Auf dem Weg gen Zion - Predigt zu Hebräer 12,12-18.22-25a von Christoph Römhild
Auf dem Weg gen Zion
Liebe Gemeinde!
wir befinden uns mitten in der Epiphaniaszeit. „Epiphanie“ bedeutet die Offenbarung Gottes gegenüber den Menschen. Früher konnte dies eine Erscheinung sein wie das Feuer eines Vulkans, in dem man eine Gottheit vermutete.
Epiphanias handelt von der Offenbarung Gottes in Jesus selbst.
An diesen Sonntagen hören wir wundervolle Erzählungen, in denen Jesu Bedeutung entfaltet wird! Weihnachten wird gleichsam entfaltet in diesen Sonntagen und es wird deutlich, warum dieser Mensch Jesus so bedeutsam ist und warum seine Geburt so bedeutsam war.
Seit dem Christfest erscheint uns in ihm das Licht, das die Welt erhellt:
Er wird als zukünftiger König vorgestellt, den König Herodes schon fürchtet.
Er wird durch Johannes den Täufer als Messias vorgestellt, und dann getauft.
Er wird auf der Hochzeit zu Kana, von der wir heute hörten, als Wundermann vorgestellt. Die Erzählung der Verwandlung von Wasser in Wein: Was für eine wunderbare, liebevolle Erzählung!
Das allererste Wunder Jesu, das Johannes berichtet. Und Jesus ist hier nicht sinnenfeindlich, nicht asketisch, sondern ein Mensch, der Feste liebt, vielleicht schon als Gegenbild zu Johannes dem Täufer[2].
Jesus der Fest-Mensch. Jesus der Freudenmeister.
* * *
Diese Hochzeit ist nicht nur der Auftakt zu einer Ehe, sondern auch der Auftakt zu Jesu öffentlicher Wirksamkeit. Es ist Jesu erstes Wunder.
All diese Geschichten sind überhaupt Auftaktgeschichten: Auftakt zu einem neuen Kirchenjahr, Auftakt auch zu einem neuen Kalenderjahr.
Und es ist ein Auftakt voller Freude. Es ist ein Neubeginn, eine neue Lebensphase, für das unbekannte Hochzeitspaar, für Jesus und für Maria. Und ich finde das ermutigend, dass es hier einen Neubeginn gibt. Denn diese Geschichte erzählt nicht von Beharren, sondern von Weichheit. Sie erzählt nicht vom Recht haben, sondern vom „Um-Entscheiden“, vom neu entscheiden, nicht von der Angst, sondern vom Mut. Sie erzählt von innerer Beweglichkeit.
* * *
Und so, in dieser Gestimmtheit der Freude, verstehe ich auch den heutigen Predigttext. Er steht im Hebräerbrief. Der Hebräerbrief stammt von einem unbekannten Verfasser, möglicherweise von Barnabas oder sogar Paulus. Er wendet sich überaus kenntnisreich an jüdische Christen, die sehr mit unserem Alten Testament, der Bibel Jesu, vertraut sind. So argumentiert der Hebräerbrief auch mit kenntnisreichen Zitaten aus dem Alten Testament für den christlichen Glauben. Die Strukturen des Alten Testaments wie Exodus oder Opfer werden auf Jesus übertragen und durch das Neue Testament überboten, so der Hebräerbrief – eine Denkfigur, die wir in geschwisterlicher Verbundenheit zum Judentum heute nicht mehr so sagen würden.
Der Text beginnt mit stärkenden, anspornenden Worten:
Wir sollen unsere Hände und Knie stärken
wir sollen gesund werden
wir sollen der Gnade Gottes vertrauen
Wir sollen als Gemeinde zusammen stehen und füreinander eintreten
Es folgt ein Exkurs zu Esau.
In seiner zweiten Hälfte begründet der Text in wundervollen Worten diese stärkenden Worte mit den Vorzügen, die wir haben, die besondere Nähe zu Gott und die Gnade, die wir durch die Heilstat Jesu erfahren.
Wundervolle aufbauende Worte, wenn man einmal die Negativfolie des jüdischen Glaubens beiseite lässt.
Ich verlese den Predigttext aus dem 12. Kapitel des Hebräerbriefes:
Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie
und macht sichere Schritte mit euren Füßen, damit nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde.
Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung,
ohne die niemand den Herrn sehen wird,
und seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume;
dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie unrein werden;
dass nicht jemand sei ein Abtrünniger oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkaufte.
Ihr wisst ja, dass er hernach, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte.
Denn ihr seid nicht gekommen zu dem Berg, den man anrühren konnte und der mit Feuer brannte, und nicht in Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter
[…]
Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und
zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem,
und zu den vielen tausend Engeln und zu der Versammlung
und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind,
und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten
und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung,
das besser redet als Abels Blut.
Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet.
Gott segne sein Wort, das an uns ergeht.
* * *
Sie sehen, der Text wimmelt so vor kenntnisreichen Anspielungen aus dem Alten Testament:
Da ist die Heiligung, in Verbindung mit der Verheißung, Gott zu sehen, ein Wunsch, den schon Mose und Elia hatten.
Da ist natürlich Esau, der seinen Erstgeburtsrecht und -segen gegen ein Linsengericht tauschte.
Und dann der Gegensatz zwischen dem Mose-Berg Sinai und dem Berg Zion.
Schließlich Jesus selbst, der uns mit seinem Kreuzestod in den Gnadenstand hebt, alttestamentlich ausgedrückt als das Blut der Besprengung, also Christi Blut, das zur Reinigung unserer Herzen dient (10,22).
Liebe Gemeinde,
dieser wundervolle Text ermutigt uns im neuen Jahr, er gibt unseren Händen und unseren Beinen wirklich neue Kraft.
Optimismus und ein neuer, wacher Blick für die Vielfalt der Möglichkeiten. Keine falschen Ängste und verfrühten Befürchtungen, sondern Besonnenheit, Kraft und Zuversicht (nach 2. Timotheus 1,7).
Epiphanias ist ein Lichtfest, in die Finsternis kam ein Licht. In unsere Dunkelheit kommt das Licht Jesu, kommt seine Gnade, an die wir uns halten können. Jesus ist das Licht in der Finsternis:
Jesus geht für uns in die Finsternis hinein, in das Leid und in das Dunkel hinein und in die Verzweiflung (Joh 1,5).
Er kommt ins unsere Dunkelheit. Damit es für uns einfacher wird. Damit die von uns, die im Dunkeln und in der Verzweiflung sind, auch dort nicht mehr alleine sein müssen.
Jesus ist mit ihnen.
Er kennt die Finsternis und das Dunkle und er kennt die Verzweiflung.
Er weiß, wie es sich anfühlt, wenn keiner mehr an einen glaubt.
Alle seine Jünger und Freunde fliehen in die Nacht an Gründonnerstag.
Nicht einer bleibt.
Er wird verraten und verkauft und verleugnet.
Verstanden hat ihn da niemand mehr.
All das bis ans Kreuz nimmt er für uns in Kauf.
Um uns loszukaufen (Offb 5,9 u.ö.).
Um uns das Licht zu bringen.
Um uns freizukaufen durch sein Blut (Heb 12,24).
* * *
Paulus oder der Verfasser des Hebräerbriefes stellt uns ein machtvolles Ziel vor Augen, auf wir als Christen alle zugehen, gemeinsam mit unseren Geschwistern jüdischen Glaubens:
Zion, das himmlische Jerusalem, die kommende Stadt (12,22).
In ihr zu leben, sind wir gemeinsam auserwählt!
Das dürfen wir nie aus den Augen verlieren:
Wir sind die Erstgeborenen!
Wir sind auserwählt in Zion zu leben, unsere Namen stehen im Himmel aufgeschrieben (12,23), wir stehen auf der Gästeliste ganz oben.
Paulus fährt hier alles auf, was er zu bieten hat, das sind keine Nebensächlichkeiten, hier geht es ums Ganze.
Der Berg Zion ist die Stadt des lebendigen Gottes, der uns persönlich zu sich einlädt.
Und wer da alles steht auf dieser Gästeliste!
Viele tausend Engel (12,22), die Seelen der Gerechten (12,23), sie werden mit uns an der Hochzeitsstafel sitzen im himmlischen Jerusalem.
In diese Gemeinschaft gehören wir hinein!
Und Jesus ist da, unser Mittler, unser Fürsprecher, unser Bruder.
So sehr sieht Gott uns an, so sehr liebt er uns, so sehr lädt er uns ein.
Die Zeile aus dem Glaubensbekenntnis: Gemeinschaft der Heiligen – das sind wir.
Das ist ganz wichtig, das nicht zu vergessen: Wir alle werden einen Ehrenplatz haben an dieser Tafel.
Gott will uns die Krone des Lebens geben (Offenbarung 2, 10).
Paulus fährt hier alles auf: Größer und bedeutsamer geht es nicht mehr.
Er stellt es uns ganz klar vor Augen: Gott meint uns. Er ruft uns.
Er lässt nicht mit sich spaßen, das zeigt Esau, der trotz seiner Tränen und Reue keine Chance mehr hatte (12,17). Aber für uns, die wir die Chance ergriffen haben, ist die Fülle da.
Und deswegen, weil so viel an uns hängt, weil Gott alles an uns liegt,
will Paulus uns auch so sehr stärken im ersten Teil des Textes, deswegen ruft er uns zu,
dass wir in der Gemeinde auch einander die Hände und Knie stärken sollen.
Das ist ganz wichtig: Dieser Zusammenhalt in unseren Gemeinden.
Das wir es uns gegenseitig sagen:
Mensch, vergiss es nicht, es geht gen Zion für uns. Gemeinsam.
Das ist der zentrale Punkt: Die Gemeinde ist unsere Weggemeinschaft auf Zion hin.
Der Einzelne kann es nicht erreichen, er würde straucheln (12,13).
Aber als Gemeinde sind wir Leib Christi und einander das strahlende Licht in der Finsternis.
Deswegen sollen wir uns strecken nach ihm hin und gesund werden (12,13) und es uns immer bewusst machen: Auf uns kommt es an!
Wir haben ja Gottes Gnade, das dürfen wir nicht vergessen (12,15). Wir haben den Segen, wir brauchen uns nicht bange machen zu lassen.
Wir gehen gemeinsam als Gemeinde auf diesem Weg, wir helfen einander in Liebe (12,14) und wir heiligen (12,14) uns auf diesem Weg, wir halten uns an Jesus und seine Rettungstat (12,24).
Und wir verlieren das Ziel nicht aus den Augen.
So wie Israel auf dem Weg durch die Wüste in das gelobte Land,
so auch wir auf unserem Weg als Gemeinde.
Wir haben ein klares Ziel vor Augen:
Wir möchten nach Hause, wir gehen gen Zion.
Jesus ist auf diesem Weg immer bei uns. Er hält unseren Weg in seiner Hand.
Wir können darauf vertrauen, dass am Ende des Weges die goldenen Straßen Zions für uns bereitet sind.
Was für eine Vorstellung, wenn ich mir vorstelle, dass unser Leben, unser gemeinsamer Weg, unser Lebensweg, dass dieser Weg sicher in Gottes Hand ruht.
Es ist ein sicherer, ein guter Weg! Denn Gott hält ihn.
Gott führt ihn!
Ja, noch mehr:
Ich bin der Weg, spricht Jesus Christus.
