloren gegangen.
Aber immer wieder droht Anderes
Dich in den Hintergrund zu drängen:
die Sorge um den Bestand der Kirche,
die Sorge um uns selbst.
Kleinkrämerei macht Dein großartiges Wort
von der Freiheit unglaubwürdig.
Wir bitten Dich:
Vergib uns unser Kreisen um uns selbst.
Öffne unser Herz, mach es weit, um Dich zu loben.
Lass uns Dein Wort so hören,
dass es unser Herz erreicht.
In der Stille bringen wir vor Dich, was uns auf der Seele liegt: ---
Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten,
und du sollst mich preisen.
Fürbitten
Wir beten für eine Kirche,
in der das eine Wort wichtiger genommen wird als viele Wörter,
in der die eine Botschaft mehr zählt als viele Schlagzeilen.
Wir beten für eine Kirche,
die ihre Stimme erhebt im Konzert der Mächtigen
und sich auf die Seite derer stellt,
die in ihrer Ohnmacht Hilfe brauchen.
Wir rufen zu Dir: Herr, erbarme Dich.
Wir beten für eine Kirche,
die Neues annimmt und Bewährtes pflegt,
die Fragen zulässt und Antworten nicht scheut.
Wir beten für eine Kirche,
die in die Welt hinausgeht und sich nicht hinter Mauern versteckt,
die offen ist für viele Strömungen,
aber nicht mit dem Strom schwimmt.
Wir rufen zu Dir: Herr, erbarme Dich.
Wir beten für eine Kirche,
die nach Einheit strebt und nicht nach Einheitlichkeit,
die nach Gemeinsamkeiten sucht und Unterschiede anerkennt.
Wir beten für eine Kirche,
in der der Mensch zählt
und nicht die Menschen gezählt werden,
in der die Liebe gelebt und das Leben geliebt wird.
Wir rufen zu Dir: Herr, erbarme Dich.
Wir beten für eine Kirche,
die nicht nur Gotteshäuser unterhält,
sondern in der Gott ein Zuhause hat,
die sich vom Geist leiten lässt und deren Leitung Geist hat.
Wir beten für eine Kirche,
in der nicht die vom „Dienen“ reden, die Herrschen meinen,
sondern in der der herrscht, der uns dient alle Tage bis an der Welt Ende.
Wir rufen zu Dir: Herr, erbarme Dich
(Nach einem Fürbittengebet von E. Hermann, in: ders., Neue Gebete für den Gottesdienst II, München 2004)
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Völkerball für Geliebte – Predigt zu Deuteronomium 7,6-12 von Nico Szameitat
Ich sehe die Turnhalle noch vor mir. An der Wand festgeschnallte dicke Matten neben dem Klettergerüst. Quietschiger Boden mit buntem Linienwirrwarr. Und lange niedrige Bänke, auf denen wir zu Beginn des Sportunterrichts saßen. „Wir spielen heute Völkerball!“ Was machen eigentlich andere Lehrer, wenn sie keine Lust haben? Unser Sportlehrer ließ dann Völkerball spielen. Und das begann immer damit, dass zwei Sportskanonen vom Lehrer zu Mannschafts-Kapitänen ernannt wurden. Die durften sich abwechselnd diejenigen aussuchen, die in ihrer Mannschaft spielen sollten. Und natürlich wählten die zuerst ihre Freunde und dann die anderen, die auch irgendwie sportlich waren. Zuletzt wurde der Rest verteilt: Die Kleinen, die Dicken, die Brillenträger. Die, die keiner haben wollte. Die für die Mannschaft mehr eine Last als ein Gewinn waren. Und jedes Mal zögerten die Mannschaftskapitäne, wer aus dem Rest das geringere Übel wäre.
Ich gehörte zum Rest. Ich war unsportlich und Brillenträger. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mir je in meiner Schullaufbahn eine Mannschaft zusammenstellen durfte. Ich kann mich aber gut erinnern, was für ein Gefühl es war, zum Rest zu gehören.