Was für eine Vorstellung,
dass unser Lebensweg,
mit all seinen scheinbar überflüssigen Umwegen,
seinen Abwegen,
seinen dunklen Tälern,
dass dieser unsichere, gebrochene Weg in Jesu Hand liegt, der selber so gebrochen am Kreuze hing. Jesus rettet uns am Kreuz durch sein Blut. Dass wir so gesund werden (12,13) von unserem giftigen Schaden (EG 66,7).
Und so ist es doch: Wie hoffnungsvoll ist es für uns, dass eben dieser gebrochene Leib Jesu die Auferstehung erfährt.
So wie unser Lebensweg, auch der ungeradeste und verworrenste, seine Heilung erfährt, wenn uns jeder Umweg als notwendig und sinnvoll einleuchten wird.
Jesus Christus spricht "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." (Joh 14, 6).
Wir vertrauen darauf, dass er uns auf unserem Lebensweg begleitet, dass er uns trägt auf diesem Weg gen Zion.
In seinem Namen und im Glauben an ihn und an die Art, wie er lebte, haben wir Geborgenheit und Zuversicht:
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Amen
Der offene Himmel und der Friede Gottes
sei mit euch allen!
Amen.
Liedvorschläge:
Epiphaniasabschnitt im Gesangbuch (z.B. EG 66 (Vers 7!), 69, 70) und evtl. zum Jahreswechsel: Jesus soll die Losung sein (EG 62), Von guten Mächten (EG 65) oder „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“ (Text und Melodie: Anne Quigley, deutsche Übertragung Eugen Ecken)[1]
[1] http://www.zentrum-oekumene-ekhn.de/fileadmin/content/Frieden/Gottesdiensthilfe_Friedenssonntag_Kantate_22_Mai_klein.pdf, S. 13, Abruf 13.01.2014 oder im neuen Gottes Lob vom 1. Advent 2013.
[2] http://www.welt.de/vermischtes/specials/article122643254/Die-raetselhaf…, Abruf am 13.01.2014.
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Besser als Abels Blut – Über die Gnade Gottes. Predigt zu Hebräer 12,12-18.22-25a von Maximilian Heßlein
Besser als Abels Blut – Über die Gnade Gottes
12 Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie
13 und macht sichere Schritte mit euren Füßen, damit nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde.
14 Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird,
15 und seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume; dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie unrein werden;
16 dass nicht jemand sei ein Abtrünniger oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkaufte.
17 Ihr wisst ja, dass er hernach, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte.
18 Denn ihr seid nicht gekommen zu dem Berg, den man anrühren konnte und der mit Feuer brannte, und nicht in Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter
22 Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zu der Versammlung
23 und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten
24 und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut.
25 Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet.
Liebe Gemeinde,
„dass nicht jemand Gottes Gnade versäume.“
Ziemlich wie vom Donner gerührt, saß ich neulich über diesem Text aus dem Hebräerbrief und ließ die Worte des Apostels in meinen Ohren nachklingen. Stand das wirklich da? Ich wiederhole es noch einmal: Seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume.
Im Blick auf diesen Gottesdienst, unser Anliegen zwei Kinder zu taufen und uns ganz und gar Gott zu verbinden, regte sich bei mir eine gehörige Portion Widerstand gegen diese Auslegung der Gnade Gottes durch den Apostel.
Und meine erste Reaktion war: „Da irrst Du, lieber Apostel, Gottes Gnade kann niemand versäumen, sonst wäre sie keine Gnade.“ Schließlich verband und verbinde ich mit diesem Wort Gnade eine Zuwendung Gottes zu Ihrem Leben und zu meinem Leben, zu mir ganz persönlich ohne jegliches eigenes Zutun meinerseits. Gott tut das, weil er es will, nicht weil ich irgendwas erbracht oder geleistet habe. Dazu ist Christus in die Welt gekommen.
Oder habe ich da immer etwas falsch verstanden? Geht das etwa doch? Kann es sein, dass diese Gnade Gottes einfach an mir vorbeigeht?
Ehrlich gesagt, hat mich diese Einlassung des Apostels gestört. Sie hat mich sogar genervt, weil ich das Gefühl hatte, da will sich einer über mich erheben, will mir weismachen, dass ich dies und jenes zu tun und zu erbringen habe, damit ich auch wirklich ein Kind Gottes bin. Du hast Aufgaben zu erfüllen. Also mach dich daran, damit du ja nicht aus dem Heilsbereich Gottes herausfällst.
Und dann macht er mir auch noch den Esau als Gottlosen und Abtrünnigen madig, der doch von Jakob so sehr überrumpelt wurde, dass er das, was ihm zustand, nicht erhielt. Dabei ist der doch so sehr ein Sinnbild des Lebens. Bin ich doch selbst immer vielmehr Esau als Jakob, kein Held und Kämpfer, sondern wohl bemüht und sicher auch fleißig, aber doch immer wieder scheiternd und verlierend.
Ja, liebe Gemeinde, ich finde, nicht nur da hat der Hebräerbriefapostel die falsche Seite erwählt. Da fühle ich mich dem Reformator Luther sehr verbunden, wenn der in der Vorrede zum Hebräerbrief 1522 schreibt: „Über das bietet er eine große Schwierigkeit dadurch, daß er im 6. und 10. Kapitel die Buße den Sündern nach der Taufe stracks verneinet und versagt und Kap. 12,17 sagt, Esau habe Buße gesucht und doch nicht gefunden, was wider alle Evangelien und Briefe des Paulus ist.“ Und wahrscheinlich hat Martin Luther trotz aller Wertschätzung das ganz richtig gemacht, dass er diesen Brief möglichst weit nach hinten in der Bibel gestellt hat, dann stolpert man auch nicht so oft über ihn beim Durchblättern.
Außerdem nimmt dieser Halbsatz in gewisser Weise eine Urangst des Glaubens auf. Meines Glaubens jedenfalls. Es könnte unter bestimmten Umständen wohl doch sein, dass ich von Gott fallen gelassen werden und er sich meiner nicht mehr erinnert und auch nicht mehr erbarmt, dass er mich also einfach fallen lässt.
Ja, ich habe mich gefragt, kann das denn so sein? Ich sage Ihnen auch, warum mich das so umtreibt. Wir taufen heute zwei Kinder und ich werde nachher sagen: Gott hat dich zu seinem Kind angenommen. Aber heißt das dann nicht auch: Du bleibst sein Kind; du bleibst es über alle Entscheidungen deines Lebens, über alle Höhen und Tiefen hinweg? Kann es sein, dass unsere Kinder – und dann betrifft es jeden getauften Christen und jede getaufte Christin – kann es sein, dass wir an der Gnade Gottes vorbeigehen können und sie nicht erreichen, obwohl sie uns in der Taufe direkt zugesprochen ist.
Es kam mir beim Nachdenken ein bisschen so vor, als wollte da jemand Herrschaft über mein Leben gewinnen, als habe der relativ spät am Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus abgefasste Hebräerbrief schon ein Züchtigungsinstrument für die Gemeinde eingebaut.
Und das ist mir klar, liebe Gemeinde, davon will ich nichts wissen. Wenn mir jemand mit Angst und Druck kommt und bedrängenden Verhaltensregeln, dann geht das an meinem evangelischen Urverständnis des Glaubens absolut vorbei. Es gibt keine Leistung, die ich bringen kann. Gottes Sein bei unseren Kindern, bei Ihnen und bei mir und unsere Wahrnehmung dessen ist allein seine Sache. Niemandes sonst.
Ich mache Ihnen das einmal an einem Beispiel deutlich: Not lehrt beten. Den Ausspruch kennen Sie alle, oder? Ich habe ihn zum ersten Mal bewusst wahrgenommen, als ein damals unglaublich besorgter und im Gesicht zerfurchter und erschütterter Helmut Kohl, Sie erinnern sich über lange Jahre Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, als der am Abend des Attentats auf Wolfgang Schäuble im Herbst 1990 und in Ungewissheit über die weiteren Gang der Dinge – Schäuble rang damals mit dem Tod – in die Kameras sagte: „… Ich hoffe und vertraue auf die Kunst der Ärzte, aber es ist auch eine Stunde, in der man das Beten lernt.“ Sie merken das, es ist lange präsent geblieben wegen der Intensität, mit der Helmut Kohl das damals gesagt hat.
In den Jahren danach habe ich solche oder ähnliche Sätze immer wieder gehört. Und ich habe sie nie als aufgesetzt oder plakativ empfunden, sondern immer mit einer klaren inneren Haltung und Einstellung dazu.
Nun ist kurz vor dem Jahreswechsel der ehemalige Formel-1-Rennfahrer und -Weltmeister Michael Schumacher beim Skifahren verunglückt. Das haben Sie mit Sicherheit alle gelesen. Dem konnte man ja auch kaum entgehen in der etwas nachrichtenarmen Zeit zwischen den Jahren.
Das überströmende Medienecho auf den Unfall hat auch zu einer großen Welle der Anteilnahme geführt, in der viele mehr oder weniger prominente Menschen unserer Zeit versicherten für Michael Schumacher zu beten. „Not lehrt beten!“
Wissen Sie aber, liebe Gemeinde, an dem Medienballyhoo über diesen Unfall, finde ich, kann man manches auszusetzen haben, und es ist sicher ein Problem unserer Zeit, dass solche Dinge hochgejazzt werden bis an die Grenze des Erträglichen. Aber dass andere Menschen sich bereit finden, in Notzeiten für andere zu beten, und dass sie das auch sagen, das hat mich berührt. Das ist nichts, woran ich mich ärgere und stoße. Ich finde, es gibt keinen falschen Zeitpunkt dafür, wenn Menschen nach einem Gebet ist. Und es gibt auch keine falschen Anlässe, wenn jemand sich über eine Sache mit Gott verbinden will.
Anders sah das Peter Hahne, Fernsehjournalist und lange Zeit an vorderster Front des deutschen Politikjournalismus tätig. Der schrieb in einer deutschen Sonntagszeitung unter dem Titel „Wer sich nur in der Not auf Gott besinnt, degradiert ihn“ einen Text, in dem er die prominenten Notbeter, die ihm sonst nie durch Frömmigkeit aufgefallen waren, ziemlich deutlich als des Betens unkundige abtat. Er äußerte in dem Artikel die Sorge, Gott könne als Ablassautomat oder Erfüllungsgehilfe missbraucht werden. Es bedürfe aber einer Lebenshaltung, in die auch der Dank einfließe.
Ich habe mich darüber ziemlich geärgert, liebe Gemeinde, weil ich auch einem bekannten Fernsehjournalisten nicht das Recht einräume, sich über das Beten und damit auch über den Glauben anderer zu erheben und darüber zu richten.
Natürlich ist es eine andere Sache, auch in guten Zeiten das Gebet zu suchen. Natürlich ist es richtig, sich nicht nur mit den abseitigen Dingen des Lebens zu beschäftigen und die vor Gott zu bringen. Und natürlich muss das Beten auch gelernt und gepflegt sein. Aber, und das ist mir das Entscheidende, und da verbindet sich das auch mit der Gnade, von der ich vorhin sprach, über die Annahme des Gebetes und den Ernst, mit dem es im Moment des Betens verrichtet wird, sagt meine sonstige Lebens- und Glaubenshaltung nichts aus.
Gott hört Sie und mich und hört auch unsere Kinder, wenn wir uns ihm zuwenden. Von seiner Seite aus ist der Kanal, etwas salopp formuliert, offen. Er ist bereit zu hören und sich gnädig unser zu erbarmen. Er ist das immer, und er tut es auch. Wie heißt es doch so treffend und lebensnah bei Paulus: Der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt. Johann Sebastian Bach hat daraus übrigens eine wunderbare Motette gemacht.
Und mit dem Geist kommen wir, glaube ich, dann doch auf die richtige Fährte. Was wir nämlich tun können, ist eine ganz andere Sache, und das lerne ich auch gerade aus dem Hebräerbrief. Wir können uns und andere bereit machen, das Erbarmen und die Gnade Gottes zu erkennen.
Woran ich das erkannt habe? Ich habe mal in den Originaltext des Apostelschreibens geschaut und habe da eine Formulierung gefunden, die tatsächlich viel eher dem entspricht, was ich als die Quelle unseres Lebens vor Gott erkenne und entdecke.
In der griechischen Fassung heißt das Versäumen der Gnade, wie es bei Luther steht, viel deutlicher einen Mangel daran leiden oder Not haben. Und das, Ihr Lieben, das ist dann doch etwas ganz anderes. Denn wer die Gnade nicht erfährt, der leidet wirklich Not.
Es ist mein persönliches Ergehen, dass der Apostel da in den Blick nimmt. Es ist das Ergehen der Kinder, Ihres und meines. Und es soll doch keiner sagen, dass wir nicht manchmal in diesem Leben stehen und merken: Hier liegt kein Segen darüber. Da ist kein Gott und auch keine Gnade. Da ist nichts mehr, was mich hält. Ich bin wirklich herausgefallen aus dem Paradies. Ja, das kommt vor. Ich vermute, Sie kennen das alle miteinander, und unsere Kinder werden es noch kennenlernen.
Dann aber hebt er an: „Ihr seid gekommen zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes“, spricht der Apostel. Sein Blut steht über dem Fall der Menschen und dreht die Bewegung gerade herum. „Es redet besser als Abels Blut“, heißt es im Brief. Abels Blut aber schreit von der Erde hinauf zu Gott. Genau diese Bewegung von der Erde zum Himmel aber wird durch Christus abgelöst, indem sich der Höchste tief hinunter auf die Erde neigt. So ist Gott in meiner direkten Nähe. Und wenn etwas so in meine Nähe kommt, dann umschließt es mich ganz und gar, und ich bin sein. Dieser neue Bund ist geschlossen durch Gott selbst, und der wird nicht hinfallen. In seinem Menschsein wendet er sich unserem Leben zu.
Die Erkenntnis, die ich gewonnen habe, heißt also: Ich stehe wohl in der Gnade und bin also von Gott bewahrt und geschützt für mein Leben, genauso wie Sie auch. Aber es kann Zeiten und Stunden geben, da glaube ich das nicht, da bin ich nicht sicher darüber, da zweifle und hadere ich mit meinem Gott, da leide ich Mangel an Gnade. Da bin ich vom Donner gerührt. Da ist große Not. Aber Gottes Leben für mich ist doch da.
Dann aber brauche ich die Menschen, die für mich an und in der Gnade festhalten und mich stützen, die also Glaubenswächter und Glaubenshüter, damit im besten Sinne des Wortes Lebensbewahrer sind. Die führen mich in die Richtung des himmlischen Jerusalem schon hier auf Erden.
Das aber gilt nun gerade auch für unsere Taufkinder. Es ist unsere Verantwortung, liebe Gemeinde, meine, aber auch Ihre, dass die Kinder Erfahrungen mit der Gnade und dem Leben Gottes machen. Auch schon heute und nicht erst am Ende aller Tage, dass wir an ihr keinen Mangel leiden, sondern die Liebe und Sorge unseres Gottes verstehen und wahrnehmen.
Dazu hat uns Christus bereitet. Amen.
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Predigt zu Hebräer 12,12-18.22-25 von Frank Zeeb
Liebe Gemeinde,
es kann einen manchmal schon nerven. Da geht man in einen Buchladen, um sich die Neuerscheinungen anzusehen. Vielleicht ist ja etwas Spannendes dabei, ein gutes Buch, von dem man sich anregen, inspirieren lassen kann. Oder ein Buch, bei dem man die Seele baumeln lassen kann. Ich gestehe gern, dass es für mich nicht immer die hohe Literatur sein muss, sondern auch einmal ein historischer Roman. Oder ein guter Krimi. Ich selbst liebe zum Beispiel Regionalkrimis. Und was findet man im Neuigkeitenregal? Ratgeber. Ratgeberliteratur ohne Ende. 15 Kilo in nur sechs Monaten. Ratgeber für Kindererziehung, Partnerschaft, Karriereplanung, Wellness, Work-Life-Balance und noch mehr. Vielleicht empfinde ich es aber auch nur deswegen als nervig, weil das neue Jahr gerade erst drei Wochen alt ist und meine guten Vorsätze langsam wieder – wie jedes Jahr – dem Alltag weichen. Da kann ich keine Belehrungen gebrauchen, wie ich mein Leben vielleicht doch noch in den Griff bekomme.
Dabei glaube ich keineswegs, dass ich keinen guten Rat gebrauchen könnte. Niemand ist allwissend und das Leben ist so kompliziert. Da kann ein guter Rat immer wieder hilfreich sein. Es gibt eine ganze Reihe von Büchern, die ich immer wieder gerne zur Hand, wenn ich in einer Sache nicht weiter weiß oder über etwas gerne mehr wissen möchte. Der Hebräerbrief möchte eine Art Ratgeber sein. Er ist geschrieben an eine Gemeinde, die dringend einen guten Rat braucht. Er versteht sich als ein Lebensbegleiter, als eine Art Wanderführer, der diese frühen Christen an der Hand nimmt. Er möchte sie entlang der alttestamentlichen Reise des Volkes Israel durch die Geschichte führen, hin zu dem großen Ziel. Dabei weiß er wohl um die Durststrecken und die steinigen Wege, die harten Aufstiege in praller Sonne. Lassen Sie uns daher den Predigttext wie einen Wanderführer ansehen. Da wird eindrücklich geschildert, worauf es am Wegesrand zu achten gilt. Und es steht auch ausdrücklich da, dass man immer weiter gehen muss, sonst wird man das angestrebte Ziel nie erreichen. Klar, dass es auf dem Weg auch Überraschungen gibt. Das Ziel aber, das kennen wir am Beginn des neuen Jahres, nämlich aus der Jahreslosung vom Vorjahr. Es ist nicht irgendeine bleibende Stadt, ein Ort, an dem man sich einstweilen niederlassen kann, und der auch noch da sein wird, wenn wir weitergezogen sind. Vielmehr sind wir unterwegs zu der zukünftigen Stadt, die wir suchen. Um es mit einem Songtext von Xavier Naidoo zu sagen, der als Christ vielleicht den Hebräerbrief vor Augen hatte: „Dieser Weg wird kein leichter sein // Dieser Weg wird steinig und schwer // Nicht mit vielen wirst du dir einig sein // doch dieses Leben bietet so viel mehr”. Aber es ist – ganz im Sinne des Themas am heutigen Sonntag, der Weg auf ein Fest hin.
Machen wir uns also auf den Weg. Die erste Station, an der wir unseren Wanderführer zu Rate ziehen, ist mitten auf der Reise. Es ist ein Ort, an dem man schon müde ist, matt. Vielleicht haben wir eine Felsklamm durchwandert, die eine gewisse Trittsicherheit und höchste Konzentration erfordert hat. Kein Wunder, dass unsere Knie zittern, nach der Anstrengung. Wir brauchen eine Stärkung. Die verspricht uns auch der Wanderführer. Er verpackt sie als Aufforderung, „stärkt die müden Hände und die schwankenden Knie“, gemeint ist eine Einladung, eine Verheißung. Es ist nämlich ein Zitat aus dem Alten Testament, da sind solche Sätze von Gott selbst gesagt und sind als Zusage gemeint. In Situationen, in denen das Volk Israel nicht mehr weiter weiß, in denen es an sich selbst und seinem Gott verzweifelt, sind immer wieder Propheten aufgetreten, die den Verzagten mit diesen und ähnlichen Worten Mut zugesprochen haben. Die Gemeinde des Hebräerbriefs war in einer solchen Lage der Verzweiflung. Sie ist müde geworden. Die Begeisterung der ersten Generation über die frohe Botschaft, über die guten Gaben Gottes lässt langsam nach und ist einer fragenden Haltung gewichen: Was soll's? Was bringt's? Macht es überhaupt noch Sinn, an der christlichen Hoffnung festzuhalten? Dazu kommt, dass die Staatsmacht auf die kleine Gemeinde aufmerksam wird. Die ersten Verfolgungen drohen am Horizont. Und die ersten Gemeindeglieder beginnen zu resignieren. Sie gehen nicht mehr regelmäßig zum Gottesdienst, kehren gar zurück zu den Glaubensgemeinschaften, aus denen sie gekommen sind. Da ist guter Rat teuer. Unser Ratgeber, der Hebräerbrief, wählt die alttestamentlichen Worte, um Mut zuzusprechen. In einem dieser Mutmachworte, beim Propheten Jesaja, ist die Zusage verbunden mit dem Bild einer Quelle, aus der man umsonst trinken und sich erfrischen darf. Das mag auch uns auf unserer Wanderung gesagt sein. Wenn unser Weg steinig wird, wir matt und müde werden, lädt Gott uns ein, aus der Quelle zu trinken, uns an seinem Wort zu erfrischen, und dann gestärkt weiter zu ziehen.
Die zweite Station, an die uns unser Weg führt, ist ebenfalls ein schwieriger Ort. Im Wanderführer findet sich ein ausdrücklicher Warnhinweis. Im Bild von der Wanderung stellen wir uns vielleicht eine große Lichtung vor, die einen weiten Blick zulässt, aber man sollte besser nicht zu nahe hingehen. Es besteht nämlich Absturzgefahr. Familien mit Kindern sollten aufpassen, denn Kinder naschen gerne von den Früchten, die sie hier finden, die sind aber nicht bekömmlich. Also ein durchaus verlockender Platz, aber man sollte sich eben nicht auf die Verlockungen einlassen. Mit den Worten des Predigttextes: Passt auf, dass die „bittere Wurzel“ nicht Schaden bei euch anrichtet. Gemeint ist in der Ursprungssituation vermutlich die Verlockung, den Glauben nicht mehr ganz ernst zu nehmen. Oder die Verlockung, bei Schwierigkeiten einfach von der Gemeinde wegzubleiben – vermutlich gar nicht einmal ein Problem, das uns Heutigen ganz fremd ist. Eine bittere Wurzel ist das, sie sieht auf den ersten Blick ganz adrett aus, und wahrscheinlich merkt man zuerst gar nicht, was sie alles anrichten kann, aber ihr Gift breitet sich schleichend aus. Es ist das Gift der Zersetzung, das sich langsam breit zu machen droht in der Gemeinde. Der Hebräerbrief ist da relativ radikal. Er geht davon aus, dass der Mensch nur eine Chance hat. Wenn er sich einmal vergiften lässt, dann ist es vorbei, dann gibt es keine Rettung mehr. Martin Luther hat deshalb den Hebräerbrief recht kritisch betrachtet und gesagt, hier ist doch viel Heu in diesem Buch. Er geht davon aus, dass ein getaufter Christ immer wieder die Chance zur Umkehr hat – und doch, er muss um die Verlockung wissen und er soll versuchen, ihr zu widerstehen. Bleibt die Frage, was geschieht, wenn das nicht gelingt. Menschen sind ja schwach und schaffen nicht immer, das zu tun, was sie tun sollten, auch wenn sie wissen, was „eigentlich“ richtig ist. In diesen Gedanken wandern wir weiter. Wir haben den Ort der Gefahr überstanden, aber mit einem zwiespältigen Gefühl. Es hätte auch schiefgehen können … Der dritte Ort, an den wir gelangen, gibt uns vielleicht Antwort auf unsere Fragen.