Und dann begann das Spiel. Ich erinnere mich beim Völkerball nur daran, dass man sich gegenseitig abwerfen musste. Und manche hatten eine diebische Freude daran, die aus der anderen Mannschaft möglichst hart zu treffen. Dann galt es, keinen Schmerz zu zeigen. Vor allem, wenn man ohnehin schon zum Rest gehörte.
Ob Mose klein, dick oder kurzsichtig war, wissen wir nicht. Aber wir können der Bibel entnehmen, dass er wohl gestottert hat. Ich stelle mir vor, dass er aufgrund des Sprachfehlers schon eine Art Außenseiter war. Und vielleicht ist so einer das ideale Sprachrohr für ein Außenseitervolk: Ein kleines Volk, das in Ägypten Sklavendienste verrichten musste, dem schließlich die Flucht gelang und das nun seit langer Zeit durch die Wüste zieht: Das Volk Israel.
Kurz vor der Ankunft im Land, das Gott ihnen versprochen hat, hält Mose eine Rede an das kleine Volk:
(Denn) du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern – , sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat der Herr euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. So sollst du nun wissen, dass der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen. So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust. Und wenn ihr diese Rechte hört und sie haltet und danach tut, so wird der Herr, dein Gott, auch halten den Bund und die Barmherzigkeit, wie er deinen Vätern geschworen hat. (Dtn 7,6-12, Luther 2017)
Das ist der Traum der Kleinen: Einmal auserwählt sein. Und dann werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.
Das Volk Israel steht an der Grenze zu einem neuen Leben. Wenn sie erst das versprochene Land betreten, dann würden sie unter Gottes Schutz endlich sesshaft werden. Dann hätte jeder ein eigenes Stück Land und könnte sich eine Zukunft aufbauen. Und dann würde aus dem heimatlosen Volk Israel endlich das Land Israel werden. Sie würden groß und mächtig werden und könnten es endlich mit den anderen Völkern aufnehmen.
Das ist der Traum der Kleinen: Einmal auserwählt sein. Und dann werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.
Wenn mich der Sportlehrer beim Völkerball nur einmal als Mannschaftskapitän auserwählt hätte, dann hätte ich auch die Sportskanonen als Letzte genommen.
Wikipedia: „Völkerball ist ein Ballspiel mit variabler Anzahl von Spielern in zwei Parteien und nicht exakt festgelegter Spielfeldgröße. […] Das Völkerballspiel entstand […] aus einem rituellen Kriegsspiel. Der ursprüngliche Spielgedanke symbolisiert die Schlacht zwischen zwei Völkern, die sich unter ihren Königen in einem Vernichtungskrieg gegenüber stehen. […] Jeder Treffer eines gegnerischen Spielers markiert einen Gefallenen, der aus dem Spielgeschehen ausscheiden muss. […] Das Spiel (die Schlacht) endet mit der vollständigen Vernichtung eines der beiden Völker.“[i]
Mose spielt mit seiner Rede Völkerball. Denn ihr habt ja gerade nur die schönen Sätze gehört. Drumherum, wenn es um die anderen, die fremden Völker geht, verwendet Mose gar nicht so schöne Worte:
„einnehmen … keine Gnade …Du, Israel, wirst alle Völker vertilgen… ausrotten einzeln nacheinander… ihre Namen auslöschen.“
Aus dem Traum der Kleinen, die auserwählt werden, wird eine Gewaltphantasie. Ist das die ewige Gewaltspirale, die kein Ende findet? Dass Macht immer zu Machtmissbrauch führt? Dass, wer Gewalt erfahren hat, später auch Gewalt ausübt, wenn er nur die Gelegenheit dazu bekommt? Ich habe noch immer die Bilder aus Hamburg vor Augen. Brennende Barrikaden, Straßenschlacht, Krieg zwischen dem schwarzen Block und der Polizei. Gewalt, die zu Gewalt anstachelt. Wie durchbricht man nur diese Gewaltspirale?