Dieser dritte Ort ist eine Art Denkmal. Wir werden an eine Person aus der Vergangenheit erinnert, an Esau. Esau war der Bruder Jakobs, also ein Enkel Abrahams. Er hat sich verlocken lassen von dem, was auf den ersten Anblick erstrebenswert schien. Er hat mit leichter Hand seinem Bruder sein Erbrecht versprochen, im Gegentausch für einen Teller Suppe, das so genannte Linsengericht. Die Folgen waren in der Tat entsetzlich. Esau musste für den Rest seines Lebens unstet hin und her wandern, immer auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, und immer auch am Rand der Gesellschaft. Esau erinnert uns darin, wie ein Leben misslingen kann. Er sucht mit Tränen nach dem, was er in einem unbedachten Moment verspielt hat. Der Hebräerbrief ist auch da rigide. Er sagt „Pech gehabt“ und „selber Schuld“. Fragt man den Hebräerbrief, was das Denkmal für Esau hier am Wegesrand uns sagen will, dann würde er sagen: Das steht uns zur Warnung da, damit wir es nicht so machen wie Esau. Es gibt ein '“zu spät“, das will uns die Geschichte von Esau lehren. Schauen wir aber genauer in den Wanderführer, dann hat das Denkmal noch einen weiteren Sinn. Die Geschichte von Esau geht nämlich noch weiter. Sie endet nicht im Chaos und die Verwerfung ist nicht das letzte Wort. Jakob und Esau versöhnen sich am Ende. Esau findet am Ende der Geschichte doch seinen Frieden und er wird sogar – für das Alte Testament ist das ein hohes Lob – Stammvater einer ganzen Reihe von Königen. Das will uns also das Denkmal von Esau auch sagen. Menschen mögen schuldig werden, Leben kann misslingen, aber bei Gott gibt es auch eine weitere Chance, auch für die Menschen, die sich bewusst und vielleicht sogar absichtlich abwenden. Esau hat unter Tränen die Buße gesucht und – im Gegensatz zum Wortlaut des Predigttextes – auch gefunden. Das Geschenk der Rechtfertigung kann auch den Esaumenschen unter uns zuteil werden. Die Schuld ist groß, aber Gottes Zuwendung ist noch größer. Gibt es ein „zu spät“? Bei Gott wäre das auf jeden Fall später als unser menschlicher Verstand meint.
Wenn wir nun das Esau-Denkmal verlassen und weitergehen, dann sind wir schon kurz vor dem großen und verheißenen Ziel, dem Höhepunkt unserer Wanderung durch die Geschichte von Gott und den Menschen. Das Ziel ist der Berg Zion. Viele Menschen machen sich dorthin auf, Menschen aus verschiedenerlei Umfeld, aus allen Völkern und Religionen, denn es ist der Ort, an dem nach altem Glauben Gott selbst erscheint und das große Fest ausrichtet, auf das die ganze Welt zulebt. Wenn Gott unter uns ist, so erzählt es Jesus oft, dann ist das wie eine Hochzeit, wie ein Freudenfest. Die erlesensten Köstlichkeiten werden da gereicht, man darf von allen Gaben essen und trinken, so viel man mag. Und vor allem ist es ein Fest der Gemeinschaft. Gott selbst ist der Gastgeber, der für jeden ein gutes Wort hat. Und es herrscht eine Atmosphäre der Freude unter allen Anwesenden. So viele gute Gespräche. So viel gutes Miteinander. So gute Stimmung und so viel Liebe in der Gemeinschaft. Eia, wärn wir da. Weit ist es nicht mehr, sagt der Wanderführer ...
Drei Dinge nehme ich mit aus unserer Wanderung, die uns mit verschiedenen Menschen und mit ganz unterschiedlichen Lebens- und Glaubenssituationen ins Gespräch gebracht hat.
Zum einen: Ich will meinen Weg nicht absolut setzen, sondern achtsam und solidarisch sein mit den Menschen, die anders als ich selbst unterwegs sind. Vielleicht ein anderes Tempo haben oder das Ziel auf einem anderen Weg zu erreichen suchen.
Zum zweiten: Ich will mich nicht erheben über andere oder über die Kirche. Wenn ich sehe, dass die Kirche müde und matt geworden ist, dass sie nach Sinn sucht wie Esau, dass mancherlei bittere Wurzeln in ihr festzuwachsen drohen, dann will ich sie nicht verachten, sondern mein Teil dazu beitragen, dass sie sich wieder aufmacht und ihren Weg mutig und stark geht im Vertrauen auf ihren Herrn.
Und drittens und wichtigstens: Ich will nicht über die Steilheit des Weges und über die schlechten Straßenverhältnisse lamentieren, sondern will den Blick richten auf das Ziel, will mich freuen auf das große Fest und den Weg dorthin als einen Weg der Vorfreude gehen: „Wir sind noch nicht im Festsaal, sagt Ernesto Cardenal, „aber wir sind eingeladen. Wir sehen schon die Lichter und wir hören die Musik.“ Amen.
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Predigt zu Hebräer 13,8-9b von Rainer Kopisch
8 Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
9Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade
Liebe Gemeinde,
am letzten Abend des Jahres halten wir Rückblick auf das vergangene Jahr. Wir fragen nach den Eindrücken und Gefühlen, die uns geblieben sind und die uns noch beschäftigen.
Wir leben nicht allein, darum nehmen wir auch Anteil am Ergehen der Menschen um uns herum.
Ich denke an die kleine Sophie, die im letzten Monat ein Jahr geworden ist. Sie hatte im März die Diagnose Leukämie bekommen. Nach einem halben Jahr intensiver Therapie bekommt sie jetzt eine sogenannte Erhaltungstherapie bis zum August. Ihre Zwillingsschwester ist gesund, aber sie dürfen beide nicht mit anderen Menschen außer der Familie Kontakt haben.
Wir leben in einer Vielzahl von Gemeinschaften, die ineinander verwoben sind.
Das Ergehen aller Menschen dieser Welt kann uns nicht unberührt lassen können.
Natürlich werden wir die Ohnmacht und die Hilflosigkeit angesichts der vielen Probleme auf dieser Erde spüren, wenn unser Herz nicht ganz verschlossen ist.
Ist unser Herz aber offen und unser gesunder Menschenverstand aufmerksam und bereit, werden wir mit anderen Menschen gemeinsam die Probleme anpacken können, die vor unserer Haustür liegen und warten.
Dann ist auch eine Bereitschaft von Vorteil, anderen Menschen dort uneigennützig helfen zu wollen, wo sie in eigenen Problemen stecken.
Manchmal reicht es aus, anderen Menschen eine Hand zu reichen, ein offenes Ohr für sie zu haben. Oft werden sie dann von sich aus eine Lösung finden, die ihren eigenen Möglichkeiten entspricht.
Wie sollten wir beschaffen sein, um in dieser Welt zu helfen?
Wir sollten ein festes Herz haben.
Was meint ein festes Herz?
Zur Erklärung fällt mir Martin Luthers Lied ein: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen.“
Hierbei wird sofort die unbändige Kraft dieses Bildes deutlich. Luther beschreibt hier die Kraft Gottes. Ein festes Herz ist also ein kraftvolles Herz.
Wie gewinnen wir ein festes, kraftvolles Herz?
Der Autor des Hebräerbriefes nennt das feste Herz ein köstlich Ding und er gibt den Hinweis: Es geschieht durch Gnade. Gnade ist wie auch Barmherzigkeit ein Ausdruck der Liebe Gottes.
Dass der Autor des Hebräerbriefes das Wort köstlich benutzt, ist nicht die ganze Wahrheit, denn im griechischen Text steht das Wort kalos. Das heißt soviel wie gut oder schön.
Die Übersetzung von kalos mit ‚köstlich Ding’ zeigt auch an dieser Stelle die geniale poetisch-schöpferische Übersetzung Martin Luthers. Luther hat es verstanden, die alten Texte so lebendig werden zu lassen, dass sie Menschen unmittelbar ansprechen können. Wenn Luther das Wort köstlich als Übersetzung wählt, meint er damit den Gipfel des Erreichbaren, es gibt keine Steigerungsmöglichkeiten mehr. Ein Beispiel dafür sind die Gleichnisse vom Schatz im Acker und der kostbaren Perle.
Ich wähle den Text aus dem Matthäusevangelium der Luther-Ausgabe von 1912, die hierbei der Ausgabe letzter Hand von 1545 entspricht:
44 Abermals ist gleich das Himmelreich einem verborgenem Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn und ging hin vor Freuden über denselben und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.
45 Abermals ist gleich das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. 46 Und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
In Luthers Sprachschatz weist das Wort köstlich auf etwas einem Menschen höchst wichtiges hin. Luther besteht also darauf, dass ein festes Herz eines der wertvollsten und wichtigsten Dinge ist. Luther sieht hier in diesem Zusammenhang des Textes seine persönliche Erfahrung bestätigt, ein festes Herz ist ein Geschenk aus Gottes barmherziger und gnädiger Liebe.
Wir wissen von Martin Luther, dass er lange und heftig um die Erfahrung und Erkenntnis eines liebevollen Gottes gerungen hat. Das Studium der biblischen Texte hat ihm dabei sehr geholfen, Gott auch als den liebenden Vater zu erkennen. Gerade weil er mit seiner ganzen Existenz engagiert war, lässt er uns immer wieder an seiner persönlichen Erkenntnis teilhaben. Deswegen lässt er sich auch bei der Übersetzung der Bibeltexte von seiner persönliche Erfahrung leiten, die Erkenntnis des liebenden Gottes ist das höchste Gut unseres Lebens ist und diese Erkenntnis ist nur auf dem Wege der vertrauensvollen Hingabe als ein Geschenk zu haben ist.
Was kann uns davon abbringen, ein festes Herz zu bekommen?
Verschiedenartige und fremde Lehren – heißt es im Text - können uns verführen und uns umhertreiben - mal hierhin mal dorthin. Wir sind dann wie ein Blatt im Wind. Das Herz wird flatterhaft und die Entscheidungen werden windabhängig. Sein Fähnlein nach dem Winde zu hängen, das macht der Mensch, der nirgends und überall zuhause ist. Er fragt nicht nach einer eigenen selbstverantworteten Richtung seines Weges durch das irdische Leben. Er lebt für die Momente, in denen er mit irgendjemand oder irgendeiner Gruppe ein Gemeinschaftsgefühl erlebt.
Wer oder was kann uns von solchen Irrwegen retten?
Eine Antwort auf diese Frage sollten wir haben, wenn wir morgen den ersten Schritt ins Neue Jahr gehen. Wie gut, dass wir die Antwort natürlich im Predigttext haben:
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
Diese plakativ klingenden Worte könnten auf einer Fahne stehen, unter der sich Christinnen und Christen versammeln. Die Kraft dieser Worte ist deutlich zu spüren.
Der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes, unseren Helfer, Retter und Erlöser, bewahrt uns vor Irrwegen.
Das feste Herz bezieht seine Kraft aus der Liebe Gottes, die uns in der Botschaft von Jesus Christus begegnet. Die Evangelisten und Apostel des Neuen Testamentes haben uns diese Botschaft weitergesagt und aufgeschrieben, damit wir erkennen können, dass unser Heil aus dieser Liebe Gottes entsteht und damit wir unser HERZ dieser Liebe öffnen..
Im Vertrauen auf seine Liebe zu uns, dürfen wir das vergangene Jahr mit aller seiner Last Gott, dem Herrn über die Zeit unseres Lebens, übergeben, wie der Dichter Jochen Klepper es in seinem Lied zum Jahreswechsel ausdrückt:
Der du die Zeit in Händen hast, Herr,
nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen.
Nun von dir selbst in Jesu Christ die Mitte fest gewiesen ist,
führ uns dem Ziel entgegen
Die letzte Strophe heißt:
Der du allein der Ewge heißt
und Anfang, Ziel und Mitte weißt
im Fluge unsrer Zeiten:
bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand,
damit wir sicher schreiten.
Amen
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Konfi-Impuls zu Hebräer 13,8-9b von Thomas Ebinger
Der Altjahrsabend vulgo Silvester ist auch für Konfis ein besonderer Tag. Meist werden sie ihn noch mit der Familie begehen, gern kommen sie auch in den Abendmahlsgottesdienst, besonders, wenn man sie gezielt dazu einlädt oder sogar beteiligt.
Worauf blicken Konfis wie die in Ostfildern-Ruit zurück? Da wird z. B. „eine Freundschaft, mal mit einem Jungen“ genannt; der „beste Mädelsabend“; eine Freundin, die ging, also wegzog; „viele schöne, aber auch traurige Momente“. Auf dem Plakat steht auch YOLO, „You only live once“, das Jugendwort des Jahres 2012. Jedes Leben und viele Ereignisse darin sind einzigartig und einmalig, man muss etwas riskieren, denn man lebt ja nur einmal – so die Einstellung vieler Jugendlicher. Langweilig ist das Leben auch von allein.
Und was erwarten sie von ihrer Zukunft im Jahr 2014? Am häufigsten genannt wird die Konfirmation, aber auch der 14. Geburtstag. Dabei der schöne Kommentar: „(endlich) strafbar“. In diesem „Endlich“ steckt der Stolz darauf, strafmündig zu sein, Verantwortung für das eigene Tun übernehmen zu dürfen, mit 14 kein Kind mehr zu sein, sondern wie ein Erwachsener behandelt zu werden.
Wie spricht der Predigttext, der aus dem gleichen Kapitel wie die Jahreslosung stammt, zu diesen Jugendlichen?
Dass Jesus immer derselbe ist finden sie höchstens altmodisch formuliert, aber sachlich völlig in Ordnung. Jesus ist „immer da für uns“, „er hat nicht mal schlechte Laune“. Damit ist er gerecht, auch wenn es vielleicht „irgendwie langweilig“ ist.
Spannend fand ich, wie das „feste Herz“ verstanden wird, das sich nicht durch fremde Lehren beeinflussen lässt: „Es ist wichtig, Selbstbewusstsein zu haben“, „Gehe deinen eigenen Weg und lass dich nicht beirren“. Mir drängt sich da die Frage auf, ob meine woher auch immer stammende Meinung da wirklich gleichzusetzen ist mit der „rechten Lehre“ im Sinne des Predigttextes. Woher weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin? Ist es so einfach, wie bei dieser Konfirmandin: Nicht alles glauben, was erzählt wird, sondern selber in der Bibel nachlesen“? Wie kann man sich an Jesus, dem immer gleichen orientieren und seine eigene, durchaus wechselhaft Meinung, an ihm ausrichten, ohne sich selbst untreu zu werden? Oder theologischer formuliert: Wie verhält sich moderner religiöser Individualismus zur biblisch-evangelischen Orthodoxie?
Der theologisch aufgeladene Begriff Gnade wird von den Konfis erstaunlich leicht und konkret als Vergebung, Erbarmen, Milderung verstanden. Besonders gefallen hat mir die Assoziation Zukunft. Gnade ist Zukunft! Dass es mit Gottes Hilfe weitergeht, obwohl von mir aus vieles nicht in Ordnung ist, was wieder in Ordnung gebracht werden muss. Schön auch: Gnade heißt, „dass Gott uns mag“.
Auf die Frage, was in diesem Text zu kurz kommt (Fünffingermethode), war die Antwort: „Die Auseinandersetzung mit anderen Religion bzw. Lehren (z. B. Islam)“. Damit lässt sich das Jahresmotto 2013„Reformation und Toleranz“ gut aufgreifen. Die Speisengebote in V. 9c lösten viele Fragen aus, sie müssen sicher erklärt und auf die heutige Zeit übertragen werden.
Ideen für Konfi-Beteiligung
- Die Konfis stellen markante Ereignisse des Jahres 2013 vor, persönlich bedeutsame und medienwirksam gewordene, und versuchen sie aus Gottes Sicht bzw. aus der Sicht des Glaubens zu deuten.
- Die Konfis spielen oder erzählen eine Situation, in der es um Gnade geht.
- Die Konfis gestalten Kunstwerke zum Thema „festes Herz“.
- Alle Gottesdienstbesucher/innen dürfen sich ein Bibelwort als persönliche Jahreslosung ziehen, die das Herz im neuen Jahr festmachen soll. Konfis helfen beim Verteilen der Karten.
Lieder:
- Jahreslosungslied „Unterwegs mit Gott“ von G. Heinzmann und H.-J. Eißler, Download unter jahreslosung.info.
- Du stellst meine Füße auf weiten Raum (Wo wir dich loben … Nr. 35)
- Eines Tages kam einer (Wo wir dich loben … Nr. 39)
- Schenk uns Zeit, Zeit aus deiner Ewigkeit (Wo wir dich loben … Nr. 88)
- Meine Zeit steht in deinen Händen („festes Herz“) (EG Württ. 628)
Alle O-Töne der Konfis im Internet unter predigten.evangelisch.de
Dr. Thomas Ebinger, Dozent für Konfirmandenarbeit am Pädagogisch-Theologischen Zentrum Stuttgart
MATERIAL (Nur Internet)
Konfirmand/innen aus Ostfildern-Ruit zu Hebräer 13,8-9b
Assoziationsplakate
Assoziationen zu „Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und bleibt es für immer.“
- Er ist immer derselbe und ist immer da für uns. Er hat nicht mal schlechte Laune.
- Er ist und bleibt immer freundlich.
- Er verändert sich nicht.
- Er liebt uns.
- Ewigkeit
- Stimmt / Ja / geil / Right
- Er hilft uns immer
- Jesus, wir lieben dich.
- Irgendwie langweilig, aber auch gut, denn so ist er gerecht.
- Wär schlimm, wenn es nicht so wäre.
Lasst euch durch die vielfältigen fremden Lehren nicht irreführen.
- Nicht alles glauben, was erzählt wird, sondern selber in der Bibel nachlesen
- Keine andere Religion, kein anderer Glaube
- Eigenen Weg gehen
- Ok, mach ich
- Keine Götzen neben Gott
- Nicht anderen Leuten nachmachen
- Gehe deinen eigenen Weg und lass dich nicht beirren
- Man soll seinen eigenen Weg gehen (4x)
- Man soll nur das machen, was man machen will.
- Nicht alles glauben, was andere Menschen sagen
- Schau weg
- Sich keinen Quatsch einreden lassen.
- Nur Gott!
- Z. B. durch Magie
- Man selbst sein.
- Man kann machen, was man will.
Denn es ist wirklich nützlich, wenn euer Herz durch Gnade gefestigt wird.
- Es ist wichtig, Selbstbewusstsein zu haben
- Kraft von Gott / Jesus
- Stimmt
- JA (steht mehrfach da)
- Super YYY
- Ja, das ist richtig.
- Ja, besonders in schweren Situationen, in denen man es nicht alleine schafft.
- So ist man nicht so anfällig.
- Ja, denn wenn man etwas böses/schlechtes getan hat, bekommt man kein schlechtes Gewissen.
- Hope!
- Right!
Woran denke ich (vermutlich) beim Rückblick auf das Jahr 2013?
- YOLO (Abkürzung für You only live once)
- An viele schöne, aber auch traurige Momente
- L.-M. (Mädchenname) ging L
- M. (Jungenname) ging
- Mein Geburtstag
- Konfi-Anfang
- Konfiwochenende
- Schule
- Der beste Mädelsabend beim Musikvereins-Probenwochenende
- Viele Erfolge
- Freund (im Herz)
- Glück
- Meine erste GTA Mission (Comuterspiel Grand Theft Auto)
- Neue Freundschaft mal mit einem Jungen
- Neue Schule
- Neue Klasse J
- Schule / Sommer /Schnee
- Seeehr schlechtes Wetter!!!!!!
- Coole Sachen
- Viel Glück, Spaß
- Präteritum (ich auch)
- Vergangenheit
Woran denke ich, wenn ich auf das Jahr 2014 vorausblicke?
- Konfirmation (8x)
- Konfi (3x)
- Schule (2x)
- Taufe
- An viele schöne persönliche Erlebnisse
- (endlich) strafbar …
- (Sommer)ferien
- Ostern
- 14. Geburtstag
- Ich werde 14! (2x)
- Ich werde 15.
- Gott geht mit
- Freude
- Stabil!
Was bedeutet für dich „GNADE“?
- Zukunft
- Gute Zukunft
- Dass jemand jmd. Vergibt
- Vergebung (11x)
- Alles
- Gnade -> Vergebung
- Dass Gott uns mag
- Erbarmen (5x)
- Erlösung
- Gott
- Milderung
- Egal, was passiert, immer gut
- Vergebung, Kraft, Vertrauen
Was bedeutet für dich ein „GEFESTIGTES HERZ“?
- Gottes Kraft, man glaubt an Gott
- Ein starkes Herz Haben (gemalt: Herz mit zwei starken Armen rechts und links)
- An Gott glauben
- Menschen, auf die man sich VERLASSEN kann und denen man VERTRAUEN kann.
- Vertrauen zu Gott
- Stark sein
- Standhaftigkeit, Selbstbewusstsein
- Wenn man im Glauben stark ist.
- Standhaft sein
- Ein festes Herz zu haben (Selbstbewusstsein)
- Selbstbewusstsein (5x!)
- Ein Herz, das nicht rausfallen kann aus dem Körper
- Kraft
- Die Kraft des Herrn
- Sicherheit
- Eigene Meinung
- Eigene Meinung vertreten
- Selbstbewusstsein, Kraft, Stärke
- Ein Bund
- Selbstvertrauen
- Ziemlich nett
- Vertrauen in sich selbst
- Selbstvertrauen
Ergebnisse der Fünffinger-Methode (wurde gemeinsam erarbeitet)
1. (Daumen) Was gefällt Dir am Text?
- Dass Jesus derselbe ist, er lässt sich nicht durch Menschen beeinflussen.
- Dass er jeden Tag gleich ist, heute ist Jesus gut für mich.
- Dass Gottes Gnade innerlich fest macht, das gibt einem Kraft.
- Dass Gott immer gnädig ist.
2. (Zeigefinger) Worauf macht dich dieser Text aufmerksam?
- Dass wir so sein sollen, wie wir sind (keine fremden Lehren)
- Dass man nur Gott glauben soll, nichts anderem.
3. (Mittelfinger) Was stinkt dir am Text?