Der Traum des Volkes Israel bewahrheitete sich nur zum Teil. Ja, es gab in dem neuen Land Krieg. Aber Israel war nicht immer der Sieger. Und nein, es floss dort keine Milch und Honig. Und nein, Israel wurde auch kein Ernst zunehmender Konkurrent für die anderen Machthaber. Im Gegenteil: Das Volk Israel blieb der Spielball der Mächtigen. Und im Laufe der Jahrtausende machte das Volk Israel, das heutige Judentum, die Erfahrung, dass das Leben als Gottes auserwähltes Volk kein einfaches Leben ist. Denn jetzt waren es die anderen Völker, die diese Worte benutzten: ausrotten, auslöschen, vertilgen. Wie durchbricht man nur diese Gewaltspirale?
Die Juden sind und bleiben Gottes auserwähltes Volk. Und sie sind es ja eben nicht, weil sie besonders groß oder mächtig oder toll sind: Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern – , sondern weil er euch geliebt hat. (Dtn 7,7) Die Liebe ist es, die die Kleinen zu Auserwählten macht. Das kleine Volk muss nichts leisten, es muss keine großen Taten vollbringen: Es wird einfach geliebt.
Und diese Liebe zu den Kleinen und den Außenseitern ist der Refrain, der die ganze Bibel durchzieht. Du, kleiner Hirtenjunge David, wirst König, weil Gott Dich liebt. Du, unbedeutendes Mädchen Maria, wirst den Christus zur Welt bringen, weil Gott Dich liebt. Du, unbeliebter Zöllner Zachäus, steige vom Baum herunter und iss mit uns, weil Gott Dich liebt. Die Liebe ist es, die die Kleinen zu Auserwählten macht.
Und der, den wir Gottes Sohn nennen, der ein Jude war, und der wie kein anderer von Gottes Liebe erzählte, er nahm uns mit hinein. Durch das Wasser der Taufe gezogen stehen wir plötzlich neben ihm und er flüstert uns zu: „Jetzt gehört ihr dazu! Und wenn ihr zu Gott beten wollt, sagt einfach „Vater“ zu ihm: „Vater unser im Himmel.“
Ein Gottesvolk: Die Juden. Ein Gottessohn: Jesus Christus. Und ganz viele Gotteskinder: Ihr alle. Nicht, weil ihr besonders groß oder mächtig oder toll seid – sorry, darum geht es nicht. Nein, weil Gott euch liebt, die Kleinen, Dicken und die Brillenträger genauso wie die Sportskanonen. Wir sind Auserwählte, weil wir Geliebte sind. Und unsere Aufgabe als Auserwählte ist es, diese Liebe zu leben. Und laut und bunt Nein zu rufen, wenn Hass oder Rache sich wieder zu einer schwarzen Spirale drehen wollen, wenn Menschen mit Steinen werfen, im Schanzenviertel oder bei Facebook.
Eine Demonstration in Hamburg fand ich besonders schön: „Lieber tanz ich als G20!“. Bis in die Nacht tanzten 11.000 Menschen aus verschiedensten Nationen friedlich von den Landungsbrücken bis in die Innenstadt. Was für eine wunderbare Idee!
Und am Ende der Zeiten wird der Basketballkorb zum Kronleuchter und der Quietscheboden zum Parkett.
Die Sporthalle verwandelt sich in einen großen funkelnden Tanzsaal.
Es ist Völkerball. Und Gott lädt ein.
Den Eröffnungstanz tanzt der Ewige persönlich mit seinem auserwählten Volk.
Und dann tanzt er mit einem nach dem anderen.
Und die Völker tanzen untereinander und miteinander.
Die Engel musizieren und die Menschen singen - und dann musizieren die Menschen und die Engel singen.
Wir singen, spielen und tanzen die ganze Nacht Bach, Mozart und Debussy.
Und der Ewige wirbelt lachend über die Tanzfläche.
Amen.
[i] Wikipedia-Artikel „Völkerball“, abgerufen am 12.7.2017.