- Dass es Leute gibt, die einen vom richtigen Weg fernhalten wollen.
- Die Sprache: Ist eher „alt“ geschrieben, z. B. „derselbe“. Besser: Jesus ist jeden Tag der Gleiche.
- Es wäre auch gut, wenn Jesus mal andere Seiten von sich zeigen würde (Abwechslung statt Langeweile)
4. (Ringfinger) Wo steckt im Text eine Zusage oder ein Versprechen Gottes?
- Jesus ist (verlässlich) derselbe.
- Gottes Gnade wird euch innerlich fest machen.
- Gott ist denen gnädig, die an ihn glauben.
5. (kleiner Finger) Was kommt dir in diesem Text zu kurz?
- Die Auseinandersetzung mit anderen Religion bzw. Lehren (z. B. Islam)
Ergebnisse der Origami-Methode, bei der Konfi-Fragen im Kreis herum weitergegeben und mehrfach beantwortet werden (Auswahl):
Warum hat die Person den Text geschrieben?
- Um den Menschen zu zeigen, dass sie Gott vertrauen können.
- Damit gläubige Menschen nicht alles glauben, was ihnen erzählt wird.
- Damit die Hebräer Bescheid wissen.
Was bedeutet „Gottes Gnade wird euch innerlich fest machen“? (Frage taucht mehrfach auf)
- Nicht an sich selbst zweifeln.
- Dass man Gott vertraut und im Glauben stärker wird.
- Vielleicht dass man sich etwas merkt und daran glaubt.
- Dass man es sich zu Herzen nimmt und man es sich merkt.
- Vielleicht dass man sich die Worte verinnerlichen soll und darüber nachdenken soll.
- Dass man innerlich einen Bund damit schließt.
- Überzeugt sein.
- Dass Gott uns hilft.
- Dass man innerlich besser, fest wird.
Wie macht Gott einen Menschen innerlich fest?
- Durch die Lehre
- Durch Stärke von ihm
- Durch Vertrauen
Was sind die anderen möglichen Lehren, durch die man sich nicht verführen lassen soll?
- Erfundene Götter, die anscheinend gut sind
- Verschiedene Sünden wie Klauen oder Ehebrechen
- Z. B. Filme oder so, die der Bibel widersprechen.
- Eine Bibel von einer anderen Religion.
- Lehren, die man nicht kennt.
Was bedeutet: „Lasst euch nicht durch alle möglichen fremden Lehren verführen“?
- Man soll nicht alles glauben, sondern seine eigene Meinung haben.
Was heißt „sich durch fremde Lehren verführen lassen“?
- Man soll nicht alles glauben, was man hört.
- Sich nicht ablenken lassen.
- Sich durch Medien oder Filme ablenken lassen von Gott.
- Man sollte nur auf Gott und die Bibel hören, nicht auf andere Lehren.
Gilt das auch für uns Christen? (Vorher wurde darauf hingewiesen, dass der Hebräerbrief sich an Hebräer, d. h. Judenchristen richtet)
- Ja!
- Keine Ahnung
- Ich glaube schon
- Ja
Warum wird die Gnade Gottes mit Speisen verglichen und nicht mit etwas anderem?
- Weil Essen lecker ist *o*
- Weil halt
- Weil der Mensch Essen braucht und es sehr wichtig ist.
Was passiert mit einem, wenn man von Gottes Gnade innerlich festgemacht wird?
- Man ist glücklich
- Man ist innerlich glücklich und sicher.
- Man wird bekehrt.
- Man traut sich.
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Das Neue Jahr 2014 – Zeit(en) der Gnade Gottes - Predigt zu Hebräer 13, 8-9b von Heinz Janssen
8 Jesus Christus gestern
und heute
und derselbe auch in Ewigkeit.
9 Laßt euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben,
denn es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde,
welches geschieht durch Gnade…
Liebe Gemeinde, es liegt erst ein paar Tage zurück, dass wir Weihnachten feierten. "Gott wird Mensch dir, Mensch, zugute ..." (EG 36), so haben wir (vielleicht) gesungen, eine kurze Zusammenfassung der Weihnachtsbotschaft. Möchte uns doch von neuem klar werden, welche umfassende Bedeutung die Menschwerdung Gottes für uns hat, welche Hoffnung die Geburt Jesu von Nazareth auch heute noch in die Welt bringt, und welche neue Sicht Menschen haben, die sich an ihm orientieren.
I.
Das Predigtwort aus dem Hebräerbrief lädt uns an der Schwelle zum Neuen Jahr 2014 ein zu bedenken, was wir an Jesus haben, in unserem Fragen nach der Wahrheit, nach dem Sinn im persönlichen wie im öffentlichen Leben, in unserem Ringen, unseren Weg zu finden. „Wohl mir, dass ich Jesum habe“, heißt es in einer Kantate von J. S. Bach („Herz und Mund und Tat und Leben“, BWV 147, vielleicht kann der Choral an dieser Stelle erklingen).
„Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit...“
Friedrich von Bodelschwingh sagte zu diesem Spruch in einer Predigt vor 80 Jahren (1934 in der Zionskirche in Bethel): "Hier haben wir ein kurzes bekennendes Wort aus der Gemeinde Jesu, das von allem Formelhaften, Gesetzlichen und Starren völlig frei ist. Es springt... auf wie eine frische Quelle am Weg, wie eine Blüte, die sich unerwartet schnell und herrlich im Sonnenschein entfaltet.... Dass Jesus Christus heute der Gleiche ist, wie er gestern war, d. h. wie er vor zweitausend Jahren in Galiläa und Jerusalem, auf Golgatha und am Ostermorgen gewesen ist. So wie er damals geredet hat, so spricht er heute ..." Eine Aussage von solch großer Verlässlichkeit erweckt Vertrauen bei uns Menschen, Vertrauen in eine Zukunft, die von Gott begleitet sein wird.
„Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade...“
Mancherlei und fremde Lehren - aus dem Zusammenhang geht nicht hervor, um welche es sich handelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Verfasser des Hebräerbriefes die Gemeinde dazu aufrufen will, sich allem Fremden zu verschließen oder dass er sogar der Intoleranz das Wort redet. Vielmehr scheint er Lehren und Anschauungen abzulehnen, die Jesus, seiner Lehre und seinem Wirken die Bedeutung nehmen wollen. Seine Predigt vom Reich Gottes und Gottes Gerechtigkeit in Gemeinschaft, Frieden und Liebe bleibt unsere große Herausforderung. Uns danach auszurichten, was Jesus lehrte und lebte, tut uns gut. Nicht starre Regeln sind gefragt, sondern das „feste Herz“, das den Lebensstrom fließen lässt, beharrlich überall Lebensnahrung hinbringt wie Liebe, Anteil nehmende Zuwendung, Hilfe. Konzentriere dich auf den innersten Kern, das Herz der Lehre Jesu, dadurch kann die Jahreslosung für 2014 wie eine Antwort über dem Neuen Jahr stehen: „GOTT nahe zu sein, ist mein Glück“ (Psalm 73,28; hier kann die Jahreslosung von einem Chor und/oder der Gemeinde angestimmt werden, etwa in der Vertonung von Heinz Janssen, veröffentlicht in www.predigtforum.de).
II.
„...denn es ist kein köstlich Ding, dass das Herz fest werde“
"Manches Herz ist nicht "fest", sondern erschüttert, verzweifelt, verbittert, trostlos tief verwundet. Oder versteinert, starr und kalt unter Schlägen des Schicksals. Das Herz hat aufgehört zu lieben, zu glauben und zu hoffen, dabei ist es zwar hart geworden, jedoch nicht durch Gnade. Hart werden manche auch unter der Macht des Gestern. Auch im Leben der Völker kommt es mit unter dazu, dass längst tot geglaubte Gespenster sich wieder regen. Alte Schuld wird ausgegraben... – Es gibt Zeiten, in denen unser Herz so verletzlich ist, dass es unmöglich "fest“ werden kann und umso mehr Schutz braucht.
Orgelchoral EG 58,6 „Ach Hüter unsres Lebens“
„... denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.“ Das Wort „Gnade“ bedeutet im biblischen Sinn etwas Anderes als es der derzeitige russische Machthaber in diesen Tagen gebraucht bzw. von ihm ausgesagt wird. Gott wendet uns sein Herz zu, bleibt uns treu und zuverlässig verbunden, „Gnade“ meint seine umfassende innige „Solidarität“ mit uns. Diese Seine Art der Zuwendung "befestigt" das Herz. Das "feste Herz" hat nichts mit Sturheit zu tun. Gottes Gnade gibt mir „ein festes Herz, mach(t) es fest in Ihm / Dir“ (EG 644, Regionalteil Baden, Elsass und Lothringen, Pfalz). Jetzt kann ich Freundlichkeit, Güte, Liebe verströmen lassen, kann von Herzen schenken und mich anderen zuwenden.
Orgelchoral zu EG 644,1 „Gib mir ein festes Herz“
Jesus hat die Grenzen überschreitenden Güte und Liebe Gottes in unsere Welt hineingerufen, sie zu den Menschen gebracht und sie gelebt. "Barmherzig und gnädig ist Gott, geduldig und von großer Güte", singt die israelitisch-jüdische Gemeinde, „unsere älteren Schwestern und Brüder“, im 103.Psalm, und wir dürfen mit einstimmen. Gott wendet sich uns von Herzen zu, wir müssen Seine Zuwendung nicht verdienen. Es ist sein Angebot, uns zu helfen, uns beizustehen, mit uns zu gehen. Jedem Menschen in seiner persönlichen Lebenssituation ist Gott nahe, ebenso wie der Familie, der Gemeinde, dem Volk, jedem Lebensbereich, in dem wir uns zusammenfinden.
Orgelchoral EG 347,1 „Ach bleib mit deiner Gnade“
III.
Gottes Gnade, sein Mitgehen an unserer Seite, können wir vielfältig erleben, z. B., wenn nach einem Unfall die Beteiligten vor dem Schlimmsten und vor gesundheitlichen Schäden bewahrt blieben, in Naturkatastrophen, bei Genesung von einer schweren Krankheit oder im Annehmenkönnen einer unheilbaren Krankheit; wenn wir Kinder gut heranwachsen sehen, in der Erfahrung, geliebt zu werden und lieben zu können, vielleicht auch so: Der Mathematiker Carl Friedrich Gauß beschreibt, wie sich für ihn das Problem der Vorzeichenbestimmung löste, heute bekannt als "Gaußsche Summen": "Seit 4 Jahren wird selten eine Woche hingegangen sein, wo ich nicht einen oder den anderen vergeblichen Versuch, diesen Knoten zu lösen , gemacht hätte... Endlich vor ein paar Tagen ist's gelungen, aber nicht meinem mühsamen Suchen, sondern bloß durch die Gnade Gottes, möchte ich sagen: Wie der Blitz einschlägt, hat sich das Rätsel gelöst“.
Die Gnade für die Zukunft, die wir ersehnen, um die wir beten, ist der Friede. "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens". Diese Engelsbotschaft, welche die Mitte des Weihnachtsevangeliums bildet, soll uns in den Ohren und Herzen nachklingen und uns im Neuen Jahr leiten. Was in der Welt an Unfriede geschieht, darf jetzt nicht als schicksalhaft hingenommen werden. Es gilt, Zeichen des Friedens zu setzen, im Namen der Menschlichkeit, im Namen Gottes und in Jesu Namen. Gott hat die Menschen nicht gegeneinander, sondern füreinander geschaffen. Wir sind Menschen seines Wohlgefallens. Dass wir Menschen doch lernen, miteinander zu leben, Konflikte im persönlichen wie gesellschaftlichen Bereich fair, gerecht und ohne Gewalt zu lösen. Wir haben Vorbilder, ich nenne nur Gandhi, Albert Schweitzer, Martin Luther King und in diesem Jahr besonders Nelson Mandela. Sich von dem anderen Menschen nicht abwenden, sondern sich ihm zuwenden, ihn annehmen, verstehen. Jede Art von Terrorismus, Fanatismus, auch religiöser Fanatismus, Gewalt, kriegerische Auseinandersetzung, alles menschenverachtende und schöpfungsfeindliche Handeln, haben mit dem „festen Herzen“ nichts zu tun, solche Gesinnung darf in unserem Herzen keinen Platz einnehmen und sich nicht darin einrichten.
Orgelchoral EG 58,11 „…laß Großen und auch Kleinen die Gnadensonne scheinen“
IV.
Es ist die Lehre, das Beispiel (Johannes 13,15!) und die Hingabe Jesu für uns, was uns im Neuen Jahr helfen will, es gut zu bestehen. Jesu beispielhaftes Leben im Einklang mit Gott und seinen Geboten ist keine religiöse Droge zur Weltflucht, um von persönlichen und weltweiten Schwierigkeiten wegzusehen. Es fordert uns vielmehr heraus, mit Herz und Verstand zu handeln, voller Vertrauen auf den gnädigen Gott, beherzt, die Konflikte und die Not anzuschauen, nicht vorüber zu
gehen, sondern stehen zu bleiben, um zu helfen, mitzugehen, um einander zu begleiten und miteinander weiter zu gehen. So sehen Wege des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe aus.
"Menschen des Weges" - so lautet eine der ältesten Bezeichnungen für die Christen. Es ist der Weg, den Gott uns durch Jesus von Nazareth, seinen Christus / Messias, weist.
„Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ –
in der Sprachwelt der Antike war diese Drei-Zeiten-Wendung geläufig, um die besondere Bedeutung einer Person anzusagen. Jesus - dieser Name steht dafür, dass Gott seine geliebte Welt nicht aufgibt. Gott weiß Mittel und Wege, mit dem, was gestern war und heute ist, an unserer Seite weiter zu gehen. Auch das Neue Jahr 2014 ist Zeit seiner Gnade.
„Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure / unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus“ (Philipper 4,7).
Zur Liturgie:
Introituspsalm: Psalm 103
Gnadenspruch: Psalm 103,8
Lied EG 58 „Nun laßt uns gehen“
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Der Vorhang ist offen - Predigt zu Hebräer 10, 19-25 von Reiner Kalmbach
Der Vorhang ist offen!
In unseren Gottesdiensten, in der Liturgie und vor allem von der Kanzel aus, werfen wir des Öfteren mit Begriffen um uns, die nur von Insidern verstanden werden, und selbst diese haben manchmal Probleme sie in die aktuelle Wirklichkeit zu übertragen. Worte, Formeln an denen der Staub von Jahrhunderten klebt. Gottesdienste vorbereitet für Menschen die buchstäblich im Kirchenschiff aufgewachsen sind. Was aber, wenn jemand (zufällig?) durch die (offene) Tür hereinkommt, der dies alles nicht kennt, der vielleicht auf der Suche ist, der gerne dazugehören möchte...?
Diese Predigt entsteht im extremen Süden Argentiniens, dort wo man es „Patagonien“ nennt, dort wo die Menschen die zu unseren Gottesdiensten kommen, rein gar nichts mit Begriffen anfangen können, die irgendwann einmal in den Tiefen der Kirchengeschichte entstanden sind. Eine Kirche die sich, um nicht von ihr verschluckt zu werden, der Welt geöffnet hat, eine Kirche die in letzter Zeit immer wieder die eine Frage stellt: weshalb existieren wir eigentlich?, wie können wir diese Existenz rechtfertigen? Die christliche Kirche, und damit die christliche Gemeinde, ist für die Menschen da, in ihr soll die Welt sehen woher sie kommt und nach wessen Pfeife sie tanzt. In anderen Worten: die Kirche existiert nicht um ihrer selbst Willen, sondern um...Gottes Willen..., und damit um der Menschen Willen...
Das Wort das uns für heute gegeben ist, gehört zu jenen die erst einmal übersetzt sein wollen. Wir lesen und hören Worte die wir nicht verstehen können, ihre Bedeutung verbirgt sich..., ja wie hinter einem dicken und schweren Vorhang. Gleichzeitig erwacht in uns der Wunsch, vielleicht sogar eine Art Sehnsucht, zu „sehen“, was sich hinter dem Vorhang verbirgt.
Dieses Wort steht im Brief an die Hebräer, im 10. Kapitel, die Verse 19 bis 25
(Textlesung)
Der geschlossene Vorhang
Das ist wie im Theater: die Sitzreihen füllen sich, noch hört man Gemurmel, dann wird es langsam dunkler, das Gemurmel leiser..., die Lichter erlöschen vollends und dann..., Stille, die Spannung steigt...
Eigentlich könnte es jetzt losgehen, der Vorhang zur Seite gezogen..., aber vorläufig geschieht noch nichts, man hört vereinzeltes Hüsteln... Das ist mir einmal passiert, wir sassen gute fünfzehn Minuten..., im dunkeln...und in der Stille. Später erfuhren wir, dass man hinter den Kulissen auf den Hauptdarsteller wartete, er hatte verschlafen.
Auch hier und heute gibt es einen Hauptdarsteller, ohne ihn geht es einfach nicht. Das Stück spielt im Alten Testament, nein, eigentlich stimmt das nicht, so kann man es nicht sagen... In den Gedanken der Menschen an die dieser Brief (an die Hebräer) gerichtet ist, lebt das Alte Testament weiter. Und das, obwohl sie jetzt Christen sind. Es ist eben schwer, sich von Altbewährtem zu lösen. Was man mir von Kindesbeinen beigebracht hat, das vergesse ich nie, es ist ein Teil von mir geworden. Ich lebe ungefähr 15.000 km von meinem Elternhaus entfernt, habe manche der hiesigen Lebensgewohnheiten lieben und schätzen gelernt..., und dennoch bin und bleibe ich Schwabe, und das mit Stolz (aber das ist ein anderes Thema).
Der Verfasser des Briefes will es seinen Lesern und Hörern leicht machen. Er knüpft da an, wo sie sich auskennen, eben in der Welt des Altes Testaments. Für sie gibt es keinen direkten Zugang zu Gott, das ist undenkbar! Aber eben diese uralte Glaubenserfahrung hat ihnen den Zugang zu dem ermöglicht, was sich hinter dem Vorhang befindet. So wie der Brief zu ihnen spricht, verstehen sie sofort...
Seit der Mensch existiert sucht er einen Zugang zum Göttlichen. Dass ihm dies verwehrt ist, spürt er sehr schnell. Gott, oder eben das was er für Gott hält, oder dazu ernannt hat, ist einfach zu weit weg, zu gross, zu mächtig, zu furchtbar, als dass man sich ihm, einfach so, nähern könnte. Also braucht´s „Vermittler“, Menschen die über besondere Gaben verfügen, Menschen die zu Vermittlern ernannt, auserwählt, berufen sind. Nur sie und nur sie haben Zugang zum „Allerheiligsten“. Diese Priester, besser gesagt, „Hohepriester“ haben natürlich sehr viel Macht, manchmal sogar politische Macht.
Um es ganz klar zu sagen: so hat Religion immer schon funktioniert.
In unserem Abschnitt wird das Bild des Tempels in Jerusalem beschrieben, seine Unterteilung in Räume die den Gläubigen zugänglich waren, und solche die nur den Priestern vorbehalten blieben. Und dann das Bild des Vorhangs, der die „weltliche“ Welt von der „jenseitigen“ trennt, dem „Allerheiligsten“. Kein Normalsterblicher hatte je Zugang zu diesem Geheimnis. Denn dieses Geheimnis war Gott, der Unnahbare, der Gewaltige, der Allmächtige...
Und der Mensch?, um diesem Gott gerecht zu werden, muss er seine Gebote erfüllen, er bringt Opfer, strengt sich ein Leben lang an, ein „guter“ Jude, ein guter Christ, ein guter Moslem, ein guter...zu sein..., er versucht den Willen dieses Gottes zu ergründen...Trotzdem, trotz aller Anstrengung, auch wenn er vor der Welt und vor Gott eine reine Weste vorzeigen kann, zwischen ihm und diesem Gott ist der Vorhang.
Wenn ich nun unsere gesellschaftliche Wirklichkeit anschaue, ganz besonders hier in Lateinamerika, dann stelle ich fest, dass wir von diesem Denken so weit gar nicht entfernt sind.
Und gerade deshalb ist dieser Brief an uns gerichtet.
Der Vorhang ist gefallen
Jesus wird uns als der wahre Hohepriester vorgestellt. In ihm offenbart sich der „Unterschied“, in ihm löst sich das Bisherige auf, um etwas Neuem Raum zu geben. Jesus erscheint in der Geschichte der Menschheit, auf der Bühne der Menschheitsgeschichte, und zieht der Vorhang zur Seite. Und nun ruft er uns zu: „...kommt, es ist alles bereit!“, er nimmt uns an der Hand und zusammen mit ihm durchschreiten wir die bisher unbetretbaren Räume. Nichts trennt uns mehr vom Allerheiligsten, die Eintrittsbedingungen sind längst erfüllt, der Hauptdarsteller „riss“ den Himmel für uns auf.
Das Kreuz ist unsere Eintrittskarte, ER hat sie für uns bezahlt, wir konnten, wir mussten nichts dazu legen. Auch das ist „religiöse“ Sprache, aber wir spüren, um was es geht, jeder muss es für sich selbst übersetzen: Jesus ist mein Hohepriester, mit ihm zusammen darf ich die geheimnisschweren, einst dunklen Räume durchschreiten, sie sind jetzt von einem hellen Licht durchflutet..., keine Schatten mehr..., an Jesu Hand spüre ich die Gegenwart Gottes.
Und wenn wir gerade vom „an der Hand nehmen“ sprechen: in unserer Gemeinde leben wir dies ganz konkret mitten im Gottesdienst und an jedem Sonntag. Beim Gebet nehmen wir uns an der Hand, wir stehen in der Gemeinschaft mit Gott und mit unserem Nächsten. Der Brief ist an eine Gemeinde geschrieben, die Gemeinschaft derer die nicht (mehr) demütig und respektvoll vor dem Vorhang Abstand hält, sondern Menschen die sich in einem Raum zusammenfinden, um die Anwesenheit Gottes zu feiern. ER mitten unter ihnen, nicht die hier und ER dort, sondern eben Gemeinschaft. Der Glaube lebt von Erfahrungen im Hier und im Jetzt. Entweder ist Gott bei uns, mit uns, oder es bleibt alles leeres Geschwätz, Ritus.
Denn es ist ja nicht so, dass wir den Vorhang zur Seite gezogen hätten, ER hat es getan, ER hat sich uns offenbart, sich uns gezeigt..., weil er bei uns sein wollte. Ja, es ist noch viel stärker, noch viel tiefer!, wir können nichts tun, um zu ihm zu kommen, jeglicher Versuch ist zum scheitern verurteilt. Martin Luther hat das in seinem eigenen Christenleben durchgemacht und viele von uns versuchen dies immer und immer wieder..., „der Himmel kann doch nicht umsonst sein..., ich muss doch etwas dazu tun...!“
ER kommt zu uns! Dies ist die Botschaft die uns diese Zeit, die wir heute beginnen, nahebringen will.
Für viele Menschen existiert immer noch der schwere und dunkle Vorhang. Sie sehen und spüren ihn in sich drin....Vielleicht sieht man deshalb in den Gottesdiensten so viele ernste Gesichter und so wenige die Freude, Hoffnung und Liebe ausstrahlen...
Advent will uns helfen zu entdecken, mit allen Sinnen zu „sehen“, dass da nichts mehr ist, was uns trennt..., mich...von Gott.
Heute beginnt für uns ein Rundgang durchs Allerheiligste. Wir bestaunen die Räume, werden immer stiller, langsam erkennen wir, langsam gewöhnen wir uns an das Licht das immer heller wird.
Und dann kommen wir an, und dann sehen wir...die Krippe.
Amen.
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Predigt zu Hebräer 10, 19-25 von Monika Waldeck
19 Brüder und Schwestern!
Durch das Blut, das Jesus vergossen hat, haben wir freien Zugang zum Heiligtum.
20 Diesen Zugang hat er eröffnet,
indem er uns einen Weg durch den Vorhang frei gemacht hat.
Es ist ein neuer Weg für unser Leben,
derselbe den Jesus als Mensch gegangen ist.
21 Und wir haben einen Priester von einzigartiger Bedeutung,
der über das Haus Gottes gestellt ist.
22 Wir wollen also vor Gott treten
mit wahrhaftigem Herzen und voller Glaubensgewissheit.
Denn unsere Herzen sind besprengt worden
zur Reinigung von dem,
was unser Gewissen belastet hat.
Und unser Leib wurde in reinem Wasser gebadet.
23 Wir wollen an dem Bekenntnis zur unerschütterlichen Hoffnung festhalten.
Denn Gott ist treu, auf dessen Versprechen sie beruht.
24 Und wir wollen uns umeinander kümmern
und uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anspornen.
25 Deshalb sollen wir unsere Gemeindeversammlungen nicht verlassen,
wie es manchen zur Gewohnheit geworden ist.
Vielmehr sollen wir uns gegenseitig Mut machen.
Und das umso mehr, als ihr doch seht, dass der Tag schon anbricht.(1)
Einen Rabbi fragten seine Schüler: Meister, wo wohnt Gott?
Was sagt ihr? fragte der Rabbi zurück.
Und sie sagten: Wohnt Gott nicht überall? Ist nicht die ganze Welt seiner Herrlichkeit voll?
Der Meister schüttelte den Kopf:
Gott wohnt, sprach er, wo man ihn einlässt. (2)
Wo wohnt Gott?
Bis zum 1. Jahrhundert, bevor der Tempel in Jerusalem durch die Römer zerstört wurde, war allen Gläubigen klar, dass Gott dort wohnt.
Dort im Allerheiligsten, dem innersten Raum des Tempels, der durch einen riesigen kostbaren Vorhang von den anderen Räumen getrennt war.
Nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester nach ausgiebigen Reinigungsritualen den Vorhang beiseiteschieben und sich der Wohnung Gottes nähern.
Ein normaler Mensch würde die furchtbare, machtvolle Größe und Heiligkeit Gottes nicht aushalten.
Diese Bilder sind es, die der Verfasser des Hebräerbriefes im Kopf hat, als er die Worte unseres Textes schreibt.
Mit ihnen möchte er den Christen in seiner Zeit, die ihren Glauben in Frage stellen, Mut machen:
„Brüder und Schwestern!“ ruft er eindringlich.
„Durch das Blut, das Jesus vergossen hat, haben wir freien Zugang zum Heiligtum. Diesen Zugang hat er eröffnet, indem er uns einen Weg durch den Vorhang frei gemacht hat.
Es ist ein neuer Weg für unser Leben, derselbe, den Jesus als Mensch gegangen ist…“
Seit Gott seinen Sohn in die Welt geschickt hat, ist der Zugang zu Gott frei, für jeden und jede von uns.
Es braucht keine jährlichen Reinigungsrituale mehr, keinen besonderen Priester, der zwischen Gott und Mensch vermitteln muss.
Denn Jesus selbst lässt uns mitten in das Allerheiligste gelangen, ohne Bedingungen.
Weil Gott Mensch geworden ist, ist der Weg ist frei.
„Gott wohnt, wo man ihn einlässt.“
Wir feiern heute den 1. Advent.
Vier Wochen sind uns geschenkt, uns auf die Ankunft Gottes in der Welt vorzubereiten.
Und bis dahin jeden Tag eine Tür, die geöffnet werden kann.
Wie kommen Sie, wie komme ich in Kontakt zu ihm, wie können wir ihn einlassen in unser Leben?
Eine Frau erzählt mir von ihren Erfahrungen:
„Ich rede mit Gott. Eigentlich schon immer. Unkompliziert, direkt und ohne Scheu.
Ich denke gar nicht daran, dass es Gott ist, der alles geschaffen hat, der alles Leben in seiner Hand hält, der allmächtig ist.
Ich müsste mir doch ganz klein und unwichtig vorkommen.
Tue ich aber nicht, ich spreche einfach mit ihm wie mit einem Menschen.
Besonders oft nachts, so zwischen 2 und 3 Uhr.
Da ist es manchmal vorbei mit dem Schlaf. Dann rede ich mit Gott und ich bin sicher, er hört mir zu.
Und er antwortet mir oft.
Manchmal klären sich Dinge, mit denen ich mich schon tagelang herumschlage.
Ich erzähle ihm auch von den Menschen, um die ich mich sorge, meine Familie und andere, die mir in meinem Beruf begegnen oder von denen ich höre.
Nachts denke ich intensiver an sie als tagsüber und ich erzähle es Gott.
Ebenso wie das, wofür ich dankbar bin.
Dass mein Mann wieder gesund aus dem Krankenhaus entlassen wurde, z.B.
Ich weiß, dass er, Gott, da seine Hand im Spiel hatte.
In der Krisenzeit vorher hatte ich so viele Zweifel, besonders an Gott.
Auch das kann ich ihm sagen.
Ich fühle mich in solchen Gesprächen nahe bei ihm, sie helfen mir.“
„Gott wohnt, wo man ihn einlässt.“
Dieses Gespräch wirkt auf mich wie ein Gebet.
Vielleicht erinnert es Sie an eigene Begegnungen mit Gott.
Unter anderen Umständen, zu anderen Zeiten und an anderen Orten.
Möglicherweise haben Sie auch die Erfahrung gemacht, dass es gut tut, in einer Lebenskrise mit ihm zu sprechen, ihn zu bitten, zu ihm zu beten.
Vielleicht haben Sie erlebt, dass es geholfen hat, sich mit seinem Schicksal in die Hände Gottes zu geben.
Manchmal kann es dagegen sein, dass Gott weit weg scheint, es schwer oder unmöglich ist, ihm völlig zu vertrauen.
Wenn mir jemand unrecht tut und ich aus meiner Wut oder Verzweiflung nicht herauskomme.
Wenn ich selbst jemanden verletzt habe und mich deswegen schäme, ohne es mir eingestehen zu können.
Wenn ein äußeres Schicksal mich lähmt und die Kräfte raubt.
In solchen Zeiten scheint Gott manchmal grausam und ungerecht zu sein.
Und oft genug stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, an ihn zu glauben, der so viel Elend in der Welt und in unserem persönlichen Leben zulässt.
Es gibt Viele, die diesen Schluss ziehen.
Sogar manche Hirnforscher meinen, dass Glaubenserfahrungen im vorderen Schläfenlappen entstehen und ihre Auswirkungen dort gemessen werden können, Gott also nur eine Art Sinnestäuschung sei.
Allerdings ist die Bedeutung des Glaubens für das Leben von Menschen selbst dort nicht zu finden.
Ein Religionswissenschaftler Michael Blume folgert deshalb: „Neurologen auf der Suche nach Gott sind wie Leute, die den Fernseher aufschrauben auf der Suche nach dem Nachrichtensprecher.“ (3)
Ich denke, es macht unser Menschsein aus, dass wir manchmal mit dem Gefühl der Abwesenheit Gottes leben müssen.
Dass wir ihn nicht immer einlassen in unser Leben.
Dass wir begrenzte Wesen sind, endlich in unserer Lebenszeit, begrenzt in unserem Wissen, vielen Gefahren ausgesetzt und oft genug mit uns selbst und den Menschen um uns überfordert.
„Gott wohnt, wo man ihn einlässt.“
Der Schreiber des Hebräerbriefes ermutigt in einer Situation, in der der Glaube zu schwinden droht, seine Gemeinde:
„Wir wollen an dem Bekenntnis zur unerschütterlichen Hoffnung festhalten.
Denn Gott ist treu, auf dessen Versprechen sie beruht.
Und wir wollen uns umeinander kümmern
und uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anspornen…“
Wir können etwas tun, um Gott bei uns einzulassen, schlägt der Schreiber des Hebräerbriefes vor.
Drei Dinge:
-an der Hoffnung festhalten;
-achtsam miteinander umgehen;
-uns zur Liebe und guten Taten anspornen.
Und hier löst sich die Frage, warum dieses Bibelwort am Anfang der Adventszeit steht.
Der Advent will unsere Hoffnung, unsere Lebenskraft stärken.
Gott selbst schenkt sie uns, denn sein Sohn wird Weihnachten als Mensch geboren.
Auch, wenn wir uns selbst manchmal kraftlos fühlen, Gott ist treu, er steht zu seinem Versprechen.
Aus dieser Hoffnung heraus können wir achtsam miteinander umgehen.
In letzter Zeit ist „Achtsamkeit“ ein Modewort in den Medien und der Psychologie geworden als Reaktion auf Sichtweise, die den Menschen immer mehr darauf reduziert, wie er ökonomisch von Nutzen sein kann.
Achtsamkeit meint, dass ich einen anderen Menschen in seiner eigenen Welt zu verstehen suche, ihn nicht meinen Vorstellungen und Wünschen unterordne. Der Glaube lehrt, unseren Mitmenschen respektvoll und wertschätzend zu begegnen, weil Gott uns liebt.
Aus dieser Haltung heraus sollen wir uns zu guten Taten anspornen, sagt der Hebräerbrief.
Advent ist die Zeit, in der gute Taten Hochkonjunktur haben. Im persönlichen Bereich, im karitativen und sozialen Engagement. In der Adventszeit erinnern wir uns an die Menschen, die größere Not leiden als wir. Und von ihnen gibt es viele, hier und weltweit.
Dazu ist es gut, nicht allein zu sein, das wussten die Christen schon immer. Wir brauchen einander, in der Familie, in der Gemeinde, in unserem Gemeinwesen.
Das stärkt den Mut, aus unserem Glauben an die verändernde Kraft des Christus zu handeln.
„Gott wohnt, wo man ihn einlässt.“
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in der kommenden Adventszeit Ihre ganz persönlichen Türen finden, durch die Sie Gott bei sich einlassen mögen.
Amen.
Nach der Übersetzung der Basisbibel, Stuttgart 2010
Predigtstudien zur Perikopenreihe VI, 1.Halbband, Stuttgart 1995, S.14
http://www.pm-magazin.de/a/wohnt-gott-unserem-gehirn
(Zugriff vom 22.11.2013)